Calamagrostis EpigeiosRoth
(Landrohrgras), 0,6-1 m hoch, mit
knäuelförmig gestellten
Grasährchen in den hand- bis fußlangen
Rispen, auf ärmlichem
Sand, besonders aus Waldschlägen,
gibt hartes, wenig nahrhaftes
Futter; ebenso Calamagrostis lanceolataRoth
(Teichrohrgras), welches 1 m hoch wird und auf austrocknenden
Mooren und
Teichen erscheint.
(spr. -lam),Alexandre, schweizer.
Maler, geb. als Sohn eines geschickten Marmorarbeiters zu
Vevey.
Da der
Vater sein
Vermögen verlor, konnte sich Calame nicht der
Kunst widmen, sondern mußte mit 15
Jahren in
ein Bankgeschäft eintreten. Als sein
Vater bald darauf bei einem
Bau verunglückte und infolgedessen starb, war der junge
Calame genötigt, seine
Mutter zu erhalten. In seinen Mußestunden begann er sich im
Zeichnen zu üben und kleine
Ansichten der
Schweiz
[* 12] zu kolorieren. Im J. 1829 ermöglichte es ihm sein Brotherr, der
BankierDiodati, bei dem Landschaftsmaler
DidayUnterricht zu nehmen, und nach wenigen
Monaten entschloß er sich, ganz der
Kunst sich zu widmen.
Seit 1835 begann er die
Ausstellungen von
Paris
[* 13] und
Berlin
[* 14] mit seinen schweizerischen
Alpen- und Waldlandschaften zu beschicken,
welche sich schnell, besonders in
Deutschland,
[* 15] großen Beifall erwarben, obwohl Calame mehr Zeichner als Kolorist
war. Im J. 1842 ging er nach
Paris und stellte hier seinen
Montblanc, die
Jungfrau, den
BrienzerSee, den
Monte Rosa und
MontCervin
aus. 1844 begab er sich nach
Italien und brachte aus
Rom und
[* 16]
Neapel
[* 17] zahlreiche
Bilder mit, darunter die
Ruinen vonPästum
(im städtischen
Museum zu
Leipzig).
[* 18] Er zeigte darin, daß er auch die italienische
Natur in ihrer Eigentümlichkeit aufzufassen
vermochte; aber sein Spezialgebiet blieb doch die Alpenlandschaft.
eine zu den
Philippinen gehörende Inselgruppe im
Ostindischen Archipel, zwischen
Palawan,
Mindoro und Panai,
welche die größern
Inseln Linakapan, Busuagan, Barragon oder Calamianes nebst den kleinen
Coron Pequena,
Iloe u. a. umfaßt, im ganzen 457 qkm
(8,3 QM.). Die Bewohner sind
Tagalen,
Malaien,
Chinesen undMischlinge, nur zum kleinsten Teil Nationalspanier.
Die
Gruppe bildet mit einem Teil von
Palawan die
Provinz Calamianes, 3452 qkm (62,7 QM.) groß mit
(1879) 21,166 Einw. Hauptort und Sitz der Behörden ist der Rasenplatz
Taitai auf der Nordostküste von
Palawan mit 3000 Einw.
(lat.), das Schreibrohr, dessen man sich im
Altertum zum Schreiben auf
Papyrus und
Pergament bediente, wurde
aus einer Schilfgattung gewonnen (das beste kam aus
Ägypten)
[* 25] und ist noch jetzt im
Orient üblich (arab.
Kelâm).
stehenden Scheiden besetzt sind. Die Blätter sind paarig gefiedert, mit stachligen Stielen, Rippen oder Fiedern, der Blattstiel
verlängert sich bei einigen in einen peitschenförmigen, dornig gestachelten Anhang und ist bisweilen gänzlich fiederlos.
Mittels dieser Organe befestigen sich die klimmenden Palmen zwischen andre Pflanzen, erreichen so trotz des schwachen Stengels
bedeutende Höhen und bilden oft undurchdringliche Geflechte. Die Blütenkolben sind achselständig, monözisch
oder diözisch. Die hasel- oder walnußgroße Frucht gleicht einem umgekehrten Tannenzapfen, ist braun, rot oder gelblich,
schuppig und ein-, bisweilen zweisamig. Die Gattung ist im tropischen Afrika
[* 29] von Guinea bis zum WeißenNil, in Vorder- und Hinterindien
[* 30] und auf den asiatischen Inseln vertreten.
Val, ein rechtzeitiges Nebenthal des ValleMisocco in Graubünden,
diesem parallel, aber enger, schluchtenartig, von der
Calancasca durchrauscht, einsam, aber mit zahlreichen wohlhabenden Dörfern.
Giovanni Battista, ital. Mosaikarbeiter, geb. 1586 zu Vercelli, gest. 1644 oder 1648. Die Mosaikmalerei gewann
durch ihn in künstlerischer und in technischer Beziehung, und namentlich war es auch die Erfindung eines
bessern Kittes, welche seine Bestrebungen außerordentlich förderte. Die Feuchtigkeit in der Peterskirche bestimmte Urban VIII.
und Innocenz X., durch Calandra viele Malereien in musivischer Arbeit ausführen zu lassen, z. B. die vier Kirchenväter, den ErzengelMichael den Drachen mit Füßen tretend, die ApostelPetrus und Paulus etc. Auch Bildnisse und Kopien hat man
von ihm.
Alexander, Bildhauer, geb. zu Berlin, Sohn des 1832 aus Rom berufenen Edelsteinschneiders Giovanni
Calandrelli, ging 1848 auf die Berliner
[* 36] Kunstakademie und arbeitete dann bei den Bildhauern Dankberg, Drake und Fischer bis 1864. Kleine
Wachsarbeiten, die er bei Fischer hatte fertigen lernen, bildeten den Übergang zu größern Bildhauerarbeiten;
die erste größere Wachsarbeit waren die Modelle zu einem silbernen Tafelaufsatz. Dann folgten die vier Ecksoldaten an der
großen silbernen Ehrensäule und
die Soldatenfiguren an dem silbernen denkmalartigen Aufbau zum 50jährigen Stiftungsfest
des EisernenKreuzes, beide im BerlinerSchloß;
ferner eine Reiterstatuette des KönigsWilhelm I. im Turnierkostüm;
ein Kriegerdenkmal für den fünften Distrikt in Berlin und eine kolossale
Reiterstatue FriedrichWilhelms IV. für die Freitreppe der Berliner Nationalgalerie.
(Calautica, lat.), eine Art Haube der altrömischen Frauen (nicht selten auch aus Tierblasen), welche teils
den ganzen Kopf bedeckte, so daß die Haare wie in einem Sack den Nacken hinabhingen, teils hinten offen waren.
(spr. -las),Jean, ein Opfer des Religionsfanatismus, geb. als Protestant zu Lacaparède bei Chartres,
lebte in Toulouse
[* 39] mit seiner Familie als unbescholtener Kaufmann. Am wurde sein ältester Sohn im Magazin erhängt
gefunden. Derselbe war seit einiger Zeit schwermütig gewesen, da er aber angeblich katholisch geworden
war oder es doch werden wollte, so wurde der Vater beschuldigt, ihn aus Religionshaß ermordet zu haben. Die ganze Familie
wurde darauf gefänglich eingezogen.
Die Mönche thaten alles, um das Volk aufzureizen: sie bestatteten den Leichnam aufs pomphafteste und priesen
den Toten als Märtyrer des katholischen Glaubens. Vergeblich beteuerte Calas seine Unschuld, das durch Volkstumulte eingeschüchtert
Parlament erklärte ihn, wiewohl mit schwacher Stimmenmehrheit, des Mordes überführt und verurteilte ihn zum Tode durchs Rad
von unten auf nach vorhergegangene Folter. Dieses Urteil wurde vollzogen. Calas starb mit seltener
Standhaftigkeit und beteuerte bis zum letzten Atemzug seine Unschuld.
(Colascione, spr. -schone; franz. Colachon), ein in Unteritalien
gebräuchliches, der Mandoline ähnliches Griffbrettinstrument, das mit einem Plektron gespielt wird.
(lat.), bei den Römern eine Art Ausrufer, ein Diener zum Rufen oder Herbeiholen, besonders
aber Name der Priesterherolde, die z. B., wenn ein Opfer bevorstand, den im FreienArbeitenden Feierabend ansagten oder das Volk
beim ersten Wiedererscheinen der Mondsichel aufs Kapitol beriefen.
Als der König am andern Tag, dies umstieß, floh Calatrava nach England und lebte hier in Zurückgezogenheit
juridischen Studien, von seinen Gegnern mit unverdienten Schmähungen verfolgt. Nach der Julirevolution 1830 wurde Calatrava Mitglied
der dirigierenden Junta zu Bayonne, zog sich aber, als Minas Unternehmen mißlungen war, nach Bordeaux
[* 51] zurück. 1834 zurückgerufen,
wurde er Beisitzer des höchsten Gerichtshofs,
zeigte sich jedoch als Feind eines gemäßigten Systems und
wurde als ein Führer der Radikalen nach Erneuerung der Verfassung von 1812 im August 1836 Präsident des Ministeriums, mußte
aber schon 1837 zurücktreten. Später wurde er zum Senator ernannt, war jedoch ohne Einfluß und starb in Madrid.
Anfangs das Cistercienserhabit tragend, wurden die Ritter 1397 davon entbunden und trugen fortan einen
weißen Waffenrock, ein weißes Skapulier,
[* 54] eine schwarze Kapuze und einen Pilgerkragen. Das Ordenskleid besteht in einem weißen
Mantel mit rotem Lilienkreuz auf der linken Seite, das Ordenszeichen in einem hängenden Rhombus aus Silber mit dem roten Lilienkreuz,
welches an ponceaurotem Band
[* 55] getragen wurde. Der Orden hat außer dem Großmeister drei Würdenträger:
Comendador mayor, Clavero mayor (Schlüsselbewahrer) und Obrero (Kirchenpfleger), ferner Comendadores, Caballeros profesos
und non profesos, d. h. welche das Ordensgelübde abgelegt und nicht abgelegt haben. Am wurde
der Orden von der republikanischen Regierung aufgehoben, von König Alfons XII. wiederhergestellt.
¶
1) Jan Joest von, Maler, geboren um 1460, war zwischen 1505 und 1508 in Kalkar (Herzogtum
Kleve) thätig, wo er in der Nikolaikirche den Hauptaltar mit 20 Darstellungen aus der heiligen Geschichte schmückte. Er ist
wahrscheinlich nicht dort, sondern in Holland geboren und starb 1519 in Haarlem.
[* 58]
L. (Pantoffelblume), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, Kräuter oder Halbsträucher mit quirl- oder
gegenständigen Blättern und schönen, eigentümlich geformten, gelben, weißen oder roten, vielfach nüancierten und verschiedenartig
gezeichneten, blattwinkel- oder endständigen Blüten. Sie sind in Südamerika
[* 63] heimisch, teils in den Ländern westlich der
Andes, teils im äußersten Süden des Kontinents und auf den benachbarten Inseln; einige wachsen in der
Nähe der Küste, andre viele TausendFuß hoch auf den Hochplateaus. Die reichlich blühenden Kalceolarien werden in vielen Arten,
Varietäten und Hybriden (besonders von Calceolaria corymbosa R. P., Calceolaria crenatifloraCar. und Calceolaria arachnoideaGrah.) bei uns als
Zierpflanzen kultiviert und zeichnen sich besonders durch die prachtvolle Färbung der Blüten aus. Man kultiviert die krautigen
Arten in Töpfen und benutzt die strauchigen (besonders Varietäten von Calceolaria rugosa R. P.) zum Auspflanzen.
Als Nebenprodukt erhält man Calciumchlorid beim Ammoniaksodaprozeß, bei der Verarbeitung der Chlorbereitungsrückstände,
bei der Darstellung von chlorsaurem Kali und von Ammoniak aus Salmiak. Es ist farblos, schmeckt bitterlich scharf, kristallisiert
aus sehr konzentrierter Lösung mit 6 MolekülenKristallwasser, ist äußerst zerfließlich, löst sich
in Wasser unter beträchtlicher Temperaturerniedrigung und gibt, mit Schnee
[* 77] bei 0° gemischt, eine Kälte von -48°. Zur Bereitung
von Kältemischungen geeignet erhält man das Calciumchlorid, wenn man die Lösung verdampft, bis sie bei 130° siedet, dann erkalten läßt
und im Moment des Erstarrens stark schüttelt.
Die Kristalle
[* 78] schmelzen bei 29° und verlieren im luftleeren Raum über Schwefelsäure
[* 79] oder bei 200° 4 MoleküleKristallwasser.
Dies wasserärmere Calciumchlorid dient in Form einer lockern Masse zum Trocknen der Gase.
[* 80] Erhitzt man das Calciumchlorid noch stärker, so wird es
wasserfrei, schmilzt dann und erstarrt zu einer weißen, durchscheinenden Masse (geschmolzenes Calciumchlorid), welche
sich in Wasser unter starker Wärmeentwickelung löst und alkalisch reagiert, weil sich beim Schmelzen etwas Salzsäure verflüchtigt
und Calciumoxyd gebildet hat. Das geschmolzene Calciumchlorid ist ebenfalls sehr hygroskopisch und dient besonders
zum Entwässern von Flüssigkeiten. 100 Teile Wasser lösen bei 10° 63,35 Teile, bei 40° 120,48
Teile, bei 60° 138,39 Teile. Eine Lösung von
10 Teile Alkohol lösen 7 Teile Calciumchlorid, und diese Lösung gibt in der KälteKristalle von Chlorcalciumalkoholat, welches durch Wasser
zersetzt wird. Auch mit
¶
daher Error
in calculo, Rechnungsfehler. Calculus Minervae, Stein derMinerva, d. h. die bei Stimmengleichheit zu jemandes gunsten den Ausschlag
gebende Stimme, von dem weißen freisprechenden Stein hergenommen, den Minerva im Areopag für den Muttermörder Orestes einlegte,
als gleichviel schwarze (verurteilende) und weiße (freisprechende) Steine abgegeben waren. Calculus bedeutet auch s. v. w.
steiniges Konkrement, daher Calculi salivales, Speichelsteine;
Anatomie (Vened. 1787) und Semiotik (Padua 1808). Sein Hauptwerk sind die mit seinem Neffen Floriano herausgegebenen »Icones anatomicae«
(Vened. 1801-14, 4 Bde.; neue Aufl.
1823) nebst der »Explicatio iconum anatomicarum« (das.
1802-14, 5 Bde.).
1) Antonio, Komponist, geb. 1670 zu Venedig, machte seine Studien in der Schule des Legrenzi und konnte schon im
Alter von 18 Jahren mit einer Oper an die Öffentlichkeit treten. Um dieselbe Zeit wurde er an der Sängerkapelle der Markuskirche
angestellt, war später einige Jahre Kapellmeister in Mantua
[* 85] und folgte 1718 einem Ruf als Vizekapellmeister
an den kaiserlichen Hof
[* 86] zu Wien,
[* 87] wo er die besondere GunstKaiserKarls VI. genoß und starb. Er hinterließ eine große
Anzahl von Opern (das Verzeichnis bei Fétis enthält deren 69), außerdem eine Reihe von Musikstücken für die Kirche (Motetten,
Messen etc.) und Sonaten für verschiedene Instrumente. Seine Musik zeichnet sich mehr durch leichte und
ansprechende Melodik als durch Reichtum und Tiefe der Empfindung aus; doch erhebt er sich in seinen Kirchenkompositionen, z. B.
in seinem 16 stimmigen »Crucifixus« (neu hrsg.
durch Teschner, Berl. 1840), nicht selten zu einer Höhe, auf welcher er denBesten seiner Zeit ebenbürtig
erscheint.
1) Caldas da Rainha, vielbesuchte und wegen der Heilsamkeit seiner 34° C. heißen hydrothionsauren Quellen geschätzter Badeort
in der portugiesischen ProvinzEstremadura, DistriktLeiria, mit (1878) 2689 Einw., welche auch Thonwaren
[* 90] erzeugen. Es ist eins
der besteingerichteten BäderPortugals und enthält unter anderm ein altes Badegebäude mit reicher Bibliothek,
eine schöne Kirche und ein großes Krankenhaus
[* 91] für Unbemittelte. -
Hafenstadt von Copiapo, der Hauptstadt der ProvinzAtacama in Chile,
[* 96] in öder Sandgegend, aber mit sicherm, durch
zwei Molen geschütztem Hafen und (1875) 3082 Einw.;
eine geheime politische Gesellschaft in Italien, vornehmlich in Neapel, ward 1816 vom FürstenCanosa als monarchischer Gegenbund gegen die Karbonari gegründet, erlangte aber keinen maßgebenden Einfluß und verschwand
infolge des Siegs der Liberalen 1820.
1) DonPedro Calderon de la Barca Henao y Riano, der große dramatische Dichter der Spanier,
geb. zu Madrid als Sprößling einer altadligen Familie. In seinem 9. Jahr wurde er einem Jesuitenkollegium daselbst
übergeben und bezog dann im 13. Jahr die hohe Schule vonSalamanca, wo er sich juristischen, philosophischen und mathematischen
Studien widmete. Daneben lag er aber auch der Ausbildung seines poetischen Talents ob, und schon in seinem 14. Jahr
konnte er die erste Frucht desselben, sein Schauspiel »Elcarro de cielo«, veröffentlichen. Im J. 1619 von Salamanca nach Madrid
zurückgekehrt, fand er am dortigen Hof mächtige Freunde, verließ denselben aber 1625 wiederum seinem kriegerischen Hang
nachzugeben, und folgte den Fahnen des Königs zehn Jahre lang, namentlich in Mailand
[* 97] und in den Niederlanden,
ohne sich jedoch Heldenruf erwerben zu können.
Philipp IV. rief ihn 1635 an den Hof zurück, übertrug ihm die Leitung seines Theaters im Lustschloß Buen Retiro sowie die
Anordnung aller königlichen Feste und Lustbarkeiten und erhob ihn 1637 zum Ritter des Ordens von Santiago.
Vom König beauftragt, für die königliche Bühne ein dramatisches Werk zu liefern, schrieb Calderon das Schauspiel »Certamen de
amor y zelos«, eilte dann zu dem Heer der spanischen Ritterorden nach Katalonien und erntete jetzt auch kriegerischen Ruhm.
Der König überhäufte ihn nun mit Auszeichnungen wie mit künstlerischen Aufträgen, setzte ihm eine
hohe Pension aus und ließ seine Dramen mit möglichstem Pomp ausführen. In seinem 50. Jahr bemächtigte sich des einst so
lebensfrohen Dichters ein Hang zum Mystizismus; er trat 1651 in den geistlichen Stand und erhielt 1653 vom König eine der
Kaplanstellen an der erzbischöflichen Kirche zu Toledo,
[* 98] die er auch beibehielt, als ihn Philipp IV., um
ihn in der Nähe zu haben, 1663 zum Kaplan an der königlichen Hofkapelle zu Madrid ernannte.
Noch ehe Calderon öffentlich in den geistlichen Stand getreten war, hatte sich seine poetische Thätigkeit überliegend den Autos
sacramentales (s. Auto) zugewendet; von jetzt an widmete er sich ausschließlich dieser dem orthodoxen
Zeitgeist entsprechenden Dichtgattung und leistete darin in der That Ausgezeichnetes. Schneller als sein weltlicher Dichterruf
verbreitete sich sein Ruf als Schöpfer der herrlichsten geistlichen Schauspiele über ganz Spanien, und von allen ersten Städten
des Reichs, Madrid, Toledo, Sevilla, Granada
[* 99] u. a., wurde er mit Auftragen überhäuft. 1663 zugleich Mitglied
der
Brüderschaft von San Pedro zu Madrid, wurde er einige Jahre später zum Capellan-Mayor derselben ernannt, und diese Ehre
erfreute ihn so, daß er dem frommen Verein sein ganzes nicht geringes Vermögen vermachte. Er starb Seine Asche
ruhte über anderthalb Jahrhunderte in der KircheSan Salvador zu Madrid, wo ihm die genannte Brüderschaft von San Pedro ein Denkmal
setzen ließ; 1841 wurde dieselbe nach dem Kirchhof des KlostersSan Nicolas vor dem Atochathor übergeführt.
Eine (sitzende) Bronzestatue des Dichters von Figueras wurde im Januar 1880 auf dem St. Annenplatz zu Madrid
feierlich enthüllt. Calderon ist ohne Zweifel das glänzendste poetische Genie, das der Katholizismus hervorgebracht hat, und zwar
der vorzugsweise »katholische Dichter«, dabei von erstaunlicher Vielseitigkeit.
Seine Werke sind sehr zahlreich, aber weder in streng chronologische Folge noch rein und vollständig erhalten. Sie zerfallen
in Autos sacramentales oder Opferdarstellungen (z. B. »La
cena de Baltasar«),
Wunderkomödien (am berühmtesten »La devocion de la cruz«, »El
magico prodigioso«, »El principe constante« u. a.),
tragische Schauspiele (z. B. »El alcalde de Zalamea«,
»La nina de Gomez Arias«),
Konversationsstücke (darunter »Dicha y desdicha del nombre«, »La
dama duende«, »Guardate de la agua mansa«); ferner
in mythologische Festspiele (z. B. »Eco e Narciso«,
»El mayor encanto amor«),
Ritterspektakelstücke (z. B. »La puente de Mantible«,
»En esta vida todo es verdad y todo mentira«),
historische Schauspiele (darunter »Hija del aire«, »Afectos
de odio y amor« u. a.) und romantische Schauspiele verschiedener Qualität, worunter das berühmte »La vida es sueno«,
»Saber del mal y del bien« etc. zu zählen sind. Was den poetischen Wert derselben betrifft,
so offenbaren sich in Calderons dramatischer Behandlungsweise der Stoffe ebensoviel künstlerische Absichtlichkeit des berechnenden
Verstandes, dem die Phantasie bei aller ihrer Fülle untergeordnet ist, wie tiefe Weltanschauung und Erhebung des Gemüts bis
zur äußersten Grenze der Welt der Erscheinungen. Er übertrifft seine Vorgänger durch den psychologisch-ethischen
Gehalt seiner Dramen, durch die harmonische Gliederung ihrer Szenerie und durch den edlen, bis aufs äußerste gefeilten Ausdruck.
Um Neuheit der Stoffe hat er sich wenig bekümmert, dagegen beherrscht er mit Sicherheit den Stoff und faßt in der besondern
Thatsache stets das Abbild allgemeiner Gesetze auf.
Seine Lieblingsbilder kehren zwar oft wieder, gewinnen aber immer neuen Reiz durch andre Zusammenstellung. Übrigens ist der
Gehalt der dramatischen Werke Calderons ungleich. Während mehreren, unter denen wir besonders »Die
Tochter der Lust«, »Das Leben ein Traum«, »Die Andacht zum Kreuz«,
[* 100] »Der wunderthätige Magus«, »Der standhafte
Prinz«, »Des NamensGlück und Unglück« etc. hervorheben, der wunderbarste Zauberreiz innewohnt, wenn
auch das von ihm gepflegte katholisch-romantische Ideal sittlich und religiös unser Gefühl nicht befriedigt (vgl. »Der Arzt
seiner Ehre«, »Der Richter von Zalamea«),
ermüden andre durch rhetorisierende Dogmatik; auch sind die massenhaften Allegorien
und Personifikationen der abstraktesten Begriffe, welche Calderon ohne Scheu handelnd auftreten läßt, in vielen Stücken störend.
Nicht wenige im höhern Alter verfaßte weltliche Schauspiele zeugen von kalter Unlust am Leben; manche Jugendwerke mißfallen
wegen Überladung mit Bilderschmuck und durch Prunk des Ausdrucks (estilo culto). Calderon selbst legte in seinem Alter
das meiste Gewicht aus seine Autos¶