»Ästhetik« (das. 1859, 2 Bde.; 3. Aufl.
1884) und »Die
Kunst im Zusammenhang der Kulturentwickelung und dieIdeale der Menschheit« (das. 1863-74, 5 Bde.; 3. Aufl. 1876 ff.),
abgefaßt. Von dem letztgenannten reichhaltigen und groß angelegten Werk umfaßt der erste
Band
[* 2] das orientalische
Altertum,
der zweite
Hellas und
Rom,
[* 3] der dritte das morgen- und abendländische
Mittelalter, der vierte das
Zeitalter der
Renaissance und
der fünfte die Neuzeit in
Religion und
Weisheit,
Kunst und
Dichtung.
»Abälard
und
Heloise« (das. 1843; 2. Aufl.,
Gießen
[* 5] 1853) und erläuterte
KaulbachsShakespeare-Galerie (Berl. 1856-58).
Als feinsinniger Sammler hat er in seinem »Erbauungsbuch für Denkende«
(Frankf. 1858),
als warm fehlender nationaler
Politiker in seinem »Charakterbild
Cromwells« (1851) und in seiner
Rede Ȇber
die sittliche
Weltordnung«
(Münch. 1870) sich hervorgethan. Er schrieb noch: »Deutsche
[* 6] Geisteshelden im Elsaß«
(Münch. 1871);
Als
Dichter
ist er mit einer seiner
Frau, einer Tochter von J. ^[Justus] v.
Liebig, gewidmeten Sammlung
Poesien unter demTitel:
»Agnes« (Leipz. 1883) aufgetreten, die unter anderm
Fragmente eines
Epos: »Muhamed«, und das schon 1849
(Gießen) erschienene
Gedicht »Die letzte
Nacht der
Girondisten« enthält.
de losCondes, Bezirksstadt in der span.
ProvinzPalencia, links am Carrion, einem rechten
Nebenfluß des
Pisuerga, mit (1878) 3147 Einw., welche vorzüglichen
Wein bauen.
alto,Stadt in der
ProvinzAtacama in
Chile,
[* 10] mit (1875) 3681 Einw. Dabei Carrizal bajo, Hafenstadt,
unter 28° 6' südl.
Br., mit Ausfuhr von
Kupfer
[* 11] und (1875) 1041 Einw.
Der Carroccio war ein großer, vierräderiger, rot gefärbter
Wagen, der von 2-4
Stieren gezogen wurde. Auf der Mitte desselben war
ein rot bemalter Baumstamm errichtet mit einem goldenen Apfel an der
Spitze, an welchem die Stadtfahne wie ein großes
Segel
befestigt war. Eine Anzahl bewährter
Streiter und ein
Priester bildeten das
Geleit. So stellte der Carroccio gleichsam
das
Palladium der Stadt vor, und sein Verlust galt für eine unauslöschliche Schmach. So ging z. B.
der mailändische Carroccio 1162 bei der
Übergabe der Stadt an
Friedrich I. und 1237 in der
Schlacht von
Cortenuova verloren.
Vgl.
Jähns, Geschichte des Kriegswesens (Berl. 1880).
Stadt in der ital.
ProvinzAquila,
Kreis
[* 14]
Avezzano, mit alter
Burg, Stadthaus und (1881) 1448 Einw. Carsoli ist das
alte Carseoli, eine Stadt der
Äquer an der Valerischen
Straße, von der man weiter abwärts nochSpuren
findet.
City (spr. ssitti),Hauptstadt des nordamerikan.
StaatsNevada, liegt am östlichen Abhang der
Sierra Nevada, im
Silbergrubenbezirk Washoe, nahe dem Carsonfluß, 1400 m ü. M., und hat nur (1880) 4229 Einw.
Der
Ort wurde 1856 gegründet und
Kitt
(Christopher) Carson zu
Ehren genannt, der, 1809 geboren, viele Jahre inGesellschaft
von Trappern in der Wildnis lebte,
Fremont auf seiner Forschungsreise begleitete und 1868 starb.
Kaum war indes die Lehrzeit vorüber, so ging er nach kurzem Aufenthalt in
Schleswig 1776 nach
Kopenhagen
[* 18] und begann hier seine
vorwiegend autodidaktischen
Studien, da ihm das akademische
Treiben nicht zusagte. Die dortige Gipssammlung bot ihm mehr Anleitung
als der
Unterricht der
Professoren, wenn er auch zum
Zweck der Erlangung eines Reisestipendiums die
Akademie
besuchte.
Da er wegen Auflehnung gegen die
Professoren von derselben ausgeschlossen wurde, arbeitete er ganz für sich, durch
Rötelporträte den Unterhalt und die
Mittel zu einer
Reise nach
Italien
[* 19]
¶
Auch hier waren während eines Aufenthalts von zwei JahrenWasser und Brot
[* 25] nicht selten seine einzige Nahrung, bis ihm seine
große Komposition: der Sturz der Engel, eine mit Sorgfalt ausgeführte Federzeichnung, eine Professur an der
Akademie, vom Minister v. Heinitz Aufträge zur Dekoration eines Saals im jetzt Blücherschen Haus am Pariser Platz, wo sie jedoch
neuerlich zerstört worden sind, während sich einige Grisaille-Deckenmalereien im Schloß erhalten haben, und auf zwei Jahre
einen Gehalt von je 450 Thlr. zu einer Reise nach Rom eintrug. Im J. 1792 kam er, nach kurzem Aufenthalt zu Florenz,
[* 26] in der Weltstadt
an. Er wählte Michelangelo und Raffael zu seinen Vorbildern, neigte sich aber in der Folge mehr zu dem letztern. In Rom erregte
der Kunstschlendrian seiner Landsleute seinen derben Tadel, und dieser rief dagegen auf ihrer Seite Feindschaft
und absprechendes Urteil über seine Leistungen hervor.
Desto ehrenvollen Beifall zollten ihm römische und andre Künstler. Eine Kunstausstellung eigner Werke im April 1795, zu welcher
er das Publikum durch eine öffentliche Anzeige eingeladen hatte, fiel für den Künstler über alle Erwartungen
günstig aus. Dagegen geriet er mit der Berliner
[* 27] Akademie, welche seine Rückkehr verlangte, in Differenzen, da er erklärte,
deren Verlangen nicht nachkommen zu können, indem er nur in Rom seine weitere Ausbildung zu bewirken vermöge.
Dies führte zum Bruch unter peinlichen Korrespondenzen, in welchen er sogar zur Rückzahlung der genossenen
Pension angehalten ward. Indes schuf der Künstler eifrig, jedoch ohne materiellen Erfolg, weiter, bis ihn im äußersten Elend der
Tod ereilte. Während das Hauptverdienst der meisten damaligen Kunstwerke in Vermeidung einzelner Fehler und in sorgfältiger
Ausführung einzelner Teile nach dem Modell und Gliedermann bestand, zeichneten sich Carstens' Werke durch treffliche
Auffassung des dargestellten Gegenstandes und durch die Gesamtkomposition aus.
Die Ölmalerei hat er zu spät begonnen, um etwas Bedeutendes darin zu stande zu bringen, und zur Ausübung der Freskomalerei,
die seinem Geist wohl am angemessensten gewesen wäre, bot sich ihm keine weitere Gelegenheit. Daher kann
er nur nach seinen Zeichnungen und Aquarellen beurteilt werden. In ihnen offenbaren sich außerordentliches Leben und Sinn für
Stil und Schönheit wie kaum bei einem Akademiker der damaligen Zeit. Trotz all der Gegner, die er fand, machte sich erst durch
seine Anregung ein lebendigerer Geist unter den deutschen Künstlern in Rom geltend, wie denn überhaupt
er und Thorwaldsen, der sich an ihm heranbildete, die Wiederherstellung der Kunst im Anfang unsers Jahrhunderts bewirkten.
Die Mehrzahl seiner Zeichnungen ist von W. Müller u. a. gestochen und in 2. Auflage von Riegel in zwei Bänden
(Leipz. 1869 u. 1874) herausgegeben worden. Ein dritter Band (Leipz. 1884) enthält die 24 Blätter des Argonautenzugs, teils
von den Platten der Kochschen Stiche gedruckt, teils in Lichtdrucks nach denselben.
1) Bezirksstadt und Festung
[* 31] ersten Ranges in der span. ProvinzMurcia,
[* 32] an einer tiefen Bai des Mittelmeers
[* 33] und
am Ausgangspunkt der Eisenbahn von Albacete (über Murcia), ist von einem starken Festungswall umgeben, hat ein Stadthaus mit
maurischem Portikus und einigen Altertümern, große Militärmagazine, ein Theater
[* 34] und zählt mit den beiden
umfangreichen Vorstädten und dem Stadtgebiet (1884) 77,980 Einw.,
wovon ca. 30,000 auf die eigentliche Stadt kommen. Cartagena ist eins der drei »Departamentos
de la marina« und gleichzeitig Kriegs- und Handelshafen.
Ersterer (La Darsena) befindet sich samt den ungeheuern Werften, Magazinen und Docks des Arsenals am südwestlichen
Rande der Stadt. Im Hintergrund des Hafenbassins thronen aus einem steilen, kahlen Sandsteinhügel die Ruinen eines alten, wahrscheinlich
von den Karthagern stammenden Kastells, und bedeutende neuere Festungswerke umgeben rings die Stadt und schützen den seeartigen
Hafen, der, in hufeisenförmiger Gestalt von felsigen Höhen umschlossen und durch einen breiten Kanal
[* 35] mit
dem Meer in Verbindung stehend, der sicherste und geräumigsteder Pyrenäischen Halbinsel ist.
SeinDurchmesser beträgt über 3 km. Vor dem Eingang liegt die Insel Escombrera. Der Handelsverkehr von Cartagena, welches in regelmäßiger
Dampferverbindung mit den größern spanischen Häfen und mit Marseille
[* 36] steht, hat sich seit Vollendung
der Eisenbahn gehoben; doch dient Cartagena noch gegenwärtig vorzugsweise als Kriegshafen. 1883 sind im ganzen 2609 Schiffe
[* 37] mit 1,123,543
Ton. ein-, resp. ausgelaufen. Die wichtigsten Ausfuhrartikel (Gesamtwert etwa 40 Mill.
Pesetas) sind: silberhaltiges und reines Blei,
[* 38] Silber, Bleierz, Eisenerz, Esparto, Seide,
[* 39] Schafe.
[* 40]
verbunden liegt am Nordabhang des an der Küste streichenden Gebirgszugs (Las Herrerias) im Mittelpunkt des Minendistrikts von
Cartagena die Bezirksstadt La Union mit (1878) 22,122 Einw. und zahlreichen systemlos betriebenen,
im ganzen etwa 10,000 Arbeiter beschäftigenden Blei- und Eisengruben sowie Bleihütten. Auch aus den vom römischen Bergbaubetrieb
verbliebenen Schlacken wird hier Blei gewonnen. Die Produktion beträgt jährlich ca. 36,000 Ton. silberhaltiges
und reines Blei.
Cartagena ist eine Gründung der Karthager und zwar des FeldherrnHasdrubal, von diesem 228 v. Chr. als Carago nova angelegt. Die Stadt
wurde der Hauptwaffenplatz der Karthager und erhob sich unter ihrer Herrschaft zum Mittelpunkt des Handels
zwischen Afrika
[* 44] und Spanien.
[* 45] 210 wurde Cartagena durch Scipio der römischen Herrschaft unterworfen und war Hauptstadt der römischen
Provinz Hispania citerior und Sitz des Prätors bis zur Zeit des Augustus, der die Stadt unter dem NamenColoniaVictrixJulia
zur Kolonie erhob.
Von dem Esparto- oder Ginstergras (Spartum), das in der Gegend in Menge wucherte und auch noch heute die
dürren Berge der Umgegend bedeckt, führte E. den Beinamen Spartaria. Den Stürmen der Völkerwanderung erlag endlich die blühende
Stadt und vermochte sich seitdem nur langsam wieder zu erholen. Am siegte bei Cartagena der nordamerikanische
KommodoreDecatur über die algierische Flotte. Im Februar 1844 erhob sich Cartagena in den Wirren des Bürgerkriegs
und bei dem Drohen einer neuen Reaktion zugleich mit Alicante gegen die Regierung.
Die bedeutendste Rolle spielte aber Cartagena während der anarchischen Zustände 1873. Die föderalistischen Intransigenten, welche
ihren Willen in Madrid
[* 46] nicht durchsetzen konnten, bemächtigten sich 12. Juli der Stadt und des Hafens mit
den Kriegsschiffen und nahmen die ganze Verwaltung in die Hand,
[* 47] um durch ein Schreckensregiment, für welches sogar 1500 Bagnosträflinge
bewaffnet wurden, von aus das übrige Spanien der sozialistischen Föderativrepublik zu unterwerfen.
GeneralContreras trat an die Spitze derJunta, welche 31. JuliAlmeria und 28. Sept. Alieante bombardieren ließ,
um diese Städte zum Anschluß an die Revolution zu zwingen. Das Einschreiten des deutschen KapitänsWerner, das allerdings
nachher von Bismarck inhibiert wurde, und der Engländer, welche den Insurgenten mehrere Schiffe wegnahmen, machte den Seeunternehmungen
ein Ende. Die Belagerung durch die spanischen Regierungstruppen aus der Landseite begann im August 1873,
auf der Seeseite im Oktober, nachdem ein Angriff der Schiffe der Insurgenten auf die spanische Flotte11. Okt. zurückgewiesen worden.
Die Ausfälle der Belagerten, mit wenig Energie unternommen, hatten keinen Erfolg. In der Stadt gingen die Vorräte zur Neige.
Als Dominguez das Fort Atalaya genommen hatte und Übergabe auf Gnade und Ungnade forderte, flüchteten
sich die Junta und die Sträflinge auf der Fregatte Numancia, welche die Blockade durchbrach, nach Algier; die Stadt ergab sich
2) (Cartagena de las Indias) Hauptstadt des StaatsBolivar in der Bundesrepublik Kolumbien,
[* 48] auf einer sandigen
Landzunge gelegen und durch eine Brücke
[* 49] mit der auf einer Insel liegenden Vorstadt Jeremani verbunden. Von den alten Festungswerken
sind nur noch drei den Hafen verteidigende Forts in gutem Zustand. Die Stadt selbst hat zwar enge Straßen mit hohen Häusern,
ist aber gut gebaut und besitzt in ihrer Kathedrale und mehreren andern Kirchen und Klöstern sowie dem
ehemaligen
Haus derInquisition (jetzt Regierungspalais) einige recht stattliche Gebäude.
Ihr Hafen ist geräumig und sicher, wird aber seit Anlage des Freihafens von Sabanilla (s. d.) an der Mündung des Magdalenenflusses
nur noch wenig besucht; neuerdings wurde eine Dampfschiffsverbindung durch den Kanal del Dique mit Honda
am obern Magdalenenstrom eröffnet. Die Stadt selbst bietet ein Bild der Verödung und hatte 1870 nur 7861 Einw. Cartagena hat ein
Colegio (mit drei Fakultäten und Schiffahrtsschule), ein Lehrerseminar, 4 Druckereien, ein Theater und ein Krankenhaus.
[* 50] - Die
Gründung der Stadt erfolgte 1533 durch den SpanierPedro de Heredia. FranzDrake eroberte und verbrannte sie
1585; ein Angriff der Engländer unter AdmiralVernon (1741) wurde dagegen zurückgeschlagen. Nachdem sich im Befreiungskrieg
Cartagena den Insurgenten angeschlossen hatte, zog der spanische General Morillo im August 1815 vor die Stadt und eroberte sie nach
tapferer Gegenwehr nur durch Hunger; fünf Jahre später wurde sie von der spanischen Herrschaft wieder
befreit.
1) Hauptstadt des gleichnamigen Departements im zentralamerikan. StaatCostarica, 975 m hoch, auf einer Hochebene
im S. des stets rauchenden Vulkans von Irazú (3505 m), mit 8000 Einw., meist Kleinhändlern und Landbauern, welche ihre Produkte
nach der 18 km westlich gelegenen Hauptstadt San José bringen. Cartago wurde 1522 gegründet, hatte 1823 noch 23,000 Einw., hat
sich aber seit dem zerstörenden Erdbeben
[* 51] von 1841 nicht wieder erholt. -
2) Stadt im StaatCauca der Bundesrepublik Kolumbien, am Rio
[* 52] Viejo, der 5 km unterhalb in den RioCauca mündet,
und 940 m ü. M., liegt in fruchtbarer Gegend, mit Anbau von Kakao, Tabak
[* 53] und Kaffee, und hat (1870) 7696, 1880 angeblich nur 3000 Einw.
Cartago wurde 1540 gegründet.
1) (spr. kar-)Philip, brit. Seefahrer und Entdeckungsreisender, segelte mit
Wallis
in dessen Expedition zur Erforschung der Südpolargegenden von Plymouth
[* 55] ab, blieb jedoch in der Magelhaensstraße mit seinem
Schiff
[* 56] zurück und setzte seine Entdeckungsreise nun allein fort. Zwar war sein Bemühen, die von Roggeveen entdeckte
Osterinsel aufzufinden, vergeblich; er fand aber die Pitcairninsel und streifte dann den
noch unberührten südlichen Rand der Tuamotu. Er suchte nun nach den Salomoninseln und stieß dabei auf den von den Spaniern
entdeckten SantaCruz-Archipel.
Obgleich er auf der weitern Fahrt im Salomonarchipel die Carteretinseln und die Gowerinsel fand, so berührte
er doch keine der hohen Salomonen, sondern geriet 29. Aug. an die Küste von Neubritannien. Glücklicher als Dampier erkannte er,
daß diese Doppelinsel eine Durchfahrt, den Georgskanal, besitze, worauf er denNamenNeubritannien auf die südliche Insel beschränkte,
die nördliche aber Neuirland nannte. Endlich entdeckte er noch bei seiner Fahrt nach den Philippinen, die
er ¶
Vgl. Hawkesworth, Discoveries in the Southern
hemisphere (Lond. 1773).
2) (spr. kart'reh)AntoineAlfred Désiré, schweizer. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1813 zu
Genf,
[* 58] nahm seit 1841 als eins der Häupter der Radikalen thätigen Anteil an den politischen Bewegungen seiner
Vaterstadt, war 1847 Genfer Tagsatzungsgesandter, 1848 und 1849 Mitglied des schweizerischen Ständerats und 1851-53 des GenferStaatsrats. Nachdem infolge der oppositionellen Stellung, die er innerhalb der radikalen Partei gegen JamesFazy einnahm, seine
politische Bedeutung seit 1853 bedeutend gesunken war, trat er nach FazysSturz wieder an die Spitze derRadikalen, wurde 1869 in den schweizerischen Nationalrat und 1870 wieder in den GenferStaatsrat gewählt. Als Haupt desselben
hat sich Carteret durch energische Bekämpfung der ultramontanen Prätensionen Mermillods sowie als Erziehungsdirektor um die Errichtung
der GenferHochschule verdient gemacht. Carteret ist der Verfasser anmutiger »Fabeln« (2. Aufl., Par. 1873) und
eines Romans: »Deux amis« (Genf
1872, 2 Bde.).
einjährig, 30 bis 60 cm hoch, kahl, mit länglich-eiförmigen,
stachlig gezahnten Blättern, großen, doldenrispigen Köpfen, erst gelben, dann orangefeuerroten Blüten und pappuslosen Früchten,
stammt aus Ägypten,
[* 61] wird 1-1,5 m hoch, befindet sich seit sehr langer Zeit in Kultur und wird noch jetzt
in Indien, China
[* 62] und andern Teilen Asiens, in Ägypten und Südeuropa gebaut; sie findet sich dort überall verwildert, auch
noch in Krain
[* 63] und wird bei uns in Gärten als Zierpflanze gezogen. Die getrockneten Blüten kommen als Saflor
in den Handel;
(spr. -tjeh),Jacques, franz. Seefahrer, geb. wurde vom König
Franz I. von Frankreich mit der Erforschung der westlichen Halbkugel beauftragt und segelte mit zwei Schiffen von
St.-Malo ab. Er entdeckte die Küste von Labrador, von der er im NamenFrankreichsBesitz nahm. Auf einer zweiten
Expedition, die er im Mai 1535 mit drei Schiffen unternahm, segelte er den St. Lorenzstrom hinauf, kam 2. Okt. zu einer Indianeransiedelung,
Hochelaga, der er denNamenMontRoyal gab, und traf im Juli 1536 wieder in der Heimat ein, wo er indessen vergeblich auf die
Wichtigkeit der von ihm entdeckten Gegenden aufmerksam machte. Auf einer dritten Expedition (1541) besuchte
er Hochelaga zum zweitenmal, sah sich aber wegen Mangels an Lebensmitteln bald zur Rückkehr gezwungen. Er lebte seitdem
zurückgezogen in St.-Malo; sein Todesjahr ist unbekannt.
(spr. -tuhsch),LouisDominique, berüchtigter Dieb und Gauner, geb. 1693 zu Paris,
[* 67] Sohn eines Weinschenken,
wurde Anführer einer zahlreichen Bande in und um Paris, über die er die unumschränkteste despotische
Gewalt ausübte, und durch welche Diebstähle und Mordthaten mit immer steigender Frechheit ausgeübt wurden.Kühn trotzte er
der Polizei, von geheimen Freunden allenthalben unterstützt, bis er endlich, von einem seiner Vertrauten verraten, in
einer Schenke ergriffen wurde.
Auf der Folter nannte er weder seinen Namen noch Verbrechen oder Mitschuldige. Das peinliche Parlamentsgericht
verurteilte ihn zum Tode durch das Rad. Erst unmittelbar vor derExekution gestand er alles ein und nannte eine Unzahl von Mitschuldigen,
darunter viele Damen und bekannte Edelleute. Maler, Kupferstecher, Bänkelsänger wetteiferten, seinen Namen zu verewigen. Noch
während des Prozesses brachten ihn Legrand und Riccoboni auf die Bühne.
und die französische Revolution
gab ihm Veranlassung, in dem »Commonwealth in danger« (1795) seine radikalen
politischen Meinungen zu entwickeln. Eifrig agitierte er für Parlamentsreform; wegen seines Anteils an demokratischen Volksversammlungen
entfernte man ihn 1792 von seinem Majorsposten. Nun lebte Cartwright ganz der Politik; seit 1810 hielt er sich
in London
[* 69] auf. Energisch und erfolgreich trat er gegen den Sklavenhandel auf. Nach dem Aufstand in Manchester
[* 70] nahm er an einer
Volksversammlung in Birmingham
[* 71] Anteil, wurde 1821 deshalb der Teilnahme an einer Verschwörung für schuldig erklärt und zu 100 Pfd. Sterl.
Buße verurteilt. Er starb Seine politischen Schriften füllen 52 Bände; aus allen spricht
ein edler Geist, doch in etwas unbehilflichem Gewand.
Vgl. »The life and correspondence of Major Cartwright« (Lond. 1826, 2 Bde.).
bessere Maschine
[* 74] zu stande, die er 1787 und 1788 weiter vervollkommte. Er gründete 1787 eine Weberei zu Doncaster und arbeitete
daselbst mit 20 seiner mechanischen Stühle, welche er seit 1789 durch eine Dampfmaschine
[* 75] trieb. Der Kraftstuhl muß aber den
damaligen praktischen Anforderungen nicht entsprochen haben, denn die Fabrik ging 1793 ein. Im J. 1789 konstruierte
Cartwright eine Flachsbrechmaschine, 1790 eine Flachsschwingmaschine, und 1789-92 nahm er vier Patente für eine Wollkämmmaschine,
ohne aber dieselbe in einen praktisch brauchbaren Zustand bringen zu können. Immerhin war dies der erste Versuch, eine solche
Maschine zu konstruieren. Cartwright hat sich auch bemüht, eine direkt wirkende Dampfmaschine zu entwerfen; er
erfand eine Maschine, welche, von zwei Menschen getreten, bedeutende Lasten schnell fortschafft, und beschäftigte sich auch
mit der Bewegung von Wagen und Schiffen durch Dampf.
[* 76] Durch die Ballade »Armyne and Elvira« erwarb er sich litterarischen Ruf.
L. (Kümmel), Gattung aus der Familie der Umbelliferen,
[* 81] ein- oder mehrjährige, meist kahle Kräuter mit zwei- bis
dreifach gefiederten Blättern, meist sehr schmalen Segmenten, mit oder ohne Hüllen und Hüllchen, mit weißen Blüten und
länglicher, an den Seiten zusammengedrückter Frucht. Etwa 45 Arten in gemäßigten und subtropischen Klimaten. Über die
wichtigste Art, Carum carvi, s. Kümmel.
Carum BulbocastanumKoch (Kastanienkümmel, Erdkastanie), mit aufrechtem, gestreiftem, 60 cm
hohem Stengel,
[* 82] doppelt bis dreifach gefiederten Blättern, zwei- bis dreilappigen Blättchen, linealisch spitzigen Läppchen,
gipfelständiger Dolde und verlängerten, elliptischen Früchten, wächst in Süd- und Westeuropa auf Äckern
und Weinbergen, in Deutschland vorzüglich am Rhein. Die Wurzelknollen (Erdkastanien, Erdnüsse) sind fast nußartig, aber unförmlich,
mit vielen Zasern, braun, inwendig
weiß und mehlig und werden im südlichen Europa
[* 83] gekocht und geröstet wie Kastanien genossen.
Die Samen gebraucht man statt des Kümmels, die jungen Blätter statt der Petersilie.
»Goethe und seine Bedeutung für diese und die künftige Zeit« (Festrede, Dresd. 1849),
dem sich ein größeres Buch unter demselben Titel (Wien 1863) anschloß, etc. Auch als Künstler hat Carus im Felde der Landschaftsmalerei
Ausgezeichnetes geleistet.
zum »Lehrbuch der Zootomie« radiert. Als Kunstschriftsteller hat er sich hervorgethan durch seine »Briefe über die Landschaftsmalerei«
(Leipz. 1831, 2. Aufl. 1835) und die »Betrachtungen
und Gedanken vorauserwählten Bildern der DresdenerGalerie« (Dresd. 1867). In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er
noch seine »Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten« (Leipz. 1865-66, 4 Bde.).
diCantogno (spr. -tonnjo), Domenico, ital.
Historiker und Publizist, geb. zu Eumiana bei Turin
[* 98] aus adliger Familie, widmete sich dem Studium
der Rechte, zugleich aber auch mit mehr Neigung den schönen Wissenschaften. Nachdem er in jungen JahrenRomane und Dramen geschrieben,
wandte er sich, angeregt durch die nationale Erhebung, der Politik und Geschichte zu. Seine Aufsätze: »Il
Piemonte come potenza italiana nel sistema politico d'Europa« (1849) und »Dei principii del governo libero« (1852, neue Aufl.
1861) machten Aufsehen.
Mehr noch trugen ihm Ruhm ein die »Storia del regno di Vittorio Amedeo II« (Turin 1856) und die »Storia del regno di Carlo Emanuele
III« (das. 1859), die für eine wichtige Bereicherung der italienischen Geschichtslitteratur überhaupt
gelten. Sie waren die Ursache, daß Carutti di Cantogno 1859 unter Cavour ins Ministerium des Äußern berufen und als Generalsekretär angestellt
ward. 1860 und 1861 saß er im Parlament und war 1862-69 außerordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter im Haag;
[* 99] gegenwärtig
ist er Mitglied des Staatsrats. Außer zahlreichen historischen Abhandlungen in Fachzeitschriften schrieb
er noch eine »Storia della diplomazia della casa di Savoia« (Turin 1875-80, 4 Bde.) und »Il
conte Umberto I (Biancamano) ed il re Ardoino« (Rom 1884).
Wegen Errichtung einer Lehrkanzel für konstitutionelles Recht 1815 in Sevilla interniert, lebte er seinen Studien, bis ihn
die Revolution von 1820 auf seinen frühern Posten zurückrief. Noch 1820 ward er Mitglied der Zensurjunta, 1821 Staatsrat.
Die Gegenrevolution von 1823 vertrieb ihn wiederum auf vier Jahre aus Madrid, wohin er erst 1827 zurückkehren durfte. 1829 übertrug
man ihm die Zusammenstellung der Verordnungen im Militärverpflegungsfach. 1833 wurde er Mitglied des
obersten Kriegsrats und 1834 des Rats von Spanien und Indien in der Abteilung des Kriegs, bald darauf zum Procer des Reichs ernannt.
Er starb Als Schriftsteller zeichnete sich Carvajal nicht bloß im Fach der Militärökonomie aus, sondern erwarb sich
auch europäischen Ruf durch seine metrische Übersetzung der poetischen Bücher der Bibel,
[* 103] wozu er noch
im 54. Lebensjahr Hebräisch lernte (»Los salmos«, Valencia
[* 104] 1819, 5 Bde., u. öfter;
»Los libros poeticos de la SantaBiblia«, das. 1827, 6 Bde.).
Seine »Opusculos ineditos en prosa y verso« erschienen zu Madrid 1847 in 13 Bänden.