Verzweiflung an der Menschheit aufzulösen scheint. Außerdem erschienen noch: »The
Inn-album« (1874; deutsch u. d. T.: »Das
Fremdenbuch«, Hamb. 1877);
eine Übersetzung von
Äschylos'
»Agamemnon« (1877) sowie zwei Gedichte: »La
Saisiaz« und »The two poets of
Croisic« (1878);
»Dramatic idyls« (1879-1880, 2 Bde.);
zuletzt »Ferishtah's fancies« (1884).
Eine Sammlung seiner Werke erschien in 6
Bänden (neue Ausg., Lond.
1868), eine Auswahl derselben in 2
Bänden (neue Ausg. 1884). Eine Browning Society wurde 1881 von
Furnivall (s. d.) gegründet,
zum
Zweck der
Erläuterung und weitern Verbreitung der Werke des Dichters.
2)
Elizabeth, engl. Dichterin,
Gattin des vorigen, geb. 1809 zu
London
[* 2] als die Tochter eines wohlhabenden
Kaufmanns, Barrett, erhielt eine ausgezeichnete
Erziehung und beschäftigte sich besonders eingehend mit dem klassischen
Altertum,
so daß sie bereits 1826 mit einem
»Essay on the mind« auftrat und sehr jung eine 1833 gedruckte Übersetzung des »Gefesselten
Prometheus« von
Äschylos lieferte, die von hoher dichterischer Begabung zeugte. Traurige Lebenserfahrungen
und Kränklichkeit stimmten sie düster und verliehen ihren
Dichtungen den grübelnden
Charakter ihres Vorbildes
Shelley, so
namentlich in: »Romaunt of
Margaret« (1836),
»The Seraphim, and other poems« (1838) und »Romaunt
of the
Page« (1839).
Ihre Verheiratung mit
Robert Browning (1846) führte sie nach dem
Süden, der für sie nun eine
zweite
Heimat ward. In ihrem nach
ShelleysManier formlosen Werk »The casa
Guidi windows« (1851) lieh sie ihrer
Begeisterung für
Italiens
[* 3] beginnende politische
Wiedergeburt begeisterte
Worte. Ihr Hauptwerk aber ist
»AuroraLeigh« (1857, 11. Aufl. 1873),
welches
die
Leiden
[* 4] einer edlen weiblichen
Natur im
Kampf gegen den konventionellen
Zwang der
Gesellschaft zum Gegenstand
hat.
IhreSympathien für
Italien
[* 5] bekunden auch die »Poems before Congress« (1860). Sie starb in
Florenz.
[* 6] Gesammelt erschienen ihre »Poetical works« in 5
Bänden (8. Aufl., Lond. 1870) sowie in einer Auswahl von 2
Bänden
(neue Ausg. 1884).
Später wurden auch ihre »Letters to R.
HengistHorne« (1876, 2 Bde.) veröffentlicht.
Vgl. P.
Bayne, »Two great Englishwomen« (Lond. 1881);
(spr. braun-,Barrowisten), eine um 1581 von
RobertBrown (s. d. 1) gestiftete und nachmals von
HenryBarrowe
geleitete religiöse
Sekte in
Holland und
England, will die religiöse Überzeugung und Ausübung von allem
äußerlichen
Zwang frei wissen, verwirft daher jede kirchliche
Organisation. Ebensowenig erkennt sie einen
Priester- oder Pastorenstand
an. Außer den
Sakramenten verwerfen die Brownisten jede stehende Religionsübung und jedes Gebetsformular. Die Brownisten wandten
sich, in
England verfolgt, nach
Holland, wo J.
^[John]
Robinson (gest. 1625) sie reformierte, und erlangten
danach als
Independenten (s. d.) in
England Duldung und bedeutenden Einfluß.
(spr. braunlo),WilliamGannaway (auch Parson Brownlow genannt), nordamerikan.
Politiker, geb. im
StaatVirginia, wurde 1826 Reiseprediger der Methodistenkirche und zog 1828 nach
Knoxville in
Tennessee, wo er seit 1839 die
Zeitung
»TheKnoxville Whig« herausgab, in welcher er energisch eine starke Zentralregierung befürwortete. Nach
Beginn der Sezessionsbewegung (1860) trat er, obschon ein Verteidiger der
Sklaverei, für die
Einheit derUnion in die
Schranken
und hatte deshalb, da sich
Tennessee der Südpartei anschloß,
Unterdrückung seines
Blattes und selbst Gefangenschaft zu erdulden. 1862 in
die Unionslinie nach
Nashville geschafft, schrieb er seine
»Sketches of the rise, progress and decline
of secession«, wovon in sechs
Monaten 75,000
Exemplare abgesetzt wurden, und hielt dann in allen größern
Städten der nördlichen
Staaten öffentliche
Reden gegen die
Sezession. Nachdem
Tennessee sich 1865 der
Union wieder angeschlossen, wurde er zum
Gouverneur des
Staats erwählt und 1869 von
Tennessee in den
Senat der
Union geschickt. Er starb
Aus einem
Fort entstanden, das im
Krieg mit
Mexiko
[* 8] sowohl als im Sezessionskrieg eine
Rolle spielte, ist der
Ort jetzt für den
Handel nicht ohne Bedeutung und geht mit
Entwickelung des texas-mexikanischen
Eisenbahnnetzes einer großen Zukunft entgegen.
(spr. broä), der bedeutendste rechtseitige Zufluß des schweizer.
Thièlegebiets, nahezu 80 km lang, entspringt auf den
Höhen des
Jorat, betritt den Thalgrund bei
Moudon
(Milden) und fließt in nordöstlicher
Richtung zum Murtensee, den er am Nordwestende wieder verläßt, um sich nach kurzem
Lauf in den
Neuenburger See zu ergießen. Von
Payerne
(Peterlingen) an schleicht, in fruchtbarem Gelände weitläufige Versumpfung
verursachend, die Broye so träge dahin, daß die Waadtländer einen langsamen
MenschenBroyard nennen. Auf
der Flußstrecke zwischen beiden
Seen kursieren die
Dampfschiffe der
RouteNeuchâtel-Murten; sie ist im Zusammenhang mit der
Juragewässerkorrektion reguliert worden. Ihrem
Laufe folgt die BroyethalbahnLyß-Murten-Payerne-Moudon-Palézieux
(-Lausanne).
Hier entstanden auch: die heil. Iria, die Exekution auf dem WeißenBerg; ihnen folgte 1875 der Hochzeitstag der Przemyslidentochter
Dagmar mit dem dänischen König Waldemar II. 1204. Nach kurzem Aufenthalt in Prag ging er 1876 nach Paris,
[* 22] wo er noch jetzt
thätig ist. 1877 stellte er das Hussitenmädchen aus, dem seine Hauptwerke: die Gesandtschaft des böhmischen KönigsWladislaw
Posthumus an den Hof
[* 23] des KönigsHeinrich VII. (1879, Berliner
[* 24] Nationalgalerie), Petrarca und Laura, ein Fest
bei Rubens, ChristophKolumbus am HofeFerdinands und Isabellas, der Balladensänger, Huß vor dem Konzil zu Konstanz,
[* 25] folgten; in
den letztern machte sich der Einfluß von Laurens und Munkacsy bemerklich. Seine Gemälde zeichnen sich durch ein glänzendes
Kolorit aus; es fehlt ihnen aber an Tiefe und Lebendigkeit der Charakteristik.
(spr. bruhs), 1) Robert, Graf von Anandale in Schottland und von Cleveland in England, Sprößling
eines alten schottischen Adelsgeschlechts, bewarb sich bei der Erledigung des schottischen Throns durch den TodAlexanders III.
(1286) als Verwandter des königlichen Hauses um den Thron.
[* 31] König Eduard I. von England aber setzte 1291 die Ernennung seines
Nebenbuhlers, des schwachen JohnBaliol, durch, obwohl Bruce der ausgestorbenen Dynastie um einen Grad näher
stand. Bruce weigerte sich, dem Baliol den Huldigungseid zu leisten, und starb 1294. Sein Sohn Robert fügte sich dagegen dem englischen
König vollständig, aber erst der Enkel Robert Bruce (s. Robert) ward König von Schottland.
Hier fuhr er auf dem Nil über Kairo
[* 34] und nach einem Besuch der Pyramiden bis Syene, von wo aus er sich einer Karawane nach Kosseir
am RotenMeer anschloß. Nach manchen Querfahrten an die arabische Küste und die Meerenge des RotenMeers
gelangte er aus einem überaus mühseligen und gefahrvollen Weg nach Gondar, der Hauptstadt Abessiniens, wo ihm seine ärztlichen
Kenntnisse bald Ansehen sowie die Gunst des Hofs erwarben, da er den Verwüstungen der Blattern, welche Abessinien zum erstenmal
heimsuchten, durch die europäische Behandlungsart ein Ziel zu setzen wußte.
Während seines dortigen mehrjährigen Aufenthalts suchte er auch die Quellen des BlauenNils, die er im Tanasee und jenseit
desselben nachwies, und deren Höhe er annähernd bestimmte. Nach einer langen und gefährlichen Reise durch Nubien kam er Ende 1772 in
Syene wieder an, von wo er über Alexandria und Marseille
[* 35] nach England zurückkehrte. Ein unglücklicher
Sturz machte seinem Leben ein Ende. Sein Reisewerk, das unter dem Titel: »Travels into Abyssinia« (Edinb.
1790, 5 Bde.; neue Ausg. 1839 u.
1878; deutsch von Volkmann, mit Anmerkungen von J. F. ^[JohannFriedrich] Blumenbach, Leipz. 1790-92, 5 Bde.)
erschien, wurde früher vielfach der Unzuverlässigkeit beschuldigt, jedoch durch das Zeugnis der neuesten
Reisenden in Abessinien zu Ehren gebracht. Auch zeigt sich in seinen 1837 bekannt gewordenen Ansichten afrikanischer Städte
und Ruinen zugleich als ausgezeichneter Skizzenmaler.
Vgl. Head, Life of Bruce (neue Ausg., Lond. 1849).
(altdeutsch bruch, pruh), ein Wort, welches außer seinem gewöhnlichen Sinne noch verschiedene spezielle Bedeutungen
hat. In der alten Rechtssprache bezeichnet es z. B. ein Vergehen sowie die darauf gesetzte Strafe (s. Brüche). - In der Mineralogie
heißt Bruch die Gestaltung der Fläche, welche entsteht, wenn ein Mineral beim Zerschlagen in einer andern
Richtung als derjenigen seiner etwanigen Spaltbarkeit (s. d.) zerspringt; vgl. Mineralien
[* 45] (physikalische Eigenschaften). - In der
Jägerei heißt ein Zweig von Laub- oder Nadelholz, welcher zum Zeichen einer erfolgreichen Jagd an die Kopfbedeckung gesteckt
wird; auch ein Zweig, durch welchen man den Anschuß sowie die Fährte
[* 46] des Hoch- oder Schwarzwildes, namentlich
bei der Nachsuche aus ein verwundetes Stück, bezeichnet, wobei man den Bruch so legt, daß das abgebrochene Ende nach der Richtung
zeigt, wohin das Wild gezogen ist (Verbrechen derFährte).
(gebrochene Zahl, Fractio), in der Arithmetik eine Zahl, welche aus einer bestimmten Anzahl gleicher Teile der
Einheit besteht. Die Zahl, welche angibt, in wieviel gleiche Teile die Einheit zerlegt ist, heißt der Nenner; die Zahl dagegen,
welche angibt, wieviel solcher Teile der Bruch enthält, wird der Zähler des Bruches genannt. Beide werden durch einen horizontalen
oder schrägen Strich getrennt, wobei der Zähler zu oberst oder zuerst gesetzt wird; z. B. 5/7 oder 5/7,
d. h. fünf Siebentel.
Ein Bruch heißt echt, wenn sein Zähler kleiner ist als der Nenner, z. B. 5/7; im entgegengesetzten Fall unecht, z. B. 12/5, 16/9.
Man unterscheidet ferner gewöhnliche oder gemeine Brüche, wie die genannten, und Dezimalbrüche, das sind solche, deren
NennerPotenzen von 10 sind, wie 15/100, 1625/1000 etc. Bei den Dezimalbrüchen
schreibt man aber den Nenner nicht hin, sondern man scheidet zunächst die Ganzen ab oder setzt, wenn keine Ganzen vorhanden
sind, eine Null, dahinter ein Komma als Dezimalzeichen und darauf den Zähler des Dezimalbruches, also in den beiden angegebenen
Fällen 0,15 und 1,625. Dabei ist die Regel festzuhalten, daß der Nenner eine 1 mit so viel Nullen ist,
als der ZählerZiffern hat.
Will man daher 15/1000 ausdrücken, so schreibt man 0,015; ebenso ist 0,0015
= 15/10,000. Die Ziffern rechts vom Dezimalzeichen nennt man Dezimalstellen, und es gibt die erste derselben die
Zehntel, die folgende die Hundertstel, die nächste die Tausendstel an etc. Öfters, aber nicht
immer, werden sie durch kleinere Ziffern von den Ganzen unterschieden (wie durchweg im »Konversations-Lexikon«). Außer dem
Komma dient auch der Punkt, entweder aus der Linie oder über derselben, als Dezimalzeichen, z. B. 0.15 oder 0·15, 1.625 oder
1·625. Bei letzterer Schreibweise läßt man auch, wenn keine Ganzen vorhanden sind, die Null vor dem
Punkt weg, schreibt also ·15 statt 0·15. Über die Verwandlung gemeiner Brüche in Dezimalbrüche und umgekehrt vgl. Bruchrechnung.
dieser etwas veraltete Ausdruck bezeichnet nur das Produkt zweier Brüche, z. B.
⅔ von 4/5 = ⅔. 4/5 = 8/15. Ein in welchem Zähler oder Nenner oder beide Brüche enthalten, heißt ein
Doppelbruch;
z. B. 4 ⅔ /7, 5/8 /9, 3/ 4/7, 4/5 / 7/8, 2 2/5 / 3 5/6. Man verwandelt
einen solchen in
einen gewöhnlichen Bruch, indem man Zähler und Nenner mit dem Produkt der Nenner der beiden vorkommenden Brüche
oder mit dem Nenner des darin vorkommenden Bruches multipliziert;
Schenkelbrüche (H. femoralis s. cruralis), wobei es durch den Kanal
[* 49] austritt, durch welchen die
Schenkelpulsader und der Schenkelnerv aus der Bauchhöhle heraus an den Schenkel sich begeben;
einen Bruch der weißen Linie (H. lineae albae) nennt man
das Austreten des Eingeweides durch eine Öffnung der weißen Linie;
einen Bauchbruch das Austreten des Eingeweides durch eine
in der Regel von einer frühern Verletzung der Bauchwand herrührende Öffnung, welche sich vorn oder an der Seite oder nach
hinten vorfinden kann;
einen Zwerchfellbruch (H. diaphragmatica) das Eintreten des Eingeweides durch eine
Öffnung des Zwerchfelles in die Brusthöhle;
einen Bruch des eirunden Loches (H. foraminis ovalis s. obturatoria) das Austreten
des Eingeweides durch die Ausgangsöffnung der Gefäße aus dem Becken durch die das eirunde Loch verschließende Membran;
einen
Hüftausschnittbruch (H. ischiadica) das Austreten des Eingeweides durch die Incisura ischiadica major;
einen Scheidenbruch (H. vaginalis)
die Einlagerung von Eingeweiden in einen Scheidenvorfall.
Ist an einer dieser Öffnungen nicht eine ganze
Darmschlinge, sondern nur eine Wand des Rohrs vorgestülpt, so nennt man dies Littreschen Bruch. Je nach dem Eingeweide, welches
sich in dem Bruch befindet, unterscheidet man: den Darmbruch (Enterocele), Netzbruch (Epiplocele), Darmnetzbruch (Enteroepiplocele),
Magenbruch (Gastrocele), Blasenbruch (Cystocele), Gebärmutterbruch (Hysterocele) und Eierstocksbruch (Oophorocele). Ein Bruch kann
ferner, er mag ein Eingeweide enthalten, welches er wolle, durch die Austrittsöffnung in der Rückenlage
von selbst wieder zurücktreten oder mit größerer oder geringerer Leichtigkeit zurückgebracht werden und wird alsdann
ein beweglicher Bruch (H. mobilis) genannt; oder er kann wegen Verwachsung des Bruchinhalts mit dem Bruchsack und wegen andrer,
später zu erwähnender Verhältnisse, ohne weitere Erscheinungen zu veranlassen, nicht zurückgebracht
werden: unbeweglicher Bruch (II. immobilis, irreponibilis);
oder er kann endlich in der Gegend der Austrittsöffnung von den
umgebenden Teilen so eingeschnürt werden, daß dadurch der Inhalt des Eingeweides, wenn es ein Darmbruch ist, oder die Zirkulation
des Bluts in den Gefäßen¶
mehr
gehemmt wird: eingeklemmter Bruch (H. incarcerata, strangulata). Ein Bruch ist zuweilen angeboren, d. h.
er zeigt sich schon bei Neugebornen, entweder gleich nach der Geburt oder wenige Tage nachher: angeborner Bruch (H. congenita),
oder er ist erworben (H. acquisita). Brüche kommen beim männlichen Geschlecht ungleich häufiger vor als beim weiblichen.
Besonders die Leistenbrüche werden bei männlichen Individuen am häufigsten beobachtet, während die
Schenkelbrüche öfter bei Weibern angetroffen werden. Leute, welche bei ihrer Arbeit viel stehen, wie Schreiner etc., leiden
viel öfter an Brüchen als solche mit sitzender Lebensweise; ferner kommen die Brüche auf der rechten Seite öfter vor als
auf der linken. Nicht selten werden mehrere Brüche an Einem Individuum beobachtet, zwei Leistenbrüche
oder zwei Schenkelbrüche, oder ein Leistenbruch und ein Schenkelbruch auf verschiedenen Seiten; weniger häufig sind zwei verschiedene
Brüche auf Einer Seite.
Der Bruch besteht aus zwei Hauptteilen: dem Bruchsack und dem Bruchinhalt. Da die innere Wand der Bauchdecken
(s. Bauch)
[* 51] von dem Bauchfell (s. d.) ausgekleidet ist, so muß dieses von den aus der Bauchhöhle unter die äußern Bedeckungen
heraustretenden Eingeweiden vorgedrängt werden, so daß es die Bruchhöhle auskleidet. Man nennt diese beutelförmige Ausstülpung
den Bruchsack; die Öffnung, durch welche der Bruch hervortritt, heißt die Bruchpforte, und in ihr
liegt der dünnere Teil des Bruches, der Bruchsackhals (collum), dem gegenüber sich der Grund des Bruches (fundus) befindet.
Zwischen beiden liegt der ausgedehnte Teil des Bruches, der Körper (corpus) desselben. Dieser ist bald kugelförmig, bald
cylindrisch, birnenförmig etc. Die innere Fläche des Bruchsackes trägt in der Regel und im Anfang alle
Charaktere des normalen Bauchfellesan sich, sie ist glatt und feucht, während die äußere, aus Bindegewebe bestehend, nach
und nach eine beträchtliche Dicke erreichen kann. Der Bruchsack ist jedoch nicht überall von gleicher Dicke; durch die beträchtliche
Ausdehnung,
[* 52] welche er zuweilen erleidet, verdünnt er sich an einzelnen Stellen so, daß hier zuweilen
sogar Zerreißungen stattfinden können und die Eingeweide dann unmittelbar unter die Haut gelangen, während an andern Stellen
sich bedeutende Verdickungen bilden, so daß mehrere Schichten entstehen, zwischen denen Flüssigkeiten (zuweilen 50-100 g)
und Fettmassen sich ansammeln.
Außer der Bauchspeicheldrüse und dem Zwölffingerdarm sind alle Baucheingeweide schon in Brüchen gefunden
worden; am häufigsten aber sind es der Dünndarm und das Netz, welche den Inhalt derselben bilden. Im Anfang ist es in der
Regel nur eine Darmschlinge; bleibt aber der Bruch sich selbst überlassen, so senken sich allmählich mehrere
Darmschlingen in denselben, bis sich zuweilen fast der ganze Darm
[* 53] in denselben einlagert. In der Folge
entstehen dann mannigfaltige Veränderungen, strangförmige und membranartige Verklebungen und Anheftungen, durch welche
die Zurückbringung eines alten Bruches unmöglich wird, und Absperrungen, Einschnürungen, wodurch die Bewegungen des Darminhalts
gehindert und durch Hemmung der Blutzirkulation bedeutende Störungen veranlaßt werden.
Als Hauptursache der Entstehung von Brüchen gilt eine gewisse Anlage. Es befinden sich beim Fötus eine
Anzahl von Öffnungen in den Bauchwänden, welche zur Zeit der Geburt schon verschlossen sein sollten, öfters jedoch über
die Geburt hinaus offen bleiben oder wenigstens sich nicht derartig verschließen, daß sie dem Andrang der Eingeweide
widerstehen
könnten. Auch durch Krankheitszustände, wie z. B. durch Wassersucht, Schwangerschaft, große Fettleibigkeit,
wenn eine rasche Abnahme der Ausdehnung des Bauches eintritt, werden an gewissen Stellen des Unterleibes wieder Öffnungen erzeugt,
die vorher verschlossen waren.
Selten jedoch entsteht ein Bruch plötzlich und auf einmal (wobei die betreffenden Individuen einen schmerzhaften
Ruck wahrnehmen), ohne daß der Bruch schon vorher in der Entwickelung begriffen gewesen wäre, welche aber von dem Kranken in der
Regel unbeachtet bleibt. Selbst für den Laien ist die Erkennung eines Bruches in der Regel leicht. An irgend
einer der öfters genannten sogen. natürlichen Bruchpforten erscheint eine Hervorragung, eine
Geschwulst, ohne Farbenveränderung der sie bedeckenden Haut.
Diese Geschwulst ist bei aufrechter Stellung größer, tritt auch beim Husten oder nach der Mahlzeit stärker hervor, während
sie beim Liegen und bei erschlafften Bauchdecken kleiner wird, ja sogar ganz verschwindet. Ist letzteres
nicht der Fall, so bedarf es nur eines leichten gleichmäßigen Druckes, um sie vollständig zu beseitigen. Die Geschwulst
ist an und für sich nicht schmerzhaft, mehr oder weniger elastisch. Beim Zurückbringen hört man einen eigentümlich gurrenden
und gluckernden Laut. In der Regel leiden Bruchkranke an Verdauungsbeschwerden, an ziehenden Schmerzen nach
der Geschwulst, an Blähungsbeschwerden, zuweilen an Übelkeit und Brechneigung.
Die Brüche mögen noch so klein und noch so leicht zurückbringbar sein, so sind sie doch immer mehr oder weniger lästig,
rufen öfters Schmerzen oder mindestens unangenehme Empfindungen hervor und können zu jeder Zeit sogar
gefährlich werden. Bei jedem Bruch können geringfügige Veranlassungen eine Einklemmung hervorrufen, die stets lebensgefährlich
ist und nur durch die allerumsichtigste Kunsthilfe beseitigt werden kann. Es muß deshalb jeder Bruch vor allen Dingen zurückgebracht
und dann auch zurückgehalten werden.
Die Zurückbringung (taxis, repositio) geschieht durch die Hand
[* 55] eines kunstgeübten Chirurgen; das Zurückhalten
(retentio) wird durch Bandagen (Bruchbänder) bewirkt. Die sogen. Radikalheilung der Brüche, für welche sehr verschiedene
Operationsmethoden angegeben und ausgeführt worden sind, soll einem Bruch, der nicht zurückgehalten werden kann,
den Patienten aber in höherm Maß belästigt, auf operativem Weg den Ausweg durch Verheilen oder Verödung des
Bruchsackes verschließen. Sie führen aber aber mehr oder weniger beträchtliche Gefahren für das Leben mit sich, indem sie
leicht Entzündung des Bauchfelles erregen, und ihr Erfolg ist durchgängig ein zweifelhafter, indem über kurz oder lang der
Bruch doch wieder zum Vorschein kommt.
Die unbeweglichen, irreponibeln Leibschäden führen in der Regel alle Nachteile mit sich, welche von
den beweglichen Brüchen, wenn sie längere Zeit
¶
mehr
bestehen bleiben, angeführt worden sind. Sie erreichen aber oft eine ganz enorme Größe, und wenn Leistenbrüche in den Hodensack
treten, wird dieser zuweilen bis zu der Größe eines Manneskopfs ausgedehnt. Für solche Brüche gibt es dann kein andres
Mittel als Tragbeutel, welche mit breiten Riemen um die Lenden befestigt werden. Obgleich wahre Einklemmungen
gerade bei diesen Brüchen am seltensten beobachtet werden, so kann doch Anhäufung von Kotmassen kolikartige Schmerzen und
Austreibung durch Blähungen herbeiführen. Auch bei diesen Brüchen ist der Versuch, sie zurückzubringen, zu jeder Zeit geboten.
Es bedarf hierzu aber stets längerer Zeit, während welcher der Patient in ruhiger Lage verharren muß.
Gelingt die Reposition, so ist der Darm durch ein Bruchband
[* 57] zurückzuhalten; im andern Fall müssen Bruchbänder mit hohlen Pelotten
(s. Bruchband) wenigstens das stärkere Vordringen des Darmes zu verhüten suchen.
Die Einklemmung oder Einschnürung (incarceratio, strangulatio) besteht darin, daß das ausgetretene Darmstück durch die
Bruchöffnung derart umfaßt wird, daß sowohl der Darminhalt als auch und namentlich das Blut in seiner
Fortbewegung mehr oder weniger vollkommen behindert wird. Der Bruchinhalt wird dunkelrot, seine Gefäße strotzen von Blut,
das Bruchwasser ist vermehrt und von dem ausgeschwitzten aufgelösten Blutfarbstoff ebenfalls rötlich gefärbt, die Häute
des Darmes schwellen an, auf der äußern Oberfläche setzen sich Gerinnsel ab; weiterhin und beim höchsten
Grad wird der Darm brandig, wobei er grünliche, aschgraue oder rotgraue Flecke zeigt und sehr zerreißbar wird.
Bei diesem Grad ist das Bruchwasser übelriechend, und wenn der Darm bereits durchbrochen ist, findet man deutlichen Kotgeruch.
Selbst der Bruchsack und die äußere Haut können brandig werden, so daß der Bruch nach außen durchbricht
und der Darminhalt sich durch eine abnorme Öffnung nach außen ergießt. Sobald sich der Darm eingeklemmt hat, ist die Bruchgeschwulst
prall und schmerzhaft und die Zurückbringung für den Kranken unmöglich. Im Unterleib entsteht ein Gefühl von Zusammenschnürung
und Kolikschmerzen, obgleich der Leib selbst anfänglich gegen Berührung nicht empfindlich ist.
Bald darauf stellen sich Aufstoßen, Brechneigung und Erbrechen, zunächst der genossenen Speisen, ein. Gleichzeitig ist Verstopfung
vorhanden. Der Kranke bekommt große Angst, seine Gesichtszüge entstellen sich, der Puls wird klein, härtlich, außerordentlich
beschleunigt, und der Unterleib treibt sich auf. Währt die Einklemmung fort, so dehnt sich die Bruchgeschwulst
aus, wird immer härter und schmerzhafter, namentlich um die Bruchpforte herum, es werden gallig gefärbte, schleimige Massen
erbrochen, die Kräfte des Kranken sinken zusehends; noch später hört dann das Erbrechen aus, statt dessen stellt sich Schluchzen
ein, der Puls wird kaum fühlbar, kalte Schweiße treten auf, das Gesicht
[* 58] ist in hohem Grad eingefallen,
blaß, verzogen, die Augen werden glanzlos (facies hippocratica), die Geschwulst wird blaurot, knistert unter dem Fingerdruck,
aus der Haut erheben sich Blasen, mit übelriechender Flüssigkeit gefüllt (s. Brand), und es entstehen Brandschorfe. Da die
Schmerzen in diesem Stadium aufhören, der Bruch zuweilen sogar zurückgeht, so glaubt der Kranke, der sich
sehr erleichtert fühlt und in der Regel bei klarem Bewußtsein bleibt, er befinde sich auf dem Weg der Besserung.
Der Tod tritt aber gerade hier oft überraschend schnell ein. Nur selten stößt sich der Brandschorf los, während im
Innern Verwachsungen sich einleiten, so
daß der Darm sich nicht mehr zurückziehen, seinen Inhalt nicht in die Bauchhöhle,
sondern nur nach außen ergießen kann, und es bildet sich dann der Zustand, welcher als widernatürlicher After (s. d.) bezeichnet
zu werden pflegt, selten vollkommen heilt, immer aber längere Zeit eine Kotfistel zurückläßt.
Zuweilen hebt sich jedoch die Einklemmung, zumal wenn sie nicht den höchsten Grad erreicht hat, einige Zeit nach ihrer Entstehung,
ohne solche lebensgefährliche Zufälle hervorzurufen, und der Bruch geht zurück, oder es gelingt, ihn zu reponieren. Dies ist
jedoch ein sehr seltener Ausgang, und in den meisten Fällen bedarf es, wenn die Reposition nicht bald gelingt,
der Bruchoperation (Bruchschnitt, Herniotomie). Dieselbe beruht in Durchschneidung der Haut, Bloßlegung des Bruchsackes und
Eröffnung desselben, Spaltung des einklemmenden Ringes und Zurückbringung der Eingeweide.
Nachdem dies gelungen, wird die Wunde mit Scharpie ausgefüllt, über den Verband
[* 59] eine Binde angelegt und die Heilung der Wunde
durch Eiterung erzielt. In der Folge ist es geraten, ein Bruchband zu tragen, da die Bruchpforte eine Nachgiebigkeit gegen die
andringenden Eingeweide behält und der Bruch gern wiederkehrt. Der Patient muß außerdem noch einige Zeit lang in der Diät sehr
vorsichtig sein, alle blähenden, schwerverdaulichen und den Darmkanal beschwerenden Speisen meiden und
starke Anstrengungen noch Wochen hindurch unterlassen.
Ihre Gestalt erscheint in der Regel mehr lang, schmal und ausgezackt als rund. Außer der Eller (daher Ellernbruch)
kommen nicht selten auch Pappeln, Eschen, Weiden, Birken und viele Gesträuche darauf vor. Solche Brücher, bei denen sich über
weichem Schlamm, Morast oder Sumpf eine ziemlich starke Pflanzendecke gebildet hat, trocknen fast nie aus, tragen
oft verkrüppeltes Nadelholz, zeigen auf der Oberfläche viele faulige Wasserpfützen und heißen Fern- oder Vehnenbrücher;
Moorbrücher dagegen bestehen aus einer mit Bäumen und Gesträuchen stärker bewachsenen Moorerde, die sich jedoch nicht
zum Brennen eignet.
Der in den Brüchern häufig in großer Menge enthaltene Humus ist gewöhnlich sauer und gewährt den meisten
Gewächsen keine gedeihliche Nahrung. Viele Brücher lassen durchaus keine völlige Entwässerung zu und können daher nur zu
Weiden benutzt werden, welche besonders für Mastvieh geeignet sind. Diejenigen Brücher jedoch, welche entwässert und gegen
Überschwemmungen gesichert werden können, bieten nach ihrer Abtrocknung oft sehr ergiebigen Boden dar. Die augenfälligsten
Zeugnisse hierfür sind das Oder-, Netze-, Warthebruch und viele Brücher in Bayern (vgl. Bodenbearbeitung).
in Köln
[* 65] und in Paris, 1821 Professor am protestantischen Seminar zu Straßburg, 1823 Prediger an der Nikolauskirche, 1852 geistlicher
Inspektor und Mitglied des Oberkonsistoriums und 1866 des geistlichen Direktoriums. Als Vertrauensmann der deutschen Reichsregierung
hielt er die Einweihungsrede bei Begründung der deutschen UniversitätStraßburg und ward deren
erster Rektor. Bruch starb Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Lehrbuch der christlichen Sittenlehre« (Straßb.
1829-32, 2 Bde.);
»Études philosophiques sur le christianisme« (das.
1839; deutsch, Frankf. 1850);
Nachdem er die letztere Stelle 1870 niedergelegt, brachte er einige Jahre teils in Berlin,
[* 70] teils in Bonn
zu, kehrte jedoch 1878 nach Berlin zurück, um die Leitung des Sternschen Gesangvereins zu übernehmen. 1880 folgte er einem
Ruf als Kapellmeister nach Liverpool,
[* 71] siedelte aber schon 1882 wieder nach Deutschland über und wirkt seitdem als Dirigent der
Orchestervereinskonzerte in Breslau.
[* 72] Von Bruchs im Druck erschienenen Kompositionen sind hervorzuheben: ein
Klaviertrio, Op 5;
und Schillers »Dithyrambe« und »Lied von der Glocke«. In allen diesen
Werken hat sich Bruch unstreitig als einer der begabtesten,
vielseitigsten und tüchtigsten unter
den neuern Komponisten bewährt;
er besitzt eine leichte, glückliche Erfindungsgabe, welche ihm jederzeit mit ursprünglicher
Frische zu Gebote steht;
Den Höhepunkt seines bisherigen Schaffens scheint er in den »Szenen aus der Odyssee« und in
Schillers »Lied von der Glocke« erreicht zu haben, deren dichterischer Stoff ihm reiche Veranlassung bot, die genannten Eigenschaften
zu verwerten, während gleichzeitig die Kantatenform dieser Texte der Entfaltung seiner speziellen musikalischen
Fähigkeiten günstiger war als die der Oper. Glänzenden Erfolg, namentlich durch den VortragSarasates, hatten neuerdings
auch seine Violinkompositionen, zu denen 1880 noch eine »Phantasie über schottische Volksmelodien« gekommen ist.
[* 57] (Hamma, Bracherium, franz. Brayer, engl. Truss), Instrument zur Zurückhaltung der Eingeweide
in der Bauchhöhle, welche in Form eines Bruches hervorzutreten streben. Zunächst zerfallen die Bruchbänder nach dem Hauptunterschied
ihrer Konstruktion in unelastische und elastische. Erstere, auch weiche Bandagen genannt, werden aus Leder, Leinwand oder irgend
einem Zeuge gefertigt; auch Holz
[* 73] ist dazu angewandt worden. Die elastischen enthalten eine Feder mit Springkraft.
Jedes Bruchband besteht in den wesentlichen Teilen aus der Pelotte, auch Kopf oder Kissen genannt, und dem Leibgürtel, Körper genannt.
Die Pelotte (P,
[* 57]
Fig. 1 u. 2) hat eine hölzerne oder metallene Grundlage,
den Schild,
[* 74] und erhält durch Polstern die erforderliche Form. An ihrer Außenseite sind Knöpfe, Haken etc.
angebracht zur Befestigung des Leibgürtels und der sonst zu gebrauchenden Riemen. An die Pelotte schließt sich der Leibgürtel
an, dessen Grundlage die Feder, ein elastisches, halbkreisförmiges, schmales StückStahl, bildet.
Eine gute Feder muß sich der Körperform genau anpassen, daher vollkommen elastisch sein. Sie ist gleichfalls mit feinem,
gutem Leder überzogen und ausgepolstert, und an sie fügt sich der Ergänzungsriemen (E) an, mittels
dessen das Bruchband geschlossen wird. Ein gut gearbeitetes Bruchband muß einen gleichförmigen, mäßig starken
Druck auf die Bruchöffnung ausüben und sich dabei den Körperbewegungen des Kranken anschmiegen, ohne sich zu verschieben
oder sonst zu belästigen. Durch diese Eigenschaften hat das elastische Bruchband einen großen Vorzug vor dem
unelastischen, welches bald durch zu heftigen Druck, bald durch zu große Lockerheit der Anlage seinen Zweck verfehlt, weshalb
sich die Anwendung des letztern nur auf wenige Fälle beschränkt. Es gibt auch Bruchbänder mit beweglicher (stellbarer)
Pelotte, ferner solche mit
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