Reinhold, Zoolog und Reisender, geb. zuFrankfurt
[* 6] a. O., widmete sich den
Naturwissenschaften
und machte 1869 die Nordpolfahrt der
Hansa mit. Da diese verlassen werden mußte, trieb die
Mannschaft 200
Tage auf einer Eisscholle
im
Ozean und konnte sich endlich auf
Booten an die grönländische
Küste retten. 1872 zum
Professor der
Zoologie in
Greifswald
[* 7] ernannt, machte er im Juni d. J. mit Lühder und Reichenow eine
Reise nach dem Camerungebirge, nach
Fernando Po
und dem
Ogowe, von welcher er 1875 zurückkehrte.
Während dieser Zeit war er sehr eifrig mit zoologischen Forschungen, namentlich auf dem Gebiet der Insektenkunde, beschäftigt. 1876 ward
er
Professor und
Direktor des
ZoologischenMuseums zu
Greifswald, starb aber schon 17. April d. J. Außer zahlreichen
Abhandlungen in Fachzeitschriften veröffentlichte er: »Erlebnisse der
Mannschaft des
SchiffsHansa bei der zweiten deutschen
Nordpolfahrt« (Königsb. 1871).
Vgl.
»Reinhold Buchholz'
Reisen in Westafrika, nach seinen Tagebüchern und
Briefen« (hrsg. von Heinersdorff,
Leipz. 1880).
heißt der
Kredit, welchen der Warenverkäufer gewährt, indem
er den kreditierten Kaufpreis
in seine ordnungsmäßig geführten
Geschäftsbücher einträgt, eine wichtige Form für
Beurkundung von persönlichen Kreditgeschäften.
Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Ungarisch-Hradisch, hat ein schönes
Schloß mit
Gartenanlagen,
eine
Glashütte, Möbelflechtfabrik und (1880) 2315 Einw. Dabei 2 Schwefelbäder
und das alte Bergschloß Buchlau mit interessanten Sammlungen.
starb daselbst, seit
längerer Zeit quiesziert, Das erwähnte Werkchen
»Geflügelte Worte«, eine reichhaltige Sammlung gebräuchlicher
Citate aus allen
Sprachen, erschien zuerst 1864 und fand den lebhaftesten Anklang;
es erlebte zahlreiche,
immer vermehrte und verbesserte
Auflagen (14. Aufl., Berl. 1884) sowie Übersetzungen in verschiedene
fremde
Sprachen.
Nach halbjährigem Aufenthalt in der
Residenz des
Muata Jamvo wollte er versuchen, weiter nach
Norden
[* 18] vorzudringen, sah sich
aber genötigt, nach Malange zurückzukehren. Seit 1882 wieder in
Europa,
[* 19] begleitete er im Frühjahr 1884 den
GeneralkonsulNachtigal auf dessen
Mission nach Westafrika, wurde von demselben zum
Konsul in
Camerun
[* 20] ernannt und kehrte Mitte 1885 nach
Deutschland
[* 21] zurück. Er veröffentlichte:
»Reise durch den
StillenOzean« (Bresl. 1878).
»Leonce und Lena«, voll Geist, Witz und kecker Laune; ferner eine »Geschichte der philosophischen Systeme von Cartesius bis Spinoza«
und eine »Geschichte der ältern griechischen Philosophie«. Eine kritische Gesamtausgabe von Büchners »Werken nebst
dem handschriftlichen Nachlaß« wurde von K. F. Franzos (Frankf. a. M. 1879) veranstaltet.
2) Luise, bekannte Schriftstellerin, Schwester des vorigen, geb. zu Darmstadt, lebte in Darmstadt,
wo sie starb. Ihr erstes Schriftchen: »Die Frauen und ihr Beruf« (Frankf. a. M. 1855; 5. Aufl., Leipz.
1883),
erregte um seiner gefunden Anschauungen willen ein gewisses Aufsehen. Demnächst erschienen von ihr: Novellen (»Aus
dem Leben«, Leipz. 1861);
»Die Frau. Hinterlassene Aufsätze, Abhandlungen und Berichte zur Frauenfrage« (Halle 1878) und »Nachgelassene
belletristische und vermischte Schriften« (Frankf. a. M. 1878, 2 Bde.).
3) Louis, naturwissenschaftlicher Schriftsteller, Bruder der vorigen, geb. studierte in GießenMedizin, lebte dann
einige Zeit als Arzt in seiner Vaterstadt und habilitierte sich 1852 als Privatdozent zu Tübingen.
[* 33] Hier
rief er indessen durch seine im Geiste des modernen Materialismus gehaltene und für dessen Popularisierung mit Erfolg wirkende
Schrift »Kraft und Stoff« (Frankf. a. M. 1855, 15. Aufl. 1883) einen
so heftigen litterarischen Kampf hervor, daß er seine akademische Stellung aufgeben mußte und nach Darmstadt zurückkehrte,
wo er seine ärztliche Praxis wieder aufnahm. Er veröffentlichte noch: »Natur und Geist« (3. Aufl., Leipz.
1876);
trat früh
als oppositioneller Journalist auf, weshalb seine ersten Schriften, z. B. »Vie de Tasse« (Par. 1817),
verboten
wurden. 1821 hielt er Vorlesungen über die Geschichte der dramatischen Kunst in England, sodann bereiste er einen großen
Teil Europas, um Materialien zu sammeln für eine »Collection des chroniques nationales
françaises, écrites en langue vulgaire du XIII. au XVI. siècle« (Par.
1824-29, 47 Bde.),
die er mit den »Chroniques de Froissart« eröffnete (1824-26, 15 Bde.). Zu vielen
Chroniken und Geschichtsquellen schrieb er die nötigen Einleitungen. Ferner gab er die »Chroniques étrangères relatives aux
expéditions françaises pendant le XIII. siècle« (Par. 1840) heraus. Durch die »Esquisse
des principaux faits de nos annales nationales du XIII. au XVII. siècle« (Par.
1840) suchte er das Studium dieser Geschichtsquellen zu befördern. Vom MinisteriumMartignac wurde er 1828 zum Inspektor der
Archive und BibliothekenFrankreichs und 1829 zum Generalinspektor der Departemental- und Kommunalarchive ernannt, aber vom
MinisteriumPolignac wieder beseitigt. Seitdem lebte Buchon ganz seinen Studien in Paris, wo er starb.
Bemerkenswert ist seine »Histoire populaire des Français« (Par. 1832). Über seine Reisen berichtete er in »Quelques souvenirs
de courses en Suisse et dans le pays deBade« (Par. 1836) und »La Grèce continentale et la Morée« (das. 1843). Griechenland
[* 37] insbesondere bereiste er für seine »Recherches et matériaux pour servir à une histoire de la domination
française dans les provinces démembrées de l'empire grec« (Par. 1840); »Nouvelles recherches historiques sur la principauté
française de Morée« (das. 1845, 2 Bde.).
Auch die unvollendet gebliebene »Histoire des conquètes et de l'établissement des Français dans les
états de l'ancienne Grèce sous les Ville-Hardouin« (Par. 1846, Bd.
1) hat hohen Wert. Die »Histoire universelle des religions, théogonies, symboles, mystères, dogmes, etc.«
(Par. 1844-46, 5 Bde.) wurde unter Buchons
Leitung begonnen.
nennt man die Religion der Chinesen wegen der fünf Kings des Konfucius und des Taoteking
des Laotse, die der Inder wegen der brahmanischen Weden und des buddhistischen Tripitaka, die der Perser wegen des Avesta, die
der Juden und Christen wegen der Bibel
[* 38] und die der Mohammedaner wegen des Korans. Nur diesen Religionen ist Dauer verbürgt, weil
ihre »heiligen Schriften« den steten Verjüngungsquell für sie bilden. Darauf beruht bei aller damit
verbundenen Unfreiheit die Zug- und Lebenskraft, die z. B. selbst der Islam allem Gerede von seiner Selbstauflösung zum Trotz
offenbart. Ebenso erfahrungsgemäß aber enthält die Vorstellung der Inspiration, welche in irgend einer Gestalt von allen
Buchreligionen zu Hilfe gerufen wird, um den schriftlichen Religionsunterlagen eine übernatürliche Autorität
zu sichern, eine wirksame Herausforderung zur Kritik, zunächst ebendieser Religionsbücher, sodann auch der auf sie gegründeten
Glaubensformen selbst.
¶
(Buxbaum, Buxus L.), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen,
[* 40] kleine Bäume und Sträucher mit gegenüberstehenden,
ganzrandigen, lederartigen, immergrünen Blättern, zweihäusigen Blüten in den Blattwinkeln und schwarzen Samen
[* 41] in dreihornigen,
dreifächerigen Kapseln;
[* 42] 18 Arten. Buchsbaum sempervirensL. (echter in Südeuropa, Nordafrika, im Orient bis zum Himalaja, vielleicht
auch in China
[* 43] und Japan, ist ein 4-9 m hoher, sehr langsam wachsenderStrauch mit vierkantigen, an zwei
gegenüberstehenden Seiten behaarten Ästen und länglichen, kurzgestielten Blättern.
Die strauch- oder baumartige Form des echten Buchsbaums (arborescens) wächst besonders im Orient, in Nordafrika, Südeuropa
und in den Ländern am SchwarzenMeer und erreicht bedeutende Dimensionen, die zwergartige Form (suffruticosa)
ist in unsern Gärten sehr verbreitet und dient namentlich zu Einfassungen. Der Buchsbaum spielt als Zierpflanze, die den Schnitt sehr
gut verträgt, besonders im Lenôtreschen Gartenstil eine große Rolle. Von großer Wichtigkeit ist das ungemein feste, schwere
und schön gelbe Holz
[* 44] des Buchsbaums. In Spanien,
[* 45] Italien
[* 46] und Frankreich verarbeitet man die dünnern Stämmchen
zu Drechsler- und geschnitzten Artikeln und zu musikalischen Instrumenten, während das orientalische Holz der stärkern Stämme,
welches meist über Smyrna in den Handel kommt, das Material für den Holzschnitt liefert.
Buchsbaum balearicaWilld., auf den Balearischen Inseln und im südlichen Spanien, ein sich
pyramidenförmig bauender, bis 25 m hoherStrauch mit 4 cm langen Blättern, gedeiht bei uns nur im Kalthaus.
Buchsbaum microphylla
Sieb. et Zucc.
ersetzt die erstere Art in Japan und liefert ein ebenso wertvolles Holz.
(Buchse, Buxe), eine Hülse
[* 52] von Messing, Tombak, Weißmetall oder Holz, die man zwischen zwei
sich ineinander drehende Maschinenteile bringt und gewöhnlich in demjenigen Maschinenteil (Lager),
[* 53] welcher den andern (Zapfen)
[* 54] umschließt, unbeweglich befestigt, so daß bei der Drehung die Innenfläche der Büchse sich gegen die Zapfenoberfläche
reibt. Die oben genannten Materialien werden
deshalb gewählt, weil sie weicher sind als das Zapfenmaterial (meist Eisen
[* 55] oder
Stahl), folglich von der Abnutzung mehr leiden als die Zapfen, was deshalb von Vorteil ist, weil die Büchsen
mit geringern Kosten zu erneuern sind als die Zapfen. Solche Büchsen befinden sich z. B. in den Naben der Wagenräder und sichern
das Zapfenloch derselben vor einer zu schnellen Ausschleißung. Die Büchsen sind häufig zum bequemern
Einbringen und Herausnehmen der Länge nach geteilt und heißen dann Lagerschalen. Bei den Mahlgängen z. B. bestehen die Büchsen
aus zwei in dem Auge
[* 56] des Bodensteins angebrachten Hölzern, in welchen sich die eiserne Welle (Spindel) des Läufersteins dreht.
Meist aus den bessern Bürgerklassen
hervorgegangen, bildeten sie eine Zunft, in welcher Theorbe und Praxis der Artillerie gepflegt und gelehrt
wurden;
sie waren die Lehrmeister in der Bedienung der Geschütze
[* 58] und stellten ihren Schülern (oft hoher Abkunft) Lehrbriefe
aus.
Auch Geschützgießer und Schriftsteller finden sich unter ihnen. In Preußen
[* 59] gab es Büchsenmeister bis zu Friedrich I., dann traten
Feuerwerksmeister an ihre Stelle;
Der Name kommt wahrscheinlich davon her, daß in der ältesten
Zeit die germanischen Völker vielfach auf Buchenholz schrieben (s. Buch);
nach andern bedeutet er Buch-
oder Schriftelemente.
Buchstabenschrift, im Gegensatz zu der Bilderschrift der Ägypter und andrer Völker oder zu der Silbenschrift
der semitischen Völker, nennt man unsre Schrift ebenso wie die lateinische, griechische etc., weil darin jeder einzelne Laut
durch ein besonderes Zeichen ausgedrückt wird (s. Schrift und Lettern).
derjenige Teil der allgemeinen Arithmetik, welcher das Rechnen mit allgemeinen Zahlen lehrt, im
Gegensatz zu dem Rechnen mit speziellen, durch Ziffern ausgedrückten Zahlen. Der Name, welcher nicht das Wesen der Sache, sondern
nur die äußere Form berücksichtigt, rührt daher, daß man seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.
sich der (gewöhnlich kleinen lateinischen) Buchstaben zur allgemeinen Bezeichnung von Größen bedient. Anfänge davon zeigen
sich schon bei Regiomontanus, dann bei Cardanus und Stifel, in größerm Umfang aber bei Vieta. Die Auseinandersetzung der Regeln
der Buchstabenrechnung findet man in allen Lehrbüchern der allgemeinen Arithmetik.
die Anwendung der Buchstaben zur Bezeichnung der Töne. Es scheint, daß die Buchstabentonschrift die älteste Art
der Notenschrift ist, wenigstens finden wir sie bereits bei den Griechen (vgl. Griechische Musik). Die griechische Buchstabentonschrift hielt
sich, zum mindesten in den Traktaten der Musiktheoretiker, bis ins
¶
mehr
10. Jahrh. n. Chr., während die Praxis sich vielleicht seit dem 6. Jahrh., vielleicht noch früher, der Neumenschrift
(s. d.) bediente. Im 10. Jahrh. aber finden wir
zuerst eine neue Art der Buchstabentonschrift, nämlich mit lateinischen Buchstaben und zwar mit den sieben ersten Buchstaben des Alphabets: ABCDEFG,
für die sieben Töne der diatonischen Skala;
doch hatten dieselben damals nicht gleich die Bedeutung,
welche sie heute haben, vielmehr entsprachen sie unfern heutigen cdefgah.
Die Mönche, damals die einzigen Musiktheoretiker,
führten sie in ihre Traktate ein, aber bald in einer veränderten Gestalt, indem sie dieselbe auf das griechische System (eine
Molltonleiter durch zwei Oktaven) übertrugen. Dadurch erhielt A die Bedeutung, die es noch heute hat,
d. h. während vorher C D und G A Halbtonschritte waren, wurden nun B C und E F Halbtonschritte. B war also der Ton, den wir
heute H nennen. Schon im 10. Jahrh. fing man an, die Buchstaben für jede Oktave verschieden zu gestalten.
Das griechische System war um einen Ton nach der Tiefe bereichert worden, nämlich um unser großes G; dieses bezeichnete man
durch das griechische Gamma: G ^[Γ]. Dann folgte die Oktave der großen Buchstaben: ABCDEFG, weiterhin die der kleinen: abcdefg;
brauchte man noch höhere, so verdoppelte man die kleinen Buchstaben: aa bb cc dd ee ff etc. Anstatt in der
zweiten Oktave die kleinen Buchstaben zu bringen, bediente man sich zeitweilig auch der weiter folgenden großen: HIKLMNOP.
Durch Guidos vonArezzo (gest. 1037) Erfindung oder Einrichtung unsrer modernen Notation auf Linien, die aber, wie die vorgezeichneten
Schlüssel noch verraten, nichts weiter ist als eine abgekürzte und anschaulichere Buchstabentonschrift, kam
der Gebrauch der Buchstaben, wenigstens für die Notierung der Gesänge, nach und nach immer mehr ab, während die Instrumentalisten
sich ihrer wohl nach wie vor weiter bedient haben werden. Leider haben wir keine notierten Instrumentalkompositionen, die
über das Ende des 15. Jahrh. zurückreichten. Um diese Zeit endlich taucht
die Buchstabentonschrift wieder auf und zwar als die bekannte Orgeltabulatur (s. d.). Die Buchstabenbedeutung ist nur noch eine einzige,
feststehende, wie sie ins Guidonische Liniennotensystem übergegangen und Grundlage der Mensuralnotenschrift (s. d.) geworden
war; dagegen finden wir verschiedene Arten der Buchstabenordnung bezüglich der Oktaventeilung.
Neben der alten: G ^[Γ], A-G, a-g etc., finden wir ^-^, F-e, ^-^, seltener G-F, g-f etc., und es tauchen bereits zu Anfang
des 16. Jahrh. die Anfänge unsrer heutigen Oktaventeilung auf, die immer mit c beginnt. Vollständig
entwickelt finden wir die letztere zuerst zu Anfang des 17. Jahrh. bei
MichaelPrätorius (1619); doch erhielt sich die alte Oktaventeilung als A-G, a-g, ^-^, nach der Tiefe erweitert A-G, so lange,
als überhaupt die Tabulatur gebraucht wurde (bis ins vorige jahrhundert), und daneben eine im 16. Jahrh.
aufgekommene, welche die Oktaventeilung zwischen B und H setzte: ^BHCDEFGABhcdefgab^^^^ etc. Über die
rhythmischen Wertzeichen und Pausezeichen der Tabulaturen s. Tabulatur. - Während für die Praxis die Buchstabentonschrift gänzlich abgekommen
ist, bedienen sich ihrer die Theoretiker in ihren Abhandlungen nach wie vor zur Demonstrierung der akustischen Verhältnisse
etc., aber stets nur mit der Teilung von c aus. Doch hat man in neuerer Zeit von den großen und kleinen
Buchstaben einen abweichenden Gebrauch gemacht.
MoritzHauptmann und seine Schüler brauchen große und kleine Tonbuchstaben wieder in anderm Sinne, nämlich
zur Unterscheidung der Quinttöne u. Terztöne (s. d.). Hauptmann bezeichnet alle Töne, welche durch Quintschritte allein erreicht
werden, durch große Buchstaben und zwar von C anfangend; die Terztöne dagegen bekommen kleine Buchstaben, z. B. C eG, a C e
etc. Diese Bezeichnungsweise stellte sich für die exakte wissenschaftliche Behandlung als unzulänglich
heraus; es müßte z. B. die zweite Oberterz von C als Terz von e wieder mit einem großen Buchstaben geschrieben werden: Gis,
d. h. sie ist nicht unterschieden von der um zwei syntonische Kommas höhern achten Quinte.
Deshalb griff Helmholtz in der 1. Auflage der »Lehre
[* 63] von den Tonempfindungen« zu dem Auskunftsmittel eines
die Vertiefung andeutenden Horiontalstrichs unter dem großen Buchstaben für die zweite Oberterz: Ce, e ^^^, und eines ebensolchen
über dem Buchstaben als Zeichen der Erhöhung für die zweite Unterterz: as C, ^^ as. Endlich vereinfachte A.
v. Öttingen das Verfahren, indem er gleich zuerst zu den Horizontalstrichen griff und von der Verwendung der großen Buchstaben
gänzlich absah. Er bezeichnete nämlich durch den Horizontalstrich über dem Buchstaben denselben als Oberterz, durch den
Strich unter dem Buchstaben aber als Unterterz, die zweite Terz durch zwei, die dritte durch drei Striche
etc., so daß die Buchstabentonschrift jetzt genau die Schwingungszahl der Intervalle verrät = c:^, e:^^^, ^^^:^^^, ^^:c, ^^^:^^ etc. Jeder
Strich bedeutet die Vertiefung, resp. Erhöhung des durch lauter Quintschritte gefundenen Tones um 80:81. Der Gewinn für die
theoretische Betrachtung ist ein sehr erheblicher, weil die harmonische Auffassung eines Intervalls direkt
durch die Buchstabentonschrift gegeben ist. So ist ^^^ die Terz der dritten Quinte von c (c-g-d-a-^^^), dagegen ^^^ die zweite Terz der Unterquinte
von c (c-f-^-^^^) etc. Leider hat Helmholtz, als er diese Verbesserung in der 2. Auflage des genannten Werks annahm, dabei
die Bedeutung der Horizontalstrich über oder unter dem Buchstaben vertauscht oder vielmehr in dentSinn
beibehalten, wie er sie zuerst aushilfsweise angewendet hatte. Man muß deshalb jetzt genau zusehen, ob man die v.
Öttingensche oder Helmholtzsche Bezeichnungsweise vor sich hat; die verbreitetere ist die letztere.
mit Einleitung von R. Hartmann, Auch rührt ein Teil der afrikanischen Volkstypen in Ratzels »Völkerkunde«
(Bd. 1, Leipz. 1885) von Buchta her.
Er schrieb noch: »Der Sudân und der Mahdi« (Stuttg. 1884).
(Heideform, Heidegrütze, Haden, Gricken, Blende, Franzweizen, FagopyrumTourn., s. Tafel »Nahrungspflanzen«);
[* 69] Gattung aus der Familie der Polygonaceen, meist einjährige Kräuter mit aufrechten, meist verzweigtem Stengel,
[* 70] abwechselnden,
dreieckig herzförmigen bis etwas spießförmigen, gestielten Blättern, in den Achseln von Hochblättern
stehenden, Scheintrauben bildenden Blütenwickeln, Zwitterblüten und dreikantiger Frucht. Der gemeine Buchweizen (F. esculentumMönch.,
PolygonumFagopyrumL.), einjährig, bis 60 cm hoch, mit meist doldenrispig gehäuften Scheintrauben, rötlichweißen Blüten
und dreikantigen, glänzend braunen Nüßchen, welche den Bucheckern ähnlich sind (daher der Name und
mit scharfen, ganzrandigen Kanten, gedeiht auf den magersten Sandfeldern und Gegenden. Er verlangt einige Frische und gedeiht
daher gut im Heideland, in wolkenreicherer Gebirgsregion und in der feuchten Luft Norddeutschland. Er saugt den Boden nicht
aus und kann daher als Vorfrucht für Roggen benutzt werden.
Man säet ihn, der er empfindlich gegen die Kälte ist, ziemlich spät und zwar breitwürfig 2,2-3,2 Neuscheffel
auf 1 Hektar, gedrillt 1-1,5 Neuscheffel. Der Buchweizen bedarf 3 Monate der Reife, verlangt während der EntwickelungFeuchtigkeit, in der
Blüte
[* 71] Wärme
[* 72] und einige Regenschauer und dann heiße Witterung; er ist also in seinen Erträgen unsicher,
da er aber allmählich blüht, so ist eine völlige Mißernte, aber auch ein recht hoher Ertrag selten. Die wohlriechende
Blüte bietet den Bienen die reichste Nahrung dar.
Sie dauert 3-4 Wochen, die Ernte
[* 73] fällt gewöhnlich in die Mitte des Augusts. Man rechnet von 1 Hektar 26-51 Neuscheffel nebst
2350-3130 kg Stroh. Die Keimfähigkeit des Samens dauert 2 Jahre; 1 Neuscheffel wiegt durchschnittlich
31,9 kg. Man benutzt auch als Schutzfrucht für Klee und Luzerne, als Grünfutter und Gründüngung. Das Grünfutter hat frisch
und als Heu hohen Wert und wird vom Vieh sehr gern gefressen; gutes Stroh gilt in der Fütterung dem Weizenstroh
gleich.
Der tartarische Buchweizen (PolygonumtartaricumL.), ein 30-45 cm hohes Sommergewächs mit herz-pfeilförmigen Blättern, kleinen, grünlichen
Blüten und an den Kanten buchtig gezahnten Nüßchen, leidet weniger durch Frost und Reif und ist im Ertrag sicherer; indes ist
sein Korn ungleich dickschaliger, weniger ausgiebig und nicht so wohlschmeckend wie das des gewöhnlichen
Buchweizens, auch fällt es leicht aus und verunreinigt daher den Acker im folgenden Jahr. Seit Beginn der 60er Jahre wurde
der schottische (silbergraue) in Deutschland mit Erfolg eingeführt. Er erreicht eine Höhe von 1,5 m, ist sehr blattreich und
verdient auf besserm Boden den
Vorzug vor den andern Sorten; Bienennahrung gewährter hingegen nicht.
Das Buchweizenkorn enthält Kleber, lösliches Eiweiß und Legumin; der Gesamtgehalt an eiweißartigen Stoffen (7,8 Proz.) ist
nahezu so groß wie der des Maises, aber erheblich größer als der des Reises. Der Stärkemehlgehalt beträgt 45 Proz. Man
benutzt es bei und hauptsächlich in der Form von Grütze. Man mästet mit auch Schweine
[* 74] und Geflügel
und benutzt ihn als Zusatz in der Bierbrauerei
[* 75] und Branntweinbrennerei; 50 kg Buchweizenschrot sollen 33,3 Lit. Spiritus
[* 76] von 50 Proz.
Tralles oder 1665 Literprozent liefern.
Der Buchweizen stammt wahrscheinlich aus China; im östlichen Rußland wächst er fast wild, im südlichen Rußland
und Sibirien, vielleicht auch in Taurien, kommt er wirklich wild vor, ebenso ist er in Nordasien sehr verbreitet, aber in Nordindien
und Ceylon,
[* 77] wo seine Kultur noch sehr jung ist, nur auf geringe Strecken beschränkt. Man baut ihn viel im nördlichen China,
enthülst ihn dort ähnlich wie Reis oder benutzt das Mehl
[* 78] zu Pasteten. Auch in Japanist er eine bekannte
Feldfrucht, und sein Mehl wird nicht selten zu Fadennudeln verarbeitet. Der Buchweizen war den Alten nicht bekannt; man nimmt gewöhnlich
an, daß er nicht lange vor 1530 nach Europa gekommen sei, aber im »New Kräuterbuch« des HieronymusTragus
(Straßb. 1546) findet sich bereits eine genaue Beschreibung der Pflanze, woraus man wohl auf eine ältere Einführung schließen
darf.
Nach Pritzel haben denn auch alle vorluther. BibelnJesaias 28,25 das Wort »bokwte«, »bokweit«,
und dasselbe Wort erscheint in Berckmanns »StralsunderChronik«. Die frühste Erwähnung des Buchweizens findet
sich in Originalregistern des mecklenburgischen AmtesGadebusch vom J. 1436. Viel weiter hinauf wird aber das Erscheinen des
Buchweizens in Europa nicht reichen, da der Name in allen bis ins 14. Jahrh. zurückgehenden, an Kulturpflanzen überaus reichen
Glossarien fehlt.
Der Buchweizen dürfte zuerst im Mittelmeer bekannt und von dort durch die Sarazenen weiter verbreitet worden sein,
wofür die französische Bezeichnung Blé saarasin spricht. Die Polen nennen ihn Tarka (Tattar), und der russische Name Grezicha,
Grikki scheint darauf hinzudeuten, daß durch orientalische Griechen die Vermittelung über Byzanz und Taurien geschehen sei.
Zu Ende des 16. Jahrh. bildete der Buchweizen schon ein ziemlich
allgemeines Nahrungsmittel
[* 79] der Armen in manchen Gegenden Frankreichs. Gegenwärtig wird er in ganz Europa (im Süden nur wenig),
nördlich bis zum Hof
[* 80] Dönaes im Nordland unter 66° nördl. Br. kultiviert, namentlich in der Lüneburger Heide,
[* 81] im Bremischen,
in Flandern, in der Bretagne, aber auch in Nordamerika. Der tartarische Buchweizen aus Sibirien kam im vorigen Jahrhundert
durch deutsche Botaniker nach Petersburg,
[* 82] von wo aus er über Europa verbreitet wurde.
auch Buchweizenfütterung (Körner, Stroh, grüner Buchweizen) plötzlich hervortretende Rötung
und Schwellung der Haut,
[* 83] namentlich des Kopfes, bei weißen Tieren (Schafen und Schweinen); bei gefleckten Tieren leiden nur die
weißen Hautstellen. Zugleich besteht ein juckendes, schmerzhaftes Gefühl. Häufig sind Erscheinungen
von Hirnreizung zugegen, die selbst den Tod bedingen kann. Bei Fütterung des Buchweizens während trüben Wetters und im Stall
tritt die Krankheit nicht ein, ebenso wenig bei schwarzen (und bei schwarz angestrichenen) Tieren; das Sonnenlicht scheint
sonach mit Veranlassung zu sein. Futterwechsel, Aufenthalt im Schatten,
[* 84] Abführmittel pflegen eigentümliche
¶
mehr
Hautentzündung zu beseitigen. Bei Rindern, besonders beim Weidevieh, kommt ein ähnlicher rotlaufartiger Hautausschlag an den
weißen Körperstellen vor, wobei die Aufnahme der grünen Buchweizenpflanze nicht beschuldigt werden kann. Es scheint, daß
der Genuß andrer, bis jetzt noch nicht festgestellter Pflanzen dies Exanthem hervorruft. Gefährlich ist die Affektion nicht,
aber es dauert mehrere Monate, bis die dicken Borken sich von der Haut abstoßen. Zeitweise Einreibungen
von Öl oder Schmalz auf die kranken Hautpartien fördern die Abheilung.
ein Teil des Wesergebirges, der, östlich von Bückeburg, eine 18 km von NO. nach SW. gerichtete einförmige
Scheitellinie bildet und vom Deister durch den Thalgrund von Rodenberg, vom Osterwald durch die Kaspaue
geschieden wird.
Der Bückeberg erreicht 332 m Höhe und enthält reiche Steinkohlenlager der Wealdenformation.
Die dicke Buckelfliege (P. incrassataMeig.), 3 mm lang, glänzend schwarz, am Hinterleib mattgrau, an den Knieen und Vorderschienen
rostgelb,
an den Wurzeln der glashellen Flügel gelblich, findet sich häufig in Schweden,
[* 96] Rußland und Deutschland, kriecht
in die Bienenstöcke und legt je ein Ei
[* 97] unter die Haut ziemlich erwachsener Bienenlarven in noch nicht gedeckelten Zellen. Die
Buckelfliegenlarve kriecht schon nach drei Stunden aus, entwickelt sich sehr schnell und zehrt an dem
Fettkörper der Bienelarve.
Nachdem inzwischen die Zelle
[* 98] gedeckelt worden, bohrt sie sich heraus, fällt herab und verpuppt sich am Boden des Bienenstocks
oder in der Erde. Die nach zwölf Tagen auskriechende Fliege erscheint häufig auf Gesträuch und an Planken und überwintert
hinter Rindenschuppen. Die Bienenlarve geht hierbei zu Grunde und fault (Faulbrut). AndreArten der Buckelfliege leben
als Parasiten in Schmetterlingsraupen, Käferlarven, Schnecken
[* 99] oder faulenden Pflanzenstoffen.
(spr. böckinghäm), alte Stadt in der nach ihr benannten engl.
Grafschaft, an der Ouse, aber infolge eines Brandes 1724 ganz ohne Altertümer. Es hat (1881) 3585 Einw., eine Lateinschule und
etwas Spitzenklöppelei.
Eine 3 km lange Ulmenallee verbindet es mit Stowe, dem prächtigen Landsitz des
Herzogs von Buckingham, dessen Kunstschätze 1852 verweigert wurden.
(spr. böckinghäm), eins der ältesten engl. Adelsgeschlechtern
benannt nach der gleichnamigen Grafschaft (s. Buckinghamshire). Als erster Graf von Buckingham wird WalterGifford erwähnt, der von Wilhelm
dem Eroberer mit dieser Grafschaft belehnt ward, die aber, da Giffords Sohn ohne männliche Nachkommen
starb, der Krone wieder zufiel. Im J. 1377 wurde König Eduards III. jüngster Sohn, Thomas vonWoodstock, zum Grafen von Buckingham erhoben.
Nach dessen Ermordung (1397) ging die Grafschaft Buckingham 1445 auf Edmund, Grafen von Stafford, den Gemahl der
einzigen Tochter des Herzogs von Gloucester, über. Er war der erste Herzog von Buckingham, vom König Heinrich VI. dazu ernannt. Da
dessen Sohn Humfred mit ihm in der Schlacht bei St. Albans fiel, so erbte sein Enkel Heinrich den Herzogstitel.
Dieser, der im Interesse des HausesYork erzogen war, war der treue GehilfeRichards III. bei allen Gewaltstreichen,
durch welche der letztere die Krone usurpierte, und wurde vom König mit Ehren, Ämtern und Besitzungen reich belohnt, empörte
sich aber nichtsdestoweniger aus Eitelkeit und Ehrgeiz und ward, als sein Aufstand fehlschlug, 1483 hingerichtet. Seinen Sohn
Eduard setzte Heinrich VII. wieder in die väterlichen Titel und Besitzungen ein, Heinrich VIII. erhob ihn
überdies zum Großconnetable. Aber KardinalWolsey klagte ihn als einen Nachkommen Eduards III. des Hochverrats an, und Eduard
wurde, obwohl seine Unschuld nicht wohl bezweifelt werden konnte, zu London
[* 100] 1521 enthauptet. Daraus gab es ein Jahrhundert hindurch
keine Herzöge von Buckingham, bis König Jakob I. seinen Günstling GeorgeVilliers (s. unten) 1623 zum Herzog von
Buckingham erhob. Jedoch erlosch schon 1688 das
¶