sich dieselben vermischen oder ineinander verlaufen. Dieser Art Buntdruck gerade entgegengesetzt ist der
Irisdruck, bei welchem mit
einer
Walze zugleich mehrere
Farben derart aufgetragen werden, daß dieselben nach dem
Druck zwar selbständig nebeneinander
erscheinen, an ihren Rändern aber, unter Erzeugung von Mischtönen, unmerklich ineinander übergehen und somit einen regenbogenartigen
Effekt hervorbringen. Der
Irisdruck wird verwandt zur
Darstellung des
Himmels bei landschaftlichen
Illustrationen,
zu
Affichen,
Fonds von
Wertpapieren etc. Letzterm
Zweck dient namentlich auch der
Tondruck, in welchem der
Untergrund dieser
Papiere
in einer matten und zarten
Farbe teils von Holzstöcken und
Celluloid, teils von
Platten in
Schriftmetall,
Zink etc., mit
oder ohne
Schrift und
Verzierungen, gedruckt wird; häufig sucht man durch
Nachahmung der
Farbe des chinesischen
Papiers vermittelst
Tondrucks auch Bildern größere
Wärme
[* 2] und Weichheit zu verleihen.
Der
Gold-,
Silber- oder
Bronzedruck fällt auch in die
Klasse des Buntdrucks; letzterer hat jetzt, wo billige
Bronzen fast in
allen
Farben zu erlangen sind, namentlich beim
Druck von Warenetiketten u. dgl. große
Ausdehnung
[* 3] erlangt.
Der
Congrevedruck (s. d.) ist ein fast nur noch in
England geübtes
Verfahren zur Herstellung mehrfarbigen
Druckes, bei welchem
eine Metallplatte in so viele genau ineinander passende Teile zerlegt wird, wie der
DruckFarben zeigen soll; diese Teile werden
einzeln eingefärbt, vor dem
Druck aber wieder zusammengefügt und dann mit einemmal zum
Abdruck gebracht; er dient zur Herstellung
von
Fonds zu
Wertpapieren, Warenetiketten etc. Man konstruiert auch für Buntdruck besonders geeignete
Maschinen, sogen. Zwei- und Vielfarbendruckmaschinen (s.
Schnellpresse).
[* 4] - 2) Lithographischer Buntdruck
(Chromolithographie), s.
Lithographie
und
Ölfarbendruck.
(oktaedrischer
Kupferkies,
Bornit, Erubescit),
Mineral aus der
Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert
tesseral; doch sind
Kristalle in
[* 7]
Drusen
[* 8] oder einzeln eingewachsen in
Kalkspat
[* 9]
(Berggießhübel) selten, meist kommt es derb und
eingesprengt, auch in
Platten,
Knollen
[* 10] und angeflogen vor. Es läuft sehr schnell bunt an und zeigt nur
auf der frischen Bruchfläche seine eigentümliche kupferrote, ins Tombakbraune ziehende
Farbe,
Härte 3, spez. Gew. 4,9-5,1,
besteht aus
Schwefelkupfer mit
Schwefeleisen Cu3FeS3 , enthält 55,6Kupfer
[* 11] und 16,1Eisen,
[* 12] doch kommen
auch
Varietäten mit 60-71 Proz.
Kupfer vor, so daß das Buntkupfererz vielleicht als eine isomorphe Mischung der
Sulfurete Cu2S , CuS und
FeS in wechselnden Verhältnissen zu betrachten ist.
entweder in der
Masse natürlich (durch
farbige
Hadern) oder künstlich gefärbtes oder weißes
Papier, dem
ein farbiger Überzug gegeben ist. Nach allgemeinem Sprachgebrauch versteht man unter Buntpapier nur die letzte
Gattung: das auf einer
oder beiden Seiten gefärbte, bedruckte, gepreßte etc.
Papier. Die Herstellung geschieht entweder durch
Handarbeit oder mittels
Maschinen. Die
Farben werden mit der
Bürste
(Schwamm,
Pinsel) auf kleine
Bogen
[* 17] aufgetragen oder die
Bogen
durch
Auflegen auf eine Farbenmischung gefärbt; danach werden die
Bogen auf dem Hängekreuz getrocknet und geglättet, resp.
weiter verarbeitet (bedruckt, gepreßt, gefirnißt etc.). Man unterscheidet einfarbige oder
schlichte Buntpapiere, die entweder auf einer oder auf beiden (Blumenpapiere) Seiten bedruckt sind, und
mehrfarbige. Zu den einfarbigen
Papieren gehören:
Taft-
(Glanz-),
Atlas-,
Gold- und
Silber-,
Perlmutter-,
Samtpapiere, zu den mehrfarbigen:
Iris- (mit ineinander laufenden
Streifen),
Marmor-,
Granit-,
Holz-, Kristallisationspapiere.
Das Bedrucken der Buntpapiere geschieht vermittelst
Modeln wie beim Kattundruck; das
Muster ist in
Holz
[* 18] geschnitten, feinere
Linien oder sich wiederholende
Figuren sind aus gebogenem Messingdraht eingesetzt. Bei mehrfarbigem
Druck
sind so viele
Modeln wie
Farben nötig; die Genauigkeit des
Rapports wird durch Paßspitzen (auf den
Modeln angebrachte Metallstifte,
welche auf dem
Bogen immer an gleicher
Stelle leicht eingedrückt werden) reguliert. Das
Pressen der Buntpapiere
geschieht durch eine gravierte Messingwalze
(Patrize) und eine Bleiplatte oder Papierwalze, auch wohl
Matrize und Gegenmatrize
auf warmem oder kaltem Weg.
Im 17. und 18. Jahrh. war das
Verfahren zur Herstellung der Buntpapiere im großen und ganzen dasselbe wie heute; auch damals
wurde es vielfach von
Frauen betrieben. Nur die Buntpapiere vom Anfang des 17. Jahrh. scheinen zum Teil
mit einzelnen Metallstempeln (wahrscheinlich Buchbinderstempeln) bedruckt zu sein. Um
Stempel zu sparen, sind die Rankenmuster
mit derselben sich wiederholenden
Platte gedruckt, die eingestreuten
Figuren,
Tiere,
Embleme etc., um möglichste Mannigfaltigkeit
zu erzeugen, mit besondern
Stempeln.
AuchSchablonen scheint man verwendet zu haben. Die »türkischen«
Papiere, eine besonders beliebte, zum
Auskleben von
Schränken, Schubladen etc. vielgebrauchte Art, wurden durch
Auflegen der
Papiere auf einen zähen Farbenbrei
hergestellt; beim Abnehmen der
Bogen zog sich die
Farbe und bildete so geflammte
Muster. Die Herstellung der Buntpapiere galt
als eine freie
Kunst; sie war nicht zünftig, jedermann konnte sie ausüben.
Daher finden wir, daß namentlich
die Kattundrucker, zum Teil mit den beim Kattundruck abgenutzten Holzmodeln, Buntpapiere anfertigten
(Kattunpapiere), aber
auch die
Buchbinder, da die Herstellung nicht schwierig war, sich ihren
Bedarf teilweise selbst hergestellt haben.
Verbreitet war im 18. Jahrh. die Herstellung der Buntpapiere auf den
Jahrmärkten durch
Frauen, welche
den ganzen
Apparat zur
Stelle brachten und unter lautem Geschrei farbige
Papiere herstellten und verkauften. Die ältesten bedruckten
Buntpapiere stammen aus dem Anfang des 17. Jahrh. Die
Musterung besteht aus streng symmetrischem Rankenwerk, in welchem gelegentlich
Figuren oder
Embleme angebracht sind. Das
Muster ist meist für den ganzen
Bogen so komponiert, daß nur
eine große
Platte zum
Druck erforderlich war. Daneben kommen die
oben erwähnten Rankenmuster in Wiederholung mit besonders
eingedickten
Stempeln vor,
¶
mehr
welche allmählich häufiger werden. Später druckte man die Muster gern auf gesprenkelte Papiere. Die Muster erscheinen durchweg
in Gold;
[* 20] als »AugsburgerPapier« waren die Goldmuster auf rotem Grund bekannt. Auch die Gold- und Silberpapier versah man mit Pressung.
Seit Einführung des Kattundruckes benutzte man mehr und mehr die dazu erforderlichen Druckmodeln auch
zur Herstellung der Buntpapiere; das »Kattunpapier« verdrängte allmählich alle andern Sorten.
Als an Stelle des farbigen der blaue Aktenumschlag trat, überhaupt der Sinn für farbigen Schmuck erlosch,
verfiel die Fabrikation mehr und mehr; im 19. Jahrh. fertigte man Buntpapier nur noch
für besondere Zwecke, namentlich für Zuckertüten etc. Die Kartonagefabrikation bediente sich mehr und
mehr der bunten, glänzenden Gelatinepapiere. Erst infolge der allgemeinen Hebung
[* 30] des Geschmacks und der Nachfrage nach Buntpapier als
Vorsatzpapier für Buchbinder fertigte man inDeutschland
[* 31] und Frankreich wiederum künstlerisch verzierte
Buntpapiere.
Das Buntpapier ist für viele Zwecke beliebt, wo wir es nicht anwenden; z. B. Briefbogen und Briefkouverte sind mit
farbigen Darstellungen bedruckt. Das sogen. Reispapier, welches zur Herstellung der Papierblumen in gefärbtem Zustand Verwendung
findet, ist gar kein Papier, sondern in Blättern abgeschälte Pflanzenmark. Japan hat eine ausgedehnte Industrie und überaus
großen Verbrauch; das Buntpapier vertritt hier unter anderm vollständig unser Leder. Auch hier sind alle möglichen Papiere bedruckt:
Briefbogen, Schreibpapier, Einwickelpapier, und zwar mit ornamentalen Mustern sowohl als mit Darstellungen. Um das Papier haltbarer
zu machen, wird es gekreppt: zu Taschentüchern, Tischdecken etc. Eine besondere Anwendung findet das Goldpapier in der Weberei:
[* 35] bei allen Brokatstoffen ist der SchußGoldpapier, auch bei den feinsten Seidenbrokaten;
das Goldpapier wird um
einen Baumwoll- oder Garnfaden gewickelt und mit diesem gezwirnt.
Das Lederpapier, aus dem man Regenmäntel, Taschen, Etuis,
Regenschirme, Hüte, Tapeten etc. macht, wird folgendermaßen hergestellt: Das Pflanzenpapier wird mit einer
Mischung aus Kleister und Kienruß bestrichen, getrocknet, gekreppt und geölt, und nun wird mit Holzmodeln das Muster eingepreßt.
Dann erst wird es in einer Kleisterlösung mit Farbenzusatz gefärbt, mit Lack sorgfältig getränkt und
getrocknet. Die Muster werden
vor dem Lackieren zum Teil vergoldet.
Vgl. Exner, Die Tapeten- und Buntpapierindustrie (Weim. 1869);
(spr. bonnjon),John, engl. Theosoph, geb. 1628 zu Elston bei Bedford, gab sich nach einem wüsten Leben schwärmerischer
Religiosität hin, trat 1655 zu den Baptisten über und ward Wanderprediger. Während zwölfjähriger Haft schrieb er: »The
pilgrim's progress from this world to that which is to come« (Lond.
1678-84, 2 Bde.), welches Werk unzählige Auflagen erlebte und in mehrere fremde Sprachen (ins Deutsche
[* 37] unter andern von F.
H. Ranke, 4. Aufl., Frankf. 1858, und von F. Ahlfeld, Leipz. 1853) übersetzt worden ist. Der Bischof von Lincoln entließ ihn 1672 der
Haft, aber erst die Indulgenzakte von 1687 endigte seine Verfolgungen. Er starb in London.
[* 38] Eine
neue Ausgabe seiner Schriften, darunter auch seine Selbstbiographie, besorgte Ossor (1864, 3 Bde.).
Vgl. Philip, Life and times of John Bunyan (Lond. 1839);
(auch Punzen oder Bunzeln), Stifte oder kleine Stempel von Stahl und an einem Ende rund, erhaben, hohl, eirund,
eckig etc., mit Zahlen, Buchstaben oder Figuren versehen, die erhaben oder vertieft in Metall eingetrieben werden sollen;
bisweilen
will man auch geschnittenen oder gegossenen Figuren damit nachhelfen (bunzieren).
der ersten TeilungSchlesiens gehörte Bunzlau zum Herzogtum Glogau,
[* 48] später kam es zu Jauer.
[* 49] 1427 wurde es von den Hussiten erstürmt.
Die Reformation fand schon 1524 in Bunzlau Eingang. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es von den Truppen beider Parteien wiederholt
geplündert, und 1739 brannte es fast ganz ab. Am bestanden hier die auf dem Rückzug von der
Katzbach befindlichen Franzosen gegen Tetle der schlesischen Armee ein unglückliches Gefecht.
Vgl. Dewitz, Geschichte des Kreises
Bunzlau (Bunzl. 1884 ff.). -
Bunzlau wurde um 995 von Boleslaw II. gegründet und hatte seine Blütezeit im 16. Jahrh. Die BöhmischenBrüder
hatten hier eine ihrer Hauptgemeinden, einen Bischofsitz und eine berühmte Schule. Nach der Schlacht am WeißenBerg wurde die
Stadt gewaltsam katholisiert und kam während des Kriegs so herunter, daß sie sich erst nach langer Zeit zu erholen
vermochte. -
Dorf im schweizer. Kanton
[* 58] Unterwalden, an der Mündung der EngelbergerAa in den Vierwaldstätter See (dessen mittlerer
Teil südlich vom Rigi Buochser See heißt), am Fuß des 1523 m hohen Buochser Horns, mit (1880) 1427 Einw. Der Ort hat
Seidenindustrie (Spinnerei und Kämmlerei) und ist durch den sommerlichen Touristenzug belebt, noch mehr jedoch der benachbarte
Uferort Beckenried (1542 Einw.), der hübsch gelegene Landungsplatz für den KurortSchöneck (790 m ü. M.) sowie für das
hoch über dem Rütli thronende Seelisberg (801 m ü. M.), zu dessen Kurhaus »Sonnenberg« die Straße über Emmatten durch
ein liebliches Waldthal führt.
ital. Architekten- und Bildhauerfamilie, seit etwa 1430-1530 in Venedig
[* 67] thätig. Während Giovanni Buon (ca. 1375 bis
ca. 1445) und sein Sohn Bartolommeo Buon (ca. 1410 bis ca. 1470) noch im gotischen Stil die Porta della Carta und die anstoßende
Halle des Dogenpalastes erbauten und an der KircheSanta Maria dell' Orto arbeiteten, schloß sich Bartolommeo
der jüngere (ca. 1450-1529) der Frührenaissance an, in welchem Stil er Teile des Dogenpalastes ausführte und den Bau der
mit plastischen Reichtum überfüllten Scuola di San Rocco begann.
2) Filippo, eifriger Anhänger der franz. Revolution, geb. zu Pisa,
[* 68] war dort seit 1782 Advokat, wirkte unermüdlich
für RousseausIdeen und gründete 1787 ein oppositionelles Journal, wurde daher aus Toscana verbannt und begab sich nach Corsica,
[* 69] wo er für die französischen Interessen wirkte und ein Blatt:
[* 70] »L'ami de la liberté italiennes« gründete.
Im Mai 1793 bewirkte er in Paris
[* 71] die Vereinigung der kleinen InselSan Pietro mit der französischen Republik und ward selbst
zum französischen Bürger ernannt.
Seitdem war er unermüdlich für eine VerbindungItaliens
[* 72] mit Frankreich thätig. Nach RobespierresSturz als dessen vertrauter
Freund verhaftet, doch wieder entlassen, gründete er die Panthéonsgesellschaft zur Wiederherstellung
der Konstitution von 1793 mit Babeuf (s. d.), an dessen Verschwörung er sich 1796 beteiligte. Nach deren Entdeckung ward er
zu lebenslänglicher Deportation verurteilt, 1800 auf die InselOléron gebracht, vom Ersten Konsul jedoch als unschädlicher
politischer Phantast in einer kleinen Stadt Ostfrankreichs unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Später
begab sich Buonarróti nach Genf
[* 73] und von da nach Brüssel,
[* 74] wo er sein Buch »Conspiration de Babeuf« (Brüss. 1828) schrieb. Nach der Julirevolution
nach Paris zurückgekehrt, nährte er sich ärmlich als Musiklehrer und starb
(spr. -pänji), 1) Baldassare, Gelehrter, geb. zu
Rom
[* 75] als Sprößling des Fürstenhauses von Piombino, erhielt seine erste Bildung durch den gelehrten Abbate Domenico Santucci
und widmete sich dann vorzugsweise mathematischen und physikalischen Studien. 1847 ward er Mitglied der Akademie der Nuovi
Lincei und bald darauf Bibliothekar derselben. Durch seine gelehrten
¶
mehr
Arbeiten erwarb er sich bedeutendes Ansehen. Er lieferte Biographien des Abbate Giuseppe Calandrelli und AndreaContis (1840),
dann folgten Noten zur Übersetzung der griechischen Epigramme von Santucci (Rom 1841) und mehrere Schriften zur Geschichte der
mathematischen und physikalischen Wissenschaften. Am wichtigsten aber sind seine Mitteilungen über Leben und Werke Guido
Bonattis (Rom 1851), Gherardos von Cremona (das. 1851) und LeonardoPisanos (das. 1854). Buoncompagni ist Herausgeber des »Bulletino delle
scienze matematiche e fisiche« (jährlich 12 Hefte),
dem das »Repertorio di scienze matemat. e fisiche« (4 Jahrgänge) vorausging;
er besitzt eine berühmte Bibliothek mathematischer Werke sowie auch eine eigne Druckerei.
In der Schlacht am WeißenBerg konnte er deshalb das Kommando des rechten Flügels nicht persönlich führen,
sondern mußte vom Wagen aus die Schlacht mitmachen. Nachdem er sich noch Karlsteins bemächtigt, Mähren unterworfen und an der
ungarischen Grenze eine günstige Stellung eingenommen, bat er Anfang 1621 um seine Entlassung, blieb jedoch im Dienst, als
ihm der Kaiser die konfiszierten (ehemals Schwanbergschen) Herrschaften Gratzen, Rosenberg, Schumberg, Zuckenstein
etc. in Böhmen verlieh. Im Frühjahr 1621 zog er wieder gegen Bethlen Gabor und begann die Belagerung von Neuhäusel, blieb
aber bei einem Ausfall
Sein Sohn KarlAlbert, der 1663 als Großbailli von Hennegau starb, hinterließ acht Kinder, von denen Landelin
als k. k. Oberst 1691 bei Salankemen gegen die Türken fiel, KarlPhilipp vom König von Spanien 1698 in den Fürstenstand erhoben
ward und Albert, k. k. Hof- und Kriegsrat, den Mannesstamm des Geschlechts fortpflanzte.
Seine Glashütten lieferten das schönste Kristall- und bunte Glas
[* 89] und den von ihm erfundenen Hyalith. Mit seinem Schwiegersohn,
dem Grafen von Deym, schloß er sich 1848 dem Juniaufstand in Prag
[* 90] an und wurde nach der ÜbergabePrags verhaftet
und auf dem Hradschin gefangen gehalten. Ende Juli wieder freigegeben, mußte er Prag verlassen und zog sich auf sein Schloß
Rothenhaus zurück; er starb in Prag. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Analytische Bestimmung des Gesetzes
der virtuellen Geschwindigkeiten« (Leipz. 1812);
Buraikos, auf einem Berg (jetzt Idra genannt), südlich von Helike, wurde mit dieser Stadt 373 v. Chr. durch ein Erdbeben
[* 93] zerstört.
Die überlebenden Buräer gründeten auf der alten Stelle eine neue Stadt, welche noch zu Pausanias' Zeit bestand. In der Nähe
befand sich eine dem Herakles
[* 94] (Buraikos) geweihte Grotte mit einem Orakel. Der Fragende warf nach dargebrachtem
Opfer vier mit geheimen Charakteren bezeichnete Würfel auf den Altar,
[* 95] worauf er auf einer Tafel die Erklärung der gefallenen
Charaktere fand.
(Burian), Name der kalten und trocknen Nord- und Nordoststürme im hohen Asien,
[* 96] in Tibet, welche im Winter oft mehrere
Tage wehen und wegen ihrer Heftigkeit, denen kein Reisender widerstehen kann, gefürchtet sind.
ital. Stadt auf der gleichnamigen Insel in den Lagunen von Venedig, hat eine Pfarrkirche mit schönen Gemälden
und (1881) 4492 Einw., welche Fischerei
[* 97] und Spitzenerzeugung betreiben.
(Burjäten), ein Volk in Sibirien, mongolischen Stammes, welches die Gegend um den Baikalsee,
das Gebiet Transbaikalien und südliche Teile des GouvernementsIrkutsk bewohnt. Sie sind mittlern Wuchses, aber breitschulterig
und in ihrem Äußern den Kalmücken ähnlich (s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 98] Fig. 18); ihre Zahl wird auf 208,000 Köpfe angegeben,
und die russische Regierung hat einen kleinen Teil derselben kosakisch organisiert. Hauptsächlich jedoch
nomadisieren sie und treiben Pferde- und Rindviehzucht; viele unter ihnen haben sich auch bereits dem Ackerbau zugewandt und
erzielen vorzüglichen Roggen und Weizen.
Auch Jagd und Fischfang gewähren einen bedeutenden Gewinn. Während des Winters beschäftigen sich manche sogar mit Gewerben;
als Schmiede, Lederarbeiter und Verfertiger grober Webstoffe sind die Buräten bekannt. Ihre mit Silber damaszierten
Schmiedearbeiten erfreuen sich unter dem Namen der »Bratskischen Arbeiten« durch ganz Sibirien einer verdienten Berühmtheit.
Die Buräten sind Buddhisten; ihre ursprüngliche Sprache
[* 99] haben sie in großer Reinheit bewahrt (Grammatik und Wörterbuch von Castrén,
hrsg. von Schiefner, Petersb. 1857). Sie stehen unter einer besondern Steppenverwaltung, die
in vier Abteilungen zerfällt; doch üben ihre Geschlechtsältesten, die Taischas, noch großen Einfluß aus. Mehrere Geschlechter
bilden eine Gemeinde, an deren Spitze ein Obertaischa steht.
deWezembeek (spr. bürbür dö wes-),LéonPhilippeMaria, belg. Gelehrter, geb. zu
Termonde im belgischen Flandern, wurde 1842 beauftragt, die Archive des Kapitels und der KircheNotre Dame zu Termonde zu ordnen,
ebenso 1846 die der Kathedrale von Antwerpen,
[* 105] und bewährte sich bei dieser Arbeit als ausgezeichneter Paläograph. Nachdem 1830 ein
musikalischer Kompositionsversuch von ihm in Gent
[* 106] Beifall gefunden, schrieb er in der Folge eine große
Anzahl von Musikstücken (eine »Symphonie triomphale«, Psalmen, Chöre mit Orchesterbegleitung, Kammermusikstücke etc.) und
bethätigte sich auch als Direktor mehrerer Gesangvereine. 1855-61 war Burbure de Wezembeek, der als begüterter belgischer Edelmann in Antwerpen
lebt, Administrator der Akademie der schönen Künste daselbst, wurde ein Jahr später Mitglied der musikalischen
Sektion der königlichen Akademie von Belgien
[* 107] und organisierte 1868 zu Antwerpen im Verein mit Caumont den ersten internationalen
Kongreß von Archäologen. Er lieferte auch einen ausgezeichneten »Catalogue
du musée d'Anvers« (1857) und schrieb zahlreiche und wertvolle Aufsätze litterarischen und musikgeschichtlichen Inhalts
für den »Messager des sciences historiques«, die »Belgique musicale«,
die »Biographie nationale belge« etc. Seit 1852 besorgte er auch die Veröffentlichung
der »Inscriptions de la province d'Anvers«.
Nach der Schlacht an der Unstrut 1075 gefangen, entkam er 1076 und unterstützte den GegenkönigHeinrichs
IV., Rudolf vonSchwaben, sodann Hermann vonLützelburg. Von Heinrich IV. 1085 geächtet und vertrieben, eroberte er sein Bistum
mit Hilfe slawischer Völker wieder, suchte dann in Ekbert von Meißen einen neuen Gegenkönig aufzustellen, wurde aber 1088 auf
Anstiften desselben Ekbert, der sich in seinen Hoffnungen getäuscht sah, zu Goslar von dem Volk, welches über die stete Streitlust
des Bischofs erbittert war, in seinem Palast angegriffen und erschlagen. Von ihm ist 1083 das Kollegiatstift zu St. Peter in
Halberstadt und 1084 das Kloster Huysburg im Huywald gestiftet worden. Nach der nicht begründeten Sage
war ein großer Kinderfreund und lebt als »Buko von Halberstadt« in Kinderliedern fort.
(spr. burkjello), origineller ital. Dichter,
geboren gegen Ende des 14. Jahrh. zu oder bei Florenz, übernahm 1432 die Barbierbude seines Vaters daselbst, zog aber später
nach Rom, wo er sein Gewerbe fortsetzte und 1448 starb. Er hieß eigentlich Domenico und erhielt den Namen
Burchiello von der ihm eigentümlichen leichten und leichtfertigen Art zu dichten (alla burchia, d. h.
obenhin, nachlässig). Er war der berühmteste der poetischen Possenreißer seiner Zeit und seine Badestube, wo er seine
Gedichte zum besten gab, der allgemeine Anziehungspunkt für Hohe und Niedere, Gelehrte und Ungelehrte.
Ein guter Teil des Spaßes in seinen Gedichten besteht allerdings nur in der Ausdrucksweise, die aus gesuchten Provinzialismen
oder eigens gebildeten Wörtern und Redensarten bunt zusammengeflickt und daher heutzutage kaum mehr verständlich ist, oder
in ganz persönlichen Anspielungen, deren Bedeutung nicht minder rätselhaft ist. Die neueste und beste
Ausgabe seiner zuerst ohne Jahr (1472) und seitdem oft gedruckten Gedichte ist die von London (Lucca)
[* 124] 1757. Einen Kommentar zu
denselben versuchte Franc. Doni (Vened. 1553).
Vgl. E. Mazzi, Il Burchiello; saggio di studi sulla sua vita e sulle sue poesie
(Bologna 1878).
ward Hilfsastronom beim Längenbüreau und 1799 als Franzose naturalisiert. 1807 wurde
er Astronom auf der Sternwarte der École
militaire und starb Seine 1812 herausgegebenen »Mondtafeln« waren bis zu Hansens gleichlautenden
Tafeln die besten, auch gab er Hilfstafeln für astronomische Rechnungen heraus (1814 und 1816). Seine vom Institut gekrönte
Arbeit über die Kometen
[* 129] von 1770 erschien in den »Mémoires« von 1806.
Auf Grund einer Prüfung vor zwei gelehrten Arabern als Moslem anerkannt, reiste er sodann nach Mekka, blieb
daselbst vier Monate und schloß sich im November einem Zug
von 80,000 Pilgern nach dem BergArafat an, worauf er den im Orient hochgeachteten
Titel »Hadschi« (Pilger) führen durfte. Im Januar 1815 besuchte er Medina und kehrte über Suez nach Kairo zurück. Seine letzte
Wanderung trat er im Sommer 1816, während die Pest in Kairo wütete, durch die Halbinsel des Sinai an. Nach
Kairo zurückgekehrt, beschäftigte er sich mit Ausarbeitung seiner Tagebücher sowie mit mathematischen und naturhistorischen
Studien, starb aber, nachdem die langersehnte Fezzankarawane angekommen war, mit welcher er weiter reisen wollte, Seine
Reiseberichte, schlicht und ungeschmückt gegeben, zeichnen sich durch Treue, Genauigkeit und tiefste
Gründlichkeit aus.
3) Heinrich, Forstmann, geb. zu Adelebsen am Solling, besuchte nach dem Bestehen der praktischen
Forstlehre die UniversitätGöttingen 1833-34 und trat 1835 in den hannöverschen Staatsforstdienst als Unterförster ein. 1844 wurde
an die Forstschule in Münden als Lehrer berufen, und von 1849 bis 1866 fungierte er als Forstdirektor und Generalsekretär
in Forstsachen bei der obersten
¶