Brüssel war groß und volkreich und blühte auf trotz der Feuersbrünste von 1326 und 1405, der
Pest, welche 1489, des sogen. englischen
Schweißes, welcher 1529 viele
Tausend Bewohner dahinraffte, und der vielen innern
Kämpfe, welche besonders am Ende des 14. und
zu Anfang des 15. Jahrh. wüteten. Mit
Brabant kam Brüssel
[* 2] 1430 an
Burgund und durch
Maria von
Burgund, die Gemahlin
KaiserMaximilians I., an das
HausHabsburg. Die Bewohner Brüssels hielten hartnäckig an ihren
Rechten und
Freiheiten fest, weshalb
wiederholte
Aufstände stattfanden und Brüssel namentlich unter
Philipp II. der
Herd des niederländischen
Aufstandes wurde, zumal
es seit
Karl V. eigentliche Hauptstadt des
Landes und daher auch Sitz der Statthalterin
Margarete von
Parma
[* 3] war. So wurde in Brüssel 1566 der
Bund derGeusen geschlossen; in Brüssel waltete dann aber auch
Alba
[* 4] mit eiserner
Faust. Am wurde
hier die 10. Dez. erneuerte Brüsseler
Union zwischen den Spaniern und den aufständischen Niederländern
geschlossen und das sogen. ewige
Edikt erlassen. Brüssel ging zwar 1578 für
Spanien
[* 5] verloren und ward Hauptwaffenplatz der
Niederlande,
[* 6] mußte sich jedoch dem
Herzog AlexanderFarnese von
Parma unterwerfen und blieb nun im
BesitzSpaniens, welches sich
namentlich die Herstellung des
Katholizismus und Einrichtung zahlreicher Klöster sehr angelegen sein
ließ. 1695 belagerten die
Franzosen unter
Villeroi Brüssel vergeblich, zerstörten aber durch ein 46
Stunden anhaltendes
Bombardement 4000
Häuser. 1706 ergab
sich Brüssel den Alliierten und schlug 1708 einen
Angriff der
Franzosen unter dem
Kurfürsten von
Bayern
[* 7] ab; durch den
RastatterFrieden
wurde es österreichisch. Im österreichischen
Erbfolgekrieg wurde die Stadt von den
Franzosen unter dem
Marschall von Sachsen erobert.
Hierauf kam es als Hauptstadt des Dyledepartements an
Frankreich, wurde im ersten
PariserFrieden davon getrennt und mit
ganz
Belgien
[* 8] dem König der
Niederlande als dessen zweite Hauptstadt zugeteilt. Am brachen hier
die ersten
Unruhen aus; unter stürmischen
Szenen wurden verschiedene Regierungsgebäude geplündert und zerstört, und es
folgte, als
PrinzFriedrich mit den königlichen
Truppen anrückte und die Insurgenten in die Stadt zurückdrängte, ein wütender
Straßenkampf (23.-26. Sept.), welcher mit dem
Rückzug der Regierungstruppen endigte. Nach Beendigung
der
Revolution wurde Brüssel die Hauptstadt des neuen
KönigreichsBelgien, und traf dort der erwählte König
Leopold
I. ein.
Die knöcherne Grundlage der Brust (der Brustkorb) wird von den
Rückenwirbeln, dem
Brustbein und den
Rippen
gebildet. Einzelne Teile der Brust sind: die Brust im engern
Sinn (pectus), an welcher sich die
Brüste (s.
Milchdrüsen) befinden,
der ihr entgegengesetzte
Rücken (s. d.) und die beide verbindenden Seiten- oder Rippengegenden.
BeimMenschen ist die in beiden
Geschlechtern verschieden gebildet: beim
Weib etwas kürzer,
oben etwas breiter, unten etwas enger als
beim Mann, dessen in Knochenbau und Muskulatur verhältnismäßig kräftiger entwickelt ist.
(Sternum), ein flacher
Knorpel
[* 13] oder
Knochen
[* 14] in der Mittellinie der
Brust zur
Verbindung der
Rippen an ihren Brustenden.
Es entsteht aus zwei nebeneinander liegenden Knorpelstreifen, von denen jeder zu den
Rippen seiner Seite
gehört, fehlt den
Fischen gänzlich, ist bei den
Amphibien, namentlich den rippenlosen
Fröschen, schwach entwickelt, bei den
Reptilien oft noch paarig und knorpelig, erlangt bei den
Vögeln, wo es stets verknöchert, meist eine enorme
Ausdehnung
[* 15] (zum
Ansatz der mächtigen Flugmuskeln ist gewöhnlich ein unpaarer Knochenkamm, crista sterni, daran
vorhanden) und zeigt bei den
Säugetieren, obwohl es aus einem einheitlichen
Knorpel hervorgeht, eine mehr oder weniger deutliche
Gliederung in eine
Reihe hintereinander liegender Knochenstücke.
gewöhnlich sind an ihm drei durch
Knorpel verbundene
Stücke erkennbar: der
Griff
(manubrium), in welchem
Schlüsselbein und erste
Rippe eingelenkt sind;
der Schwertfortsatz (processus xiphoides), welcher frei in
die Bauchmuskulatur hineinragt und ein- oder zweispitzig endet (s. Tafel
»Skelett
[* 17] des
Menschen I«).
Zwischen und
Schlüsselbein
ist bei vielen
Wirbeltieren noch jederseits ein besonderes
Knorpel- oder Knochenstück, das sogen. Episternum, eingeschaltet,
das aber beim
Menschen bis auf eine einfache Knorpelplatte (Zwischenknorpel) rückgebildet ist.
(weibliche Brüste,.
Mammae), die Milchabsonderungsorgane des
Menschen, welche sich an der vordern
Seite des Brustkorbes befinden und aus einer
Drüse und einer diese umgebenden Fettmasse bestehen. Sie finden sich bei beiden
Geschlechtern; während sie aber beim Mann wie auch bei
Knaben und Mädchen sehr klein und unbedeutend sind, erreichen sie
bei dem
¶
mehr
Weib zur Zeit der Mannbarkeit, noch mehr aber in der Schwangerschaft, also zu der Zeit, wo sie in Funktion treten sollen, eine
beträchtlichere Größe. Die Vertiefung, welche beide Brüste trennt, heißt der Busen (sinus). In der Mitte jeder Brust befindet
sich die Brustwarze (mammilla, papilla mammae), an welcher man einen flachern, ringförmigen Teil, den
Warzenhof (areola mammae), und die eigentliche Brustwarze unterscheidet. In dem mehr oder weniger dunkel gefärbten Warzenhof
bemerkt man kleine, höckerige Hervorragungen, aus welchen eine oder mehrere größere Talgdrüsen ausmünden.
Auf der vordersten rauhen Fläche der cylindrisch oder konisch geformten eigentlichen Brustwarze münden 15-24 Ausführungsgänge,
welche in eine unter dem Warzenhof liegende Erweiterung (sinus ductus lactiferi) münden, von wo aus
sich dann diese Gänge weiter nach der Tiefe hin fortsetzen, indem sie sich in immer feinere und feinere Ästchen spalten,
an deren Wänden dann die blind endigenden Drüsenbläschen (acini) aufsitzen. In diesen letztern geht die Milchbereitung
vor sich (s. Milchdrüsen).
Während im jungfräulichen Zustand die Brüste halbkugelige, feste, elastische Gebilde darstellen, werden dieselben
infolge der während der Schwangerschaft und in der Säugeperiode oft sehr starken Ausdehnung und der spätern Erschlaffung
mehr oder weniger hängend. Letzteres ist auch bei ältern Frauen der Fall, besonders dann, wenn das Fett
überhaupt schwindet, da dann auch die Brustdrüse in ihrem Umfang abnimmt und atrophiert. Die Brustdrüse ist reichlich mit
Blutgefäßen und Nerven
[* 19] versehen.
Durch letztere namentlich ist die Brustwarze sehr empfindlich und fähig, auf äußere Reize hin, Berührung, Saugen etc.,
sich aufzurichten und an Umfang zuzunehmen. Die Funktion der weiblichen Brüste, die Milchabsonderung, beginnt
schon während der Schwangerschaft, so daß bereits im siebenten Monat derselben eine milchähnliche Flüssigkeit aus den Brustwarzen
hervortritt. Aber erst nach der Geburt, meist 2-3 Tage nachher, wird die Milch hinreichend stark abgesondert, um als ausschließliches
Nahrungsmittel
[* 20] für die Neugebornen zu dienen.
Die Brüste fordern sorgfältige Pflege und sind namentlich vor Erkältung zu schützen. Zu geringe Bewegung
des Körpers, besonders der Oberarme, macht sie schlaff und hängend. Durch Druck und zu hoch hinaufgehende Schnürleiber wird
die Ausbildung der Drüse und der Warze gehindert und werden in späterer Zeit allerlei Beschwerden hervorgerufen. Wo die Milch
in größerer Menge und sehr bald nach der Geburt abgesondert wird, treten zuweilen fieberähnliche Erscheinungen
ein.
Dieses sogen. Milchfieber ist jedoch kein normales Attribut der beginnenden reichlichen Milchbildung, sondern bezeichnet gewöhnlich
den Anfang irgend eines krankhaften Vorganges in den Geschlechtsorganen oder in dem Organismus überhaupt. Bei dem Eintritt
solcher Fiebererscheinungen, eines Frostes mit nachfolgender Hitze, soll man sofort ärztliche Hilfe für
die Wöchnerin suchen. Zum Stillen des Kindes eignen sich am besten mäßig große Brüste, indem allzu große nicht immer gerade
viel Milch geben und ihre Vergrößerung oft nur von einer stärkern Fettablagerung bedingt ist.
Bei sehr festen Brüsten oder solchen mit kleinen und tief liegenden Warzen kann das Kind die Brustwarze
nicht bequem fassen. Schon während der Schwangerschaft bedürfen die Brüste erhöhter Pflege. TäglichesWaschen der und Achselhöhlen
macht die Haut gesund
[* 21] und geschmeidiger. Sind die Brustwarzen klein, oder liegen sie als sogen. Hohlwarzen
tief in der Brust, so ziehe man dieselben vorsichtig, aber täglich mit
den Fingern etwas hervor oder lege
sogen. Warzenhütchen auf.
Der Gebrauch der Sauggläser ist während der Schwangerschaft zu meiden. Ist die Haut der Brustwarzen sehr zart und empfindlich,
so legt man täglich öfter kleine Leinwandläppchen, eingetaucht in Rum, Arrak, Kölnisches Wasser, auf die Brustwarzen. Sehr
spröde und harte Haut aber erweicht man mit milden Ölen, mit Coldcream oder Vaselin. Abschelferungen der Oberhaut an den Brustwarzen,
wobei sich Borken bilden, müssen mit warmem Wasser sorgfältig aufgeweicht, entfernt und die wunden Stellen darunter zur Heilung
gebracht werden.
Werden diese Vorsichtsmaßregeln nicht angewendet, so entstehen leicht wunde Brustwarzen, die eine
wahre Plage des Wochenbettes sind, da sie überaus heftige Schmerzen erregen, sobald das Kind angelegt wird. Die wunden Stellen
sondern eine eiterartige Flüssigkeit ab und bluten auch nicht selten sehr beträchtlich, so daß das Kind eine MengeBlut verschluckt,
das dann in der Regel wieder ausgebrochen wird. Durch die heftigen Schmerzen leiden die Stillenden außerordentlich,
sie verlieren den Appetit, da sie sich in steter Furcht und Aufregung befinden, die Milchabsonderung wird beeinträchtigt,
und pflanzt sich die Entzündung in die Milchgänge weiter fort, so werden diese verstopft, und es entsteht eine entzündete,
sogen. böse Brust.
Die Heilung wunder Brustwarzen fördert man am besten durch Betupfen mit Höllensteinlösung und Überschläge
von kaltem Wasser. Droht eine Entzündung der Brüste (Mastitis), so saugt man, wenn irgend ein Abschnitt der Drüsehart und schmerzhaft
wird, und wenn die Haut über dieser Stelle heiß und gerötet ist, die Brüste durch Anlegen des Kindes oder
mit Hilfe einer sogen. Milchpumpe gründlich aus. Ist durch das Aussaugen oder Auspumpen die harte und schmerzhafte Stelle der
Brust nicht zum Verschwinden zu bringen, breitet sich die Härte vielmehr aus, und steigert sich die Spannung, so muß man das
Stillen an der kranken Brust aufgeben und vorsichtig Umschläge von kaltem Wasser auf die kranke Stelle machen.
Verschlimmern sich trotzdem die örtlichen Erscheinungen, treten wohl gar Fiebersymptome auf, so ist zu erwarten, daß die
Entzündung in Eiterung übergehen wird. Dieser Vorgang ist durch warme Bähungen zu befördern, denen zur Vermeidung gefährlicher
Ausbreitung möglichst bald die Eröffnung mit dem Messer
[* 22] folgen muß. Die chronische, mit Verhärtung der
Brüste einhergehende Entzündung ist oft kaum von Geschwulstbildungen zu unterscheiden und erfordert, wie diese, operative Behandlung.
Häufig sind die Brüste der Sitz krankhafter Geschwülste, unter welchen der Brustkrebs die wichtigste Rolle spielt. Derselbe kommt
selten vor dem 40. Lebensjahr bei Frauen und, obwohl seltener, bei Jungfrauen vor und entsteht als harter,
schwer verschiebbarer Knoten mit stechenden Schmerzen. Dieser Knoten wächst heran, erreicht die Haut und geht, wenn er dieselbe
ganz durchsetzt hat, in ein Geschwür über, welches eine stinkende Jauche absondert und sich fortwährend vertieft und verbreitet.
Dazu gesellen sich stets Schwellungen der Lymphdrüsen in der Achselhöhle, welche auf eine Verbreitung
des Krebses hinweisen. Der Brustkrebs führt, sich selbst überlassen, stets zum Tod; es ist daher nötig, ihn so früh wie
möglich abzutragen. Je früher und je gründlicher dies geschieht, um so größer ist die Aussicht auf gründliche und dauernde
Heilung. Auch gutartige Geschwülste, d. h. solche, welche zu jeder Zeit den Charakter eines örtlichen
Übels beibehalten, kommen in mannigfacher Form in der Brust vor.
¶
mehr
Unter ihnen sind namentlich die sogen. Hypertrophie der Brust, das Fibrom und das Cystosarkom derselben zu erwähnen. Diese
Geschwülste kommen bei Frauen und Mädchen schon vom 20. Lebensjahr an vor. Sie machen gewöhnlich keine Schmerzen, wachsen
aber zuweilen zu einem ganz enormen Umfang heran, können gleichfalls die Haut durchbrechen und in Verschwärung
übergehen; aber sie bedrohen das Leben nicht. Auch für sie gibt es keine andre Hilfe als die Ausrottung durch das Messer.
(Pleuritis, Pleuresia), Entzündung der den Brustkorb im Innern auskleidenden und
die Lunge
[* 25] überziehenden zarten Haut. Sie hat ihre Ursache zuweilen in einer Verletzung derRippen und des Brustfelles; häufig
entsteht sie aber dadurch, daß entzündliche Prozesse in den Lungen sich bis auf das Brustfell fortpflanzen und dieses mit
in den Bereich der Entzündung hereinziehen. Sehr oft entsteht die Brustfellentzündung infolge von Erkältungen und schädlichen
atmosphärischen Einflüssen (sogen. rheumatische und besonders sind es bereits geschwächte
Personen, Rekonvaleszenten und solche, welche an Brightscher Nierenkrankheit leiden, die von der Brustfellentzündung befallen werden.
Demnach tritt nur die rheumatische Brustfellentzündung als selbständige Krankheit auf, und auf diese beziehen sich daher vorzugsweise die
nachfolgenden Angaben. Die erste Erscheinung der Brustfellentzündung ist gewöhnlich ein mehr oder minder heftiger Schmerz
in der Gegend der Brustwarze, welcher durch die Brust hindurchzugehen scheint. Selten fehlt dieser Schmerz, oft erreicht er
einen so hohen Grad, daß die Kranken nicht im stande sind, tief einzuatmen, wodurch der Atem kurz und oberflächlich
oder selbst mitten in der Einatmung unterbrochen wird.
Dadurch leiden die Kranken an Atemnot, die um so bedeutender, je heftiger der Schmerz ist. Dieser wird durch Husten, Niesen,
schnelle Lageveränderung außerordentlich gesteigert, auch durch Druck kann derselbe vermehrt werden, was dem Arzt oft die
Lokalität der Entzündung anzeigt. Am heftigsten und die Einatmung am meisten hindernd ist die Brustfellentzündung, welche
den Zwerchfellüberzug befällt. Selten fehlt Husten, welcher kurz und trocken ist; zugleich ist Fieber vorhanden, mit einem
harten, schnellen Puls, sparsamem, dunkel gefärbtem Urin und Stuhlverstopfung.
Nach
dem Grade der Krankheit lassen sich unterscheiden 1) die trockne Brustfellentzündung, bei welcher
sich das entzündete Brustfell mit einer dünnen Schicht von ausgeschwitztem Faserstoff überzieht. Die dadurch rauh gewordenen
Flächen des sonst glatten Rippen- und Lungenfelles reiben sich nun aneinander und verursachen ein eigentümliches Reibungsgeräusch,
welches man vernimmt, wenn man das Ohr
[* 26] an den Brustkorb des Patienten anlegt. Diese leichteste Form führt zur
völligen Heilung oder zu einer mehr oder minder ausgedehnten Verwachsung der Lungen mit dem Brustfell.
2) Bei schwereren Fällen gesellt sich jedoch außerdem noch eine wässerige Ausschwitzung im Brustfellsack hinzu (Pleuritis
exsudativa), es sammelt sich die Flüssigkeit im Brustkorb an, nimmt dem Gesetz der Schwere gemäß stets den untern Raum
des letztern ein und verdrängt allmählich die in demselben sich befindenden Organe. Zuerst ist dies der Fall mit der Lunge,
welche zusammengedrängt wird, so daß sie beim Atmen keine Luft mehr aufnehmen kann. Bei Zunahme der Flüssigkeit in dem linken
Brustfellsack wird das hier liegende Herz über die Mittellinie nach rechts hinübergedrängt; ist die
Wasseransammlung im rechten Brustfellsack, so rücken das Zwerchfell und die Leber nach abwärts.
Dabei wird der Brustkorb ausgedehnt, die Zwischenrippenräume werden abgeflacht oder gar nach außen gewölbt. Durch kunstgerechtes
Beklopfen läßt sich genau die Höhe des Wasserstandes im Brustraum ermitteln; je mehr derselbe steigt, desto schwächer
vernimmt das an den Brustkorb angelegte Ohr die Atmungsgeräusche, dieselben scheinen gewissermaßen aus der Ferne zu kommen.
Dann ist auch die Bewegung der leidenden Brusthälfte aufgehoben, so daß sie sich bei der Ein- und Ausatmung weder hebt noch
senkt.
Schon in 7-9 Tagen kann die Flüssigkeit in großer Menge abgesondert sein, sie bleibt dann zuweilen einige
Tage stehen und wird im günstigen Fall wieder allmählich aufgesogen. Geschieht dies aber nicht innerhalb der nächsten 8-10
Wochen, so verliert die Lunge die Fähigkeit, wieder Lust einzuatmen, und bleibt für immer verödet. Die Aufsaugung gebraucht
meist mehrere Wochen, währenddessen verliert sich das Fieber, es stellt sich Appetit ein, der Urin wird
reichlicher, der Atem freier, und durch Klopfen kann man Zoll für Zoll die Abnahme der Flüssigkeit nachweisen.
Die Lunge dehnt sich unter solchen günstigen Verhältnissen wieder aus, verwächst aber, nachdem sie das Rippenfell erreicht
hat, durch feste Bindegewebsmassen mit der Brustwand. Ist 3) die Ausschwitzung nicht wässerig, sondern
eiterig, so ist das Fieber heftiger, der Kräfteverfall schleuniger, die Gefahr um vieles größer, obgleich der Verlauf im
ganzen dem beschriebenen gleicht. Bei rechtzeitiger Einleitung der Behandlung ist die Heilung mit Verwachsung der Lunge die Regel.
Wird die Eiteransammlung chronisch (Empyema, Pyothorax), so endet die Krankheit nicht selten tödlich.
Noch weit gefahrdrohender ist 4) die tuberkulöse Brustfellentzündung, welche meist mit blutigen Ausschwitzungen verbunden zu sein pflegt. Diese
Form der Brustfellentzündung entsteht entweder selbständig oder als Endstadium einer der früher aufgezählten Arten; man sagt wohl, die Brustfellentzündung ist
tuberkulös geworden, und bezeichnet damit, daß eine Aussicht aus Heilung nun nicht mehr vorhanden ist,
da allgemeine Tuberkulose oder Entkräftung bald das Leben beendet. Die Behandlung der Brustfellentzündung richtet sich nach dem Grade der Heftigkeit.
Bei heftigen Schmerzen sind örtliche Blutentleerungen (durch Schröpfköpfe) sowie trockne, heiße Umschläge von
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wesentlichem Nutzen; innerlich reicht man bei strengster Diät kühlende Getränke, leichte Abführungsmittel, Salpeter etc.
Ist eine reichliche wässerige Ansammlung oder Eiter in der Brusthöhle vorhanden, so muß unverzüglich die Flüssigkeit entleert
werden. Dies geschieht entweder durch Abzapfen mittels eines angestochenen Trokars (Punktion) oder durch Einschnitt in einen
Zwischenrippenraum (Thoracocentesis). Sammelt sich neue Flüssigkeit, so ist die Operation zu wiederholen;
man spült den Brustfellraum zweckmäßig mit dünnen Jodlösungen, Salicylsäure etc. aus.
Die gebräuchlichste Mischung ist das
Kurellasche Brustpulver (französisches, preußisches Brustpulver, Hustenpulver, Pulvis liquiritiae, P. glycyrrhizae compositus, P. pectoralis
Kurellae), welches aus je 2 Teilen Sennesblätterpulver und Süßholzwurzelpulver, je 1 Teil gepulvertem Fenchelsamen und
Schwefelblumen und 6 Teilen Zuckerpulver bereitet wird.
(ansteckende Lungen-Brustfellentzündung, rheumatische oder inflammatorische Form der Influenza,
Epidemia pectoralis equorum, Pneumonia contagiosa equorum), eine fieberhafte, ansteckende Krankheit der Pferde,
[* 33] welche besonders
in größern Städten beobachtet, aber auch nicht selten in ländliche Wirtschaften verschleppt wird. Ob die Krankheit sich
nur durch Ansteckung erhält oder auch durch miasmatische Schädlichkeiten in einzelnen Stallungen und durch Erkältung sich
entwickelt, ist noch nicht sicher festgestellt.
Sehr wahrscheinlich wird der Ausbruch der Brustseuche durch Erkältung nur begünstigt. Indes ist der Einfluß der letztern zuweilen
maßgebend. Bei der Brustseuche ist immer eine bestimmte infektiöse Substanz als Ursache vorauszusetzen. Nach der Aufnahme des Ansteckungsstoffs
vergehen 3-8 Tage, in einzelnen Fällen noch etwas mehr, bis die ersten Krankheitserscheinungen bemerkbar
werden. Die Brustseuche charakterisiert sich durch Fieber, wobei das Deckhaar aufgebürstet erscheint und die Temperatur des Körpers
zuweilen über 41° steigt.
Respiration und Puls werden beschleunigt, die sichtbaren Schleimhäute gelb oder gelbrot gefärbt, Harn- und Kotabsatz vermindert.
Diese Zufälle bestehen bei günstigem Krankheitsverlauf 7-8 Tage, worauf das spezifische Fieber unter Entleerung
von wässerigem Harn nachläßt. Dem Wesen nach ist die Brustseuche eine erysipelatöse Lungen-Brustfellentzündung, bei welcher zuweilen
nur eine Lunge, oft aber gleichzeitig beide und sehr häufig auch das Rippenfell affiziert wird. An diesen Organen entsteht
eine Ausschwitzung von Blutserum und Faserstoff, wobei die Lungen bald mehr, bald weniger verdichtet (hepatisiert)
und in die Brusthöhle 10-20 Lit. Wasser ergossen werden.
Von den erkrankten Brustorganen vollzieht sich die Resorption des Ansteckungsstoffs in das Blut, wodurch das Fieber sowie die
parenchymatöse Entzündung und Schwellung der Magen-Darmschleimhaut, der Nieren, der Milz, der Leber und des Herzfleisches entstehen.
Die Brustseuche ist immer eine erhebliche Krankheit, welche namentlich bei Vernachlässigung der Pferde leicht zum
Tod führt. Dieser erfolgt selten durch eine hochgradige Affektion des Herzens in wenigen Tagen, häufiger am 6.-8. Tag der Krankheit,
wenn beide Brustseiten gleichzeitig von derselben betroffen sind; am meisten wird aber der Tod durch entzündliche Destruktion
der Brustorgane, welche sich gewissermaßen nach Ablauf
[* 34] der spezifischen Erscheinungen als Nachkrankheiten
fortsetzen, herbeigeführt.
Hierbei entstehen brandige Zerstörungen, Eiterherde und eiterige Bronchienentzündung in den Lungen, außerdem eiterig-jauchige
Entzündung der Pleura. Durchschnittlich erliegen der Brustseuche 15-20 Proz. der erkrankten Pferde. Die Genesung vollzieht sich gewöhnlich
ganz allmählich, und es vergehen zuweilen 4-6 Wochen, bis die Tiere zur Arbeitsleistung wieder fähig
sind. Sie kommen durch die Krankheit in ihrem Nährzustand sehr zurück. Nicht selten entstehen im Rekonvaleszenzstadium noch
Augenentzündung und Sehnenscheidenentzündungen, letztere besonders an den Vordergliedmaßen.
Die Behandlung der Brustseuche erfordert zunächst eine sorgfältige diätetische Pflege. Zweckmäßig wird den kranken Pferden das
Futter in kleinen Portionen öfter verabfolgt, um den Appetit zu reizen. Daneben ist den Tieren häufig frisches
Trinkwasser zu reichen. Am liebsten verzehren die Pferde schmackhaftes Heu, resp. Kleeheu oder Luzerneheu und gutes Stroh. Die
Darmausscheidungen werden durch große Gaben von Glaubersalz oder Bittersalz erleichtert. In einzelnen Fällen paßt auch das
Kalomel in kleinen Dosen. Anhaltende Erhöhung der Körpertemperatur macht zuweilen, namentlich im Stadium des Ausganges, eine
Berieselung des Rippenkörpers mit Wasser von 10-20° notwendig. Von großer Bedeutung ist die Ausstellung der kranken Pferde
in einem hohen, gut ventilierten Raum, in welchem ihnen zweckmäßig das freie Herumgehen gestattet wird. Gegen die
Brustfellentzündung ist die Applikation eines Senfbreies oder die Einreibung der kranken
¶
mehr
Brustseite mit Senfspiritus zu empfehlen, bei verschleppter Lungenentzündung erweist sich nicht selten die Applikation eines
Fontanells vor derBrust sehr nützlich. Bei großer Herzschwäche (sehr frequentem, schwachem Puls) ist die stündlich wiederholte
Anwendung spirituöser Maulwasser oder die Verabreichung von Kampfer und Baldrianwurzel vorteilhaft.
ein vulgärer Ausdruck für stechende Schmerzen in der Brust, welche entweder von einer
frischen Brustfellentzündung (s. d.) abhängig sein können, wobei sie mit Fieber verbunden sind, oder ihren Ursprung in alten
Verwachsungen des Brustfelles haben, oder nicht so selten gar nicht in dem Brustraum ihren Sitz haben, sondern Rheumatismus
der Zwischenrippenmuskeln oder gar ausstrahlende Schmerzen sind, welche bei Erschwerung der Darmbewegung
durch Zerrung der Nachbarorgane entstehen. Viele Leute, welche sich wegen ihrer Bruststiche schwermütigen Gedanken überlassen, werden
durch ein tüchtiges Abführmittel auf lange Zeit vollkommen geheilt.
ein Gemenge verschiedener schleimiger, gelind reizender, eröffnender, aromatischer
Substanzen, welches in Form eines Aufgusses gegen husten- und fieberlosen Katarrh benutzt wird.
Der gewöhnliche Brustthee. (Species
pectorales, S. ad infusum pectorale) besteht aus 8 Teilen Altheewurzel, 3 Teilen Süßholz, 1 Teil Veilchenwurzel, 4 Teilen
Huflattichblätter, 2 Teilen Königskerzenblumen und 2 Teilen Sternanis.
Der Brustthee mit Früchten (Species pectorales
cum fructibus) enthält auf 16 Teilen des vorigen 6 Teile Johannisbrot, 4 Teile geschälte Gerste
[* 36] und 3 Teile Feigen.
bei Hochbauten derjenige Teil der Mauer, welcher die ganze Breite
[* 37] des Fensters einnimmt und von dessen Unterkante
bis zum Fußboden reicht. Um sich dem Fenster bequem nähern zu können, und weil dieser Teil der Mauer
außer dem Fenstergestell und dessen Übermauerung nichts zu tragen hat, erhält sie gewöhnlich im Innern der Zimmer eine
nischenartige Vertiefung zwischen den Fenstergewänden, indem sie bei einer Höhe von 0, 5-0, 75 m nur 0, 25-0, 38 m stark
ausgeführt wird. Erhält dieser Teil der Mauer gleiche Stärke
[* 38] mit den Fensterpfeilern, so heißt sie
vollgemauerte Brüstung. Auch bei Fachwerkswänden nennt man die Felder zwischen Fußboden und Fensterbrett Brüstung. Bei Balkonen, Veranden,
Brücken,
[* 39] Brunnen,
[* 40] steilen Abhängen etc. ist Brüstung s. v. w.
Geländer.
Die Brustwassersucht verursacht je nach der Menge des Wassers mehr oder weniger heftige
Atemnot, asthmatische Anfälle, Blausucht, zuweilen plötzlichen Tod;
mit der Besserung des Grundleidens kann auch die
Brustwassersucht verschwinden.
[* 35] (franz. Parapet), jede auf dem Erdboden oder auf dem Wall von Festungswerken hergestellte Deckung zum unmittelbaren
Schutz der dahinterstehenden Verteidiger (Mannschaft oder Geschütz) gegen feindliches Feuer. Sie ist Hauptbestandteil aller
Befestigungsanlagen, meist Erdanschüttung. Die Höhe der Brustwehr ist entweder so bemessen, daß der Mann
im Liegen, Knieen,
Stehen (Anschlaghöhe, bei GeschützenKniehöhe) darüber hinwegschießen kann, oder so, daß eine Truppe aufrecht stehend
auch auf einigen Abstand von der Brustwehr gedeckt ist.
Hinter der Brustwehr liegen Bankette, Geschützbänke etc. für die Verteidigung. Die Stärke (1-10 m) richtet sich nach der Bodenbeschaffenheit,
resp. dem Material und danach, ob die Brustwehr dem Feuer von Gewehren, Feldgeschütz oder Festungsgeschützen auf
kurze oder auf längere Zeit widerstehen soll. Die Oberfläche der Brustwehr, die Brustwehrkrone (s.
Fig. bc), wird nach außen etwas abgedacht (Kronenfall, plongée), damit man bequemer darüber hinwegschießen und den Angreifer
auch dicht vor der Brustwehr noch sehen kann.
in der Botanik alle diejenigen Teile, sowohl einzelne Zellen als ganze Glieder
[* 43] einer Pflanze, welche zu einer gewissen
Zeit von selbst sich ablösen oder leicht durch äußere Veranlassungen abgelöst werden können und danach der Vermehrung derPflanze dienen, indem sie sich unter geeigneten Umständen zu neuen Individuen fortbilden. Je nach
der Art dieser Teile spricht man von Brutzellen, -Knospen, -Zwiebeln, -Knollen (vgl. Vermehrung der Pflanzen).-
In der Zoologie ist Brut (proles) die Nachkommenschaft der Tiere, insbesondere derjenigen, welche sich durch Eier
[* 44] fortpflanzen.
S. Brüten und Brutpflege.
bei den Vögeln die vom Muttertier oder andern Tieren bewirkte Zuführung von Wärme
[* 45] zu den Eiern behufs der
Entwickelung des Embryos; im weitern Sinn auch die nämliche Erwärmung durch leblose Gegenstände. Das Brüten wird gewöhnlich
vom Weibchen, bei manchen Vögeln abwechselnd von beiden Geschlechtern oder nur vom Männchen besorgt;
es dauert bei den Kolibris
[* 46] nur 11-12 Tage, bei den Straußen 7-8 Wochen. Die Großfußhühner verscharren ihre Eier in eigens dazu
angehäuftem Moder, dessen Zersetzung die nötige Wärme hervorruft.
Bei vielen Reptilien leistet der von der Sonne
[* 47] erhitzte Sand die gleichen Dienste.
[* 48] Da die Eier, welche außerhalb
des mütterlichen Organismus zur Entwickelung gelangen, zu dieser Entwickelung im wesentlichen nur Wärme und für die Atmung
des jungen TiersLuft bedürfen, die durch die Schale eindringt, so hat man sehr früh versucht, die mütterliche Wärme durch
künstliche zu ersetzen. Schon die alten Ägypter benutzten mit gutem Erfolg Brütöfen; auch in China
[* 49] ist das Verfahren seit langem bekannt, und an andern Orten hat man die gleichmäßige Wärme des sich zersetzenden Mistes dazu
benutzt. Daß man auf solche Weise Vogeleier ausbrüten könne, war auch den Griechen
¶
mehr
und Römern bekannt. Im vorigen Jahrhundert wurde das künstliche in Frankreich und England wieder aufgenommen, und kurz vor der
französischen Revolution benutzte Bonnemain einen mit Wasserheizung versehenen Brütapparat und versorgte den Markt von Paris
[* 51] mit vortrefflichem Federvieh in Jahreszeiten,
[* 52] wo sonst keine jungen Hühner
[* 53] zu haben waren. Im J. 1825 gelang
es d'Arcet, zu Vichy Hühnchen und Täubchen mittels der dasigen heißen Mineralwässer künstlich ausbrüten zu lassen. Er
legte die Eier in einen kleinen Korb, hing diesen in einem durch das heiße Mineralwasser erwärmten Badezimmer auf und drehte
die Eier alle Tage einmal um. Man hat seitdem sehr zahlreiche Apparate (Brütmaschinen) konstruiert, welche
dem Zweck mehr oder weniger vollkommen entsprechen.
Ein brauchbarer Apparat muß den Eiern während der ganzen Brütezeit eine konstante Wärme durch direkte Berührung, um der
durch Ausdünstung sonst entstehenden Trockenheit vorzubeugen, von oben mitteilen; die Eier müssen sich in einer feuchten Atmosphäre
befinden und hinlänglich mit frischer Luft versehen werden; man muß sie ohne Mühe jederzeit wenden
und untersuchen können, und schließlich muß der Apparat, welcher möglichst einfach sein soll, Räume für die ausgeschlüpften
Küchlein enthalten, die anfangs noch einer erhöhten Wärme bedürfen.
Versieht man die Brütmaschine mit einem Thermostat (s. d.), so werden sie unabhängig von der
Sorgsamkeit des Wärters. Manche von den vorgeschlagenen Apparaten funktionieren sicher und billig. Baumeyer in Dresden
[* 54] hat
besonders günstige Resultate erzielt. Er läßt warmes Wasser in Gummischläuchen zirkulieren und legt die Eier unmittelbar
unter letztere. Kleine Brütapparate werden mit Petroleum, größere mit Koks oder Braunkohle geheizt. Auch die Aufzucht der
jungen Hühner ist ihm gelungen.
Dieselben eignen sich für den Markt und auch für die fernere Zucht ebenso gut wie von Hennen ausgebrütete Küchlein. Trotz
aller Erfolge aber sind bisher nur wenig Brütmaschinen in der Praxis benutzt worden, weil die Aufzucht ohne Mutter stets viel
schwieriger ist. Man hat die Brütapparate hauptsächlich in zoologischen Gärten für wissenschaftliche
Zwecke und, in besondern Fällen, zum Ausbrüten seltener Rassentiere benutzt; aber in großen Hühnerzüchtereien zog man
immer noch das Ausbrüten durch Hennen vor und bediente sich dazu, um die Hühner nicht vom Eierlegen abzuhalten, der Truthennen,
welche zwei, drei, selbst vier Portionen Hühnereier hintereinander ausbrüten.
Dies geschieht besonders mit sehr gutem Erfolg in Frankreich. Wenn beim Brüten 1-2 Tage über die normale Brütezeit verstrichen
sind, so kann man die Eier, um sie zu prüfen, in lauwarmes Wasser legen. Diejenigen, welche lebende Junge enthalten, zeigen
dann eine hüpfende Bewegung und müssen sofort der Brüterin oder der Maschine
[* 55] wieder untergelegt werden.
Vgl. Öttel, Der Hühner- oder Geflügelhof (6. Aufl., Weim. 1879);
Derselbe, Über künstliche Brut von Hühnern etc. (das.
1874);
Krantz, Praktische Anleitung zur künstlichen Ausbrütung (2. Aufl., Berl.
1874);
Baumeyer, Das künstliche Ausbrüten und die Hühnerzucht (Hamb. 1876, 2. Aufl. 1887);
bei vielen Leber- und Laubmoosen und den Gefäßkryptogamen auf dem Thallus, den Wurzelhaaren, dem Stamm oder
den Blättern auftretende celluläre Ausgliederungen, die unter geeigneten
Umständen auf ungeschlechtlichem Weg sich zu
neuen Pflanzen entwickeln können.
die Sorge um die Nachkommenschaft (Brut), ist in sehr verschiedenem Grad entwickelt und äußert sich manchmal
bei hoch organisierten Tieren kaum, bei niedern in merkwürdigster Weise. Meist wird sie vom Weibchen ausgeübt, indem es die
Eier in einem besondern Behälter (Bruttasche, Brutsack) mit sich trägt und auch die ausgeschlüpften
Jungen noch eine Zeitlang darin beherbergt (viele Krebse, Beuteltiere)
[* 56] oder letztere nur mit Futter versorgt und in Gefahr beschützt,
sonst aber sich frei bewegen läßt (Vögel, manche Säugetiere).
Jedoch gibt sich in seltenen, noch gänzlich unaufgeklärten Fällen ausschließlich das Männchen der Brutpflege hin.
So nimmt es bei dem Seepferdchen
[* 57] (Hippocampus) und den ihm verwandten Gattungen (Syngnathus etc.) die vom Weibchen abgelegten
Eier in einen an der Brust befindlichen Hautsack auf und entläßt die Jungen erst, nachdem sie schon munter umherschwimmen
können;
so tragen einige andre männliche Fische die Eier im Mund umher;
so ist bei dem Frosch
[* 58] Rhinoderma
Darwinii der mächtig anschwellende Kehlsack des Männchens der Aufenthaltsort für die jungen Kaulquappen (andre Beispiele
s. bei Amphibien);
so befestigen ganz allgemein bei den Pantopoden (s. d., Abteilung der Arthropoden) die Männchen die Eier
an ihre Beine etc. Unter den Echinodermen (Seeigel u. a.), deren Junge gewöhnlich in der Gestalt kleiner
und dem Muttertier durchaus unähnlicher Larven ausschlüpfen und längere Zeit an der Oberfläche der See leben, haben die
arktischen und antarktischen Arten eine Brutpflege derart, daß die Metamorphosen nicht im stürmischen Meer, sondern unter dem Schutz
eines besondern Teils der mütterlichen Schale durchgemacht werden.
(griech. Brettioi), altital. Volk aus dem südwestlichen AusläuferItaliens,
[* 59] nördlich von Lukanien begrenzt,
von dem es durch den Laus getrennt war (s. Karte »Altitalien«).
[* 60] Ihr Gebiet (Bruttius ager, erst bei den Neuern
Bruttium) war die älteste »Italia« oder die jetzige LandschaftCalabria. Vom Apennin durchzogen, der hier den fichtenreichen
Sila bildete und in verschiedene Vorgebirge, wie Crimisa, Lacinium, Zephyrium, Heracleum, Leucopetra etc.,
auslief, hatte es wasserreiche Thäler und Schluchten, aus welchen viele Küstenflüsse sich ins Meer ergossen.
Der unebene und zum Teil rauhe Boden wurde zu trefflicher Viehzucht
[* 61] sowie zu Wein-, Oliven-, Obst- und Getreidebau benutzt, ein
Hauptprodukt war Pech. Städte waren: Consentia, Vibo (Hipponium), Medma, Rhegium, Locri, Scylacium, Croton
etc. Die Einwohner an der Küste waren eingewanderte Griechen, die hier blühende Kolonien (Hipponium, Croton, Rhegium, Locri
etc.) hatten; die des Binnenlandes sollen teilweise hellenisierte Lukaner gewesen sein, welche sich von ihren Landsleuten
getrennt und unabhängig gemacht hätten und von den Lukanern Bruttier (»Rebellen«) genannt worden wären.
Die Bruttier, gegen die Römer
[* 62] mit Pyrrhus verbündet, wurden seit 277 v. Chr. von jenen bekriegt und 272 unterjocht. Weil
sie im zweiten PunischenKrieg zu Hannibal hielten, wurden sie nach dessen Abzug von Rom
[* 63] durch schweren Gebietsverlust und dadurch
gestraft, daß sie nicht mehr als Bundesgenossen angesehen und für unfähig zum Waffendienst erklärt
wurden. Das Land geriet
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