Darstellungsgabe und Feinheit des
Geistes war Calvin (nach
SpittlersUrteil) allen andern
Reformatoren weit überlegen. Seine Gemütsstimmung
war meist melancholisch und finster.
Sein harter und unbeugsamer
Sinn steigerte sich, durch
Widerspruch gereizt, bis zu bitterm
Hohn und stolzer Verachtung gegen diejenigen, welche sein
Scharfsinn durchschaute und sein
Geist beherrschte. Calvins
Werke, namentlich seine »Institutio religionis christianae« (zuerst lateinisch
1536, später öfter, auch französisch, am besten vonRob.
Stephanus 1559, neuerlich von
Tholuck, 2. Aufl., Berl. 1846, herausgegeben)
und seine »Commentarii in libros
N. T.« (hrsg. von demselben, das. 1833-34, 7 Bde.; 4. Aufl.,
das. 1864, 4
Tle.),
sind noch heute für die theologische
Wissenschaft von Bedeutung. Eine Gesamtausgabe
seiner Werke besorgen
Baum,
Reuß
[* 2] und
Cunitz im
»Corpus reformatorum« (Braunschw. 1863-84, Bd.
1-28). Calvins
Briefe wurden von
Bonnet (Par. 1854, 2 Bde.) herausgegeben.
VonCalvin rührt auch die Verbesserung der französischen
Bibel
[* 3] (nach Olivetans Übersetzung) her.
SeinLeben beschrieben von feindlicher
Seite
Bolsec (Par. 1577; neu hrsg. von Chastel,
Lyon
[* 4] 1875), von befreundeter
Th.
Beza(Genf
[* 5] 1576; neue franz. Bearbeitung von
Franklin,
das. 1864); neuerdings
Henry (Hamb. 1835-44, 3 Bde.;
Auszug in 1 Bd. 1846),
Bungener (2. Aufl., Genf
1863; deutsch, Leipz. 1863), Stähelin (Elberf.
1863), Viguet und
Tissot ( Calvin d'après Calvin«, das.
1864); vom katholischen Standpunkt:
Audin (6. Aufl., Par. 1873, 2 Bde.;
deutsch von
Egger, Augsb. 1843-44, 2 Bde.).
Vgl. auch außer den allgemeinen reformationsgeschichtlichen Werken: Galiffe, Quelques pages d'histoire exacte sur les procès
intentés à
Genève en 1547-59
(Vevey 1862);
Derselbe,Nouvelles pages d'histoire exacte, etc. (das. 1863);
Risorta,Stadt in der ital.
Provinz und im
Kreis
[* 7]
Caserta, in ungesunder und denErdbeben
[* 8] sehr
ausgesetzter Gegend, Bischofsitz (mit
Teano), mit alter
Kathedrale und (1881) 2747 Einw. An dieser
Stelle stand das alte ausonische
Cales, berühmt durch seine
Weinberge, deren Erzeugnis (vinum Calenum) Horaz lobt.
(eigentlich
Kalwitz), Sethus,
Komponist und Musikschriftsteller, geb. zu Gorschleben in
Thüringen,
erhielt seine musikalische
Erziehung an den Gymnasien von
Frankenhausen und
Magdeburg,
[* 9] bezog 1579 mit dem
Geld, welches er sich
durch Mitwirkung bei den Schülerchören erworben, die
Universitäten Helmstedt und
Leipzig,
[* 10] um
Mathematik
zu studieren, brachte aber gleichzeitig seine musikalischen
Studien zum
Abschluß, so daß er bereits 1580 in letzterer Stadt
zum Musikdirektor an der Paulinerkirche ernannt wurde. Im J. 1582 wurde er
Kantor zu Schulpforta und 1594
Kantor an der Thomasschule
inLeipzig, woselbst er starb.
Unter Calvisius'
Kompositionen sind die durch Sangbarkeit und Reinheit der
Stimmführung ausgezeichneten Tonsätze zu geistlichen
Melodien hervorzuheben, betitelt: »Harmonia cantionum ecclesiasticarum« (Leipz. 1596 und in mehrfach wiederholten
Auflagen erschienen).
Als Theoretiker hat er sich durch folgende,
noch gegenwärtig mit
Recht geschätzte
Schriften bekannt gemacht:
»Melopoeia, sive melodiae condendae ratio«
(Erfurt
[* 11] 1582, 1592);
»Exercitationes musicae duae« (Leipz. 1600, 2. vermehrte
Auflage 1611);
»Compendium musicae practicae« (das. 1594,
1602; 3. Aufl. u. d. T.: »Musicae artis praecepta etc.«,
Jena
[* 12] 1612).
Bekannt
ist er außerdem durch seine mathematisch-chronologischen
und seine sprachlichen
Studien, deren
Resultate niedergelegt sind in dem
»Opus chronologicum« (1605),
Carlos, völkerrechtlicher Schriftsteller, geb. 1824 zu
Buenos Ayres,
[* 13] seit 1860 im diplomatischen
Dienst, gegenwärtig
Gesandter der
Argentinischen Republik in
Berlin,
[* 14] Mitbegründer des
Institut de droit international. Er machte
sich besonders durch das Werk »Le
[* 15] droit international théorique et pratique«
(3. Aufl., Par. 1880-81, 4 Bde.)
einen
Namen; ihm folgten neuerdings das
»Dictionnaire de droit international public et privé« (Berl. 1885, 2 Bde.),
von dem gleichzeitig ein
Auszug in einem
Band
[* 16] erschien. Von seinen frühern Werken sind besonders zu erwähnen:
»Recueil complet des traités etc. de tous les
États de l'Amérique latine« (1862-69, 11 Bde.; auch
in spanischer
Sprache
[* 17] herausgegeben);
»Une page du droit international, ou l'Amérique du Sud devant le droit des gens
moderne« (1864);
»Annales historiques de la révolution de l'Amérique latine«
(1864-75, 5 Bde.).
bei den alten Dialektikern ein Trug- oder Fangschluß, welcher z. B. die
Frage aufwirft:
wie viel oder wie wenig
Haare
[* 18] nötig seien, um jemand einen Kahlkopf zu nennen.
Man sucht dem soGefragten
eine absolut bestimmte
Frage abzulocken, um sie dann als irrig zu verwerfen. Vgl.
Acervus und
Sorites.
L.
(Gewürzstrauch),
Gattung aus der
Familie der Kalykanthaceen, buschige
Sträucher mit ganzrandigen, gegenüberstehenden,
ungeteilten Blättern und in den Blattwinkeln einzeln stehenden, dunkelbraunen, großen
Blüten, welche
an heißen
Tagen, besonders des
Abends, einen sehr angenehmen
Geruch verbreiten. Zwei
Arten in
Nordamerika
[* 20] werden bei uns als
Ziersträucher kultiviert: Calycanthus floridusL. (gemeiner
Gewürzstrauch), aus den Nordoststaaten
Nordamerikas, gegen 2 m hoch, mit
eirunden oder breit länglichen Blättern und zahlreichen, lange Zeit dauernden
Blüten, und Calycanthus occidentalis
Hook. et Arn.
(großblätteriger
Gewürzstrauch), von der Westküste
Nordamerikas, mit größern Blättern und großen, aber schwach riechenden
Blüten.
die
Mütze der Laubmoose (s.
Moose). ^[= (Musci L., Muscineae Bisch.), kryptogamischer Pflanzentypus, in der Mitte zwischen den Thalluspflanz ...]
[* 21]
(franz., spr. -máj, vom ital.
camaglio), s. v. w.
Humerale oder bei den
BischöfenMozetta, ein von den
Bischöfen und
Domherren getragener leichter, bis zum
Ellbogen reichender, vorn zugeknöpfter Schulterkragen mit
Kapuze, von schwarzer
¶
berühmtes Kloster in der ital. ProvinzArezzo (Toscana), hoch oben im Apennin südöstlich vom Monte Falterona
gelegen, von welchem der Orden
[* 28] der Kamaldulenser den Namen hat. Es ist ein Gebäude ohne architektonische Bedeutung, dessen
reiche Bibliothek und Handschriftensammlung während der Aufhebung des Klosters zur französischen Zeit
verschleudert wurden. Die umgebende Gebirgsnatur mit ihren Wäldern und ihrem Wasserreichtum ist großartig. Noch höher nördlich
liegt die Einsiedelei Je Sacro Eremo, wo der heil. Romuald, der Stifter des Kamaldulenserordens, seine erste Zelle
[* 29] baute. - Camaldoli ist
auch Name mehrerer andrer Klöster in Italien,
[* 30] darunter des berühmten Klosters bei Neapel,
[* 31] das 1585 für
die Benediktinermönche der »weißen Reform« gegründet, dann als Convento di Santa MariaScala Coeli für den Kamaldulenserorden
erweitert wurde. Es liegt auf dem höchsten Punkt um Neapel (450 m ü. M.) und gewährt, besonders vom Belvedere aus, eine entzückende
Aussicht.
La (spr. -märgh, angeblich entstanden aus Caji Marii ager),
eine Insel des Rhônedelta im franz. DepartementRhônemündungen, wird von den beiden Hauptmündungsarmen des Rhône eingeschlossen
und hat einen Flächeninhalt von etwa 790 qkm, aber eine sehr geringe, sich noch immer verringernde ständige Bevölkerung.
[* 38] Der lediglich angeschwemmte, sumpfige, von Lachen und toten Flußarmen durchschnittene Boden ist durch
Eindeichungen gegen Überschwemmungen geschützt und so stellenweise in fettes Marschland verwandelt; aber zum Teil ist er mit
Salz
[* 39] durchtränkt, zum Teil vom Fieber heimgesucht, staubig im Sommer, halb unter Wasser im Winter, so daß thatsächlich nur
gegen 13,000 Hektar im nördlichen Teil angebaut sind und Weizen, Gerste,
[* 40] auch Wein hervorbringen, während
sonst große Herden von Schafen, aber nur im Winter, auch Pferde
[* 41] und halbwilde Ochsen und Büffel in den Sumpfflächen weiden.
Namentlich gegen die Küsten hin, wo die niedrigen Sanddünen den Überflutungen des Meers einen nur unvollkommenen Damm entgegensetzen
und die Strandseen (darunter der Valcarés) 210
qkm einnehmen, ist der Boden morastig, sandig und salzig
und wird nur zur Salz- und Sodagewinnung benutzt. Dies ist das Paradies für Unmassen von Wasservögel; auch Biber kommen hier
noch vor. Es steht fest, daß die Insel früher große Wälder trug, und in den jetzigen Sümpfen gefundene Reste römischer
Bauten zeigen, daß sie ehemals auch allenthalben bewohnt war; es scheint, daß die Versumpfung und Fieberluft
erst seit Errichtung der großen Dämme eingetreten sind, infolge deren der Abfluß des Wassers aufgehört hat und dasselbe
stagniert. Die ganze Camargue gehört Besitzern aus Arles und Saintes-Maries de la Mer, dem eigentlichen Hauptort der
Insel.
seit Ferdinand VII. von Spanien
[* 42] Name für eine Günstlings- und Hofpartei, welche in der unmittelbaren Umgebung der
absoluten Herrscher sich befindet und auf diese einen für den Staat verderblichen, persönlichen Interessen dienenden Einfluß
ausübt.
im Altertum Stadt auf der Südküste Siziliens, an der Mündung des Hipparis (jetzt Fiume
[* 43] Camarana, wo noch
unbedeutende Ruinen), wurde 599 v. Chr. von Syrakus
[* 44] gegründet, 552 aber wegen des Versuchs, sich selbständig zu machen, von
den Syrakusaner zerstört. Durch neue Ansiedelungen von Gela aus (495 und 461) erhob sich zwar die Stadt
wieder zu einiger Blüte, sank aber seit 405 in den Kämpfen der Karthager und später der Römer
[* 45] allmählich zur Dorfschaft
herunter und wurde im 9. Jahrh. n. Chr. von den Sarazenen völlig zerstört.
Napoleon ihm schenkte, übte er aus den Gang
[* 51] der innern Angelegenheiten den größten Einfluß aus; besondere Verdienste erwarb
er sich fortwährend um die Entwickelung des französischen Rechts und die Redaktion des Code Napoléon. Er bewies seine Mäßigung
und Weisheit auch unter Napoleon, indem er ihn von dem russischen Feldzug und andern Unternehmungen zurückzuhalten
suchte. Als Napoleon 1813 gegen die Verbündeten zog, ward Cambacérès Präsident des Regentschaftsrats und folgte der Kaiserin nach
Blois, von wo aus er seine Zustimmung zur Abdankung des Kaisers einsandte.
Während der Hundert Tage übernahm er auf Napoleons Bitte das Justizministerium und das Präsidium der Pairskammer. Nach
der zweiten Restauration kehrte er nach Paris zurück und lebte da in Zurückgezogenheit, bis er als angeblicher Königsmörder 1816 des
Landes verwiesen ward. Er hielt sich in Brüssel und Amsterdam
[* 52] auf, bis er in alle bürgerlichen und politischen
Rechte wieder eingesetzt ward. Er lebte seitdem in Paris zurückgezogen und starb Außer dem
genannten »Projet de Code civil« (Par. 1796) erschien von Cambacérès noch: »Code français, ou Collection par ordre de matières de
lois de la république« (das. 1797). - SeinTitel ging auf einen Neffen, MarieJeanPierreHubert de Cambacérès, über, der unter
dem zweiten Kaiserreich Großzeremonienmeister war.
(Khambat), Hafenstadt eines kleinen Vasallenstaats in der britisch-ostind. PräsidentschaftBombay,
[* 53] LandschaftGudscharat, liegt am Nordende des 130 km von S. nach N. sich erstreckenden Golfs von Cambay, an der Einmündung des Mahiflusses.
Cambay, das Cumanes des Ptolemäos, ist ein alter, einst blühender, jetzt verfallener Ort, von einer Mauer
mit 52 Türmen umgeben, mit (1881) 36,007 (früher über 200,000) Einw.
und zahlreichen Ruinen seines ehemaligen Glanzes. Es trieb ehedem bedeutenden Handel und ist jetzt noch berühmt durch seine
Achate, Karneole und Onyxe, die hier geschliffen werden, nachdem sie zwei Jahre der Sonne
[* 54] ausgesetzt gewesen
sind, wodurch die Farbe dunkler wird.
Die Umgegend ist gut bebaut. Im 5. Jahrh. war Cambay die Residenz der westlichen Hindukaiser. Im 13. Jahrh. eroberten die Mohammedaner
den Ort und machten unermeßliche Beute. DreiJahrhunderte später fanden ihn die Portugiesen in Ruinen, die südlich von der
jetzigen Stadt lagen. Im J. 1780 nahmen die Briten diesen Platz, überließen ihn aber drei Jahre darauf
wieder den Marathen. Im letzten Marathenkrieg kam er von neuem in die Gewalt derEngländer, denen er auch im Frieden von 1803 verblieb.
Seit 1813 beherrschte die Stadt und das dazu gehörige Ländchen von 661 qkm (12 QM.)
und (1881) 86,074 Einw. ein den Briten unterthäniger Nawab.
Durch den KardinalMazarin zu weitern Versuchen ermutigt, traten Cambert und Perrin zwei Jahre später mit einem
zweiten Musikdrama: »Ariane«, hervor, dessen Ausführung jedoch durch den
Tod des Kardinals verhindert wurde. Während der folgenden
Jahre bewarb sich Perrin, durch die bisherigen Erfolge in dem Wunsch
bestärkt, die von Italien her eingeführte Oper dem nationalen Kunstempfinden gemäß umzubilden, um ein
Privilegium, »in ganz Frankreich Opernakademien nach Art der italienischen zu veranstalten«, und nachdem er dasselbe 1669 erhalten,
konnte 1671 die Académie de musique (noch heute der offizielle Name der Pariser sogen. GroßenOper) mit der wiederum von Perrin
gedichteten und von Cambert komponierten Oper »Pomona« eröffnet werden.
Inzwischen aber war dem jungen Unternehmen in dem Florentiner
[* 57] KomponistenLully ein gefährlicher Gegner
erwachsen; dieser benutzte die hohe Gunst, in welcher er bei Ludwig XIV. stand, sowie einen zwischen den Direktoren der Akademie
ausgebrochenen Streit, um sich in den Besitz des Perrin erteilten Privilegium zu setzen (1672), und wurde von nun an der
alleinige Beherrscher des französischen Opernwesens, während die eigentlichen Begründer der nationalen Oper bald vergessen
waren. Cambert ging, nachdem er vergebens versucht hatte, seine 1672 geschriebene Oper »Les peines et les plaisirs de l'amour«
(Text von Gilbert) zur Aufführung zu bringen, nach England, wo er von Karl II. hoch geehrt wie auch zum
Kapellmeister ernannt wurde, ohne jedoch die ihm in seinem Vaterland widerfahrene Zurücksetzung verschmerzen zu können.
Er starb 1677 in London,
[* 58] wie Lullys Feinde behaupteten, von diesem vergiftet.
Vgl. Pougin, »Les vrais créateurs de l'opéra
français« (im »Ménestrel« 1874-75, Nr. 34 ff.).
Luca, ital. Maler, Sohn des Malers Giovanni Cambiaso, geb. 1527 zu Moneglia im Genuesischen. Er begann bei
seinem Vater die ersten Studien, zeichnete sich schon früh durch mechanische Fertigkeit und Fruchtbarkeit an Ideen aus und führte
später in Rom
[* 59] durch eifriges Studium von Raffaels und Michelangelos Werken sein Talent der Reife entgegen. Besonders befleißigte
er sich des Studiums der Natur, der Grazie und eines gefälligen Kolorits, wobei ihm Correggio vorgeschwebt
zu haben scheint, und bildete sich so zu einem der besten Maler, dessen Werke inmitten jener manierierten Zeit wie ein frischer
Quell anmuten.
Seine Auffassung ist naiv realistisch, sein Ausdruck innig, die Gesamterscheinung seiner Werke heiter; die Darstellung bewegter
Szenen gelang ihm weniger als der Ausdruck ruhiger Empfindungen. Das beste Bild dieser Richtung ist die große
Grablegung in SanCarignano zu Genua,
[* 60] wo sich überhaupt die meisten seiner Werke befinden. Cambiaso verfiel jedoch in spätern Jahren
in eine flüchtige Manier, so daß man ihm sogar nachsagte, er habe mit beiden Händen zugleich gemalt, und auch die Schwermut,
die sich infolge der Verweigerung einer zweiten Heirat von seiten des Papstes seiner bemächtigte, mag zu einer Abnahme seiner
künstlerischen Kräfte beigetragen haben. Im J. 1583 wurde er von Philipp II. nach Spanien berufen, um die durch CastellosTod
unterbrochenen Wandgemälde des Eskorial zu vollenden. Er starb aber schon 1585. Cambiaso ist
außerhalb Genuas wenig vertreten; Gemälde von ihm befinden sich außerdem hauptsächlich in Spanien und in Neapel; das Berliner
[* 61] Museum besitzt die gefällige Gruppe einer Caritas.
(spr. kangbjeh),Ernst, belg. Afrikareisender, geb. 1844 zu Ath, widmete sich der militärischen Laufbahn, ward
Generalsstabsadjutant und begleitete 1877 als Geograph die erste Expedition der Internationalen afrikanischen Association,
die unter Kapitän Crespel von Sansibar
[* 63] aus nach dem Innern Afrikas abgehen sollte. Nachdem Crespel 1878 in Sansibar gestorben,
übernahm Cambier selbst die Leitung der Expedition, brach Anfang Juli d. J.
in Begleitung von Wautier und Dutrieux von Bagamoyo nach dem Innern auf, gelangte unter sehr schwierigen Verhältnissen nach
Unjamwesi und weiter nach Unjamjembe und drang von hier, nachdem Wautier gestorben und Dutrieux darauf nach Europa
[* 64] zurückgekehrt war, nach Karema, am Ostufer des Tanganjikasees, vor, wo er im September 1879 die erste
wissenschaftliche und Zufluchtsstation der InternationalenAssociation gründete und bis 1882 verweilte. Darauf kehrte er nach
Europa zurück. Er veröffentlichte: »Rapports sur les marches de la première expédition de l'Association internationale«
(1879).
(spr. kang-), Badeort im franz. DepartementNiederpyrenäen, ArrondissementBayonne, auf einer Anhöhe an der Nive,
mit 1500 Einw., hat eine Schwefelcalciumquelle von 23° C., welche besonders
gegen chronische Bronchitis, Luftröhrenkatarrhe u. dgl. gebraucht
wird, und eine Eisenquelle von 16° C.
Auch legte er das große Buch der öffentlichen Schuld an. Robespierre mißfällig und von ihm 8. Thermidor 1794 heftig
angegriffen, hatte er eine große Zahl Gleichgesinnter auf seiner Seite, deren Verbindung den SturzRobespierres zur Folge hatte.
Dagegen warf er sich als Verteidiger der angeklagten Mitglieder der Ausschüsse, Billaud-Varennes, Collot, d'Herbois u. a.,
auf und ward deshalb von Tallien als Mitschuldiger derselben angeklagt. Er entging der Verhaftung, indem
er sich verbarg, und lebte seitdem zurückgezogen auf einem Landgut bei
Montpellier. 1815 in die Kammer gewählt, ward er nach
der zweiten Restauration als Königsmörder verbannt. Er starb in St.-Josse en Node bei Brüssel.
Zur römischen Kolonie erhoben, wurde es bald eine der vornehmsten und schönsten StädteGalliens, mit
Palästen, Wasserleitungen, Amphitheater etc. Der Usurpator Maximus zerstörte Cambrai 370; später wurde es von den Vandalen und Alanen
erobert. Durch den Vertrag von Verdun
[* 75] 843 fiel es an Lothringen, 870 im Vertrag von Mersen an Westfranken, ward aber später wieder
mit dem deutschen Herzogtum Lothringen vereinigt. Inzwischen war Cambrai und sein Gebiet (Cambrésis) eine
Grafschaft geworden, die der deutsche König Heinrich 1. nach dem Aussterben der eigentlichen Grafen den Bischöfen von Cambrai verlieh,
und die bis zum 17. Jahrh. zum DeutschenReiche gehörte. 1581 ward Cambrai wegen seines Anschlusses an die aufständischen Niederlande
[* 76] von den Spaniern belagert, aber nach kurzer Zeit wieder entsetzt, worauf sich der GouverneurJohann von
Monluc, Herr zu Baligny, zum unabhängigen Herrn von Cambrai machte. 1595 wurde die Stadt von neuem von den Spaniern belagert und
diesmal erobert, 1677 aber von den Franzosen genommen und im NimwegenerFrieden förmlich an Frankreich abgetreten.
Von den Engländern erstürmt, war Cambrai die erste französische Stadt, welche Ludwig XVIII. wieder empfing. Dann
war Cambrai bis 1818 das
¶
(spr. kehmbridsch), 1) berühmte Universitätsstadt Englands in der nach ihr benannten Grafschaft (s. Cambridgeshire),
auf beiden Seiten des schiffbaren Cam, über den zehn Brücken
[* 80] führen, bietet, obwohl weniger von der Natur begünstigt als
ihre Rivalin Oxford,
[* 81] mit ihren stattlichen Bauten, teilweise engen Straßen und den zahlreichen Ruderbooten
auf ihrem Fluß immerhin ein recht anziehendes Bild. Cambridge zählte 1881: 35,372 Einw. Der Ruhm der Stadt beruht auf ihrer Universität,
die auf eine von Siegbert, dem König der Ostangeln, 630 hier gegründete Schule zurückgeführt wird, deren älteste
vorhandene Stiftungsurkunde von 1229 erst aus der Regierungszeit Heinrichs III. stammt. Zu Elisabeths Zeit wurde die jetzige
Verfassung im wesentlichen geschaffen, und dieselbe ist in neuerer Zeit (namentlich durch die Statuten von 1858
und das Zugeständnis
völliger Religionsfreiheit 1871) in freisinnigem Geist entwickelt worden.
4) Die Studenten (Undergraduates), die wiederum in vier Klassen zerfallen, nämlich FellowCommoners (jüngere
Söhne von Edelleuten oder reichen Bürgern, denen es gestattet ist, am Tisch der Fellows zu speisen), Scholars (die im Bezug
von Stipendien etc. sind), Pensioners (die für Kost und Wohnung etc. zahlen und die Mehrzahl der Studierenden ausmachen) und
Sizars (arme Studenten, die Kost od. dgl. frei haben). Im ersten
Jahr heißt der Student freshman, im zweiten junior soph, im dritten senior soph.
Die Studenten wohnen in ihrem College, in welchem sich auch der gemeinschaftliche Speisesaal (hall) befindet. Unattachierte
Studenten wohnen in Privatwohnungen, zu denen auch das 1876 gegründete CavendishCollege, Selwyn College (1876 für Missionäre
gegründet) und Ridley Hall
[* 82] (für Theologen 1882 eröffnet) zu rechnen sind. So besteht denn die Universität
aus (1883) 11,470 Mitgliedern, nämlich 5200 Doktoren und Magistern, die Mitglieder des Senats sind, 3670 Baccalaurei und 2600 Studenten
oder Undergraduates.
Jedes College hat seine Tutors und Lecturers, und die Vorlesungen der außerhalb dieser Colleges stehenden 37 Universitätsprofessoren
werden fast nur von denjenigen besucht, die sich einem besondern Fach widmen. Die oberste Behörde der
Universität ist der Senat, aus dessen Mitte ein Rat von 22 Mitgliedern durch Wahl hervorgeht, an dessen Spitze derKanzler steht,
und ohne dessen Bewilligung Vorlagen dem Senat nicht gemacht werden können. Die Hauptbeamten sind: der
Kanzler;
der Vizekanzler (der mit den Sexviri und dem Assessor ein Disziplinargericht für die graduierten Universitätsmitglieder
bildet);
der High Steward oder Oberrichter für Kriminalsachen;
Wer diese drei Examina besteht, erhält den Titel eines Baccalaureus oder Bachelor. Nach Ablauf
[* 84] einer weitern Frist von drei Jahren,
die indes nicht auf der Universität verbracht zu werden braucht, können Bachelors sich einen höhern
Grad als Magister oder Doktor erwerben und werden dadurch Mitglieder des Senats. Solange sie ihren jährlichen Beitrag zahlen,
bleiben sie Mitglieder der Universität. Man schlägt die Einnahmen sämtlicher Colleges auf 278,000 Pfd. Sterl. an, und sie
verfügen über 312 geistliche Pfründen im Wert von 136,000 Pfd. Sterl. jährlich. Im Parlament wird die
Universität durch zwei Mitglieder vertreten.
Wie bereits erwähnt, bilden die Universitätsgebäude und Colleges den Hauptanziehungspunkt von Cambridge Von der Universität als
solcher abhängig sind: die 1722-30 erbaute Halle
[* 85] des Senats nebst der 1842 erweiterten Bibliothek (250,000 Bände) und den Räumen
für die Examina oder Schools;
Von den Colleges ist das 1257 gestiftete PeterHouse das älteste, das 1807 gestiftete DowningCollege das
jüngste, am berühmtesten aber und am meisten frequentiert sind Trinity und St. John'sColleges. Ersteres wurde 1546 von Heinrich
VIII. gestiftet, zählte Bacon, Newton, Bentley, Dryden und Byron zu seinen Schülern, und seine von Wren 1676 erbaute Bibliothek
ist nächst derjenigen der Universität die wertvollste. Es ist die reichste Anstalt in Cambridge, mit einer
Jahreseinnahme von 52,000 Pfd. Sterl. Der Master erhält einen Gehalt von 3000 Pfd. Sterl., 60 Fellows beziehen je 300-750 Pfd. Sterl.
und 78 Schüler Stipendien von 60 bis 90 Pfd. Sterl. St. John'sCollege, 1511 von der MutterHeinrichs VII. gestiftet, zeichnet
sich aus durch die von G. Scott 1869 vollendete prächtige Kapelle.
In der zu ihm gehörigen Merton Hall soll Erasmus gelehrt haben. King'sCollege (1441 von Heinrich IV. gestiftet) kann sich seiner
Kapelle rühmen, des schönsten Bauwerks der Art in England. Gonville and Caius (spr. kihß)College, 1349 gestiftet, besteht
aus drei in italienischem Geschmack erbauten Höfen, deren erster von A. Waterhouse. In Christ'sCollege, 1466 gestiftet,
studierte J. ^[John] Milton, und ein von ihm 1633 gepflanzter Maulbeerbaum wird noch jetzt gezeigt.
An sonstigen Bildungsanstalten in Cambridge verdienen Erwähnung: die beiden Colleges für Damen (Girton und Newnham), an welchen
ganz derselbe Bildungsgang verfolgt wird wie an den andern Colleges;
die in Verbindung mit dem 1863 erbauten
Addenbrooke Hospital stehende medizinische Schule und zwei Lateinschulen.
Unter den Kirchen ist die 1101 von den Tempelherren
erbaute runde Heilige Grabkirche die älteste, die 1478-1519 erbaute gotische Marienkirche die geräumigste und schönste.
Endlich muß der Spielplätze der
Studenten (Parker'sPiece und Fenner'sGround), der Boothäuser der Ruderklubs
am Cam, des Ballspielhauses (Tennis-Court), des Hauses des Studentenvereins (Union) und des Theaters in der Vorstadt Barnwell
Erwähnung geschehen, wo auch die einst berühmte StourbridgeFair noch jährlich stattfindet. - Cambridge ist eine der ältesten
Städte des Reichs, das (angeblich 75 v. Chr.) gegründete Camboricum der Alten, eine Stadt der Jeener im
römischen Britannien, und noch heutzutage findet man in der Nähe von Cambridge römische Altertümer. Im J. 871 wurde die Stadt von
den Dänen zerstört. Zur Zeit Wilhelms des Eroberers hieß sie nach dem damaligen Namen des Flusses Cam (Granta) Grantbridge.
2) Stadt im nordamerikan. StaatMassachusetts, am CharlesRiver, gegenüber Boston,
[* 88] mit dem es zwei Brücken verbinden, hat (1880)
52,669 Einw. und ist berühmt als Sitz der Harvard-Universität, die, 1638 vom PredigerHarvard gestiftet, die ehrwürdigste
und reichste Anstalt der Art in den Vereinigten Staaten
[* 89] ist. Die 18 großartigen Universitätsgebäude bedecken mit den sie
umgebenden Gärten und Höfen 14 Hektar. Unter ihnen ragen hervor: die zum Gedächtnis der im Sezessionskrieg gefallenen Studenten
erbaute MemorialHall (mit Speisesaal und Theater), die Bibliothek (GoreHall) mit 130,000 Bänden (und 100,000
mehr in andern Gebäuden), das zoologische und biologische Museum, die Turnhalle und die verschiedenen Hörsäle der unitarisch-theologischen,
juristischen, medizinischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten.