mehr
cour d'eau de Bounoun, marigot du Sénégal« (1862) und »Note sur la rivière Manéah et les montagnes du Soum bouyah« (1867).
cour d'eau de Bounoun, marigot du Sénégal« (1862) und »Note sur la rivière Manéah et les montagnes du Soum bouyah« (1867).
(franz., spr. bra), Arm;
bras dessus, bras dessous (spr. bras d'ssüh, bras d'ssuh), Arm in Arm, vertraulich;
(spr. -ski), Giovanni Angelo, eigentlicher Name des Papstes Pius VI. (s. d.).
(span.), ein aus Kupfer, [* 2] Bronze, [* 3] Messing oder Eisen [* 4] gefertigtes Becken zur Aufnahme brennender Kohlen, diente seit dem Altertum als tragbarer Heizapparat und war deshalb mit einem Henkel und mit Füßen versehen.
Auch wurde er auf einen Dreifuß gestellt.
Gegenwärtig sind die Braseros nur noch in Spanien [* 5] und Italien [* 6] im Gebrauch.
spartan. Feldherr, eifriger Patriot und frei von der engherzigen Beschränktheit der übrigen Spartaner, nötigte gleich beim Beginn des Peloponnesischen Kriegs (431 v. Chr.) die Athener, den Angriff auf Methone aufzugeben, erhielt das bedrängte Megara für Sparta, versuchte 425 vergeblich Pylos wiederzuerobern und bewog 424 die Ephoren, ihn mit einem kleinen Heer (anfangs nur 1700 Hopliten) nach Chalkidike und Makedonien zu senden, um die Kolonien Athens zum Abfall zu veranlassen und so dessen Macht in ihrem Kern zu vernichten.
Diese Unternehmung hatte so großen Erfolg, daß die Athener sich genötigt sahen, 423 ein Heer unter Nikias und 422 ein zweites Heer unter Kleon gegen Brasidas zu senden. Dieser sammelte seine Truppen bei Amphipolis, griff dann den Feind unvermutet an und schlug ihn. Kleon selbst fiel, aber auch der Sieger ward schwer verwundet und starb gleich darauf in Amphipolis. Die Stadt ehrte ihn als Heros, und ihm zu Ehren wurden daselbst und zu Sparta jährlich die Brasideia mit Wettkämpfen, Reden und Opfern gefeiert.
(edler Topas), [* 7] s. Topas. ^[= Mineral aus der Ordnung der Silikate (Andalusitgruppe), kristallisiert in säulenförmigen, ...]
[* 8] (portug. Brazil oder Brasil; hierzu die Karte), Kaiserreich in Südamerika, [* 9] die einzige Monarchie dieses Erdteils, liegt größtenteils südlich vom Äquator zwischen 4° 23' nördl. bis 33° 44' südl. Br. und 34° 44' bis 73° 15' westl. L. v. Gr. und umfaßt in der ungefähren Gestalt eines gleichschenkeligen Dreiecks die größere östliche Hälfte von Südamerika mit einem Areal von 8,337,218 qkm (151,412,9 QM.). Es grenzt im N. an das französische, niederländische und englische Guayana und Venezuela, [* 10] im W. und S. an Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivia, [* 11] Paraguay, die Argentinische [* 12] Konföderation und Uruguay, im O. an den Atlantischen Ozean, in den es südlich vom Kap São Roque 5° 28' südl. Br. am weitesten hineinragt.
Die Küste, die sich von dort zum kleinern Teil nach NW., zum größern nach SW. richtet, ist nicht besonders mannigfaltig gegliedert; im nördlichen Teil sind hier und da Korallenriffe [* 13] oder Sandbänke vorgelagert, im S. wird sie von langgestreckten Lagunen begleitet. Sie hat verhältnismäßig nur wenige zum Landen günstige Hafenbuchten; die wichtigsten sind die von Rio de Janeiro, [* 14] Bahia, [* 15] Espirito Santo, Pernambuco, [* 16] Ilha grande, São José do Porto Alegre, Santos, Maranhão etc. Im ganzen zählt man an der brasilischen Küste 42 Häfen. Von den Vorgebirgen sind die bedeutendsten das Kap Norte an der Nordseite des Amazonenstroms, Kap Touro und Kap São Roque an der östlichen Küstenecke und Kap Frio östlich von Rio de Janeiro. Im allgemeinen gehört Brasilien noch zu den unbekanntern Ländern der Erde; mindestens zwei Drittel seines unermeßlichen Gebiets sind kaum erforscht.
Nach der Struktur des Bodens zerfällt in drei große Gruppen: in ein Hochland von 2,753,000 qkm (50,000 QM.) Inhalt, welches das Innere und den südöstlichen Teil einnimmt und den eigentlichen Kern und die Hauptmasse des Landes bildet, und in die Stromthäler des Amazonenflusses und Madeira [* 17] im NW. und des La Plata im SW. des Hochlandes, beides ausgedehnte Niederungen, die größtenteils weit über die Grenzen [* 18] in die Nachbarstaaten hineinreichen. Das im einzelnen noch wenig bekannte Bergland von Brasilien stellt ein niedriges Plateau mit aufgesetzten, meist nordöstlich streichenden Ketten dar und enthält in seinem Südostteil ein besonderes Gebirgsland, welches, gegen W. durch die Längsthäler des Parana und Rio São Francisco begrenzt, steil zum Meer abfällt und an der Ostseite von einem aus parallelen Ketten zusammengesetzten Gebirgszug, der bis gegen 1650 m hohen Serra do Mar, begrenzt wird, die von Rio de Janeiro westsüdwestwärts bis zum 25.° südl. Br. verläuft und hauptsächlich aus Granit, Gneis und kristallinischen Schiefern zusammengesetzt ist.
Durch das Längsthal des Parahyba davon geschieden, erheben sich im W. die Ketten der Serra do Espinhaco, in ihren südlichen Teilen auch Serra da Mantiqueira genannt, mit den bedeutendsten Bergspitzen des brasilischen Berglandes, Itatiaya (2994 m), Lapa (2650 m), São Matteo (1880 m), Itacolumi (1750 m). Westlich liegen große Hochebenen von durchschnittlich 650 m Höhe, im N. die von Minas Geraës, deren Boden überwiegend mit Gras und hohen Sträuchern bedeckt ist (die sogen. Campos).
Ein der Espinhaco ähnlicher, doch weit niedrigerer Bergzug begrenzt diese Hochebenen im W. Südlicher liegen hinter dem südlichen Teil der Serra do Mar die ähnlichen Hochebenen von São Paulo, die sich allmählich nach W. zum Thal [* 19] des Parana herabsenken. An dieses Gebirgsland stößt im W. und N. das niedrige, hügelige Hochland des Innern Brasiliens, das sanft und allmählich gegen S. in das Tiefland der Pampas, weniger sanft nach N. in das große Tiefland des Amazonenstroms abfällt.
Eine aus einzelnen, oft nicht verbundenen Höhenzügen gebildete Reihe von Bergketten, die man die Serra dos Vertentes genannt hat, zieht durch diese Hochebenen, deren Durchschnittshöhe nur 230-330 m betragen dürfte. Das brasilische Bergland ist an seinen meist steilen Ostgehängen gut bewaldet und von zahlreichen Bächen und Flüssen durchschnitten. Die westlichen Abhänge der Gebirge dagegen und die Binnenplateaus (Chapadas) sind entweder mit niedrigem Gehölz (catingas) oder mit Gras (campos) bestanden. Nur die nordöstlichen Teile des Landes sind von unfruchtbaren, wasserarmen und nur zur Regenzeit von einer rasch vorübergehenden Vegetation bedeckten Flächen (sertaos) eingenommen. Das ganze Gebiet nördlich und westlich von diesem Hochland gehört dem Tiefland des Amazonenstroms, den sogen. Selvas, an; im Nordostteil erheben sich an der Grenze die ersten Bergketten des Gebirgslandes von Guayana.
Kein Land in der Welt ist von einem so großartigen Stromnetz durchzogen wie Brasilien. Der Amazonenstrom, [* 20] dessen Länge auf brasilischem Gebiet 3828 km beträgt, sammelt in seinem Bette drei Viertel der Ströme des ganzen Landes, von denen mehrere die größten europäischen Ströme an Länge des Laufs, Wassermasse und Schiffbarkeit übertreffen, und dieses unermeßliche Netz natürlicher Wasserkommunikation für den innern Verkehr wird noch um ein Viertel durch eine schiffbare Verbindung eines Zweigs des ¶
Maßstab [* 22] 1:20.000.000
Landes-Hauptstädte sind doppelt, Provinz-Hauptstädte einfach unterstrichen.
Deutsche [* 23] Ansiedlungen in Süd-Brasilien 1:10.000.000
Amazonenstroms mit dem zunächst größten Strom Südamerikas, dem Orinoko, vergrößert. Zu jenen Nebenflüssen des Amazonenstroms, der als ein schon schiffbarer Strom bei São Francisco de Tabatinga ins Reich tritt, das er in gerader Richtung von W. nach O. durchströmt, gehören von S. der Madeira, der Tapajoz (der Hauptfluß von Matogrosso), der Xingu, der Rio Negro von N. Außer dem Amazonenstrom sind noch zu nennen: der große Rio Pará, der Ausfluß [* 25] des Tokantins, welcher die Provinz Goyaz durchfließt und durch Kanäle mit der Mündung des Amazonenstroms in Verbindung steht;
der Paranahyba, östlich von jenem;
der São Francisco, der einzige große Fluß, der auf der Küstenstrecke zwischen Bahia und Pernambuco mündet, schiffbar bis zu den ca. 80 m hohen gewaltigen Saltos de Paulo Affonso;
der Rio Parahyba do Sul in der Provinz Rio de Janeiro, der Yacuy in der Provinz Rio Grande do Sul, andrer zahlreicher Küstenflüsse nicht zu gedenken. Im W. fließen der Uruguay, teilweise als Grenzfluß gegen die Argentinische Konföderation, der Parana (mit dem Paranahyba, Tiete, Pardo, Paranapanema, Iguassu u. a.), der in seinem Unterlauf Brasilien von Paraguay scheidet, und der Paraguay, welcher vor seinem Austritt auf eine kurze Strecke die Grenze gegen Bolivia bildet.
Die meisten brasilischen Ströme haben die Natur des Nils, indem sie hauptsächlich infolge der Regenzeit über ihren gewöhnlichen Stand (der Amazonenstrom bis 16 m hoch) anschwellen und die umliegenden Thäler und Ebenen meilenweit unter Wasser setzen. Diese Eigenschaft macht die Ufer vieler Ströme ganz unbewohnbar und ist zur Zeit ein Haupthindernis der Kultur; anderseits vertreten die Flüsse [* 26] in dem wüsten Innern häufig ganz die Stelle der Verkehrsstraßen. Landseen hat Brasilien wenig, und diese sind nicht bedeutend;
die größten sind: die Lagoa dos Patos, ein Strandsee an der Südküste, in welchen der Yacuy mündet;
der Küstensee Mirim, südlich von dem vorigen und mit ihm verbunden;
die mit Dampfern befahrenen Strandseen Manuaba und Jequiba in der Provinz Alagoas.
Bei der ungeheuern Ausdehnung [* 27] des Landes muß das Klima [* 28] je nach der Entfernung vom Äquator wie nach der Erhebung über dem Meer ein sehr verschiedenes sein. Während schon westlich von Rio de Janeiro aus der Serra do Espinhaco und häufiger noch weiter im S. auf der Serra Geral in Rio Grande do Sul die Temperatur unter 0° sinkt, das Klima der letztgenannten außertropischen Gebiete überhaupt ein gemäßigtes ist, herrscht im Stromgebiet des Amazonas eine gleichförmig heiße Temperatur von 28-29° C. (nach Agassiz) im Mittel und ohne wesentliche Abkühlung während der Nächte. In Rio de Janeiro selbst beträgt die Temperatur in den heißesten Monaten (Januar und Februar) 26,5° C., im kühlsten Monat (Juli) 21,9° C. Doch bringt die täglich von 10 bis gegen 6 Uhr [* 29] wehende Seebrise angenehme Kühlung. Im Amazonasbecken herrscht eine fast ununterbrochene Regenzeit, die Hauptregenmonate sind November bis März. In Südbrasilien sind im Sommer mehr Gewitterregen, im Winter mehr Landregen vorherrschend. Eine eigentliche Regenzeit gibt es hier nicht. In den Niederungen des mittlern und nördlichen Brasilien treten während der Monate Januar bis Mai oft bösartige Krankheiten, wie das Wechselfieber, namentlich aber das 1849 von Westindien [* 30] eingeschleppte Fieber, in verheerender Weise auf. Im S. dagegen kommen diese Krankheiten nicht vor, auch Malaria, Elefantiasis und Lepra treten nur ganz vereinzelt auf.
Unter den Produkten Brasiliens nahmen früher die des Mineralreichs den ersten Rang ein, während jetzt ihre Wichtigkeit durch einige vegetabilische Erzeugnisse weit überflügelt ist. Es kommen nämlich mit andern Edelsteinen, als Topasen, Rubinen, Saphiren, Smaragden etc., auch Diamanten als Einschlüsse in den quarzreichen, aus der Zerstörung der kristallinischen und paläozoischen Gesteinsmassen hervorgegangenen Alluvionen vor, welche zugleich Gold [* 31] und Platina enthalten.
Jure Verbreitung geht über viele Provinzen, besonders reich daran sind der Distrikt von Diamantina in der Provinz Minas Geraës längs der Serra do Espinhaço und das Thal des obern São Francisco, während in Goyaz, Matogrosso etc. Diamanten nur vereinzelt gefunden werden. Die gesamte Diamantenausfuhr Brasiliens wurde bis 1849 auf einen annähernden Wert von 320 Mill. Mk. berechnet; doch bleibt diese Zahl bei der Unsicherheit der Kontrolle entschieden hinter dem wahren Ausfuhrwert zurück. In neuerer Zeit ist indessen eine erhebliche Abnahme in der Diamantenausfuhr eingetreten, sie bewertete sich 1881-1882 auf 1,937,700 Mk. Gold wird fast ausschließlich durch Auswaschen der Alluvionen gewonnen; es wurde in der Provinz São Paulo schon 1577, in Minas Geraës erst 1680 entdeckt, die Ausbeute jedoch erst mit Beginn des 18. Jahrh. beträchtlich.
Die Hauptsitze der Goldgewinnung [* 32] sind die Distrikte von São Paulo und Villarica; auch Goyaz und Matogrosso liefern viel Gold. Die berühmtesten Gruben sind die von Gongosoco bei Villarica, die seit 1825 ausschließlich mit britischem Kapital für Rechnung mehrerer englischer Aktiengesellschaften betrieben werden. Gegenwärtig ist die Ausfuhr dieses Metalls im Vergleich zu frühern Zeiten nur eine sehr geringe und dabei sehr schwankende. Die Gesamtproduktion in der Zeit von 1691 bis 1875 wird von Soetbeer auf 1,037,050 kg im Wert von 2893 Mill. Mk. geschätzt; von da sank die Ausbeute konstant bis auf 1100 kg im Wert von 3 Mill. Mk. in 1882. Platina wird ebenso wie neuerdings Palladium zugleich mit dem Gold in den goldhaltigen Alluvionen (eisenhaltigem, quarzigem Sand) gefunden.
Silber wird gegenwärtig nicht mehr gewonnen. Quecksilber, Kupfer, Bleierze, Antimon, Wismut, Arsen sind an vielen Punkten des Reichs vorhanden, ihre Ausbeutung ist aber unbedeutend. Eisenerze aller Art und zum Teil von ausgezeichneter Qualität kommen häufig und in den mächtigsten Ablagerungen vor; sehr reiche (bis 72 Proz. Reinmetall) finden sich im Distrikt von Villarica in Minas Geraës, sie werden aber erst in sehr unbedeutendem Maß ausgebeutet; ein wirklich fachmännischer Betrieb findet nur statt bei São João d'Ipanema in São Paulo in dem Berg Aracoyaba.
Hier legte der Minister Graf Linhares 1810 durch aus Schweden [* 33] berufene Berg- und Hüttenleute Gruben und Hüttenwerke an, deren sehr geringe Produktion aber bei weitem nicht die Betriebskosten deckt, weshalb das meiste Eisen noch immer aus Europa [* 34] eingeführt wird. Kochsalz bereitet man teils aus Seewasser, teils aus mit Salz [* 35] imprägnierten Erdschichten, allein bei weitem nicht für den eignen Bedarf hinreichend. Steinkohlen hat man in abbauwürdigen Flözen in den Provinzen Santa Catharina, am rechten Ufer des Tubarão, bei Candiota und am Arroyo dos Ratos in Rio Grande do Sul aufgefunden; doch werden nur die letztern fachmäßig abgebaut.
Das Pflanzenreich entwickelt in Brasilien meistens in den Küstenländern und dem Gebiet des ¶
Amazonenstroms unter dem Einfluß des Tropenklimas und bei dem Wasserreichtum des Landes eine Triebkraft und eine Fülle wie selten auf der Erde. In pflanzengeographischer Hinsicht zerfällt in drei Zonen: die Hyläa des Amazonasgebiets, die Küstenzone und die des Binnenlandes. In dem Urwald des Amazonenstromgebiets unterscheidet der Naturforscher Bates drei verschiedene Arten der Ufervegetation:
1) die niedrigen Alluvialablagerungen von Sand und Schlamm, die mit breitblätterigen, hohen Gräsern (darunter das an 5 m hohe Pfeilgras) bewachsen sind, und wo der Trompetenbaum der einzige höhere Baum ist;
2) die mäßig hohen, nur teilweise in der Regenzeit überfluteten Ufer mit Waldungen, in denen Palmenarten und breitblätterige Marantaceen vorherrschen (drei Viertel des obern Amazonenflußgebiets gehören hierher);
3) den noch höher liegenden, wellenförmigen, in größern Zwischenräumen auftretenden Lehmboden, wo die Waldungen weniger den Charakter eines undurchdringlichen Gewirrs tragen und die Palme [* 37] seltener wird. Die Mündungen der an der Nordküste Brasiliens in den Ozean fallenden Ströme tragen an ihrem westlichen Ufer dichte Wälder von Manglebäumen und anderm Gehölz, während die östlichen mit Sanddünen besetzt sind, welche, durch die Passatwinde weitergetrieben, unaufhaltsam gegen W. fortrücken.
Vom Wendekreis bis nördlich zur Breite [* 38] von Pernambuco ist das Gebiet der Bergwälder, denen das Küstenland seinen Quellenreichtum und seine fruchtbare Feuchtigkeit zu verdanken hat. Zwischen den hochstämmigen und astlosen Palmen [* 39] wuchern neben mannigfachem Unterholz riesenhafte Farnkräuter und breitblätterige Helikonien, während von den Wipfeln buntblumige Lianen in malerischem Gewirr herabhängen; doch tragen diese Wälder, die hier und da von mit Farnen und Flechten [* 40] bewachsenen Sandflächen oder von unzugänglichen, dicht mit Manglen bewachsenen Morästen unterbrochen werden, einen lichtern Charakter als die am Amazonenstrom. Im hohen Wald herrschen Palmen, Lorbeeren, Feigen, Kassien und Bignonien vor.
Ein großartiger Urwald breitet sich um Rio de Janeiro aus; in ihm zeichnen sich namentlich die stachligen Wollbäume aus. In den höhern Gebirgsregionen verschwinden die Wälder; Mimosen- und Akaziengebüsche und Gräser [* 41] treten an ihre Stelle. In dem bald ebenen, bald hügeligen Küstenstrich nördlich von Pernambuco endlich findet sich infolge der Trockenheit nur eine mäßige Vegetation; nur an den Flußläufen und auf den Höhenzügen gibt es hier und da lichte Wälder, welche in den trocknen Monaten stets ihre Blätter verlieren und, falls der seltene Regen ausbleibt, selbst jahrelang gar keine Blätter treiben.
Unter den edlen und nutzbringenden Bäumen und Pflanzen, an welchen die Wälder Brasiliens Überfluß haben, sind zu erwähnen von Farbhölzern: das Brasilholz, der rote Manglebaum, das Gelbholz, der Urucustrauch;
von gerbstoffhaltigen Pflanzen: die Rhizophoren der Küsten, der Barbatimao, der Santa Rita und der Aracabaum;
von Gewürz- und Medizinalpflanzen: die Ipekakuanha, die Copaifera officinalis;
weiter der die für die Ausfuhr so außerordentlich wichtigen Paranüsse liefernde Castanheiro (Bertholletia excelsa), die Seringeira (Siphonia elastica), die Sapucaya (Topfbaum), der neben Nutzholz einen wohlschmeckenden Milchsaft produzierende Kuhbaum, die Miritipalme, die Piassavapalme, die Wachspalme, die Babunhapalme, Cinchonenarten, Kakaobaum, der Sassaparillestrauch, Ilex paraguayensis (Paraguaythee), Guaranastrauch, Palisanderbaum, Zedernarten und andre wertvolle Hölzer liefernde Bäume, wie Louro, Peroba, Tapinhoa, Sacupira, Arroeira, Eisenholz, Araucaria brasiliensis u. a. Von den Produkten des brasilischen Waldes haben einen größern Handelswert das Kautschuk, welches die Indianer aus der im Hyläagebiet einheimischen Seringueira gewinnen, und wovon jährlich für 2½ Mill. Mk. exportiert wird, der Paraguaythee oder Herva Maté, welcher in außerordentlichen Quantitäten im Land konsumiert wird und auch schon einen wichtigen Exportartikel bildet, die schon genannte Paranuß, das schöne Jakaranda- und das Rosenholz und Farbhölzer. In den Küstenstrichen hat sinnlose Waldverwüstung aber schon furchtbar ausgeräumt, so daß die Einfuhr von Bau- und Möbelhölzern größer ist als die Ausfuhr. Auch an Faserstoffen, Gerberrinde, Ölpflanzen ist Brasilien reich. Von den Kulturpflanzen, welche jetzt volkswirtschaftlich eine so hohe Stelle einnehmen, sind Tabak, [* 42] Baumwolle [* 43] und Kakao einheimisch, Kaffee und Zuckerrohr aber eingeführt.
Die einheimische Fauna zählt von größern Raubtieren: die Unze oder den Jaguar und den Puma oder Silberlöwen (Kuguar), ferner mehrere kleine Tigerkatzenarten, den Guara (Canis jubatus), einen Schakalfuchs (C. brasiliensis), den wegen seines Pelzes wertvollen Mephitis suffocans u. a. Charakteristisch sind die Edentaten, das Ai oder Faultier, das Tatu oder Gürteltier und Ameisenbären. Unter den 50 Affenarten, die sämtlich mit Wickelschwänzen versehen sind, nehmen die Brüllaffen die erste Stelle ein.
Unter den 30 Arten von Blattnasen [* 44] sind die blutsaugenden Fledermäuse charakteristisch. Stachelschweine sind zahlreich; der Tapir, das größte unter den brasilischen Tieren, früher äußerst zahlreich, ist jetzt selten. Von Wiederkäuern gibt es nur Hirsche, [* 45] Brasilien besitzt aber mehrere Arten Beuteltiere. [* 46] Sehr groß ist die Mannigfaltigkeit der brasilischen Vögel, [* 47] die sich zumeist auch durch glänzende Farbenpracht auszeichnen. Hervorzuheben sind: der Nandu oder amerikanische Strauß, [* 48] der in Herden die Campos bewohnt, die rote Löffelgans, der rote Ibis, eine große Menge Papageienarten, der Chaija oder Taha, Seriema, Tangara, Taucher, Tukan oder Pfefferfresser, zahllose Kolibris [* 49] etc. Nicht geringer ist die Mannigfaltigkeit der Reptilien, unter denen von Schlangen [* 50] die Boa, welche von den Indianern gegessen wird, die Klapperschlange, Kurukuku, Urutu, Jararaka, Sukuri etc. hervorzuheben sind.
Von Sauriern gibt es auch mehrere Arten Alligatoren nebst vielen kleinern Arten; an der Küste und in den Flüssen leben mehrere Schildkröten, [* 51] die namentlich am Amazonenstrom als Nahrungsmittel [* 52] von Wichtigkeit sind. An Insektenarten, besonders Bienen mit vorzüglichem Honig, Moskitos, Ameisen (Cupim), Sandflöhen, schönen Tag- und Nachtschmetterlingen, ist Brasilien überaus reich. Bates hat deren 14,000 Spezies gesammelt (darunter in der Umgegend der Stadt Pará allein 700 Spezies Schmetterlinge). [* 53]
Nicht minder ungeheuer ist der Reichtum Brasiliens an Fischen, deren Agassiz neuerdings allein im Amazonenstrom 1163 neue Spezies aufgefunden hat, was mehr ist, als das ganze Mittelmeer überhaupt aufzuweisen vermag. Der Fischfang in den Strömen wie an den Küsten kann daher für das Land eine große Quelle [* 54] des Erwerbes werden, und so gibt es noch viele andre, die eine dichtere und intelligentere Bevölkerung [* 55] künftig aufsuchen und benutzen wird. Die von den Europäern eingeführten Rinder [* 56] und Pferde [* 57] haben sich erstaunlich vermehrt; den Schafen sagt das Land weniger zu. ¶
Die Zahl der Einwohner betrug nach den Ermittelungen für das Jahr 1883: 12,002,978, darunter 10,684,000 Freie und 1,318,978 Sklaven. Die Bevölkerung verteilt sich in folgender Weise auf den Bezirk der Stadt Rio de Janeiro und die 20 Provinzen:
QKilom. | Bevölkerung | |||
---|---|---|---|---|
im ganzen | Sklaven | auf 1 qkm | ||
Municipio Neutro | 1394 | 453568 | 35568 | 312.40 |
Provinzen: | ||||
Amazonas | 1897020 | 80942 | 942 | 0.04 |
Pará | 1149721 | 343511 | 23511 | 0.30 |
Maranhão | 459884 | 430059 | 60059 | 0.93 |
Piauhy | 301797 | 239691 | 18691 | 0.80 |
Ceará | 104250 | 722000 | - | 6.92 |
Rio Grande do Norte | 57485 | 269051 | 10051 | 4.68 |
Parahyba | 74731 | 432817 | 25817 | 5.79 |
Pernambuco | 128395 | 1014700 | 84700 | 7.99 |
Alagoas | 58491 | 397379 | 29379 | 6.79 |
Sergipe | 39090 | 211173 | 26173 | 5.40 |
Bahia | 426427 | 1655403 | 165403 | 3.88 |
Espirito Santo | 44839 | 100717 | 20717 | 2.24 |
Rio de Janeiro | 68982 | 938831 | 268831 | 13.61 |
São Paulo | 290876 | 1058950 | 168950 | 3.64 |
Parana | 221319 | 189668 | 7668 | 0.85 |
Santa Catharina | 74156 | 201043 | 11043 | 2.71 |
Rio Grande do Sul | 236553 | 568704 | 68703 | 2.40 |
Minas Geraës | 574855 | 2449010 | 279010 | 4.26 |
Goyaz | 747311 | 191711 | 6711 | 0.27 |
Matogrosso | 1379651 | 72051 | 7051 | 0.05 |
Zusammen: | 8337218 | 12002978 | 1318978 | 1.44 |
Hierzu kommen noch eine Anzahl (600,000 bis 1 Mill.) wilde Indianer, so daß sich die Gesamtbevölkerung auf 12-13 Mill. Seelen beziffert.
Von den 9,930,478 Einw. im Jahr 1872 gehörten 3,787,289 der kaukasischen, 1,954,452 der afrikanischen und 386,955 der amerikanischen Rasse an, während 3,801,782 Mischlinge waren. Der Nationalität nach zählte man 8,176,191 Brasilier und 243,481 Fremde, darunter 121,246 Portugiesen, 40,829 Deutsche (mit den naturalisierten gegenwärtig etwa 210,000), 44,580 Afrikaner, 6108 Franzosen. Die Neger bilden bei weitem die zahlreichste unvermischte Klasse der Bewohner Brasiliens; sie sind teils frei, teils Sklaven, als letztere zuerst um 1549 in Brasilien eingeführt worden. Die Mehrzahl bilden Neger aus Angola und Mosambik. Der Beitritt der brasilischen Regierung zur Unterdrückung des Sklavenhandels hatte in der Wirklichkeit dieses schmachvolle Gewerbe nicht vermindert, jetzt aber befindet sich die Zahl der Sklaven in schnellem Rückgang. 1873 wurden 1,540,796 Sklaven gezählt, gegenwärtig sind nur noch 1,150,000 vorhanden; die Provinz Ceará hat ihren letzten Sklaven 1883 freigelassen.
Diese Freilassung geschieht teils durch freiwilligen Entschluß der Sklavenbesitzer und ohne Entschädigung, teils durch Loskauf mittels eines vom Staat gestifteten Emanzipationsfonds. Die von Sklavinnen gebornen Kinder sind schon seit 1871 frei. Es ist aber zu befürchten, daß die schnell wachsende Zahl der Abolitionisten die allgemeine Aufhebung der Sklaverei ungebührlich beschleunigen werde (s. unten, Geschichte). Die Zahl der unvermischten Weißen portugiesischen Ursprungs ist im Verhältnis zu der Zahl der Mischlinge sehr gering.
Auch bilden dieselben keine besonders bevorzugte Klasse. Ihre Sprache [* 59] allerdings ist die einzige im Reich übliche; doch verwischt diese Sprachgemeinschaft nicht die wesentlichen Verschiedenheiten, welche zwischen den einzelnen Elementen der brasilischen Gesellschaft stattfinden. Nur in Rio de Janeiro vermischen sich die provinziellen Färbungen und gehen im Nationalcharakter auf. Allen gemeinsam ist der religiöse Glaube, und ein Hauptmittelpunkt des sozialen Lebens in Brasilien sind die Kirchen, die in gewisser Beziehung die Stelle der europäischen Salons oder Theater [* 60] vertreten.
Der größte Teil der freien Bevölkerung des Landes besteht jedoch aus Mischlingen, die aus der Vermischung von Weißen, Schwarzen und Indianern entstanden sind; man nennt solche Mischlinge von dunkler Hautfarbe allgemein Cariboca oder Cafuso, während unter Mulatten die Nachkommen von Weißen und Negern, unter Mestizen (Mestico) die von Indianern einerseits und Weißen und Negern anderseits verstanden werden; Kreolen (Crioulo) heißen in Brasilien die im Land gebornen Neger. Die Einwanderung ist trotz vieler durch die Regierung gebotener Vorteile (s. unten) eine schwache gewesen; von 1855 bis 1883 wanderten rund 6,000,000 Menschen ein, darunter 215,000 Portugiesen, 65,000 Deutsche, sonst noch Italiener (in zunehmenden Zahlen), Franzosen, Briten, Spanier.
Die Ureinwohner, die Indianer, sind in spärlichen Gruppen über das weite Land zerstreut. Sie sind nur von mittlerer Größe, aber von gedrungenem und muskulösem, ebenso geschmeidigem wie kraftvollem Körperbau. Ihre Farbe wechselt vom tiefen Rot bis zum bräunlichen Weiß, ihre Gesichtsbildung zeigt in manchen Fällen etwas Mongolisches: abgeplattetes, rundes Gesicht, [* 61] dicke Lippen, eingedrückte Nase, [* 62] schwarze, kleine, schräg nach außen gezogene Augen und schwarze, schlichte Haare; [* 63]
bei andern Stämmen ist die Gesichtsbildung edler, der Wuchs schlanker.
Die Portugiesen teilten sie in zwei Klassen ein: in die Küstenbewohner (Indios mansos oder caboclos) und in die Bewohner des innern Landes (Indios bravos oder Tapuyas). Die bedeutendsten dieser Stämme, die Tupi, die Guarani und die Omagua, bilden ethnographisch ein Ganzes, wie die Übereinstimmung der Sitten und namentlich der von den Stämmen gesprochenen Dialekte zeigt. Die durch die Jesuitenmissionäre aus den verschiedenen Dialekten heraus entwickelte lingoa geral brasilica dient jetzt als das allgemeine Verständigungsmittel mit den Indianern.
Die Tupi, welche im NO. wohnen, stehen mit den durch die erfolgreiche Thätigkeit der Jesuiten unter ihnen wohlbekannten Guarani im SO. in engem Verwandtschaftsverhältnis, so daß man sie gern zu einer Gruppe zusammenfaßt, zu welcher die Gualache und Itatine zwischen Paraguay und Parana, die Apiaca am Arinas, die Cabahyba im Quellgebiet des Tapajoz und seiner Zuflüsse und einzelne Stämme an der Ostgrenze des ehemaligen Inkareichs gehören. Zu den Omagua zählen die Omaguasyete oder Omagua im engern Sinn (s. Tafel »Amerikanische Völker«, [* 64] Fig. 19) an der Grenze gegen Peru und Ecuador zwischen Amazonenstrom und Yapura, die Yurumagua am Yurua u. a. Aber zwischen diesen leben noch viele andre Indianerstämme, die durch abweichende Sprachen und Sitten den Beweis liefern, daß sie ethnographisch von jenen getrennt werden müssen und die zersprengten Überreste eines oder mehrerer größerer Stämme bilden. Dahin gehören: die Aymore oder Guaymore, bekannter unter dem Namen der Botokuden [* 58] (Fig. 20 und 21) im O. des Flusses São Francisco, die Kiriri in der Provinz Bahia in der Nähe von Cachoeira, die Jundiähi und Jacunda am untern Tokantins, die Tikuna [* 58] (Fig. 22 und 23) und die Miranha [* 58] (Fig. 24) zwischen den Flüssen Ica und Yapura, die Mura und Parupuru am untern Purus, andrer kleinerer Volksabteilungen nicht zu gedenken. Die ansässig ¶
unter den Brasiliern lebenden Indianer unvermischten Bluts sind jetzt wenig zahlreich, am häufigsten noch die Überreste der früher in Missionen vereinigten Stämme am untern Amazonenstrom. Der bei weitem größte Teil der Indianer lebt, in kleine Horden geteilt, ganz selbständig und ohne einen Zusammenhang mit dem brasilischen Staatsleben, wenngleich fast allenthalben durch den Verkehr wenigstens in einiger Verbindung mit den übrigen Bewohnern des Landes. Ihre geistige und sittliche Entwickelung ist bis jetzt überaus gering geblieben; selbst die zum Christentum bekehrten Indianer haben in der Zivilisation nur geringe Fortschritte gemacht.
Die geistige Kultur steht allerdings noch auf einer niedrigen Stufe, doch ist nicht zu verkennen, daß in neuerer Zeit wichtige Fortschritte sich vollzogen haben. Im Unterrichtswesen unterscheidet man zunächst Primär- und Sekundärschulen, erstere unsern Volksschulen, letztere unsern höhern Bürgerschulen und Gymnasien entsprechend. Der Elementarunterricht ist unentgeltlich und (wenn auch wegen Mangels an Schulen, Lehrern und Kommunikationswegen nur nominell) obligatorisch. Es bestanden 1881: 5785 Primärschulen, welche von 188,843 Schülern besucht wurden.
Außer diesen besteht eine Anzahl von Privatschulen, und in jeder Provinzialhauptstadt werden durch die Provinz oder den Staat Lyceen unterhalten. Die Lehrer müssen entweder eine Landesuniversität oder das Collegio de Dom Pedro II zu Rio de Janeiro oder ein Seminar (escola normal) mit Erfolg absolviert haben. Diesen Schulen reihen sich an die Fachschulen und zwar: die Rechtsfakultäten von Pernambuco und São Paulo (ca. 500 Studierende), die medizinischen Fakultäten von Rio de Janeiro und Bahia (ca. 800 Studierende), die polytechnische Schule zu Rio de Janeiro, die Bergbauschule zu Ouro Preto, die Handelslehranstalt zu Rio de Janeiro, Schullehrerseminare, eine Gewerbeschule, eine Marineschule, mehrere Kriegsschulen, Ackerbauschulen, Blindenschulen, ein Taubstummeninstitut und ein Konservatorium der Musik zu Rio de Janeiro.
Außerdem bestehen von wissenschaftlichen Instituten in der Hauptstadt: das kaiserliche astronomische Observatorium, das Nationalmuseum, die Nationalbibliothek (ca. 140,000 Bände) neben mehreren andern Museen und Bibliotheken in der Hauptstadt und in den Provinzen, das historisch-geographisch-ethnographische Institut, welches, wie auch einige andre Vereine, Jahresberichte herausgibt, die, da das Institut alle hervorragenden Männer Brasiliens zu Mitgliedern zählt, die bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen des Landes enthalten. Außerdem gibt es in der Hauptstadt wie in den Provinzen zahlreiche andre wissenschaftliche und Fachvereine. Fakultäten der Theologie bestehen zu Bahia, Belém, San Luis do Maranhão, Fortaleza, Olinda, São Paulo, Portalegre, Marianna, Diamantina, Goyaz und Cuyaba.
Die brasilische Litteratur, welche lange Zeit hindurch nur einen dürftigen Zweig der portugiesischen bildete, hat sich in der neuesten Zeit zu einer gewissen Selbständigkeit zu entwickeln begonnen. Zu den frühsten Dichtern des Landes, die aber noch bloße Nachahmer der Portugiesen und Spanier waren, gehören die Brüder Eusebio und Gregorio de Mattos (17. Jahrh.) und Manoel Botelho de Oliveira (gest. 1711). Schon mehr lokale Färbung tragen die Werke des Dichters Manoel de Santa Maria und des Historikers Rocha Pitta (gest. 1738). Nachdem 1763 die Residenz des Vizekönigs von Bahia nach Rio de Janeiro verlegt, worden, ward letztere Stadt zu einem Mittelpunkt der Bildung, wo schöngeistige und höfisch gelehrte Akademien entstanden, die (wie namentlich die sogen. Arcadia ultramarina) maßgebend, aber nicht vorteilhaft auf die litterarische Produktion einwirkten, während gleichzeitig in der aufblühenden und politisch regen Provinz Minas Geraës eine Dichterschule erstand, die auch in litterarischer Hinsicht eine Emanzipation vom Mutterland Portugal anstrebte und ihre Stoffe vorzugsweise aus der Natur, den Sitten und der Geschichte Brasiliens schöpfte. Zu letztern Dichtern (den sogen. poetas mineiros) gehören: J. ^[José] Basilio da Gama (gest. 1795) mit seinem Epos »Uruguay« und José de Santa Rita Durao (gest. 1784) mit der Dichtung »Caramurú«; ferner der Lyriker Manoel da Costa (gest. 1790), Ignacio da Silva Alvarenga (gest. 1814) und der talentvolle Thomaz Ant. Gonzaga (gest. 1809), Verfasser echt volkstümlicher Lieder. Sonst sind aus jener Zeit besonders Caldas Barboza (gest. 1800) und Figueire do Aranha (gest. 1811) zu erwähnen.
Mit der Übersiedelung des portugiesischen Hofs nach Rio de Janeiro (1808), noch entschiedener aber mit der Errichtung eines selbständigen Reichs Brasilien (1822) wurde endlich auch der Grund zur litterarischen Selbständigkeit des Landes gelegt. Die Poesie nimmt einesteils einen spezifisch christlichen Charakter an und entlehnt ihre Stoffe und Bilder dem katholischen Glauben, statt, wie bisher, der Mythologie der Alten, eine Richtung, die wir bereits von Ant. Pereira de Souza Caldas (gest. 1814), dann besonders von Francisco de São Carlos (gest. 1829) und José Eloy Ottoni (gest. 1851) vertreten finden. Anderseits wird in patriotischen und politischen Gedichten das nationale Element nachdrücklich betont, so in den Poesien des berühmten Staatsmanns Andrada e Silva (gest. 1838) und seines Zeitgenossen Fr. Vilella Barboza (gest. 1846), dessen Elegie auf den Tod Dom Pedros I. zu den Perlen der brasilischen Litteratur gehört.
Von den übrigen Dichtern dieser Epoche seien erwähnt: Dom. Borges de Barros (gest. 1855), ein Sänger der Liebe und Schönheit;
Jan. da Cunha Barboza (gest. 1846), der Schilderer reizender Naturszenerien;
Alvaro Teixeira de Macedo (gest. 1849), Verfasser des satirischen Epos »A festa de Baldo«, u. a. Der Ruhm aber, eine wirklich nationale Dichterschule Brasiliens gegründet zu haben, gebührt José Gonçalves de Magelhães (geb. 1811),
der mit seinen »Suspiros poeticos« und »Mysterios« auf lyrischem Gebiet, außerdem aber auch als erzählender und dramatischer Dichter bahnbrechend wirkte.
Unter seinen Nachfolgern gehören Manoel de Araujo Porto-Alegre (geb. 1806) als episch beschreibender Dichter, Antonio Gonçalves Dias (geb. 1823) als Lyriker, Manoel de Macedo (geb. 1820) als Tragödiendichter und Romanschriftsteller zu den bedeutendsten. Andre geschätzte Dichter der Neuzeit sind: Manoel Odorico Mendes (geboren um 1810), Alvares de Azevedo (gest. 1852), Ant. Goncalves Teixeira e Souza (geb. 1812), der Verfasser trefflicher »Canticos« und beliebter Romane, Joaquim Norberto de Souza e Silva (geb. 1820), der Fabeldichter Joaquim José Teixeira, der Komödiendichter Luis Carlos Martius Penna u. a. Unter den Prosaisten mögen Pereira da Fonseca (gest. 1848), Verfasser epigrammatischer Maximen, der Gelehrte Antonio de Moráes e Silva (gest. 1820) als geschmackvoller Übersetzer, ferner die Historiker J. ^[João] Manoel Pereira da Silva (geb. 1818), A. de Varnhagen, Verfasser einer »Historia geral do Brazil« und J. ^[João] Francisco Lisboa Erwähnung finden. ¶
Die politische Presse [* 67] hat ihren Hauptsitz in Rio de Janeiro. Es erscheinen in Brasilien 464 Zeitungen und Zeitschriften, unter ihnen namentlich das seit 1821 erscheinende »Jornal do Commercio«, das »Diario official« (beide in Rio de Janeiro) und das »Diario de Pernambuco« (Pernambuco), sodann 12 deutsche Zeitungen (besonders in den südlichen Provinzen), mehrere englische, französische, italienische.
Vgl. F. Wolf, Le [* 68] Brésil littéraire (Berl. 1864).
Die Kunst der Malerei und Bildhauerei wird in in allen Abstufungen ausgeübt, am häufigsten auf der untersten. In den kultivierten Teilen Brasiliens zog man die ersten Künstler, wie in Portugal, aus Italien herbei, weshalb man auch an den brasilischen Werken der Baukunst [* 69] die römische Schule des Bramante und Buonarroti erkennt. Mit Verschwendung bauten die Jesuiten; die von ihnen errichteten Gebäude sind meist schön und mit Geschmack verziert, stehen aber denen im spanischen Amerika nach.
Prachtvolle Kirchen wurden in Portugal entworfen und ausgeführt, dann Stein für Stein, mit Zahlen bezeichnet, nach Brasilien übergeschifft, um hier zusammengefügt zu werden. Hervorragendes in Architektur, Bildhauerei und Malerei haben die Brasilier bisher selbständig nicht geleistet. Unter Dom Pedro I. wurde zwar die Akademie der schönen Künste 1824 gegründet, sie erhielt ein majestätisches Gebäude in Rio de Janeiro, ward feierlich eingeweiht und veranstaltete bis 1833 drei Kunstausstellungen; indes war es immer der Fremde, welcher handelte, die Brasilier hielten sich an den Genuß.
Die spätern politischen Ereignisse gaben dem ohnehin schwachen Interesse für Kunst eine andre Richtung. Auch in der Musik hat Brasilien kein ausgezeichnetes Talent hervorgebracht, Joseph Mauricio, den Stolz der Brasilier, ausgenommen. Trotz der großen Zahl der selbst in kleinern Städten von ca. 10,000 Einw. bestehenden Theater, auf denen die ausübenden, meist sehr mittelmäßigen Künstler portugiesischen oder französischen Ursprungs sind, besitzt Brasilien nur einen Komponisten, Carlos Gomes, dessen Opern: »O Guarany« und »Salvator Rosa« aber außerhalb Brasiliens noch nicht zur Aufführung gelangt sind.
Die brasilische Kirche ist die römisch-katholische; sie besteht aus dem Erzbistum von Bahia (mit dem Metropoliten und Primas von an der Spitze) und aus den elf Bistümern von Rio de Janeiro, Pernambuco, Fortaleza, Maranhão, Pará, São Paulo, Marianna mit Diamantina, Goyaz, Cuyaba, Ceará und Portalegre. Man zählt 1600 Parochien, von denen aber viele wegen Mangels an Priestern nicht besetzt sind. Die Heranbildung der Geistlichen ist dem Klerus überlassen, und es gibt in jedem Bistum staatlich subventionierte Seminare.
Ein kirchliches Obergericht (Relação metropolitana) besteht in Bahia. Die Bischöfe und alle andern geistlichen Vorstände werden vom Kaiser eingesetzt. Als Fundament der brasilischen Kirche gelten die Bestimmungen des Konzils von Trient. [* 70] Die Klöster verlieren stetig an Bedeutung, da ihnen seit 1855 nicht mehr gestattet ist, Novizen aufzunehmen. Auch werden seit 1870 die liegenden Klostergüter verstaatlicht. Die Zahl der Katholiken gab der Zensus von 1872 auf 9,902,712 Freie und Sklaven, die der Protestanten auf nur 27,766 Freie an. Den Protestanten war es bis 1808 verboten, sich in Brasilien niederzulassen; etwas später erlaubte man ihnen Ansiedelung und Errichtung eines Gotteshauses.
Gegenwärtig ist allen Konfessionen [* 71] Religionsfreiheit und in neuester Zeit auch öffentlicher Gottesdienst und Teilnahme an Staats- und öffentlichen Ämtern gestattet. In neuerer Zeit unterstützt sogar der Staat auch pekuniär den Bau protestantischer Gotteshäuser in den deutschen Kolonien und besoldet die Geistlichen, welche entweder vom Berliner [* 72] Oberkirchenrat gesandt, oder durch Barmener und Baseler Missionszöglinge präsentiert werden. Die deutsch-evangelische Synode hat sich seit 1869 freiwillig unter den Oberkirchenrat von Berlin [* 73] gestellt. In fast allen Handelsstädten gibt es auch englische Kapellen.
Die Gewerbthätigkeit Brasiliens steht noch auf sehr niedriger Stufe. Die beträchtlichen Bedürfnisse, welche die Industrie zu befriedigen bestimmt ist, werden nicht durch einheimische Thätigkeit, sondern durch Einfuhr fremder Produkte befriedigt. Brasilien ist ein ackerbauendes Land, folglich ist auch die Produktion von Rohstoffen die Hauptaufgabe und wird es, da bis jetzt kaum der hundertste Teil des ungeheuern Gebiets urbar gemacht ist, vielleicht noch auf Jahrhunderte bleiben, zumal da die Arbeitskräfte sogar für die dem heutigen Landbau wünschenswerte Entwickelung kaum ausreichen.
Daher ist auch außer den notwendigsten und gewöhnlichsten Handwerken die Industrie in Brasilien auf Bergbau, [* 74] Metallurgie, die Bearbeitung edler Metalle zu Geräten und Schmuck, Zuckersiederei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, [* 75] Tabaksfabrikation, auf vereinzelte Anfänge in Maschinenfabrikation und Baumwollweberei, Schiffbau und Gerberei beschränkt. Immerhin ist nicht zu verkennen, daß sich die Industrie Brasiliens im letzten Jahrzehnt unter dem Einfluß eines hohen Schutzzolles lebhaft zu entwickeln begonnen hat und bereits ein beachtenswerter Faktor im Importhandel geworden ist.
Dies Resultat ist auch zum großen Teil den Bemühungen der sehr rührigen Zentralgesellschaft für Handel und Ackerbau zu danken. In 51 Zuckerfabriken ist gegenwärtig ein mit staatlicher Zinsgarantie versehenes Kapital von 30,000 Contos (60 Mill. Mk.) angelegt; in 47 Baumwollfabriken sind 3600 Arbeiter beschäftigt, welche Gewebe [* 76] einfachster Art herstellen. Eine dem Land eigentümliche Industrie ist die Fabrikation von Federblumen. Die größten Industrie-Etablissements werden übrigens vorzugsweise von Ausländern, besonders von Engländern und Deutschen, betrieben.
Eine großartige Viehzucht, [* 77] allerdings meist in äußerst primitiver Weise betrieben, besitzen die Campos der südlichen Provinzen, wo auch die Xarqueadas ihren Sitz haben, große Fleischereien, in denen Tausende von Tieren an einem Tage geschlachtet und die einzelnen Teile derselben, Talg, Fleisch, Haut, [* 78] Hörner, Knochen, [* 79] Blut, fabrikmäßig für den Export verwertet werden. In Bezug auf Ackerbau aber gibt es kein Land der Erde, das trotz der geringen Fürsorge der Regierung, der vielen politischen Unruhen und des Charakters der Bevölkerung so riesenhaft fortschreitet wie Brasilien. Die Art und Weise der Bodenbestellung allerdings steht noch auf sehr niederer Stufe, und das gegenwärtig betriebene Raubbausystem, welches Düngung, Berieselung und die Hilfe der modernen Technik mit wenigen Ausnahmen völlig verschmäht, wird voraussichtlich noch für lange Zeit das vorherrschende sein. Angebaut werden: Mais, die schwarze Bohne, die Mandioka, Knollenfrüchte, Reis, Weizen, Roggen, Gerste, [* 80] Hafer, [* 81] letztere Cerealien besonders in den südlichen Provinzen;
in erster Linie aber sind die Kolonialprodukte von Wichtigkeit, welche neben den Viehzuchtprodukten die größten Werte zum brasilischen Export liefern.
Vorzüglich ist der Kaffeebau ¶