Der
Salpeter begünstigt die Entzündlichkeit und das Fortbrennen der
Kohle. Man benutzt dies
Fabrikat besonders zum Heizen
der Eisenbahnwaggons, kleiner Wärmöfen und zum
Trocknen der
Wohnungen. Die Brikette stehen hinsichtlich ihres Brennwerts der Stückkohle
nicht nach, bedürfen weniger häufigenSchürens, der Verbrauch ist sicherer (nach der Stückzahl) zu
regulieren, ihre Behandlung ist reinlicher und der
Transport vorteilhafter. Häufig ist aber der
Preis noch zu hoch.
Man benutzt sie hauptsächlich bei Dampfkesselfeuerungen, besonders für
Lokomotiven und Marinedampfer, zum Heizen von
Puddel-
und Schweißöfen, in Haushaltungen etc. In gewisser Hinsicht gehören auch
die gepreßten Torfziegel und die
Ziegel aus gepreßter
Lohe, extrahieren
Farbhölzern,
Heidekraut,
Ginster etc. zu den Briketten.
Die Herstellung geformter
Brennmaterialien wurde schon in sehr früher Zeit geübt. Die Verarbeitung von
Kohlenklein gewann
aber erst größere Wichtigkeit, seitdem
Ferrand und Marsais 1832
Steinkohlenteer als
Bindemittel benutzten. 1842 ersetzte Marsais
den
Teer durch weiches
Steinkohlenpech, und 1843 benutzte Wylam in
England hartes
Pech, welches 1854 auch
in
Frankreich Eingang fand.
(franz.), ein
Schuß, bei welchem die
Kugel, unter spitzem
Winkel
[* 7] gegen eine
Mauer geschossen, von dieser
abprallen und nebenliegendes, auf andre
Weise im direkten
Schuß nicht erreichbares
Mauerwerk treffen soll.
Der Brikolschuß, von Puységur
angegeben, soll von ihm 1634 vor
Gravelines, 1697 durch die
Franzosen vor
Ath mit Erfolg angewendet worden
sein.
2)
Paul,
Maler,
Bruder des vorigen, geb. 1556 zu
Antwerpen,
Schüler des
Damian Oortelman, ging ebenfalls frühzeitig
nach
Rom, wo ihn sein
Bruder weiter unterrichtete. Er starb daselbst. Bril malte
Landschaften in Fresko und
Öl und bezeichnet
einen bedeutenden Fortschritt in dieser
Kunst, indem er mehr als frühere
Maler auf eine einheitliche
Beleuchtung
[* 10] hinstrebte.
Seine Behandlung war anfangs etwas trocken, wurde aber durch den Einfluß der
Italiener breiter; doch
behielt er immer das kältere, bläulichgrünliche
Kolorit und die fleißige
Durchführung der niederländischen
Maler bei.
Seine kleinen
Staffeleibilder (religiöse
Darstellungen,
Landschaften,
Marinen,
Schlachten,
[* 11]
Allegorien) sind äußerst zahlreich
und finden sich in allen
GalerienEuropas. Auch radierte er verschiedene
Blätter.
Poliermittel für
Metall und
Glas,
[* 13] wird erhalten durch Auskochen von
Guano und
Wasser und Vermischen von 100 Teilen
des beim Erkalten erstarrenden
Extraktes mit 25 Teilen kalciniertem
Tripel, 12 Teilen Weizenmehl und 10 Teilen
Salz.
[* 14]
Man erhitzt
diese Mischung über mäßigem
Feuer, bis ein gleichförmiger Brei entsteht, läßt erkalten und pulvert.
(spr. brija-ssäwaräng),Anthelme, franz.
Schriftsteller, geb. zu
Belley, wurde 1789 Deputierter, später
Maire von
Belley, wanderte 1793 nach
der
Schweiz,
[* 17] von da nach
Amerika
[* 18] aus und wurde nach seiner Rückkehr (1796) unter dem
Konsulat Mitglied des
Kassationshofs, eine
Stellung, die er bis zu seinem
Tod, behielt.
Kurz vorher erschien sein Werk
»Physiologie du goût«
(Par. 1825), ein elegant und witzig geschriebenes Lehrbuch der
Gastronomie und der Tafelfreuden, welches sich nach und nach
einen großen Leserkreis erwarb und oft wieder aufgelegt ist, zuletzt 1883 (deutsch von K.
Vogt, 4. Aufl., Braunschw. 1878).
Seine übrigen
Schriften sind wenig bedeutend.
[* 19] einApparat, welcher zwei
Augengläser so in einem
Gestell vereinigt, daß dieselben dicht
vor den
Augen getragen werden können.
Zweck der Brille ist entweder die Besserung des Sehvermögens oder
Schutz des
Auges gegen
äußere Schädlichkeiten. Jedes sichtbare
Objekt der
Außenwelt kann man sich zusammengesetzt denken aus einer
Summe einzelner
leuchtender
Punkte, von welchen jeder einen Lichtstrahl in das
Auge
[* 20] sendet. Diese Lichtstrahlen erleiden
bei ihrem Eindringen in das
Auge durch die
Hornhaut und die
Kristalllinse (die brechenden
Medien des
Auges) eine
Brechung
[* 21] ihrer
Bahn, und zwar müssen sie, um ein deutsches
Bild zu erzeugen, so konvergent gebrochen werden, daß sie imAuge
einen Strahlenkegel bilden, dessen
Basis in den brechenden
Medien liegt, und dessen
Spitze (also der Schnittpunkt der einzelnen
¶
mehr
Lichtstrahlen) gerade auf die Netzhaut trifft, welche den Hintergrund des Auges auskleidet (s. Auge, S. 75). Um die Brechungsverhältnisse
im Auge, welche sich aus den Wirkungen der Hornhaut und der Kristalllinse zusammensetzen, klarer zu übersehen, bedient man sich
eines schematischen Auges, in welchem die mehrmalige Brechung der Lichtstrahlen im natürlichen Auge durch
eine einmalige
[* 19]
(Fig. 1, B) ersetzt wird (Listings reduziertes Auge). Das Auge des Normalsichtigen (Emmetropen) ist so eingerichtet,
daß es Strahlen, welche von A parallel auf dasselbe einfallen
[* 19]
(Fig. 1), im Zustand der Ruhe auf seiner Netzhaut (bei C) vereinigt;
solche parallele Strahlen können natürlich nur von einem sehr weit entfernten Objekt herrühren, doch
besitzen auch schon Strahlen, welche von einem 6 m entfernten Objekt in das Auge fallen, einen so geringen Neigungswinkel zu
einander, daß sie demselben Gesetz unterliegen wie die vollkommen parallelen Strahlen.
Anders verhält es sich nun mit den Strahlen, welche aus größerer Nähe kommen
[* 19]
(Fig. 1, DBE), denn diese
müßten, wenn das Brechungsverhältnis bei B dasselbe bliebe, zerstreut auf die Netzhaut einfallen. Das Auge besitzt indes
das Vermögen, die Brechungskraft der Kristalllinse zu erhöhen, und diese Thätigkeit des Auges, welche dasselbe der Nähe anpaßt,
die Akkommodation, besteht darin, daß der Akkommodationsmuskel der Linse
[* 23] eine dickere und daher stärker
brechende Gestalt verleiht.
Das normalsichtige, jugendliche Auge ist im stande, Strahlen, welche aus einer Entfernung von 10 cm kommen, noch auf seiner Netzhaut
zu vereinigen, und diese Entfernung, welche also das Maximum des Brechungsvermögens darstellt, nennt man den Nahepunkt eines
Auges, während ein Minimum von Anstrengung erforderlich ist, wenn die Strahlen parallel einfallen, aus
dem Fernpunkt, kommen. Die Strecke zwischen Nahe- und Fernpunkt also die Strecke des deutlichen Sehens, heißt Akkommodationsbreite.
Naturgemäß sieht auch der Normalsichtige weit entfernte Gegenstände zwar deutlich, aber klein, wegen der Kleinheit des
Sehwinkels. Mit zunehmendem Alter erleidet die Kristalllinse eine allmählich stärker werdende Einbuße
ihres Brechungsvermögens, welche hauptsächlich auf einem Härterwerden der Linsensubstanz beruht, und es rückt demgemäß
der Nahepunkt bei zunehmendem Alter immer weiter heraus, so daß ältere Leute unvermögend werden, nahe Gegenstände deutlich
zu sehen.
Die Vorgänge beim normalen Sehen
[* 24] erleiden bei anormalen AugenAbweichungen, welche man, je nachdem die
Refraktion oder die Akkommodation gestört ist, als Refraktions- und Akkommodationsanomalien bezeichnet. Zu den letztern gehört
unter anderm die eben erwähnte Unfähigkeit alter Leute, ihr Auge auf die Nähe einzustellen, ein Zustand, den man nach DondersPresbyopie genannt hat. Unter Kurzsichtigkeit (Myopie)
versteht man einen Zustand, bei welchem das Auge im
Zustand der Ruhe nicht im stande ist, parallele Strahlen auf seiner Netzhaut zu vereinigen, dieselben vielmehr sich vor derNetzhaut
schneiden und demgemäß in Zerstreuungskreisen auf dieselbe auffallen.
Das kurzsichtige Auge ist demgemäß auch im Zustand der Ruhe für divergente Strahlen eingerichtet
[* 19]
(Fig. 2, DBC), es ist im
stande, in der Nähe deutlich zu sehen; doch liegt sein Fernpunkt mehr oder weniger näher vor dem Auge.
Die Kurzsichtigkeit beruht auf einer Verlängerung
[* 25] der Augenachse, hervorgerufen durch eine Längsdehnung des Augapfels
[* 19]
(Fig.
2). Wird die letztere eine übermäßig starke bei den höchsten Graden der Kurzsichtigkeit, so entstehen durch Zerrungen bei
den Bewegungen des Augapfels leicht entzündliche Prozesse im Innern des Auges.
Das weitsichtige (hypermetropische) Auge ist im Zustand der Ruhe auf konvergente Strahlen eingestellt
[* 19]
(Fig. 3, DBC), parallele
Strahlen schneiden sich in einem Punkt (E), den man hinter die Netzhaut zu verlegen hat; doch vermag es durch Akkommodation auch
parallele Strahlen auf der Netzhaut zu vereinigen, dagegen divergente wenig oder gar nicht. Mit andern
Worten, das weitsichtige Auge kann auf mittlere und weite Entfernungen gut, auf nahe Punkte dagegen schlecht akkommodieren. Der
Grund hierfür liegt, umgekehrt wie bei der Kurzsichtigkeit, in einer Verkürzung der Augenachse, hervorgerufen durch eine Abflachung
des Augapfels von vorn nach hinten.
Für die Kurz- und Fernsichtigkeit, gleichgültig, ob sie dauernd oder nur durch Akkommodationsschwäche bedingt ist, kommen
demnach als Brillengläser Sammel- und Zerstreuungslinsen in Frage (s. Schema derselben,
[* 19]
Fig. 4, S. 430). Die erstern sind gewölbt
(konvex) geschliffen und zwar entweder auf beiden Seiten (bikonvex) oder nur auf der einen Seite gewölbt,
auf der andern eben (plankonvex). Die Zerstreuungsgläser sind dagegen hohl (konkav) geschliffen und zwar ebenfalls entweder
auf beiden Seiten (bikonkav) oder auf einer Seite hohl, auf der an-
dern eben (plankonkav). Auch Gläser, die auf einer Seite hohl, auf der andern konvex (konkav-konvex) geschliffen sind (die
sogen. periskopischen Gläser), können als Sammellinsen dienen, wenn ihre konvexe Fläche einen kleinern Radius hat als die
konkave, also ihre Wölbung stärker ist als ihre Höhlung, wie dergleichen Gläser auch zerstreuend wirken,
wenn ihre konkave Fläche einen kleinern Radius hat als die konvexe, also ihre Höhlung stärker ist als ihre Wölbung.
Die Art der Wirkung der Konkavlinse auf das kurzsichtige Auge erhellt aus der schematischen
[* 28]
Fig. 5, in welcher B die brechenden
Medien des Auges darstellt, auf welche die parallelen Strahlen nach der Brechung durch die Linse L divergent
auffallen und deshalb auf der Netzhaut C vereinigt werden können. Man bedient sich zur Bezeichnung des Grades der Kurzsichtigkeit
der Brüche, ebenso wie man bei optischen Berechnungen die Linsen durch Brüche ausdrückt, deren Zähler 1 ist, und deren Nenner
die betreffende Brennweite des Glases in Zollen bildet.
Mit Hilfe der Konkavlinse, deren negative Brennweite in 12 ZollEntfernung liegt, also der Linse 1/12, wird der Fernpunkt ebenso
weit für das an Myopie1/12 leidende Auge hinausgerückt, wie er für das normale Auge liegt, und es können nun sehr entfernte
Objekte deutlich gesehen werden. Zugleich mit dem Fernpunkt wird aber auch der Nahepunkt, d. h. der Punkt,
bis zu welchem man kleine Gegenstände dem Auge nähern darf, um sie noch scharf zu sehen, abgerückt, und der Kurzsichtige
wird daher, wenn er durch eine Zerstreuungslinse sieht, beim Sehen in der Nähe die Gegenstände nicht nur nicht
mehr so nahe zu bringen brauchen als ohne jene, sondern auch nicht so nahe bringen dürfen, weil er sonst sein Anpassungsvermögen
ungebührlich in Anspruch nehmen und das Auge ermüden würde.
Der Grad der Weitsichtigkeit wird bestimmt, wenn man den Nahepunkt als Nenner eines Bruches mit dem Zähler 1 ansetzt und
diese von dem Bruch1/8 abzieht. Liegt der Nahepunkt in 12 ZollAbstand, so ist die Weitsichtigkeit = 1/8 - 1/12 = 1/24. Das
Konvexglas 1/24 bringt den Nahepunkt auf ungefähr 8 ZollAbstand.
[* 28]
Fig. 6 zeigt die Wirkung der SammellinseL auf konvergente
Strahlen: dieselben fallen nach der Brechung parallel in das weitsichtige Auge, können daher auf der Netzhaut
C vereinigt werden, während sie ohne die Linse, wie die schraffierten Linien zeigen, zerstreut auffallen müßten.
Betreffs der Benennung ist zu bemerken, daß die den Gläsern eingeschliffenen Nummern nicht ganz ihrer Brennweite entsprechen,
sondern dem Radius der Schleifschale, auf der sie angefertigt sind; die eigentliche Nummer müßte ein
wenig kleiner sein. Eine Neuerung in dieser Bezeichnung ist durch Einführung des Metermaßes statt der verschiedenen (preußischen,
rheinischen,
Pariser) Zollmaße entstanden. Früher galt als Einheit die Brennweite von 1 Zoll, jetzt die Brennweite von 1 m;
sie führt den Namen der Dioptrie (D). D entspricht der alten Linse 1/40, und die Reduktion des alten Maßes
(a) auf das neue (n) ist demnach höchst einfach a x n = 40, z. B. das alte Glas 8 (von 1/8 Zoll) entspricht 40/8, d. h. 5 D
des Metermaßes; 1/20'' = 2 D, 1/13'' = 3 D, 1/10'' = 4 D etc.
Bezüglich der Anwendung der Sammel- und Zerstreuungslinsen gelten folgende allgemeine Regeln: Der Kurzsichtige hat ein Glas
zu tragen, welches die schwächste konkave Linse darstellt, die seinem Auge ein vollkommen genaues Sehen auf weitere Entfernungen
gestattet;
jedes schärfere Glas wirkt schädlich auf das Auge. Er hat bei geringern Graden der Myopie die
Brille während des Lesens und Schreibens abzusetzen oder, falls er die Brille hierbei benutzt, das Sehobjekt auf ungefähr 30 cm entfernt
zu halten.
Der Weitsichtige hat die stärkste Konvexlinse zu gebrauchen, welche seinem Auge noch ein vollkommen gutes Sehen
auf weite Entfernungen erlaubt. Der Presbyopische muß mit verschiedenen Konvexgläsern ausgerüstet sein,
nämlich mit ganz starken für die nächsten und weniger starken für etwas entferntere Objekte.
Andre Anforderungen hat man an die Brille zu stellen, wenn man den fehlerhaften Zustand des Auges korrigieren will, den man Astigmatismus
nennt. Diese Anomalie
[* 29] beruht auf einer fehlerhaften Krümmung der Hornhautfläche und zwar nicht in ihrer
Totalität, sondern in einzelnen Meridianen. Die Lichtstrahlen, welche auf diese Stellen fallen, werden in fehlerhafter Richtung
gebrochen, so daß auf der Netzhaut zerstreute Bilder entstehen, die bei höhern Graden des Astigmatismus erheblich störend
wirken.
Die undeutlichen Bilder dieser Art lassen sich, besonders wenn zwei einander rechtwinkelig kreuzende Meridiane,
z. B. der vertikale und horizontale, eine sehr abweichende Krümmung haben, dadurch korrigieren, daß man entweder dem zu
stark gekrümmten Meridian durch Vorsetzen eines entgegengesetzt gekrümmten Glases entgegenwirkt, oder die Brechung des zu
schwach gekrümmten durch ein gleichartig gekrümmtes Glas vermehrt. Dies ist die Wirkungsweise der cylindrischen
Brillen, deren Krümmungsflächen nach der Oberfläche einer Walze, eines Cylinders geschliffen sind, während die der Konkav-
oder KonvexgläserKugelabschnitte darstellen. Auch lassen sich die cylindrischen Gläser mit je einem dieser letztern kombinieren,
indem sie gleichzeitig erhaben oder vertieft ausgeschliffen werden. Die Auswahl dieser Brillen geschieht durch den Augenarzt
mittels einer Probierbrille, welche in festem Gestell Drehung der Gläser zuläßt.
[* 28]
^[Abb.: Fig. 5. Wirkung der Konkavlinse auf das kurzsichtige Auge.]
^[Abb.: Fig. 6. Wirkung der Konvexlinse auf das weitsichtige Auge.]
¶
mehr
Unrichtige Einstellung der Sehachsen beim Schielen
[* 31] erfordert zur Ablenkung der Lichtstrahlen auf entsprechende Stellen der Netzhaut,
d. h. um Doppelbilder zu vermeiden, die Anwendung prismatischer Brillen. Man gebraucht sie
am meisten bei Schwäche der innern Augenmuskeln und kann sie gleichzeitig durch konkave oder konvex geschliffene Oberflächen
für kurz- und fernsichtige Augen anpassen. Eine Art prismatischer Brillen ist die Dissektionsbrille,
welche, wie das Stereoskop,
[* 32] gleichzeitig vergrößernd wirkt.
Bei Trübung der brechenden Medien, Hornhautflecken und besonders beim Nachstar wendet man stenopäische Apparate, welche gewöhnlich
nur zur Untersuchung für den Augenarzt dienen, auch als tragbare von Donders angegebene stenopäische Lorgnetten an, welche
aus einer dunkeln Scheibe bestehen und dem Licht nur durch ein enges Loch oder einen Schlitz Zugang ins Auge
gestatten. Eine solche Brille kann mit beliebigen Brillengläsern verbunden werden. Einfache Lochbrillen für Schielende
sind veraltet.
Handelt es sich nicht um die Besserung des Sehvermögens, sondern nur um Schutz des Auges gegen grelles
Sonnenlicht, wie bei Gebirgstouren und auf Schneefeldern, oder gegen Licht und Hitze der Hochöfen oder gegen Staub bei Fabrikarbeitern,
Steinhauern, Müllern und andern Gewerbtreibenden, so bedient man sich großer, meist blau oder rauchgrau gefärbter, uhrglasähnlich
gewölbter oder winkelig gebogener Gläser oder Glimmerplatten. Werden gefärbte Gläser, um zugleich der Kurz- oder
Weitsichtigkeit abzuhelfen, konvex oder konkav geschliffen, so steht ihrem Gebrauch der Übelstand entgegen, daß die dickern
Stellen derselben das Licht stärker abschwächen als die dünnen. Diesem Mangel sucht man dadurch zu begegnen, daß man ungefärbte
Gläser mit durchsichtigem Lack überzieht, oder daß man farblose Gläser mit gefärbten auf die Art verbindet,
daß sie zusammen ein gleichmäßig gefärbtes Glas darstellen und die Linse ihre Sammel- oder Zerstreuungskraft unvermindert
behält. Dies die sogen. isochromatischen Brillen. - Konservationsbrillen gibt es nur in dem
Sinn, daß in der That gut ausgewählte und richtig angewandte Augengläser die Nachteile der verschiedenen Refraktionsanomalien
in vielen Fällen ausgleichen, ja selbst das Zunehmen derselben verhüten oder sehr hintanhalten können.
Brillen dagegen, welche eine geschwächte Sehkraft wiederherzustellen im stande wären, gibt es nicht. Die gewöhnlichen
Brillengläser werden aus Kronglas (Crownglas) verfertigt, weil es das wohlfeilste ist; dasselbe ist jedoch selten rein und
hat gewöhnlich eine ins Meergrüne spielende Farbe. Bei weitem vorzüglicher, dichter und reiner ist
das Flintglas und verdient daher besonders bei Gläsern, welche für Kurzsichtige bestimmt sind, unbedingt den Vorzug. Die
reinsten und dauerhaftesten Gläser gewinnt man aus sogen. brasilischem Kiesel oder Bergkristall.
Die Gestelle der Brillen sind aus Metall oder Schildpatt gefertigt, mit einer Fassung für die Gläser, einer
^[?]förmigen Stütze für die Nase
[* 33] und zwei Stangen zur Befestigung hinter jedem Ohr.
[* 34] Als Anschmiegebrillen hat Clément (Berlin)
[* 35] ganz besonders gut sitzende Gestelle konstruiert, welche das häufige Abgleiten verhindern und fest und weich ansitzen. Die
Benutzung von Lorgnetten, welche dem Auge vorgehalten werden, und Nasenklemmern (Pincenez) für zeitweise
Korrektion ist in ihrer Wirkung der Brille gleichzusetzen. Die einseitige Korrektion durch ein Monokel ist nur bei besonderer Ungleichheit
der Augen zuweilen ratsam,
meist aber sehr schädlich.
Die außerordentliche Häufigkeit, mit welcher man heutzutage Personen begegnet, welche Brillen tragen, findet außer in den
Fällen, wo das Augenleiden angeboren ist, ihre Erklärung in der heutigen Erziehungsmethode. Besonders
unter den gebildeter Ständen findet man außerordentlich häufig Erwachsene, welche als Kinder völlig normal sahen, später
aber zur Brille greifen mußten. Dies liegt zum Teil an der langen Schulzeit, vom 6. bis 18. Jahr, in welcher durch
vieles Lesen und Schreiben die Akkommodationsthätigkeit überangestrengt wird, namentlich aber an mangelhafter
Beaufsichtigung der Kinder, welche in den Dämmerstunden bei ungenügendem Licht lesen, häufig aber auch an der fehlerhaften
Angewöhnung, behufs bequemen Krummsitzens das Schreibheft zu nahe und so unzweckmäßig zu halten, daß der Augapfel bei
den zum scharfen Sehen notwendigen Drehungen einer fortwährenden Zerrung ausgesetzt ist.
Der Name Brille rührt von Beryllium her, das im Mittelalter gleichbedeutend mit Glas war. Die Erfindung der Brillen fällt in eine
sehr frühe Zeit. Die erste Spur von Vergrößerungsbrillen kommt in der Optik des Arabers Alhazan im 11. Jahrh. vor, und RogerBacon (gest. 1294) spricht ziemlich weitläufig von dieser Vergrößerung.
Die eigentlichen Brillen aber scheinen 1280-1320 erfunden worden zu sein. In einer Grabschrift von 1317 zu Florenz
[* 36] wird ein
Salvino degli Amati als Erfinder genannt, obgleich von demMönchAlexander vonSpina (gest. 1313 in Pisa)
[* 37] gerühmt wird, daß
er die Brillen gekannt und andern gern mitgeteilt habe. Im J. 1482 werden Brillenmacher in Nürnberg
[* 38] erwähnt.
- Sprichwörtlich bedeutet »durch jemandes Brille sehen« s. v. w.
seiner Meinung sein.
Vgl. Szil, Die Brille (Berl. 1882);
Florschütz, Auge und Brille (4. Aufl., Koburg
[* 39] 1884).
(Schildviper, NajaLaur.), Reptiliengattung aus der Ordnung der Schlangen,
[* 40] der Unterordnung
der Giftnattern und der Familie der Prunknattern (Elapidae), Schlangen mit in der Mitte etwas verdicktem Körper, kleinem, länglich-eiförmigem,
ziemlich flachem, von dem einer bedeutenden Verbreiterung fähigen Hals wenig abgesetztem Kopf, lang kegelförmigem, zugespitztem
Schwanz, großen, regelmäßigen Schildern auf dem Kopf, kleinen Schuppen am Hals, rautenförmigen Schuppen auf
der Oberseite des Körpers und großen Schildern auf der Unterseite.
Sie vermögen die vordern Rippen seitlich zu richten und dadurch den entsprechenden Körperteil scheibenförmig so stark aufzublähen,
daß er denKopf an Breite
[* 41] bedeutend übertrifft. Alle hierher gehörigen Schlangen haben einen weit gespaltenen Rachen, vorn im
Oberkiefer mit zwei starken Giftzähnen, welche nur der Länge nach gefurcht, nicht eigentlich durchbohrt
sind, und hinter denen derbe Hakenzähne stehen. Die gemeine oder Hutschlange (NajatripudiansMerr., s. Tafel »Schlangen I«),
[* 42]
bis 1,8 m lang, bräunlichgelb, unten schmutzig weiß, auf dem hellgelben, dunkler getüpfelten
Hals mit einer brillenartigen Zeichnung, welche bisweilen fehlt. Die Brillenschlange ist über ganz Südasien und alle
benachbarten Inseln, mit Ausnahme von Celebes, den Molukken, Timor und Neuguinea, verbreitet und lebt gern in den verlassenen
Nesthügeln der Termiten,
[* 43] in altem Gemäuer, Stein- und Holzhaufen und in Abzugsgräben in der Nähe menschlicher Wohnungen.
Sie flieht vor dem Menschen und greift nur an, wenn sie
¶
mehr
gereizt wird. Alsdann richtet sie sich empor und bläht den Hals auf, welcher nun einem Schild
[* 45] oder Hut
[* 46] ähnlich wird (daher
Cobra di capello). Sie nährt sich vorzugsweise von Kriechtieren und Lurchen, jagt aber auch Mäuse, Ratten und junge Hühner
[* 47] und plündert Vogelnester. Sie schwimmt und klettert gut und ist besonders in der Abenddämmerung thätig.
Es scheint, als wenn die Geschlechter eng zusammenhielten. Das Weibchen legt bis 18 weiße Eier
[* 48] von der Größe der Taubeneier.
Die Brillenschlange beißt nur, wenn sie gereizt wird; ihr Biß ist höchst gefährlich und tötet kleinere Tiere in wenigen Minuten, Menschen
oft erst nach einigen Stunden. Das Gift wirkt am heftigsten, wenn es direkt ins Blut gebracht wird, aber
auch von Schleimhäuten und vom Magen
[* 49] aus. Die Furchtvor der Brillenschlange ist in einigen Gegenden so groß, daß man Nahrungsmittel
[* 50] an
ihren Aufenthaltsort trägt, um sie von den Wohnungen entfernt zu halten. Die Hindu bringen ihr Opfer, ja
sie erweisen ihr in den Tempeln göttliche Ehre.
Gaukler und Brahmanen hingegen richten sie zu allerlei Kunststücken ab und gewöhnen sie, unter Gesang zu tanzen. Bisweilen
werden ihr zu diesem Zweck vorher die Giftzähne ausgebrochen, meist beruht aber die Sicherheit der Gaukler auf einer genauen
Kenntnis der Gewohnheiten der Schlange. Gegen den Biß gebrauchen die Eingebornen ein Geheimmittel der Brahmanen,
den »Schlangenstein«, ein Kunstprodukt, welches sich fest an die Wunde ansaugt und wie ein Schröpfkopf wirkt. Er besteht im
wesentlichen aus gebrannten Knochen.
[* 51]
Auch die Aristolochia indica wird als Gegengift gerühmt, doch scheinen die meisten gebissenen Menschen
dem Gift zu erliegen. In denJahren 1860-68 konstatierte die Behörde in Bengalen 9232 durch Giftschlangen herbeigeführte Todesfälle,
wobei namentlich die in Betracht kommt. In neuerer Zeit behandelt man mit großem Erfolg die Wunden mit Ammoniak und gibt innerlich
sehr große DosenAlkohol. Die ägyptische Brillenschlange (Uräusschlange, Ara, Kleopatraschlange, Haie, Speischlange, N.HaieMerr.), über 2 m lang, auf der Oberseite strohgelb mit breiten, dunkeln Querbändern in der Halsgegend, auf der Unterseite
lichtgelb, variiert aber sehr in der Farbe.
Sie findet sich in ganz Afrika,
[* 52] lebt in Höhlungen, unter Gestein und Trümmern, im Wald, in der Steppe und in der
Wüste. Für gewöhnlich flieht sie vor dem Menschen, stellt sich aber zur Wehr, sobald man ihr gegenübertritt. Sie nährt
sich von Mäusen, Vögeln und deren Brut und von Reptilien, schwimmt und klettert sehr gut, bläht beim Angriff ebenfalls den
Hals auf und speit auf Entfernung von 1 m gegen den Angreifer, dabei immer nach den Augen zielend. Der giftige
Speichel wirkt ätzend.
Die ägyptischen Gaukler wissen dieses gefährliche Reptil zu zähmen und zu Kunststücken zu dressieren. Durch einen Druck
mit der Hand
[* 53] auf den Nacken und Kopf der Schlange versetzen sie dieselbe in eine Art von Starrkrampf, daß sie
sie wie einen Stock hin- und herschwingen können, wie wahrscheinlich die Zauberer schon zu PharaosZeiten thaten. Die alten
Ägypter ehrten diese Schlangen als die Beschützer ihrer Felder und bildeten sie häufig ab an beiden Seiten einer Erdkugel.
Sie hieß bei ihnen Ara, bei den Griechen und RömernAspis. Der HeldRa, die Mittagssonne, trägt die Uräusschlange
an seinem Diadem, und ebenso fehlt sie wegen ihrer schnellen Macht über Leben und Tod an keinem Diadem der Pharaonen. Oft dienten
sie zum Hinrichten von Verbrechern und herkömmlich zum Selbstmord, da die nächste Wirkung des schnell tötenden Bisses eine
schmerzlose Betäubung
sein sollte und der Glaube allgemein war, daß kein andres Mittel den Menschen leichter
vom Leben befreien könne. Auch Kleopatra soll diese Schlange benutzt haben.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg,
[* 55] an der Ahe, die bald verschwindet, dann
als Möhne hervorkommt, 7 km von der Eisenbahnstation Brilon-Korbach (Schwerte-Scherfede), hat 1 evangelische und 2 kath. Kirchen
(darunter die uralte Pfarrkirche mit vielen Reliquien), Amtsgericht, Bergrevier, ein katholisches Gymnasium, chemische, Pfeifenfabrik,
Bergbau
[* 56] und Hüttenbetrieb, eine Wasserleitung
[* 57] und (1880) 4304 Einw. (255 Evangelische). Das aus Grauwackenkalkstein bestehende
Plateau von Brilon, das Einlagerungen von Galmei-, Blei- und Eisenerzen enthält, erreicht in seinen bewaldeten
Kuppen bis 636 m Höhe.
Brilon, eine der ältesten deutschen Städte und öfterer Aufenthaltsort Karls d. Gr., gehörte als Lehen des BistumsPaderborn
[* 58] den
Grafen von Waldeck,
[* 59] wurde 1184 befestigt und kam Anfang des 13. Jahrh. an das
Erzstift Köln.
[* 60] Lange Zeit Hauptstadt des Herzogtums Westfalen,
[* 61] nahm es besonders durch den Beitritt zur Hansa erheblichen Aufschwung,
sank aber mit dem Verfall derselben gleichfalls und hat erst in neuerer Zeit sich wieder gehoben.
Vgl. Becker, Geschichtliche
Nachrichten über Brilon (Brilon 1869).
KarlGustav von, schwed. Diplomat und Dichter, geb. im Kirchspiel Brännkyrka bei Stockholm,
[* 62] studierte
zu Upsala,
[* 63] Halle,
[* 64] Leipzig
[* 65] und Jena,
[* 66] wurde 1791 Kabinettssekretär in Stockholm, 1792 Sekretär
[* 67] der schwedischen Gesandtschaft in
Dresden
[* 68] und 1798 Geschäftsträger zu Paris.
[* 69] Nach dem 18. Brumaire 1801 als Geschäftsträger nach Berlin berufen,
begleitete er den preußischen Hof
[* 70] auf seiner Flucht nach Ostpreußen
[* 71] (1807), ging dann 1808 als schwedischer Gesandter nach
London
[* 72] und kehrte 1810 nach Stockholm zurück, wo er fortan als Hofkanzler und Mitglied des Kollegiums zur Beratung der allgemeinen
Reichsangelegenheiten thätig war. Er starb Brinckmann war auch Mitglied der schwedischen
Akademie der Wissenschaften und seit 1835 in den Freiherrenstand erhoben. Unter den Dichtern Schwedens hat er sich einen Namen
erworben, vielleicht weniger durch sein großes, mit dem höchsten Preis der schwedischen Akademie belohntes Gedicht »Snillets
verld« (»Die Welt des Genies«, 1822) als durch seine »Tankebilder« und andre in seine
»Vitterhets-Försök« (Stockh. 1842, 2 Bde.)
aufgenommene Stücke. Vor allem verdient seine reine Diktion gerühmt zu werden.
das Zutrinken, die jemand zugetrunkene »Gesundheit«;
dann auch wohl s. v. w. Trinklied.
Nach den
besten Kennern handelt es sich dabei um den deutschen Landsknechtstrinkspruch: »Ich bring' dir sie« (nämlich
die SchaleWeins),
und aus dem Italienischen ist derselbe in fast alle romanischen Sprachen übergegangen, in die spanische,
portugiesische und französische, welch letztere tautologisch »porter des brindes«
hat.
(das alte Brundusium), wichtige See- und Hafenstadt in der ital. ProvinzLecce am Adriatischen Meer,
der einzige auch den Anforderungen der Neuzeit völlig genügende Naturhafen an der
¶
mehr
Ostküste Italiens
[* 74] von Venedig
[* 75] bis Tarent. Derselbe besteht aus der durch Inseln, die zum Teil durch Molen miteinander verbunden
und durch ein altes KastellFriedrichs II. geschützt sind, gegen das hohe Meer geschlossenen Reede, aus der ein 50 m breiter, 525 m
langer ausgemauerter Kanal
[* 76] (Pigonati) in den innern Hafen führt, wo er sich in zwei Arme teilt, welche
die Stadt in Form zweier Halbkreise einschließen. Dazwischen liegt etwas erhöht an dessen Kaimauern unmittelbar die größten
Dampfer anlegen können. Brindisi ist daher ein Punkt, der, so nahe der Südostspitze der weithin hafenlosen Halbinsel, nur 110 km
von der gegenüberliegenden Küste gelegen, naturnotwendig den Verkehr Unteritaliens und teilweise durch
ItalienMittel- und Nordwesteuropas mit dem Orient sozusagen monopolisieren, ein Ort, der immer und immer wieder emporkommen
muß, wenn er unter ungünstigen politischen Verhältnissen gesunken ist.
Nur Tarent hat für den Verkehr mit dem fernern Orient, nicht aber mit Griechenland
[* 77] gleich günstige Lage.
So hat denn Brindisi, das wahrscheinlich von Griechen angelegt worden, dessen Wichtigkeit aber die Römer
[* 78] nach der Eroberung (268
v. Chr.) durch Ansiedelung einer starken Kolonie (244) erkennen ließen, in drei Perioden eine große Rolle gespielt. Zuerst
in römischer Zeit als Haupthafen für den Verkehr mit Griechenland und dem Orient, wo es bis zu 100,000
Bewohnern anwuchs; dann, nachdem es in den Stürmen der Völkerwanderung, in den Kämpfen zwischen Griechen, Sarazenen und Normannen
tief gesunken war, wieder zur Zeit der Kreuzzüge, namentlich unter Friedrich II., wo sich hier die Heere zur Überfahrt sammelten
(die alten Festungswerke erinnern noch an den großen Staufer), wo Brindisi wieder 60,000 Einw.
gehabt haben soll; dann nach neuem Sinken infolge des Vordringens der Türken im östlichen Mittelmeergebiet, in allerneuester
Zeit durch Eröffnung desSuezkanals und Vollendung der Eisenbahnen über den Brenner und den Mont Cenis bis hierher, die es zum
Endpunkt der Land- und Beginn der Seereise von England nach Indien gemacht haben.
Das geeinigte Italien wandte sofort diesem wichtigen Punkt seine Aufmerksamkeit zu, der Hafen wurde gereinigt, eine neue Stadt
erwuchs aus Schutt und Ruinen, und der Verkehr stieg außerordentlich, statt 600 Schiffe
[* 79] mit 75,000 Ton. im Jahr 1862 liefen 1874 deren 810 mit
363,000 T. ein. Auch seither hat die Zunahme angehalten (1883 liefen 972 Schiffe mit 594,885 T. ein). Hauptsächlich setzen
Reisende und rasch zu befördernde Waren bis hierher die Landreise fort, aber in nicht ferner Zeit dürfte Salonichi in gefährliche
Konkurrenz mit Brindisi treten. Das alte Schloß der Kaiser ist heute in ein Gefängnis umgewandelt; unter den
Kirchen ragen hervor die alte, 1150 von König Roger umgebaute Kathedrale, welche durch Erdbeben
[* 80] wiederholt gelitten hat, und
die alte Rundkirche San Giovanni. Brindisi ist Kreishauptstadt, Sitz eines Erzbischofs, eines deutschen Konsuls und zählt (1881)
14,508 Einw.
(spr. -li),James, Mechaniker, geb. 1716 zu Tunstead in Derbyshire, erlernte den Mühlenbau,
errichtete 1752 eine Wasserhebungsmaschine für die Steinkohlenminen zu Clifton in Lancashire und konstruierte 1755 zu Congleton
in Cheshire eine ganz neue Seidenspinnmühle. Seine bedeutendste Leistung ist der ungeheure Bau des Bridgewaterkanals, und seit
der Vollendung desselben wurde in England kein Kanalbau ohne Brindleys Rat und Beistand unternommen. So
war der Plan der Wasserverbindung von London, Bristol, Hull
[* 81] und Liverpool
[* 82] sowie der
Plan der Entschlämmung der Docks letzterer
Stadt sein Werk; ja, er beschäftigte sich mit der Idee, England und Irland durch eine Schiffbrücke zu verbinden. Brindley starb zu
Turnhurst in Staffordshire. Er schrieb: »Reports relative to a navigable communication between the friths
of Forth and Clyde« (Edinb. 1768).
Vgl. Smiles, James and the early engineers (Lond. 1864).
Jan ten, niederländ. Schriftsteller, geb. zu
Appingedam, studierte in Utrecht,
[* 83] erhielt schon 1857 für seine Schrift »De aesthetische waarde van Brederôo's
dramatischen arbeid« einen Preis, erlangte 1860 den theologischen Doktorgrad, lebte darauf als Erzieher inBatavia,
[* 84] von wo aus
er eine Reise durch die InselJava unternahm (beschrieben in dem Werk »Op de grenzen der Preanger«, Amsterd. 1861),
und wurde
nach seiner Rückkehr 1862 als Lehrer der niederländischen Sprache
[* 85] und Litteratur am Gymnasium im Haag
[* 86] angestellt. 1872 übernahm
er die Redaktion der belletristischen Zeitschrift »Nederland«. Von der genannten Preisschrift besorgte er 1859 eine
neue Bearbeitung;
seine übrigen litterarhistorischen Arbeiten sind: »Litterarische schetsen en kritieken« (neue Ausg.,
Leiden
[* 87] 1882);
Von seinen vielen belletristischen Werken sind »OstindischeDamen und Herren« (übersetzt von W. Berg, Leipz. 1868) und
»Der Schwiegersohn der Frau von Roggeveen« (deutsch von A. Glaser, Braunschw. 1876) auch in Deutschland bekannt
geworden. Außer diesen sind noch zu nennen die Novellen: »Het vuur dat niet wordt uitgebluscht« (1868),