auslaufen. Sie besitzt schöne
Anlagen, auch einen Rennplatz, helle
Straßen, freie
Plätze (darunter die
Place royale mit Bronzestatue
Ludwigs XIV.) und sehenswerte Gebäude, welche von ihrer großen Bedeutung im
Mittelalter und in der Renaissancezeit zeugen.
Unter den vorhandenen 15
Kirchen zeichnen sich die romanischen ehemaligen Klosterkirchen des heil.
Stephan mit
zwei spitzen
Türmen und der heiligen
Dreifaltigkeit mit drei viereckigen
Türmen, beide 1066 gegründet, erstere von
Wilhelm
dem Eroberer, letztere von dessen Gemahlin
Mathilde, mit den Grabmälern der
Stifter, dann die St.
Peterskirche mit 80 m hohem
Turm
[* 2] aus.
Bemerkenswerte öffentliche Gebäude sind ferner: das
Lyceum (das ehemalige Stephanskloster), die
Börse
(das schöne ehemalige
Hôtel de
Valois aus dem 16. Jahrh.) und die Artilleriekaserne
(SchloßWilhelms des Eroberers). Auch
besitzt die Stadt zahlreiche interessante Privathäuser aus dem
Mittelalter. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 39,658,
welche Fabrikation sehr geschätzter
Spitzen,
Schiffbau und Küstenschiffahrt, Seefischerei und Austernfang sowie
Handel, vorzugsweise
Einfuhrhandel von
England, treiben.
(Car, kymrisch, spr. kar), s. v. w.
Festung. ^[= ein im Frieden mit allen erreichbaren Mitteln derart befestigter Ort, daß er gegen einen mit ...]
[* 7]
genues. Staatsmann des 12. Jahrh., gest. 1163,
schrieb eine wertvolle Geschichte seiner Vaterstadt von 1100 bis 1163, die, vom
GenueserStadtrat bis 1294 fortgesetzt, eine
Hauptquelle für die Geschichte
Genuas ist;
(spr. -fadscholo),Ort bei
Florenz,
[* 11] in welchem um 1500 jetzt von den Sammlern sehr geschätzte Majolikaschüsseln
angefertigt wurden, die an den Rändern mit ornamentalem
Schmuck im
Charakter der italienischen Frührenaissance
versehen und in den Mittelfeldern gewöhnlich mit weiblichen
Köpfen geschmückt sind.
Die gleichnamige Hauptstadt, eine der ältesten StädteItaliens,
[* 27] liegt auf der Südküste der Insel an der
Mündung der Mulargia in den Meerbusen von E., welcher, durch mehrere Forts geschützt, den Hafen der Stadt bildet, und steigt
zwischen zwei Strandseen amphitheatralisch bis zu dem die Reede beherrschenden alten Kastell auf. Die mit Wällen umgebene Stadt
zerfällt in vier Teile: Castello, auf dem Berg liegend, mit dem königlichen Schloß (um 1217 erbaut),
der Universität, dem Theater
[* 28] und den Regierungsgebäuden;
La Marina, am Hafen, befestigt, hauptsächlich von Kaufleuten bewohnt;
Stampace, zwischen Castello und Marina, gegen W., das Viertel der Reichen, und die mit schönen Promenaden gezierte Villa nuova
gegen O. Die Vorstadt Sant' Avendrace ist eine Fortsetzung von Stampace.
Die Straßen sind meist eng. Die
schönsten Gebäude findet man in der Marina und im Castello; dazu gehören außer den schon genannten: das Stadthaus, der
Palast des GrafenBoyl, die Kathedrale, die KircheSanMichele, das ehemalige Münzhaus etc. Cagliari hat 38 Kirchen, ein
Arsenal und ein großes Quarantänelazarett am Hafen. Die wichtigsten Gelehrten- und Unterrichtsanstalten sind: die Universität
mit drei Fakultäten (1596 gestiftet, 1764 erneuert, 1882 nur 128 Studierende), mit Bibliothek und Sammlungen;
ein erzbischöfliches
Seminar, Lyceum, 2 Gymnasien, ein Gewerbeinstitut und eine nautische Schule, eine technische Schule und ein Nationalkonvikt, eine
öffentliche Bibliothek von 22,000 Bänden, ein Antiquitätenmuseum etc. Die Einwohner, (1881) 35,588
an der Zahl, fabrizieren Baumwollzeuge, Wollmützen, Seife u. a. und treiben lebhaften Handel mit Getreide;
[* 29]
Die Stadt, welche mit Jalesias und über Oristano mit Sassari
in Eisenbahnverbindung steht, ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appellhofs, eines Handelsgerichts, eines deutschen
Konsuls und andrer Behörden.
Cagliari ist das Caralis der Karthager, die sich 540 v. Chr. hier
festgesetzt haben sollen. Im J. 260 drangL.CorneliusScipio nach seinem Sieg bei Olbia bis hierher vor, und Cäsar kam während des Bürgerkriegs aus Afrika
[* 31] nach Cagliari, das
um jene Zeit Munizipalrechte erhielt. Von der altrömische Stadt hat sich noch das Amphitheater erhalten, das über 20,000
Menschen fassen konnte, sowie andre Altertümer, namentlich die merkwürdigen Zisternen, große unterirdische,
auf Pfeilern ruhende Gewölbe.
[* 32]
Von der Akropolis
[* 33] findet man keine Spur, wohl aber von den alten Straßen, welche von hier nach Tibula, Olbia und Torres führten.
Tiberius schickte 19 n. Chr. 4000 Juden hierher, welche sich stark vermehrten, bis sie von der spanischen
Intoleranz 1492 vertrieben wurden. Nachdem Cagliari 383 zu dem abendländischen Reiche geschlagen worden war, eroberte Geiserich 455 die
Stadt, welche 534 mit dem oströmischen Reich verbunden ward, bis sich 720 die Sarazenen von Spanien
[* 34] aus derselben bemächtigten.
Letztere wurden zu Anfang des 11. Jahrh. von den Genuesen und Pisanern mit
Hilfe der Eingebornen vertrieben, und 1258 kam Cagliari unter die unmittelbare Herrschaft der Pisaner. Nachdem
die Macht derselben durch die Schlacht von Molara 1284 gebrochen war, fingen blutige Bürgerkriege an, bis (1323) die Aragonier
landeten, welche Cagliari 1326 nach tapferer Verteidigung durch die Pisaner nahmen. Seitdem verwaltete die Stadt ihre
Angelegenheiten unabhängig und genoß derselben Privilegien wie Barcelona.
[* 35] In der Seeschlacht bei Cagliari zwischen
den Genuesen und den verbündeten Flotten der Venezianer und Aragonier erlitten die erstern eine vollständige Niederlage.
(spr. kaljó-),Alexander, Graf von, eigentlich Joseph Balsamo, ein weltbekannter Abenteurer des 18. Jahrh.,
geb. zu Palermo von armen Eltern, trat früh in das Seminar des heil. Rochus zu Palermo, dann in
den Ordenskonvent der Barmherzigen Brüder zu Caltagirone, wo er unter Anleitung des Klosterapothekers einige medizinische,
chemische und pharmazeutische Kenntnisse sich aneignete. Wegen schlechter Aufführung aus dent Kloster gewiesen, führte er in
Palermo als Raufbold, Fälscher, Kuppler und Gauner ein wüstes Leben, bis er es, der Polizei verdächtig geworden,
geraten fand, sich 1769 nach Griechenland, Ägypten
[* 38] und Vorderasien auf Reisen zu begeben.
Zurückgekehrt, stellte er sich auf Malta dem Ordensgroßmeister als Graf Cagliostro vor und wußte dessen alchimistischen Passionen
so zu schmeicheln, daß er von ihm Empfehlungen erhielt, die ihm in Rom undNeapel
[* 39] Zutritt in die ersten Häuser
eröffneten. In Rom heiratete er die reizende Tochter eines Gürtlers, Lorenza Feliciani, deren Schönheit und Gewandtheit in
Intrigen er zur Ausführung seiner Schwindeleien und zur Füllung seiner Taschen benutzte. Mit ihr reiste er durch Oberitalien
[* 40] und Deutschland
[* 41] 1771 nach London,
[* 42] von da nach Paris,
[* 43] und während die schöne Lorenza mit ihren Reizen wucherte,
verkaufte ihr Gemahl verjüngende Lebenstinkturen,
¶
Bei einem zweiten Aufenthalt in London in den Freimaurerorden ausgenommen, bewegte er sich in den höchsten Kreisen, machte
fürstlichen Aufwand und spielte, namentlich in weiblichen Kreisen fast vergöttert, eine glänzende Rolle.
Er erfand ein eignes maurerisches System, das er als ägyptische Maurerei bezeichnete, gab sich für einen Sendboten des Elias
oder Großkophta, später für letztern selbst aus, leitete sein Dasein von der Liebe eines Engels zu einem irdischen Weib her
und wollte gesandt sein, um die Gläubigen durch physische und moralische Wiedergeburt zu höherer Vollkommenheit
zu führen.
Vom Haag,
[* 48] wo er die nüchternen Holländer beschwindelte, begab er sich über Venedig und Berlin,
[* 49] wo er wenig Anklang fand, nach
Mitau
[* 50] in Kurland,
[* 51] wo er eine Zeitlang die erlesensten Kreise bezauberte. Selbst die Gräfin Elisa von der Recke
war eine Zeitlang seine begeisterte Anhängerin. Auch in Frankfurt
[* 52] a. M. und Straßburg,
[* 53] wohin er sich über Petersburg
[* 54] und
Warschau
[* 55] begab, wurde er glänzend aufgenommen. In Paris, wohin er sich mit dem Kardinal von Rohan begab, ward er in die bekannte
Halsbandgeschichte desselben verwickelt, in die Bastille gesetzt und, obwohl an dem betrügerischer Schwindel
nicht beteiligt, durch Endurteil vom aus Frankreich verbannt. In Deutschland war ihm, teils durch die selbstverleugnende
Offenheit, mit welcher Elisa von der Recke in der »Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalt
in Mitau« (Berl. 1787) mit ihrer eignen Schwäche Cagliostros Nichtigkeit aufgedeckt hatte, der Aufenthalt
unthunlich gemacht worden.
Auch aus Oberitalien vertrieben, wandte er sich nach Rom, wo er das Ziel seiner Laufbahn finden sollte. Anfangs lebte er hier
sehr eingezogen; bald aber begann er, durch Mangel getrieben, für die ägyptische Maurerei zu wirken, wurde durch einen
seiner Adepten verraten und im Dezember 1789 auf die Engelsburg in Haft gebracht. Die römische Inquisition
zog ihn wegen Ketzerei in Untersuchung und verurteilte ihn zum Tod. Pius VI. verwandelte die Todesstrafe in lebenslängliche
Haft.
Lorenza ward in ein Strafkloster gebracht. Cagliostro starb im FortSanLeone bei Urbino. Er war von Statur
klein, dick, mit gewaltig breiten Schultern, hatte ein feuriges, durchdringendes Auge,
[* 56] eine volle, weit tönende Stimme und
sprach geläufig mehrere Sprachen. Ausgezeichnete Geistesanlagen, große Menschenkenntnis und Gewandtheit sind ihm nicht abzusprechen.
DiesenEigenschaften wie der Leichtgläubigkeit und Wundersucht des Jahrhunderts sind seine vorübergehenden Erfolge zuzuschreiben.
Von den meisten seiner Mitschüler unterscheidet er sich vorteilhaft durch eine sorgsamere
Ausführung und gediegeneres Kolorit, dem ein zartes Helldunkel nicht zu fehlen pflegt. Er kam nach Wien
[* 57] an den HofKaiserLeopolds
und starb 1681 daselbst.
(spr. kanjar-,Schrauben-, Spiral-, Waldhorngebläse), von Cagniard de Latour 1809 angegebenes Gebläse,
[* 60] welches aus einem um eine etwas geneigte Achse schraubenförmig gewundenen Rohr besteht, taucht an dem tiefer liegenden Ende
bis über die Achse, am obern Ende nicht ganz bis zur Achse in Wasser ein. Das untere Ende des Rohrs mündet
in das untere Ende der hohlen Achse und das obere Ende der letztern in einen Kasten, der mit seiner Öffnung nach unten in
das Wasser gestellt ist, so daß die durch die Achse hineingelangte Luft nur durch ein Windableitungsrohr
entweichen kann. Wird nun die Achse mit dem Rohr so gedreht, daß dessen obere Öffnung sich gegen das Wasser bewegt, so schöpft
das Rohr bei jeder UmdrehungLuft und Wasser und windet beide nach dem andern Ende und durch die Achse in den Luftbehälter.
(spr. kanjo-), Luigi, Marquis, ital. Architekt, geb. zu Mailand,
[* 61] wandte sich schon
in früher Jugend aus Vorliebe für die Kunst dem Studium der Architektur im Collegium Clementinum in Rom zu. Er gehört zu den
Wiedererweckern der klassischen Architektur und ist als SchülerPalladios zu betrachten. Noch während der französischen Herrschaft
schuf er die Villa Zurla in Creniasco mit schönem ionischen Peristyl, die Kapelle der heil. Marcellina in Sant' Ambrogio zu
Mailand, den Triumphbogen am Tessiner Tbor und den herrlichen Simplonbogen (Arco della Pace) in Mailand, welcher jedoch erst zwei
Jahre nach seinem Tode, der am in Imurigo erfolgte, vollendet ward.
Seine Oper »Don Bucefalo«, die er noch vor seinem Abgang vom Konservatorium 1847 komponierte,
gehört zu den Lieblingsstücken der Italiener. Er schrieb im ganzen gegen 20 Opern (»I due Savoiardi«, »Il
testamento di Figaro«, »La valle d'Andorra«, »Giralda«, »Michele¶
mehr
Perrin«, »PapaMartin« etc.), außerdem verschiedene Kirchenmusikstücke.
(spr. -gho, Gahets), ein eigentümlicher Volksstamm in den Westpyrenäen, häufig
mit den Kretins verwechselt, während sie in der That meist hochgewachsene, gesunde und frische Leute von muskulösem Körperbau,
wohlentwickeltem Schädel, vorspringender Nase,
[* 67] stark gezeichneten Zügen, blauen Augen und schlichten, blonden
Haaren sind. Der Aberglaube schrieb ihnen früher Aussatz, übeln Geruch u. dgl. zu, man mied sie, selbst in der
Kirche mußten sie zurückgehen.
Sie lebten abgesondert und treiben noch jetzt an manchen Orten fast ausschließlich das Zimmermannshandwerk, so daß beiderlei
Bezeichnungen gleichbedeutend gebraucht werden. Der NameCagot wird von canis gothus (gotischer Hund) abgeleitet,
was auf ihre Abstammung von den arianischen Goten deutet (daher wohl der Haß). Außer in den ehemals aquitanischen Ländern
zu beiden Seiten der Pyrenäen, dem spanischen Obernavarra, dem französischen Niedernavarra, Béarn, Gascogne, Guienne, finden
sich Cagots auch in Unterpoitou, in der Bretagne und in Maine; doch heißen sie hier Caqueux, Cacoas oder Caquins.
Mit den Cagots verwandt und auch so genannt sind die Colliberts in Niederpoitou.
Vgl. Michel, Histoire des races maudites de la
France et de l'Espagne (Par. 1847, 2 Bde.);
Rochas, Les parias de France et d'Espagne, Cagots et Bohémiens (das. 1877).
(spr. käör), Hauptstadt des franz. DepartementsLot, auf einer vom Lot gebildeten Halbinsel an der Orléansbahn
gelegen, zerfällt in die Oberstadt mit steilen und krummen Straßen und in die regelmäßige Unterstadt, hat 4 Brücken,
[* 68] eine
schöne romanische Kathedrale mit zwei Kuppeln (aus dem 12. Jahrh.) und zählt (1881) 14,100 Einw.,
welche Töpferei, Gerberei, Schafwollindustrie, Gewinnung von phosphorsaurem Kalk, dann Handel mit Trüffeln, Nüssen und Nußöl,
insbesondere aber mit Wein (s. Cahorsweine) treiben. Cahors hat ein Lyceum, ein theologisches Seminar und eine öffentliche Bibliothek
von 16,000 Bänden und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs sowie eines Handelsgerichts.
Die 1321 von PapstJohann XXII. gestiftete Universität wurde 1751 mit der von Toulouse
[* 69] vereinigt. Cahors ist die Vaterstadt des
PapstesJohann XXII., des Dichters ClaudeMarot und des Staatsmanns LéonGambetta, dem hier 1884 ein Denkmal errichtet wurde.
Zur Zeit der Römer hieß die Stadt Divona, später Cadurcum; noch sind bei der wasserreichen Felsenquelle
Fontaine des Chartreux Reste von römischen Bädern (Porte de Diane genannt) vorhanden, und in der Nähe finden sich Trümmer
eines römischen Amphitheaters. Cahors hat seinen Namen
von dem gallischen Stamm der Cadurci (Kadurker), war die
Hauptstadt von Quercy und gehörte 1360-1428 den Engländern. Im Mittelalter war es Hauptsitz der südfranzösischen Geldwechsler
(Cahorsini, in Deutschland Cawertschen oder Kauderwelsche genannt).
(spr. käör-), die besten Sorten der Pontacweine, von dunkelroter Farbe, in der Jugend von vieler Lieblichkeit,
die sie später verlieren, wofür sie aber bei sorgfältiger Behandlung für den Magen
[* 70] sehr wohlthätige
Eigenschaften annehmen. Den ersten Rang nimmt der Rogomme ein, von funkelnder, dunkler Farbe, hoher Geistigkeit, viel Arom und
von konzentrierter Süßigkeit, welche sich gewöhnlich bis ins spätere Alter erhält. Diesem folgen nach der Güte: Cahors
grand Constant, Cahorsweine Duroc, Cahorsweine Marquère, Cahorsweine Haut Brion,
[* 71] Cahorsweine Parnac und einige andre blaßrote Weine.
sie in der »Voyage à l'oasis de Thèbes, etc.« (Par. 1822, 2 Bde.)
verarbeitete. Er selber trat sogleich mit dem Marineoffizier Letorzec eine neue Reise nach Ägypten an, bereiste die OaseSiwah,
die infolge seines Berichts 1820 von Ägypten mit Waffengewalt in Besitz genommen wurde, und von dort aus den
ganzen libyschen Oasenzug, wodurch wir zum erstenmal eine genaue Kenntnis jener Gegend erhielten. Beide Reisende kehrten 1820 nach
Kairo
[* 88] zurück und begleitern dann 1821 und 1822 den Kriegszug IbrahimPaschas nach Senaar und Fazogl, wobei sie durch ihre Aufnahme des
Nillaufs, ihre Positionsbestimmungen und sonstigen wissenschaftlichen Beobachtungen auch die erste genauere
Kunde von den obern Nilländern brachten.
Beide Reisen sind beschrieben in der »Voyage à Méroé, au Fleuve Blanc, au-delà de Fazoql dans le midi du royaume de Sennâr,
à Syouah, etc.« (Par. 1823-26, 4 Bde.
mit Atlas);
[* 89] die Reise nach Siwah auch in dem von Jomard redigierten Werk »Voyage à l'oasis de Syouah« (das.
1828). Seit Oktober 1822 wieder in Frankreich, wurde Cailliaud 1827 zum Konservator des naturhistorischen Museums in seiner Vaterstadt
ernannt, wo er starb. Außer einigen naturgeschichtlichen, namentlich konchyliologischen, Arbeiten veröffentlichte
er noch: »Recherches sur les arts et métiers, les usages de la vie civile et domestique des anciens peuples
de l'Égypte, de la Nubie et de l'Éthiopie« (Par. 1831-37, 2 Bde.).
(spr. kaje),René, berühmter franz. Reisender, geb. zu Mauzé
in Poitou als der Sohn eines Bäckers, ging, 15 Jahre alt, zur See und machte zwei Reisen nach Senegambien,
wurde aber auf der zweiten vom Fieber befallen und zur Rückkehr nach Frankreich gezwungen. In dieser Zeit setzte die GeographischeGesellschaft zu Paris einen Preis von 10,000 Frank für denjenigen Reisenden aus, der bis Timbuktu vordringen würde. Um diesen
Preis zu erringen, erlernte Caillié die arabische Sprache, nahm dann maurische Kleidung an und gab sich für
einen Ägypter aus, welchen die Franzosen als Kind während der französischen Expedition entführt hätten.
Mit einem kleinen Vermögen von 2000 Fr., die er sich mühsam erworben, ging er von Kakondy in Sierra Leone ab und
zog zu Fuß durch gänzlich unbekannte Länder. Nach großen Mühen und Beschwerden erreichte er wirklich
Timbuktu, das er aber bereits 4. Mai wieder verlassen mußte, um sich einer Karawane nach Marrokko ^[richtig: Marokko]
[* 90] anzuschließen.
Nach namenlosen Entbehrungen erreichte Caillié 7. Aug.Tanger und kehrte von dort nach Paris zurück, wo ihm der ehrenvolle
Empfang wurde. Die GeographischeGesellschaft erkannte ihm den Preis von 10,000 Fr. zu und setzte ihm eine jährliche Pension
von 1000 Fr. aus. Er starb in der Nähe von Paris, wo er sich angekauft hatte, Seine Reisebemerkungen wurden von
dem Geographen Jomard geordnet und unter dem Titel: »Journal d'un voyage à Tembouctou et à Jenné dans
l'Afrique centrale« (Par. 1830, 3 Bde.)
herausgegeben.
(spr. kaang),Auguste Nicolas, franz. Bildhauer, geb. zu Paris, erlernte anfangs das Tischlerhandwerk,
kam dadurch zur Holzschnitzerei, wurde Schüler von Rude und Gnionnet und begann schon als solcher sich
ausschließlich der Bildnerei der Tiere zu widmen, worin er es sehr bald zu großer Naturwahrheit und charaktervoller Darstellung
brachte. In der Ausstellung von 1846 trat er zuerst mit einer kleinen
Gruppe von Hänflingen auf, die ihr Nest gegen eine Ratte
verteidigen, und blieb in seinen zunächst folgenden Arbeiten bei den kleinern Tieren, z. B. die Frösche,
[* 91] die einen König verlangen (1851), ging dann aber allmählich zu den großen Raubvögeln über und schuf einen Adler,
[* 92] der seine
Beute verteidigt (1852), einen Adler, der einen Geier jagt (1857), einen Falken auf der Kaninchenjagd.
Zuletzt wandte er sich zu den Darstellungen der größten Raubtiere,
[* 93] die er sowohl in ruhigen Zuständen
als in bewegten Kampfszenen meisterhaft und mit monumentaler Auffassung schildert. Dahin gehören: ein Löwe im Garten des
Luxembourg (1874), der häusliche Zwist eines Löwen
[* 94] und einer Löwin um einen Eber (1875), eine Tigerfamilie (1876), auf der
PariserWeltausstellung von 1878 ein dramatischer Kampf zwischen zwei Tigern von furchtbare Lebendigkeit
und ein Stier für die Fontäne am Trocadéro. 1879 wurde seine bronzene Reiterstatue des HerzogsKarl von Braunschweig
[* 95] für Genf
[* 96] vollendet.
bekanntes franz. Revolutionslied (Carillon national) von 1789, mit dem Refrain »Ah! ca ira,
ca ira, ca ira! Les aristocrats à la lanterne.« Der Text stammt von einem Straßensänger, Namens Ladré, die Melodie von Bécourt,
Trommelschläger der GroßenOper.
(Carn), in Großbritannien
[* 98] vorkommende künstlich errichtete Steinhügel (Grab- oder Gedenkhügel) aus prähistorischer
Zeit, auf der Spitze stets durch einen platten Stein gekrönt.
er starb in Blackheath bei London. Cairnes gilt als der bedeutendste SchülerJohnStuartMills, dessen Lehren
[* 100] er selbständig weiter entwickelte in den Schriften: »The character and logical method of political economy«
(2. Aufl., Lond. 1875);
of Appeal ernannt, als Baron Cairns of Garmoyle zum Peer erhoben und im Februar 1868 Lordkanzler, welches Amt er bis zum
Rücktritt Disraelis (Dezember 1868) bekleidete und im zweiten KabinettDisraelis (Februar 1874 bis April 1880) abermals übernahm.
Im September 1878 wurde er zum Viscount Garmoyle und Grafen Cairns erhoben. Cairns war ein ausgezeichneter Jurist
und ein hervorragender Redner; er bekleidete auch das Amt eines Kanzlers der UniversitätDublin. Er starb
Das Meer ist hier sehr stürmisch und wegen der vielen Riffe,
Fluten und Wirbel gefährlich zu befahren.
Das Innere der Landschaft ist im Südwestteil, wo sich der Morven zu 705 m und der Scaraben zu 626 m Höhe erheben, gebirgig,
im übrigen eine wellenförmige, baumlose Ebene, hier und da von Hügeln unterbrochen oder in große Moor- und Heidestrecken
übergehend. Nur da, wo diese Ebene nach der Küste hin sich abflacht, findet sich sichtbares Land. Die
beträchtlichern Flüsse
[* 105] sind: der Thurso, Wickwater und Water of Forß, aber keiner derselben ist schiffbar.
Unter den zahlreichen kleinen Seen sind zu nennen: der Watten und Calder. Das Klima
[* 106] von Caithneß ist ungeachtet der nördlichen Lage
gemäßigt; der vorherrschende Wind ist der West und Nordwest, der viel Regen bringt. Die Einwohner (1881:
38,865) sind ein kühnes und thätiges Völkchen und tragen in Physiognomie und Gebräuchen alle Zeichen normännischen Ursprungs;
nur im Innern wird gälisch gesprochen. Der Ackerbau ist gering (1884: 19 Proz. Ackerland, 5½ Proz. Weide,
[* 107] fast kein Wald).
Beträchtlicher sind die Vieh-, namentlich die Schafzucht (19,191 Rinder,
[* 108] 97,737 Schafe)
[* 109] und der Fischfang.
Die Hauptstadt ist Wick.
(spr. kacha-), Hauptstadt der ProvinzChimborazo im südamerikan. StaatEcuador,
[* 112] liegt auf der dürren Hochebene
von Topi, 2890 m ü. M., und angesichts des Chimborazo und von vier andern schneegekrönten Häuptern der
Andes und hat etwa 16,000 Einw. Die öffentlichen Gebäude, einschließlich der Hauptkirche
an der Plaza mayor, der fünf Klöster, des Colegio von San FelipeNeri und des Hospitals, sind neben wenigen Privatgebäuden
die einzigen Reste der 1533 gegründeten Stadt Riobamba, die durch ein fürchterliches Erdbeben
[* 113] zerstört wurde, welches 30,000 Menschen das Leben kostete. Die Industrie beschränkt sich auf Herstellung von Sackleinwand
aus Agavefasern, wollenen Handschuhen und Decken.