welche allmählich häufiger werden.
Später druckte man die
Muster gern auf gesprenkelte
Papiere. Die
Muster erscheinen durchweg
in
Gold;
[* 2] als
»AugsburgerPapier« waren die Goldmuster auf rotem
Grund bekannt. Auch die
Gold- und
Silberpapier versah man mit Pressung.
Seit Einführung des Kattundruckes benutzte man mehr und mehr die dazu erforderlichen Druckmodeln auch
zur Herstellung der Buntpapiere; das
»Kattunpapier« verdrängte allmählich alle andern
Sorten.
Als an
Stelle des farbigen der blaue Aktenumschlag trat, überhaupt der
Sinn für farbigen
Schmuck erlosch,
verfiel die Fabrikation mehr und mehr; im 19. Jahrh. fertigte man Buntpapier nur noch
für besondere
Zwecke, namentlich für Zuckertüten etc. Die Kartonagefabrikation bediente sich mehr und
mehr der bunten, glänzenden Gelatinepapiere. Erst infolge der allgemeinen
Hebung
[* 12] des
Geschmacks und der
Nachfrage nach Buntpapier als
Vorsatzpapier für
Buchbinder fertigteman inDeutschland
[* 13] und
Frankreich wiederum künstlerisch verzierte
Buntpapiere.
Das Buntpapier ist für viele
Zwecke beliebt, wo wir es nicht anwenden; z. B. Briefbogen und Briefkouverte sind mit
farbigen
Darstellungen bedruckt. Das sogen. Reispapier, welches zur Herstellung der
Papierblumen in gefärbtem Zustand Verwendung
findet, ist gar kein
Papier, sondern in Blättern abgeschälte Pflanzenmark.
Japan hat eine ausgedehnte
Industrie und überaus
großen Verbrauch; das Buntpapier vertritt hier unter anderm vollständig unser
Leder. Auch hier sind alle möglichen
Papiere bedruckt:
Briefbogen, Schreibpapier, Einwickelpapier, und zwar mit ornamentalen
Mustern sowohl als mit
Darstellungen. Um das
Papier haltbarer
zu machen, wird es gekreppt: zu
Taschentüchern, Tischdecken etc. Eine besondere Anwendung findet das
Goldpapier in der
Weberei:
[* 17] bei allen Brokatstoffen ist der
SchußGoldpapier, auch bei den feinsten Seidenbrokaten;
das
Goldpapier wird um
einen
Baumwoll- oder Garnfaden gewickelt und mit diesem gezwirnt.
Das
Lederpapier, aus dem man Regenmäntel,
Taschen,
Etuis,
Regenschirme,
Hüte,
Tapeten etc. macht, wird folgendermaßen hergestellt: Das Pflanzenpapier wird mit einer
Mischung aus
Kleister und
Kienruß bestrichen, getrocknet, gekreppt und geölt, und nun wird mit Holzmodeln das
Muster eingepreßt.
Dann erst wird es in einer Kleisterlösung mit Farbenzusatz gefärbt, mit
Lack sorgfältig getränkt und
getrocknet. Die
Muster werden
vor dem
Lackieren zum Teil vergoldet.
Vgl.
Exner, Die
Tapeten- und Buntpapierindustrie (Weim. 1869);
(spr. bonnjon),John, engl. Theosoph, geb. 1628 zu Elston bei
Bedford, gab sich nach einem wüsten
Leben schwärmerischer
Religiosität hin, trat 1655 zu den
Baptisten über und ward Wanderprediger. Während zwölfjähriger
Haft schrieb er: »The
pilgrim's progress from this world to that which is to come« (Lond.
1678-84, 2 Bde.), welches Werk unzählige
Auflagen erlebte und in mehrere fremde
Sprachen (ins Deutsche
[* 19] unter andern von F.
H.
Ranke, 4. Aufl., Frankf. 1858, und von F.
Ahlfeld, Leipz. 1853) übersetzt worden ist. Der
Bischof von
Lincoln entließ ihn 1672 der
Haft, aber erst die Indulgenzakte von 1687 endigte seine Verfolgungen. Er starb in
London.
[* 20] Eine
neue
Ausgabe seiner
Schriften, darunter auch seine Selbstbiographie, besorgte Ossor (1864, 3 Bde.).
Vgl.
Philip, Life and times of
John Bunyan (Lond. 1839);
(auch
Punzen oder Bunzeln),
Stifte oder kleine
Stempel von
Stahl und an einem Ende rund, erhaben, hohl, eirund,
eckig etc., mit
Zahlen,
Buchstaben oder
Figuren versehen, die erhaben oder vertieft in
Metall eingetrieben werden sollen;
bisweilen
will man auch geschnittenen oder gegossenen
Figuren damit nachhelfen (bunzieren).
der ersten TeilungSchlesiens gehörte Bunzlau zum Herzogtum Glogau,
[* 30] später kam es zu Jauer.
[* 31] 1427 wurde es von den Hussiten erstürmt.
Die Reformation fand schon 1524 in Bunzlau Eingang. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es von den Truppen beider Parteien wiederholt
geplündert, und 1739 brannte es fast ganz ab. Am bestanden hier die auf dem Rückzug von der
Katzbach befindlichen Franzosen gegen Tetle der schlesischen Armee ein unglückliches Gefecht.
Vgl. Dewitz, Geschichte des Kreises
Bunzlau (Bunzl. 1884 ff.). -
Bunzlau wurde um 995 von Boleslaw II. gegründet und hatte seine Blütezeit im 16. Jahrh. Die BöhmischenBrüder
hatten hier eine ihrer Hauptgemeinden, einen Bischofsitz und eine berühmte Schule. Nach der Schlacht am WeißenBerg wurde die
Stadt gewaltsam katholisiert und kam während des Kriegs so herunter, daß sie sich erst nach langer Zeit zu erholen
vermochte. -
Dorf im schweizer. Kanton
[* 40] Unterwalden, an der Mündung der EngelbergerAa in den Vierwaldstätter See (dessen mittlerer
Teil südlich vom Rigi Buochser See heißt), am Fuß des 1523 m hohen Buochser Horns, mit (1880) 1427 Einw. Der Ort hat
Seidenindustrie (Spinnerei und Kämmlerei) und ist durch den sommerlichen Touristenzug belebt, noch mehr jedoch der benachbarte
Uferort Beckenried (1542 Einw.), der hübsch gelegene Landungsplatz für den KurortSchöneck (790 m ü. M.) sowie für das
hoch über dem Rütli thronende Seelisberg (801 m ü. M.), zu dessen Kurhaus »Sonnenberg« die Straße über Emmatten durch
ein liebliches Waldthal führt.
ital. Architekten- und Bildhauerfamilie, seit etwa 1430-1530 in Venedig
[* 49] thätig. Während Giovanni Buon (ca. 1375 bis
ca. 1445) und sein Sohn Bartolommeo Buon (ca. 1410 bis ca. 1470) noch im gotischen Stil die Porta della Carta und die anstoßende
Halle des Dogenpalastes erbauten und an der KircheSanta Maria dell' Orto arbeiteten, schloß sich Bartolommeo
der jüngere (ca. 1450-1529) der Frührenaissance an, in welchem Stil er Teile des Dogenpalastes ausführte und den Bau der
mit plastischen Reichtum überfüllten Scuola di San Rocco begann.
2) Filippo, eifriger Anhänger der franz. Revolution, geb. zu Pisa,
[* 50] war dort seit 1782 Advokat, wirkte unermüdlich
für RousseausIdeen und gründete 1787 ein oppositionelles Journal, wurde daher aus Toscana verbannt und begab sich nach Corsica,
[* 51] wo er für die französischen Interessen wirkte und ein Blatt:
[* 52] »L'ami de la liberté italiennes« gründete.
Im Mai 1793 bewirkte er in Paris
[* 53] die Vereinigung der kleinen InselSan Pietro mit der französischen Republik und ward selbst
zum französischen Bürger ernannt.
Seitdem war er unermüdlich für eine VerbindungItaliens
[* 54] mit Frankreich thätig. Nach RobespierresSturz als dessen vertrauter
Freund verhaftet, doch wieder entlassen, gründete er die Panthéonsgesellschaft zur Wiederherstellung
der Konstitution von 1793 mit Babeuf (s. d.), an dessen Verschwörung er sich 1796 beteiligte. Nach deren Entdeckung ward er
zu lebenslänglicher Deportation verurteilt, 1800 auf die InselOléron gebracht, vom Ersten Konsul jedoch als unschädlicher
politischer Phantast in einer kleinen Stadt Ostfrankreichs unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Später
begab sich Buonarróti nach Genf
[* 55] und von da nach Brüssel,
[* 56] wo er sein Buch »Conspiration de Babeuf« (Brüss. 1828) schrieb. Nach der Julirevolution
nach Paris zurückgekehrt, nährte er sich ärmlich als Musiklehrer und starb
(spr. -pänji), 1) Baldassare, Gelehrter, geb. zu
Rom
[* 57] als Sprößling des Fürstenhauses von Piombino, erhielt seine erste Bildung durch den gelehrten Abbate Domenico Santucci
und widmete sich dann vorzugsweise mathematischen und physikalischen Studien. 1847 ward er Mitglied der Akademie der Nuovi
Lincei und bald darauf Bibliothekar derselben. Durch seine gelehrten
¶
mehr
Arbeiten erwarb er sich bedeutendes Ansehen. Er lieferte Biographien des Abbate Giuseppe Calandrelli und AndreaContis (1840),
dann folgten Noten zur Übersetzung der griechischen Epigramme von Santucci (Rom 1841) und mehrere Schriften zur Geschichte der
mathematischen und physikalischen Wissenschaften. Am wichtigsten aber sind seine Mitteilungen über Leben und Werke Guido
Bonattis (Rom 1851), Gherardos von Cremona (das. 1851) und LeonardoPisanos (das. 1854). Buoncompagni ist Herausgeber des »Bulletino delle
scienze matematiche e fisiche« (jährlich 12 Hefte),
dem das »Repertorio di scienze matemat. e fisiche« (4 Jahrgänge) vorausging;
er besitzt eine berühmte Bibliothek mathematischer Werke sowie auch eine eigne Druckerei.
In der Schlacht am WeißenBerg konnte er deshalb das Kommando des rechten Flügels nicht persönlich führen,
sondern mußte vom Wagen aus die Schlacht mitmachen. Nachdem er sich noch Karlsteins bemächtigt, Mähren unterworfen und an der
ungarischen Grenze eine günstige Stellung eingenommen, bat er Anfang 1621 um seine Entlassung, blieb jedoch im Dienst, als
ihm der Kaiser die konfiszierten (ehemals Schwanbergschen) Herrschaften Gratzen, Rosenberg, Schumberg, Zuckenstein
etc. in Böhmen verlieh. Im Frühjahr 1621 zog er wieder gegen Bethlen Gabor und begann die Belagerung von Neuhäusel, blieb
aber bei einem Ausfall
Sein Sohn KarlAlbert, der 1663 als Großbailli von Hennegau starb, hinterließ acht Kinder, von denen Landelin
als k. k. Oberst 1691 bei Salankemen gegen die Türken fiel, KarlPhilipp vom König von Spanien 1698 in den Fürstenstand erhoben
ward und Albert, k. k. Hof- und Kriegsrat, den Mannesstamm des Geschlechts fortpflanzte.
Seine Glashütten lieferten das schönste Kristall- und bunte Glas
[* 71] und den von ihm erfundenen Hyalith. Mit seinem Schwiegersohn,
dem Grafen von Deym, schloß er sich 1848 dem Juniaufstand in Prag
[* 72] an und wurde nach der ÜbergabePrags verhaftet
und auf dem Hradschin gefangen gehalten. Ende Juli wieder freigegeben, mußte er Prag verlassen und zog sich auf sein Schloß
Rothenhaus zurück; er starb in Prag. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Analytische Bestimmung des Gesetzes
der virtuellen Geschwindigkeiten« (Leipz. 1812);
Buraikos, auf einem Berg (jetzt Idra genannt), südlich von Helike, wurde mit dieser Stadt 373 v. Chr. durch ein Erdbeben
[* 76] zerstört.
Die überlebenden Buräer gründeten auf der alten Stelle eine neue Stadt, welche noch zu Pausanias' Zeit bestand. In der Nähe
befand sich eine dem Herakles
[* 77] (Buraikos) geweihte Grotte mit einem Orakel. Der Fragende warf nach dargebrachtem
Opfer vier mit geheimen Charakteren bezeichnete Würfel auf den Altar,
[* 78] worauf er auf einer Tafel die Erklärung der gefallenen
Charaktere fand.
(Burian), Name der kalten und trocknen Nord- und Nordoststürme im hohen Asien,
[* 79] in Tibet, welche im Winter oft mehrere
Tage wehen und wegen ihrer Heftigkeit, denen kein Reisender widerstehen kann, gefürchtet sind.
ital. Stadt auf der gleichnamigen Insel in den Lagunen von Venedig, hat eine Pfarrkirche mit schönen Gemälden
und (1881) 4492 Einw., welche Fischerei
[* 80] und Spitzenerzeugung betreiben.
(Burjäten), ein Volk in Sibirien, mongolischen Stammes, welches die Gegend um den Baikalsee,
das Gebiet Transbaikalien und südliche Teile des GouvernementsIrkutsk bewohnt. Sie sind mittlern Wuchses, aber breitschulterig
und in ihrem Äußern den Kalmücken ähnlich (s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 81] Fig. 18); ihre Zahl wird auf 208,000 Köpfe angegeben,
und die russische Regierung hat einen kleinen Teil derselben kosakisch organisiert. Hauptsächlich jedoch
nomadisieren sie und treiben Pferde- und Rindviehzucht; viele unter ihnen haben sich auch bereits dem Ackerbau zugewandt und
erzielen vorzüglichen Roggen und Weizen.
Auch Jagd und Fischfang gewähren einen bedeutenden Gewinn. Während des Winters beschäftigen sich manche sogar mit Gewerben;
als Schmiede, Lederarbeiter und Verfertiger grober Webstoffe sind die Buräten bekannt. Ihre mit Silber damaszierten
Schmiedearbeiten erfreuen sich unter dem Namen der »Bratskischen Arbeiten« durch ganz Sibirien einer verdienten Berühmtheit.
Die Buräten sind Buddhisten; ihre ursprüngliche Sprache
[* 82] haben sie in großer Reinheit bewahrt (Grammatik und Wörterbuch von Castrén,
hrsg. von Schiefner, Petersb. 1857). Sie stehen unter einer besondern Steppenverwaltung, die
in vier Abteilungen zerfällt; doch üben ihre Geschlechtsältesten, die Taischas, noch großen Einfluß aus. Mehrere Geschlechter
bilden eine Gemeinde, an deren Spitze ein Obertaischa steht.
deWezembeek (spr. bürbür dö wes-),LéonPhilippeMaria, belg. Gelehrter, geb. zu
Termonde im belgischen Flandern, wurde 1842 beauftragt, die Archive des Kapitels und der KircheNotre Dame zu Termonde zu ordnen,
ebenso 1846 die der Kathedrale von Antwerpen,
[* 88] und bewährte sich bei dieser Arbeit als ausgezeichneter Paläograph. Nachdem 1830 ein
musikalischer Kompositionsversuch von ihm in Gent
[* 89] Beifall gefunden, schrieb er in der Folge eine große
Anzahl von Musikstücken (eine »Symphonie triomphale«, Psalmen, Chöre mit Orchesterbegleitung, Kammermusikstücke etc.) und
bethätigte sich auch als Direktor mehrerer Gesangvereine. 1855-61 war Burbure de Wezembeek, der als begüterter belgischer Edelmann in Antwerpen
lebt, Administrator der Akademie der schönen Künste daselbst, wurde ein Jahr später Mitglied der musikalischen
Sektion der königlichen Akademie von Belgien
[* 90] und organisierte 1868 zu Antwerpen im Verein mit Caumont den ersten internationalen
Kongreß von Archäologen. Er lieferte auch einen ausgezeichneten »Catalogue
du musée d'Anvers« (1857) und schrieb zahlreiche und wertvolle Aufsätze litterarischen und musikgeschichtlichen Inhalts
für den »Messager des sciences historiques«, die »Belgique musicale«,
die »Biographie nationale belge« etc. Seit 1852 besorgte er auch die Veröffentlichung
der »Inscriptions de la province d'Anvers«.
Nach der Schlacht an der Unstrut 1075 gefangen, entkam er 1076 und unterstützte den GegenkönigHeinrichs
IV., Rudolf vonSchwaben, sodann Hermann vonLützelburg. Von Heinrich IV. 1085 geächtet und vertrieben, eroberte er sein Bistum
mit Hilfe slawischer Völker wieder, suchte dann in Ekbert von Meißen einen neuen Gegenkönig aufzustellen, wurde aber 1088 auf
Anstiften desselben Ekbert, der sich in seinen Hoffnungen getäuscht sah, zu Goslar von dem Volk, welches über die stete Streitlust
des Bischofs erbittert war, in seinem Palast angegriffen und erschlagen. Von ihm ist 1083 das Kollegiatstift zu St. Peter in
Halberstadt und 1084 das Kloster Huysburg im Huywald gestiftet worden. Nach der nicht begründeten Sage
war ein großer Kinderfreund und lebt als »Buko von Halberstadt« in Kinderliedern fort.
(spr. burkjello), origineller ital. Dichter,
geboren gegen Ende des 14. Jahrh. zu oder bei Florenz, übernahm 1432 die Barbierbude seines Vaters daselbst, zog aber später
nach Rom, wo er sein Gewerbe fortsetzte und 1448 starb. Er hieß eigentlich Domenico und erhielt den Namen
Burchiello von der ihm eigentümlichen leichten und leichtfertigen Art zu dichten (alla burchia, d. h.
obenhin, nachlässig). Er war der berühmteste der poetischen Possenreißer seiner Zeit und seine Badestube, wo er seine
Gedichte zum besten gab, der allgemeine Anziehungspunkt für Hohe und Niedere, Gelehrte und Ungelehrte.
Ein guter Teil des Spaßes in seinen Gedichten besteht allerdings nur in der Ausdrucksweise, die aus gesuchten Provinzialismen
oder eigens gebildeten Wörtern und Redensarten bunt zusammengeflickt und daher heutzutage kaum mehr verständlich ist, oder
in ganz persönlichen Anspielungen, deren Bedeutung nicht minder rätselhaft ist. Die neueste und beste
Ausgabe seiner zuerst ohne Jahr (1472) und seitdem oft gedruckten Gedichte ist die von London (Lucca)
[* 107] 1757. Einen Kommentar zu
denselben versuchte Franc. Doni (Vened. 1553).
Vgl. E. Mazzi, Il Burchiello; saggio di studi sulla sua vita e sulle sue poesie
(Bologna 1878).
ward Hilfsastronom beim Längenbüreau und 1799 als Franzose naturalisiert. 1807 wurde
er Astronom auf der Sternwarte der École
militaire und starb Seine 1812 herausgegebenen »Mondtafeln« waren bis zu Hansens gleichlautenden
Tafeln die besten, auch gab er Hilfstafeln für astronomische Rechnungen heraus (1814 und 1816). Seine vom Institut gekrönte
Arbeit über die Kometen
[* 112] von 1770 erschien in den »Mémoires« von 1806.
Auf Grund einer Prüfung vor zwei gelehrten Arabern als Moslem anerkannt, reiste er sodann nach Mekka, blieb
daselbst vier Monate und schloß sich im November einem Zug
von 80,000 Pilgern nach dem BergArafat an, worauf er den im Orient hochgeachteten
Titel »Hadschi« (Pilger) führen durfte. Im Januar 1815 besuchte er Medina und kehrte über Suez nach Kairo zurück. Seine letzte
Wanderung trat er im Sommer 1816, während die Pest in Kairo wütete, durch die Halbinsel des Sinai an. Nach
Kairo zurückgekehrt, beschäftigte er sich mit Ausarbeitung seiner Tagebücher sowie mit mathematischen und naturhistorischen
Studien, starb aber, nachdem die langersehnte Fezzankarawane angekommen war, mit welcher er weiter reisen wollte, Seine
Reiseberichte, schlicht und ungeschmückt gegeben, zeichnen sich durch Treue, Genauigkeit und tiefste
Gründlichkeit aus.
3) Heinrich, Forstmann, geb. zu Adelebsen am Solling, besuchte nach dem Bestehen der praktischen
Forstlehre die UniversitätGöttingen 1833-34 und trat 1835 in den hannöverschen Staatsforstdienst als Unterförster ein. 1844 wurde
an die Forstschule in Münden als Lehrer berufen, und von 1849 bis 1866 fungierte er als Forstdirektor und Generalsekretär
in Forstsachen bei der obersten
¶
mehr
Verwaltungsbehörde für Domänen und Forsten. In dieser Stellung entfaltete er ein bedeutendes organisatorisches Talent und
hob die hannöversche Forstverwaltung durch straffe Leitung und zweckmäßige Geschäftsverteilung auf eine hohe Stufe. Seit 1866 bekleidete
er die Stelle eines Direktors der Abteilung für Forsten bei der Finanzdirektion in Hannover,
[* 119] woselbst er starb.
Burckhardt vertrat diejenige Richtung, welche in erster Linie die Vertiefung und feste Begründung der Forsttechnik auf dem Weg der
lokalen Erfahrung erstrebt und daneben namentlich die staats- und forstwirtschaftlichen Grundlagen der Waldwirtschaft ins
Auge
[* 120] faßt.
ist eine klassische Leistung auf dem Gebiet
der Lehre von der forstlichen Bestandsbegründung und -Pflege. Außerdem schrieb er: »Der Waldwert in Beziehung auf Veräußerung,
Auseinandersetzung etc.« (Hannov. 1860);
»Hilfstafeln für Forsttaxatoren« (3. Aufl.,
das. 1873);
4) Jakob, Kultur- und Kunsthistoriker, geb. zu Basel,
studierte auf der Universität seiner Vaterstadt Theologie, deutsche Litteratur
u. Geschichte und setzte diese Studien in Berlin fort. Hier erwarb er sich die Freundschaft des Kunstschriftstellers FranzKugler,
für den er später die zweite Auflage seines »Handbuchs der Kunstgeschichte« (Stuttg. 1848) mit eignen
Zusätzen besorgte. In die Heimat zurückgekehrt, wurde in der Folge zum Professor der Geschichte und Kunstgeschichte an der
Universität zu Basel
ernannt, dann bei der Gründung des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich
[* 122] in gleicher Eigenschaft an diese Anstalt
berufen, kehrte jedoch bald wieder an die Universität seiner Vaterstadt zurück. Burckhardt zeichnet sich als
Schriftsteller ebenso durch gesunde Kritik, lichtvolle Darstellung und geistreiche Feinheit der Auffassung wie durch außergewöhnliche
Litteratur- und Quellenkenntnis aus. Er begann seine Laufbahn mit den Werken: »Die Kunstwerke der belgischen Städte« (Düsseld.
1842);
die gediegenste und
an Einzelheiten reichste Kultur- und Sittengeschichte der sogen. Renaissancezeit, und die »Geschichte
der Renaissance in Italien« (Stuttg. 1867, 2. Aufl. 1878).
der Mantel, welchen Mohammed dem Dichter Kab BenSohair im 9. Jahr der Hedschra schenkte, und der, vom Kalifen Moawiah
den Nachkommen des Dichters mit Gold aufgewogen, seitdem einen heiligen Schatz der herrschenden Dynastien bildete; noch jetzt
gehört derselbe zu den vornehmsten Reliquien der Kleinodienkammer zu Konstantinopel.
[* 124] Am 15. des Fastenmonds
jeden Jahrs bringt der Sultan mit dem ganzen Hofstaat der Burda feierliche Verehrung dar; das Wasser, in welches ein Zipfel des
Mantels getaucht wurde, wird als heilbringendes Mittel verteilt.
2) Ernst, Sohn des vorigen, geb. zu Leipzig, studierte in Königsberg, wo er sich habilitierte
und die Professur der Anatomie erhielt, machte sich ebenfalls durch mehrere Schriften rühmlichst bekannt. Er bearbeitete unter
dem Titel: »Anthropologie für das gebildete Publikum« (Stuttg. 1847) die in ihrem anatomischen und physiologischen Teil ganz
umgestaltete 2. Auflage von seines Vaters Werk »Der Mensch etc.« (das. 1846-47, 2 Bde.),
wie er sich auch bei dem 6. Band
[* 126] von dessen »Physiologie« als Mitarbeiter beteiligte. Er starb
KolonieQueensland, entspringt unweit der Küste, wendet sich
erst nach NW. und fällt nach vielfach gewundenem Lauf in breiter Mündung als Wickham in die seichte Clevelandbai
des StillenOzeans.
Rechts geht ihm der noch längere Belyando mit Suttor und CapeRiver zu. Er wurde 1845 von Leichhardt entdeckt, 1859 von
Dalrymple und 1860 von Smith vom Meer aus genauer untersucht.
Jenny, Opernsängerin, geb. zu Graz,
[* 127] ward frühzeitig von ihrer Mutter, einer
selbst nicht unbedeutenden Gesangskunstlerin, für die theatralische Laufbahn erzogen und trat bereits in ihrem 15. Jahr
in Arad als Donauweibchen auf. Ihre eigentliche Künstlerlaufbahn begann sie auf dem Theater zu Olmütz,
[* 128] ging von da nach Prag,
dann nach Lemberg
[* 129] und folgte 1850 einer Einladung zum Gastspiel nach Wien, welches zu einem Engagement am
Kärntnerthor-Theater führte.
Hier nahm sie drei Jahre hindurch die Stellung einer Primadonna assoluta ein, folgte aber 1853 einem Ruf nach Dresden,
[* 130] wo sie
eine Reihe von Jahren (von 1855 an als Gattin des Hofschauspielers Emil Bürde), abgesehen von wiederholten
Gastspielen in allen größern StädtenDeutschlands
[* 131] sowie 1855 und 1856 in London, ununterbrochen in den verschiedensten Fächern
des dramatischen Gesanges thätig war. 1867 trat sie von der Bühne zurück und beschränkte ihre Wirksamkeit auf die Musik
der katholischen Kirche und die Ausbildung jugendlicher Gesangstalente.