(Par. 1841) und
»Souvenir d'histoire contemporaine« (das. 1864). In seinen
Roman »Le
[* 2] prisonnier en Russie« (Par. 1816)
hat er einige Erlebnisse seines ältern
Bruders,
Armand de Bourgoing, der sich als
Militär auszeichnete, verwebt.
(spr. burghinióng), die politische
Partei, welche in
Frankreich während der innern
Unruhen in der ersten
Hälfte des 15. Jahrh. (1410-35) der
Partei der
Armagnaken gegenübertrat.
(spr. burinjóng),Antoinette, religiöse Schwärmerin, geb. 1616 zu
Lille,
[* 8] entfloh infolge mystischer
Lektüre 1636 aus dem Elternhaus, um einer
Heirat zu entgehen. Nach dem
Tode der Eltern im
Besitz eines ansehnlichen
Vermögens, ward sie 1662 Vorsteherin eines
Hospitals zu
Lille, sammelte sodann
in
Amsterdam
[* 9] 1667 durch angebliche
Offenbarungen Anhänger um sich, mußte aber 1671 fliehen und ließ sich auf der
InselNordstrand
nieder. Durch eine eigne Druckerei verbreitete sie von hier aus ihre
Lehren.
[* 10] Wiederum verbannt, wanderte sie mit ihrem Anhänger
Peter Poiret (gest. 1719) nachOstfriesland, stiftete dort ein
Hospital und starb auf der
Reise
zu
Franeker.
Ihre mit hinreißender
Beredsamkeit geschriebenen Werke wurden von Poiret (Amsterd. 1679-84, 25 Bde.; 2. Aufl.
1717) herausgegeben.
(spr. burnmauth),Badeort an der
Küste von
Hampshire
(England), geschützt, wenn auch nicht reizend gelegen,
mit Kursaal,
Wintergarten, Sanatorium für Brustkranke,
Hospital für Genesende und (1881) 16,859 Einw. (1871 erst 2257).
(spr. burnongwil),Auguste, dän. Tanzkünstler und Ballettkomponist, geb. zu
Kopenhagen,
[* 21] Sohn und
Schüler des aus
Frankreich eingewanderten Ballettmeisters
Antoine Bournonville (gest. 1843), begab sich 1823 zu seiner
weitern
Ausbildung (unter
Vestris) nach
Paris, wurde 1830 als Solotänzer und Ballettmeister am Hoftheater zu
Kopenhagen angestellt,
wo er in kurzer Zeit ein ausgezeichnetes
Corps de ballet schuf, wandte sich 1855 nach
Wien,
[* 22] von wo er ein
Jahr später in die
Heimat zurückkehrte, war 1861-64 in
Stockholm,
[* 23] dann abermals als königlicher Ballettmeister in
Kopenhagen
thätig und starb daselbst. hat dem theatralischen
Tanz durch die höhere
Ausbildung der
Mimik
[* 24] und des Seelischen
gegenüber dem bloßen
Technischen eine neue Bedeutung gegeben und dadurch sehr viel zur
Hebung
[* 25] desselben
beigetragen. Von seinen zahlreichen geschmack- und reizvoll durchgeführten
¶
mehr
Ballettkompositionen (im ganzen 45) haben besonders die Schilderungen aus dem Volksleben, wie z. B.
»Das Fest inAlbano«, »Die Brautfahrt in Hardanger«, »Die
Kirchweih in Brügge« etc., großen Beifall gefunden. Sehr anziehend und zugleich für die Tanzkunst ein unerschöpflicher Schatz der
Belehrung ist sein Werk »Mein Theaterleben« (Kopenh. 1848-79, 4 Bde.).
Zu seinen Schülerinnen gehören unter andern Lucile Grahn und AugustaNielsen.
Auf Fouchés Verwendung 1804 als außerordentlicher Geschäftsträger beim niedersächsischen Kreis
[* 31] nach Hamburg
[* 32] geschickt, machte
er sich durch milde Handhabung seiner strengen Instruktionen beliebt. Schon 1810 sah er die Wiedereinsetzung der bourbonischen
Dynastie voraus, nahm daher schon damals im geheimen und, als Napoleon sich ungnädig gegen ihn zeigte, auch offen Partei für
die Bourbonen, wurde aber erst nach Napoleons Rückkehr von Elba von ihnen beachtet und zum Polizeipräfekten
in Paris ernannt, von wo er Ludwig XVIII. in die Niederlande
[* 33] begleitete.
Nach der zweiten Restauration ward er Staatsminister mit Sitz im Staatsrat, mußte jedoch aus letzterm bald wieder ausscheiden.
Als Mitglied der Kammer war er entschiedener Widersacher aller liberalen Staatseinrichtungen, ja selbst der Anstalten für
Pflege der Wissenschaften und der Volksbildung. Die Julitage 1830, ein Verlust von ½ Million im Börsenspiel
(1831) und eine ihm zuerkannte Gefängnisstrafe überlieferten ihn dem Wahnsinn; er starb im Hospital zu Caen. Seine
»Mémoires sur Napoléon, le Directoire, le Consulat, l'Empire et la Restauration« (Par. 1829, 10 Bde.;
deutsch, Leipz. 1829-30, 10 Bde.)
wurden von Zeitgenossen als wenig glaubwürdig bezeichnet. Auch schrieb er das Drama »L'inconnu«. Mit Unrecht aber hat man
ihm die »Histoire de Bonaparte par un homme qui ne l'a pas quitté depuis quinze ans« (Par. 1823) und das »Manuscrit
de Ste.-Hélène« zugeschrieben.
Vgl. Boulay de la Meurthe, et ses erreurs volontaires et involontaires
(Par. 1830, 2 Bde.; deutsch, Leipz.
1830).
(spr. bnrssoh), Edme, franz. Dichter, geboren
im Oktober 1638 zu Mussy-l'Evêque (Depart. Aube), kam 1651 nach Paris, ohne eine andre Sprache
[* 34] zu sprechen als sein burgundisches
Patois, erwarb sich aber bald eine solche Herrschaft über die französische Sprache, daß seine schriftstellerischen
Arbeiten, besonders »La véritable étude des souverains« (Par.
1671) und eine gereimte Zeitung, ihm Ludwigs XIV. Gunst, eine Pension und eine Stelle am Hof
[* 35] gewannen.
Wegen satirischer Ausfälle jedoch wurden Zeitung und Pension
unterdrückt. Nach einem vergeblichen Versuch, die Zeitung wieder
aufzunehmen, wurde er Steuereinnehmer in Montlucon. Er starb in Paris. Mit Molière und Boileau
lebte Boursault anfangs in Feindschaft. Gegen Molières »Critique de l'École des femmes« schrieb er die Komödie »Le portrait du peintre«,
worauf Molière mit dem »Impromptu de Versailles«
[* 36] antwortete. Gegen Boileaus Satiren veröffentlichte er die
Komödie »La satire des satires«, deren Aufführung Boileau verhinderte.
Mit diesem versöhnte er sich jedoch bald, und auch dem toten Molière hat er einen ehrenden Nachruf gewidmet. Corneille schätzte
ihn aus Feindschaft gegen Racine über Verdienst und stellte seine mäßigen Tragödien: »MarieStuart« und »Germanicus«, welch
letztere großen Beifall fand, den Meisterwerken jenes gleich. Seinen größten Erfolg hatte Boursault mit den
drei Komödien: »Le Mercure galant« (1683),
welche 80 Vorstellungen nacheinander erlebte, »Ésope à la ville« und »Ésope à la
cour« (1701),
sogen. Schubladenstücken (pièces à tiroir) ohne Intrige und Handlung, die sich aber durch leichte Verse, Lustigkeit
und gute Charakterschilderung auszeichnen. Im ganzen enthält sein »Théâtre« (1725, 3 Bde., u.
öfter) 16 Stücke. Von seinen übrigen Schriften verdienen seine historischen Romane das meiste Lob: »Artémise et Poliante«
(1670, 2 Bde.);
»Ne pas croire ce qu'on voit, histoire
espagnole« (1739);
»Lettres nouvelles accompagnées de fables« (1709, 3 Bde.)
etc. Seine »Lettres de respect, d'obligation et d'amour« (Par. 1666 u.
öfter) sind besonders interessant wegen der Briefe der geistvollen Babet, der Geliebten Boursaults, die von ihren Eltern
dieser Liebe wegen in ein Kloster gebracht wurde, wo sie vor Gram starb.
Vgl. Saint-René Taillandier, Boursault, sa
vie et ses œuvres (in »Études littéraires«, Par.
1881).
rurale« (Par. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl.
1851) und »Agronomie, chimie agric. et physiol.«
(das. 1860-84, 7 Bde.; 3. Aufl.
1887; deutsch von Gräger, 2. Aufl., Halle
[* 42] 1851-56, Bd. 1-4) niedergelegt. Einige Jahre vorher
hatte er mit Dumas den ergebnisreichen »Essai de statistique chimique des êtres organisés«
(Par. 1841, 3. Aufl. 1844) veröffentlicht. Später lebte Boussingault auf seinem Landgut Bechelbronn unweit Weißenburg
[* 43] am Rhein, um die Resultate der theoretischen Wissenschaft durch Beobachtungen in der Praxis zu prüfen und zu begründen. Er schrieb
noch: »Mémoires de chimie agricole et de physiologie« (Par. 1854);
»La fosse à fumier« (das. 1858);
ȃtudes sur
la transformation du fer en acier par la cémentation« (das. 1875).
VonBoussingaultia baselloidesH. in Quito wurden die Knollen
[* 46] als Nahrungsmittel
[* 47] empfohlen, fanden aber ihres großen Schleim- und geringen
Stärkemehlgehalts wegen keinen Beifall. Die ovalen, fleischigen Blätter geben ein spinatähnlich schmeckendes Gemüse. Auch
eignet sich diese hübsche Schlingpflanze zu Bekleidung von Fenstern u. dgl. Die Knollen müssen in trocknem Sand frostfrei überwintert
werden.
(spr. butarik),EdgarPaul, franz. Geschichtschreiber, geb. zu Châteaudun, besuchte die École des
chartes, ward in der Archivverwaltung angestellt, 1876 Mitglied der Akademie der Inschriften und schönen
Litteratur und starb in Paris. Er veröffentlichte: »La France sous Philippe le Bel« (Par. 1861),
den Versuch, den Kritizismus durch Hereinnehmen realistischer
Elemente zu vervollkommnen. Späterschloß er sich in philosophischer Hinsicht mehr an Jacobi an; in seiner öfters aufgelegten
»Ästhetik« (Leipz.
1806, 2 Bde.; 3. Aufl.
1824) und seiner sehr verdienstvollen »Geschichte der neuern Poesie und Beredsamkeit« (Götting. 1801-19, 12 Bde.) stellte er
sich ganz aus den empirischen Standpunkt. Seine übrigen Schriften (mit Ausschluß der zahlreichen belletristischen)
sind: »ImmanuelKant, ein Denkmal« (Hamb. 1804);
(spr. baut-),George Sewall, amerikan. Politiker, geb. zu Brookline in Massachusetts,
trieb längere Zeit in verschiedenen Gegenden der UnionHandelsgeschäfte, studierte seit 1836 Rechtswissenschaft und praktizierte
seit 1840 als Advokat. Von 1842 bis 1850 war er Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung seines Geburtsstaats, wurde 1851 zum
Gouverneur desselben gewählt und war bis 1862 in dem Dienste
[* 58] dieses Staats thätig. Dann längere Zeit
mit der Aufsicht über das Volksschulwesen betraut, schrieb er ein wertvolles Buch über das Erziehungswesen (»Educational
topics and institutions«, 1858), war dann Mitglied der Aufsichtsbehörde der Harvard-Universität in Cambridge und zuletzt
bei der Verwaltung der innern Staatseinnahmen beteiligt. 1862 in den Kongreß der Union gewählt, galt er
bald als einer der hervorragendsten Führer der republikanischen Partei und wirkte zu der Anklage des Präsidenten Andrew Johnson
eifrig mit. Boutwell war stets ein Gegner der Sklaverei, aber auch ein Anhänger der Schutzzolltheorien. Als GeneralGrant 1869 den
Präsidentenstuhl bestieg, ernannte er Boutwell zum Finanzminister. In dieser Stellung blieb Boutwell zwar dem Protektionssystem
getreu, erhielt aber den Kredit der Union aufrecht und wirkte sehr für Abzahlung der öffentlichen Schulden. Im März 1873,
als Grant seine zweite Amtsperiode antrat, schied Boutwell aus dem Kabinett und wurde darauf vom StaatMassachusetts bis März 1875 zum
Senator der
¶
mehr
Vereinigten
[* 60] Staaten gewählt. Noch erschienen von ihm: »Manual of the direct and excise tax system of the United States« (1863)
und »Speeches and papers relating to the rebellion« (1867).
(spr. buwjeh),Alexis, franz. Romanschriftsteller, geb. zu Paris als der Sohn eines Bronzearbeiters,
erlernte den Beruf eines Ziseleurs und übte ihn bis 1863 aus, zu welcher Zeit er seine ersten Erfolge
als Verfasser von Chansonetten und Vaudevilles für kleine Bühnen erlebte. Am bekanntesten machte seinen Namen der dramatische
Chanson »La canaille«, der lange eine beliebte Nummer der Cafés-concerts
blieb. Als Romanschriftsteller debütierte Bouvier 1870 mit »Malheur aux pauvres!« und ließ dann in rascher
Folge eine Reihe von Justiz- und Schauerromanen erscheinen, die sich sämtlich durch geschickten Aufbau sowie spannende Darstellung
auszeichnen, auch der nötigen Rühreffekte nicht entbehren und mit den Romanen von Boisgobey und E. Richebourg für die ungeheure
Mehrheit der untern Volksklassen die tägliche Geistesnahrung bilden. Wir nennen: »Les
soldats du désespoir« (1871);
(spr. buwihn,Bovines), Dorf im franz. DepartementNord, an der Marcq, 13 km südöstlich von Lille, ist merkwürdig
als Schlachtenort. Hier siegte König Philipp II. August von Frankreich über den mit Johann ohne Land
verbündeten deutschen KaiserOtto IV., dessen Macht dadurch für immer gebrochen wurde; dem Andenken an diesen für Frankreich
wichtigen Sieg ist ein 1863 errichtetes Denkmal gewidmet. Im Juni und Juli 1793 stand zu Bouvines das preußische Lager
[* 62] unter Knobelsdorf.
In der Umgegend wurden 1792-94 Gefechte und Treffen geliefert, so namentlich 17. und zwischen
den Österreichern unter Kinsky und der siegreichen französischen Nordarmee.
Städtchen in der ital. ProvinzReggio di Calabria, auf einer Anhöhe 7 km nördlich vom IonischenMeer malerisch
gelegen, an der EisenbahnTarent-Reggio, Bischofsitz mit (1881) 1354 Einw., bildet mit
fünf andern benachbarten, auch von Albanesen bewohnten Orten das »Paese greco«, in welchem ein besonderer Dialekt (verdorbenes
Griechisch) gesprochen wird. Bova wurde durch das Erdbeben
[* 63] von 1783 gänzlich zerstört.
Ortschaft in der ital. ProvinzCuneo, am Fuß des Bergs Besimauda gelegen, hat (1881) 3177 Einw., welche Getreidebau,
Marmorgewinnung und Seidenindustrie betreiben.
(das röm. Bibinum), Kreishauptstadt in der ital.
ProvinzFoggia, auf einem Vorberg der Apenninen, am Cervaro und der Eisenbahn von Foggia nach Neapel gelegen,
Bischofsitz mit alter Kathedrale, (1880) 7388 Einw. und Weinbau. Im polnischen Erbfolgekrieg wurden die Spanier 1734 hier von
den Österreichern geschlagen.
An den Agitationen für das allgemeine Stimmrecht und für die Abschaffung der Garantiegesetze nahm er hervorragenden Anteil.
Er schrieb: »Corso di scienza del diritto«;
»Saggio critico del diritto penale« (2. Aufl.,
Neap. 1877);
Gattung der Gastromyceten, von der GattungLycoperdon nur durch eine
glatte, unregelmäßig reißende Außenhaut (Peridium) unterschieden. Der Eierbovist (Bovista nigrescens Pers., s. Tafel »Pilze«)
[* 65] ist kugel- oder eirund, 2,5-8 cm im Durchmesser. Die Schale, welche nach dem Abblättern der glatten Außenhaut
zurückbleibt, ist anfangs weiß, dann gelblichgrau, endlich bräunlichschwarz und bekommt oben eine kleine Öffnung, aus
welcher die staubförmigen, schwarzbraunen Sporen verfliegen, welche in dem gleichfarbigen Haargeflecht (Kapillitium) enthalten
sind; in der Jugend ist dagegen das Innere weiß. Dieser im Sommer und Herbst auf Wiesen häufige Pilz
[* 66] ist
eßbar, solange er inwendig noch rein weiß ist. Der bleifarbene oder Kugelbovist (Bovista plumbea Pers.), auf Wiesen und Triften,
ist kugelrund, bläulich bleifarben, etwa so groß wie eine große Herzkirsche und eßbar. Früher wurden diese Schwämme
[* 67] als blutstillendes Mittel gebraucht.
messerartige Stichwaffe, benannt nach dem Obersten Tim Bowie (spr. boh-i), einem der renommiertesten Jäger
und Fechter der südlichen Staaten der nordamerikanischen Union, wird in einer Scheide auf der Brust oder
anderwärts getragen.
dann
auch Bezeichnung für letztere selbst ohne Rücksicht auf das Gefäß. Am gewöhnlichsten ist die Weinbowle, eine Mischung
von Wein und Champagner mit einem Zusatz von Erdbeeren, Ananas, Pfirsichen oder Waldmeister (Maibowle) oder
Essenzen.
Man bereitet aber auch Bowlen aus Porter, Ale und Champagner.
Als Dichter trat er zuerst mit »Fourteen sonnets« (1789 u.
öfter) auf. Von seinen zahlreichen übrigen Gedichten gilt als das vorzüglichste: »The spirit of discovery, or the conquest
of the ocean« (Lond. 1805). Sein letztes poetisches Werk waren die weichen und einfachen »Scenes and shadows of
departed days« (Lond. 1837). Eine Sammlung seiner »Poetical
works« veranstaltete Gilfillan (zuletzt 1880). In Prosa hinterließ Bowles, der sich als eifrigen Verteidiger der bischöflichen
Kirche bewies, Predigten (London 1826),
ein »Life ofThomas Ken etc.« (das. 1830-31, 2 Bde.)
und »Annals and antiquities of Lacock Abbey« (das.
1835).
(engl., spr. bölinggrihn; franz.
Boulingrin), eigentlich ein ebener Rasenplatz zu einer Art Kegel- oder Ballspiel (bowling);
im allgemeinen aber jeder sorgsam
gepflegte Rasenplatz, auch der öffentliche Spielplatz für Kinder bei den Dörfern etc. Der Bowlinggreen erreicht in einem milden,
nicht trocknen Klima
[* 73] seine größte Vollkommenheit und Schönheit.
(spr. bauring),SirJohn, engl. Staatsmann, nationalökonomischer Schriftsteller und Reisender, geb. zu
Exeter in Devonshire, kam mit dem 14. Jahr in die Wollwarenfabrik seines Vaters, widmete sich aber in seinen Mußestunden eifrigst
dem Studium fremder Sprachen und den Naturwissenschaften und erwarb sich aus ausgedehnten Reisen umfassende
Kenntnisse der europäischen Industrie- und Handelszustände. Er trat dann mit den Führern der englischen Radikalreformer,
namentlich mit J. ^[Jeremy] Bentham, dessen Schriften er später herausgab, in Verbindung und gründete mit diesem 1824 die
»WestminsterReview«, welche unter seiner Redaktion (1825-30) das einflußreichste Organ der Benthamschen
Reformgrundsätze wurde.
Wegen seiner Beteiligung an den Meetings zu gunsten der spanischen Revolution ward er im Oktober 1822 in Calais
[* 77] verhaftet und
erst auf CanningsForderung freigelassen. Im J. 1828 erhielt er, nachdem er sein Fabrikgeschäft aufgegeben hatte, eine Mission
nach den Niederlanden, um über die Finanzlage dieses Landes zu berichten. Seine im »Morning Herald« hierüber
veröffentlichten Briefe erwarben ihm den juristischen Doktorgrad von der UniversitätGroningen. 1832 ins Unterhaus, dem er bis
1837, dann von 1841 bis 1849 angehörte, gewählt, wurde er zum Mitglied einer gemischten Kommission ernannt welche mit der
Prüfung der englischen und französischen Tarife im Interesse einer Erweiterung der Handelsbeziehungen
beider Länder beauftragt wurde.
Handels in China
[* 86] ernannt wurde. Dagegen hatte das von ihm im Oktober 1856 ohne Kriegserklärung über Kanton verhängte Bombardement
seine Abberufung zur Folge. Auf der Rückreise nach England besuchte er die Philippineninseln, die er in dem anziehenden Buch
»Visit to the PhilippineIslands« (Lond. 1859) schilderte, wie früher Siam, wohin er zum Abschluß eines
Handelsvertrags mit dem König von Siam gereist war, in »The kingdom and people of Siam« (das. 1857, 2 Bde.).
Sehr anerkennenswert sind Bowrings Bemühungen für die Volkspoesie.
Seine reichen Sammlungen und Übersetzungen von Volksliedern erschienen als: »Specimens of the Russian poets« (1821-23, 2 Bde.);
Obwohl er sich 1859 mit
einer Pension aus dem Staatsdienst zurückgezogen, erhielt er doch schon 1861 wieder den Auftrag, einen Handelsvertrag mit
dem KönigreichItalien zu unterhandeln, und war nebenbei als Agent der Regierungen von Siam und Hawai
[* 87] für
Abschlüsse von Handelsverträgen mit europäischen Ländern thätig. Er starb in Claremont. Nach seinem Tod erschienen:
»A memorial volume of sacred poetry with a memoir of the author« (hrsg.
von seiner Witwe, Lond. 1874) und »Autobiogaphical
recollections« (das. 1877). - Ein Sohn Bowrings, EdgarAlfred, geb. 1826, eine Reihe von Jahren Bibliothekar des Handelsamtes,
auch 1868-74 Parlamentsmitglied, hat sich durch seine Übersetzungen der Gedichte Schillers (2. Aufl., Oxf. 1873), Goethes
(2. Aufl. 1874) und Heines (3. Aufl., Lond. 1866) bekannt gemacht.
und vertrat 1852-68 und wieder seit 1874 die ultramontanen Interessen im Parlament. Er starb in London. Er schrieb
mehrere juristische Werke: »A dissertation on the statutes of the cities of Italy« (Lond.
1838);
»Commentaries on the modern civil law« (das.
1848);
»Two readings delivered in the Middle TempleHall«
[* 88] (das. 1850);
»Commentaries on universal public
law« (das. 1854);
»The private history of the creation of the Roman Catholic hierarchy in England« (das. 1868);
»Introduction
to the study and use of the civil law« (das. 1874).
Stadt im bad. KreisMosbach, an der Umpfer und 2 km von der Eisenbahnstation Boxberg-Wölchingen (LinieHeidelberg-Würzburg),
mit einem Bergschloß auf hohem Felsen (1490-1547 erbaut), dem Stammsitz des gleichnamigen Rittergeschlechts,
und (1880) 698 Einw. Dabei Dorf Wölchingen, das mit Boxberg eine
Gemeinde bildet, mit schöner evangel. Kirche, welche zahlreiche Grabsteine der Ritter vonRosenberg aus dem 11. und 15. Jahrh.
in voller Rüstung
[* 90] enthält, und 701 Einw.
Robert, Litterarhistoriker,
geb. zu Gotha,
[* 91] studierte 1855-58
in Jena
[* 92] Philologie, übernahm hierauf eine Lehrerstelle an der Realschule in Erfurt, lebte einige Jahre in Strehlen
[* 93] bei Dresden
und ging dann zur erneuten Übernahme eines Schulamtes nach Erfurt zurück. Boxbergers Arbeiten sind hauptsächlich aus Forschungen
und Erläuterungen zu Einzelpartien der deutschen Litteraturgeschichte gerichtet; ihr größerer Teil ward
in Schnorrs »Archiv für Litteraturgeschichte« und in den Publikationen der ErfurterAkademie veröffentlicht.
Selbständig erschienen: »Vierundfünfzig zum Teil noch ungedruckte dramatische Entwürfe und Pläne G. E. Lessings« (in der
Hempelschen Lessing-Ausgabe; Sonderabdruck, Berl. 1876);
Auch gibt es besondere Boxerklubs, welche das Boxen als Kunst üben und öffentliche Schauspiele damit anstellen,
wobei Preise erteilt werden. Das Boxen geht nach bestimmten Regeln vor sich; die Bekleidung der Kämpfer, selbst ihr Gewicht, die
Art zu schlagen, der Gebrauch der Arme und Fäuste u. dgl., alles ist genau geregelt.
Die einzelnen Schläge haben ihre besondern Kunstnamen. Der oft blutige Kampf endigt, wenn ein Kämpfer
derart zugerichtet ist, daß er zur Fortsetzung unfähig ist; er kann aus mehreren Gängen bestehen und dauert oft mehrere
Stunden.
Den niedergefallenen Feind darf man nicht mehr schlagen. Nach dem Gefecht werden die Preise ausgezahlt, die Einsatzgelder
zurückgegeben und die Wetten berichtigt. Der Sieger wird von seiner Partei mit Jubel begrüßt. Der TitelChampion of England
wird seit fast zwei Jahrhunderten demjenigen Boxer zuerkannt, der alle seine Nebenbuhler niedergekämpft und sich als der erste
auf dem Ring behauptet hat. Neuerdings ist zwar das Boxen etwas abgekommen, kann aber doch immer noch
als ein englisches Nationalvergnügen gelten und findet auch in der Presse
[* 95] als eine gesunde Leibesübung beredte Verteidiger.
Vgl. Egan, Boxiana, or sketches of ancient and modern pugilism (Lond. 1824, 4 Bde.);
Miles, Pugilistica; 144 years of the history of British boxing (das. 1881, 3 Bde.);