Waggons von den und auf die
Pontons mittels hydraulischer
Pressen, wie in
Ruhrort
[* 2] und
Homberg, oder mit Aufziehen und
Ablassen
der
Waggons mittels Drahtseils und stehender oder Lokomotivmaschine auf schiefer
Ebene, wie vormals bei
Mainz
[* 3] und Rheinhausen.
Die mit diesem
Transport verbundenen Zeitverluste und
Gefahren für die Bedienungsmannschaft und die
Güter
sowie der Umstand, daß dieser
Verkehr im
Winter zu unterbrechen oder nur zeitweise und mit Schwierigkeiten aufrecht zu erhalten
ist, haben meist dazu geführt, die Trajektanstalten durch feste
Eisenbahnbrücken zu ersetzen.
welchen sich die
»NeueMethode der phonetischen Transskription«
(das. 1863) anschloß.
Letztere bezweckt die bildliche
Darstellung derSprachen nach ihrem wirklichen Lautwert, so daß man
eine
Sprache sprechen lernen kann, ohne sie je gehört zu haben. Das Wesentliche dieses
Systems besteht
darin, daß die einzelnen
Typen, mit denen gedruckt wird, keine
Buchstaben, sondern nur Zeichen für die
Stellung der einzelnen
beim Sprechen thätigen
Organe sind, aus denen dann erst die
Buchstaben zusammengesetzt werden. Außerdem schrieb Brücke:. »Über
Ergänzungsfarben und Kontrastfarben«
(Wien 1865);
Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk
Unterfranken, 321 m ü. M., an der
Sinn, mit
Amtsgericht,
Getreidehandel
und (1880) 1566 Einw. 4 km davon entfernt ist
Bad
[* 16] ein
Kurort im reizenden
Thal
[* 17] der
Sinn, am Westfuß der
Rhön, 300 m ü. M., mit mildem, dabei gleichmäßigem
Klima
[* 18] (mittlere
Sommertemperatur +17,5°
C.). Die dortigen drei
Heilquellen sind die Brückenauer, Wernarzer und Sinnberger, die nach
Gehalt
und
Wirkung verschieden sind. Die erste gehört zu der
Klasse der erdig-salinischen Eisenquellen, hat eine
Temperatur von 9,8° C. und zeichnet sich vorzüglich durch ihren geringen
Gehalt an
Salzen bei großem
Reichtum an kohlensaurem
Gas aus; die beiden andern gehören zu der
Klasse der alkalisch-erdigen
Säuerlinge.
Sie werden zum
Baden
[* 19] wie zum Trinken (meist mitMilch oder
Molken) benutzt. Die Eisenquelle wird gegen allgemeine
Nervenschwäche,
Blutarmut, Menstruationsstörungen etc., oft auch als Nachkur für Kissinger Brunnengäste
gebraucht; die beiden andern sind bei chronischer
Affektion der
Schleimhäute, chronischen Hautausschlägen und bei beginnender
Tuberkulose zu empfehlen. Neuerdings sind noch zwei
Sauerbrunnen, der Niederberger und Kothener, entdeckt worden.
Vgl. Wehner,Bad Brückenau u. seine Kurmittel (Würzb. 1879).
eine
Kolonie auf dem
Riesengebirge in
Schlesien,
[* 20] Regierungsbezirk
Liegnitz,
[* 21] liegt 753 m ü. M. auf einem
Bergrücken zerstreut, der vom Mittagsstein zum Gräberberg zieht, westlich von Krummhübel, mit 250 Einw.
Daselbst ließ König
FriedrichWilhelm IV. 1842 eine interessante, aus
Wang in
Norwegen
[* 22] herbeigeschaffte
uralte (zum Teil aber erneuerte) Holzkirche mit abseits stehendem Kirchturm errichten.
man jetzt die an demjenigen Ausgang eines Defilees, welcher dem Feind zugekehrt ist, angelegte Verschanzung, die den eignen
Truppen entweder den Rückzug durch das Defilee oder das Debouchieren aus demselben angesichts des Feindes sichern soll, einen
Brückenkopf.
Den Vorläufern seines Hauptwerks, »KurzeFragen aus der philosophischen Historie« (Leipz. 1731-36, 7 Bde.)
und »Erste Anfangsgründe der philosophischen Geschichte« (das.
1736, 1751),
folgte dieses selbst unter dem Titel: »Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem
deducta« (das. 1742-44, 5 Bde.;
neue Aufl. 1766, mit einem Appendix von 1767). Der von ihm veranstaltete Auszug unter dem Titel: »Institutiones historiae
philosophicae« (Leipz. 1747) ist mehrmals gedruckt und auch ins Englische
[* 38] (von Enfield, Lond. 1791, 2 Bde.) übersetzt
worden. Das Werk zeichnet sich zwar nicht durch Geistesfreiheit, aber durch für seine Zeit umfassende Gelehrsamkeit bei vorherrschend
Wolfscher Richtung und vor allem dadurch aus, daß es als das erste Werk seiner Art die oft mehr benutzte
als eingestandene Grundlage aller folgenden geworden ist. Außerdem schrieb Brucker noch: »Miscellanea historiae philosophicae,
litterariae, criticae« (Augsb. 1748, 5 Bde.),
einen »Bildersaal berühmter Schriftsteller« (das.
1741-55, 10 Dekaden mit Kupfern),
in der eigentlichen Bedeutung eine Person männlichen Geschlechts, die mit einer andern von einerlei Vater und
Mutter abstammt (rechter, vollbürtiger Bruder, frater germanus); dann auch eine solche, die mit einer andern
bloß denselben Vater oder dieselbe Mutter hat (Halbbruder, Stiefbruder, frater uterinus oder consanguineus,
je nachdem die Mutter oder der Vater gemeinschaftlich ist). Fälschlich werden auch Kinder aus ganz verschiedenen Ehen, die gar
nicht blutsverwandt miteinander sind, Brüder (Stiefbrüder) genannt, wenn sich der Vater des einen mit der Mutter des andern
ehelich verbunden hat (zusammengebrachte Kinder).
derchristlichenLehre,
[* 46] s. Brüderschaften, ^[= religiöse, fromme Vereinigungen zu wohlthätigen oder religiösen Zwecken. Wo die Formen des ...] religiöse.
desgemeinsamenLebens oder vom guten Willen (Fratres vitae communis oder bonae voluntatis, Kollatienbrüder),
eine freie christliche Genossenschaft, gestiftet von GerhardGroot (s. d.) zu Deventer, welche in dem Zusammenleben, in der Gemeinschaft desErwerbs, der Arbeit und der Erbauung eine wahre Brudergemeinschaft darzustellen suchte. Die Brüder des gemeinsamen Lebens, weiter
ausgebildet durch Florentius Radewin (gest. 1400) und Gerhard Zerbolt (geb. 1367), breiteten sich in den Niederlanden und in
Norddeutschland aus; unter den Brüderhäusern sind berühmt Windesheim bei Deventer und Agnetenberg bei Zwolle.
Nikolaus v. Zinzendorf (s. d.) und ließen sich mit dessen Erlaubnis auf seinem
Rittergut Berthelsdorf in der Nähe des Hutbergs nieder, wo nunmehr der OrtHerrnhut entstand. Das Wachsen der Kolonie bewog den
Grafen, sein Amt an der Regierung in Dresden
[* 51] aufzugeben und sich zugleich mit Friedrich v. Watteville aus
Bern
[* 52] und dem von ihm berufenen PfarrerRothe in Berthelsdorf der Leitung der jungen Gemeinde anzunehmen, in welcher Zwistigkeiten
mancherlei Art, Lehrstreitigkeiten und religiöse Schwärmerei eingerissen waren. Am verband sich die Gemeinde,
etwa 300 Seelen stark, zu einer selbständigen, freien christlichen Societät auf Grundlage der mährischen
Brüderordnung und hielt ihre erste abgesonderte Abendmahlsfeier in der Kirche zu Berthelsdorf (Stiftungstag).
Die Organisation der neuen Gemeinschaft der Brüderunität wurde auf mehreren Synoden (die erste allgemeine 1756 zu Herrnhut)
fortgesetzt und auch innere Krisen überwunden, die zum Teil durch eine zu schwärmerische Richtung, zum
Teil auch durch ökonomische Unternehmungen der Gemeinschaft veranlaßt waren. Ihre innerliche Ausbildung und Befähigung verdankt
die Brüdergemeinde nächst Zinzendorf dem rastlosen, umsichtigen Wirken von Johann v. Watteville und besonders Spangenbergs langjähriger
ausgezeichneter Thätigkeit, durch welche sich die Brüdergemeinde seitdem nicht nur immer weiter
verbreitet, sondern auch von vielen Auswüchsen gereinigt hat.
Die Verfassung der Brüdergemeinde ist eine durchaus synodale und presbyteriale. Die Bischöfe haben mit dem Kirchenregiment nichts zu thun
und sind nur für den Kirchendienst berufen. Die Leitung des Ganzen hat das aus neun Mitgliedern bestehende
»Unitätsdirektorium« oder die »Ältestenkonferenz
der Unität«, deren Sitz seit 1789 in Berthelsdorf ist. Über ihr steht die aus den Abgeordneten der drei ProvinzenAmerika,
[* 58] England, Europa-Festland zusammengesetzte Synode, die alle 7-12 Jahre zusammentritt.
Die 29. dieser Generalsynoden tagte vom 26. Mai bis und war von 54 Teilnehmern besucht, darunter 20 Engländer
und Amerikaner. Sie erhob die westindische Missionsprovinz zu einer neuen (vierten) Provinz der Unität. Als das eigentliche
Haupt der Brüdergemeinde gilt »der liebe Heiland«, dessen Willen man daher bei wichtigen Entscheidungen selbst durch das
Los zu erforschen
sucht, und mit dem schon 1741 ein »Spezialbund« geschlossen
ward, der Christum verpflichtete, ganz besonders über die Gemeinde und jeden Herrnhuter zu wachen.
Eigentümlich ist der Brüdergemeinde die Einteilung der Gemeinden in »Chöre«, d. h. nach Alter, Geschlecht und Lebensverhältnis zu asketischen
Zwecken vereinigte Gruppen, daher man in jeder Gemeinde einen Chor der Kinder, Knaben, Mädchen, ledigen Brüder, ledigen
Schwestern, Witwer und Witwen findet. Die ledigen Brüder wohnen in dem Brüderhaus, wo sie mit Kunst- und Handwerksarbeiten beschäftigt
und zu gemeinschaftlichen Andachtsübungen angehalten werden. Ebenso wohnen die ledigen Schwestern zusammen in dem Schwesternhaus,
mit Ausnahme derjenigen, welche Familienglieder sind oder in Gemeindefamilien dienen.
Da nur Wert auf die persönliche Erweckung und Heilsgewißheit gelegt wird, so ist die Brüdergemeinde gegen das Dogma
ziemlich indifferent. Nur Spangenberg hat in der »Idea fidei fratrum« (1779) eine Darstellung derLehre in ihrer Übereinstimmung
mit der evangelischen Kirche gegeben. Der Kultus hat den allgemein evangelischen Charakter, aber mit täglichen Morgen- und Abendversammlungen.
Neben dem Abendmahl feiert man zuweilen das Liebesmahl mit Thee und Backwerk. Eine besondere Festfeier findet
am Ostermorgen auf dem Gottesacker statt. In Niesky hat die Unität ein eignes Pädagogium.
Der Einfluß der Brüdergemeinde auf das christliche Leben in Deutschland,
[* 59] seine Belebung und seine Gestaltung ist nicht gering anzuschlagen;
die »Täglichen Losungen und Lehrtexte« sind weit verbreitet, ebenso ihre Lieder und Gebete. Durch Schleiermacher,
der bei den Herrnhutern empfangene Eindrücke bewahrt hat, ist ein berechtigtes Element bleibend in die deutsche Theologie aufgenommen
worden. Großartig ist die Wirksamkeit der Brüdergemeinde für die Ausbreitung des Christentums unter den Heiden; in diesem Glanzpunkt
der Gesellschaft beruht ihre welthistorische Bedeutung.
Der Kern der Heilsverkündigung unter den Heiden ist »die Botschaft von dem blutigen Versöhnungstod Jesu«. Das ganze Missionswesen
steht unter der speziellen Aufsicht des Missionsdepartements der Unitätsdirektion. Die Gesamtzahl der
Mitglieder der Brüdergemeinde beträgt gegenwärtig 31,000, wozu noch im Missionsgebiet etwa 70,000 Heidenchristen kommen.
Vgl. Cranz,
Alte und neue Brüderhistorie (Barby 1773; fortgesetzt von Hegner, das. 1791-1804, 3 Bde.;
Gnadau 1816);
zunächst die Übereinkunft von zwei Personen, sich als Brüder anzusehen, oft nur um einander mit »Du«
anzureden (Dutzbrüder, Brüderschaft machen). Die Sitte, Brüderschaft zu trinken, beruht wohl darauf, daß der Genuß des gleichen Trankes als
Symbol fester Vereinigung angesehen wurde. Eine besondere Bedeutung hat das Wort Brüderschaft im Klosterwesen. Man
versteht darunter das engere Verhältnis zwischen Klöstern, wonach sie sich zu gegenseitigen Diensten, zur Aufnahme und Verpflegung
reisender Ordensbrüder u. dgl. verpflichten. -
über Brüderschaft als Gesellenverbindungen des Zunftwesens vgl. Zunft.
religiöse, fromme Vereinigungen zu wohlthätigen oder religiösen Zwecken. Wo die Formen des eigentlichen
Mönchslebens zu eng und streng erschienen, begünstigte die römische Kirche eine weitere und losere
Form des kirchlich geweihten Gemeinschaftslebens, bei dem das religiöse Gelübde sich nur auf die Teilnahme und Hilfe bei einem
guten Werk (s. Brückenbrüder) oder aus bestimmte Andachtsübungen beschränkte. Diese Brüderschaften (confraternitates)
umfassen in der RegelLaien verschiedenen Standes.
Dergleichen Brüderschaften sind: die dem Jesuitenorden nahestehende Marianische Sodalität, die Brüderschaft
vom allerheiligsten Herzen Jesu, dann die Skapulier- und die Rosenkranzbrüderschaft, die Brüderschaft von der christlichen
Lehre (Frères ignorantins) mit dem ausgesprochenen praktischen Zweck des Volksunterrichts, die Brüderschaft vom allerheiligsten
und unbefleckten Herzen Mariä zur Bekehrung der Sünder, die Franz-Xaverius- oder Missionsbrüderschaft
etc. Auch in die evangelische Kirche sind durch die innere Mission Brüderschaften eingeführt worden.
Nach
ihren pantheistischen Grundsätzen verwarfen sie nicht bloß die Hierarchie und das äußere Kirchenwesen überhaupt, sondern
auch jedes Gesetz und verfielen infolgedessen vielfach in unsittliches Wesen.
Von den Päpsten und der Inquisition
mit Strenge verfolgt, verschwanden sie im 15. Jahrh.
(spr. brügel,Breughel), 1) Pieter der ältere, genannt der Bauernbrueghel, Stammhaupt einer niederländischen
Malerfamilie, geboren um 1520 in dem Dorf Breugel bei Breda, lernte zu Antwerpen
[* 69] bei Pieter Coecke und
HieronymusCock, trat 1551 in die Antwerpener Malergilde und
besuchte Frankreich und Italien, wo er 1553 in Rom
[* 70] verweilte. Nach
seiner Rückkehr hielt er sich in Antwerpen auf und siedelte 1563 nach Brüssel
[* 71] über, wo er 1569 starb. hat sich weniger nach
seinen Lehrern als nach HieronymusBosch gebildet, dessen spukhafte Szenen des JüngstenGerichts, der Hölle
und sittenbildliche Darstellungen aus dem Bauernleben mit moralisierender Tendenz er nachahmte und mit größerer Lebenswahrheit
bei gleich glänzendem Kolorit erfüllte. Auch seine Bilder aus der heiligen Geschichte tragen einen genrehaften Charakter.
Er war der Begründer der niederländischen Bauernmalerei. Die bedeutendsten seiner Bilder besitzt das
Belvedere in Wien, andre sind in München,
[* 72] Schleißheim, Dresden, Amsterdam
[* 73] u. a. O. Es ist sehr viel, namentlich im Verlag des
H. Cock, nach ihm gestochen worden.
2) Pieter der jüngere, gewöhnlich Höllenbrueghel genannt, obwohl die ihm zugeschriebenen Darstellungen von Höllenszenen
nicht von ihm herrühren, sondern Kopien nach seinem Vater sind, Sohn des vorigen, geboren um 1564 zu Brüssel,
trat 1585 in die Malergilde zu Antwerpen und starb um 1637-1638 daselbst. Er folgte der Weise seines Vaters, aber mit minderm
Talent.
3) Jan, genannt der Samtbrueghel, Bruder des vorigen, geb. 1568 zu Brüssel, Schüler von Goetkindt in Antwerpen, ging nach
Italien, wo er 1593 in Rom verweilte und den Erzbischof Federigo Borromeo von Mailand
[* 74] kennen lernte, mit welchem er sich nach
Mailand begab. 1596 kehrte er nach Antwerpen zurück und ließ sich als Freimeister in die Lukasgilde aufnehmen. Er entfaltete
bald eine so umfangreiche Thätigkeit, daß er schnell zu Ansehen und Wohlstand gelangte. Mit seinem
mailändischen Gönner stand er bis an sein Lebensende in brieflichem und geschäftlichem Verkehr.
ErzherzogAlbert und KaiserRudolf erteilten ihm zahlreiche Aufträge. Trotz seiner großen Beschäftigung verlor er sich aber
niemals in Flüchtigkeit, sondern führte seine Bilder auf Holz
[* 75] und Kupfer
[* 76] stets mit der Gewissenhaftigkeit
und Feinheit eines Miniaturmalers aus. Er war vorzugsweise Landschafts- und Blumenmaler, staffierte aber seine Landschaften
gewöhnlich mit einer großen Fülle von Figuren aus der heiligen Geschichte, der Mythologie und dem Bauernleben und mit einer
Unzahl von Tieren, welche ebenso wie die Blumen von einem eindringenden Naturstudium zeugen.
Generalsekretär im hannöverschen Kultusministerium. Nach der preußischen Okkupation war er Direktor des Kultusdepartements
bei der hannöverschen Ziviladministration, nahm aber 1868 seine Entlassung und stellte sich an die Spitze der welfischen
Agitationen. Er ließ sich zum Mitglied des Bürgervorsteherkollegiums in Hannover
[* 79] wählen und ward auch 1870 in den preußischen
Landtag, 1875 in den deutschen Reichstag gewählt, dem er bis 1884 angehörte. Er schloß sich als Hospitant
dem Zentrum an und leistete demselben, obwohl Protestant, eifrige Dienste
[* 80] im Kulturkampf, wie er denn neben Windthorst besonders
den Bund zwischen Ultramontanen und Welfen pflegt.
(spr. brüaß),DavidAugustin de, franz. Bühnendichter und Theolog, geb. 1640 zu
Aix, durch Bossuet zum Katholizismus bekehrt, wurde Geistlicher und schrieb theologische Streitschriften. Doch konnte er seiner
Vorliebe für das Theater
[* 81] nicht widerstehen; im Verein mit Palaprat (s. d.) brachte er mehrere Lustspiele auf die Bühne, die
sich großen Beifalls erfreuten. Er starb Ihre beste Komödie ist »Le
[* 82] Grondeur« (1691),
welche
Voltaire allen PossenMolières vorzog; in dem »Avocat Patelin« gaben sie eine glückliche Nachahmung dieser ausgezeichneten Posse
des Mittelalters. Außerdem werden gerühmt: »Le Muet«, »Le
sot toujours sot«, »Les Quiproquo«, »L'Important«.
Einige Stücke hat auch allein geschrieben. Die Werke beider Dichter sind zusammen herausgegeben (Par.
1755, 3 Bde.; 1812, 2 Bde.).
Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Aargau,
[* 86] in anmutiger Lage rechts an der merkwürdig eingeengten Aare, über welche eine
einbogige Steinbrücke führt, und an der Eisenbahn von Aarau
[* 87] nach Zürich,
[* 88] betreibt Obst- und Weinbau, Baumwollweberei, Strumpfwirkerei
und hat (1880) 1435 Einw. Ganz in der Nähe, unweit der Mündung der Reuß
[* 89] in die Aare, liegen der ehemalige
Bischofsitz Windisch (s. d.), wo sich die Reste des alten Vindonissa finden, und die
ehemalige AbteiKönigsfelden; 1 km aufwärts an der Aare das Schwefelbad Schinznach und diesem gegenüber SchloßHabsburg.
Die Straßen sind breit, aber tot, die altertümlichen Häuser reich verziert. Von Bauwerken sind anzuführen: die Hallen (Fleisch-
und Tuchhalle) mit dem 107,5 m hohen Hallenturm (Belfried, 1291 begonnen);
das zierliche gotische Rathaus mit sechs Türmchen
(von 1367, neuerlich restauriert), mit der städtischen Bibliothek (44,000 Bde.);
die im Innern reich ausgestattete, frühgotische Kathedrale St.
Salvator aus
dem 13. Jahrh., mit Gemälden;
die Kapelle zum heiligen Blut (auch St.-Basile genannt), eine kleine, zierliche
Kirche aus dem 12. Jahrh. (von den Sansculotten verwüstet, aber 1829 bis 1839 restauriert),
mit einem modernen Altar
[* 93] von vortrefflicher Bildhauerarbeit;
die Jerusalemerkirche, ein einfacher spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrh.;
die gotische St. Annenkirche mit vielen Gemälden aus dem 17. u. 18. Jahrh.;
die Jakobskirche, ein spätgotischer Ziegelbau (1469 geweiht);
ferner das große bischöfliche Seminar
(Dünenabtei genannt);
das seit länger als 500 Jahren bestehende St. Johanneshospital mit berühmten Gemälden von Memling
und dem Reliquienkasten der heil. Ursula, auf dem das Martyrium der 11,000 Kölner
[* 94] Jungfrauen von Memling dargestellt ist;
Unter den öffentlichen
Gebäuden neuern Ursprungs ragt hervor das Gefangenhaus mit 300 Zellen. Von Denkmälern sind das Standbild Jan van Eycks gegenüber
dem Rathaus, das Marmorstandbild Memlings auf dem frühern Mittwochsmarkt (von Pickery, seit 1871) und das
S. Stevins, des Erfinders des Dezimalsystems, zu nennen. Die Bevölkerung
[* 95] ist von (1816) 49,803 Einw. auf (1884) 45,073 gesunken;
fast die Hälfte derselben lebt in größter Dürftigkeit, und unverhältnismäßig viele sind auf die öffentliche Wohlthätigkeit
angewiesen.
Der Seehafen Brügges ist in Ostende. Die zwei messenähnlichen Jahrmärkte Brügges (4. Mai1. Okt.), jeder 14 Tage dauernd, versammeln
viele ausländische Geldkräfte, und auch die Vieh- und Pferdemärkte sind von Bedeutung. Trotz all dieser
Anstalten aber ist der Handel des heutigen Brügge nur noch ein Schatten
[* 101] gegen den im 13.-15. Jahrh., wo eins seiner Handelshäuser,
van den Beursen, so berühmt wurde, daß die »Börse« davon ihren Namen erhielt. Alle Handelsvölker der bekannten Welt hatten
hier ihre Konsulate. Faktoreien oder privilegierte Gesellschaften von Kaufleuten aus 17 Königreichen hatten
sich hier niedergelassen. Brügge war schon früh der Stapelplatz für die Städte des Hansabundes und für den englischen Wollhandel.
Mit der Entdeckung der großen Seewege und dem Emporkommen Antwerpens sank die Brügger Handelsmacht. An wissenschaftlichen,
Kunst- und Erziehungsanstalten befinden sich in ein königliches Athenäum, eine höhere Knabenschule,
Industrieschule, eine Schiffahrtsschule, ein bischöfliches Seminar, eine Kunstakademie mit Bildergalerie, ein Lehrerseminar,
eine vielbesuchte Erziehungsanstalt im Englischen¶
Geschichte. Brügge hieß zur Zeit der Merowinger Bruzzia, dann Brugä und soll schon um 865 mit Mauern umgeben gewesen sein. Als
Balduin, Graf von Flandern, 1204 Kaiser des byzantinischen Reichs wurde, bekam die Stadt durch die Verbindung mit ihm Gelegenheit,
ihren Handel über die Levante auszudehnen; sie wurde zugleich als Hansestadt ein Handelsmittelpunkt für
den Weltverkehr (s. oben). Der VersuchPhilipps IV. von Frankreich, die flandrischen Städte zu unterwerfen, wurde durch die »vlämische
Vesper«, wobei in unter Führung des Peter Koning über 3000 Franzosen getötet wurden, und durch den Sieg derStädte bei Kortryk 1302 vereitelt.
So kam Brügge 1305 wieder unter die Grafen von Flandern und erhielt von diesen immer mehr Privilegien.
Auch unter den Herzögen von Burgund blühte Brügges Handel, sank jedoch, als Flandern habsburgisch wurde und Antwerpen sich
hob. Die Häfen von Sluis und Damme versandeten, und innere Zerwürfnisse schwächten die Stadt. 1488 nahmen
die Bürger von Brügge den römischen König Maximilian I. gefangen, folterten und enthaupteten seine Räte und zwangen ihn, nach
viermonatlicher Gefangenschaft der RegierungFlanderns zu entsagen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen wurde die Stadt durch
MaximiliansStatthalter, HerzogAlbrecht vonSachsen, bezwungen und bestraft, wodurch ihr Ansehen und Handel
sehr geschädigt wurden. 1559 wurde hier ein Bistum errichtet.
Nachteilig für den Wohlstand der Stadt waren die massenhaften Auswanderungen unter Philipps II. blutiger Regierung. 1582 wurde
Brügge von den Franzosen genommen, aber 1584 von den Spaniern wiedererobert. 1704 wurde es von den Holländern vergeblich belagert,
nach der Schlacht bei Ramillies 1706 von den Verbündeten und 1708 durch Kapitulation von den Franzosen, 1709 abermals
von den Verbündeten besetzt. Im österreichischen Erbfolgekrieg eroberten es die Franzosen 1745 unter dem Marschall von Sachsen
und in der Revolutionszeit 1794 unter Pichegru. Unter französischer Herrschaft war es die Hauptstadt des Lysdepartements.
Seit 1814 gehörte es zu den Niederlanden, seit 1830 zu Belgien.
[* 104]
Hans, Holzschnitzer, geboren zu Husum,
[* 105] verfertigte von 1515 bis 1521 für das KlosterBordesholm einen aus
Eichenholz geschnitzten, jetzt im Dom zu Schleswig
[* 106] befindlichen Altar mit 20 Szenen aus der Passionsgeschichte in Relief und zahlreichen
Freifiguren, die im Anschluß an DürersKompositionen Lebendigkeit der Auffassung und Derbheit der Formenbehandlung
verbinden.
Von seinen übrigen Arbeiten ist nichts mit Sicherheit nachzuweisen. Er scheint einen bedeutenden Einfluß auf
die Holzschnitzerei Norddeutschlands geübt zu haben.
HeinrichKarl, namhafter Forscher auf dem Gebiet der ägyptischen Altertumskunde, geb. zu Berlin, widmete
sich schon als Gymnasiast dem Studium der ägyptischen Denkmäler und veröffentlichte eine die Kenntnis der altägyptischen
Volkssprache und Volksschrift wesentlich fördernde Schrift: »Scriptura Aegyptiorum demotica« (Berl. 1848),
der er die Werke: »Numerorum demoticorum doctrina«
(das. 1849) und »Sammlung demotischer Urkunden« (das. 1850) folgen ließ. Nach Vollendung seiner philologischen und archäologischen
Studien durchforschte er die Museen von Paris,
[* 109] London,
[* 110] Turin
[* 111] und Leiden
[* 112] und besuchte dann (1853) auf königliche KostenÄgypten,
[* 113] wo ihm die Ausgrabung der Apisgräber durch Mariette Gelegenheit zu hieroglyphischen und historischen Studien
bot. Nach Berlin zurückgekehrt, habilitierte er sich 1854 daselbst als Privatdozent und wurde Anfang 1855 zum Assistenten beim
ÄgyptischenMuseum ernannt. 1857-58 machte er eine zweite Reise nach den Nilländern, begleitete 1860 in amtlicher Stellung
die preußische Gesandtschaft nach Persien, machte mit dem Chef derselben, Freiherrn v. Minutoli, eine größere
Rundreise durch Persien und übernahm nach dessen Tode die Leitung der gesandtschaftlichen Geschäfte und Angelegenheiten.
Darauf lebte er abwechselnd in Kairo und in Graz
[* 117] und siedelte 1879 nach Berlin über, indem er zugleich an der dortigen Universität
Vorlesungen hielt. 1881 wurde ihm vom Vizekönig von Ägypten der Paschatitel verliehen. 1882 begleitete
er denPrinzenFriedrichKarl von Preußen auf einer Reise nach Ägypten und Syrien; 1884 ging er mit der kaiserlich deutschen Gesandtschaft
als Legationsrat nach Persien. Brugsch' Hauptschriften sind: »Grammaire démotique« (Berl. 1855);