30
cm hoch. Die
Wurzel,
[* 2] anfangs fade schmeckend, nachher sehr heftig brennend, wurde sonst gegen den
Biß von
Schlangen
[* 3] angewendet.
Der scharfe
Stoff ist aber sehr flüchtig, und man benutzt daher das
Mehl
[* 4] der
Wurzel in
Lappland und
Schweden,
[* 5] mit Roggenmehl
gemischt, zur Brotbereitung. Die
Beeren sind giftig. CallaaethiopicaL.
(Richardia aethiopicaKth.), im tropischen
Afrika
[* 6] heimisch, ist eine bei uns sehr verbreitete Zimmerzierpflanze, die sich sehr leicht in fetter
Erde kultivieren läßt
und im
Sommer auch ausgepflanzt werden kann.
Calla albo maculata hort.
(Richardia albo maculata
Hook) ist kleiner und hat silberweiß gefleckte
Blätter.
Kartenglücksspiel für 2-3
Personen, wahrscheinlich aus
Kalabrien stammend, wie der
Name
andeutet. Jeder erhält 3
Blätter, und 5 werden offen auf den
Tisch gelegt. Die
Karten gelten von 1-10 nach
Augen, der
Bube gilt
11,
Dame 12, König 13. Es kommt darauf an, mit einem
Blatt
[* 7] aus der
Hand
[* 8] von den offenenKarten so viel
Augen
wegzunehmen, wie das Handblatt hat; wer dies nicht kann, muß ein
Blatt aus der
Hand auf den
Tisch legen. Das
Spiel ist aus,
wenn alle Tischblätter genommen sind oder ein
Spieler unter
Zweien 6, unter
Dreien 8
Karten in der
Hand hat; die
Mehrzahl der
Blätter entscheidet nämlich den
Gewinn. In glücklichem
Fall kann ein
Spiel sofort beendet sein. Wenn z. B.
auf dem
Tisch König,
Dame, 10, 3, 1 liegen und der erste
Spieler einen König hat, dann raubt dieser alles (13, 12+1, 10+3).
(spr. kaljao),Seestadt in der südamerikan.
RepublikPeru,
[* 11] 9 km südwestlich von
Lima,
[* 12] an einer schmalen
Bai gelegen, welche durch die
InselSan Lorenzo gegen
Winde
[* 13] und Wogendrang
geschützt ist und eine der sichersten
Reeden der
Welt bildet. Die Stadt hat meist enge
Straßen und nur wenige hervorragende
Gebäude, aber als
StapelplatzLimas und desDepartementsJunin, mit dem eine
Eisenbahn sie verbindet, herrscht
in ihr reges
Leben. Der 210
Hektar große
Binnenhafen (Darsena), von gewaltigen
Molen eingeschlossen, ist ein großartiges
Werk der
Neuzeit (seit 1872 erbaut).
Nicht weit davon steht das ausgedehnte
Castillo del
Real Felipe, 1770-75 von den Spaniern erbaut und mit 400
Geschützen bewaffnet,
jetzt aber Zollhaus. An sonstigen Gebäuden sind noch zu erwähnen: die 3 katholischen und die englische prot.
Kirche (mit
Schule), das
Haus des
Präfekten, 2
Hospitäler, ein
Theater
[* 14] und ein Klubhaus (im
Bahnhof). Callao hatte 1876: 33,502 Einw. Es hat
eine Zuckersiederei,
Sägemühle,
Eisengießereien,
Werfte der
Pacific-Dampfschiffahrtsgesellschaft, Dampfmühle und
Schmelzhütte (auf der
InselSan Lorenzo), ist aber namentlich seines
Handels wegen wichtig, daher auch Sitz eines deutschen
Konsuls. Im J. 1882 liefen 407
Schiffe
[* 15] mit 227,468
Ton.
Gehalt ein; die Einfuhr schätzte man vor dem
Krieg auf 16 Mill., die
Ausfuhr auf 10 Mill.
Soles.
Ausgeführt werden namentlich:Silber,
Gold,
[* 16]
Salz,
[* 17]
Baumwolle,
[* 18]
Zucker
[* 19] und
Häute. Das jetzige Callao liegt nördlich
von der alten Stadt, die durch ein
Erdbeben
[* 20] zerstört ward. Callao war der letzte Platz, den die
Spanier in
Peru behaupteten;
erst nach zweijähriger Belagerung kam derselbe
durch
Kapitulation in die
Gewalt derPeruaner.
Am schlugen die
Forts einen
Angriff der spanischen
Flotte ab, aber die Chilenen, welche die Stadt besetzten,
haben sämtliche Festungswerke geschleift.
(spr. kahl-),AugustWall, engl.
Maler, geb. zu
Kensington, bildete sich nach
Poussin und
Cuyp und führte
nach diesen Vorbildern treffliche
Landschaften und
Seestücke aus. Der
Tower von der Wasserseite (1821)
und eine
Ansicht von
Trient
[* 21] (1831) machten Aufsehen, ebenso eine holländische
Küste, an welcher Fischerweiber mit einigen
Männern stehen. Unter seinen
Landschaften finden sich viele italienische, englische, belgische und deutsche Gegenden, alle
mit charakteristischen
Figuren.
Besonders gut gelangen ihm Schleichhändler. Auch in seinen Genrebildern äußern die Gestalten nirgends
Affektiertheit, und die
Handlung tritt klar hervor, wie er denn überhaupt in seinen Bildern nicht nach
Effekt haschte. Die
Färbung ist immer frisch und glänzend, denn Callcot liebte die Heiterkeit; daher der Zauber, den er in seinen
Himmel
[* 22] und
in den Silberton seiner Gewässer zu legen wußte. Callcot war Mitglied der königlichen
Akademie, seit 1837
Konservator der königlichen
Gemäldesammlung. Er starb in
Kensington.
Vgl. Dafforne, Pictures by
Sir A. W. Callcot (Lond. 1875, mit
Biographie).
ein in
Spanien
[* 25] auftretender trockner
Nebel, beginnt Mitte oder Ende Juni, zeigt sich zuerst als schmaler Nebelstreifen
von bläulichgrauer
Farbe rings um den
Horizont,
[* 26] welcher mit zunehmender
Hitze bis Mitte
August wächst, dann wieder abnimmt
und mit den
Stürmen des Herbstäquinoktiums verschwindet.
Man nimmt an, daß die Callina durch die
Hitze erzeugt wird, indem der
über den staubigen und dürren
EbenenSpaniens durch starke Erwärmung hervorgerufene aufsteigende Luftstrom eine Trübung
der
Atmosphäre verursacht.
Calliópsis DrummondiiDon.
(Coreopsisbasalis Otto et Dietr.),
einjährig, aus
Nordamerika,
[* 28] hat prächtige, glänzend goldgelbe, 5-6
cm breite
Blumen.
Brown,
Gattung aus der
Familie der
Myrtaceen, neuholländische
Sträucher mit wechselständigen, steifen, schmalen,
oft nadelförmigen, immergrünen Blättern, von den
Zweigen durchwachsenen, walzigen Blütenähren, aus
den
Blüten lang herausstehenden
Staubgefäßen und drei- bis fünffächerigen, vielsamigen
Kapseln.
[* 29] Callistemon lanceolatum
Dec.,
¶
mehr
ein schönerStrauch mit purpurrotem, Callistemon lineareDec., mit scharlachroten Staubfadenbüschel und runden, glänzenden Samenkapseln,
welche, wie die Blätter, jahrelang stehen bleiben, Callistemon speciosumDec., ein gegen 3,5 m hoherStrauch mit karmesinroten Blüten
und ebenfalls jahrelang stehen bleibenden Kapseln, und andre Arten werden im Gewächshaus und im Zimmer kultiviert.
Callitris quadrivalvisVent. (ThujaarticulataVahl), ein
strauchartiges, bis 6 m hohes Bäumchen mit pyramidaler Krone, sparrigen, dichotom oder fiederig verzweigten Ästen, flach
zusammengedrückten, gegliederten, von den kleinen, angedrückten, schuppenförmigen Blättern dicht bedeckten Ästchen,
monözischen Blüten und kleinen, fast kugelig vierseitigen Zapfen,
[* 32] einer Thuja (Lebensbaum) nicht unähnlich,
ist eins der gewöhnlichen NutzhölzerAlgeriens, des Atlas
[* 33] und der übrigen nordwestafrikanischen Gebirge, wird gern als Möbelholz
benutzt und wurde schon von den Römern als Zedernholz hoch geschätzt. Stamm und Äste liefern aus Einschnitten in die Rinde
das Sandarachharz. Ein ähnliches Harz stammt von der australischen Callitris Preissii Miq.
(spr. -lo),Jacques, franz. Zeichner, Kupferstecher und Radierer, geb. 1594 zu
Nancy,
[* 34] zeigte früh einen unwiderstehlichen Drang nach künstlerischem Schaffen, der im Atelier des Glasmalers Claude Henriet
am Hoflager von NancyNahrung fand. Da der Vater, Wappenherold von Lothringen und Bar, ihn für ein Staatsamt
bestimmt hatte, entfloh Callot, kaum zwölf Jahre alt, dem Vaterhaus und schloß sich einer Zigeunerbande an, die
nach Italien
[* 35] zog. Die Eindrücke, welche die abenteuerlichen Gestalten und das eigentümliche Leben derselben auf Callot machten,
haben sich später in vielen seiner Darstellungen ausgeprägt und ihm insbesondere den Stoff zu den vier
Blättern geboten, auf welchen er die Bohémiens verewigte. In Florenz
[* 36] verließ er die Bande.
Ein Offizier nahm sich des Knaben an, übergab ihn dem Remigio Canta-Gallina, einem gewandten Federzeichner, der ihn besonders
die Radiernadel beherrschen lehrte, und stattete ihn auch mit dem Reisegeld nach Rom
[* 37] aus. Dort traf er Kaufleute
aus Nancy, die ihn durch die Vorstellung von dem Kummer der Seinigen zur Heimkehr bewogen. Nach zwei Jahren floh Callot wiederum
aus dem Vaterhaus, wohin er dann nochmals zurückkehrte, bis der Vater ihn endlich zur Erlernung seiner Kunst nach Rom schickte.
Callot begann hier seine Studien bei dem MalerJulius Parigi, fühlte aber bald einen stärkern Beruf zum Kupferstecher
als zum Maler und wurde daher ein Schüler von PhilippThomassin aus Troyes. 18 Blätter, die er ungefähr bis zum 20. Lebensjahr
vollendete, zeugen von rascher Ausbildung seines Talents.
besonders aber ist das große Karussell und die große Straße, in welcher dasselbe vorging, 10 Blätter,
eins seiner schönsten Werke. In seinen spätern Arbeiten wird ein erheblicher Fortschritt im Gebrauch
der Radiernadel und eine häufigere Verbindung derselben mit dem Grabstichel sichtbar.
Werke dieser Art sind seine Bettler,
Zigeuner etc., eine Sammlung von 25 Blättern, die er unter dem Titel: »Capitano de Baroni« herausgab;
Als aber der König einen Familienzwist mit seinem
BruderGaston von Orléans
[* 41] und dessen Verbindung mit der lothringischen Fürstenfamilie benutzte, um 1633 Nancy zu erobern und
das Herzogtum dem französischen Reich einzuverleiben, bat Callot, der vom König an den Hof geladen und aufgefordert worden war,
die Eroberung von Nancy zum Gegenstand einer Darstellung zu machen, unumwunden, ihn mit so entehrenden Aufträgen
zu verschonen, denn er sei ein Lothringer und werde nie die Hand anlegen zur Abbildung der Schmach seines Fürsten und Vaterlandes.
Zu seinem patriotischen Gram gesellten sich auch noch Körperleiden. Er starb »Callots
Kunststreben war ohne allen Aufschwung zum Idealen lediglich der treuen Auffassung der Natur zugewendet.
Diese suchte er wiederzugeben, wie er sie fand und um sich sah, aber ebenso durch überraschende Wahrheit und Innigkeit zur
Kunst erhoben. Darum sind auch diejenigen seiner Schöpfungen, welche der heiligen Geschichte angehören, von geringerm Kunstwert
als diejenigen, welche sich auf dem profanen Gebiet bewegen. Hier aber ist er ganz eigentlich zu Hause,
und das Charakteristische seines Genius, Humor, Keckheit, Spott, Ironie, selbst ein reichlicher Zusatz von Bizarrerie und vom
Gespenster- und Dämonenartigen leuchten überall hervor.« Callots vorzüglichste Stärke
[* 42] lag in der gewandten Bewältigung
der Massen.
Frisch und eigentümlich ist er immer, sowohl in seinen Phantasien als in seinen aus dem Leben genommenen
Darstellungen; selbst das Gemeinste im Alltagsleben umgibt er mit einem romantischen Schimmer und spricht kräftig und
wunderbar zu jedem für phantastische Gebilde empfänglichen Gemüt. Die Anzahl seiner Blätter beträgt weit über 1000. Ein
kritisch genaues Verzeichnis gibt E. Meaume, Recherches sur la vie et les ouvrages de Jacques Callot (Nancy
1860, 2 Bde.).
Calluna vulgarisSalisb. (EricavulgarisL., gemeines Heidekraut,
Immerschönkraut), bis 1,5 m hoherStrauch mit kaum 2 mm langen, dreiseitigen, gegenständig vierreihigen, nur am Rand sehr
fein behaarten Blättern und nickenden, auf kurzen Stielchen stehenden, lilafarbigen, selten weißen Blüten in endständigen,
einseitswendigen, nicht selten an der Spitze beblätterten Trauben, ist besonders im WestenEuropas sehr verbreitet, wird nach
Osten zu allmählich seltener und vermag ausgedehnte Landstrecken fast ausschließlich zu bedecken. Es geht östlich
bis zum Ural und findet sich auch noch auf dem Nordabhang Kleinasiens. Im Westen wächst es ziemlich häufig
in Spanien und auf den Azoren; auch findet es sich auf der Nordwestküste Amerikas.
Nördlich geht es nur wenig über die Buchengrenze (58°) hinaus; im Gebirge gedeiht es im Bereich der Wolkenregion; überall
bedarf es der Feuchtigkeit der Luft. Die nektarreichen Blüten gewähren ein gutes Bienenfutter, weshalb
man die Bienenstöcke im Spätsommmer ^[richtig: Spätsommer] in die Heidegegenden zu bringen pflegt. Aus den Stämmen und
Zweigen werden Besen verfertigt, auch benutzt man das Heidekraut zur Streu, als Brennmaterial und des Gerbstoffgehalts wegen
bisweilen auch zum Gerben. Das Heidekraut gedeiht auf dem magersten Böden und bereitet denselben für anspruchsvollere
Pflanzen vor, bei Forstkulturen kann es durch Überwachsen und Verdämmen junger Pflanzen schädlich werden. Ganz mit Heidekraut
bewachsene Strecken werden abgebrannt und dadurch auf einige Zeit zum Anbau fähig gemacht.
(lat., »Schwiele«) heißt die sich neu bildende Knochenmasse, durch welche die Heilung von
Knochenbrüchen (s. d.) bewirkt wird. Bleibt der Callus weich (provisorischer
Callus), oder bildet er sich statt in festes Knochengewebe in eine sehnenartige Gewebsmasse um, so entsteht eine sogen.
Pseudarthrosis (falsches Gelenk). In der Botanik nennt man Callus eine glänzende, harte, wulstige Erhabenheit aus Blättern, Samen,
[* 46] Beeren etc., dann das aus dem Kambium
[* 47] hervorgehende schwammige Gewebe
[* 48] an der Schnittfläche von Stecklingen weichholziger Pflanzen,
welches vor derBildung von Wurzeln erzeugt wird.
das älteste der sogen. Bibellexika, wurde ins Englische,
[* 52] Holländische
[* 53] und Deutsche
[* 54] (von Glöckner, Liegnitz
[* 55] 1751-54, 4 Bde.)
übersetzt. Er verfaßte noch: »La Sainte Bible en latin et en français avec un commentaire littéraire et critique« (Par.
1707-16, 23 Bde.) und »Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine« (Nancy 1728, 4 Bde.).
Vgl. Digot, Notice biographique
et littéraire sur dom A. Calmet (Nancy 1861);
Guillaume, Nouveaux documents inédits sur la correspondance
de dom Calmet (das. 1875).
(spr. -mong),MarcAntoine, franz. Politiker, geb. zu Tamniès (Dordogne), studierte in Paris die Rechte
und ward 1836 Auditeur beim Staatsrat, 1842 Martre des requêtes, legte aber nach
dem Staatsstreich, um nicht dem Kaiserreich
den Eid leisten zu müssen, 1852 seine Stelle nieder. 1846-48 war er Mitglied der Deputiertenkammer. Unter
dem Kaiserreich lebte er in politischer Zurückgezogenheit, nur mit wissenschaftlichen Studien über Finanzpolitik beschäftigt.
Er schrieb: »Les impots avant 1798« (1865);
»WilliamPitt, étude financière et parlementaire« (1865);
»Histoire parlementaire
des finances de la Restauration« (1868 bis 1870, 2 Bde.);
»Étude des finances de l'Angleterre depuis la réforme de RobertPeel jusqu'en 1869« (1870).
(ital.), Abgang, Verlust, den das Material bei einem technischen Umgestaltungsprozeß oder beim Transport durch
Auslaufen, Eintrocknen etc. erleidet. Calo di peso, Mangel an Gewicht;
Don Francisco Tadeo, Herzog von Santa Isabel, Graf von Almeida, span. Staatsmann, geb. 1775 zu Villel in Aragonien
von armen Eltern, studierte zu Saragossa
[* 57] die Rechte und erlangte durch die wohlberechnete Verlobung mit der häßlichen Nichte
des königlichen Leibarztes Berga eine Anstellung im Justizministerium, mußte übrigens dann zur Schließung
der Ehe vom König durch Androhung der Galeeren gezwungen werden. 1808 folgte Calomarde der Zentraljunta von Aranjuez, zu deren Chef er
gewählt war, nach Sevilla
[* 58] und Cadiz,
[* 59] war aber nach der Rückkehr Ferdinands VII. der erste, welcher in Valencia
[* 60] dem unumschränkten
König huldigte, wofür er zum obersten Beamten der Secretaria general de Indias ernannt wurde; wegen
betrügerischen Verkaufs eines amerikanischen Bistums ward er nach Toledo
[* 61] und nach heimlicher Rückkehr nach Madrid
[* 62] nach Pamplona
verbannt.
Bei der Wiederherstellung der Konstitution 1820 schloß er sich, charakterlos wie er war, wieder an die Liberalen an, gewann
aber erst Einfluß, als 1823 die Konstitution abermals beseitigt worden war. Er wurde zum Sekretär
[* 63] der
in Madrid niedergesetzten Regentschaft, sodann als gefügiges Werkzeug der Reaktion zum Sekretär der Camara del real patronato,
endlich 1824 zum Justizminister ernannt. Acht Jahre lang gingen nun die wichtigsten Staatsgeschäfte durch seine Hände, und
die Gunst des schwachen Königs gab ihm unumschränkte Macht, die er zur Unterdrückung der Freiheit, besonders
durch die geheime Polizei, zur Zurückrufung der Jesuiten, zur Wiederherstellung der Klöster und schonungslosen Verfolgung
der Liberalen benutzte. Zugleich suchte er sich der Gunst des Don Karlos im voraus zu versichern, während er jeden mißlungenen
karlistischen Aufstand mit unerhörter Strenge bestrafte. Als nun im September 1832 König Ferdinand VII.
in La Granja plötzlich von einem so heftigen Gichtanfall betroffen ward, daß er für tot galt, begrüßte Calomarde
¶
mehr
zuerst den InfantenDon Karlos als König. Sobald der König sich wieder erholte, vermochte ihn Calomarde zur Zurücknahme seines Dekrets
und Testaments, worin die Königin zur Regentin des Reichs erklärt war, und zur Herstellung des salischen Gesetzes. Der König
erklärte aber, nachdem er wider Erwarten genesen war, die Umänderung seines Testaments für
erschlichen, Calomarde wurde auf seine Güter in Aragonien verwiesen und sollte drei Monate später sogar verhaftet werden, entkam
aber verkleidet nach Frankreich. Er starb 1842 in Toulouse.
[* 65]
Während seine Vorgänger, besonders Necker, möglichst sparsam gewesen waren, um den zerrütteten Finanzen auszuhelfen, hatte
Calonne für den Hof stets Geld im Überfluß und stellte die Finanzlage im glänzendsten Lichte dar. Denn nach seiner Ansicht waren
Aufwand, Luxus und der Schein des Reichtums die geeignetsten Mittel, um der Regierung Ansehen und Kredit zu
verschaffen. Durch Anleihen auf Anleihen, Vorausnahme zukünftiger Zahlungen und Verschiebung fälliger Ausgaben beschaffte er
die Gelder für den Ankauf von Schlössern und glänzende Festlichkeiten und wurde wegen seiner Finanztalente bewundert und
hoch gepriesen.
Necker brachte in seinem Werk »Über die Finanzverwaltung« diese
Gebrechen des Staatshaushalts vor die Öffentlichkeit, ward aber dafür aus der Hauptstadt verwiesen; die Finanzedikte Calonnes
mußten trotz des Widerstrebens der Parlamente auf unmittelbaren königlichen Befehl registriert werden. Als sich zuletzt
der schlimme Zustand der Finanzen nicht mehr verbergen ließ, schlug Calonne eine Berufung der Notabeln vor und hoffte durch
Besteuerung des Adels und der Geistlichkeit helfen zu können.
Die Notabeln wurden im Februar 1787 einberufen, und es stellte sich dabei heraus, daß das jährliche Defizit auf 115, die Schuldenlast
auf etwa 5000 Mill. Frank gestiegen war. Infolge dieser Aufschlüsse und der Opposition der privilegierten Stände gegen ihre
Besteuerung mußte Calonne seine Entlassung nehmen und in die Verbannung gehen. Er heiratete in London
[* 68] eine 60jährige
reiche Engländerin, die seinen heruntergekommenen Finanzen wieder aushalf. Eifrig kämpfte er durch Geldopfer und Schriften
für die Sache der Prinzen, als diese emigrierten, und unternahm zu ihren gunsten große Reisen nach Deutschland,
[* 69] Italien und
Rußland, ohne Dank von ihnen zu ernten. Von Bonaparte erhielt er 1802 die Erlaubnis zur Rückkehr nach
Paris, starb aber wenige Wochen nachher, 30. Okt., seine Gattin in ziemlich dürftiger Lage hinterlassend. Von seinen Schriften hat
nur das »Tableau de l'Europe en novembre 1795« allgemeineres Interesse.
2) Alphonse Bernard, Vicomte de, franz. Publizist, geb. 1818 zu Béthune, studierte 1840-42 in Paris die
Rechte, widmete sich dann archäologischen und kritischen Arbeiten und verfocht nach der Revolution von 1848 in verschiedenen
Broschüren wie auch als Redakteur des »Lampion« das legitimistische Prinzip. Nach dem trat er mit in die Redaktion
der neugegründeten reaktionären
»Revue contemporaine«, deren Eigentümer er 1855 wurde. Jetzt plötzlich
seine politische Meinung ändernd, ward er Bonapartist und machte die Revue unter dem Schutz des Gouvernements und der Beteiligung
zahlreicher in hohen Würden stehender Mitarbeiter zu einem einflußreichen Regierungsorgan, das es bis etwa 1868 blieb. Um
diese Zeit verrieten eine Reihe sehr auffälliger Artikel (z. B. die Kératrys über die mexikanische Expedition),
daß die Richtung des Blattes sich wieder gewendet hatte, wie Calonne denn auch zwischen 1866 und 1870 einer friedlichen Verständigung
mit Preußen
[* 70] beharrlich das Wort redete. Außer zahlreichen politischen Flugschriften schrieb er: »Bérangère« (Novelle, 1852);
»PauvreMathieu« (1855) u. a. In den letzten Jahren korrespondierte Calonne für englische Blätter und trat erst 1880 wieder
mit einer größern Arbeit hervor, betitelt: »Vie municipale au XII. siècle dans le Nord de la France«.
L. (Schönblatt, Gummiapfel), Gattung aus der Familie der Guttiferen, tropische Bäume mit lederartigen Blättern,
kleinen, polygamischen Blüten in end- oder seitenständigen Rispen und nicht ausspringenden Steinfrüchten. Calophyllum InophyllumL.,
ein schöner Baum mit sehr großen Blättern, im südlichen Ostindien
[* 71] und auf den Inseln, wird bei 3,5 m Stammdurchmesser über 30 m
hoch. Die weißen, wohlriechenden Blumen sind als Parfüm sehr geschätzt. Aus den durchschnittenen Früchten wird das grün-gelbliche
Tacamahacaöl gewonnen, welches arzneilich und zum Brennen gebraucht wird. Aus der Rinde des Stammes fließt ein gelber, balsamischer
Saft, der zu einem gelbbraunen Harz verhärtet und das ostindische Tacamahaca bildet. Das Holz
[* 72] ist hart und
fest und ein sehr geschätztes Nutzholz.
Calophyllum CalabaJacq., in Westindien
[* 75] und Brasilien,
[* 76] wird 19 m hoch, liefert aus Einschnitten in die Rinde einen angenehm aromatischen, dunkelgrün
werdenden Balsam, der auf den Antillen als Heilmittel benutzt wird. Die Früchte sind genießbar, sie enthalten nur einen Samen,
aus welchem Brennöl gepreßt wird. Mehrere Arten werden in Warmhäusern kultiviert.
gegen Aussatz empfohlen. Die sehr feine Samenwolle (vegetabilische Seide)
[* 83] dient als Polstermaterial, auch hat man sie mit Baumwolle
gemischt versponnen und auf Papier verarbeitet; aus der Rinde gewinnt man sehr feste Gespinstfasern.
[* 84]
Titus (gewöhnlich Calpurnius Siculus genannt), röm. Dichter, verfaßte um die Mitte
des 1. Jahrh. n. Chr. im Anfang der Regierung des überschwenglich von ihm gepriesenen Nero sieben bukolische Gedichte (eclogae),
die sich durch strenge metrische Technik, aber auch durch Mangel an innerm Leben und servile Gesinnung auszeichnen. Selbst ein
ziemlich unselbständiger und übertreibender Nachahmer des Theokrit und Vergil, ist er nicht nur nachgeahmt,
sondern ausgeplündert worden von Nemesianus (s. d.), dessen vier Eklogen meist mit den seinigen verbunden werden. Ausgaben
besorgten Gläser (Götting. 1842) und Bährens (in »Poetae latini minores«, Bd.
3, Leipz. 1881); eine Übersetzung Klausen (Altona
[* 93] 1807).
Vgl. M. Haupt, »De bucolicis carminibus Calpurnii
et Nemesiani« (»Opuscula«, Bd.
1, Leipz. 1875).
Bestia (Lucius, auch Piso Bestia genannt), trat 121 v. Chr. als Volkstribun gegen GajusGracchus (s. d.) auf
und galt seitdem als ein Vorkämpfer der aristokratischen Partei. Zehn Jahre später begann er als Konsul den Krieg gegen Jugurtha
und führte denselben anfangs mit Nachdruck und Geschick, ließ sich aber dann von Jugurtha bestechen und
gewährte ihm Frieden unter den günstigsten Bedingungen. Auf Antrag des Tribuns Gajus Mamilius wurde eine gerichtliche Untersuchung
gegen ihn anhängig
gemacht, infolge deren er nebst andern Gliedern der Aristokratie verurteilt und wahrscheinlich verbannt
wurde. Er wird indes noch einmal im Jahr 90 erwähnt, wo er infolge des Varischen Gesetzes gegen die Urheber
des Bundesgenossenkrieg freiwillig ins Exil ging.
(spr. -dschiröne), Kreishauptstadt in der ital.
ProvinzCatania (Sizilien), auf zwei durch eine Brücke
[* 96] verbundenen Höhen (614 m) südwestlich von Catania in sehr fruchtbarer
Gegend gelegen, ist Bischofsitz, hat ein altes Kastell, stattliche Paläste, ein Lyceum, ein Gymnasium, eine technische Schule
und (1881) 28,119 Einw., unter deren Industrieerzeugnissen besonders
Gefäße von seinem Thon und farbige Statuetten zu nennen sind.
Das Erdbeben von 1693 verschlang über die
Hälfte der Stadt, welche sarazenischen Ursprungs ist.
wird im W. von der ProvinzGirgenti, im
N. von Palermo,
[* 97] im O. von Catania und Siracusa, im S. vom Meer begrenzt und hat ein Areal von 3769 qkm (nach
Strelbitskys Berechnung 3289 qkm = 59,7 QM.) mit (1881)
266,379 Einw. Die Provinz ist im allgemeinen, besonders gegen N., gebirgig (bis zu 1000 m Höhe) und wird vom Salso und vom
obern Platani nebst zahlreichen kleinern Flüssen bewässert. Der ziemlich fruchtbare Boden ist mäßig
angebaut und bringt vorzugsweise Weizen hervor, doch findet sich auch in einzelnen Gegenden ausgedehnte Wein-, Oliven- und sonstige
Baumkultur. Der wichtigste Produktionszweig ist der Bergbau
[* 98] auf Schwefel, welcher jährlich ca. 1½ Mill. metr. Ztr. liefert;
sonst enthält das Land an Mineralien
[* 99] Salz, Gips
[* 100] und besonders vortrefflichen Töpferthon sowie mehrere heilkräftige
Mineralquellen. Die Provinz zerfällt in die drei Kreise:
[* 101] Caltanissétta, Piazza Armerina und Terranova di Sicilia. - Die Hauptstadt Caltanissétta liegt
fast in der Mitte der Insel, aus einer fruchtbaren Hochebene (535 m ü. M.) über dem tiefen Salsothal, an der Eisenbahn von
Catania nach Girgenti, ist regelmäßig und gut gebaut, Sitz des Präfekten und eines Bischofs, hat ein altes
Schloß, eine Kathedrale mit bemerkenswerten Fresken, ein schönes Theater, ein bischöfliches Seminar, ein Lyceum und Gymnasium,
eine technische und eine Bergschule, Töpferwarenfabrikation, besuchte Jahrmärkte und (1881) 25,027 Einw. In der Umgebung
von Caltanissétta finden sich Schwefelgruben und Mineralquellen. 3 km östlich liegt die Badia di Santo
[* 102] Spirito, ein
normännischer 1153 von GrafRoger errichteter Bau; weiterhin (5 km östlich) erstreckt sich die EbeneTerra pilata, welche einen
kleinen Vulkan enthält, der Wasser, Sand und Kohlenwasserstoffgas ausstößt.
Ranunkulaceen, ausdauernde Kräuter mit ungeteilten, breiten, glänzenden Blättern, großen Blüten und mehrsamigen Balgkapseln.
NeunArten in Sümpfen und auf Wiesen der nördlichen Halbkugel und im südlichsten Teil von Südamerika. Caltha palustrisL., mit
rundlichen, herzförmigen, gekerbten Blättern, goldgelben Blüten, in Europa (besonders Norddeutschland), Westasien und Nordamerika,
enthält in der WurzelSchärfe und gilt als gutes Viehfutter; die Blumen machen die Butter gelb. Die jungen
Blütenknospen werden bisweilen wie Kapern eingemacht.
(spr. -os),Departement im nordwestlichen Frankreich, bildet zwischen dem Mündungsbusen der Seine und der
Viremündung ein 60-80 km landeinwärts sich erstreckendes Rechteck, das nördlich vom Kanal
[* 105] (La Manche), im übrigen von den
DepartementsEure, Orne und Manche umschlossen wird. Es umfaßt die zur ehemaligen Normandie gehörigen LandschaftenBessin, Bocage, Campagne de Caen, Auge
[* 106] und Lieuvin und hat einen Flächeninhalt von 5521 qkm (100 QM.). Das Land, im ganzen
mäßig gewellte Ebene, hebt sich nach SW. hin, wo es aus paläozoischen Schichten besteht, bis zu 364 m und umfaßt im
äußersten Südwesten in der Forest de St.-Sever mit dem Quellgebiet der Vire ein lieblichen waldreiches Hügelland.
Die im allgemeinen flache Küste zeigt an der Westgrenze und in der Mitte vorgelagerte sehr gefährliche Klippen,
[* 107] die Rochers
de Calvados, deren Benennung auf ein 1588 dort gescheitertes Schiff
[* 108] (Salvador?) der großen ArmadaPhilipps vonSpanien zurückgeführt wird, und die ihrerseits dem Departement den Namen gegeben haben. Auch im Innern bilden den aus einer
Mischung von Thon und Kalk mit einer fetten vegetabilischen Kruste bedeckten, zur Viehzucht
[* 109] besser als zum Ackerbau geeigneten
Boden fast durchweg Ebenen, unter welchen namentlich das Thal
[* 110] Auge wegen seiner ausgezeichneten Weiden, die
freundliche LandschaftBocage zwischen Vire und Orne und die Ebene von Caen hervorzuheben sind.
Die vorhandenen wenigen Flüsse:
[* 111] Touques, Dives, Orne, Seulles, Aure und Vire, haben sämtlich kurzen Lauf. Von Caen zum Meer führt
ein Kanal. An Waldungen ist Calvados im ganzen arm. Das Klima
[* 112] ist feucht, aber gleichmäßig und gesund; Westwinde
sind sehr häufig und werden oft zu Orkanen. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 439,830 (davon nur 2000 Protestanten),
ein wohlgebildeter Menschenschlag, dabei arbeitsliebend und voll Anhänglichkeit an Heimat und hergebrachte Sitte.
Doch ist die Bevölkerung,
[* 113] wenn auch noch dichter (80 pro QKilometer) als im Mittel in Frankreich, wie überall
in der Normandie in bedenkliche Abnahme begriffen (seit 1861 um 41,160 Einw.), wozu wesentlich
der Wunsch der Familien beiträgt, den Wohlstand zu erhalten und nur 1-2 Kinder zu haben; auch die verbreitete Ammenindustrie
sowie die wachsende Viehzucht, welche weite Flächen dem Ackerbau entzieht, sind auf die Bevölkerungszahl
von Einfluß. Der angebaute Boden beträgt ungefähr 4/7, die Wiesen nehmen 3/14, die Waldungen 1/14 des Ganzen ein.
(spr. -wart, eigentlich Caluwaert), Dionysius, genannt Dionisio Fiammingo, niederländ. Maler, geboren um 1540 zu
Antwerpen,
[* 117] trat 1556 bei Christ. van den Queckborne daselbst in die Lehre,
[* 118] ging dann nach Bologna, um sich,
bereits geschickter Landschafter, in der
[* 103]
Figurenmalerei auszubilden; hier wurden Prosp. FontanaundL. Sabbatini seine Lehrer,
Correggio, Parmegiano und Tibaldi seine Muster. Nachdem er längere Zeit auch in Rom fleißig studiert hatte, kehrte er nach
Bologna zurück und gründete hier eine stark besuchte Schule, in welcher auch Guido Reni, Albani, Domenichino
ihre Studien begannen. Calvaert hatte von seiner Heimat ein gediegenes Kolorit und eine gewisse sorgsame Naturauffassung mitgebracht,
die aus seine Schüler günstig einwirkten.
Freilich war er dabei nicht frei von einem manieristischen Wesen, von der Vorliebe für übertriebene Formen und eine hohle,
theatralische Komposition. Als die Carracci ihre Akademie in Bologna errichteten, begann Calvaerts Stern zu
erbleichen, und seine Schüler verließen ihn. Er starb 1619 in Bologna. Abgesehen von seinen großen Bildern, von denen es
in Bologna noch verschiedene gibt, worunter St. Michael in der KircheSan Petronio, das Fegfeuer in der Kirche
alle Grazie, das Paradies in der Kirche ai Servi etc. hervorzuheben sind, fanden namentlich seine kleinen, auf Kupfer
[* 119] gemalten
zierlichen Bilder seiner Zeit großen Beifall, den sie auch durch die Zartheit des Kolorits und Sorgsamkeit der Behandlung
verdienten.
Der Orden,
[* 120] welcher von Gregor XV. bestätigt wurde,
hat das Eigentümliche, daß in ihm die Vorschriften des heil. Benedikt und des heil. Franziskus verschmolzen
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