welcher er mit Auszeichnung unter
Napier in Sind diente, verließ dieselbe aber bald wieder, um sich gänzlich der Erforschung
bisher unbekannter
Länder zu widmen, wozu ihn körperliche und geistige
Anlagen vorzüglich befähigten. Nach verschiedenen
Reisen in
Ostindien
[* 2] und der Herausgabe mehrerer Werke, wie: »Sindh and the races that inhabit the valley
of the indus« (Lond. 1850),
Mit dem
Rang eines wirklichen
Hadschi
(Pilgers) bekleidet, kehrte Burton im
Februar 1854 über
Dschidda nach
Ägypten
[* 3] zurück und veröffentlichte
die Ergebnisse seiner
Wanderung in seinem
»Personal narrative of a pilgrimage to El Medinah and Meccah« (Lond. 1855; 3. Aufl.
1879, 3 Bde.). Die Erfolge dieser ersten
Reise Burtons veranlaßten die
LondonerGeographischeGesellschaft, den
Direktoren der
OstindischenKompanie die Unterstützung
Burtons behufs der Untersuchung des Somalilandes und der Handelsstadt
Harar zu empfehlen. In
Gesellschaft der
LeutnantsHerne,
Stroyan und
Speke und mit allen Hilfsmitteln ausgerüstet, wollte Burton von
Aden
[* 4] aus im
Sommer 1854 die Expedition
antreten; wegen der ausgesprochenen Feindseligkeit der Eingebornen versuchte er aber vorerst
Harar ohne seine Begleiter in der
Tracht eines mosleminischen
Kaufmanns zu erreichen. Er schiffte sich demnach nach dem afrikanischen Hafenort
Zeila
ein, erreichte glücklich als der erste
EuropäerHarar und kehrte nach zehntägigem Aufenthalt von dort
nach
Berbera zurück.
Von hier sollte im April 1855 die eigentliche
Reise ins
Innere angetreten werden; aber in der
Nacht vom ward das
Lager
[* 5] von
Räubern überfallen, wobei
Leutnant Stroyan den
Tod fand und die übrigen verwundet wurden. Nach seiner
Genesung ward
Burton auf dem Kriegsschauplatz in der
Krim
[* 6] verwendet, genoß jedoch zuvor die Auszeichnung, von der
LondonerGeographischenGesellschaft mit der großen goldenen
Medaille geschmückt zu werden. Seine Hararreise beschrieb er in
»First
footsteps in Eastern Africa,
or an exploration of
Harar« (Lond. 1856). War sein
Projekt, nördlich des
Äquators in das
östliche
Afrika
[* 7] einzudringen, als gescheitert anzusehen, so richtete er jetzt sein Augenmerk auf die Suaheliküste südlich
des
Äquators, wo die von den deutschen
Missionären in
Mombas
(Krapf,
Ehrhardt und
Rebmann) erkundete
Existenz von hohen
Schneebergen
unter dem
Äquator, ferner eines großen Binnensees der Enthüllung harrten. und
Speke, beide mittlerweile
zu
Kapitänen aufgerückt, machten sich Ende 1856 mit Unterstützung ihrer
Regierung von neuem von
Bombay
[* 8] aus auf den Weg und
wählten diesmal
Sansibar
[* 9] zu ihrem Ausgangspunkt.
Von hier erreichten sie glücklich im
Februar 1858 als die ersten
Europäer das östliche
Gestade des
Tanganjika. Die
Folgen der
Reisebeschwerden nötigten Burton, auf dem Rückweg in Unjanjembe liegen zu bleiben, während
sein Begleiter
Speke den
Ukerewe entdeckte,
welchen er Victoriasee nannte. Im März 1859 verließen die Reisenden
Sansibar und
kamen im
Mai inEngland an. Geschildert hat Burton die Ergebnisse dieser großen
Reise in »The lake regions of
Central-Africa« (Lond.
1860, 2 Bde.). Dieses Werk und die beiden
vorher genannten erschienen in deutscher Bearbeitung von
KarlAndree unter dem
Titel: »Forschungsreisen in
Arabien und
Ostafrika,
nach den
Entdeckungen von Burton,
Speke,
Krapf etc.« (Leipz. 1861, 2 Bde.).
Die
BeschreibungSansibars und der ostafrikanischen
Küste veröffentlichte Burton erst weit später in
»Zanzibar« (Lond. 1872, 2 Bde.).
Das nächste
Ziel Burtons waren die
Vereinigten Staaten
[* 10] von
Nordamerika,
[* 11] wo er namentlich den
Mormonen seine
Aufmerksamkeit zuwandte.
Nachdem er diese
Reise in »The city of the
Saints and across the
Rocky Mountains to
California« (2. Aufl., Lond. 1862) beschrieben,
begab er sich als britischer
Konsul nach der
InselFernando Po, von wo aus er
Abbeokuta besuchte, mit dem
deutschen
Botaniker Mann das Camerungebirge erstieg und dann in diplomatischer
Mission zum König Gelele von
Dahomé ging.
Die
Resultate seiner westafrikanischen
Studien sind niedergelegt in: »Abeokuta and an exploration of the Cameroon
Mountains« (Lond. 1863, 2 Bde.)
und
»A mission to Gelele, king of Dahomey« (2. Aufl., das.
1864, 2 Bde.). Im J. 1864 wurde Burton zum
Konsul zu
Santos in
Brasilien
[* 12] ernannt; er besuchte hier die erzreiche
ProvinzMinas Geraës
und den
San Francisco-Strom, die er in »The highlands of Brazil« (Lond.
1868, 2 Bde.) beschrieb. Auf einer amtlichen
Reise begab er sich dann 1869 den
Parana und
Paraguay
[* 13] aufwärts, gerade als der Vernichtungskampf
Brasiliens, Argentiniens und
Uruguays gegen
Paraguay geführt wurde, den Burton nicht ohne
Sympathien für
Paraguay in den »Letters from the battlefields of
Paraguay«
(Lond. 1870) schilderte. Im J. 1869 wurde er nach
Damaskus als
Konsul versetzt, wo er während eines zweijährigen
Aufenthalts im
Verein mit Thyrwitt
Drake in die von räuberischen
Beduinen verschlossen gehaltenen Gegenden
Syriens vordrang,
Palmyra besuchte und reiche anthropologische und archäologische
Schätze zurückbrachte. Im
Verein mit dem genannten Reisenden
schrieb er »Unexplored
Syria« (Lond. 1872, 2 Bde.),
machte dann imSommer 1872 eine
Reise in das
InnereIslands, deren Ergebnis sein
Buch
»UltimaThule« (1875, 2 Bde.)
war, und wurde darauf zum britischen
Konsul in
Triest
[* 14] ernannt, wo er gegenwärtig lebt.
In denJahren 1876 und 1877 untersuchte
er im Auftrag des
Chedive von
Ägypten die alten Goldminen im LandMidian, wobei er die
Ruinen vieler alter
Städte entdeckte, worüber er in den Werken: »The gold mines of
Midian and the ruined Midianite cities« (1878, 2 Bde.)
und »The land of
Midian revisited« (1879, 2 Bde.)
Bericht erstattete.
Außerdem veröffentlichte Burton: »Wit and wisdom from
West Africa« (1865);
»Proverbia communia syriaca« (1872);
»Two trips to
Gorilla Land and the cataracts of the
Congo« (1875, 2 Bde.);
»Sind revisited, notices
of the Anglo-indian army« (1877);
»To the
Gold-coast for gold« (mit
Cameron, 1882, 2 Bde.) u. a.
Auch übersetzte er
Camoens'
»Lusiaden« (1881) und dessen lyrische
Dichtungen (1884) und schrieb eine
Biographie
des Dichters (1884) mit
Kommentar zu den
»Lusiaden«. - Seine
Gattin Isabel, die Gefährtin seiner spätern
Wanderungen, veröffentlichte:
»AEI. Arabia, Egypt,
India; narrative of travel« (1879) und »The
inner life of
Syria, Palestine and the
Holy Land« (neue Aufl. 1884).
¶
uponTrent, Stadt in Staffordshire (England), am schiffbaren Trent, mit (1881) 39,288 Einw. Es ist weltbekannt
durch sein Ale, von welchem jährlich in 6 großen und 24 kleinern Brauereien 1½ Mill. Faß
[* 16] gebraut werden.
Ebenso ist Burtscheid gleich Aachen ein berühmter Badeort. Es besitzt 25 Thermen (Kochsalzquellen) von einer zwischen 27 und
74° C. variierenden Temperatur, die mehr oder minder nach Schwefelwasserstoff riechen, und von denen 12 zu therapeutischen
Zwecken benutzt werden. Unter ihnen hat die höchste Temperatur die Heißer Stein-Quelle, die überhaupt die heißeste Quelle
[* 23] in Mitteleuropa ist; der Viktoriabrunnen (60° C.) wird gewöhnlich zum Trinken benutzt. Die Wirksamkeit
der Burtscheider Quellen beruht auf ihrem bedeutenden Gehalt an Kochsalz, kohlen- und schwefelsaurem Natron, schwefelsaurem Kali
und Kohlensäure; wie die AachenerThermen, werden sie vorzugsweise bei veralteten Rheumatismen, rheumatischen Neuralgien und
Lähmungen, chronischen Hautausschägen ^[richtig: Hautausschlägen], Syphilis, chronischen Schleimhautkatarrhen und Hämorrhoiden
innerlich und als Bäder angewendet. Übrigens hat auch eine kalte Eisenquelle. Das Klima
[* 24] von Burtscheid ist sehr
gesund und selbst Lungenkranken zuträglich. Unter den 13 Badehäusern der Stadt sind das Rosenbad (mit 100 Zimmern und 20 Bädern)
und das Karlsbad (70 Zimmer und 26 Badekabinette) die größten und schönsten. - Der Ort ist schon 1108 nachzuweisen,
erhielt aber erst 1338 Stadtrecht. Seine Entstehung verdankt er dem einst berühmten Benediktinerkloster Burtscheid, welches der griechische
PrinzGregorios, Bruder der Gemahlin KaiserOttos II., 973 hier gründete, und das 1220 in ein reichsunmittelbares Cistercienser-Frauenstift
umgewandelt, 1802 aber säkularisiert wurde.
Vgl. Quix, Geschichte der ehemaligen Reichsabtei Burtscheid (Aachen 1834);
Hamberg und Lersch, Die Burtscheider Thermen bei Aachen (das. 1862).
Stadt in der pers. ProvinzIrak Adschmi, im obern Thal
[* 25] des Dizful und am südwestlichen Abhang des Silachor,
hoch gelegen, mit 10-12,000 Einw. und vortrefflichen Weiden in der Umgegend, weshalb hier stets eine Abteilung der persischen
Kavallerie in Garnison steht.
Auch ist die Stadt Hauptort eines kleinen Bezirks, der nach altem Herkommen
durch einen Prinzen von Geblüt verwaltet wird.
(spr. börri), 1) Charlotte Suzanne Marie, engl. Schriftstellerin, Tochter des Herzogs von Argyll, geb.
war zuerst mit ihrem Vetter, dem Obersten Campbell, vermählt, darauf Hofdame der Herzogin von Wales, über deren Privatleben
sie später in »Diary illustrative of the times of George IV.« (Lond. 1838, 2 Bde.)
skandalöse Mitteilungen machte, heiratete 1818 in zweiter Ehe den GeistlichenEdward und starb Ihre
zahlreichen Romane, wie: »A marriage in high life« (1836),
»The divorced« (1838),
»Love« (neue Ausg. 1860),
»Family records«
(1841) etc., waren dem High Life entnommen, aber ohne tiefern Wert. Verdient machte sie sich um die FörderungWalterScotts.
Nach ihrer Verheiratung mit dem Baron de Bury nahm sie die Sprache
[* 29] ihres Geburtslandes wieder auf und veröffentlichte »Molière
and the French drama« (1846) und die Romane: »Mildred Vernon« (1848) und »Germania«
[* 30] (1850). Eine 1848-49
unternommene Reise beschrieb sie in »Voyages dans l'Allemagne, l'Autriche et la Hongrie« (Par. 1851; deutsch von Alvensleben,
Weim. 1851). Hieran reihen sich die »Memoirs of the
Princess Palatine of Bohemia« (1853), das Leben der Tochter Jakobs I. und Gattin des WinterkönigsFriedrich enthaltend.
Saint-Edmunds (spr. börri ssent-eddmönds), Stadt in der engl.
GrafschaftSuffolk, in schöner Lage am schiffbaren Lark, nordwestlich von Ipswich, hat (1881) 16,111 Einw. Bury Saint-Edmunds war
schon zur Sachsenzeit ein wichtiger Ort und bewahrt aus dem Mittelalter mehrere merkwürdige Kirchen, ein Rathaus und die Trümmer
der berühmten Abtei, in welcher der 870 von den Dänen erschlagene König Edmund von Ostangeln beigesetzt
wurde. Bury Saint-Edmunds ist noch immer eine lebendige Stadt mit besuchten Korn- und Viehmärkten, Brauereien und Fabrikation von Ackerbaugeräten.
Seine von Eduard VI. gegründete Lateinschule ist eine der besten Englands. Der hiesige Verein fürAltertum und Naturgeschichte
besitzt ein hübsches Museum.
Bürzeldrüse (Öldrüse), die bei den Vögeln
am Bürzel gelegene Drüse, welche eine talgartige Masse zur Einölung des Gefieders liefert und besonders bei
Schwimmvögeln stark entwickelt ist.
fruchtbare Gebirgslandschaft im südöstlichen Siebenbürgen, bei Kronstadt,
[* 33] etwa 1652 qkm (30 QM.) groß,
hat ihren Namen vom Bach Burzen, der sie durchfließt und in die Aluta mündet.
Meist von Sachsen
[* 34] bewohnt, bildet das
Burzenland zugleich eine
¶
Deltaarm der Wolga, welcher etwa 44 km oberhalb Astrachan aus der Wolga austritt und, nachdem er die Achtuba aufgenommen
hat, in das Kaspische Meer fällt. Er ist nicht breiter als 60-75 m, hat viele Sandbänke und ein schleichendes
Wasser, welches im Sommer oft völlig austrocknen, im Frühling aber weit überströmt. Aus den zahlreichen am Busan wie an der
Achtuba befindlichen Ruinen von alten Gebäuden und den hier seit längerer Zeit ausgegebenen Waffen
[* 37] und Geräten schließt
man, daß die Goldene Horde der Tataren einstmals hier ihre Sitze gehabt habe.
Seit 1574 verwaltete er die Güter der Elisabeth, Witwe des KönigsKarl IX., in Frankreich. Bei dem Ausbruch von Unruhen floh er
nach Flandern, wurde 1592 von einem Haufen Liguisten angefallen, zwar sofort wieder freigegeben, aber doch
so erschreckt, daß ihn ein heftiges Fieber befiel, woran er bald darauf (28. Okt.) auf dem Schloß Maillot bei Rouen
[* 44] starb. Von
seinen Schriften sind namentlich zu nennen: »Legationis turcicae epistolae IV« (Par. 1589 u.
öfter),
worin er durch Darlegung der wirklichen Zustände des osmanischen Reichs den Schrecken des türkischen
Namens im westlichen Europa
[* 45] vernichten half, und »Epistolae ad Rudolphum II. Imperatorem e Gallia scriptae« (hrsg. von Houwaert,
Löwen 1630),
Alberto, ital. Litterat, geb.
zu Trapani (Sizilien),
[* 50] studierte in Palermo
[* 51] und Pisa
[* 52] Medizin, wandte sich dann Sprachstudien zu und zog sich 1863 in seine Vaterstadt zurück, wo er sich mit Litteratur und
philologischen Studien beschäftigt und für den Fortschritt im öffentlichen Unterricht thätig ist. Von seinen Schriften nennen
wir: »Vannina d'Ornano«, Trauerspiel (Trapani 1848);
Vgl. Liessem, Herm. van dem Busche (Köln 1884 ff.)
2) Emil, Industrieller, geb. zu Berlin
[* 61] als Enkel des PredigersDuncker (gest. 1843), des Begründers der
optischen Industrie in Rathenow,
[* 62] welcher daselbst 1800 die erste Fabrik für Brillengläser, Brilleneinfassungen und Linsen errichtete
und dieselbe 1824 seinem Sohn EduardDuncker übergab. Dieser erweiterte die Fabrik bedeutend und bestimmte, da er kinderlos
war, seinen NeffenEmil Busch zum Nachfolger. Letzterer hatte bis 1845 seine wissenschaftliche, technische und kaufmännische
Ausbildung absolviert, und nachdem er die Fabrik übernommen, gelang es ihm, die ganze Fabrikationsweise umzugestalten und
die Zahl der Branchen erheblich zu vermehren. Der Handbetrieb wurde durch Dampfbetrieb ersetzt, und zu Hauptzweigen der Fabrikation
entwickelten sich allmählich eine ganze Reihe von Artikeln, wie Brillen, Lupen, Mikroskope,
[* 63] Fernrohre, Operngläser und photographische
Objektive. Von letztern wurden mehrere Gattungen, wie das Pantoskop, das Universaltriplet und ein neues, für alle Zwecke, namentlich
aber für Porträtaufnahmen, geeignetes
¶
mehr
Objektiv, von Busch erfunden und konstruiert. Die Fabrik (seit 1872 im Besitz einer Aktiengesellschaft) liefert die Rekognoszierungstuben
und Doppelfernrohre für die preußische Armee, in welcher auch die leichten Militär-Doppelperspektive sehr verbreitet sind.
Die zwölfgläserigen Operngläser stehen bis jetzt unübertroffen da.
3) Moritz, Publizist, geb. zu Dresden,
[* 65] studierte in LeipzigTheologie und Philosophie, widmete sich
aber seit 1847 ganz der Schriftstellerlaufbahn, redigierte die »Novellenzeitung«
und übersetzte verschiedene Romane von Dickens und Thackeray. Der radikalen Partei angehörig, dabei entschieden von der nationalen
Idee erfüllt, empfand er den Niedergang der 1848 erweckten Hoffnungen so tief, daß er 1851 nach den Vereinigten Staaten
auswanderte. Nachdem er einen großen Teil der atlantischen und westlichen Staaten bereist und sich vorzüglich in Ohio aufgehalten,
kehrte er indes schon 1852, vielfach enttäuscht in seinen Erwartungen, in die Heimat zurück.
Seit 1856 beteiligte er sich an der Redaktion der »Grenzboten«,
die er von 1859 bis zum Ausbruch des schleswig-holsteinischen Kriegs selbständig führte. 1864 trat er in
die Dienste
[* 73] des HerzogsFriedrich vonAugustenburg, dessen Sache er von Kiel
[* 74] aus in der Presse
[* 75] verteidigte, bis er sich überzeugte,
daß der Herzog der nationalen Idee auch nicht das notwendigste Opfer bringen wollte. Im Januar 1865 seinen Abschied nehmend,
kehrte er nach Leipzig zurück, wo er die Redaktion der »Grenzboten« von neuem übernahm
und bis kurz vor dem Ausbruch des deutschen Kriegs führte. Ein entschiedener Anhänger der PolitikBismarcks, war er dann 1866 und 1867 während
des Übergangsjahrs als Adlatus für die Presse in der Umgebung des Freiherrn v. Hardenberg in Hannover
[* 76] thätig
und stellte seine Erfahrungen während dieser Zeit in der Schrift »Das Übergangsjahr in Hannover« (Leipz. 1868) zusammen.
Nach Leipzig zurückgekehrt, veröffentlichte er die Bearbeitung von Lenormants »Urgeschichte des Orients« (2. Aufl., Leipz.
1872, 3 Bde.) und eine »Geschichte
der Mormonen« (das. 1870). Im Januar 1870 in das Preßbüreau des auswärtigen Amtes zu Berlin berufen, begleitete
er denReichskanzler in den Krieg gegen Frankreich und verblieb, mit ihm von Versailles
[* 77] zurückgekehrt, noch bis zum März 1873 in
jener Stellung, die er dann aufgab, um die Redaktion des »Hannoverschen Kuriers« zu übernehmen. 1878 siedelte er dauernd nach
Berlin über, von wo aus er namentlich in den politischen Artikeln der »Grenzboten« die neuesten politischen
und nationalökonomischen Gedanken des Reichskanzlers vertritt.
Selbständig erschienen von Busch noch: »Zur Geschichte der Internationale« (Leipz. 1872);
sie behandeln unter anderm den Einfluß des Gelenkmechanismus
bei Entzündungen und Verrenkungen, die Mechanik der Brucheinklemmungen, Schußverletzungen etc. Er schrieb:
Ȇber das Gehirn
[* 81] der Selachier« (Berl. 1848);
Polemisch sind die in Buchform erschienenen: »Der heil.
Antonius von Padua«, »Die fromme Helene«, »Pater Filucius«. Busch besitzt sprühenden Witz und beißende Satire und versteht es, durch
bloße UmrisseCharaktere und Situationen meisterhaft zu karikieren. Seine spätern Publikationen (»Der Geburtstag«,
»Dideldumdei« etc.) sind hinter den ersten
jedoch erheblich zurückgeblieben, da er sich als Zeichner in eine rohe Formlosigkeit verloren hat. Den oft höchst gelungenen
Text verfertigt Busch selbst. Seine Werke erfreuen sich einer ungeheuern Verbreitung; mehrere, wie »Max und Moritz« etc., sind
in fremde Sprachen übersetzt. Die »Bilderbogen« erschienen gesammelt München 1875. Busch lebt jetzt in seinem Geburtsort als
passionierter Bienenzüchter.
¶
JohannGeorg, Publizist und Handelsschriftsteller, geb. zu Altenweding im
Lüneburgischen, kam frühzeitig nach Hamburg,
[* 92] studierte seit 1748 in Göttingen
[* 93] und ward 1756 Professor der Mathematik am Gymnasium
zu Hamburg, wo er zugleich der von ihm 1767 gegründeten Handelsakademie vorstand und starb. Büsch machte sich besonders
durch die von ihm ins Leben gerufenen gemeinnützigen Anstalten und großartigen Verbesserungen (besonders
in Bezug auf das Armenwesen, Hypotheken-, Kredit- und Versicherungswesen etc.) um die Stadt Hamburg sehr verdient, die ihm deshalb
ein Denkmal errichtete.
Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Abhandlungen von dem wahren Grunde des Wechselrechts« (Hamb. 1770);
»Encyklopädie
der historischen, philosophischen und mathemamischen Wissenschaften« (2. Aufl., das. 1795, 2 Bde.);
»Du droit des gens maritime considéré comme l'objet d'un traité de commerce à annexer à celui
de pacification entre la France et l'Allemagne« (Par. 1796; deutsch: »Das Völkerseerecht«, Hamb. 1801) u. a.
Gesammelt erschienen seine »Sämtlichen Schriften über Banken und Münzwesen«
[* 95] (neue Ausg., Hamb. 1824),
(Lophobranchii), Unterordnung der Knochenfische, aus der Ordnung der Physoklisten, absonderlich gestaltete
Tiere mit gepanzerter Haut,
[* 98] röhrenförmig verlängerter Schnauze, oft flossenlosem Schwanz, büschelförmigen Kiemen und sehr
enger Kiemenspalte. Der gewöhnlich langgestreckte Körper ist mit dünnen Knochenschildern gepanzert; die Brustflossen sind
meist klein, die Bauchflossen fehlen; bei einigen dient die Rückenflosse, wie eine Schiffsschraube hin-
und hergeschlagen, zur Fortbewegung. Die Büschelkiemer leben im Meer zwischen Tang. Merkwürdig ist bei einigen die Brutpflege der Jungen.
Die Eier
[* 99] werden, sobald sie vom Weibchen abgelegt sind, vom Männchen entweder reihenweise auf seinem eignen Körper befestigt,
oder in eine besondere Tasche am Bauche gebracht und so lange umhergetragen, bis die Jungen ausschlüpfen.
Hierher gehören das Seepferdchen
[* 100] (Hippocampus, s. d.), Drachenpferdchen (Pegasus), die Seenadel (Syngnathus) u. a.
(Hörner, Sträußchen), Krankheit der Arbeitsbienen, bei welcher dieselben auf dem Kopf ein elastisches
Hörnchen, Sträußchen oder Büschelchen tragen. Diese Büschel, welche mitunter in Äste ausgehen, hielt
man früher für Auswüchse aus dem Kopf; es sind aber die Klebfäden, welche die Pollenmasse der Orchideen
[* 101] tragen. Wenn die
Biene
[* 102] in den Blumen dieser Pflanzen nach Honig sucht, so kleben die Klebfäden auf dem Kopf so fest an, daß man einige Gewalt
anwenden muß, um sie loszureißen. Sind die Fäden vertrocknet, so fallen sie von selbst ab, ohne einen
nachteiligen Einfluß ausgeübt zu haben. Die gelbe Masse, welche die Bienen im Sommer auf dem Rücken tragen, besteht aus dem
Blumenstaub der Kürbisse und Gurken.
1) AntonFriedrich, bahnbrechender Geograph, geb. zu Stadthagen im Schaumburg-Lippeschen, besuchte
die lateinische Schule des Waisenhauses in Halle
[* 106] und studierte dann daselbst Theologie. Nachdem er 1743 die
Magisterwürde erlangt hatte, begann er Vorlesungen über alttestamentliche Exegese, nahm aber 1748 eine Hauslehrerstelle
bei dem Sohn des dänischen Geheimrats v. Lynar an, mit welchem er 1749 nach Petersburg reiste. 1750 nach Itzehoe zurückgekehrt,
begann er hier seine große Erdbeschreibung, die er, seit 1752 in Kopenhagen,
[* 107] 1754 vollendete.
Unter seinen zahlreichen Schriften theologischen, pädagogischen, historisch-geographischen und biographischen
Inhalts steht die »NeueErdbeschreibung« (Hamb. 1754-92 u. öfter, 11 Tle., wovon die 10 ersten Europa behandeln, der 11. Teil:
Asien,
[* 108] von Büsching unvollendet blieb) als grundlegende Versuch einer wissenschaftlichen Behandlung der Geographie obenan. Die Vorzüge
des umfangreichen, aus Quellenstudien hervorgegangenen Werkes beruhen auf den politisch-statistischen Darstellungen, die
mit lebensfrischer Einzelschilderung und beständiger Beziehung zur Geschichte ausgeführt sind, während alles, was ins
Gebiet der physischen Geographie einschlägt, sehr mangelhaft erscheint. Fortgesetzt wurde die »Erdkunde«
[* 109] von Sprengel und Wahl
(11. Teil, Abt. 2-4, Hamb. 1802-1807),
Amerika behandelnd, Bd. 1-6, das.
1800-1803). Von Büschings Werken sind sonst zu erwähnen: »Magazin für Historiographie und Geographie« (Hamb. 1767-1793, 25 Bde.);
»Beiträge zur Lebensgeschichte merkwürdiger Personen« (das. 1783-89, 6 Bde.);
»Neueste Geschichte der evangelischen Brüderkonfessionen in Polen« (Halle 1784-87, 3 Bde.);
2) JohannGustavGottlieb, ein um die altdeutsche Litteratur sowie um die deutsche Kunst und Altertumskunde verdienter Schriftsteller,
Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, studierte in Halle und Erlangen
[* 111] Jura und wurde 1806 Referendar bei der Regierung zu
Berlin. 1810 erhielt er den Auftrag, die säkularisierten Klöster zu bereisen, um die darin verborgenen
wissenschaftlichen und Kunstschätze ans Licht
[* 112] zu ziehen. Er wurde 1811 Archivar in Breslau,
[* 113] habilitierte sich 1816 an der
dortigen Universität und erhielt 1817 eine außerordentliche und 1823 die ordentliche Professur der Altertumswissenschaften.
Er starb in Breslau.
KarlEduard, namhafter Linguist, besonders als
Mitarbeiter der BrüderHumboldt bekannt, geb. zu
Magdeburg,
[* 119] studierte seit 1823 in Berlin, später in Göttingen klassische und orientalische Philologie und
neuere Sprachen und ging 1827 als Erzieher auf ein Jahr nach Mexiko,
[* 120] das er nach verschiedenen Richtungen hin durchstreifte.
Nach seiner Rückkehr trat er durch Bopps Vermittelung in nähere Beziehungen zu W. v. Humboldt, der ihn 1832 an die königliche
Bibliothek in Berlin brachte, an der er 1835 Kustos, 1853 Bibliothekar wurde; 1851 ward er zum Mitglied
der Akademie der Wissenschaften gewählt. Auf seine Anfangsarbeiten über das französische Verbum (2. Aufl., Berl. 1833) und
die englische Aussprache (das. 1832) folgten seine durch W. v. Humboldts Untersuchungen angeregten, teilweise der Redaktion
und Fortführung derselben gewidmeten ausgezeichneten Werke über den malaiisch-polynesischen Sprachstamm,
[* 121] dann über die SprachenNord- und Mittelamerikas.
Hierher gehören einerseits seine Ausgabe des bekannten, durch den Tod des Verfassers unterbrochenen Werkes von W. v. Humboldt:
»Über die Kawisprache auf der InselJava« (Berl. 1836-40, 3 Bde.),
dessen dritter Teil, eine vergleichende Grammatik der malaiisch-polynesischen Sprachen, von Buschmann allein, teilweise auf
Grund von HumboldtsNachlaß, zum größern Teil aber nach eignen Forschungen, bearbeitet ist, und der »Apercu de la langue des
iles Marquises et la langue tartienne« (das. 1843),
anderseits die Schriften: »Über die aztekischen Ortsnamen« (das. 1853);
»Die Spuren der aztekischen Sprache im nördlichen Mexiko« (das. 1859, 2 Bde.),
mit einem Überblick über fast alle Indianersprachen;
»Der athapaskische Sprachstamm« (das. 1856);
»Das Apache und der athapaskische Sprachstamm« (das.
1860-63, 3 Tle.);
»Die Verwandtschaftsverhältnisse der athapaskischen Sprachen« (das. 1863);
außerdem die linguistische Abhandlung »Über den Naturlaut« (das.
1853).
Nach dem Tod W. v. Humboldts kam Buschmann zu Alex. v. Humboldt in ein ähnliches Verhältnis wie zu seinem
Bruder und unterstützte ihn von 1839 an in allen seinen Arbeiten. Der ganze »Kosmos« sowie der erste Band
[* 122] der »KleinernSchriften«
wurden von Buschmann nach HumboldtsEntwurf geschrieben und der Druck von beiden besorgt. Nach dem Tode desselben
beendigte Buschmann, dem Auftrag des Autors gemäß, das berühmte Werk durch ein großartiges, kunstvolles Register. Buschmann starb in
Berlin.
ein zur Hottentotenrasse gehöriges Volk im südwestlichen Afrika (s. Tafel »AfrikanischeVölker«,
[* 123] Fig.
25, 26), wahrscheinlich die Urbewohner des Landes, die aus einer sehr tiefen Gesittungsstufe stehen und
allmählich dem Untergang entgegengehen. Sie selbst nennen sich Saan (Sân) oder Sagua (Singular Maskulinum Sap, FemininumSas),
was wahrscheinlich von sâ (ruhen) abzuleiten ist, wonach es die »Seßhaften«
bedeutet. Die Kaffern nennen sie Abatua, die Basuto Baroa (»Bogenmänner«),
die Betschuanen Makautu. Der Name Buschmänner (Bosjemans,
»Waldmenschen«) wurde ihnen von den ersten holländischen Kolonisten des Kaplandes gegeben. Die Wohnsitze
dieses zwischen Hottentoten und Betschuanen inselartig eingesprengten Volkes erstrecken sich vom Atlantischen Ozean bis etwa
zum 23.° östl. L. v. Gr. und vom 20. bis 30.° südl.
Br. Nirgends wohnen sie aber auf diesem Raum in größern Mengen zusammen, überall nur horden- und stammweise
in den traurigsten und ödesten Landstrichen, fast in beständiger feindlicher Berührung
¶