(spr. kehmbridsch), 1) berühmte UniversitätsstadtEnglands in der nach ihr benannten
Grafschaft (s.
Cambridgeshire),
auf beiden Seiten des schiffbaren Cam, über den zehn
Brücken
[* 6] führen, bietet, obwohl weniger von der
Natur begünstigt als
ihre Rivalin
Oxford,
[* 7] mit ihren stattlichen Bauten, teilweise engen
Straßen und den zahlreichen Ruderbooten
auf ihrem
Fluß immerhin ein recht anziehendes
Bild. Cambridge zählte 1881: 35,372 Einw. Der
Ruhm der Stadt beruht auf ihrer
Universität,
die auf eine von Siegbert, dem König der
Ostangeln, 630 hier gegründete
Schule zurückgeführt wird, deren älteste
vorhandene Stiftungsurkunde von 1229 erst aus der Regierungszeit
Heinrichs III. stammt. Zu
Elisabeths Zeit wurde die jetzige
Verfassung im wesentlichen geschaffen, und dieselbe ist in neuerer Zeit (namentlich durch die
Statuten von 1858
und das Zugeständnis
völliger
Religionsfreiheit 1871) in freisinnigem
Geist entwickelt worden.
4) Die
Studenten (Undergraduates), die wiederum in vier
Klassen zerfallen, nämlich
FellowCommoners (jüngere
Söhne von Edelleuten oder reichen
Bürgern, denen es gestattet ist, am
Tisch der
Fellows zu speisen),
Scholars (die im Bezug
von Stipendien etc. sind), Pensioners (die für
Kost und
Wohnung etc. zahlen und die
Mehrzahl der Studierenden ausmachen) und
Sizars (arme
Studenten, die
Kost od. dgl. frei haben). Im ersten
Jahr heißt der
Student freshman, im zweiten junior soph, im dritten senior soph.
Die
Studenten wohnen in ihrem
College, in welchem sich auch der gemeinschaftliche Speisesaal (hall) befindet. Unattachierte
Studenten wohnen in Privatwohnungen, zu denen auch das 1876 gegründete
CavendishCollege, Selwyn
College (1876 für
Missionäre
gegründet) und RidleyHall
[* 8] (für Theologen 1882 eröffnet) zu rechnen sind. So besteht denn die
Universität
aus (1883) 11,470 Mitgliedern, nämlich 5200
Doktoren und
Magistern, die Mitglieder des
Senats sind, 3670 Baccalaurei und 2600
Studenten
oder Undergraduates.
Jedes
College hat seine
Tutors und
Lecturers, und die Vorlesungen der außerhalb dieser
Colleges stehenden 37 Universitätsprofessoren
werden fast nur von denjenigen besucht, die sich einem besondern
Fach widmen. Die oberste Behörde der
Universität ist der
Senat, aus dessen Mitte ein
Rat von 22 Mitgliedern durch
Wahl hervorgeht, an dessen
Spitze derKanzler steht,
und ohne dessen Bewilligung
Vorlagen dem
Senat nicht gemacht werden können. Die Hauptbeamten sind: der
Kanzler;
der Vizekanzler (der mit den Sexviri und dem
Assessor ein Disziplinargericht für die graduierten Universitätsmitglieder
bildet);
der
High Steward oder Oberrichter für Kriminalsachen;
Wer diese drei Examina besteht, erhält den Titel eines Baccalaureus oder Bachelor. Nach Ablauf
[* 10] einer weitern Frist von drei Jahren,
die indes nicht auf der Universität verbracht zu werden braucht, können Bachelors sich einen höhern
Grad als Magister oder Doktor erwerben und werden dadurch Mitglieder des Senats. Solange sie ihren jährlichen Beitrag zahlen,
bleiben sie Mitglieder der Universität. Man schlägt die Einnahmen sämtlicher Colleges auf 278,000 Pfd. Sterl. an, und sie
verfügen über 312 geistliche Pfründen im Wert von 136,000 Pfd. Sterl. jährlich. Im Parlament wird die
Universität durch zwei Mitglieder vertreten.
Wie bereits erwähnt, bilden die Universitätsgebäude und Colleges den Hauptanziehungspunkt von Cambridge Von der Universität als
solcher abhängig sind: die 1722-30 erbaute Halle
[* 11] des Senats nebst der 1842 erweiterten Bibliothek (250,000 Bände) und den Räumen
für die Examina oder Schools;
Von den Colleges ist das 1257 gestiftete PeterHouse das älteste, das 1807 gestiftete DowningCollege das
jüngste, am berühmtesten aber und am meisten frequentiert sind Trinity und St. John'sColleges. Ersteres wurde 1546 von Heinrich
VIII. gestiftet, zählte Bacon, Newton, Bentley, Dryden und Byron zu seinen Schülern, und seine von Wren 1676 erbaute Bibliothek
ist nächst derjenigen der Universität die wertvollste. Es ist die reichste Anstalt in Cambridge, mit einer
Jahreseinnahme von 52,000 Pfd. Sterl. Der Master erhält einen Gehalt von 3000 Pfd. Sterl., 60 Fellows beziehen je 300-750 Pfd. Sterl.
und 78 Schüler Stipendien von 60 bis 90 Pfd. Sterl. St. John'sCollege, 1511 von der MutterHeinrichs VII. gestiftet, zeichnet
sich aus durch die von G. Scott 1869 vollendete prächtige Kapelle.
In der zu ihm gehörigen Merton Hall soll Erasmus gelehrt haben. King'sCollege (1441 von Heinrich IV. gestiftet) kann sich seiner
Kapelle rühmen, des schönsten Bauwerks der Art in England. Gonville and Caius (spr. kihß)College, 1349 gestiftet, besteht
aus drei in italienischem Geschmack erbauten Höfen, deren erster von A. Waterhouse. In Christ'sCollege, 1466 gestiftet,
studierte J. ^[John] Milton, und ein von ihm 1633 gepflanzter Maulbeerbaum wird noch jetzt gezeigt.
An sonstigen Bildungsanstalten in Cambridge verdienen Erwähnung: die beiden Colleges für Damen (Girton und Newnham), an welchen
ganz derselbe Bildungsgang verfolgt wird wie an den andern Colleges;
die in Verbindung mit dem 1863 erbauten
Addenbrooke Hospital stehende medizinische Schule und zwei Lateinschulen.
Unter den Kirchen ist die 1101 von den Tempelherren
erbaute runde Heilige Grabkirche die älteste, die 1478-1519 erbaute gotische Marienkirche die geräumigste und schönste.
Endlich muß der Spielplätze der
Studenten (Parker'sPiece und Fenner'sGround), der Boothäuser der Ruderklubs
am Cam, des Ballspielhauses (Tennis-Court), des Hauses des Studentenvereins (Union) und des Theaters in der Vorstadt Barnwell
Erwähnung geschehen, wo auch die einst berühmte StourbridgeFair noch jährlich stattfindet. - Cambridge ist eine der ältesten
Städte des Reichs, das (angeblich 75 v. Chr.) gegründete Camboricum der Alten, eine Stadt der Jeener im
römischen Britannien, und noch heutzutage findet man in der Nähe von Cambridge römische Altertümer. Im J. 871 wurde die Stadt von
den Dänen zerstört. Zur Zeit Wilhelms des Eroberers hieß sie nach dem damaligen Namen des Flusses Cam (Granta) Grantbridge.
2) Stadt im nordamerikan. StaatMassachusetts, am CharlesRiver, gegenüber Boston,
[* 14] mit dem es zwei Brücken verbinden, hat (1880)
52,669 Einw. und ist berühmt als Sitz der Harvard-Universität, die, 1638 vom PredigerHarvard gestiftet, die ehrwürdigste
und reichste Anstalt der Art in den Vereinigten Staaten
[* 15] ist. Die 18 großartigen Universitätsgebäude bedecken mit den sie
umgebenden Gärten und Höfen 14 Hektar. Unter ihnen ragen hervor: die zum Gedächtnis der im Sezessionskrieg gefallenen Studenten
erbaute MemorialHall (mit Speisesaal und Theater),
[* 16] die Bibliothek (GoreHall) mit 130,000 Bänden (und 100,000
mehr in andern Gebäuden), das zoologische und biologische Museum, die Turnhalle und die verschiedenen Hörsäle der unitarisch-theologischen,
juristischen, medizinischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten.
2) GeorgeFrederickWilliamCharles, Herzog von, großbrit. General und Oberbefehlshaber des britischen Heers, Sohn des vorigen,
geb. zu Hannover, erbte nach dem Tod seines Vaters dessen Titel und Sitz im Oberhaus und erhielt
durch Parlamentsakte eine Apanage von 12,000 Pfd. Sterl. 1854 ward er Generalleutnant, erbielt in demselben Jahr das Kommando
der 1. Division in dem nach dem Orient bestimmten englischen Heer unter LordRaglan und machte die Schlachten
[* 26] an der Alma und bei
Inkjerman sowie die Kämpfe vor Sebastopol
[* 27] mit; doch kehrte er vor Beendigung des Kriegs wegen geschwächte
Gesundheit nach England zurück. Im Juli 1856 ward er zum General ernannt und als Oberbefehlshaber an die Spitze der englischen
Armee gestellt, welchen Posten er noch jetzt bekleidet. Zu den wesentlichsten von Cambridge angebahnten und zum Teil bereits durchgeführten
Reformen gehören: die Abschaffung der Prügelstrafe, die erleichterte Equipierung und Feldausrüstung
der Truppen, die gesteigerte Ausbildung der Truppen im leichten Dienst, wozu permanente Lager
[* 28] errichtet wurden, sowie die Einführung
von Prüfungen für die Offizierskandidaten. Die Käuflichkeit der Offiziersstellen wurde von ihm lange in Schutz genommen,
doch gab er in diesem Punkte den allgemeinen Wünschen nach und befürwortete 1870 ihre Abschaffung.
Vor der
Einfahrt liegt die Lacrosse-, tiefer hinein die große Adolphusinsel.
Die Ufer sind zum größten Teil niedriges Sumpfland.
In den südlichsten Zipfel mündet der von A. Forrest 1879 aufgefundene und von ihm benannte Ordfluß.
Auch versteht man unter Cambridgegolf zuweilen den ganzen großen Meereseinschnitt zwischen KapLondonderry und KapFord, dessen südöstlichsten
Teil der Queen's Channel bildet.
(spr. kehmbridschir), engl. Grafschaft, grenzt im N. an Lincoln, im O. an Norfolk und Suffolk, im S. an
Essex und Hertford, im W. an Bedford, Huntington und Northampton und hat 2124 qkm (38,6 QM.) Flächeninhalt.
Das Land liegt fast ganz im Gebiet der Fens (s. d.), und nur im S. bringen Kreidehügel von mäßiger Erhebung (GogMagogHills,
südöstlich von Cambridge, 170 m) einige Abwechselung in die Oberfläche. Der Nen durchzieht die durch
zahlreiche Kanäle entwässerten und so in ein fruchtbares Acker- und Weideland umgewandelten Fens; die Cam (früher Granta)
bewässert den südlichen und östlichen Teil der Grafschaft.
(spr.
kaugbriell),Albert, franz. General, geb. zu Lagrasse (Aude), besuchte die Schule von St.-Cyr,
trat 1836 als Unterleutnant in die Infanterie, ward 1847 Kapitän, 1853 Major und während des italienischen Kriegs 1859 Oberst.
Seit 1863 Brigadegeneral, befehligte er 1870 die 1. Brigade der 1. Infanteriedivision in dem zu Châlons
neugebildeten 12. Armeekorps und erhielt in der Schlacht bei Sedan
[* 35] eine Kopfwunde. Auf dem Transport benutzte er die rücksichtsvoll
Behandlung, welche dem verwundeten Gefangenen zu teil wurde, und entfloh. Er begab sich nach Tours
[* 36] und stellte sich
der dortigen Regierung zur Verfügung.
doch gehören diese
Worte ohne Zweifel der patriotischen Erfindung an, und Cambronne selbst machte keinen Anspruch aus ihre Urheberschaft.
Ebenso wird
die cynische Zurückweisung der Übergabe durch das Wort: »Merde!« nicht Cambronne, sondern dem GeneralMichel zugeschrieben, der gleich
darauf einer feindlichen Kugel erlag. Vielmehr gab sich Cambronne dem GeneralHalkett auf dessen Aufforderung gefangen
und wurde nach England gebracht. Als nach der Restauration auch Cambronnes Name mit auf die Proskriptionsliste kam, reiste er 1815 selbst
nach Paris,
[* 42] um sich vor dem Kriegsrat zu verteidigen, und wurde 1816 von zwei Kriegsgerichten freigesprochen, da er denBourbonen
keinen Eid derTreue geleistet hatte. Ludwig XVIII. ernannte ihn später zum Maréchal de Camp und 1820 zum
Kommandanten von Lille.
[* 43] Er legte jedoch seiner zerrütteten Gesundheit wegen 1824 diesen Posten nieder und zog sich auf ein Dorf
bei Nantes zurück, wo er starb.
Gemüsegärten. - 2) Dorf im nordamerikan. StaatSüdcarolina, am Watereefluß, nordwestlich von Charleston, mit 1780 Einw.,
historisch denkwürdig durch die Schlacht vom in welcher die Republikaner unter GeneralGates von den Engländern
unter LordCornwallis geschlagen wurden. - 3) Stadt im nordamerikan. StaatArkansas, rechts am Washita, mit
(1880) 1502 Einw., ward wegen seiner strategischen Wichtigkeit während
des amerikanischen Bürgerkriegs von den Konföderierten stark befestigt, aber von dem Bundesgeneral FrederickSteele
besetzt. - 4) Hafenstadt im nordamerikan. StaatMaine, an der Westseite der Penobscotbai, mit (1880) 2500 Einw.
(spr. kämmd'n),William, engl. Altertums und Geschichtsforscher, geb. zu London,
wurde im Christhospital und in der St. Paulsschule erzogen, bezog 1566, von Gönnern unterstützt, die UniversitätOxford,
erhielt 1575 eine Lehrer- und 1593 eine Rektorstelle an der Westminsterschule zu London und 1597 das Amt eines Wappenkönigs
der KöniginElisabeth. Er starb zu Chiselhurst in Kentshire. Man ehrte sein Andenken durch ein
Denkmal in der Westminsterabtei.
Ausgerüstet mit umsichtigem Forschungsgeist und eisernem Fleiß, machte er sich hauptsächlich um die Erforschung der Altertümer
und der Geschichte seines Vaterlandes verdient. Sein Hauptwerk ist: »Britannia, sive florentissimorum regnorum Angliae, Scotiae,
Hiberniae et insularum adjacentium ex intima antiquitate chorographica descriptio« (Lond.
1586, mit Kupfern und Karten; 6. Aufl. 1607; engl. übersetzt und erweitert von Gough, das. 1806, 4 Bde., u.
öfter). Außerdem sind bemerkenswert: »Remains of a greater work concerning Britain« (Lond.
1605; neue Ausgabe von der Camden Society, 1870),
eine Sammlung von Fragmenten über die Sitten und Gebräuche
der alten Briten und Sachsen,
[* 46] und die »Annales rerum anglicarum et hibernicarum regnante Elisabetha«
(das. 1615-27, 2 Bde.; beste Ausgabe von Th. Hearne, Oxf. 1717, 3 Bde.;
auch wiederholt ins Englische
[* 47] übersetzt). Auch veröffentlichte er eine Beschreibung der Monumente in der Westminsterabtei
(»Reges, reginae, nobiles etc.«, 1600 u.
öfter) und gab eine Sammlung von Historikern: Asser, Walsingham, de la More, Cambrenis etc. (Frankf. 1603), heraus. Sein noch
vorhandenes Haus zu Chiselhurst, das altertümliche Camden House, in welchem er unter anderm seine Annalen aus der Zeit Elisabeths
niederschrieb, war seit 1871 Wohn- und Sterbehaus Napoleons III. (s. Chiselhurst). Nach Camden benennt sich
die 1838 gegründete Camden Society für Veröffentlichung alter historischer und litterarischer Schriftdenkmäler, die bereits
weit über 100 Bände veröffentlicht hat.
Crantz. (Dotter, Leindotter, Schmalz), Gattung aus der Familie der Kruciferen,
[* 48] kahle oder mit gabeligen Haaren besetzte
Kräuter, bei denen die untern Blätter oft fiederig eingeschnitten, die obern ganz und mit herzförmig
geöhrtem Grund stengelumfassend sind. Die Blüten sind klein, gelb, die Schötchen mit breiter Scheidewand, der Same in jedem
Fach zweireihig. Camelina sativa Crantz. (Flachsdotter, Dotter), in ganz Europa
[* 49] und Nordasien, wird 0,3-1 m hoch, hat ganzrandige
Blätter, fast birnförmige Schötchen und längliche, dottergelbe, sehr kleine Samen.
[* 50]
Diese Art und bisweilen auch Camelina dentata Crantz. (Rapsdotter), mit buchtig gezahnten oder fiederspaltigen Blättern, baut man
als Ölpflanze. Die Pflanze gedeiht am besten in Kalkmergel, sandigem Lehm und lehmigem Sand, bleibt
auf dem Feld nur 12-14 Wochen,
erstickt alles Unkraut und leidet nicht von Frost und Ungeziefer. Sie ist daher sicherer als Sommerraps
und Sommerrübsen und wird gern angewandt, wenn der Winterraps zu Grunde ging. Dagegen saugt sie denBoden stärker aus und
ist weniger einträglich.
Man säet auf 1 Hektar 0,51-0,63 Neuscheffel bei breitwürfiger Saat und 0,35-0,51 Neuscheffel gedrillt. Der Ertrag von 1 Hektar
wird zu 21,6-43 Neuscheffeln nebst 1566-2350 kg Stroh angegeben. Die Keimfähigkeit des Samens dauert drei
Jahre; ein Neuscheffel wiegt durchschnittlich 30,94 kg. Das Stroh gibt recht gutes Schaffutter. Man baut den Dotter am meisten
in Belgien,
[* 51] in den Niederlanden und in Süddeutschland. Das aus dem Samen gewonnene Öl (28 Proz.) ist hellgelb,
fast geruch- und geschmacklos, von 0,925 spez. Gew.,
erstarrt bei -19°; es dient als Speiseöl und häufig als Beimischung zu Rüböl, zur Seifenfabrikation und zu Firnissen.
Aus dem braunen Kern wird Öl gepreßt. Der schöne Wuchs, die glänzende Farbe der Blätter, die Schönheit
der Blüten, welche leicht ins Gefüllte fallen und überaus reichlich erscheinen, haben die japanische Kamelie zu einer der
beliebtesten Zierpflanzen der europäischen Kunstgärten erhoben. Man findet nicht selten 3-5 m hohe Exemplare, welche in der
Blütezeit einen prachtvollen Anblick gewähren. Die japanische Camellia wurde 1739 von RobertJamesLord Petre
nach Europa gebracht, worauf gegen Ende des vorigen Jahrhunderts mehrere chinesische Arten zu uns kamen, mit denen zahlreiche
Kreuzungen hervorgebracht wurden. Es gibt eine Menge prachtvoller Varietäten in Weiß, Rosenrot und Weiß sowie rot und weiß
gestreifte, gesprenkelte oder gefleckte.
Schon der Abbé Berlèse (»Kultur und Beschreibung der schönsten bis jetzt bekannten Kamelien«, deutsch,
Weißensee 1838), welcher nur die schönsten und beständigen Varietäten anführte, zählte deren 188. In den neuern Verzeichnissen
der Handelsgärtner werden mehrere Hundert aufgeführt, von welchen viele hoch im Preise stehen, aber nur verhältnismäßig
wenige als Handelspflanzen und zur Blumenproduktion angezogen werden. Die Kamelien sind ursprünglich Waldpflanzen
und lieben eine weder zu schwere noch zu leichte, jedoch nahrhafte und lockere Erde; man kann sie in sonnigen Zimmern kultivieren,
doch verlangen sie unbedingt eine gewisse Feuchtigkeit der Luft und gedeihen daher prächtig in stark bewohnten Räumen, in
Schulzimmern etc. Bei großer Trockenheit müssen Blätter und namentlich die Knospen
[* 53] täglich mit Wasser
bespritzt werden. Die Kamelien blühen in den Gewächshäusern vom Februar bis April, doch bringt man viele Sorten durch Antreiben
schon im Oktober¶
mehr
und November zur Blüte.
[* 55] Sie bilden einen wichtigen, auf weite Entfernungen hin verschickten Handelsartikel der Blumengärtnerei.
In Norditalien und Südfrankreich gedeihen sie im Freien. Von andern hierher gehörigen Arten sind zu nennen: Camellia sasanquaThunb.,
kleiner und zarter, mit weichhaarigen Ästen und Fruchtknoten und mit kleinern Blumen, in China und Japan,
wo die getrockneten Blätter ihres angenehmen Geruchs wegen vielfach dem Thee beigemengt, auch für sich allein als Thee benutzt
werden;
mit einer Abkochung derselben waschen die Japanerinnen ihr Haar;
[* 56]
aus dem Samen gewinnt man ein wohlriechendes, zu medizinischen
Zwecken und im Haushalt brauchbares Öl;
Camellia reticulata. R. Brown, mit breiten
Blättern mit grobem Adernetz und großen Blüten, aus China stammend und reich blühend;
Camellia KissiWall., mit stark wohlriechenden
Blüten, in Nepal häufig als Theesurrogat benutzt und in dem Samen gutes Öl gebend.
[* 54] (lat.), Gemach, Kammer, besonders die Lokalität, in welcher man das Privatvermögen eines Fürsten aufbewahrt,
und die Behörde, welche es verwaltet (s. Kammer);
auch Bezeichnung von Behörden, z. B. Camera imperialis,
das Reichskammergericht;
Camera apostolica, die päpstliche Rentkammer;
alla camera (ital.), in der Musik s. v. w. nach dem Kammerton.
Vorrichtung zum Abzeichnen von Gegenständen nach der Natur, welche jedoch keineswegs, wie man
aus der Benennung schließen könnte, aus einem geschlossenen Raum besteht, sondern ihren Namen als Gegenstück der zu demselben
Zweck verwendbaren »dunkeln Kammer« (Camera obscura, s. d.) erhalten hat. Wollastons Camera lucida
[* 54]
(Fig. 1) besteht aus einem vierseitigen
Glasstück abcd, das bei b einen rechten, bei d einen stumpfen Winkel
[* 59] von 135° hat. Ein von dem Gegenstand
kommender Lichtstrahl x, welcher auf die Vorderfläche bc des Glasstücks trifft und in dasselbe eindringt, wird zuerst an der
Flächec d, dann an d a vollständig zurückgeworfen und gelangt, nachdem er aus der Flächea b, nahe der
Kante a, ausgetreten ist, von unten, in der Richtung der punktierten Linie kommend, in das Auge.
[* 60]
Indem dieses, an der Kante a vorbei, auf das zur Aufnahme der Zeichnung bestimmte Papierblatt so nach abwärts blickt, daß
die Hälfte des Sehloches p p von dem Glasstück verdeckt wird, nimmt es das Bild
des Gegenstandes wahr,
als wär es auf dem Papierblatt entworfen. Man kann daher die Umrisse des Bildes mit der gleichzeitig gesehenen Bleistiftspitze
leicht nachzeichnen. Denselben Dienst wie diese Vorrichtung leistet ein kleiner Stahlspiegel (Sömmerrings Spiegelchen), welcher,
bei a d unter einem Winkel von etwa 45° aufgestellt, die vom Gegenstand kommenden Strahlen (x) bei p in
das Auge sendet, während dieses neben dem Spiegelchen vorbei nach der zeichnenden Bleistiftspitze blickt. Zum Zeichnen der
durch das Mikroskop
[* 61] erzeugten Bilder hat Nobert eine Camera lucida konstruiert, welche so auf das Okular gesetzt wird, daß die Mitte des
durch eine dünne Glasplatte a b
[* 54]
(Fig. 2) bedeckten Rohrs gerade über die Mitte des Okulars zu stehen kommt.
Stellt man nun das Prisma
[* 62] d c f, welches um die in der Zeichnung durch einen Punkt angedeutete Achse drehbar ist, so, daß die
Lichtstrahlen von dem neben das Mikroskop gelegten Blatt
[* 63] Papier auf dem durch den Pfeil angedeuteten Weg
ins Auge gelangen, so sieht man das Bild des Papiers und der Bleistiftspitze an derselben Stelle, an welcher man die unter dem
Mikroskop liegenden Gegenstände erblickt, und kann deren Umrisse leicht nachziehen. Eine ähnliche Vorrichtung hat Nachet
konstruiert. Auch das Sömmeringsche Spiegelchen kann zum Nachzeichnen von Mikroskopbildern verwendet
werden.
eine von ErasmusReinhold in Wittenberg
[* 65] 1540 zur Beobachtung einer Sonnenfinsternis
[* 66] erfundene optische Vorrichtung, die in ihrer einfachsten Gestalt in einem dunkeln Raum besteht, in welchen die von den äußern
Gegenständen ausgehenden Lichtstrahlen nur durch eine einzige sehr kleine Öffnung gelangen können, von der sie
divergierend auf einer gegenüberstehenden Fläche sich ausbreiten und hier ein mit den natürlichen Farben versehenes, aber
nur matt erleuchtetes und umgekehrtes Bild des äußern Gegenstandes erzeugen.
Das Bild erscheint um so schärfer, aber auch um so lichtschwächer, je kleiner die Öffnung ist. GrößereSchärfe und Helligkeit
erzielt man bei Anwendung einer Sammellinse, welche nach dem Vorschlag des Neapolitaners Porta 1558 in die
erweiterte Öffnung eingesetzt wird. Auch hier erhält man ein verkehrtes Bild, wenn man nicht hinter die Linse
[* 67] ein großes,
rechtwinkelig geschlossenes Glasprisma setzt. Hooke konstruierte 1679 eine transportable Camera obscura, welche sich besonders zum Nachzeichnen
der optischen Bilder eignet. Sie besteht aus einem dunkeln Kasten (s. Figur, S. 756), in dessen Vorderwand
eine in ein Rohr gefaßte Konvexlinse verschiebbar eingesetzt ist.
¶
mehr
Von einem äußern Gegenstand (der aber beträchtlich weiter entfernt zu denken ist als der in der
[* 68]
Figur
gezeichnete Pfeild e) würde die Linse ein umgekehrtes verkleinertes Bild zunächst auf der Hinterwand des Kastens entwerfen.
Durch einen unter einem Winkel von 45° zur Achse der Linse geneigten ebenen Spiegel
[* 69] kann man aber die Strahlen
entweder nach oben auf eine in die Decke
[* 70] des Kastens eingesetzte matte Glastafel a b, welche durch den aufgehobenen Deckel b
c vor fremdem Licht
[* 71] geschützt wird, oder nach unten auf ein mit weißem Papier überzogenes Brett lenken, wo nun das Bild in
aufrechter Stellung erscheint und bei letzterer Einrichtung mit einem Bleistift
[* 72] nachgezeichnet werden kann.
Diese ältern Formen der Camera obscura gewähren durch die Bewegtheit ihrer niedlichen Bilder belustigende Unterhaltung und erschienen
früher nicht selten auf Jahrmärkten etc. In vervollkommter Form bildet die Camera obscura heutzutage das
wichtigste Werkzeug des Photographen, dessen Kunst darin besteht, ihre vergänglichen Bilder dauernd festzuhalten
(vgl. Photographie). Die pantoskopische Camera obscura (Panoramenapparat) ist ein von Mortens in Paris angegebener photographischer Apparat,
welcher sich während der Aufnahme dreht und ein ganzes Panorama auf eine einzige Platte aufnimmt.
Maximilian II. berief 1568 Camerarius nach Wien,
[* 82] um ihn über kirchliche Angelegenheiten zu Rate zu ziehen. Kaiserlich
beschenkt, kehrte er nach Leipzig zurück, wo er starb. Camerarius machte sich um Beförderung der klassischen Studien verdient
als ausgezeichneter Universitätslehrer sowie als gelehrter Herausgeber griechischer und lateinischer Klassiker.
Von seinen
zahlreichen Schriften sind am bekanntesten seine Biographien des Eobanus Hessus (Leipz. 1553), des FürstenGeorg vonAnhalt
[* 83] (das. 1555) und Melanchthons (das. 1566; neue Ausg. von Strobel, Halle 1777). Auch gab er eine Sammlung von BriefenMelanchthons (Leipz. 1569) heraus. Noch jetzt wertvoll sind seine »Commentarii linguae graecae et latinae«
(Bas. 1551). Nach seinem Tod erschienen seine »Epistolae familiares« (Frankf. 1583-1595, 3 Bde.).
- Von seinen fünf Söhnen ist besonders Joachim, geb. zu Nürnberg, als Arzt und Botaniker berühmt geworden.
Seit 1564 praktischer Arzt in seiner Vaterstadt, veranlaßte er den dortigen Magistrat 1592 zur Stiftung einer medizinischen
Lehranstalt, deren Dekan er bis zu seinem Tod blieb. Er lieferte eine Ausgabe von Matthiolus'
»De plantis epitome utilissima, novis iconibus et descriptionibus aucta« (Frankf. 1586; deutsch von Handsch u. d. T.:
»Kräuterbuch«, das. 1586). Von seinen übrigen
Werken nennen wir: »Opuscula quaedam de re rustica« (Nürnb. 1577, 1596);
»Hortus medicus et philosophicus«
(Frankf. 1588, 1654);
»Symbolorum et emblematum centuriae tres« (Nürnb.
1590-97) etc.
Kreishauptstadt in der ital. ProvinzMacerata, liegt 347 m hoch auf einem Ausläufer der
Apenninen, hat eine 1727 gegründete »freie« Universität (mit zwei Fakultäten und kaum 100 Hörern), ein Lyceum und ein Gymnasium,
verschiedene ausgezeichnete Gebäude (Dom an der Stelle eines Jupitertempels, davor Erzstatue Sixtus' V., KircheSan Venanzio,
erzbischöflicher und Herzogspalast) und (1881) 4342 Einw., welche
namentlich Seidenindustrie und Gerberei betreiben. Camerino ist Sitz eines Erzbischofs. - Die Stadt ist das alte
Camerinum und war ein wichtiger Platz inUmbrien an der picenischen Grenze. Das Bistum soll schon im 3. Jahrh. entstanden sein
und wurde 1787 in ein Erzbistum verwandelt. Im Mittelalter war Camerino eine Mark des Herzogtums Spoleto. In der
Mitte des 13. Jahrh. kam es an die Varani, von denen JohannMaria 1515 vom PapstLeo X. den Herzogstitel erhielt, dann an die
Herzöge von Urbino, von denen es 1539 durch PapstPaul III. Farnese eingezogen wurde.
¶