Geschichte. Die Stadt Cadiz (phönik. Gadir,
»Festung«,
[* 4] griech.
Gadeira, lat.
Gades) wurde von den Phönikern um 1100
v. Chr. gegründet
und kam nach dem ersten
PunischenKrieg in den
Besitz der Karthager, denen sie im zweiten
PunischenKrieg 206 von den
Römern entrissen
ward. In der Kaiserzeit hieß sie
AugustaJuliaUrbs Gaditana. Cadiz war von jeher eine wichtige Handelsstadt,
reich und bevölkert; doch herrschten daselbst auch Üppigkeit und Sittenlosigkeit. Den Westgoten, welche in der
Völkerwanderung
Cadiz einnahmen, wurde die Stadt 711 durch die Araber entrissen und erst 1262 von den Spaniern wiedererobert. Cadiz hob
sich seitdem und erhielt nachAmerikasEntdeckung als Hauptstapelplatz des überseeischen
Handels und als
Hafen der spanischen
Silberflotte große Wichtigkeit. 1596 aber wurde es von den Engländern unter
Essex,
Howard und
Raleigh geplündert
und verbrannt.
Ein neuer
Angriff 1601 unter
Lord Wimbleton mißglückte sowie auch ein vom
Herzog von
Ormond und
Sir Rook 1702 unternommener.
Infolge der
VerbindungSpaniens mit
Frankreich wurde Cadiz 1800 von den Engländern bombardiert. Am mußte
sich hier der französische
Admiral Rosilly, von der empörten Stadt von der Landseite und von der englischen
Flotte von der
Seeseite blockiert, mit sechs
Kriegsschiffen an die
Engländer ergeben. Dann hatte hier die spanische Zentraljunta
während des Unabhängigkeitskriegs bis zur Rückkehr
Ferdinands VII. ihren Sitz, wie hier auch die neue
Konstitution der allgemeinen
und außerordentlichen
Cortes 18. und beschworen und verkündigt wurde.
Nach der
Eroberung des
FortsPedro(20. Sept.) waren die Belagerer zum allgemeinen
Angriff auf die Stadt bereit, als die persönliche
Ankunft des
KönigsFerdinand zu
Puerto de Santa Maria die
Cortes bewog, sich aufzulösen, worauf die Stadt 3. Okt. den
Franzosen
dieThore öffnete. Auch während der spätern
Bürgerkriege war Cadiz mehrmals Schauplatz erbitterter
Kämpfe
sowie
der Ausgangspunkt der
Revolution, welche der Bourbonenherrschaft in
Spanien ein Ende machte. 1873, nach Proklamierung
der Föderativrepublik von seiten der konstituierenden
Cortes, bemächtigten sich die sozialistischen Intransigentes der Stadt,
brandschatzten die Wohlhabenden, konnten aber die
Truppen, mit Ausnahme der
Artillerie, nicht zum
Abfall
bringen.
GeneralPavia machte dem
Aufstand bald ein Ende.
(Catogan, franz., spr. -gang), eine unter der
RegentschaftPhilipps vonOrléans
[* 8] am französischen
Hof
[* 9] aufgekommen
und nach einem
LordCadogan benannte Art, das Haupthaar der
Allongeperücke zusammenzubinden und am Hinterkopf zu befestigen
(vgl.
Perücke).
[* 10] - Cadogankanne hieß in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. eine im Innern
mit einer
Röhre versehene, in
England gebräuchliche Form der Theekanne, welche nach einem indischen
Original im
Besitz einer
Mrs. Cadogan angefertigt worden war.
Victor Edouard, franz. Bühnendichter, geb. zu
Paris,
[* 11] bildete sich für das Verwaltungsfach, widmete sich dann aber der Litteratur. Er begann mit
Arbeiten für kleinere
Journale, übernahm später die Theaterberichte im
»Esprit public« und war mit
About u. a. Begründer
des
»Esprit français«.
Sein dramatisches
Debüt machte er 1864 mit der
Komödie »La germaine«, die einen Achtungserfolg erzielte.
Auch die spätern
Stücke: »Le
[* 12] maître de maison« (mit J. ^[Jules]
Barbier),
worin man einen
Angriff auf die freisinnigen
Journale witterte, und »L'affaire est arrangée«, wollten nicht durchschlagen.
Dagegen hatte das vieraktige
Lustspiel »Les inutiles« (1868),
das 200mal hintereinander zur Aufführung kam, einen um so glänzendern
Erfolg. Weitere Bühnenstücke von Cadol sind: »La fausse monnaie« (1869);
nieder und wurde Mitglied des Staatsrats. An der Herstellung der administrativen und legislativen EinheitItaliens
[* 16] hatte er
hervorragenden Anteil. Nachdem er 1864 nach dem Septemberaufruhr in Turin den schwierigen Posten eines Präfekten daselbst bekleidet,
trat er 1867 nach Mentana als Minister des Innern in das KabinettMenabrea ein und unterdrückte die Unruhen
in der Romagna. 1869-75 war er italienischer Botschafter in London
[* 17] und wurde nach seiner Rückkehr zum Präsidenten des Staatsrats
ernannt. Cadorna ist einer der wenigen überlebenden Mitglieder der alten liberalen piemontesischen Partei, daher jetzt der Rechten
angehörig.
[* 15] (lat., griech. Kerykeion), der Hermesstab, d. h.
der bekannte, vorn mit zwei verschlungenen und mit den Köpfen einander zugekehrten Schlangen
[* 27] versehene Stab,
[* 28] das gewöhnlichste
Attribut des Hermes
[* 29] oder Merkur (Caducifer). Neben dieser durch die ausgebildete Kunst stereotyp gewordenen
Form gibt es aber eine ältere (auf Vasenbildern erhaltene), welche im wesentlichen der Wünschelrute der deutschen Sage entspricht:
eine einfache Gerte, die vorn in eine zum Knoten verschlungene Zwiesel ausgeht.
Auch die Bedeutung des Caduceus war insofern dieselbe, als dieser gleichfalls für eine Zauberrute galt, die alles,
was sie berühre, in Gold
[* 30] und Überfluß verwandle. Bei Homer wird namentlich die einschläfernde Gewalt des Caduceus hervorgehoben,
oder wie Hermes die Seelen der Verstorbenen damit hinter sich herzieht, um sie zur Unterwelt zu bringen; auch wird er in verschiedenen
Erzählungen zu magischen Verwandlungen verwandt. Vorzüglich aber dient der Caduceus als Heroldsstab, d. h. als
Symbol des friedlichen, auf herkömmlichem Rechte derVölker berührenden Verkehrs, in welcher Bedeutung er seit alter Zeit
das Abzeichen aller Herolde war und später selbst auf die Kaufmannschaft als deren Symbol überging. Seine antiken Hauptformen
zeigen die nebenstehenden Figuren. Die Bedeutung der Schlangen am Caduceus ist unsicher; statt ihrer finden sich
vereinzelt auch Widderköpfe. - Meister mit dem Caduceus, Beiname des Malers Jacopo de' Barbari (s. d.).
bei den alten Römern ein größeres irdenes Gefäß
[* 31] zum Aufheben flüssiger und
trockner Dinge, besonders des Weins; vielfach gebraucht als Bezeichnung des größten griechischen Maßes,
der Metretes (39,4 Lit.), und darum statt dieses von den Römern meist benutzt bei Maßbezeichnung griechischer Weine. An Dimension
[* 32] kam dem Cadus die römische Amphora
[* 33] (nicht zu verwechseln mit der griechischen, die dem Cadus völlig gleich ist) am nächsten,
welche zwei Drittel von ihm ausmacht. Diese römische Amphora war das spezielle Maß für italische Weine.
(spr. kang), Hauptstadt des franz. DepartementsCalvados und der ehemaligen Niedernormandie, liegt 14 km vom Meer
in einem reizenden Thal
[* 34] am Zusammenfluß des Odon und der Orne, die einen für Schiffe
[* 35] von 4-5 m Tiefgang
fahrbaren, vom Außenhafen Ouistreham bis in die Stadt führenden Kanal
[* 36] speist, und an der LinieParis-Cherbourg der Westbahn,
von welcher hier mehrere Zweiglinien
¶
mehr
auslaufen. Sie besitzt schöne Anlagen, auch einen Rennplatz, helle Straßen, freie Plätze (darunter die Place royale mit Bronzestatue
Ludwigs XIV.) und sehenswerte Gebäude, welche von ihrer großen Bedeutung im Mittelalter und in der Renaissancezeit zeugen.
Unter den vorhandenen 15 Kirchen zeichnen sich die romanischen ehemaligen Klosterkirchen des heil. Stephan mit
zwei spitzen Türmen und der heiligen Dreifaltigkeit mit drei viereckigen Türmen, beide 1066 gegründet, erstere von Wilhelm
dem Eroberer, letztere von dessen Gemahlin Mathilde, mit den Grabmälern der Stifter, dann die St. Peterskirche mit 80 m hohem
Turm
[* 38] aus.
Bemerkenswerte öffentliche Gebäude sind ferner: das Lyceum (das ehemalige Stephanskloster), die Börse
(das schöne ehemalige Hôtel de Valois aus dem 16. Jahrh.) und die Artilleriekaserne (SchloßWilhelms des Eroberers). Auch
besitzt die Stadt zahlreiche interessante Privathäuser aus dem Mittelalter. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 39,658,
welche Fabrikation sehr geschätzter Spitzen, Schiffbau und Küstenschiffahrt, Seefischerei und Austernfang sowie Handel, vorzugsweise
Einfuhrhandel von England, treiben.
genues. Staatsmann des 12. Jahrh., gest. 1163,
schrieb eine wertvolle Geschichte seiner Vaterstadt von 1100 bis 1163, die, vom GenueserStadtrat bis 1294 fortgesetzt, eine
Hauptquelle für die Geschichte Genuas ist;
(spr. -fadscholo),Ort bei Florenz,
[* 42] in welchem um 1500 jetzt von den Sammlern sehr geschätzte Majolikaschüsseln
angefertigt wurden, die an den Rändern mit ornamentalem Schmuck im Charakter der italienischen Frührenaissance
versehen und in den Mittelfeldern gewöhnlich mit weiblichen Köpfen geschmückt sind.
Die gleichnamige Hauptstadt, eine der ältesten StädteItaliens, liegt auf der Südküste der Insel an der
Mündung der Mulargia in den Meerbusen von E., welcher, durch mehrere Forts geschützt, den Hafen der Stadt bildet, und steigt
zwischen zwei Strandseen amphitheatralisch bis zu dem die Reede beherrschenden alten Kastell auf. Die mit Wällen umgebene Stadt
zerfällt in vier Teile: Castello, auf dem Berg liegend, mit dem königlichen Schloß (um 1217 erbaut),
der Universität, dem Theater und den Regierungsgebäuden;
La Marina, am Hafen, befestigt, hauptsächlich von Kaufleuten bewohnt;
Stampace, zwischen Castello und Marina, gegen W., das Viertel der Reichen, und die mit schönen Promenaden gezierte Villa nuova
gegen O. Die Vorstadt Sant' Avendrace ist eine Fortsetzung von Stampace.
Die Straßen sind meist eng. Die
schönsten Gebäude findet man in der Marina und im Castello; dazu gehören außer den schon genannten: das Stadthaus, der
Palast des GrafenBoyl, die Kathedrale, die KircheSanMichele, das ehemalige Münzhaus etc. Cagliari hat 38 Kirchen, ein
Arsenal und ein großes Quarantänelazarett am Hafen. Die wichtigsten Gelehrten- und Unterrichtsanstalten sind: die Universität
mit drei Fakultäten (1596 gestiftet, 1764 erneuert, 1882 nur 128 Studierende), mit Bibliothek und Sammlungen;
ein erzbischöfliches
Seminar, Lyceum, 2 Gymnasien, ein Gewerbeinstitut und eine nautische Schule, eine technische Schule und ein Nationalkonvikt, eine
öffentliche Bibliothek von 22,000 Bänden, ein Antiquitätenmuseum etc. Die Einwohner, (1881) 35,588
an der Zahl, fabrizieren Baumwollzeuge, Wollmützen, Seife u. a. und treiben lebhaften Handel mit Getreide;
[* 57]
Die Stadt, welche mit Jalesias und über Oristano mit Sassari
in Eisenbahnverbindung steht, ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appellhofs, eines Handelsgerichts, eines deutschen
Konsuls und andrer Behörden.
Cagliari ist das Caralis der Karthager, die sich 540 v. Chr. hier
festgesetzt haben sollen. Im J. 260 drangL.CorneliusScipio nach seinem Sieg bei Olbia bis hierher vor, und Cäsar kam während des Bürgerkriegs aus Afrika
[* 59] nach Cagliari, das
um jene Zeit Munizipalrechte erhielt. Von der altrömische Stadt hat sich noch das Amphitheater erhalten, das über 20,000
Menschen fassen konnte, sowie andre Altertümer, namentlich die merkwürdigen Zisternen, große unterirdische,
auf Pfeilern ruhende Gewölbe.
[* 60]
Von der Akropolis
[* 61] findet man keine Spur, wohl aber von den alten Straßen, welche von hier nach Tibula, Olbia und Torres führten.
Tiberius schickte 19 n. Chr. 4000 Juden hierher, welche sich stark vermehrten, bis sie von der spanischen
Intoleranz 1492 vertrieben wurden. Nachdem Cagliari 383 zu dem abendländischen Reiche geschlagen worden war, eroberte Geiserich 455 die
Stadt, welche 534 mit dem oströmischen Reich verbunden ward, bis sich 720 die Sarazenen von Spanien aus derselben bemächtigten.
Letztere wurden zu Anfang des 11. Jahrh. von den Genuesen und Pisanern mit
Hilfe der Eingebornen vertrieben, und 1258 kam Cagliari unter die unmittelbare Herrschaft der Pisaner. Nachdem
die Macht derselben durch die Schlacht von Molara 1284 gebrochen war, fingen blutige Bürgerkriege an, bis (1323) die Aragonier
landeten, welche Cagliari 1326 nach tapferer Verteidigung durch die Pisaner nahmen. Seitdem verwaltete die Stadt ihre
Angelegenheiten unabhängig und genoß derselben Privilegien wie Barcelona.
[* 62] In der Seeschlacht bei Cagliari zwischen
den Genuesen und den verbündeten Flotten der Venezianer und Aragonier erlitten die erstern eine vollständige Niederlage.
(spr. kaljó-),Alexander, Graf von, eigentlich Joseph Balsamo, ein weltbekannter Abenteurer des 18. Jahrh.,
geb. zu Palermo von armen Eltern, trat früh in das Seminar des heil. Rochus zu Palermo, dann in
den Ordenskonvent der Barmherzigen Brüder zu Caltagirone, wo er unter Anleitung des Klosterapothekers einige medizinische,
chemische und pharmazeutische Kenntnisse sich aneignete. Wegen schlechter Aufführung aus dent Kloster gewiesen, führte er in
Palermo als Raufbold, Fälscher, Kuppler und Gauner ein wüstes Leben, bis er es, der Polizei verdächtig geworden,
geraten fand, sich 1769 nach Griechenland, Ägypten
[* 64] und Vorderasien auf Reisen zu begeben.
Zurückgekehrt, stellte er sich auf Malta dem Ordensgroßmeister als Graf Cagliostro vor und wußte dessen alchimistischen Passionen
so zu schmeicheln, daß er von ihm Empfehlungen erhielt, die ihm in Rom undNeapel
[* 65] Zutritt in die ersten Häuser
eröffneten. In Rom heiratete er die reizende Tochter eines Gürtlers, Lorenza Feliciani, deren Schönheit und Gewandtheit in
Intrigen er zur Ausführung seiner Schwindeleien und zur Füllung seiner Taschen benutzte. Mit ihr reiste er durch Oberitalien
[* 66] und Deutschland
[* 67] 1771 nach London, von da nach Paris, und während die schöne Lorenza mit ihren Reizen wucherte,
verkaufte ihr Gemahl verjüngende Lebenstinkturen,
¶
Bei einem zweiten Aufenthalt in London in den Freimaurerorden ausgenommen, bewegte er sich in den höchsten Kreisen, machte
fürstlichen Aufwand und spielte, namentlich in weiblichen Kreisen fast vergöttert, eine glänzende Rolle.
Er erfand ein eignes maurerisches System, das er als ägyptische Maurerei bezeichnete, gab sich für einen Sendboten des Elias
oder Großkophta, später für letztern selbst aus, leitete sein Dasein von der Liebe eines Engels zu einem irdischen Weib her
und wollte gesandt sein, um die Gläubigen durch physische und moralische Wiedergeburt zu höherer Vollkommenheit
zu führen.
Vom Haag,
[* 71] wo er die nüchternen Holländer beschwindelte, begab er sich über Venedig und Berlin,
[* 72] wo er wenig Anklang fand, nach
Mitau
[* 73] in Kurland,
[* 74] wo er eine Zeitlang die erlesensten Kreise bezauberte. Selbst die Gräfin Elisa von der Recke
war eine Zeitlang seine begeisterte Anhängerin. Auch in Frankfurt
[* 75] a. M. und Straßburg,
[* 76] wohin er sich über Petersburg
[* 77] und
Warschau
[* 78] begab, wurde er glänzend aufgenommen. In Paris, wohin er sich mit dem Kardinal von Rohan begab, ward er in die bekannte
Halsbandgeschichte desselben verwickelt, in die Bastille gesetzt und, obwohl an dem betrügerischer Schwindel
nicht beteiligt, durch Endurteil vom aus Frankreich verbannt. In Deutschland war ihm, teils durch die selbstverleugnende
Offenheit, mit welcher Elisa von der Recke in der »Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalt
in Mitau« (Berl. 1787) mit ihrer eignen Schwäche Cagliostros Nichtigkeit aufgedeckt hatte, der Aufenthalt
unthunlich gemacht worden.
Auch aus Oberitalien vertrieben, wandte er sich nach Rom, wo er das Ziel seiner Laufbahn finden sollte. Anfangs lebte er hier
sehr eingezogen; bald aber begann er, durch Mangel getrieben, für die ägyptische Maurerei zu wirken, wurde durch einen
seiner Adepten verraten und im Dezember 1789 auf die Engelsburg in Haft gebracht. Die römische Inquisition
zog ihn wegen Ketzerei in Untersuchung und verurteilte ihn zum Tod. Pius VI. verwandelte die Todesstrafe in lebenslängliche
Haft.
Lorenza ward in ein Strafkloster gebracht. Cagliostro starb im FortSanLeone bei Urbino. Er war von Statur
klein, dick, mit gewaltig breiten Schultern, hatte ein feuriges, durchdringendes Auge,
[* 79] eine volle, weit tönende Stimme und
sprach geläufig mehrere Sprachen. Ausgezeichnete Geistesanlagen, große Menschenkenntnis und Gewandtheit sind ihm nicht abzusprechen.
DiesenEigenschaften wie der Leichtgläubigkeit und Wundersucht des Jahrhunderts sind seine vorübergehenden Erfolge zuzuschreiben.
Von den meisten seiner Mitschüler unterscheidet er sich vorteilhaft durch eine sorgsamere
Ausführung und gediegeneres Kolorit, dem ein zartes Helldunkel nicht zu fehlen pflegt. Er kam nach Wien
[* 80] an den HofKaiserLeopolds
und starb 1681 daselbst.
(spr. kanjar-,Schrauben-, Spiral-, Waldhorngebläse), von Cagniard de Latour 1809 angegebenes Gebläse,
[* 83] welches aus einem um eine etwas geneigte Achse schraubenförmig gewundenen Rohr besteht, taucht an dem tiefer liegenden Ende
bis über die Achse, am obern Ende nicht ganz bis zur Achse in Wasser ein. Das untere Ende des Rohrs mündet
in das untere Ende der hohlen Achse und das obere Ende der letztern in einen Kasten, der mit seiner Öffnung nach unten in
das Wasser gestellt ist, so daß die durch die Achse hineingelangte Luft nur durch ein Windableitungsrohr
entweichen kann. Wird nun die Achse mit dem Rohr so gedreht, daß dessen obere Öffnung sich gegen das Wasser bewegt, so schöpft
das Rohr bei jeder UmdrehungLuft und Wasser und windet beide nach dem andern Ende und durch die Achse in den Luftbehälter.
(spr. kanjo-), Luigi, Marquis, ital. Architekt, geb. zu Mailand, wandte sich schon
in früher Jugend aus Vorliebe für die Kunst dem Studium der Architektur im Collegium Clementinum in Rom zu. Er gehört zu den
Wiedererweckern der klassischen Architektur und ist als SchülerPalladios zu betrachten. Noch während der französischen Herrschaft
schuf er die Villa Zurla in Creniasco mit schönem ionischen Peristyl, die Kapelle der heil. Marcellina in Sant' Ambrogio zu
Mailand, den Triumphbogen am Tessiner Tbor und den herrlichen Simplonbogen (Arco della Pace) in Mailand, welcher jedoch erst zwei
Jahre nach seinem Tode, der am in Imurigo erfolgte, vollendet ward.
Seine Oper »Don Bucefalo«, die er noch vor seinem Abgang vom Konservatorium 1847 komponierte,
gehört zu den Lieblingsstücken der Italiener. Er schrieb im ganzen gegen 20 Opern (»I due Savoiardi«, »Il
testamento di Figaro«, »La valle d'Andorra«, »Giralda«, »Michele¶
mehr
Perrin«, »PapaMartin« etc.), außerdem verschiedene Kirchenmusikstücke.
(spr. -gho, Gahets), ein eigentümlicher Volksstamm in den Westpyrenäen, häufig
mit den Kretins verwechselt, während sie in der That meist hochgewachsene, gesunde und frische Leute von muskulösem Körperbau,
wohlentwickeltem Schädel, vorspringender Nase,
[* 88] stark gezeichneten Zügen, blauen Augen und schlichten, blonden
Haaren sind. Der Aberglaube schrieb ihnen früher Aussatz, übeln Geruch u. dgl. zu, man mied sie, selbst in der
Kirche mußten sie zurückgehen.
Sie lebten abgesondert und treiben noch jetzt an manchen Orten fast ausschließlich das Zimmermannshandwerk, so daß beiderlei
Bezeichnungen gleichbedeutend gebraucht werden. Der NameCagot wird von canis gothus (gotischer Hund) abgeleitet,
was auf ihre Abstammung von den arianischen Goten deutet (daher wohl der Haß). Außer in den ehemals aquitanischen Ländern
zu beiden Seiten der Pyrenäen, dem spanischen Obernavarra, dem französischen Niedernavarra, Béarn, Gascogne, Guienne, finden
sich Cagots auch in Unterpoitou, in der Bretagne und in Maine; doch heißen sie hier Caqueux, Cacoas oder Caquins.
Mit den Cagots verwandt und auch so genannt sind die Colliberts in Niederpoitou.
Vgl. Michel, Histoire des races maudites de la
France et de l'Espagne (Par. 1847, 2 Bde.);
Rochas, Les parias de France et d'Espagne, Cagots et Bohémiens (das. 1877).
(spr. käör), Hauptstadt des franz. DepartementsLot, auf einer vom Lot gebildeten Halbinsel an der Orléansbahn
gelegen, zerfällt in die Oberstadt mit steilen und krummen Straßen und in die regelmäßige Unterstadt, hat 4 Brücken,
[* 89] eine
schöne romanische Kathedrale mit zwei Kuppeln (aus dem 12. Jahrh.) und zählt (1881) 14,100 Einw.,
welche Töpferei, Gerberei, Schafwollindustrie, Gewinnung von phosphorsaurem Kalk, dann Handel mit Trüffeln, Nüssen und Nußöl,
insbesondere aber mit Wein (s. Cahorsweine) treiben. Cahors hat ein Lyceum, ein theologisches Seminar und eine öffentliche Bibliothek
von 16,000 Bänden und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs sowie eines Handelsgerichts.
Die 1321 von PapstJohann XXII. gestiftete Universität wurde 1751 mit der von Toulouse
[* 90] vereinigt. Cahors ist die Vaterstadt des
PapstesJohann XXII., des Dichters ClaudeMarot und des Staatsmanns LéonGambetta, dem hier 1884 ein Denkmal errichtet wurde.
Zur Zeit der Römer hieß die Stadt Divona, später Cadurcum; noch sind bei der wasserreichen Felsenquelle
Fontaine des Chartreux Reste von römischen Bädern (Porte de Diane genannt) vorhanden, und in der Nähe finden sich Trümmer
eines römischen Amphitheaters. Cahors hat seinen Namen
von dem gallischen Stamm der Cadurci (Kadurker), war die
Hauptstadt von Quercy und gehörte 1360-1428 den Engländern. Im Mittelalter war es Hauptsitz der südfranzösischen Geldwechsler
(Cahorsini, in Deutschland Cawertschen oder Kauderwelsche genannt).
(spr. käör-), die besten Sorten der Pontacweine, von dunkelroter Farbe, in der Jugend von vieler Lieblichkeit,
die sie später verlieren, wofür sie aber bei sorgfältiger Behandlung für den Magen
[* 91] sehr wohlthätige
Eigenschaften annehmen. Den ersten Rang nimmt der Rogomme ein, von funkelnder, dunkler Farbe, hoher Geistigkeit, viel Arom und
von konzentrierter Süßigkeit, welche sich gewöhnlich bis ins spätere Alter erhält. Diesem folgen nach der Güte: Cahors
grand Constant, Cahorsweine Duroc, Cahorsweine Marquère, Cahorsweine Haut Brion,
[* 92] Cahorsweine Parnac und einige andre blaßrote Weine.