Beschlüsse kurz zusammenfaßt, durch den »Reichsanzeiger« zur allgemeinen
Kenntnis gebracht. Der Bundesrat kann aber auch die Geheimhaltung der Behandlung einzelner Gegenstände beschließen.
Die auf solche Angelegenheiten sich beziehenden Drucksachen erhalten die Bezeichnung »geheim«.
Vorbehaltlich nachfolgender Beschlußfassung des Bundesrats kann der
Reichskanzler jene Bezeichnung verfügen. Die mündlichen
Verhandlungen des Bundesrats und der
Ausschüsse sind, auch wenn die Geheimhaltung nicht ausdrücklich
angeordnet ist, geheimzuhalten. Schließlich ist noch bemerkt, daß die zur Ausführung der Beschlüsse des Bundesrats erforderlichen
Verfügungen vom
Reichskanzler zu treffen sind.
Dieser
Ausschuß ist dazu bestimmt, von der kaiserlichen
Regierung, welcher die Besorgung der auswärtigen Angelegenheiten
des
Reichsübertragen ist, Mitteilungen über den
Stand derselben zu empfangen. Nach der
Geschäftsordnung kommen aber noch
drei weitere
Ausschüsse hinzu, nämlich 9) für
Elsaß-Lothringen,
[* 6] 10) für die
Verfassung und 11) für die
Geschäftsordnung.
Abgesehen von dem
Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten, der, wie eben bemerkt, aus fünf Mitgliedern besteht, und
abgesehen von dem
Ausschuß für das Seewesen, der sich ebenfalls aus fünf Mitgliedern zusammensetzt, bestehen die
Ausschüsse jeweilig aus sieben Mitgliedern.
Für den vierten, fünften und siebenten
Ausschuß wird je ein Stellvertreter, für den dritten, sechsten und neunten
Ausschuß
werden je zwei Stellvertreter gewählt. In jedem dieser
Ausschüsse ist das
Präsidium
(Preußen)
[* 7] vertreten, und der Präsidialbevollmächtigte
führt in dem
Ausschuß den Vorsitz, abgesehen von dem achten
Ausschuß, in welchem
Bayern präsidiert.
Außerdem müssen in jedem
Ausschuß mindestens vier
Bundesstaaten vertreten sein.
In dem ersten
Ausschuß (für Landheer und
Festungen) hat
Bayern nach der
Reichsverfassung einen ständigen Sitz, während die übrigen Mitglieder dieses besonders wichtigen
Ausschusses vom
Kaiser ernannt werden.
Den
StaatenSachsen und
Württemberg ist aber von der preußischen Staatsregierung in den betreffenden
Militärkonventionen
die Zusicherung erteilt, daß jederzeit ein Vertreter dieser
Staaten in den fraglichen
Ausschuß des Bundesrats mit aufgenommen
werden soll. Der
Kaiser erkennt ferner die sämtlichen Mitglieder des
Ausschusses für das Seewesen. Die Mitglieder des 3.,
4., 5., 6., 7., 9., 10. und 11.
Ausschusses, zwei Mitglieder des 8.
Ausschusses und die Stellvertreter
werden dagegen vom Bundesrat bei dem Beginn jeder ordentlichen
Session durch geheime
Abstimmung erwählt.
Die
Bundesstaaten, auf welche die
Wahl gefallen ist, ernennen dann die Mitglieder und die Stellvertreter
des
Ausschusses aus ihren
Bevollmächtigten oder den für die letztern ernannten Stellvertretern. Innerhalb des
Ausschusses
führt jeder
Staat nur eine
Stimme. Der
Ausschuß beschließt, ob im einzelnen
Fall der
Vortrag an den Bundesrat mündlich oder schriftlich
zu erstatten ist, sofern nicht der Bundesrat die Form der Berichterstattung bezeichnet. Die dauernden
Ausschüsse bleiben auch in der Zwischenzeit zwischen den
Sessionen des Bundesrats in Thätigkeit. Die Mitglieder derselben
werden je nach
Bedürfnis entweder ständig am Sitz des Bundesrats anwesend sein, oder sich daselbst zeitweise aus Einladung
des Vorsitzenden zur Erledigung ihrerGeschäfte versammeln.
In der
Schweiz
[* 8] ist der Bundesrat
(Conseil féderal) die oberste vollziehende und leitende Behörde der
Eidgenossenschaft (Bundesverfassung
vom Art. 95 ff.). Der Bundesrat besteht aus sieben Mitgliedern, die
von der
Bundesversammlung aus der Zahl derjenigen
SchweizerBürger, welche als Mitglieder des
Nationalrats wählbar sind, auf
die Dauer von drei
Jahren gewählt werden (s.
Schweiz).
(Theologia foederalis) heißt das dogmatische
System des
Coccejus (s. d.). Seine
Lehre
[* 10] gründet sich auf
die Unterscheidung des
Bundes der Werke, mit
Adam im
Stande der Unschuld geschlossen (foedus naturae), und
des
Bundes der
Gnade (foedus gratiae s. fidei), der nach dem
Sündenfall eintrat und wieder eine dreifache
Entwickelung (oeconomia)
aufweist.
Coccejus verließ damit die bisherige dogmatische Lehrentwickelung und bahnte eine mehr biblisch-historische Lehrdarstellung
an, welche den geschichtlichen Verlauf der
Offenbarung in dem
Gedanken des Gnadenbundes oder
Reichs Gottes
zusammenzufassen und abzustufen unternahm. Der ursprünglich bloß dogmatische Streit gewann zugleich eine politische Bedeutung,
indem des
Coccejus Gegner, die Voetianer, es mit der
Partei des
Statthalters hielten, die föderalistischen Coccejaner dagegen
die
Partei der
Generalstaaten unterstützten.
In der Schweiz ist
die Bundesversammlung diejenige Körperschaft, welche die oberste Bundesgewalt ausübt, indem sie sich aus dem Nationalrat und aus dem Ständerat
zusammensetzt (s. Schweiz).
eine den Kopf eng umschließend Haube, deren sich im 13. Jahrh. Männer und Frauen besonders auf Reisen und
im Haus bedienten, und die auch, weil sie denSchädel ganz glatt umgab, unter der eisernen Kettenkapuze getragen wurde (s.
Kalotte).
in der letzten Zeit des Mittelalters eine Art großer, bis über die Knöchel reichender Schuhe, die mit Riemen
über dem Fuß festgebunden wurden und, im Gegensatz zum Stiefel des Ritters, vornehmlich die Fußbekleidung des Bauernstandes
waren.
1) Alexander von, Botaniker und Reisender, geb. zu Kiew,
[* 14] studierte seit 1821 in
Dorpat
[* 15] Medizin und Botanik, promovierte 1825 und bereiste mit Ledebour 1826 das Altaigebirge und ging bis zu dem chinesischen
Grenzposten Tsingistei. Er überstieg 1826 die Verektinskischen Alpen
[* 16] und befuhr den Telezkischen See. Von Barnaul und Smeinogorsk
aus besuchte er 1828 die Gegend von Salair, das Cholsunsche Gebirge und 1829 die Quellen der Katunja. Über
Bunges Forschungen berichtet das Prachtwerk »KarlFriedrich v. LedeboursReise durch das Altaigebirge und die dsungarische Kirgisensteppe
etc.« (Berl. 1829-30). Auch an Ledebours »Flora altaica« (Berl. 1829-33, 4 Bde.)
und dessen »Icones plantarum novarum vel imperfecte cognitarum,
floram rossicam, imprimis altaicam illustrantes« (das. 1829-34, 5 Bde.)
hatte Bunge bedeutenden Anteil. 1830 begleitete Bunge die nach China
[* 17] abgesandte neue geistliche Mission als Naturforscher und studierte
die Flora der SteppeGobi und die der Umgebungen Pekings. 1831 nach Rußland zurückgekehrt, publizierte er »Enumeratio plantarum,
quas in China boreali collegit« (Petersb. 1831) und »Plantarum
mougholico-chinensium decas I« (Kasan
[* 18] 1835). Im folgenden Jahr durchstrich er wieder den Altai, um die Flora des östlichen
Teils dieses Gebirges einer neuen Untersuchung zu unterwerfen, und 1834 folgte er einem Ruf als Professor der Botanik nach Kasan,
von wo aus er 1835 die Wolgasteppe bis in das astrachansche Gouvernement bereiste. 1836 ging er als Professor
der Botanik und Direktor des botanischen Gartens nach Dorpat. Im Dezember 1857 schloß er sich der wissenschaftlichen Expedition
an, welche die Untersuchung Chorasans zum Zweck hatte. Er besuchte von Astrabad aus Schahrud, Nischapur, Meschhed und Herat und
machte 1858 einen längern Ausflug an den Ostrand der großen Salzwüste nach Tebbes, trat Februar 1859 die Rückreise über
Lasch durch die Salzwüste nach Chablis, Kerman, Ispahan, Teheran, Tebriz und Tiflis an und kant im August 1859 nach
Dorpat zurück,
wo er sich seitdem mit Bearbeitung der reichen botanischen Ausbeute jener Reise beschäftigte.
Seit 1868 ist er emeritiert. Von Bunges wissenschaftlichen Arbeiten sind außer den genannten besonders noch folgende hervorzuheben:
»Beiträge zur Kenntnis der Flora Rußlands und der SteppenZentralasiens« (Petersb. 1851);
Mit Madai veröffentlichte er noch: »Theoretisch-praktische
Erörterungen aus den in Liv-, Esth- und Kurland geltenden Rechten« (Dorpat 1839-43, 4 Bde.). Seine »Darstellung
des heutigen russischen Handelsrechts« (Riga 1829) ist ebenfalls mit besonderer Rücksicht auf die deutschen Ostseeprovinzen
bearbeitet. Er begründete 1836 die historisch-statistische Wochenschrift »Das
Inland«, gab seit 1842 das »Archiv für die Geschichte Liv-, Esth- und Kurlands« heraus und begann 1852 das »Liv-, esth- und kurländische
Urkundenbuch«, von welchem 1884 der 8. Band
[* 23] erschienen ist.
Auch verdanken wir ihm mit R. v. Toll die »Esth- und livländische Brieflade« (Reval 1856-57, 2 Bde.). Seine neuesten Schriften
sind: »Die Revaler Ratslinie« (Reval 1874);
»Geschichte des Gerichtswesen und Gerichtsverfahrens in Liv-, Esth- und Kurland« (das.
1874);
(spr. böngsch'nähr),LouisFelix, reformierter theolog. Schriftsteller, geb. 1814 zu Marseille
[* 26] aus einer deutschen
Familie, widmete sich seit 1832 in Genf
[* 27] dem Studium der Theologie und ward 1843 Direktor des Gymnasiums daselbst,
von welcher Stelle ihn 1848 die neue radikale Regierung entfernte. Er widmete sich nun der Schriftstellerei auf theologischem
und historischem Gebiet. In weitern Kreisen machte er sich bekannt durch eine Reihe von Werken, die, in
¶
mehr
Romanform eingekleidet, der Verteidigung und Verherrlichung des Protestantismus dienen: »Unsermon sous Louis XIV« (7. Aufl.,
Par. 1881; deutsch u. d. T.: »König
und Prediger«, Bas. 1860);
»Histoire du concile de Trente« (2. Aufl. 1854, 2 Bde.;
deutsch, Stuttg. 1861, 2 Bde.);
»Trois sermons sous Louis XV.« (5. Aufl. 1876; deutsch, Leipz. 1859, 3 Bde.);
VonBunias ErucagoL., einem Sommergewächs auf Äckern und Weinbergen in Südeuropa, mit fleischiger Frucht, gibt das scharf
schmeckende Kraut ein Gemüse, Frucht und Same waren früher offizinell. Bunias orientalisL. ist eine ausdauernde Pflanze in Osteuropa
und Sibirien, kommt verwildert auch in Deutschland
[* 34] und Böhmen
[* 35] vor und liefert in ihren fleischig-saftigen Stengeln und Blattstielen
ein in Rußland beliebtes Gemüse, auch kann sie als reichen Ertrag gewährende Futterpflanze angebaut
werden.
Von Bunium ferulaefoliumDesf. (Bunium creticum
Mill.), mit gabeligen Stengeln, dreizähligen, eingeschnittenen Blättern und weißen Blüten, vornehmlich auf
den griechischen Inseln einheimisch, wird die haselnußähnlich schmeckende Wurzel von den Türken unter dem NamenTopana gegessen.
Bunium bulbocastanum, s. v. w. Carum bulbocastanum.
Die Bunker, möglichst nahe den Kesselräumen placiert, haben besonders große
Abmessungen am Bord von Ozeandampfern, die zuweilen 1000 und mehr TonnenSteinkohlen zum Betrieb ihrer Maschinen
verstauen müssen. Vgl. Schiff.
[* 38]
1) ChristianKarlJosias, Freiherr von, ausgezeichneter Diplomat und Gelehrter, geb. zu Korbach im Waldeckischen,
wo sein Vater, der in holländischen Militärdienst gestanden, als Gerichtsschreiber thätig war, widmete sich, auf
dem Gymnasium
zu Korbach vorgebildet, seit 1808 zu Marburg
[* 41] theologischen und 1809-13 zu Göttingen
[* 42] unter Heynes Anleitung
philologischen Studien, erhielt hier 1812 eine Gymnasiallehrerstelle und machte sich schon damals durch eine gekrönte Preisschrift:
»De jure Atheniensium hereditario« (Götting. 1813), in der gelehrten Welt vorteilhaft bekannt. Um seine unter Benecke begonnenen
sprachlichen Studien fortzusetzen, nahm er seine Entlassung, begab sich nach kurzen Reisen nach Wien,
[* 43] an den
Rhein und nach Holland 1813 nach Kopenhagen,
[* 44] wo er unter Finn Magnussen das Isländische erlernte, und brachte die letzten Monate
des Jahrs 1815 in Berlin
[* 45] zu, wo er Niebuhrs Bekanntschaft machte. Im April 1816 wandte er sich nach Paris,
[* 46] um unter Silvestre
de Sacy persische und arabische Sprachstudien zu machen.
Behufs Erlangung der Mittel zu einer Reise nach Indien gedachte er einen jungen reichen Amerikaner, NamensAstor, auf einer Reise
durch Europa zu begleiten und begab sich im Oktober 1816 nach Florenz,
[* 47] wo er mit Astor zusammentreffen wollte. Da derselbe aber
inzwischen nach Amerika
[* 48] hatte zurückkehren müssen, so wandte sich Bunsen auf Niebuhrs Einladung nach Rom.
[* 49] Hier verheiratete er sich mit einer reichen Engländern, FannyWaddington, und wurde auf NiebuhrsEmpfehlung 1818 zum Gesandtschaftssekretär
ernannt.
Für Bunsens weitere Laufbahn wurde der Besuch König FriedrichWilhelms III. in Rom entscheidend, indem jener dadurch Gelegenheit
erhielt, dem König seine Ansichten über Agende und Liturgie darzulegen, die, so verschieden sie auch von
denen des Königs waren, ihm doch dessen Gunst verschafften. 1823 zum Legationsrat ernannt, übernahm er nach NiebuhrsAbgang
im Frühjahr 1824 die Geschäfte der Gesandtschaft und ward 1827 zum preußischen Ministerresidenten beim päpstlichen Stuhl
ernannt. Er erhielt den Auftrag, die Unterhandlungen über die gemischten Ehen zu führen, und erwirkte
von Pius VIII. das Breve vom welches Preußen ein allerdings unklar gefaßtes Zugeständnis machte, von diesem aber
nicht sofort authentisch interpretiert und acceptiert wurde, so daß Gregor XVI. es nachher anders auslegen konnte.
Bunsens Memorandum vom über Reformen im Kirchenstaat machten die Gesandten der Großmächte zu
dem ihrigen. Heilsam und fördernd erwies sich Bunsens Einfluß und Thätigkeit in Rom auch auf dem wissenschaftlichen Gebiet.
So erfolgte 1829 die Gründung des vom damaligen Kronprinzen, nachherigen König FriedrichWilhelm IV. von Preußen, in
Anregung gebrachten ArchäologischenInstituts unter Bunsens wesentlicher Mitwirkung. Auch war er es, durch dessen Vermittelung
Lepsius von der preußischen Regierung die Mittel zu seiner epochemachenden Reise nach Ägypten
[* 50] erhielt, sowie er endlich auch
auf dem tarpejischen Felsen ein protestantisches Hospital gründete.
Daneben beteiligte er sich eifrig an der Herausgabe der »Beschreibung der Stadt Rom« (1830-43, 3 Bde.),
für welche er besonders topographische Mitteilungen über das alte Rom und die Anfänge des christlichen Rom lieferte. Eine
Frucht dieser Studien war auch das Prachtwerk »Die Basiliken des christlichen Rom« (mit 50 Kupfertafeln von Gutensohn und Knapp,
Münch. 1843; neue Ausg. 1864; franz.
Ausg. von Ramier, Frankf. 1873). Nachdem er 1834 während eines Besuchs in Berlin die Regierung zur Annahme jenes BrevesPius'
VIII. und zur Übereinkunft mit den BischöfenWestfalens und der Rheinprovinz
[* 51] vom 19. Juni vermocht hatte, brach infolge des schroffen
Verhaltens des Kölner
[* 52] Erzbischofs¶
Gegen den Verdacht, als strebe er auch in der deutschen protestantischen Kirche nach Einführung anglikanischer Formen, verteidigte
er sich in dem Werk »Die Kirche der Zukunft« (Hamb. 1845), worin er sich entschieden gegen Einführung des Bistums in die evangelische
KircheDeutschlands
[* 59] erklärte und im Gegensatz zu toten Formen sittliche Kraft
[* 60] und Thätigkeit, volkstümliches
Leben aus dem eigensten Herzen als Erfordernisse für die Kirche der Zukunft betonte.
In den damals obschwebenden Verfassungsfragen 1844 vom König von Preußen, dessen Vertrauen auch in dieser Angelegenheit trotz
seiner Hinneigung zu liberalen Prinzipien in hohem Maß besaß, zu Rate gezogen, arbeitete er denEntwurf
zu einer der englischen möglichst treu nachgebildeten preußischen Verfassung aus. 1848 von den Schleswigern in das deutsche
Parlament gewählt, ohne daß er sie vertreten konnte, beteiligte er sich an dem von ihm mit großen Hoffnungen begrüßten
Werk mit zwei Sendschreiben über die künftige deutsche Verfassung.
Besonders thätig bewies er sich in der schleswig-holsteinischen Sache, und bereits überreichte er LordPalmerston
sein »Memoir on the constitutional rights of the duchies of Schleswig
[* 61] and Holstein«. Doch stieß er bei den englischen Staatsmännern
auf unüberwindliches Übelwollen und Unverständnis für deutsche Dinge. Er begab sich zwar 1848 und 1849 auf
längere Zeit nach Deutschland, vermochte aber seinen königlichen Freund nicht zu mutigem Entschluß in der deutschen Frage
zu bewegen.
Auch ein Werk derBarmherzigkeit, das deutsche Hospital zu Dalston bei London, schuf in England. BeimAusbruch des orientalischen
Kriegs sprach er sich in mehreren Denkschriften entschieden für ein BündnisPreußens mit den Westmächten aus, zog sich
aber dadurch den Haß der die nächste Umgebung des Königs bildenden russischen Parteien, welche seine Abberufung (Juni 1854)
bewirkte. Er siedelte nach
Heidelberg
[* 63] über, wo er gegen ultramontane und unionsfeindliche Ränke die populäre und seiner
Zeit sehr wirkungsvolle Schrift »Zeichen der Zeit, Briefe an Freunde über Gewissensfreiheit und das Recht der
christlichen Gemeinde« (1.-3. Aufl., Leipz. 1855 u.
1857, 2 Bde.) schrieb, ferner »Gott
in der Geschichte, oder der Fortschritt des Glaubens an die sittliche Weltordnung« (das. 1857-58, 3 Bde.).
Seinen Sitz im Herrenhaus, den er bei seiner Erhebung in den erblichen Freiherrenstand 1857 erhielt, nahm Bunsen nur ein einziges
Mal ein, in der Sitzung, wo die Regentschaft des Prinzen von Preußen vor den beiden Häusern des Landtags verkündet wurde, Seines
asthmatischen Leidens wegen brachte er zwei Winter in Cannes zu und kaufte sich 1860 in Bonn
[* 64] an. Hier starb er Neben
seiner diplomatischen Wirksamkeit und seiner ausgedehnten Korrespondenz über politische und vornehmlich
über kirchliche Angelegenheiten ist Bunsen unausgesetzt litterarisch thätig gewesen.
Von seinen archäologischen Werken ist vornehmlich zu nennen: »ÄgyptensStelle in der Weltgeschichte« (Hamb. u. Gotha 1845-57, 5 Bde.).
Den eigentlichen Mittelpunkt seiner Bestrebungen aber bildeten die biblischen, kirchengeschichtlichen und liturgischen Studien,
in denen er durch die vielseitigsten Kenntnisse und geistvolle Auffassung glänzte, jedoch mitunter seiner kühnen Phantasie
die Zügel schießen ließ. Seine wichtigsten Werke in diesem Fach, welche auch englisch erschienen, sind: »Hippolytus und seine
Zeit« (Leipz. 1853, 2 Bde.;
in der zweiten engl. Ausgabe u. d. T.: »Christianity and mankind.
Their beginnings and prospects« auf 7 Bände erweitert);
»Ignatius von Antiochien und seine Zeit« (Hamb.
1847);
»Die drei echten und die vier unechten Briefe des Ignatius von Antiochien« (das. 1847) und das unvollendete »Bibelwerk
für die Gemeinde«, dessen Fortsetzung von Kamphausen und Holtzmann besorgt wurde (Leipz. 1858-69, 9 Bde.).
Allein vor Vollendung des Gebäudes ging er 1852 als Professor der Chemie nach Heidelberg. hat die Chemie durch zahlreiche neue
Untersuchungen und Entdeckungen bereichert. Hervorzuheben sind besonders seine Untersuchungen über die Doppelcyanüre, die
Kakodylreihe, die chemische Verwandtschaft und das Schießpulver.
[* 68] Auch verdankt man ihm die Entdeckung eines
mit Erfolg benutzten Gegengifts gegen die arsenige Säure (Eisenhydroxyd). 1846 machte er in Island
[* 69] chemisch-geologische Untersuchungen,
wodurch er die wichtigsten Beiträge zur Kenntnis der
¶
mehr
Natur dieses Eilandes und der vulkanischen Erscheinungen überhaupt lieferte. Weitere Untersuchungen lieferte er über das
spezifische Gewicht, über das Gesetz der Gasabsorption, über den Einfluß des Druckes auf den Erstarrungspunkt geschmolzener
Materien (besonders wichtig für die Bildung der plutonischen Gesteine),
[* 71] über die Diffusion,
[* 72] über die Verbrennungserscheinungen
der Gase,
[* 73] über die elektrolytische Gewinnung der Alkali- und Erdalkalimetalle und über Photochemie; auch
konstruierte er mehrere nach ihm benannte Apparate, wie den Gasbrenner, ein galvanisches Element u. a. Bunsen stellte zum erstenmal
das Magnesium in größerer Menge dar und entdeckte (1860), daß man durch Verbrennen von Magnesiumdraht ein ungemein glänzendes
und chemisch wirksames Licht
[* 74] erhält.
3) Georg von, Mitglied des deutschen Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses, vierter Sohn von Bunsen 1), geb. zu
Rom, ward in Schulpforta erzogen, studierte Philosophie und Geschichte in Berlin und Bonn und lebte wegen eines hartnäckigen
Augenleidens mehrere Jahre bei seinem Vater, der auf seine Geistes- und Gemütsrichtung bestimmenden Einfluß
übte. Nachdem er dann Frankreich und Italien
[* 77] bereist, sich in England längere Zeit aufgehalten und sich mit den politischen
Zuständen dieses Landes eingehend beschäftigt hatte, widmete er sich auf einem Landgut bei Bonn der Landwirtschaft neben der
Fortsetzung seiner politischen und volkswirtschaftlichen Studien. Im Mai 1862 wurde er in das preußische
Abgeordnetenhaus gewählt und hat bis 1879 ununterbrochen diesem, seit 1867 auch dem norddeutschen und deutschen Reichstag
angehört.
Trotz seiner Begabung trat er im Plenum selten als Redner auf, sondern wirkte vornehmlich im Vorstand der nationalliberalen
Partei und in verschiedenen Kommissionen, namentlich in der Budget- und in der Unterrichtskommission. 1881 schloß er
sich der Sezession und mit dieser 1884 der deutsch-freisinnigen Partei an. Außerdem widmet er seine Muße der Leitung verschiedener
gemeinnütziger Vereine, wie der Viktoria-National-Invalidenstiftung, der Kaiser Wilhelms-Spende, des Deutschen Fischereivereins,
des Zentralvereins für Hebung
[* 78] der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt u. a., namentlich seit er seiner
parlamentarischen Thätigkeit wegen nach Berlin übergesiedelt ist. Von seinen vier Brüdern widmete sich der älteste, Heinrich,
geb. 1818 zu Rom, in England dem geistlichen Stand und starb im März 1885 als Pfarrer zu Donnington bei Wolverhampton;
er übersetzte ein anonymes
englisches Werk: »WilliamPenn, oder die Zustände Englands 1644-1718«, ins Deutsche
[* 79]
(Leipz. 1854) und beschäftigte sich in
neuerer Zeit namentlich mit religionsgeschichtlichen Studien;
»The chronology of the Bible connected with contemporaneous
events in the history of Babylonians, Assyrians and Egyptians« (Lond. 1874; deutsch, Berl.
1876);
(Farbendruck), 1) in der Buchdruckerkunst aller Druck in andern Farben als schwarz. Seine
Geschichte ist fast ebenso alt wie die Buchdruckerkunst selbst; der Fust und Schössersche Psalter mit seinen kunstvollen Initialen
in Rot undBlau und seiner Schlußschrift in Schwarz und Rot ist hierfür der sprechendste Beleg, und das noch vorhandene Wappen
[* 87] des KardinalsLang v. Wellenburg, Erzbischofs von Salzburg,
[* 88] in Holz
[* 89] geschnitten und gedruckt 1520 in acht Farben, beweist, daß
man schon damals komplizierte Arbeiten auszuführen vermochte; gleichwohl sind nur äußerst wenige Beispiele mehrfacher Farbendrucke
aus früherer Zeit bekannt. Erst im dritten Jahrzehnt unsers Jahrhunderts begann man den Buntdruck wieder mehr
zu pflegen, und es war wohl der Engländer und Londoner Buchdruckereibesitzer WilliamSavage, welcher die ersten und zugleich
großartigen Erfolge hiermit erzielte; sein Werk »Practical hints on decorative
printing« (Lond. 1822) gibt hiervon ein glänzendes Zeugnis.
Baxter, der nach ihm kam, konnte sich noch größerer Erfolge in künstlerischer Hinsicht rühmen,
verband aber den Kupferdruck mit dem Buchdruck bei seinem Verfahren und verteuerte dasselbe hierdurch. In Deutschland ging C.
Naumann in Frankfurt a. M. bahnbrechend vor; diesem folgte Ed. Hänel in Magdeburg.
[* 90] Das Verfahren des Buntdrucks erfordert vor
allem aufmerksame und reinliche Behandlung sowohl der zu verwendenden Farben als der Druckutensilien und
der Formen.
Die trocknen Farben werden mit Wasser, Spiritus
[* 91] oder Äther und dann erst mit Firnis zusammengerieben. Die Verwendung des Buntdrucks
zu industriellen Zwecken hat einen neuen Aufschwung erhalten durch die 1879 von Bacon gemachte Erfindung des teil- und zusammensetzbaren
Farbtisches, bei welchem er denjenigen Teil der Buchdruckschnellpresse, welcher zur Verreibung oder Verteilung
der Druckfarbe dient, aus einzelnen beweglichen Scheiben verschiedener Breite
[* 92] herstellte, wodurch es möglich wird, entsprechende
Einrichtung des Druckfarbenbehälters vorausgesetzt, eine Anzahl Farben in geraden Linien dicht nebeneinander zu drucken, ohne
daß
¶
mehr
sich dieselben vermischen oder ineinander verlaufen. Dieser Art Buntdruck gerade entgegengesetzt ist der Irisdruck, bei welchem mit
einer Walze zugleich mehrere Farben derart aufgetragen werden, daß dieselben nach dem Druck zwar selbständig nebeneinander
erscheinen, an ihren Rändern aber, unter Erzeugung von Mischtönen, unmerklich ineinander übergehen und somit einen regenbogenartigen
Effekt hervorbringen. Der Irisdruck wird verwandt zur Darstellung des Himmels bei landschaftlichen Illustrationen,
zu Affichen, Fonds von Wertpapieren etc. Letzterm Zweck dient namentlich auch der Tondruck, in welchem der Untergrund dieser Papiere
in einer matten und zarten Farbe teils von Holzstöcken und Celluloid, teils von Platten in Schriftmetall, Zink etc., mit
oder ohne Schrift und Verzierungen, gedruckt wird; häufig sucht man durch Nachahmung der Farbe des chinesischen Papiers vermittelst
Tondrucks auch Bildern größere Wärme
[* 94] und Weichheit zu verleihen.
Der Gold-, Silber- oder Bronzedruck fällt auch in die Klasse des Buntdrucks; letzterer hat jetzt, wo billige Bronzen fast in
allen Farben zu erlangen sind, namentlich beim Druck von Warenetiketten u. dgl. große Ausdehnung
[* 95] erlangt.
Der Congrevedruck (s. d.) ist ein fast nur noch in England geübtes Verfahren zur Herstellung mehrfarbigen Druckes, bei welchem
eine Metallplatte in so viele genau ineinander passende Teile zerlegt wird, wie der DruckFarben zeigen soll; diese Teile werden
einzeln eingefärbt, vor dem Druck aber wieder zusammengefügt und dann mit einemmal zum Abdruck gebracht; er dient zur Herstellung
von Fonds zu Wertpapieren, Warenetiketten etc. Man konstruiert auch für Buntdruck besonders geeignete
Maschinen, sogen. Zwei- und Vielfarbendruckmaschinen (s. Schnellpresse).
[* 96] - 2) Lithographischer Buntdruck (Chromolithographie), s. Lithographie
und Ölfarbendruck.
(oktaedrischer Kupferkies, Bornit, Erubescit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert
tesseral; doch sind Kristalle in
[* 99] Drusen
[* 100] oder einzeln eingewachsen in Kalkspat
[* 101] (Berggießhübel) selten, meist kommt es derb und
eingesprengt, auch in Platten, Knollen
[* 102] und angeflogen vor. Es läuft sehr schnell bunt an und zeigt nur
auf der frischen Bruchfläche seine eigentümliche kupferrote, ins Tombakbraune ziehende Farbe, Härte 3, spez. Gew. 4,9-5,1,
besteht aus Schwefelkupfer mit Schwefeleisen Cu3FeS3 , enthält 55,6 Kupfer
[* 103] und 16,1 Eisen,
[* 104] doch kommen
auch Varietäten mit 60-71 Proz. Kupfer vor, so daß das Buntkupfererz vielleicht als eine isomorphe Mischung der
Sulfurete Cu2S , CuS und FeS in wechselnden Verhältnissen zu betrachten ist.
entweder in der Masse natürlich (durch
farbige Hadern) oder künstlich gefärbtes oder weißes Papier, dem
ein farbiger Überzug gegeben ist. Nach allgemeinem Sprachgebrauch versteht man unter Buntpapier nur die letzte Gattung: das auf einer
oder beiden Seiten gefärbte, bedruckte, gepreßte etc. Papier. Die Herstellung geschieht entweder durch
Handarbeit oder mittels Maschinen. Die Farben werden mit der Bürste (Schwamm, Pinsel) auf kleine Bogen aufgetragen oder die Bogen
durch Auflegen auf eine Farbenmischung gefärbt; danach werden die Bogen auf dem Hängekreuz getrocknet und geglättet, resp.
weiter verarbeitet (bedruckt, gepreßt, gefirnißt etc.). Man unterscheidet einfarbige oder
schlichte Buntpapiere, die entweder auf einer oder auf beiden (Blumenpapiere) Seiten bedruckt sind, und
mehrfarbige. Zu den einfarbigen Papieren gehören: Taft- (Glanz-), Atlas-, Gold- und Silber-, Perlmutter-, Samtpapiere, zu den mehrfarbigen:
Iris- (mit ineinander laufenden Streifen), Marmor-, Granit-, Holz-, Kristallisationspapiere.
Das Bedrucken der Buntpapiere geschieht vermittelst Modeln wie beim Kattundruck; das Muster ist in Holz
geschnitten, feinere Linien oder sich wiederholende Figuren sind aus gebogenem Messingdraht eingesetzt. Bei mehrfarbigem Druck
sind so viele Modeln wie Farben nötig; die Genauigkeit des Rapports wird durch Paßspitzen (auf den Modeln angebrachte Metallstifte,
welche auf dem Bogen immer an gleicher Stelle leicht eingedrückt werden) reguliert. Das Pressen der Buntpapiere
geschieht durch eine gravierte Messingwalze (Patrize) und eine Bleiplatte oder Papierwalze, auch wohl Matrize und Gegenmatrize
auf warmem oder kaltem Weg.
Im 17. und 18. Jahrh. war das Verfahren zur Herstellung der Buntpapiere im großen und ganzen dasselbe wie heute; auch damals
wurde es vielfach von Frauen betrieben. Nur die Buntpapiere vom Anfang des 17. Jahrh. scheinen zum Teil
mit einzelnen Metallstempeln (wahrscheinlich Buchbinderstempeln) bedruckt zu sein. Um Stempel zu sparen, sind die Rankenmuster
mit derselben sich wiederholenden Platte gedruckt, die eingestreuten Figuren, Tiere, Embleme etc., um möglichste Mannigfaltigkeit
zu erzeugen, mit besondern Stempeln.
Auch Schablonen scheint man verwendet zu haben. Die »türkischen« Papiere, eine besonders beliebte, zum
Auskleben von Schränken, Schubladen etc. vielgebrauchte Art, wurden durch Auflegen der Papiere auf einen zähen Farbenbrei
hergestellt; beim Abnehmen der Bogen zog sich die Farbe und bildete so geflammte Muster. Die Herstellung der Buntpapiere galt
als eine freie Kunst; sie war nicht zünftig, jedermann konnte sie ausüben. Daher finden wir, daß namentlich
die Kattundrucker, zum Teil mit den beim Kattundruck abgenutzten Holzmodeln, Buntpapiere anfertigten (Kattunpapiere), aber
auch die Buchbinder, da die Herstellung nicht schwierig war, sich ihren Bedarf teilweise selbst hergestellt haben.
Verbreitet war im 18. Jahrh. die Herstellung der Buntpapiere auf den Jahrmärkten durch Frauen, welche
den ganzen Apparat zur Stelle brachten und unter lautem Geschrei farbige Papiere herstellten und verkauften. Die ältesten bedruckten
Buntpapiere stammen aus dem Anfang des 17. Jahrh. Die Musterung besteht aus streng symmetrischem Rankenwerk, in welchem gelegentlich
Figuren oder Embleme angebracht sind. Das Muster ist meist für den ganzen Bogen so komponiert, daß nur
eine große Platte zum Druck erforderlich war. Daneben kommen die oben erwähnten Rankenmuster in Wiederholung mit besonders
eingedickten Stempeln vor,
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