(spr. burganöff),Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementCreuse, auf einer
Hochebene über dem
Thal
[* 7] des Thaurion und an der Orléansbahn, mit zwei alten
Kirchen, Resten eines
Kastells (ehemals Sitz eines Maltesergroßpriorats), (1881) 2932 Einw.,
Kohlenbergbau,
Porzellan-,
Papier- und Hutfabrikation.
(spr. bursch'la),Claude,
Tierarzt, geb. zuLyon,
[* 8] studierte die
Rechte und widmete
sich der Advokatenlaufbahn, trat dann aber in das
Corps de
Mousquetaires und wurde
Chef derRitterakademie in
Lyon. Bourgelat war ein
geschickter
Reiter und hatte eine außerordentliche
Neigung für das
Studium des
Pferdes und der
Bedingungen seiner praktischen
Verwendung. In
Lyon fand er Gelegenheit,
Medizin zu studieren. Seine Kenntnisse in der Pferdekunde erweiterte
er durch die
Lektüre der hippologischen
Schriften und durch selbständige anatomische und klinische Untersuchungen.
(franz.,
spr. burschoa),Bürger,
Bürgerlicher, Zivilperson. In der Buchdruckerei
Name einer
Schrift, deren
Kegel ziemlich genau neun typographische
Punkte
hält; steht zwischen
Petit und
Korpus
(Garmond), wird auch meist aus den
Kegel der letztern gegossen, auf neunpunktigem
Kegel
aber besonders in
Zeitungen verwandt. Ihr
Name würde auf französischen Ursprung schließen lassen, wenn nicht
in
Frankreich selbst die mit ihr übereinstimmende Schriftgröße
Petit-Romain genannt worden wäre; so unsicher wie die
Etymologie
ist auch die Schreibart in deutschen Buchdruckereien (Bourgeois, Borgois,
Borgis, Bourgois und Burgis).
in
Frankreich ursprünglich die
Bürgerschaft
in den
Städten, im
Gegensatz zu
Adel undGeistlichkeit wie zur eigentlichen Arbeiterklasse. Die französischen
Kommunisten und Sozialisten (insbesondere bereits
Saint-Simon, welcher den
Bourgeois dem
Arbeiter entgegenstellte) erweiterten
den
Begriff, bezeichneten als Bourgeoisie die wohlhabenden Mittelklassen im
Gegensatz zum peuple und griffen die an, weil sie nach ihrer
Meinung einseitig, engherzig und egoistisch nur das
Interesse desKapitals gegenüber der
Arbeit vertrete.
Dieser Sprachgebrauch von und diese Auffassung der Bourgeoisie sind dann bei den Sozialisten allgemein üblich geworden.
Die meist in
Promenaden umgewandelten
Wälle sind mit Wachttürmen besetzt (davon zwei römischen Ursprungs). Die Gewerbthätigkeit der
Einwohner, (1881) 35,338 an der Zahl, erstreckt sich aus Fabrikation von
Tuch,
Leinwand, Eisendraht, Messerschmiedewaren; auch
treiben sie
Handel mit
Getreide,
Hanf,
Holz
[* 10] und Vieh. Seit dem letzten
Krieg wurde Bourges zu einer großen Militärwerkstätte umgeschaffen,
in einem neuerstandenen östlichen Stadtteil ein
Arsenal, Kanonengießerei, pyrotechnische
Schule, praktische
Artillerieschießschule
mitPolygon, Proviantmagazin etc. vereinigt und 20 km östlich das große
Lager
[* 11] von Avor errichtet. hat
ein geistliches
Seminar und eine
Lehrerbildungsanstalt, ein
Lyceum, eine öffentliche
Bibliothek von 20,000
Bänden, mehrere
gelehrte Gesellschaften,
ein
Museum und ein
Theater.
[* 12] Es ist der Sitz eines der ältesten Erzbistümer (im 3. Jahrh. gegründet), des
Präfekten, des
Generalkommandos des 8.
Armeekorps, eines Appellhofs und Handelsgerichts, ferner Geburtsort
Ludwigs XI. und
Bourdaloues,
welch letzterm hier auch ein Standbild errichtet ist. 1 km von Bourges die großen metallurgischen Werke von Mazières.
- Bourges, das alte Avaricum (nach dem
Fluß Avara), einst die festeste Stadt der Bituriges Cubi und eine der
größten und schönsten ganz
Galliens, welche 40,000 Einw. gezählt haben soll, wurde 52
v. Chr.
¶
mehr
von Cäsar erobert und verheert, später aber zur Hauptstadt der Aquitania prima erhoben. Man erbaute daselbst ein Amphitheater,
an dessen Stelle im 8. Jahrh. ein großer Turm
[* 14] trat, der sich bis ins 17. Jahrh. erhielt. Die Stadt nahm später den Namen des
Volksstammes Bituriges an (daraus der jetzige Name). Im 5. Jahrh. eroberten die Goten, 583 Chilperich von
Neustrien die Stadt, der sie denFlammen preisgab; Karl d. Gr. aber und später PhilippAugust stellten sie wieder her. Im Mittelalter
war Bourges die Hauptstadt der LandschaftBerry, durch ihre Universität und ihren Reichtum gleich berühmt.
Von den hier gehaltenen 17 Konzilen ist das von 1438, aus welchem König Karl VII. den Vorsitz führte,
und welches, das Konzil von Ferrara
[* 15] verwerfend, die Freiheit der gallikanischen Kirche gegen den Papst verteidigte, das wichtigste.
Karl VII. hielt in der Zeit seiner Bedrängnis vor 1429 hier häufig Hof,
[* 16] weswegen er König von Bourges genannt wurde.
Hier wurde 7. März bis der große Staatsprozeß gegen die Angeklagten des Mai-Attentats von 1848, darunter Blanqui,
LouisBlanc, Barbès, Albert und Raspail, verhandelt.
Lacdu (spr. lack dü burscheh), der größte SeeFrankreichs, im DepartementSavoyen, 238 m ü. M., 50-100 m
tief, 41 qkm groß, einer der schönsten Alpenseen, der 12 km lang und 3-5 km breit einen Spalt des Gebirges
füllt, vom Rhône, in welchen er mittels des Kanals von Savières abfließt, durch eine sumpfige angeschwemmte Ebene getrennt.
An den Ufern des Sees liegen die alten Schlösser von Bourget im S. und von Châtillon im N., dann die 1125 gegründete, 1824 restaurierte
AbteiHautecombe mit den Grabmälern der savoyischen Fürsten. Östlich vom See liegt Aix les Bains (s. d.).
Le
[* 17] (spr. lo burscheh), Dorf, 11 km nordöstlich von Paris, an der Eisenbahn nach Soissons, war während der
Belagerung von Paris 1870 wiederholt der Schauplatz blutiger Kämpfe, von denen die vom 30. Okt. und die
bedeutendsten sind. Da Bourget dem Feuer der Forts ausgesetzt war, so hatte das Gardekorps, in dessen Zernierungsbezirk das Dorf
lag, nur eine Kompanie des KöniginAugusta-Regiments daselbst ausgestellt. Diese wurde am frühen Morgen des 28. Okt. mit Übermacht
angegriffen und aus dem Dorf hinausgedrängt. Da die Stellung der Garde von Bourget aus mit schwerem Geschütz beunruhigt werden
konnte, so befahl der Kronprinz von Sachsen,
[* 18] dasselbe unter allen Umständen wieder zu nehmen.
Nachdem Bourget 29. Okt. von der Artillerie heftig beschossen worden war, ohne daß der gewünschte Zweck erreicht
wurde, griff General v. Budritzky 30. Okt. den Ort mit neun Bataillonen der 2. Garde-Infanteriedivision von drei Seiten an und eroberte
ihn nach vierstündigem erbitterten Kampf, in dem fast jedes Gehöft einzeln erstürmt werden mußte; 1200 Franzosen wurden
gefangen genommen, eine große Zahl erschlagen. Die Garde verlor 500 Mann, darunter die Regimentskommandeure
v. Zaluskowsky und GrafWaldersee.
Dieser Ausgang des Gefechts erregte in Paris große Bestürzung, sowohl wegen der Hoffnungen, welche zuvor die Einnahme des Dorfs
erregt hatte, als weil unter den Toten und Verwundeten sich sehr viele Pariser befanden. Am frühen Morgen des 21. Dez. war Bourget aufs
neue der Gegenstand eines unerwarteten Angriffs durch starke französische Kolonnen. Auf der Südseite
des Dorfs wurden dieselben zwar abgewiesen, drangen aber von Norden
[* 19] ein, so daß die nur aus fünf Kompanien der 2. Garde-Infanteriedivision
bestehende Besatzung von aller Verbindung
abgeschnitten war und nicht einmal Meldung von ihrer bedrängten Lage machen konnte.
Da überdies der Feind unter heftigem Feuer aus den Forts und zahlreichen Batterien gleichzeitig rechts und links von Bourget gegen
Stains und in der Richtung auf Aulnay mit bedeutenden Streitkräften vorging, so wurde der Kampf in Bourget erst spät bemerkt.
Dennoch wehrte sich die schwache Besatzung, bis sie Verstärkung
[* 20] erhielt. Mit Hilfe derselben gelang es
dann nach langem und heftigem Häuserkampf, den Feind wieder zu vertreiben und ihm zugleich 360 Gefangene abzunehmen. Am
Nachmittag gegen 3 Uhr
[* 21] war Bourget wieder in den Händen der Deutschen. Das Gardekorps hatte in diesen Kämpfen einen Verlust von 14 Offizieren
und 431 Mann an Toten, Verwundeten und Vermißten. Der letzte Angriff auf Bourget erfolgte in der Nacht zum 16. Jan., wurde
aber ebenfalls kräftig zurückgewiesen.
(spr. bürghnöff), Stadt im franz. DepartementNiederloire, ArrondissementPaimboeuf, 2 km von der gleichnamigen
Bai, von der es durch Anwachsen des Landes getrennt worden ist, an einem in diese Bai mündenden Schiffahrtskanal
und an der Charentes-Eisenbahn, mit versandetem Hafen, großen Salzsümpfen und (1876) 2850 Einw., welche Fisch- und Austernfang
sowie Küstenhandel treiben.
»Coup d'oeil politique sur l'Europe à la fin du dixhuitième siècle« (Par. 1801, 2 Bde.),
»Mémoires historiques et philosophiques sur Pie VI et son pontificat« (das. 1798-1800, 2 Bde.)
und gab heraus: »Tableau de l'Espagne moderne« (das. 1805, 3 Bde.),
(Par. 1841) und »Souvenir d'histoire contemporaine« (das. 1864). In seinen Roman »Le prisonnier en Russie« (Par. 1816)
hat er einige Erlebnisse seines ältern Bruders, Armand de Bourgoing, der sich als Militär auszeichnete, verwebt.
(spr. burghinióng), die politische Partei, welche in Frankreich während der innern Unruhen in der ersten
Hälfte des 15. Jahrh. (1410-35) der Partei der Armagnaken gegenübertrat.
(spr. burinjóng), Antoinette, religiöse Schwärmerin, geb. 1616 zu
Lille,
[* 39] entfloh infolge mystischer Lektüre 1636 aus dem Elternhaus, um einer Heirat zu entgehen. Nach dem Tode der Eltern im
Besitz eines ansehnlichen Vermögens, ward sie 1662 Vorsteherin eines Hospitals zu Lille, sammelte sodann
in Amsterdam
[* 40] 1667 durch angebliche Offenbarungen Anhänger um sich, mußte aber 1671 fliehen und ließ sich auf der InselNordstrand
nieder. Durch eine eigne Druckerei verbreitete sie von hier aus ihre Lehren.
[* 41] Wiederum verbannt, wanderte sie mit ihrem Anhänger
Peter Poiret (gest. 1719) nach Ostfriesland, stiftete dort ein Hospital und starb auf der Reise
zu Franeker. Ihre mit hinreißender Beredsamkeit geschriebenen Werke wurden von Poiret (Amsterd. 1679-84, 25 Bde.; 2. Aufl.
1717) herausgegeben.
(spr. burnmauth), Badeort an der Küste von Hampshire (England), geschützt, wenn auch nicht reizend gelegen,
mit Kursaal, Wintergarten, Sanatorium für Brustkranke, Hospital für Genesende und (1881) 16,859 Einw. (1871 erst 2257).
(spr. burnongwil),Auguste, dän. Tanzkünstler und Ballettkomponist, geb. zu
Kopenhagen, Sohn und Schüler des aus Frankreich eingewanderten Ballettmeisters Antoine Bournonville (gest. 1843), begab sich 1823 zu seiner
weitern Ausbildung (unter Vestris) nach Paris, wurde 1830 als Solotänzer und Ballettmeister am Hoftheater zu Kopenhagen angestellt,
wo er in kurzer Zeit ein ausgezeichnetes Corps de ballet schuf, wandte sich 1855 nach Wien,
[* 50] von wo er ein
Jahr später in die Heimat zurückkehrte, war 1861-64 in Stockholm, dann abermals als königlicher Ballettmeister in Kopenhagen
thätig und starb daselbst. hat dem theatralischen Tanz durch die höhere Ausbildung der Mimik
[* 51] und des Seelischen
gegenüber dem bloßen Technischen eine neue Bedeutung gegeben und dadurch sehr viel zur Hebung
[* 52] desselben
beigetragen. Von seinen zahlreichen geschmack- und reizvoll durchgeführten
¶
mehr
Ballettkompositionen (im ganzen 45) haben besonders die Schilderungen aus dem Volksleben, wie z. B.
»Das Fest inAlbano«, »Die Brautfahrt in Hardanger«, »Die
Kirchweih in Brügge« etc., großen Beifall gefunden. Sehr anziehend und zugleich für die Tanzkunst ein unerschöpflicher Schatz der
Belehrung ist sein Werk »Mein Theaterleben« (Kopenh. 1848-79, 4 Bde.).
Zu seinen Schülerinnen gehören unter andern Lucile Grahn und AugustaNielsen.
Auf Fouchés Verwendung 1804 als außerordentlicher Geschäftsträger beim niedersächsischen Kreis
[* 58] nach Hamburg geschickt, machte
er sich durch milde Handhabung seiner strengen Instruktionen beliebt. Schon 1810 sah er die Wiedereinsetzung der bourbonischen
Dynastie voraus, nahm daher schon damals im geheimen und, als Napoleon sich ungnädig gegen ihn zeigte, auch offen Partei für
die Bourbonen, wurde aber erst nach Napoleons Rückkehr von Elba von ihnen beachtet und zum Polizeipräfekten
in Paris ernannt, von wo er Ludwig XVIII. in die Niederlande
[* 59] begleitete.
Nach der zweiten Restauration ward er Staatsminister mit Sitz im Staatsrat, mußte jedoch aus letzterm bald wieder ausscheiden.
Als Mitglied der Kammer war er entschiedener Widersacher aller liberalen Staatseinrichtungen, ja selbst der Anstalten für
Pflege der Wissenschaften und der Volksbildung. Die Julitage 1830, ein Verlust von ½ Million im Börsenspiel
(1831) und eine ihm zuerkannte Gefängnisstrafe überlieferten ihn dem Wahnsinn; er starb im Hospital zu Caen. Seine
»Mémoires sur Napoléon, le Directoire, le Consulat, l'Empire et la Restauration« (Par. 1829, 10 Bde.;
deutsch, Leipz. 1829-30, 10 Bde.)
wurden von Zeitgenossen als wenig glaubwürdig bezeichnet. Auch schrieb er das Drama »L'inconnu«. Mit Unrecht aber hat man
ihm die »Histoire de Bonaparte par un homme qui ne l'a pas quitté depuis quinze ans« (Par. 1823) und das »Manuscrit
de Ste.-Hélène« zugeschrieben.
Vgl. Boulay de la Meurthe, et ses erreurs volontaires et involontaires
(Par. 1830, 2 Bde.; deutsch, Leipz.
1830).
(spr. bnrssoh), Edme, franz. Dichter, geboren
im Oktober 1638 zu Mussy-l'Evêque (Depart. Aube), kam 1651 nach Paris, ohne eine andre Sprache
[* 60] zu sprechen als sein burgundisches
Patois, erwarb sich aber bald eine solche Herrschaft über die französische Sprache, daß seine schriftstellerischen
Arbeiten, besonders »La véritable étude des souverains« (Par.
1671) und eine gereimte Zeitung, ihm Ludwigs XIV. Gunst, eine Pension und eine Stelle am Hof gewannen.
Wegen satirischer Ausfälle jedoch wurden Zeitung und Pension
unterdrückt. Nach einem vergeblichen Versuch, die Zeitung wieder
aufzunehmen, wurde er Steuereinnehmer in Montlucon. Er starb in Paris. Mit Molière und Boileau
lebte Boursault anfangs in Feindschaft. Gegen Molières »Critique de l'École des femmes« schrieb er die Komödie »Le portrait du peintre«,
worauf Molière mit dem »Impromptu de Versailles«
[* 61] antwortete. Gegen Boileaus Satiren veröffentlichte er die
Komödie »La satire des satires«, deren Aufführung Boileau verhinderte.
Mit diesem versöhnte er sich jedoch bald, und auch dem toten Molière hat er einen ehrenden Nachruf gewidmet. Corneille schätzte
ihn aus Feindschaft gegen Racine über Verdienst und stellte seine mäßigen Tragödien: »MarieStuart« und »Germanicus«, welch
letztere großen Beifall fand, den Meisterwerken jenes gleich. Seinen größten Erfolg hatte Boursault mit den
drei Komödien: »Le Mercure galant« (1683),
welche 80 Vorstellungen nacheinander erlebte, »Ésope à la ville« und »Ésope à la
cour« (1701),
sogen. Schubladenstücken (pièces à tiroir) ohne Intrige und Handlung, die sich aber durch leichte Verse, Lustigkeit
und gute Charakterschilderung auszeichnen. Im ganzen enthält sein »Théâtre« (1725, 3 Bde., u.
öfter) 16 Stücke. Von seinen übrigen Schriften verdienen seine historischen Romane das meiste Lob: »Artémise et Poliante«
(1670, 2 Bde.);
»Ne pas croire ce qu'on voit, histoire
espagnole« (1739);
»Lettres nouvelles accompagnées de fables« (1709, 3 Bde.)
etc. Seine »Lettres de respect, d'obligation et d'amour« (Par. 1666 u.
öfter) sind besonders interessant wegen der Briefe der geistvollen Babet, der Geliebten Boursaults, die von ihren Eltern
dieser Liebe wegen in ein Kloster gebracht wurde, wo sie vor Gram starb.
Vgl. Saint-René Taillandier, Boursault, sa
vie et ses œuvres (in »Études littéraires«, Par.
1881).
rurale« (Par. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl.
1851) und »Agronomie, chimie agric. et physiol.«
(das. 1860-84, 7 Bde.; 3. Aufl.
1887; deutsch von Gräger, 2. Aufl., Halle
[* 66] 1851-56, Bd. 1-4) niedergelegt. Einige Jahre vorher
hatte er mit Dumas den ergebnisreichen »Essai de statistique chimique des êtres organisés«
(Par. 1841, 3. Aufl. 1844) veröffentlicht. Später lebte Boussingault auf seinem Landgut Bechelbronn unweit Weißenburg
[* 67] am Rhein, um die Resultate der theoretischen Wissenschaft durch Beobachtungen in der Praxis zu prüfen und zu begründen. Er schrieb
noch: »Mémoires de chimie agricole et de physiologie« (Par. 1854);
»La fosse à fumier« (das. 1858);
ȃtudes sur
la transformation du fer en acier par la cémentation« (das. 1875).
VonBoussingaultia baselloidesH. in Quito wurden die Knollen
[* 70] als Nahrungsmittel
[* 71] empfohlen, fanden aber ihres großen Schleim- und geringen
Stärkemehlgehalts wegen keinen Beifall. Die ovalen, fleischigen Blätter geben ein spinatähnlich schmeckendes Gemüse. Auch
eignet sich diese hübsche Schlingpflanze zu Bekleidung von Fenstern u. dgl. Die Knollen müssen in trocknem Sand frostfrei überwintert
werden.
(spr. butarik),EdgarPaul, franz. Geschichtschreiber, geb. zu Châteaudun, besuchte die École des
chartes, ward in der Archivverwaltung angestellt, 1876 Mitglied der Akademie der Inschriften und schönen
Litteratur und starb in Paris. Er veröffentlichte: »La France sous Philippe le Bel« (Par. 1861),
den Versuch, den Kritizismus durch Hereinnehmen realistischer
Elemente zu vervollkommnen. Späterschloß er sich in philosophischer Hinsicht mehr an Jacobi an; in seiner öfters aufgelegten
»Ästhetik« (Leipz.
1806, 2 Bde.; 3. Aufl.
1824) und seiner sehr verdienstvollen »Geschichte der neuern Poesie und Beredsamkeit« (Götting. 1801-19, 12 Bde.) stellte er
sich ganz aus den empirischen Standpunkt. Seine übrigen Schriften (mit Ausschluß der zahlreichen belletristischen)
sind: »ImmanuelKant, ein Denkmal« (Hamb. 1804);
(spr. baut-),George Sewall, amerikan. Politiker, geb. zu Brookline in Massachusetts,
trieb längere Zeit in verschiedenen Gegenden der UnionHandelsgeschäfte, studierte seit 1836 Rechtswissenschaft und praktizierte
seit 1840 als Advokat. Von 1842 bis 1850 war er Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung seines Geburtsstaats, wurde 1851 zum
Gouverneur desselben gewählt und war bis 1862 in dem Dienste
[* 80] dieses Staats thätig. Dann längere Zeit
mit der Aufsicht über das Volksschulwesen betraut, schrieb er ein wertvolles Buch über das Erziehungswesen (»Educational
topics and institutions«, 1858), war dann Mitglied der Aufsichtsbehörde der Harvard-Universität in Cambridge und zuletzt
bei der Verwaltung der innern Staatseinnahmen beteiligt. 1862 in den Kongreß der Union gewählt, galt er
bald als einer der hervorragendsten Führer der republikanischen Partei und wirkte zu der Anklage des Präsidenten Andrew Johnson
eifrig mit. Boutwell war stets ein Gegner der Sklaverei, aber auch ein Anhänger der Schutzzolltheorien. Als GeneralGrant 1869 den
Präsidentenstuhl bestieg, ernannte er Boutwell zum Finanzminister. In dieser Stellung blieb Boutwell zwar dem Protektionssystem
getreu, erhielt aber den Kredit der Union aufrecht und wirkte sehr für Abzahlung der öffentlichen Schulden. Im März 1873,
als Grant seine zweite Amtsperiode antrat, schied Boutwell aus dem Kabinett und wurde darauf vom StaatMassachusetts bis März 1875 zum
Senator der
¶
mehr
Vereinigten
[* 82] Staaten gewählt. Noch erschienen von ihm: »Manual of the direct and excise tax system of the United States« (1863)
und »Speeches and papers relating to the rebellion« (1867).
(spr. buwjeh),Alexis, franz. Romanschriftsteller, geb. zu Paris als der Sohn eines Bronzearbeiters,
erlernte den Beruf eines Ziseleurs und übte ihn bis 1863 aus, zu welcher Zeit er seine ersten Erfolge
als Verfasser von Chansonetten und Vaudevilles für kleine Bühnen erlebte. Am bekanntesten machte seinen Namen der dramatische
Chanson »La canaille«, der lange eine beliebte Nummer der Cafés-concerts
blieb. Als Romanschriftsteller debütierte Bouvier 1870 mit »Malheur aux pauvres!« und ließ dann in rascher
Folge eine Reihe von Justiz- und Schauerromanen erscheinen, die sich sämtlich durch geschickten Aufbau sowie spannende Darstellung
auszeichnen, auch der nötigen Rühreffekte nicht entbehren und mit den Romanen von Boisgobey und E. Richebourg für die ungeheure
Mehrheit der untern Volksklassen die tägliche Geistesnahrung bilden. Wir nennen: »Les
soldats du désespoir« (1871);
(spr. buwihn,Bovines), Dorf im franz. DepartementNord, an der Marcq, 13 km südöstlich von Lille, ist merkwürdig
als Schlachtenort. Hier siegte König Philipp II. August von Frankreich über den mit Johann ohne Land
verbündeten deutschen KaiserOtto IV., dessen Macht dadurch für immer gebrochen wurde; dem Andenken an diesen für Frankreich
wichtigen Sieg ist ein 1863 errichtetes Denkmal gewidmet. Im Juni und Juli 1793 stand zu Bouvines das preußische Lager unter Knobelsdorf.
In der Umgegend wurden 1792-94 Gefechte und Treffen geliefert, so namentlich 17. und zwischen
den Österreichern unter Kinsky und der siegreichen französischen Nordarmee.
Städtchen in der ital. ProvinzReggio di Calabria, auf einer Anhöhe 7 km nördlich vom IonischenMeer malerisch
gelegen, an der EisenbahnTarent-Reggio, Bischofsitz mit (1881) 1354 Einw., bildet mit
fünf andern benachbarten, auch von Albanesen bewohnten Orten das »Paese greco«, in welchem ein besonderer Dialekt (verdorbenes
Griechisch) gesprochen wird. Bova wurde durch das Erdbeben
[* 84] von 1783 gänzlich zerstört.
Ortschaft in der ital. ProvinzCuneo, am Fuß des Bergs Besimauda gelegen, hat (1881) 3177 Einw., welche Getreidebau,
Marmorgewinnung und Seidenindustrie betreiben.
(das röm. Bibinum), Kreishauptstadt in der ital.
ProvinzFoggia, auf einem Vorberg der Apenninen, am Cervaro und der Eisenbahn von Foggia nach Neapel gelegen,
Bischofsitz mit alter Kathedrale, (1880) 7388 Einw. und Weinbau. Im polnischen Erbfolgekrieg wurden die Spanier 1734 hier von
den Österreichern geschlagen.
An den Agitationen für das allgemeine Stimmrecht und für die Abschaffung der Garantiegesetze nahm er hervorragenden Anteil.
Er schrieb: »Corso di scienza del diritto«;
»Saggio critico del diritto penale« (2. Aufl.,
Neap. 1877);
Gattung der Gastromyceten, von der GattungLycoperdon nur durch eine
glatte, unregelmäßig reißende Außenhaut (Peridium) unterschieden. Der Eierbovist (Bovista nigrescens Pers., s. Tafel »Pilze«)
[* 86] ist kugel- oder eirund, 2,5-8 cm im Durchmesser. Die Schale, welche nach dem Abblättern der glatten Außenhaut
zurückbleibt, ist anfangs weiß, dann gelblichgrau, endlich bräunlichschwarz und bekommt oben eine kleine Öffnung, aus
welcher die staubförmigen, schwarzbraunen Sporen verfliegen, welche in dem gleichfarbigen Haargeflecht (Kapillitium) enthalten
sind; in der Jugend ist dagegen das Innere weiß. Dieser im Sommer und Herbst auf Wiesen häufige Pilz
[* 87] ist
eßbar, solange er inwendig noch rein weiß ist. Der bleifarbene oder Kugelbovist (Bovista plumbea Pers.), auf Wiesen und Triften,
ist kugelrund, bläulich bleifarben, etwa so groß wie eine große Herzkirsche und eßbar. Früher wurden diese Schwämme
[* 88] als blutstillendes Mittel gebraucht.