Buseo,
Stadt, s. Buzau. ^[= (Buzeo), Kreishauptstadt in Rumänien, am gleichnamigen Fluß, der in den Sereth mündet, ...]
Stadt, s. Buzau. ^[= (Buzeo), Kreishauptstadt in Rumänien, am gleichnamigen Fluß, der in den Sereth mündet, ...]
(spr. buschel), ein unserm Scheffel entsprechendes engl. Hohlmaß für trockne Waren, namentlich Getreide [* 2] und Sämereien, faßt in Großbritannien [* 3] als gesetzliche Reichs- oder Imperialbushel (= ½ Quarter oder 8 Gallons) 2218,191 engl. Kubikzoll = 36,348 Lit., während in den Kolonien und in den Vereinigten Staaten [* 4] von Nordamerika [* 5] noch das kleinere alte oder Winchesterbushel von 2150,42 engl. Kubikzoll = 35,237 L. = 0,969 Imperialbushels gilt. 131 Winchesterbushels = 127 Imperialbushels oder, etwas weniger genau, 33 Winchesterbushels = 32 Imperialbushels; 100 Winchesterbushels = 35,238 hl. Als Durchschnittsgewicht von 1 Bushel Getreide rechnet man Weizen 62, Roggen 54,5, Gerste [* 6] 48, Hafer [* 7] 39, Erbsen 66, Bohnen 65, Kleesaat 70 und Rapssaat 50 Pfd. engl. Avoirdupois.
(spr. buschrehndscher), in Australien [* 8] üblicher Ausdruck für Straßenräuber, welche gelegentlich im Bush, d. h. in den Weidedistrikten, ihr Wesen treiben;
Giovanni, ital. Maler, s. Cariani. ^[= (eigentlich Giovanni ), ital. Maler, geboren zwischen 1480 und 1490 zu Fuipiano bei Bergamo, ...]
(Isidis oppidum), ehemals Hauptstadt eines Nomos in Unterägypten, nördlich von Bubastis, mit prächtigem Tempel [* 9] der Isis, [* 10] welcher man hier jährlich ein großes Fest feierte;
jetzt Abusir. - Ein andres Busiris lag in Mittelägypten, 5 km nordwestlich von Memphis;
jetzt Abusir, dessen sehr beschädigte Pyramiden der 5. Dynastie angehören.
nach Diodor Statthalter des Osiris [* 11] in den Grenzgebiete von Phönikien oder auch ein ägyptischer König, der Beschließt oder der nächste Nachfolger der Menes-Dynastie. Derselbe soll Theben erbaut haben und ein Sohn des Poseidon, [* 12] von dem ja alle Unholde abstammen mußten, gewesen sein. Als einst Ägypten [* 13] neun Jahre lang unfruchtbar war, riet der Cyprier Phrasios dem König Busiris, zur Abwendung des Übels alljährlich dem Zeus [* 14] einen Fremden zu schlachten, und der König begann mit dem Wahrsager selbst.
Der Rat bewährte sich: Busiris lebte herrlich. Viele Fremde waren schon geopfert, als auch Herakles [* 15] nach Ägypten kam, sich binden, bekränzen und bis zum Altar [* 16] führen ließ. Da plötzlich zerriß er die Bande und erschlug den König, dessen Sohn, den Herold und die Opferdiener, und an ihm war nun die Reihe, sich zu Tisch zu setzen. Auf einer geiechischen Vase ist Busiris als König auf einem Thron [* 17] in barbarische Kleidung gemalt, vor ihm Herakles, von Dienern gehalten und eine Keule schwingend. Euripides (in einem Satyrdrama), Epicharmos und Mnesimachos stellten Busiris komisch dar. Isokrates schrieb eine Schutzrede auf Busiris, der wohl als Inkarnation des in seiner Hellenenfurcht grausamen Barbarentums aufzufassen ist.
Stadt in Ostgalizien, Bezirkshauptmannschaft Kamionka, am Bug, ist Sitz eines Bezirksgerichts, hat 6 Vorstädte, ein Schloß, 4 Kirchen und (1880) 5800 Einw. Busk wurde 1516 und 1672 von den Tataren zerstört.
Amt im norweg. Stift Christiania, [* 18] 14,868 qkm (270 QM.) groß mit (1876) 102,186 Einw., umfaßt die Landschaften Numedal und Hallingdal und die wegen ihrer Anmut berühmte, fruchtbare Hügellandschaft Ringerike. Den besten, fruchtbarsten und bevölkertsten Teil des Amtes bildet die Vogtei Buskerud, wo starker Ackerbau betrieben wird, während in den andern Landesteilen Waldwirtschaft und Viehzucht, [* 19] auch Bergbau [* 20] (auf Silber, Kobalt, Eisen), [* 21] Jagd und Fischerei [* 22] die Hauptbeschäftigung bilden. Von den ansehnlichen Bergen [* 23] der Landschaft ist der Hallingskarven (1960 m) hervorzuheben. Auf der Ostseite liegt der durch seine schöne Aussicht auf Ringerike bekannte, 411 m hohe Krogkleven. Hauptorte sind Drammen und Kongsberg.
Franz Joseph, Führer der ultramontanen Partei in Baden, [* 24] geb. zu Zell am Harmersbach, studierte Philosophie, Medizin und Jurisprudenz, promovierte in diesen drei Fakultäten und habilitierte sich 1824 als Privatdozent in Freiburg, [* 25] wo er 1833 eine außerordentliche und 1836 eine ordentliche Professur für Rechts- und Staatswissenschaft erhielt. Als Mitglied der badischen Zweiten Kammer stand er 1837 und 1846 im Gegensatz zu seinen früher ausgesprochenen liberalen Grundsätzen auf seiten der streng kirchlichen Partei, weshalb er beidemal nach kurzer Zeit sein Mandat niederlegte, da sein Auftreten den Erwartungen seiner Wähler nicht entsprach.
In das Frankfurter Parlament von einem westfälischen Bezirk 1848 gewählt, war er einer der eifrigsten Führer der großdeutsch-katholischen Richtung. Auch außerhalb des Parlaments übte er eine umfassende Agitation aus und suchte durch zahlreiche gegen den Deutschkatholizismus und gegen Preußen [* 26] gerichtete Flugschriften namentlich die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat zu verfechten. Zugleich stiftete er eine große Menge von katholischen Vereinen und wurde 1848 Präsident der zu Mainz [* 27] tagenden Pius-Vereine.
Überhaupt war er für Unterricht, Mission und Erziehung in streng katholischer Richtung auf jede Weise thätig, befürwortete die Errichtung katholischer Universitäten und eiferte für den Jesuitenorden, so in den Schriften: »Die Aufgabe des katholischen Teils deutscher Nation« (Regensb. 1851),
»Die Gesellschaft Jesu, ihr Zweck, ihre Satzungen, Geschichte etc.« (Mainz 1853, 2 Bde.). Sonst schrieb er noch: »Geschichte und System der Staatswissenschaft« (Karlsr. 1839, 3 Bde.),
»Urkundliche Geschichte des National- und Territorialkirchentums in der katholischen Kirche Deutschlands« [* 28] (Schaffh. 1851),
»Der heil. Thomas, Erzbischof von Canterbury« (Mainz 1856),
»Österreichs Umbau in Kirche und Staat« (Wien [* 29] 1863, Bd. 1) und bearbeitete mehrere fremde, auf Staatswirtschaft bezügliche Werke. 1863 wurde in den österreichischen Ritterstand erhoben. Im Oktober 1873 ward er vom Wahlbezirk Achern wieder in die badische Abgeordnetenkammer, 1874 von dem Wahlbezirk Tauberbischofsheim in den Reichstag gewählt und trat dort in das Zentrum ein. Er starb in Freiburg. Aus seinem Nachlaß erschien »Winfried-Bonifacius« (Graz [* 30] 1880).
(Bosa), bei den Tataren eine Art Bier, aus Gerste und Hirse [* 31] bereitet.
Stadt im östlichen Sudân, in der Landschaft Borgu, am Niger, der hier in drei Arme geteilt ist und wegen der ihn durchsetzenden Thonschieferfelsriffe den Schiffern nur eine gefährliche Passage gestattet, ist unregelmäßig und weitläufig gebaut und zählt 10-12,000 Einw. In der Nähe verlor 1805 Mungo Park sein Leben.
prächtig gelegenes Kloster in der portug. Provinz Beira, Distrikt Coimbra, am Nordabhang des gleichnamigen, 557 m hohen Bergs, von schönen Wäldern und Villen umgeben, 1268 gegründet.
Hier Sieg der verbündeten Engländer und Portugiesen unter Wellington über die Franzosen unter Masséna.
(spr. bü-), Dorf im franz. Departement der Vogesen, Arrondissement Remiremont, am Ursprung ¶
der Mosel malerisch gelegen, 624 m ü. M., mit (1876) 2192 Einw., hat drei berühmte Mineralquellen, welche Kohlensäure, kohlen- und salzsaures Natron und kohlensaures Eisen enthalten, und von deren Wasser alljährlich ca. 400,000 Flaschen versandt werden. Es leistet besonders bei Magen-, Leber- und Unterleibsbeschwerden gute Dienste. [* 33]
(Buteonidae), Unterfamilie der Falken (Falconidae) aus der Ordnung der Raubvögel, [* 34] mittelgroße Vögel [* 35] mit etwas plumpem Körper, dickem, breitem, flachem Kopf, kurzem, komprimiertem, vom Grund an gekrümmtem Schnabel ohne Zahn, langen Flügeln, in denen meist die dritte und vierte Schwinge am längsten sind, mittellangem Schwanz, ziemlich hohen Läufen, kurzen, schwachen Zehen und spitzen, scharf gekrümmten Krallen. Die Bussarde bewohnen im Gebirge und in der Ebene kleine Waldungen und jagen auf benachbarten Feldern; sie fliegen langsam, aber anhaltend, sind ziemlich träge und plump, nähren sich von Mäusen, Schlangen, [* 36] Insekten, [* 37] Würmern, Aas, auch von Pflanzenstoffen und sind im allgemeinen viel mehr nützlich als schädlich.
Sie nisten auf hohen Bäumen, legen 3-4 Eier [* 38] und sind nicht schwer zähmbar. Der Rauchfußbussard (Schneeaar, Archibuteo lagopus Gould), 65 cm lang, 150 cm breit, hat bis zu den Zehen befiederte Läufe; sein Gefieder wechselt in der Färbung ungemein ab und ist weiß, gelblichweiß, rotgrau, braunschwarz und braun. Er findet sich im hohen Norden, [* 39] in der Tundra, auch in Amerika, [* 40] horstet nur ausnahmsweise südlicher, weilt bei uns vom Oktober bis April und geht nur selten bis Südeuropa. Er erhebt sich oft in kreisförmigen Schwenkungen hoch in die Luft, wo man ihn an seinem weißen Schwanz erkennt, fängt geschickter als die übrigen Arten Mäuse (im Norden besonders Lemminge), Amphibien, auch Feldhühner, Tauben [* 41] und junge Hasen, gehört aber zu den überwiegend nützlichen Tieren.
Sehr gern raubt er dem Jäger die Beute. Er nistet vorzugsweise auf Bäumen, in der Tundra auf den Zwergbirken oder auf dem Boden und legt (öfters sogar zweimal) vier weiße, rötlich gewölkte Eier. Der Mäusebussard (Mauser, Rüttelweih, Waldgeier, Buteo vulgaris Bchst., s. Abbildung auf Tafel »Raubvögel«),
56 cm lang, 125 cm breit, ändert in der Färbung außergewöhnlich ab; er ist gleichmäßig schwarzbraun, auf dem Schwanz gebändert oder auf der Oberseite, an Brust und Schenkeln braun, andre sind gelblichweiß mit dunklern Schwingen und Schwanzfedern, auf der Brust gefleckt, auf dem Schwanz gebändert; das Auge [* 42] ist braun, Wachshaut und Fuß gelb, der Schnabel bläulich, an der Spitze schwärzlich. Er bewohnt Europa [* 43] und einen Teil Vorderasiens, weilt in Norddeutschland vom März bis Oktober, überwintert aber in Süddeutschland, wandert in Gesellschaft von 20-100 Stück und mehr und lebt paarweise in Wäldern, die mit Feld und Wiesen wechseln, auch im Gebirge. Er fliegt langsam, aber leicht, hält sich rüttelnd oft längere Zeit über einer und derselben Stelle, beschreibt im Frühjahr hoch in der Luft Kreise, [* 44] miaut wie eine Katze [* 45] (Buse, s. v. w. Katze, daher der Name Bussard) und zeigt sich klug, listig und verschlagen.
Auf Bäumen und Steinen sitzt er stundenlang zusammengekauert, auf Mäuse, Ratten, Hamster, Kreuzottern, Amphibien, Schnecken, [* 46] Heuschrecken [* 47] und Regenwürmer lauernd. Obwohl er bisweilen auch Rehkälber, Hasen sowie junge Feld- und Haushühner wegfängt, so ist er doch weit mehr nützlich als schädlich. Sein Nest baut er Ende April auf hohen Bäumen und legt 3-4 grünlichweiße, braun gefleckte Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Der Schlangenbussard (Circaltus gallicus, s. Tafel »Raubvögel«),
70 cm lang, 180 cm breit, ist am Kopf und Hinterhals mattbraun, Rücken-, Schulter- und kleine Flügeldeckfedern tiefbraun, heller gekantet, Schwingen schwarzbraun, weiß gekantet mit schwarzen Querbinden, Schwanzfedern dunkelbraun, breit weiß zugespitzt und breit schwarz gebändert, an Stirn, Kehle, Wangen weißlich, schmal braun gestrichelt, Kopf und Oberbrust lebhaft hellbraun, an den übrigen Unterteilen weiß, spärlich hellbraun quer gefleckt; das Auge ist gelb, der Schnabel bläulichschwarz, Wachshaut und Füße lichtblau. Er findet sich überall in Deutschland, [* 48] regelmäßiger in Süd- und Südosteuropa.
Bei uns weilt er vom Mai bis September in großen Waldungen, er ähnelt in der Lebensweise dem Mäusebussard, nährt sich hauptsächlich von Reptilien und Amphibien, jagt aber auch auf Fische, [* 49] Ratten, Krebse und kleine Vögel. Schlangen sind seine Lieblingsspeise, und durch seine Geschicklichkeit und dichtes Gefieder ist er geschützt gegen deren Gift. Er horstet aus hohen Bäumen, selten auf Felsen, das Weibchen legt ein bläulichweißes Ei, [* 50] welches beide Gatten ausbrüten. Jung aufgezogen, wird er zahm und zutraulich.
(Bußordnungen, Beichtbücher, lat. Libri poenitentiales), Anweisungen für Priester und Beichtväter über Verwaltung der Beichte, insbesondere über die für einzelne Sünden aufzuerlegenden Bußübungen. Die abendländischen Bußbücher gründen sich aus den dem Theodorus von Canterbury (gest. 690) zugeschriebenen Bußkanon sowie auf die angeblich von Beda (s. d.) und von Egbert von York (gest. 767) herrührenden Pönitentialien. Das im 8. Jahrh. entstandene »Poenitentiale romanum« verfolgte den Zweck, Grundsätze von allgemeinerer kirchlicher Bedeutung auszustellen. Die wichtigste Quelle [* 51] im Orient bildet das dem Johannes Nesteuta (gest. 595) beigelegte Pönitentiale.
Vgl. Wasserschleben, Die Bußordnungen der abendländischen Kirche (Halle [* 52] 1851);
Schmitz, Die und die Bußdisziplin der Kirche (Mainz 1883).
s. Ding. ^[= # (althochd. Ding, mittelhochd. Dinc, nord. Thing), Volksversammlung der alten germanischen und ...]
s. v. w. Bußzucht. ^[= das schon von der alten Kirche gegen solche Mitglieder beobachtete Verfahren, welche durch schwere ...]
eigentlich Ersatz, Entschädigung. Schon diese mittelalterliche Übersetzung des lateinischen Wortes poenitentia (des griechischen metanoia) weist auf weitgehende Verflachung und Veräußerlichung eines dem sittlichen Charakter des Christentums unentratsamen Begriffs hin (s. Bekehrung). Das ganze religiöse Verhältnis mußte erst als ein gesetzlich formuliertes Rechtsverhältnis und die Sünde lediglich als Störung desselben gefaßt sein, ehe diese Störung als durch bestimmte Leistungen oder Leiden [* 53] ausgleichbar, die Sünde recht eigentlich als abbüßbar gelten konnte.
Die evangelische Kirche behielt daher zwar das einmal in den kirchlichen Sprachgebrauch aufgenommene Wort bei, aber in dem Sinn der neutestamentlichen »Sinnesänderung«, als ein in Sündenerkenntnis, Reue und ernstlichem Willen, mit der Sünde zu brechen, bestehendes Selbstgericht. Damit war der Begriff der Buße lediglich sittlich gefaßt, während die katholische Kirche ihn so bestimmt, daß er die Zerknirschung des Herzens (contritio cordis), das Bekenntnis des Mundes (confessio oris) vor dem Priester und die Genugthuung (satisfactio operis), Übernahme gewisser Strafen zur Abbüßung (poenae canonicae), in sich begreift. Diese drei Stücke bilden seit dem 11. Jahrh. das Sakrament der Buße seiner Materie nach, während die Form desselben nach dem ¶
Beschluß des Konzils von Florenz [* 55] 1439 in den Worten des Priesters: Ego te absolvo besteht. Dabei herrscht die von den Victorinern Hugo und Richard im 12. Jahrh. ausgebildete Theorie, daß die ewigen Strafen, welche alle Todsünden verdienen, durch priesterliche Absolution in zeitliche verwandelt würden, welche ebenso wie die Strafen für läßliche Sünden in freiwilliger Übernahme der vom Priester auferlegten Leistungen abgebüßt werden könnten. Unter solchen Voraussetzungen war es freilich naheliegend, daß die von der Kirche auferlegten Strafen auch von der Kirche erlassen oder durch andre der Kirche annehmbare Leistungen (gute Werke) ausgeglichen und ersetzt, ja von andern Personen und für andre übernommen werden konnten.
Unvermeidlich war daher jene Veräußerlichung des Bußwesens, als deren Extreme der Ablaßhandel und die Geißelbrüderschaften erscheinen, die sich aber nicht minder in den Büßerorden, den Bußbüchern, Bußthalern etc. darstellt. Daß die Apologie der Augsburgischen Konfession (1530) die Buße noch als ein Sakrament neben Taufe und Abendmahl behandelt, hängt mit der Modifikation zusammen, welche das römische Bußsakrament in der lutherischen Beichte (s. d.) fand. Als rein innerliche Sache zwar, aber doch in unnatürlich forcierter Weise wurde die Buße von den Pietisten und Methodisten betont und geübt (s. Bußkampf).
Im Strafrecht versteht man unter Buße die Entschädigung, auf welche im Strafverfahren zu gunsten des durch eine strafbare Handlung Verletzten erkannt wird. Eine solche Buße wird nur auf besondern Antrag des Verletzten zuerkannt. Dieser Antrag ist in Privatklagesachen mit der Privatklage zu verbinden und in denjenigen Fällen, in welchen die Staatsanwaltschaft mit der öffentlichen Klage vorgeht, von dem Verletzten mittels einer Nebenklage zu stellen. Der Verletzte muß sich zu diesem Zweck der öffentlichen Klage des Staatsanwalts als Nebenkläger anschließen.
Eine Buße wird ihm aber unter allen Umständen nur dann zuerkannt, wenn ihm durch die strafbare Handlung ein Vermögensschade erwachsen, wenn also z. B. jemand durch eine Körperverletzung in seiner Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt oder durch eine Verleumdung in seinem Kredit geschädigt worden ist. Auch setzt die Verurteilung zu einer Buße voraus, daß der Beschuldigte überhaupt in eine Strafe genommen wurde. Im entgegengesetzten Fall gilt auch der Antrag auf Zuerkennung einer Buße für erledigt.
Hat das Gericht es abgelehnt, auf eine Buße zu erkennen, so kann das Urteil von dem Verletzten durch ein Rechtsmittel nicht angefochten werden; es bleibt ihm nur die Geltendmachung seines vermeintlichen Schadenersatzanspruchs im Weg des bürgerlichen Rechtsstreits übrig. Hat der Verletzte eine Buße zuerkannt erhalten, so kann er weitere Entschädigungsansprüche vermittelst einer Zivilklage nicht geltend machen. Das deutsche Strafgesetzbuch statuiert eine solche Buße nur bei Körperverletzungen und bei Beleidigungen, wenn diese nachteilige Folgen für die Vermögensverhältnisse, den Erwerb oder das Fortkommen des Beleidigten mit sich bringen. Es kann aber reichsgesetzlich auch dann auf eine Buße erkannt werden, wenn es sich um Eingriffe in das Urheberrecht, das Recht des Markenschutzes und das Patentrecht handelt.
Das Maximum der Buße beträgt bei Verletzungen des Patentrechts 10,000 Mk., bei Beeinträchtigung des Markenschutzes 5000 und in allen sonstigen Fällen 6000 Mk.
Vgl. Deutsches Strafgesetzbuch, § 186-188, 231, 340; Deutsche [* 56] Strafprozeßordnung, § 414-446, 495; Reichsgesetz vom betreffend das Urheberrecht an Schriften etc., § 18, 43, 45; Reichsgesetz vom über Markenschutz, § 15; Reichsgesetz vom betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, § 16; Reichsgesetz vom betreffend den Schutz der Photographien, § 9; Reichsgesetz vom betreffend das Urheberrecht an Mustern und Modellen, § 14; Reichspatentgesetz vom § 36; v. Wächter, Buße bei Beleidigungen und Körperverletzungen (Leipz. 1874);
Dochow, Buße im Strafrecht und Strafprozeß (Jena [* 57] 1875).
(auch Schwabenberg), isoliert stehender Berg im württemberg.
Donaukreis, östlich von Riedlingen, 765 m ü. M., mit weiter Aussicht über Oberschwaben bis an den Bodensee und die Schweizer Alpen. [* 58]
Die Römer [* 59] hatten hier ein Kastell, auf dessen Ruinen sich später zwei Burgen [* 60] erhoben.
Hier war auch der Stammsitz des berühmten Bertholdischen Grafengeschlechts (schon 724).
Später brachte Rudolf von Habsburg die Herrschaft an sich, und 1806 kam sie an Württemberg. [* 61]
Vgl. Buck, Der und seine Umgebung (Sigmaring. 1868).
s. v. w. Bittgänge. ^[= (Betfahrten, Rogationes, Supplicationes), Prozessionen (s. d.), welche teils an ...]
der nach der Populartheologie des Pietismus und des Methodismus in einen bestimmt nachweisbaren Zeitverlauf fallende, mit heftigen innern Erregungen verbundene und nach einem gewissen Programm sich vollziehende Bruch zwischen Geist und Fleisch (Röm. 7). oder »Durchbruch der Gnade«.
in der ältern katholischen Kirche die Summe von Vorschriften über die Wiederaufnahme der Gefallenen. S. Bußbücher.
die in den Ordensstatuten bestimmten Versammlungen aller Konventualen eines Klosters oder aller Glieder [* 62] eines Ordenskapitels, um vor den Obern ihre Fehler zu beichten (Kapitelbeichte) und eine Buße dafür zu übernehmen.
(franz. Boussole, v. ital. bussola, »Kästchen«),
Instrument mit Magnetnadel, welches als Winkelmeßinstrument und Orientierungsmittel in der Vermessungskunst, unter Berücksichtigung der Deklination (Abweichung vom Meridian) sowie der temporären und momentanen Störungen (Variationen), denen die Magnetnadel unterliegt, gebraucht wird. Die Feldmesserbussole besteht aus einer flachen, runden Kapsel mit Glasdeckel, in deren Mitte die Nadel über einem Gradkreis frei schwingt. Nord- und Südrichtung der Nadel sind am Gradkreis mit N. und S. bezeichnet, in der Verlängerung [* 63] der Linie oder parallel dazu ist außerhalb der Bussole eine Dioptervorrichtung oder ein Fernrohr [* 64] (Fernrohrbussole) befestigt.
Die Bussole läßt sich auf einem Stativ horizontal stellen und drehen. Visiert man ein Objekt A durch das Fernrohr an, so muß die Nadel um den Winkel [* 65] »ausschlagen« (von N. abweichen), um den die Visierlinie vom Meridian, entgegengesetzt, divergiert. Werden von einem Punkt aus mehrere Richtungen, also Winkel, anvisiert, so ergeben die Differenzen der Abweichungen (Azimute) der Nadel die Größen der Winkel. Kleinere Konstruktionen zum Handgebrauch sind die Patentbussolen, Schmalkalderschen Bussole (von Schmalkalder in London). [* 66] Die Prüfung und Kontrolle der Bussole muß eine unausgesetzte sein. In unübersichtlichem Terrain, unter der Erde ist sie oft einziges Meßmittel; bei ihrer Unzuverlässigkeit ist aber ein kleiner Theodolit [* 67] vorzuziehen. Um Karten, Meßtische in die richtige Drehung zum Meridian zu bringen, braucht man Orientierbussolen, die oft nur in schmalen Kasten der Nadel wenige Grade der Schwingweite gestatten. Gemessene Winkel werden ¶
mit Hilfe eines Transporteurs (s. d.) aufs Papier übertragen, welches mit Nordlinien versehen ist, an die man den Transporteur anlegt; s. Markscheiderkompaß.
s. Tertiarier. ^[= und Tertiarierinnen (lat. Tertius ordo de poenitentia), Laien, die an dem Verdienst eines Ordens ...]
s. Bußbücher. ^[= (Beichtbücher, lat. Libri poenitentiales), Anweisungen für Priester und Beichtväte ...]
diejenigen sieben Psalmen: 6, 32 (nach der Zählung der Vulgata 31), 38 (37), 51 (50), 102 (101), 130 (129), 143 (142), in welchen sich der Schmerz der Buße am ergreifendsten ausspricht, und von denen in der katholischen Kirche häufig ein seelsorglicher und liturgischer Gebrauch gemacht wird, wie namentlich vom Miserere 50 (51) und De profundis 129 (130).
(Bußgrade, Gradus, Stationes poenitentiae), die Stufen, welche die in der alten Kirche Ausgeschlossenen (s. Bann) durchschreiten mußten, ehe sie wieder aufgenommen wurden. Die vier Hauptstufen, deren jede mindestens ein Jahr in Anspruch nahm, waren: Fletus, Auditio, Substratio, Consistentia. Während der ersten lagen die Pönitenten im Bußgewand weinend vor der Kirche und flehten die Hineingehenden an, für sie zu beten; auf der zweiten durften sie im Hintergrund der Kirche die Schrifterklärung anhören, im dritten Stadium im Schiff [* 69] der Kirche knieend beten, im vierten wieder aufrecht stehend dem Gottesdienst bis zur Kommunion beiwohnen.
(früher gewöhnlich Buß-, Bet- und Fasttage genannt), solche dem Gottesdienst gewidmete Tage, welche den besondern Zweck haben, die Kirchengemeinden auf ihre sittlichen Notstände aufmerksam zu machen. Man unterscheidet außerordentliche, für besondere Fälle angeordnete Bußtage (dies supplicationum) und feststehende, jährlich wiederkehrende (dies rogationum). Als feststehende Bußzeit kannte die Kirche anfangs nur die Advents- und die österliche Fastenzeit; hierzu kamen dann die vier Quatemberfasttage. Jetzt sind die in den meisten deutschen Ländern auf zwei oder auf einen im Jahr reduziert. Bei der Zersplitterung der kirchlichen Gebiete gehört es noch zu den frommen Wünschen der deutschen evangelischen Kirche, daß auch in der Feier der Bußtage eine allgemeine Übereinstimmung hergestellt werden möge.
(spr. büssi-rabütaug), Roger, Graf von, franz. Schriftsteller, geb. zu Epiry in Nivernais, zeichnete sich frühzeitig durch glänzenden Witz, geistreiche Lieder und Epigramme, als Krieger, während der Fronde, durch Verwegenheit und Tapferkeit aus. Aber seine Anmaßung und Spottsucht, die ihn selbst die höchsten und heiltgsten Personen nicht schonen ließ, brachte ihn 1665, einen Monat nach seiner Aufnahme in die Akademie, in die Bastille, die er nach einem Jahr nur verließ, um mit strenger Verbannung auf seine burgundischen Güter bestraft zu werden.
Diese Strafe hatte er sich zugezogen durch seine »Histoire amoureuse des Gaules«, welche, schon länger auszugsweise bekannt, 1665 zuerst in Holland gedruckt wurde. Es werden darin die galanten Abenteuer einiger vornehmer Damen des Hofs in geistreicher und pikanter Weise erzählt und eine Menge von Personen mit maliziöser Genauigkeit und Rücksichtslosigkeit geschildert. Das Buch hat zahlreiche Auflagen erlebt, zuletzt von Boiteau (Par. 1856-76, 4 Bde.), von Poitevin (das. 1857, 2 Bde.) und mit Einleitung von Sainte-Beuve (1868, 2 Bde.). Vergeblich suchte Bussy-Rabutin Ludwig XIV. zur Aufhebung der Strafe zu vermögen; nur zu kurzem Aufenthalt in Paris [* 70] erhielt er die Erlaubnis. Er starb Außer einigen Poesien und kleinern Schriften sind am wichtigsten seine interessanten »Memoires« (Par. 1696, 2 Bde.; neu hrsg. von Lalanne, das. 1857, 2 Bde.) und seine höchst sorgfältig verfaßten, oft aufgelegten »Lettres« (das. 1697-1709, 7 Bde.; beste Ausg. von Lalanne, 1858-59, 5 Bde.), letztere besonders wertvoll durch die große Zahl bedeutender Persönlichkeiten, an die sie gerichtet sind (an Frau v. Sévigné, seine Kousine, allein 150).
das schon von der alten Kirche gegen solche Mitglieder beobachtete Verfahren, welche durch schwere Todsünden Ärgernis erregt und sich der christlichen Gemeinschaft unwürdig gemacht haben, aber in dieselbe wieder aufgenommen sein wollen. Die Bußzucht ist ein Teil der Kirchenzucht (s. Beichte, Buße und Bußstationen). Als im Abendland die öffentlichen Kirchenbußen selten wurden, traten andre Strafen an deren Stelle, teils hergenommen aus den Übungen der ältern Askese, teils aus den fränkischen Rechtsgewohnheiten, wie denn auch in dem bischöflichen Sendgericht Karls d. Gr. kirchliches und bürgerliches Gericht zusammenfloß und die Ablösung der Kirchenstrafe mit Geld denselben Ursprung hat (s. Ablaß).
Die Bußen waren entweder eigentliche Strafen, wie Geldbußen, auch Schläge und Einsperrungen oder rein asketischer Art, Wallfahrten, bestimmte Gebete, Almosen und vor allem Fasten, oder die Kirche fördernde Werke, Stiftung von Kirchen und Klöstern etc. -
In der evangelischen Kirche gibt es keine eigentliche Bußzucht, sondern nur allgemeinere Kirchenzucht, wozu auch das Versagen der Wahl- und Patenrechte, des Brautkranzes, des kirchlichen Begräbnisses zu rechnen ist, wo solches noch vorkommt.
Anastasio, Präsident von Mexiko, [* 71] geboren um 1790 als Sohn eines Pflanzers in der Gegend von Queretaro, wurde von den empörten kolumbischen Truppen an Laras Stelle zum General erwählt und 16. März nach Guayaquil geschickt. Hier von den Seinigen verlassen, floh er und ging später mit 20 Offizieren zu den Peruanern über, unter deren Fahnen er nun gegen Kolumbien [* 72] focht. Nach dem Friedensschluß zwischen Peru und Kolumbien (1829) wandte er sich nach Mexiko, wurde schon vom Kongreß zum Vizepräsidenten erwählt und ergriff sogleich Partei gegen Guerrero.
Von der Erklärung, die er gegen letztern erließ, erhielten seine Anhänger den Namen Pronunciados. An ihrer Spitze bemächtigte er sich Mexikos, zwang den Präsidenten zur Niederlegung seines Amtes und wurde selbst zum Präsidenten erwählt. Er bildete zwar ein Ministerium aus Parteigenossen, gewann aber keine Popularität. Nach Unterdrückung mehrerer Aufstände brach zu Veracruz ein neuer Aufstand aus, der sich trotz eines von Bustaménte 3. März bei Tolomé erfochtenen Siegs weiter ausbreitete, und an dessen Spitze sich Santa Anna stellte.
Anfangs siegreich, ward Bustaménte im Oktober bei Puebla geschlagen und sah sich genötigt, den Präsidentenstuhl an den frühern, verbannten Präsidenten Pedrazza abzutreten und sich nach Europa zu begeben. Erst nach dem Sturz des an Pedrazzas Stelle getretenen Santa Anna kehrte er im April 1836 nach Mexiko zurück und ward wieder zum Präsidenten gewählt. Doch hatte er stets teils mit den Parteien und der Finanznot, teils mit äußern Verlegenheiten, besonders den Verwickelungen mit Frankreich zu kämpfen, welches vom bis die mexikanischen Häfen blockierte; dadurch wurden Unruhen erregt, Bustaménte mußte abermals fliehen und ward zur Abdankung gezwungen, worauf ¶
er 5. Okt. Mexiko verließ und nach Europa ging. An seiner Stelle kam Santa Anna wieder zur Regierung. Bustaménte lebte seitdem abwechselnd in London, Rom und [* 74] Paris, kehrte nach Santa Annas Sturz 1845 zwar nach Amerika zurück, spielte aber keine politische Rolle mehr und starb in Queretaro.
(ital. Busto), plastisches Kunstwerk in vollrunder Arbeit, welches einen menschlichen Kopf mit einem Teil der Brust (daher Brustbild) darstellt, unmittelbar auf einer runden, vier- oder mehreckigen Basis ruht, wodurch es sich von der Herme [* 75] unterscheidet, und aus Marmor, Gips, [* 76] Metall, Holz, [* 77] Thon oder Wachs verfertigt ist. Die Kunstform der Büste tritt in römischer Zeit an Stelle der in der griechischen Kunst allein üblich gewesenen Herme (s. d.). Damals schon kam als seltenere Abart die Büste mit ganzem, auf einen runden Fuß gesetztem Oberkörper auf, eine Form, welche die Florentiner [* 78] Plastik im 15. Jahrh. mit Weglassung des Fußes wieder anwandte.
Man kann Porträt- und Joealbüsten unterscheiden. Während die erstern das Brustbild einer bestimmten Person geben, sind die letztern vom plastischen Künstler erfundene individuelle Bildungen idealen Charakters. Auch bei ihnen pflegt der plastische Künstler wirklich existierende Personen als Modelle zu gebrauchen, denen er freilich einen seiner Idee entsprechenden Ausdruck gibt. Gewand, Kopfschmuck, Attribute etc. können allein niemals idealisieren.
Bedeutendes haben in der Schöpfung von Büsten namentlich die Römer geleistet, welche verschiedene Arten derselben mit wechselnder Form des Fußes und seiner Verbindung mit dem Bruststück erfunden haben. Beliebt war besonders der Abschluß in Gestalt eines Blätterkelches (Büste der sogen. Klytia). Die Ahnenbilder der Römer (imagines) hatten nicht Büstenform, sondern waren aus Wachs über dem Leben geformte Masken [* 79] (cerae). Die Benennung der uns zahlreich überkommenen Büsten wie der Porträte [* 80] überhaupt bildet als Ikonographie einen Teil der Altertumswissenschaft.
Vgl. Gurlitt, Versuch über die Büstenkunde (Magdeb. 1800);
Visconti, Iconographie grecque (2. Aufl., Par. 1811, 3 Bde.) und Iconographie romaine (2. Aufl., das. 1817-33, 4 Bde.);
Bernoulli, Römische [* 81] Ikonographie (Stuttg. 1882 ff.).
Bolivars, Orden [* 82] der, venezuelan. Orden, gestiftet 9.-11. März 1854 zu Caracas vom Präsidenten der Republik, Monagas, zu Ehren der Verdienste Bolivars um Befreiung von der spanischen Herrschaft.
Die Dekoration besteht in einer Medaille mit 16 größern und 16 kleinern Strahlen, dem Bild Bolivars in der Mitte, umgeben von einem blauen Reif, in welchem Simon Bolivar steht, während auf der Rückseite sich das Wappen [* 83] der Republik befindet.
Agostino, auch Bambaja genannt, ital. Bildhauer, geboren um 1480 im Mailändischen, gehörte zu den trefflichsten Bildhauern der Lombardei. Seine Auffassung ist schlicht, aber würdig, seine Behandlung von großer Sorgfalt. Sein Hauptwerk, das Grabdenkmal des Gaston de Foix, ist jetzt in verschiedenen Stücken hier und da zerstreut, der Hauptteil befindet sich in der Brera zu Mailand. [* 84] Die Statue des Feldherrn ist von bezaubernder Schönheit. Daselbst ist noch ein anmutiges kleines Grabdenkmal des Lancino Curzio. Außerdem besitzt Mailand ein Relief der Darstellung Marias und das Grabmal der Familie Biraghi in San Francesco, das des 1538 gestorbenen Marino Carracciolo im Chorumgang des Doms, welches von guter Gesamtwirkung ist. Auch an den zahlreichen Bildwerken der Certosa bei Pavia arbeitete Busti Charakteristisch für seine Werke der spätern Zeit, die in Manier ausarteten, ist die Behandlung der Gewänder in Parallelfalten. Busti starb 1548.
Arsizio, Stadt in der ital. Provinz Mailand, Kreis [* 85] Gallarate, an der Eisenbahn von Mailand nach Arona, hat eine interessante Rundkirche, Santa Maria, mit schönem Altarblatt von Gaudenzio Ferrari, einen Gerichtshof, (1881) 9291 Einw., ausgebreitete Kattunfabrikation, eine technische Schule und eine ansehnliche Bibliothek.
(griech., »ochsenwendig«),
Furchenschrift, alte Schreibweise der Griechen, bei welcher die Zeilen, gleich den Ochsen beim Pflügen, einmal von der Rechten zur Linken, dann von der Linken zur Rechten gehen.
Diese Manier zu schreiben bildete die Mittelstufe zwischen der von den Phönikern überkommenen linksläufigen und der spätern rechtsläufigen Schrift.
Außer zahlreichen Inschriften auf Münzen [* 86] und Denkmälern waren namentlich die Gesetze Solons so geschrieben.
(lat.), s. Gladiatoren. ^[= (v. lat. gladius, "Schwert"), bei den Römern Bezeichnung der Fechter, welche in den ...] [* 87]
Kreisstadt im russ. Gouvernement Samara, am Zusammenfluß des Flusses und der Domaschnaja und an der Orenburger Eisenbahn, mit (1879) 10,500 Einw., meist Kosaken und Tataren, die Ackerbau, Bienenzucht, [* 88] Viehzucht und einen sehr lebhaften Holzhandel unterhalten, da die Umgegend von Busuluk fast die einzige Stelle in der weiten Wolgasteppe ist, wo sich Wald befindet.
Flecken und Seebadeort in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, [* 89] Kreis Norderdithmarschen, an der Nordsee, mit Heide durch Sekundärbahn verbunden, hat einen kleinen Hafen, Fischerei, treffliche Badeeinrichtungen und (1880) 935 Einw.
Alexis Iwanowitsch, russ. Konteradmiral und Forschungsreisender, erwarb sich zunächst durch seine Aufnahme des Aralsees, die er mit Pospjelow 1848-49 ausführte, außerordentliches Verdienst, stellte dann Untersuchungen im Oxusdelta an, die er später (1858-59) noch vervollständigte, widmete sich aber von 1853 an hauptsächlich der Erforschung des Sir Darja, den er zuerst von der Mündung bis Fort Perowski befuhr und aufnahm. Seine Karte des Aralsees wurde 1850 vom russischen Marineministerium herausgegeben. Über seine Forschungen berichtete er in russischen und englischen Zeitschriften wie auch in der Berliner [* 90] »Zeitschrift für allgemeine Erdkunde« [* 91] (1858 u. 1866). Er starb in Schwalbach.
(spr. bjuht), Insel an der Westküste Schottlands, im Firth of Clyde, im N. und NW. durch eine enge Straße (Kyles von Bute) vom Festland getrennt, ist 25 km lang, 122 qkm (2,2 QM.) groß und hat (1881) 10,998 Einw., von welchen 799 der gälischen Sprache [* 92] noch mächtig sind. Sie ist ein malerisches Hügelland, durch eine sandige Ebene (Longal-chorid) in zwei Hälften geteilt, von denen die südliche mit dem 246 m hohen Garroch Head endet. Ackerbau (Gerste, Hafer, Rüben und Kartoffeln), Viehzucht und Fischfang sind die Hauptbeschäftigungen. Hauptstadt ist Rothesay. Bute ist die Heimat der Stuarts.
(spr. bjuht), John Stuart, Graf von, brit. Staatsmann, geb. aus einem Geschlecht, das von einem natürlichen Sohn Roberts II. von Schottland abstammte, ward 1737 ins Parlament gewählt und hielt sich zur heftigsten Opposition. Deshalb nicht wieder gewählt, zog er sich auf die ihm gehörige Insel Bute, eine der Hebriden, zurück. Bei der Landung des Prätendenten Karl Stuart 1745 ging er nach London, wurde Günstling des Prinzen Friedrich von Wales und nach dessen Tod Erzieher des ¶
nachmaligen Königs Georg III. Nach dessen Thronbesteigung 1760 wurde Bute Mitglied des Geheimen Rats und wußte alle Personen, die seinen ehrgeizigen Plänen im Weg standen, aus der Nähe des Königs zu entfernen. Nur Pitt hielt sich bis zum Oktober 1761 im Departement des Auswärtigen. Bute selbst war zuerst Staatssekretär und nach dem Sturz des Herzogs von Newcastle [* 94] Premierminister. Als solcher schloß er gegen den Wunsch Friedrichs d. Gr., des Alliierten Englands, den Präliminarfrieden zu Fontainebleau mit Frankreich und machte sich dadurch sowie durch Begünstigung der Tories und neue Steuern, besonders durch Einführung der Stempeltaxe, wodurch der Streit mit Nordamerika entzündet wurde, so unpopulär, daß er seine Entlassung nehmen mußte. Bute lebte seitdem auf seinem Schloß Lutton in Berkshire, wo eine Bibliothek von 30,000 Bänden, ein botanischer Garten [* 95] und ein reiches Kabinett physikalischer, mathematischer und astronomischer Instrumente ihn ganz in Anspruch nahmen; er starb Nur in Hofintrigen gewandt, ermangelte er aller staatsmännischen Befähigung. Sein Lieblingsstudium war Botanik. Für die Königin von England verfaßte er ein Prachtwerk über die britische Flora: »Botanical tables«, 9 prachtvoll ausgestattete Quartbände, von denen nur 12 Exemplare gedruckt und verschenkt wurden.
Roxb., Gattung aus der Familie der Papilionaceen, kleine Bäume oder schlingende Sträucher in Indien mit dreizähligen Blättern, schönen hochroten, großen Blüten in prächtigen Trauben oder gebüschelten Rispen und im untern Teil zusammengedrückter, häutiger, einsamiger Hülse. [* 96]
Butea frondosa Roxb. (Erythrina monosperma Lam., Dhak oder Palas) ist ein 12-15 m hoher Baum in Ostindien [* 97] und Birma mit dickem Stamm, flaumigen Zweigen, rundlichen, etwas behaarten Blättern und hochroten, mit hochgelbem und silberglänzendem Flaum schattierten Blüten in fußlangen, hängenden Trauben. Der blutrote, stark zusammenziehende Saft, welcher teils freiwillig, teils nach Verwundungen aus der Rinde fließt, erhärtet an der Luft und wird als Buteagummi oder ostindisches Kino (Palas-, Pulaskino) in den Handel gebracht. Die ölhaltigen Samen [* 98] liefern das wurmwidrige Moodoogaöl, und die Rinde des Stammes und der Wurzeln liefert eine grobe Faser, welche wie Werg benutzt wird. Die Lackschildlaus sucht häufig den Dhak heim und erzeugt durch ihre Stiche auf demselben Stocklack.
Butea superba Roxb. (Rudolphia superba Poir.) ist ein wahrer Prachtbaum in Ostindien auf Bergen, dessen glatte Zweige sich um große Bäume schlingen und ebenfalls Kino liefern. Die Blumen sind zahlreicher, größer und in viel größern Trauben vereinigt als bei voriger Art; aus der Rinde erhält man, wie bei der vorigen Art, eine Bastfaser (Pulas fibre).
Apollinar Petrowitsch, russ. Diplomat, geboren um 1790, ward 1821 Legationssekretär in Konstantinopel, [* 99] 1830 Gesandter daselbst. Mit großem Geschick führte er hier die Verhandlungen über die Ausführung des Friedens von Adrianopel bewog 1832 die Pforte, gegen Mehemed Ali die Hilfe Rußlands anzurufen, und benutzte die bedrängte Lage der Türkei, [* 100] um ihr den Vertrag von Hunkiar Skelessi (1833) abzunötigen, durch den sich der Sultan völlig in das Schlepptau der russischen Politik nehmen ließ.
Von 1843 an wirkte er in Rom. Seine Aufgabe war hier, die Differenzen zwischen Rußland und Rom in Bezug auf die Verhältnisse der katholischen Kirche in Rußland auszugleichen; aber erst 1847 gelang es ihm, mit dem Grafen Bludow das Konkordat mit dem päpstlichen Stuhl zum Abschluß zu bringen. Nach der Beendigung des Krimkriegs ging Buteniew im August 1856 abermals als Gesandter nach Konstantinopel, wo er sich mit Erfolg bemühte, das verlorne Terrain wiederzugewinnen und den Einfluß der Westmächte möglichst einzuschränken. 1859 kehrte er nach Petersburg [* 101] zurück, um einen Sitz im Reichsrat einzunehmen. Er starb 1866.
s. Deich. ^[= Erddamm zum Schutz niedrig gelegener Ländereien vor Überflutung. Deiche werden am Meer, an ...] [* 102]
s. Binnertief. ^[= (Binnenfleet, Wettern), Graben innerhalb eines Deiches, welcher das Wasser zur Deichschleuse ...]
Buteonidae (Bussarde), Unterfamilie der Falken aus der Ordnung der Raubvögel.
s. v. w. Mariatheresienthaler. ^[= (Levantiner Thaler), von Österreich geprägte, für den Handel in Afrika bestimmte Speziesthaler ...]
Stadt in der ital. Provinz Caltanissetta (Sizilien), [* 103] Kreis Terranova, hoch über dem Fluß Manfria sichelförmig gelegen, mit einem Kastell normännischen Ursprungs, Resten antiker Bauten, (1881) 5327 Einw. und einer Schwefelgrube. Butera gibt einer der vornehmsten sizilischen Familien den Fürstentitel.
(spr. bjuhtschir), schott. Grafschaft, aus den Inseln Bute, Arran, Groß Cumbrae (sämtlich im Clydebusen) bestehend, hat ein Areal von 568 qkm (10,3 QM.) mit (1881) 17,657 Einw. Nur 11 Proz. sind Ackerland, 7 Proz. Weideland, 2,5 Proz. Wald;
Viehstand 1884: 7821 Rinder, [* 104] 41,655 Schafe [* 105] und 809 Schweine. [* 106]
Vgl. Reid, History of the county of Buteshire (Glasgow [* 107] 1864).
s. Skorpione. ^[= (Scorpiodea Gerst.), Familie aus der Ordnung der Gliederspinnen, Spinnentiere mit ungegliedertem ...]
(franz. Boutique),
Butiker (franz. Boutiquier, spr. butikjeh),
Schenkwirt.
(das »Land buten der Jade«, d. h. jenseit der Jade), fette Marschlandschaft in Oldenburg, [* 109] umfaßt den nördlichsten Teil des Großherzogtums zwischen der Jade und der Wesermündung, ist etwa 22 km lang und 4-7 km breit und hat einen dem Ackerbau, besonders aber der Pferde- und Rindviehzucht sehr günstigen Boden. Hauptort ist die Stadt Brake, der Sitz des Amtsgerichts Butjadingen ist Ellwürden. Das Land muß seine Existenz nach drei Seiten hin durch Deiche dem Meer abringen, was bei hoher Flut, wie solche 1717, 1786 und 1792 eintrat, sehr teuer zu stehen kommt.
Die Chauken sind geschichtlich die ältesten Bewohner des Butjadingerlandes; ihnen folgten die Friesen, unter denen es einen Teil des Gaues Rüstringen bildete und zu den sieben Seelanden gehörte. Später unterlag es der fränkischen Übermacht und mußte die Stedinger, dann die oldenburgischen Grafen als Herren anerkennen, bis es sich wieder zur Unabhängigkeit emporarbeitete. Im Verein mit Friesland bildete es eine Republik, an deren Spitze freie Güterbesitzer standen.
Nach der Auflösung der friesischen Verbindung war das Butjadingerland, mit welchem 1420 der Erzbischof von Bremen [* 110] und 1454 Graf Ulrich von Ostfriesland belehnt worden war, in beständigem Kampf mit diesen und den Grafen von Oldenburg begriffen, die sich um die Oberherrschaft stritten, bis es 1514 von Johann XIV. von Oldenburg erobert wurde. Nach dem Aussterben des oldenburgischen Grafenhauses fiel das Land 1667 an die demselben Haus entstammende Linie Holstein-Plön und 1676 an Dänemark, [* 111] ward aber 1773 von diesem gegen Teile des jetzigen Holstein wieder an Oldenburg abgetreten. Vgl. Friesen.
Peter Grigorjewitsch, russ. Archäolog und Historiker, geb. 1776 zu Moskau, [* 112] bekleidete nach gründlichen Studien an den Hochschulen in Moskau ¶