»Der
Landfriede« (1876) und »Bianka«
(1879), von denen besonders die zweite (zum erstenmal aufgeführt 1875 an der
königlichen
Oper zu
Berlin)
[* 10] nachhaltigen Erfolg hatte.
(Heulaffe,MycetesIllig.,Stentor Geoffr.), Affengattung aus der
Familie der
Breitnasen (Platyrrhini) und
der Unterfamilie der
Wickelschwänze (Gymnurae), gedrungen gebaute
Affen
[* 11] mit gleichmäßig entwickelten
Gliedern, fünffingerigen
Händen, großem, pyramidal hohem
Kopf, vorstehender Schnauze und blasig aufgetriebenem
Zungenbein, in welches
die zu dreien vorhandenen Kehlsäcke einmünden. Dieser eigentümlichen
Entwickelung des Stimmapparats verdanken die Brüllaffen,
welche ihren
Namen mit vollem
Rechte tragen, die
Stärke
[* 12] und den
Umfang der
Stimme.
IhreBehaarung ist dicht, am
Kinn bartartig verlängert. Sie leben in
Südamerika
[* 13] sehr gemein und verbreitet,
besonders in dichten, hochstämmigen und feuchten Wäldern, und finden sich in
Steppen nur da, wo die einzelnen Baumgruppen
gehölzartig zusammenstehen und
Wasser in der
Nähe ist.
Ihre Lebensweise ist außerordentlich einförmig; sie sind sehr harmlos,
aber grämlich und mürrisch, spielen nie untereinander und verbringen ihr
Leben auf denBäumen mit Fressen,
Brüllen, bewegungslosem Hinbrüten und
Schlafen.
Sie nähren sich von Blättern und
Knospen,
[* 14]
Früchten,
Eiern und jungen
Vögeln, werden aber den
Pflanzungen niemals schädlich.
In der Gefangenschaft sieht man sie selten. Der rote Brüllaffe
(Guariba, Alaute,
Predigeraffe,
MycetesseniculusL.) ist 80
cm lang mit 70
cm
langemSchwanz, rötlichbraun, auf der Rückenmitte goldgelb; das kleinere Weibchen ist dunkelfarbiger.
Er lebt oft in größern
Gesellschaften, in
Brasilien,
[* 15]
Guayana u.
Kolumbien.
[* 16] Der schwarze Brüllaffe
(Beelzebul, Caraya, M. nigerWagn.,
s. Tafel
»Affen III«) ist 65
cm lang mit ebenso langem
Schwanz, glänzend schwarz, das Weibchen wie auch die
Jungen mehr
oder weniger rötlich, bewohnt
Paraguay,
[* 17] ist wie der vorige an manchen
Orten ungemein häufig und erfüllt den
Urwald mit schauerlichem
Geheul.
SeinFleisch ist schmackhaft, aber äußerst trocken und mager; wegen der abschreckenden Gestalt des
Bratens wird es
fast nur von den
Indianern gegessen; dem Männchen stellt man wegen des schönen schwarzen Pelzes nach
und fertigt daraus
Mützen,
Beutel
[* 18] und Satteldecken.
(Stiersucht, NymphomaniaBoum),
Krankheit, bei welcher die
Kühe ihr Verlangen nach Befriedigung des
Geschlechtstriebs durch
Brüllen zu erkennen geben. Die Brüllerkrankheit beruht in
einer krankhaften
Reizbarkeit der
Eierstöcke. Irrtümlich
ist aber die
Ansicht, daß die letztern hierbei durch perlsüchtige (tuberkulöse)
Neubildungen degeneriert
seien. Oft entwickelt sich das
Leiden
[* 19] zu einem so hohen
Grade, daß die
Tiere abmagern. Auf den
Weiden werden dieselben auch
dadurch nachteilig, daß sie andre
Kühe oder
Färsen durch Bespringen und
Stoßen belästigen. Eine
Heilung der Brüllerkrankheit ist nur durch
die Kastration zu erreichen, welche am besten durch die
Scheide ausgeführt wird.
(spr. brüljo),Schriftsteller im Gebiet der Kupferstichkunde, geb. zu
Düsseldorf,
[* 20] begann dort seine Kunststudien und ging 1805 nach
München.
[* 21] Hier wurde er 1808 zum Hilfsaufseher bei der Kupferstichsammlung
und 1822 zum
Konservator ernannt. Unter Brulliot wurde der
Reichtum dieser Sammlung um mehr als ein Drittel,
bis zu 300,000
Exemplaren, vermehrt und von ihm nach
Schulen und
Altern geordnet.
Sein
»Dictionnaire des monogrammes« (Leipz.
1817-18, 2 Bde.),
mit der
»Table générale des monogrammes«
(Münch. 1820), erschien später in einer neuen, ganz umgearbeiteten
Ausgabe (das. 1832-34, 3 Bde.).
Er starb
Koloristisch wie durch das ungesuchte Hervorheben des rein Menschlichen ward dieses Werk noch überboten durch sein folgendes
(1834), die Ermordung der
Ines de Castro (in den Sammlungen der
Akademie). Nach seiner Rückkehr ins Vaterland
erhielt er die ehrenvollsten Aufträge, und die
Eremitage wie die
Akademie besitzen eine
MengePorträte
[* 24] und Genrebilder von
ihm, welche sich sämtlich durch kräftigen
Ton charakterisieren. Von größern Werken ist noch die Belagerung von
Pskow (in den Sammlungen der
Akademie) zu nennen. 1835 bereiste Brülow
Griechenland,
[* 25] die Türkei
[* 26] und
Palästina
[* 27] und bereicherte dabei
seine Mappe mit vielen trefflichen landschaftlichen Gemälden, die zum Teil in die Prachtausgabe des großen Dawydowschen
Reisewerks (Petersb. 1839-40, 2 Bde.
mit
Atlas)
[* 28] übergegangen sind. Außerdem hat Brülow für die Kasansche
Kathedrale in
Petersburg eine
HimmelfahrtChristi gemalt und in der neuen Isaakskirche in
Petersburg den Freskenschmuck geschaffen. Er starb in
Marciano bei
Rom.
eine von dem LehrerBecker in Jüterbogk angegebene klebrige Masse, welche man zum Fangen der den Obstbäumen
schädlichen Insekten,
[* 32] namentlich des Blatträubers (FidoniadefoliariaL.) und des Frostspanners (Acidalia
brumata), anwendet. Man umwickelt die Stämme mit einem anliegenden oder besser unten abstehenden Papierring und bestreicht
diesen mit dem in welchem sich die Schmetterlinge
[* 33] festsetzen. Man legt den Brumata-Leim Mitte, spätestens Ende Oktober an, weil dann
gewöhnlich die Schmetterlinge erscheinen, von denen die Weibchen nicht fliegen können, sondern die Zweigspitzen
kriechend zu erreichen suchen, um dort ihre Eier
[* 34] abzulegen, aus denen im Frühjahr die so schädlichen Raupen auskriechen.
In Forsten hat man in ähnlicher Weise durch Teerringe den Verwüstungen der großen Kiefernraupe vorzubeugen gesucht, doch trocknet
der Teer zu schnell aus und muß alle 6-8 Tage neu aufgestrichen werden. Zu Darstellung eines guten Raupenleims
werden 2,5 kg Rüböl und 0,5 kg Schweinefett bis aus zwei Drittel der Masse eingekocht und unter beständigem Umrühren mit
0,5 kg dickem Terpentin und 0,5 kg vorher mit dem Terpentin zusammengeschmolzenem Kolophonium versetzt. Die Masse muß sich
nach dem Erkalten, ohne abzufließen, aufpinseln lassen und hält sich an 4 Monate klebrig. Auch ein wiederholter Anstrich
von Stamm und Hauptästen mit einer Mischung von 1 kg Alaun
[* 35] und 2 kg Soda in 15 Lit. Wasser hat die Insekten von Obstbäumen erfahrungsmäßig
fern gehalten, auch die Apfelbäume von der Blutlaus befreit.
Antonius, Kontrapunktist aus der niederländischen Schule, geboren in Französisch-Flandern, lebte Ende des 15. und
in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. Über die Lebensumstände dieses Meisters ist nichts Näheres bekannt; doch muß er bereits
im Beginn des 16. Jahrh. in Italien berühmt gewesen sein, da seine Arbeiten (Messen, Motetten und andre
Kirchenkompositionen) neben denen des Josquin de Près in den um diese Zeit zu Venedig
[* 38] und Rom veröffentlichten Sammlungen einen
wichtigen Platz einnehmen.
Auch erscheint sein Name in einem Trauergesang (Déploration) auf den TodOckenheims, in welchem die hervorragenden
Schüler dieses Meisters zur Teilnahme aufgefordert werden. Als ein weiterer Beweis für Brumels Tüchtigkeit darf das Zeugnis
des gleichzeitigen Theoretikers Glarean gelten, der ihn zu den besten Künstlern des Jahrhunderts rechnet, und diese Ansicht
bestätigen auch die von ihm erhaltenen Kompositionen, die zwar an Kühnheit der Erfindung denen des Josquin
nachstehen, hinsichts der Leichtigkeit der Stimmführung und des Reichtums der Harmonie ihnen jedoch ebenbürtig sind.
RichardFrançoisPhilippe, franz. Philolog, geb. zu Straßburg, wurde bei den Jesuiten in Paris
[* 49] gebildet,
machte als Kriegskommissar den Siebenjährigen Krieg mit, widmete sich nach seiner Rückkehr, trotzdem er fortwährend im Amte
stand, seit 1760 in Straßburg philologischen Studien und übte bald höchst förderlichen Einfluß auf
das Verständnis griechischer Dichter. Während der Revolution wurde Brunck als Gemäßigter von einem Gefängnis zum andern bis
nach Champlitte geschleppt, erhielt zwar nach RobespierresSturz die Freiheit wieder, entsagte aber nun fast gänzlich der litterarischen
Thätigkeit, so daß nur noch die Textausgabe des Terentius (1797) erschien, und starb Er
gab heraus: »Analecta veterum poetarum graecorum« (Straßb.
1772-76, 3 Bde.),
Aristophanes mit trefflicher lateinischer Übersetzung (das. 1781-83, 3 Bde.),
die »Poetae gnomici graeci« (das. 1784), den
Vergilius (1785) und endlich Sophokles mit neuer lateinischer Übersetzung, Scholien etc. (das. 1786, 2 Bde.; 3. Ausg.
1789, 3 Bde.), seine vorzüglichste Arbeit, welche der König mit einem Jahresgehalt von 2000 Frank belohnte.
Stadt in Tirol,
[* 56] 825 m ü. M., im Pusterthal an der Rienz, in welche hier der Tauferer Ahrnbach mündet, in fruchtbarer
Ebene an einem von einem stattlichen Schloß (der ehemaligen Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Brixen, jetzt Landwehrkaserne)
gekrönten Hügel, an der EisenbahnVillach-Franzensfeste gelegen, hat 5 Kirchen (darunter die schöne, 1860 erbaute
Pfarrkirche), 1 Kapuziner- und 1 Ursulinerinnenkloster (letzteres mit einer Mädchenerziehungsanstalt), Sparkasse, (1880) 2186 Einw.
und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. Bruneck wurde 1288 von Bruno, Bischof von Brixen, gegründet
und ist seit neuerer Zeit eine beliebte Sommerfrische und Mittelpunkt für touristische Ausflüge.
(Borneo proper), das älteste und nebst dem im SO. daran stoßenden Gebiet des Sultans von Sulu einzige noch jetzt
selbständig bestehende mohammedanische Fürstentum aus Borneo, liegt aus der Nordwestküste der Insel und nimmt jetzt nur noch
den kleinen Raum zwischen der Barramspitze und der Mündung des Sipitong, Labuan gegenüber, ein, ein Areal
von 46,000 qkm (835,4 QM.) mit 125,000 Einw.
(an den
KüstenMalaien mit einzelnen Chinesen, im Innern überwiegend Dajak). Der Sultan von Brunei war ehedem der mächtige Oberlehnsherr
sämtlicher Radschas auf Borneo und somit König der ganzen Insel, der von einem glänzenden Hofstaat umgeben
war. In neuerer Zeit ist der Sultan von Brunei dadurch bekannt geworden, daß er die LandschaftSarawak (s. d.) als erbliches Lehen
an den EngländerBrooke (s. d. 4) übertrug und die InselLabuan (s. d.) an die britische Regierung, endlich in Gemeinschaft mit
dem Sultan von Sulu die ganze nordöstliche Halbinsel an die Nordborneo-Kompanie abtrat. Die einst glänzende
Hauptstadt Brunei, unfern der Mündung des gleichnamigen Flusses in einer sumpfigen Niederung auf Pfählen erbaut, hat jetzt ein
erbärmliches, schmutziges und verfallenes Ansehen, treibt aber nicht unansehnlichen Handel, hauptsächlich nach Singapur,
[* 57] u. zählt 30-35,000 Einw. Sie ist Sitz eines englischen Konsuls. S. Karte »Hinterindien«.
[* 58]
(spr. brünell), 1) Marc Isambard, der Erbauer des Themsetunnels in London,
[* 59] geb. zu Hacqueville im
DepartementEure, sollte Geistlicher werden, entsagte aber diesem Beruf, diente 1786-92 in der Marine, ging 1793 nach New York
und widmete sich nun dem Ingenieurwesen, erbaute das Parktheater und leitete eine Kanonengießerei sowie
die Befestigung des Hafeneingangs. Im J. 1799 kam er nach London und erfand hier 1806 den Klobenmechanismus zum Gebrauch für
die Marine, gründete eine Anstalt zum Sägen
[* 60] des zu Marketeriearbeiten bestimmten Holzes und baute 1811 in dem Arsenal zu Chatham
eine Sägemühle, die er so glücklich beendigte, daß ihn die königliche Societät zu London zu ihrem
Mitglied ernannte.
Sein größtes und staunenerregendes Werk, wodurch er seinen Namen bei der Nachwelt unsterblich gemacht hat, ist aber der Bau
des berühmten Tunnels. Der Plan zu diesem großartigen Bauwerk war schon 1819 fertig, aber erst 1825 konnte Brunel mit Hilfe einer
Aktiengesellschaft zur Ausführung schreiten, und nach Überwindung unsäglicher Schwierigkeiten wurde das Werk 1842 beendigt.
Schon 1833 war Brunel Vizepräsident der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu London geworden. Seit 1841 zum Baronet erhoben,
starb er in London.
Vgl. »Memoir of SirMarc Isambard Brunel« (hrsg. von Beamish, 2. Aufl.,
Lond. 1862).
Dann baute er die Kettenbrücke von Hungerford, eine der längsten in England, die Brücke
[* 63] über den Tamar bei Saltash in der Cornish-Eisenbahn
bei Plymouth
[* 64] und war bei der Ausführung der Conway- und Britannia-Röhrenbrücke beteiligt. Von seinen
Hafenbauten verdienen namentlich die Docks von Cardiff und Sunderland Erwähnung. Während des Krimkriegs ward ihm 1854 die Errichtung
des Militärhospitals zu Renkioi in den Dardanellenübertragen, in welchem er eine wahre Musteranstalt schuf. Auch die Riesenschiffe
Great Britain (1842) und Great Western (1835) sind sein Werk. Am bekanntesten aber wurde er durch den Bau
des Great Eastern, welchen er schon 1852 projektiert hatte, doch erst nach
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mehr
Überwindung zahlreicher großer Schwierigkeiten ausführen konnte. Er starb
Vgl. Brunel, Life of Brunel, by his
son (Lond. 1870).
(Brunelleschi, spr. -ki), Filippo, ital. Architekt, geb. 1377 zu Florenz,
[* 66] kam zuerst zu einem Goldschmied
in die Lehre,
[* 67] wandte sich aber bald der Bildhauerkunst
[* 68] zu und trieb eifrigst mathematische Studien. Er wird
als der erste genannt, welcher die damals noch sehr vernachlässigte Perspektive aus feste Regeln gründete. Auch erfand er
ein besseres Verfahren zur Herstellung eingelegter Arbeiten. Auf diese Weise mit den mechanischen und plastischen Künsten vertraut
geworden, wandte er sich endlich der Baukunst
[* 69] zu. Er begann seine architektonischen Studien zu Florenz an den
dortigen alten Bauwerken und setzte dieselben seit 1401 zu Rom fort. Im J. 1407 kehrte er nach Florenz zurück, hielt sich
aber später wieder in Rom auf, von wo er 1417 zurückberufen wurde, als man inFlorenz die Vollendung des
Doms durch eine Kuppel beschloß. Brunellesco ezbot sich, das Gewölbe
[* 70] ohne Bogengestelle und Gerüste zu vollenden und statt einer Kuppel
deren zwei (eine um die andre, die äußere als Schutzkuppel der innern) auszuführen, und machte zugleich den Vorschlag,
daß seine Modelle von einer Versammlung der ersten Architekten geprüft werden sollten.
Dieselbe fand 1420 statt und billigte den Plan Brunellescos, der nun zum Oberaufseher des Kuppelbaues ernannt wurde. Neben
ihm waren Ghiberti und der Vorsteher der Dombauhütte in untergeordneter Stellung thätig. Brunellesco starb in Florenz 1446, noch ehe
das großartige Bauwerk ganz vollendet war; die Laterne wurde nach seinem Modell ausgeführt und der Schlußstein 1461 gelegt.
(Vgl. Ces. Guasti, La cupola di Santa Maria del Fiore, Flor. 1857.) Außerdem leitete Brunellesco viele andre Bauten. In Mailand
[* 71] entwarf
er denPlan zum Festungsbau.
»Manuel du libraire et de l'amateur de livres« (das. 1810, 3 Bde.; 5. Aufl.
1860-65, 6 Bde.; mit 3 Supplementbänden von P. Deschamps und G. Brunet, 1870-80),
»Recherches sur les éditions originales
de Rabelais« (das. 1852) und zahlreiche andre monographische Arbeiten sowie treffliche Kataloge heraus.
2) PierreGustave, franz. Gelehrter, geb. zu
Bordeaux,
[* 75] lebt daselbst als Mitglied der Akademie der schönen Wissenschaften. Er hat sich besonders mit dem Studium der
DialekteFrankreichs und des Altfranzösischen beschäftigt und wird wegen seiner bibliographischen Arbeiten nicht selten mit dem vorigen
verwechselt. Von seinen zahlreichen Publikationen verdienen besondere Hervorhebung: »Les joyeuses recherches
de la langue tolosaine« (1847);
»Les évangiles apocryphes« (2. Aufl. 1863);
»Correspondance complète de la duchesse d'Orléans« (2. Aufl.
1869);
»Curiosités théologiques« (1861, anonym);
»La France littéraire au XV. siècle, ou Catalogue raisonné des ouvrages
imprimés en langue française jusqu'en 1500« (1865);
»Curiosités bibliographiques et artistiques« (Genf
[* 76] 1867);
»Les
fous littéraires« (1880).
Vgl. Laporte, J. C. et PierreGustave Brunet (Par. 1884).
Latini, ital. Staatsmann, Gelehrter und Schriftsteller, berühmt als
Freund und gewissermaßen LehrerDantes, um 1220 zu Florenz geboren, ging 1260 als Gesandter der Guelfenpartei
seiner Vaterstadt zu Alfons von Kastilien, wurde nach dem Sieg derGhibellinen noch in demselben Jahr verbannt und wandte sich
nun nach Paris, wo er mehrere Jahre blieb und seine unfreiwillige Muße zu litterarischen Arbeiten benutzte. Er verfaßte in
französischer Sprache seinen »Trésor«, eine Art Encyklopädie, welche einen Überblick über den Umfang
der gelehrten Bildung seiner Zeit gibt und neuerlich im Original von Chabeille (»Li livres dou trésor«, Par. 1863) veröffentlicht
wurde, während eine italienische Übersetzung des Werks von Buono Giamboni bereits 1474 zu Treviso (auch Venedig 1533) erschienen
war.
Ein andres, fast gleichzeitig erschienenes Werk von ihm ist »Tesoretto«
(hrsg. von Zannoni, Flor. 1824),
eine in italienischer Sprache abgefaßte episch-moralisierende Dichtung in allegorischem Gewand,
die als ein Vorläufer der »Divina commedia« angesehen werden kann. Nach der Wiederherstellung des Guelfenregiments (1267)
nach Florenz zurückgekehrt, bekleidete Brunetto fortan wichtige Ämter und wurde 1287 zum Sekretär
[* 82] der Republik
ernannt. Während dieser Zeit ließ er sich die
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mehr
Erziehung des jungen Dante angelegen sein, der ihm durch Familienbeziehungen nahestand und ihm wahrscheinlich den Grund zu seiner
encyklopädischen und klassischen Bildung zu verdanken hat. Er starb 1294. Eine Sammlung »Epistolae, conjecturae et observationes«
von Brunetto erschien in 2 Bänden (Rom 1659).
Vgl. Sundby, Brunetto, Levnet og Skrifter (Kopenh. 1869).
geb. 1488 zu Mainz,
[* 84] studierte
anfangs Theologie und Philosophie und trat dann in ein Kartäuserkloster bei Mainz. Später ging er nach Straßburg, bekannte
sich zur lutherischen Lehre, wurde Prediger und stand dann neun Jahre einer von ihm zu Mainz gegründeten
Schule vor. Das von der Universität zu Löwen
[* 85] 1550 auf Befehl des Kaisers ausgestellte Verzeichnis der Hauptketzer enthält
des Brunfels Namen an erster Stelle. Brunfels war ein intimer FreundUlrich v. Huttens. Nach dessen Tod (1523) neigte er mehr den Prinzipien
der altevangelischen Brüdergemeinden zu und kam dadurch in Konflikte mit Luther und Zwingli. Er wandte sich
nunmehr der Medizin zu und ging als Arzt nach Bern,
[* 86] wo er starb. Er hat neben seinen zahlreichen ausgezeichneten theologischen
Werken sich besonders durch Schriften über Pädagogik, arabische Sprache, Arzneimittellehre und Botanik bekannt gemacht. Die
Botanik verdankt ihm wesentlich mit ihre Neubegründung im Abendland, indem er, anstatt in der üblichen
Erklärung der botanischen Schriften des Altertums, in der Naturbetrachtung selbst die Ausgabe der Botanik suchte, und namentlich
brach sein Werk »Herbarum vivae icones« (Straßb. 1530 u.
1536, 3 Tle.; deutsch: »Contrafayt Kräuterbuch«, das.
1532-37, 2 Tle.; Frankf. a. M. 1546) dadurch eine ganz neue Bahn, daß Brunfels die von ihm gefundenen einheimischen
Pflanzen in Holz
[* 87] schneiden ließ und unter die Abbildungen die deutschen Namen setzte. Seine übrigen Hauptschriften sind: »Catalogus
illustrium medicorum seu de primis medicinae scriptoribus« (Straßb. 1530);
»Jatron medicamentorum simplicium« (das. 1533);
»Epitome medices, summam totius medicinae complectens« (Antwerp. 1540);
»Onomastikon medicinae, continens
omnia nomina herbarum, fruticum etc.« (Straßb. 1534);
»In Dioscoridis historiam plantarum certissima adaptatio« (das.
1543).
2) (Brunichildis) Tochter des Westgotenkönigs Athanagild, wurde 567 mit Siegbert I., König von Austrasien, vermählt. Weil
ihre Schwester Galswintha von ihrem GattenChilperich, König
von Neustrien, auf Antrieb von dessen Buhlerin Fredegunde ermordet
worden war, veranlaßte Brunhilde ihren Gemahl zum Kriege gegen Chilperich, wobei aber Siegbert 575 ermordet wurde
und Brunhilde selbst in Gefangenschaft fiel. Sie lebte in Rouen
[* 92] und vermählte sich hier mit Chilperichs Sohn Merovech, der aber schon 577 umkam.
Erst nach ChilperichsTod (584) kehrte sie nach Austrasien zurück, übernahm nach dem Tod ihres SohnsChildebert 596 die Vormundschaft
ihrer Enkel Theuderich und Theudebert und suchte durch Beschränkung der Macht der Großen das Königtum
zu stärken. Als Theudebert 612 von Theuderich des Reichs beraubt und getötet und dieser 613 auch gestorben war, wollte Brunhilde ihren
Urenkel, Theuderichs ältesten Sohn, Siegbert II., auf den Thron
[* 93] erheben; die Großen aber riefen den König
Chlotar von Neustrien herbei, welcher 613 Brunhilde gefangen nahm und nach langen Martern durch ein wildes Pferd
[* 94] zu Tode schleifen ließ.
Letztern begleitete er auf die Kirchenversammlung nach Konstanz,
[* 95] entwich aber heimlich nach Florenz, wo er
litterarischen Arbeiten, insbesondere der Bearbeitung der florentinischen Geschichte, lebte. Für letztere: »Historiarum
Florentinarum libri XII« (zuerst ital. als »Historia del popolo Fiorentino«, Vened. 1476; lat. 1650), ward er von der
Republik mit dem Bürgerrecht belohnt. Seit 1427 Staatssekretär der Republik, starb er Sein prächtiges
Grabmal von Rosellino befindet sich in Santa Croce zu Florenz. Brunis philologische Arbeiten bestehen in Übersetzungen und Nachahmungen
aus Aristoteles, Platon, Plutarch, Demosthenes u. a. Aus der ansehnlichen Zahl seiner übrigen Schriften erwähnen wir den »Commentarius
rerum suo tempore gestarum« (zuerst ital., Vened. 1475;
lat., das. 1476) und die Bücher: »De origine urbis Mantuae« und »DeRomae origine«. Seine reichhaltigen und
für die Zeitgeschichte wichtigen »Epistolae familiares« erschienen später (Vened. 1572). Die BiographienDantes und Petrarcas
schrieb er in seiner Muttersprache. Die ihm zugeschriebenen Lustspiele in italienischer Sprache (»Calphurnia et Gurgulia« und
»Commedia poliscene«),
welche ihm den Ruhm der ersten Vorarbeiten der neuern Komödie gewähren würden,
haben einen andern Leonardo aus Arezzo, wahrscheinlich einenMönch in de la Sorte, zum Verfasser.
dikotyle, ausschließlich im Kapland einheimische Pflanzenfamilie, heidekrautartige Sträucher mit nadelartigen
Blättern und kleinen, zu Ähren oder Köpfchen gehäuften Blüten.
Die Bruniaceen sind den Hamamelideen zunächst
verwandt.
(franz., Brünieren, Bronzieren des Eisens), die Operation, durch welche der Oberfläche mancher aus Eisen
[* 96] gearbeiteter
Gegenstände eine braune Lackfarbe gegeben wird, um dieselben vor Rost zu schützen, wird hauptsächlich bei den Läufen der
Jagdgewehre angewendet, wo sie überdies den Zweck hat, die blanke Farbe des Gewehrs, welche vom Wild zu leicht
bemerkt werden würde, zu verdecken. Das
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mehr
Brunieren besteht in der Hervorbringung einer dünnen, gleichförmigen LageRost auf dem Eisen, welche durch Einreiben mit Wachs oder
durch überziehen mit Schellackfirnis glänzend gemacht wird. Das gewöhnlichste Mittel zum Brunieren ist das Chlorantimon (Bronziersalz,
Bruniersalz), von welchem man 2 g mit 8-10 TropfenÖl innig mischt. Mit dieser Mischung reibt man das schwach
erwärmte Eisen wiederholt dünn und möglichst gleichförmig ein, indem man es nach jeder Einreibung einige Zeit der Luft aussetzt.
Ein darauf folgendes Anstreichen mit Scheidewasser, in welchem Kupfer
[* 98] aufgelöst ist, soll den Vorgang des Rostens noch befördern.
Der braun gewordene Lauf wird gereinigt, mit kaltem Wasser sorgfältig abgewaschen, abgetrocknet und endlich
entweder bloß mit dem Polierstahl poliert, oder mit weißem Wachs eingerieben, oder mit einer Auflösung von 60 g Schellack
und 11 g Drachenblut in 2 Lit. Weingeist gefirnißt. Nach einem andern Verfahren löst man 1 Teil Salpetersäure, 1 Teil versüßten
Salpetergeist, 2 Teile Weingeist, 3 Teile Kupfervitriol in 64 Teilen Wasser und setzt 2 Teile Eisenchloridlösung
von 1,5 spez. Gew. hinzu.
Man trägt diese Flüssigkeit auf den mit Kalk gut abgeriebenen Lauf, läßt ihn an der Luft trocknen, reibt ihn mit einer Kratzbürste
aus Eisendraht kräftig ab, wiederholt das ganze Verfahren mehrere Male, wäscht zuletzt mit heißem Wasser
ab, trocknet und poliert. Nach einem neuern Verfahren benetzt man die polierten Läufe schwach, aber gleichförmig mit sehr
verdünnter Salpetersaure, trocknet sie im Sonnenschein und Luftzug, wiederholt dies dreimal, entfernt den lose anhängenden
Rost mit einer Kratzbürste und wiederholt das Verfahren, bis man nach und nach eine schöne und feste braune
Färbung erzielt hat. Um diese dunkler zu machen, arbeitet man in gleicher Weise mit einer Auslösung von salpetersaurem Silberoxyd
in dem 500fachen Gewicht destillierten Wassers.
ein schweizer. Voralpenpaß (1035 m), die kürzeste und bequemste Verbindung zwischen den beiden Touristengebieten
des VierwaldstätterSees und des Berner Oberlandes und namentlich seit dem Bau der Paßstraße (1857-62)
ungemein stark frequentiert. Die Maximalsteigung beträgt 6-10 pro Mille. Von Alpnach nach Sarnen und Giswyl bloße Thalstraße,
hat sie, um die Höhe von Lungern zu gewinnen, am »Kaiserstuhl«
[* 99] Serpentinen erfordert, und letztere wiederholen sich für die
eigentliche Paßroute Lungern-Brienzwyler. Dieser Teil, wo der Ausblick auf das Thal
[* 100] der Aare und die Schneeberge
des Berner Oberlandes sich immer mehr aufrollt, ist für den Fußwanderer sehr genußreich. In Brienzwyler teilt sich die
Straße: nach Brienz und Meiringen. Der starke Touristenzug führte zu dem Projekt einer Brünigbahn (s. Interlaken).
RegenAnteil nahm am politischen Leben, und 1874-80 war er Vertreter des ersten nassauischen Wahlkreises im Reichstag. 1876 siedelte
er nach Frankfurt
[* 105] a. M. über, wo er sich als Präsident des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins große Verdienste um die Hebung
[* 106] des Kunstgewerbes erwarb. Durch Erwerbung des »FrankfurterJournals« suchte er mit Erfolg auch hier die nationale Gesinnung zu
fördern und zu verbreiten. 1882 wurde er bei Begründung des Deutschen Kolonialvereins zu dessen Vizepräsidenten
erwählt, und 1883 verlieh ihm der Kaiser den erblichen Adel. Er starb in Frankfurt a. M.
Christian, Wasserbaumeister, geb. zu Neckarau in der Pfalz, widmete sich dem Baufach, war Einnehmer
der Deichkontributionen, trat 1769 in holländische Dienste,
[* 107] wurde Generalflußinspektor, später Generaldirektor
des holländischen Waterstaats; starb Unter seiner Leitung kamen bedeutende Bauten zu stande, wie die bessere
Bedeichung und Abwässerung des HaarlemerMeers und des sogen. Oberwassers, die
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