Atembewegungen so lange fortzusetzen, bis die Schleimmassen aus den feinsten
Bronchien entfernt sind. Der chronische Bronchialkatarrh ist
eine überaus verbreitete
Krankheit und entwickelt sich fast immer aus häufig wiederholten und verschleppten
Katarrhen, welche
sich jedes Frühjahr und jeden
Herbst einstellen. Während des
Sommers sind die Kranken frei oder fühlen sich
nur in mäßigem
Grad belästigt. Sehr beschwerlich ist der chronische Bronchialkatarrh dann, wenn aus der kranken Schleimhaut
ein grauer und sehr zäher
Schleim in geringer
Menge abgesondert wird (trockner Bronchialkatarrh). Der trockne, erfolglose
Husten tritt dann
in heftigen Anfällen auf, wobei sich das
Gesicht
[* 2] dunkelrot färbt und die
Patienten das
Gefühl haben,
als wollte ihnen der
Kopf zerspringen.
Häufig ist auch dauernde
Atemnot, welche sich bis zur Erstickungsgefahr steigern kann, mit dem chronischen Bronchialkatarrh verbunden.
Im
Gefolge des letztern entwickelt sich sehr gewöhnlich das sogen.
Lungenemphysem (s. d.), selbst
Blausucht,
Herzvergrößerung
und
Wassersucht kann sich zu schwerem Bronchialkatarrh hinzugesellen. Der chronische Bronchialkatarrh gefährdet
zwar im allgemeinen das
Leben nicht, aber er ist auch nur in sehr seltenen
Fällen heilbar, obschon in seinem Verlauf gewöhnlich
zuzeiten eine bedeutende Verminderung der
Beschwerden beobachtet wird. - Besondere Erwähnung verdient noch diejenige Form
des chronischen Bronchialkatarrhs, wobei große
Massen eines schleimig-eiterigen
Auswurfs ohne größereBeschwerde
expektoriert werden
(Blennorrhöe der Bronchialschleimhaut oder
Bronchorrhöe).
Manche Kranke dieser Art entleeren täglich ½ kg solchen
Auswurfs und darüber. Die Kranken ertragen diesen Zustand meist
gut und werden oft alt dabei. Doch kommt es zuweilen vor, daß der
Auswurf hierbei einen heftigen Gestank annimmt, was darauf
hinweist, daß eine faulige
Zersetzung des
Auswurfs bereits in den
Bronchien eingetreten ist. Diese sogen.
putride
Bronchitis schließt insofern
Gefahr für das
Lebenin sich, als sie auf die
Lunge
[* 3] übergreifen und
Lungenbrand verursachen
kann.
Was die Behandlung des Bronchialkatarrhs anbelangt, so ist im voraus zu betonen, daß man durch vorsichtige Gewöhnung an
Temperaturwechsel, kalte
Bäder, kalte
Abwaschungen etc. den
Körper abhärten und gegen Bronchialkatarrh schützen kann.
Sodann ist es wichtig, alle die
Ursachen zu vermeiden oder zu beseitigen, welche im Eingang dieses
Artikels angegeben worden
sind. Namentlich beim chronischen Bronchialkatarrh ist es oft heilsam, wenn man die Kranken wochenlang im warmen
Zimmer zurückhält,
oder wenn man sie ein milderes
Klima
[* 4] aufsuchen läßt. Im Frühjahr und
Herbst empfiehlt sich der Aufenthalt an geschützten
Plätzen, wie
Baden-Baden,
[* 5]
Wiesbaden,
[* 6]
Soden etc. Kranke mit trocknem
Katarrh befinden sich an waldreichen Seeküsten, solche mit
Bronchorrhöe an hoch gelegenen Alpenkurorten verhältnismäßig am wohlsten.
Beim Bronchialkatarrh mit trocknem, quälendemHusten und großer
Reizbarkeit der Bronchialschleimhaut sind die narkotischen
Mittel
(Morphium) und die
Mineralwässer von
Ems,
[* 7]
Selters, Obersalzbrunn etc. anzuwenden. Bei vorhandener
Atemnot gibt man
Kindern
etwas
Brechwein oder Brechwurzelsirup, Erwachsenen dagegen eine dreiste
DosisMorphium. Bei sehr reichlichem
Auswurf und erschlaffter
Bronchialschleimhaut sind im Gegenteil
Reizmittel
(Aufguß der Senegawurzel,Liquor ammonii anisatus,
Kampfer
etc.) sowie warmer
Brustthee von gutem Einfluß. Wo der
Auswurf stinkend wird, gibt man die Griffithsche
Mixtur innerlich und
läßt Einatmungen von Terpentinöldämpfen vornehmen.
(griech., Erweiterung der Luftröhrenäste), keine selbständig austretende
Erkrankung der
Lunge, sondern eine Teilerscheinung bei lange dauerndem
Bronchialkatarrh oder bei
Lungenschwindsucht;
nur sehr selten ist sie angeboren und dann meistens vergesellschaftet mit einer blasigen
Entartung der Lungenbläschen
(Emphysem).
Die erworbene Bronchiektasie entsteht durch teilweise
Verstopfungen, Stockungen und Überfüllung der Luftröhrenäste mit
Auswurf, die
angeborne Bronchiektasie durch krankhafte Wasseransammlung in den
Lungen zur Zeit der Entwickelungsperiode. Der Form nach teilt man
die erstere ein in cylindrische und sackförmige, die letztere in allgemeine blasige
Entartungen (Bronchiectasia universalis)
und in Erweiterungen der letzten Endbläschen (Bronchiectasia teleangiectatica). Die
Symptome, Verlauf und Behandlung entsprechen
denen der Hauptkrankheit (vgl.
Bronchialkatarrh,
Lungenschwindsucht).
(griech.),
Entzündung der Luftröhrenverzweigungen.
Sie ist entweder eine Erkrankung der Schleimhaut, oder
sie hat ihren Sitz in den tiefern
Schichten der Wand, resp. in dem
Bindegewebe, welches die
Bronchien umgibt (Peribronchitis).
Im erstern
Fall ist die Bronchitis selbständige
Krankheit und zwar eine einfache katarrhalische (s.
Bronchialkatarrh) oder eine Form
der
Bräune (s. d.);
im andern
Fall ist die Bronchitis Teilerscheinung schleppender
Entzündungen, namentlich in den Lungenspitzen,
welche unter dem
Bilde der
Schwindsucht verlaufen.
Von seinem Hauptwerk: »Reisen und Untersuchungen in Griechenland«, das gleichzeitig in französischer Sprache
[* 22] erschien, kamen
nur 2 Bände (Stuttg. 1826-1830) zur Veröffentlichung, welche die InselKeos und die Bildwerke des Parthenon behandeln;
der
erstere derselben trug ihm den Vorwurf ein, VilloisonsNachlaß über Gebühr benutzt zu haben.
Aus seinem Nachlaß
gab Dorph die Schrift »Den Ficoroniske Cista« (Kopenh. 1847) heraus.
welche lange Zeit Geltung behielt. Das Gebiet der Mineralogie betrat er mit seinem »Traité élémentaire
de minéralogie avec des applications aux arts« (Par. 1807, 2 Bde.),
an welchen sich das »Tableau méthodique et caractéristique des principales espèces minerales« (das.
1824) anschloß. Mit Cuvier lieferte er die »Description géologique et minéralogique des environs
de Paris« (Par. 1811, 3. Aufl. 1835), in welcher die Eigentümlichkeiten
der tertiären Bildungen zuerst dargelegt wurden. Zahlreiche Reisen häuften den Schatz der wissenschaftlichen Erfahrungen Brongniarts;
in Oberitalien
[* 23] beschäftigte ihn die Architektonik der Apenninen und Alpen
[* 24] (1821 und 1822), und auf einer Reise nach Schweden
[* 25] studierte er die skandinavischen Felsblöcke auf den nordischen Ebenen (1828). Seine Abhandlung »Sur les caractères zoologiques
des formations avec l'application de ces caractères à la détermination de quelques terrains de craie« (1821) hat wesentlich
dazu beigetragen, den Formationsbegriff zu klären und den hohen Wert der paläontologischen Charakteristik zu allgemeiner
Erkenntnis zu bringen.
Die systematische Geognosie behandelte in dem »Essai d'une classification minéralogique des
roches mélangées« (1813),
in welchem er die Erdrinde bloß mineralogisch, ohne Berücksichtigung der
Lagerungsverhältnisse zergliedert, und in der »Classification et caractères
minéralogiques des roches homogènes et hétérogènes« (1827),
worin auch die Lagerung und Gruppierung der einzelnen Formationen
behandelt werden. Außer den genannten Schriften sind noch von Wichtigkeit: »Tableau des terrains qui composent
l'écorce du globe« (Par. 1829; deutsch von Kleinschrod, Straßb.
1830),
ein Handbuch der Geognosie, in welchem eigentlich zuerst dem Studium der jüngsten Formationen ein besonderes Interesse
gewidmet ist, und »Tableau de la distribution méthodique des espèces minérales« (Par. 1835). Der Porzellanfabrik
von Sèvres erwarb er durch die emsige Anwendung seiner Entdeckungen und durch immer neue und geschmackvollere
Formen, zum großen Teil nachZeichnungen seines Vaters, nationalen Ruf. Er gründete daselbst 1827 ein keramisches Museum, welches
er in einem besondern Werk (mit Riocreux, 1845) beschrieb, und 1827 ein Institut für Glasmalerei
[* 26] und schrieb: »Mémoire sur
la peinture sur verre« (Par. 1829) und »Traité des arts céramiques et des poteries« (das. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl.
1854),
wonach Kypke das »Handbuch der Porzellanmalerei« (2. Aufl., Berl. 1861) bearbeitete.
Sein Hauptwerk ist die »Histoire des végétaux fossiles, ou recherches botaniques et géologiques sur
les végétaux renfermés dans les diverses couches du globe« (Par. 1828-47, 2 Bde.),
worin er eine systematische Zusammenstellung aller ihm bekannt gewordenen Arten und seine Ansichten über ihre Aufeinanderfolge
in vorweltlichen Perioden lieferte. Hieran schließt sich die »Chronologische Übersicht der Vegetationsperioden
und der verschiedenen Floren in ihrer Nacheinanderfolge auf der Erdoberfläche« (deutsch von Müller, Halle
[* 27] 1850). Als Pflanzenphysiolog
bemühte er sich um die Frage des Vorganges bei der geschlechtlichen Zeugung und verglich die Protoplasmakörnchen des Pollenkorns
mit den Spermatozoen der Tiere. Auch als Phytograph war er thätig, indem er mehrere Monographien, unter
andern den »Essai d'une classification naturelle des champignons« (Par.
1825),
das »Mémoire sur la famille des rhamnées« (das. 1826),
die »Enumération des genres des plantes cultivées au Musée
d'histoire naturelle de Paris« (das. 1843, 2. Aufl. 1850) und später den »Rapport sur les progrès de
la botanique phytographique« (das. 1868),
veröffentlichte. Nach seinem Tod erschien: »Recherches sur les graines fossiles
silicifiées« (Par. 1881).
Alexander von Opeln-Bronikowski, Romanschriftsteller, geb. zu Dresden
[* 29] als Sohn eines
polnischen Generaladjutanten des Kurfürsten, stand bis 1807 in preußischen Kriegsdiensten, nahm dann seinen Abschied und lebte
abwechselnd in Breslau,
[* 30] Prag
[* 31] und Dresden. Beim Beginn des französisch-russischen Kriegs eilte er zu den polnischen Fahnen, wurde
bald darauf in den Generalstab des MarschallsVictor gezogen, kehrte 1815 in polnische Dienste
[* 32] zurück und
nahm als Major seinen Abschied. Er starb in Dresden. Bronikowski suchte die Geschichte und Gegenwart Polens nach dem Muster
W. Scotts in zahlreichen ziemlich flüchtigen, aber vielgelesenen Romanen darzustellen, von denen nur »Hippolyt Boratynski«
(Dresd. 1825-26, 4 Bde.) genannt sei.
Auch eine »Geschichte Polens« (Dresd. 1831) hat er veröffentlicht. Seine »Gesammelten Schriften« erschienen in 21 Bänden (Dresd.
1825-35); dazu kamen »NeueSchriften« (Halberst. 1829-34, 28 Bde.).
1) Franz Xaver, Idyllendichter, geb. zu Höchstädt
[* 38] im bayrischen KreisSchwaben und Neuburg
[* 39] von armen
Eltern, kam 1769 in das Jesuitenkollegium zu Dillingen und ging von da als Benediktinermönch nach Donauwörth. Die Idyllensammlung
»Fischergedichte und Erzählungen« (Zürich
[* 40] 1787) war die Frucht des einsamen Klosterlebens. Im J. 1784 entfloh
er aus dem Kloster nach Basel,
[* 41] dann nach Zürich
und führte nun ein sehr wechselvolles Leben. Seine Freunde verschafften ihm endlich eine
Lehrerstelle in Aarau,
[* 42] die er 1810 mit einer Professur in Kasan
[* 43] vertauschte. Im Herbst 1817 nach Aarau zurückgekehrt,
begann er seine frühere Wirksamkeit als Lehrer an der Kantonschule wieder, trat 1820 zum Protestantismus über und bekleidete
seit 1830 die Stelle eines Regierungssekretärs, Archivars und Bibliothekars daselbst. In seinen letzten Jahren erblindet,
starb er in Aarau fast 92 Jahre alt.
Bronners Jugendleben ist von ihm selbst (Zürich
1795-97, 3 Bde.;
neue Ausgabe 1810) beschrieben. Zu den oben genannten in der WeiseGeßners gehaltenen Dichtungen kamen später noch »Neue Fischergedichte«
(Zürich
1794, 2 Bde.); außerdem schrieb er: »Der erste Krieg, in sechzig metrischen Dichtungen« (Aarau 1810, 2 Bde.);
»Lustfahrten
ins Idyllenland« (das. 1833, 2 Bde.)
und »Der Kanton Aargau,
[* 44] historisch-geographisch-statistisch geschildert«
(St. Gallen 1844-45, 2 Bde.).
2)
JohannPhilipp, Weinbauer, geb. zu Neckargemünd, etablierte sich 1816 in Wiesloch als Apotheker, betrieb seit 1820 den
Weinbau und machte 1825 seine neue Erziehungsmethode der Reben durch den sogen. Bockschnitt
bekannt, welche seitdem weite Verbreitung gefunden hat. Seit 1835 studierte er die Weinkultur der hauptsächlichsten
Weinbaudistrikte und verschaffte sich aus allen diesen Gegenden die Traubensorten, deren er gegen 400 zusammenbrachte und
in seinen Rebenanlagen selbst kultivierte. Bronner starb in Wiesloch. Er schrieb: »Die Verbesserung des Weinbaues durch
praktische Anweisung, den Riesling ohne Pfähle und Latten vermittelst des Bockschnittes zu erziehen« (Heidelb.
1830);
»Anleitung zur nützlichsten Anpflanzung der Tafeltrauben« (das.
1835);
»Der Weinbau am Rhein und in Süddeutschland« (das. 1833-42, 7 Hefte);
»Der Weinbau und die Weinbereitung in der Champagne«
(das. 1840);
»Die deutschen Schaumweine für deutsche Weinzucht und deutsche Weintrinker« (das. 1842);
»Die
Bereitung der Rotweine« (Frankf. 1856, 3 Hefte) und »Die wilden Trauben des Rheinthals« (Heidelb. 1857).
Charlotte, engl. Romanschriftstellerin, geb. zu Hartshead
in Yorkshire, wo ihr VaterPrediger war, erhielt einen Teil ihrer Schulbildung (1824 und 1825) in Cowans
Bridge unweit Leeds,
[* 58] schrieb schon im 13. Jahr Erzählungen und Gedichte, besuchte 1831 und 1832 das Institut Roe Head bei Heckmondwike
in Yorkshire und war 1835-1838 selbst Lehrerin an dieser Anstalt. Nachdem sie 1839-41 eine Gouvernantenstelle bekleidet,
weilte sie 1842-44 in Brüssel,
[* 59] wo sie eine Anstellung als Lehrerin der englischen Sprache erhielt. Müde
dieses Berufs, kehrte sie heim und trat zugleich mit ihren Schwestern Emily und Anna als Schriftstellerin hervor. Sie wählten
Namen, welche ihr Geschlecht verbargen, ohne geradezu männlich zu sein. Charlotte, die bedeutendste, nannte sich Currer Bell,
Emily (geb. 1819, gest. 1848) EllisBell und Anna (geb. 1822, gest. 1849) ActonBell. Gemeinschaftlich gaben
die drei Schwestern »Poems« heraus (1846). Der erste RomanCharlottes, »JaneEyre« (1847), der ihre Jugendjahre widerspiegelt,
erregte durch Schärfe der Charakteristik und sinnige Auffassung des realen Lebens großes Aufsehen und wurde bald auch in Übersetzungen
über den Kontinent verbreitet; CharlotteBirch-Pfeiffer bearbeitete ihn unter dem Titel: »Die Waise von
Lowood« für die Bühne.
Nachdem Bronté innerhalb eines Jahrs ihre Schwestern verloren, schrieb sie ihren zweiten Roman: »Shirley« (1849), der unter ihren
Werken mit Recht den meisten Beifall gefunden hat, indem sich in ihm in lebendigerer Sprache eine mannigfaltigere Welt als in
den andern darstellt und die Schilderungen des Provinziallebens und der Arbeiterbevölkerung in der Zeit der Kontinentalsperre
selbst kulturgeschichtliches Interesse haben. Nunmehr bekannte sie sich öffentlich zu ihrem wahren Namen.
Sie gab dann Romane ihrer verstorbenen Schwestern mit einer Auswahl ihres litterarischen Nachlasses und biographischen Notizen
heraus (»Wuthering heights and AgnesGray etc.«, 1850, 3 Bde.).
Ihr dritter Roman: »Villette« (1852), der ihre Erfahrungen in Brüssel wiedergibt, ist nur im Detail gelungen, als Ganzes weniger
befriedigend. Obgleich seit früher Jugend kränklich, verheiratete sie sich doch noch 1854 mit ArthurBell Nicholls, dem Hilfsprediger
ihres Vaters, starb indes schon im väterlichen
Haus zu Haworth.
[* 62] (franz., spr. brongs', verdeutscht: bróugsse),
Legierungen des Kupfers mit Zinn oder mit Zinn und Zink und etwas Blei.
[* 63] Die antike Bronze, eine Kupferzinnlegierung, wurde schon in
den frühsten Zeiten dargestellt; sie enthält bisweilen auch Blei und als zufällige Beimischungen oder Verunreinigungen Zink,
Eisen
[* 64] und ein wenig Silber. Alte indische Bronzen enthalten bis 8 Proz. Eisen und altjapanische Silber und
Gold.
[* 65] Legierungen, in denen Zink einen wesentlichen Bestandteil bildet, kamen erst später auf, werden aber schon von Aristoteles
erwähnt.
Diese Legierungen sind dichter, härter, politurfähiger, klingender, schmelzbarer und geeigneter zum Guß als
reines Kupfer. Das spezifische Gewicht schwankt zwischen 8,87 (bei 86,2 Proz.
Kupfer) und 7,39 (bei 21 Proz. Kupfer). Die absolute Festigkeit
[* 68] ist gering, die Legierung mit 9,1 Proz. Zinn (Kanonengut) ist die
stärkste und festeste von allen, die Dehnbarkeit nimmt mit dem Kupfergehalt ab. Die Härte wächst mit dem Zusatz
von Zinn, und eine Legierung mit 27,2 Proz. Zinn läßt sich nur schwer mit der Feile
[* 69] bearbeiten; die Sprödigkeit steigt mit
dem Zinngehalt bis zu einem Gehalt von 50 Proz. Taucht man Bronze glühend in Wasser, so verliert sie an Dichtigkeit und Härte,
wird hämmerbar, biegsam, zuweilen zäh, außerdem dunkler und erhält einen bedeutend tiefern Klang.
Durch abermaliges Erhitzen und langsames Abkühlen erhalten die angelassenen Sachen ihre frühere Härte wieder. Die Bronze ist
mit 99-90 Proz. Kupfer kupferrot oder dunkel rotgelb, mit 88 Proz. orangegelb, mit 85 Proz.
rein gelb, mit 80 Proz. gelblichweiß, von da an weiß, bei 50-35 Proz.
grauweiß, bei noch geringerm Kupfergehalt wieder weiß und zinnähnlich. Beim Erstarren scheiden sich aus den kupferreichen
Bronzen leicht zinnärmere strengflüssige von zinnreichern leichtflüssigen. unter der Lupe
[* 70] kann man oft an einem Gußstück
beide Legierungen deutlich unterscheiden. Man muß auf dies Verhalten beim Guß der Bronzewaren und namentlich der Geschütze
[* 71] Rücksicht nehmen. Legierungen mit 67,7, mit 50 und 33,3 Proz.
Kupfer sollen stets homogen bleiben. Zusatz von Blei macht Bronze leichtflüssiger, zäher, leichter feil- und drehbar, befördert
aber auch die Ausscheidung des Kupfers; durch einen kleinen Eisengehalt wird Bronze härter, zäher und weniger zur Blasenbildung
geneigt, mehr als 2 Proz. Eisen¶
mehr
wirkt aber nachteilig. Ähnlich verhält sich ein Zusatz von 2 Proz. Zink, größerer Zinkgehalt erhöht die Farbe und nähert
die Bronze dem Messing. Über den Einfluß des Mangans auf die Bronze s. Manganlegierungen. Am meisten wird die Bronze durch einen Zusatz
von Phosphor beeinflußt (s. unten).
Einen großen Fortschritt auf diesem Gebiet bezeichnet die Stahlbronze von Uchatius. Dieselbe wird in Koquillen gegossen, ist
sehr schön goldfarbig, homogen und erlangt, wenn man sie durch Walzen kalt streckt, die Festigkeit, Elastizität
und Härte des Stahls. Durch ein eigentümliches Verfahren erhält auch die Wandung der Seele bei den Geschützen aus dieser Bronze stahlartige
Beschaffenheit, und die Widerstandskraft des Materials wird vollständig ausgenutzt.
Bronzen zu Münzen und Medaillen enthalten 5-12 Proz. Zinn, die englische oft ein wenig Blei oder Zink, französische
meist 5 Proz. Zinn. Der beträchtlichen Härte und schweren Oxydierbarkeit dieser Bronze verdanken wir die Erhaltung der antiken
Münzen.
Spiegelmetall enthält etwa 30 Proz. Zinn, oft auch Zink, Arsen, Silber, Nickel. So besteht das Metall zu Teleskopspiegeln aus 68,82
Kupfer und 31,18 Zinn, zu Hohlspiegeln aus 69 Kupfer und 28,7 Zinn, ein andres Spiegelmetall aus 65 Kupfer,
38,8 Zinn, 2,2 Zink und 1,9 Arsen. Das Arsen macht die Legierung dichter und fester und erhöht das Vermögen, das Licht
[* 74] zu reflektieren.
Das Spiegelmetall zeichnet sich durch weiße Farbe und höchste Politurfähigkeit aus. Für Maschinenteile ist Bronze im
allgemeinen wenig geeignet, jedenfalls sind nur Legierungen mit mehr als 80 oder weniger als 10 Proz. Kupfer brauchbar, und
immerhin bleiben solche Legierungen sehr teuer, also nur für spezielle Zwecke verwendbar. Vorteilhaft hat man Bronze zu Schiffsbeschlägen
benutzt, da z. B. eine Legierung mit 3 Proz. Zinn der Salzsäure und dem Meerwasser viel besser widersteht
als Kupfer und auch von äußern Ansätzen frei zu bleiben pflegt. Erwähnenswert sind schließlich:
Die moderne Bronze (bronzeartiges Messing) besteht aus Kupfer und Zink mit untergeordneten Beimengungen von Zinn und Blei und steht
in ihren Eigenschaften zwischen Messing und Bronze; sie enthält selten unter 80 Proz. Kupfer und ist um so fester, hämmerbarer,
dehnbarer und schöner gefärbt, je mehr das Kupfer vorherrscht. Sie muß in geschmolzenem
Zustand dünnflüssig
sein, um die Form gut zu füllen, sich leicht ziselieren lassen (was durch einen Bleigehalt begünstigt wird) und sich mit
schöner Patina bedecken. Als Normalbronze kann man annehmen: 86,6 Kupfer, 6,6 Zinn, 3,3 Blei und 3,3 Zink. Einige Beispiele von der
Zusammensetzung moderner Statuenbronze gibt folgende Tabelle:
Jedenfalls wird durch den Phosphorgehalt die Homogenität der und damit ihre Verwendbarkeit ganz bedeutend erhöht. Auch
wird der Farbenton, sobald der Phosphorgehalt 0,5 Proz. übersteigt,
wärmer, dem des stark mit Kupfer legierten Goldes ähnlicher; das Korn des Bruches nähert sich dem des
Stahls, Elastizität, absolute Festigkeit und Härte werden bedeutend erhöht, das geschmolzene Metall ist sehr dünnflüssig
und füllt die Form in ihren feinsten Details vollständig aus.
Die Phosphorbronze läßt sich sehr gut walzen und stanzen, und durch zweckmäßige Abänderung der relativen Gewichtsverhältnisse
ihrer Bestandteile kann man ihre Eigenschaften beliebig ändern und sie für die Benutzung zu verschiedenen Zwecken besonders
geeignet machen. Man benutzt sie zu Geschützen, Patronenhülsen, Gewehrverschlüssen und Gewehrläufen, zu Getrieben, welche
heftigen Stößen ausgesetzt sind, zu Zapfenlagern, Hochofenformen etc. Sehr geeignet ist die Phosphorbronze auch zu Pumpen
[* 78] aller
Art und besonders zu hydraulischen Pressen. Für Dampfkolbenliderung bietet sie den Vorteil, daß sie sehr
elastisch ist und auf Gußeisen nur geringe Reibung
[* 79] gibt.
Bleche und Nägel
[* 80] aus Phosphorbronze haben sich bei Schiffsbeschlägen sehr gut bewährt. Auch Dampfschiffschrauben und Geräte
für Pulverfabriken sowie Förderseile für Gruben und in Amerika
[* 81] Telegraphendrähte sind aus Phosphorbronze
hergestellt worden. In der
¶
Der Gebrauch der Bronze ist uralt, wenn auch immer einer spätern Periode angehörig als die erste Benutzung
von Gold, Silber, Kupfer und Zinn. Die Herstellung der Bronze erfordert schon mannigfache Erfahrungen, und das Vorkommen von Bronzearbeiten
kennzeichnet daher stets eine höhere Bildungsstufe. So konnte die Bronze einer eignen Epoche des Kulturlebens der Menschen ihren
Namen verleihen (s. Metallzeit),
[* 84] und diese Epoche kennzeichnet sich durch ein gewisses künstlerisches Streben, welches durch
die wertvollen Eigenschaften der Bronze sehr begünstigt wurde.
Die Bronze ist in diesem Sinn ein wesentliches Bildungsmaterial für die Menschheit gewesen, und nur da, wo wir in dem Entwickelungsgang
einer Nation die Bronzearbeit als eine Zwischenstufe eingeschaltet finden, zeigt sich auch jene Vollendung
in allen übrigen. Künsten und Gewerben, zu deren Hervorrufung selbst reichhaltige Hilfsmittel andrer Art nicht genügt hätten.
Die Verarbeitung der Bronze zu Kunstgegenständen im engern Sinn mittels des Gusses reicht ebenfalls bis in die ältesten Zeiten
hinauf.
Der Bronzeguß wurde von Assyrern, Chinesen, Babyloniern, Indern, Persern und Ägyptern betrieben, erfuhr
aber erst seine höchste Ausbildung in Griechenland, wo man seit der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. Statuen in Einem Guß auszuführen
begann. Die Bronze von Korinth,
[* 85] Delos und Ägina war im Altertum am meisten geschätzt. Trotz der häufigen Plünderungen, welchen
die Hauptkulturstätten des Altertums ausgesetzt gewesen sind, haben die Ausgrabungen noch eine ungeheure
Menge ägyptischer und griechischer Bronzefiguren, meist kleiner, zu Tage gefördert.
In noch höherm Grad findet heute die Bronze zu allerlei Kunstgegenständen vielfache Verwendung, und namentlich in Frankreich,
beinahe ausschließlich in Paris, wird der Bronzeguß auf Grund alter Traditionen in großem Umfang fabrikmäßig betrieben. Der
Nationalwohlstand und ein für künstlerische Dinge empfängliches Auge
[* 90] sind der Entwickelung dieses Zweigs
des Kunstgewerbes von vornherein zu statten gekommen. Während in Deutschland
[* 91] sich jetzt erst in den gebildetern Ständen allmählich
ein Verständnis für bronzenen Hausrat und seine Vorzüge gegenüber den Surrogaten bemerkbar macht und sofort auch der Industrie
zu gute gekommen ist, weiß man in den weitesten Schichten der Bevölkerung
[* 92] Frankreichs den Wert der Bronze sehr
wohl zu würdigen.
Die Überlegenheit der französischen Bronzeindustrie über diejenige aller andern Länder beruht nächst der durch die Nachfrage
bedingten Produktion auf der Förderung des Bronzegusses durch
den Staat. In keinem Land werden so viel figürliche Bronzen erzeugt
wie in Frankreich, in keinem Land wird bei öffentlichen Bauten die Bronzeindustrie in dem Maß herangezogen
wie dort. Diese großen vom Staat gestellten Aufgaben haben es ermöglicht, ein künstlerisch geschultes, manuell geschicktes,
mit den künstlerischen Formen vertrautes Personal heranzubilden.
Die französischen Fabrikanten experimentieren nicht in verschiedenen Stilarten; sie haben ihren StilHenri II und die Formen der französischen Renaissance, deren einzelne Phasen nach den Regenten genannt werden (s. Tafel,
[* 82]
Fig.
1, 5, 8, 10 u. 14). Den ornamentalen zierlichen Formen jener Zeit, die für unsern Geschmack häufig zu zierlich erscheinen,
oft auch wirklich nicht unter Beobachtung des richtigen Maßstabes Verwendung finden, entsprechen eine
ganze Reihe speziell in Frankreich gebräuchlicher, durch dortige Wohnungsverhältnisse bedingter Geräte.
Zunächst die Kamingarnituren, welche in keinem besser situierten Haus fehlen und seit langem eine reiche Ausbildung erfahren
haben; ferner ist ein unentbehrliches Requisit der französischen Wohnung der Spiegel,
[* 93] dessen Umrahmung vielfach aus Bronze besteht.
Ein sehr reiches, Deutschland gänzlich unbekanntes Gebiet sind die bronzenen Möbelbeschläge, auf deren
sorgfältige Ausführung man ein besonderes Gewicht legt. Neben diesem von den Franzosen selbst als »pariserisch« bezeichneten
Bronzestil trat seit 1878 der Einfluß der japanischen Kunst hervor, der so mächtig geworden ist, daß die großen Fabrikanten
geradezu in zwei Stilarten arbeiten: im Pariser und japanischen. Dieser Einfluß von Japan
[* 94] ist der überaus
großen Geschicklichkeit der Japaner, die Metalle farbig zu behandeln, zuzuschreiben.
Die Japaner sind auf dem Gebiet der Bronzearbeit die größten Meister der Welt; in der künstlerischen Behandlung dieses edlen
Metalles kommt ihnen keine Nation gleich. Zunächst hat das Färben der Metalle, meist nur ihrer Oberfläche,
in Europa
[* 95] von jeher große Schwierigkeiten gehabt; erst durch die genauere Kenntnis der japanischen Metallarbeiten und Erkenntnis
ihrer Herstellung sind auch in Europa angestellte bezügliche Versuche von Erfolg gekrönt gewesen.
Namentlich den Werkstätten von Christofle u. Komp. und Barbédienne ist es gelungen, die Bronze vom tiefsten
Schwarz bis zum lichten Silber und Gold abzutönen. Damit hängen eng zusammen die Wiederaufnahme und mannigfache Verwendung
der Tauschierung, des Niellos und des Emails auf Bronze Christofle ist es gelungen, das berühmte Mokumé der Japaner nachzuahmen,
welches unter der Bezeichnung métaux forgés in den Handel kommt. Dieses Mokumé ist eine Verbindung von
verschiedenen Metallen, hauptsächlich Gold, Silber, Kupfer und Eisen, in verschiedenem Verhältnis derart, daß sich dieselben
nicht vermischen, jedes also selbständig patiniert, sei es durch natürlichen Prozeß oder durch künstliche Mittel. Das Mokumé
hat das Aussehen von gemasertem Holz
[* 96] oder Leopardenfell, der Grundton ist meist braun; die kostspielige
Herstellung gestattet seine Verwendung nur zu kleinen Luxusgeräten, zu deren Dekoration man die Verzierungsweise der Japaner
benutzt. Einige Firmen haben sich eine klassisch-antike Richtung gewahrt, zum Teil unter dem Einfluß der römischen Silberarbeiten
aus den Funden von Hildesheim
[* 97] und Bernay.
In Österreich
[* 98] stehen die Anfänge einer Bronzewarenindustrie in engstem Zusammenhang mit der Gründung
des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Wie der ganzen kunstgewerblichen
¶