aus dem
Leben im
Rheinland.
Poetische Auffassung und harmonische Farbenstimmung sind allen seinen Werken nachzurühmen, die
sich auch durch gute
Zeichnung und solide
Durchführung auszeichnen. In seinen vielen, meist kleinern
Darstellungen aus dem
Kinderleben spricht sich ein glücklicher
Humor aus. Von Böttchers größern Gemälden sind zu nennen: die Heimkehr vom
Schulfest,
Abend am
Rhein (1860), Sommernacht am
Rhein (im
MuseumWallraf-Richartz zu
Köln),
[* 2]
Abend im
Schwarzwald (im
Museum zu
Leipzig),
[* 3] Ernte
[* 4] am
Rhein, zum Großvater, Elternfreude, Landhaus am
Rhein (1866),
Auszug zur Weinlese (1867), Heuernte an der
Lahn (1868),
Marktbrunnen einer rheinischen Stadt (1870) und Heimkehr vom
Feld (1872).
(Bothnien), alter
Name für die Küstenländer des nach ihnen benannten BottnischenMeerbusens, die ehemals ganz
zu
Schweden
[* 5] gehörten, seit 1809 jedoch zum Teil unter russischer Botmäßigkeit stehen.
Zugleich widmete er sich immer eifriger der
Komposition. Seit 1864, nachdem er schon eine
Reihe von
Arbeiten für sein
Instrument
sowie vier
Opern geliefert hatte, begann er, abwechselnd in
Florenz
[* 14] und
London
[* 15] privatisierend, seine ganze
Kraft
[* 16] der
Orchester-
und
Kammermusik ernsten
Stils zuzuwenden, und wenn seine Erfolge auf diesem Gebiet minder glänzend waren
als die seiner Virtuosenlaufbahn, so dürfen sie doch als nicht weniger ehrenvoll gelten. Namentlich sprechen seine Bemühungen
um Einführung und
Pflege der deutschen
Instrumentalmusik in
Florenz für die Gediegenheit seiner künstlerischen
Richtung. Neuerdings
hat Bottesini seine
Erfahrungen auf dem Gebiet der
Technik seinesInstruments in einem Unterrichtswerk:
»Méthode
complète de contre-basse«, niedergelegt.
Hier versprach er, sein
GeheimnisSachsen
[* 21] zu offenbaren, und ward drei Jahre aufs beste verpflegt, ohne
jedoch ausgehen zu dürfen. Nach mancherlei Winkelzügen und einem verunglückten Fluchtversuch übergab er 1705 dem König
August II. einen
Aufsatz, der, voll adeptischen Unsinns, anscheinend mit großer Unbefangenheit abgefaßt ist. Die
Nichtigkeit
seiner
Kunst ward nun zwar bald klar, doch gelang es Böttger, aus einem
Thon der
Meißener Gegend ein vortreffliches,
braunrotes
Porzellan darzustellen.
Vor den eindringenden
Schweden ward Böttger mit drei
Gehilfen auf dem
Königstein in Sicherheit gebracht, wo sie ihre
Arbeit fortsetzen
mußten. Im J. 1707 nach
Dresden zurückgeführt, wurde er 1708 mit der Leitung des Porzellanmachens betraut
und zuletzt zum
Administrator der 1710 zu
Meißen
[* 22] errichteten
Fabrik ernannt. Bereits 1709 hatte man mit glasiertem und unglasiertem,
auch etwas weißem
Porzellan die
LeipzigerMesse bezogen, nachdem an mehrere auswärtige
Höfe schon
Geschenke abgegangen waren,
die außerordentlichen Beifall gefunden hatten. aber zeigte sich zumDirektor einer Anstalt wie die
Meißner
Porzellanfabrik nicht geeignet; überdies schien er aus irgend welchen selbstsüchtigen Absichten das Aufblühen der Anstalt
geflissentlich zu hintertreiben, ja er ließ sich 1716 mit gewissen
Personen in
Berlin wegen Mitteilung seiner
Kunst um
Geld
in eine
Korrespondenz ein.
Letzteres wurde 1719 entdeckt und hatte die gefängliche
Einziehung Böttgers
zur
Folge, von der ihn jedoch bald der
Tod befreite; er starb in
Dresden. Böttger war ein guter
Laborant, übrigens aber
ungebildet und konnte nicht einmal orthographisch schreiben.
2)
Adolf, Dichter und Übersetzer, geb. zu
Leipzig, empfing seine
Bildung auf der Thomasschule
und seit 1836 auf der
Universität daselbst und widmete sich dann, in seiner Vaterstadt privatisierend, ausschließlich litterarischen
Beschäftigungen und dem
Studium der neuern
Sprachen. Er starb in
Gohlis bei
LeipzigSeinen litterarischen
Ruf begründete
Böttger mit seiner 1838 begonnenen Übersetzung von
Byrons »Sämtlichen Werken« (Leipz. 1840, 5. Aufl.
1863), welche zugleich von großem Einfluß auf die
Richtung seines
Talents wurde. Weniger glücklich war er mit der
Übertragung
Shakespearescher
Stücke; dagegen lieferte er in den Übersetzungen der poetischen Werke
Goldsmiths (Leipz. 1843),
Miltons (das.
1846) und
Popes (das. 1842, 4 Bde.),
der Ossianischen
Gesänge (das. 1847),
»Hiawatha« von
Longfellow (das. 1856) u. a. wieder Proben einer ungewöhnlichen
Sprachgewandtheit. Als selbständiger Dichter hatte sich an den poetischen
ErzählungenByrons geschult, und seine
Dichtungen:
»Düstere
Sterne« (Leipz. 1852),
»Der
Fall von
Babylon« (das. 1855) und »Die
Tochter des
Kain«
(Wien
[* 24] 1865) weisen gewisse Vorzüge jener
Erzählungen unzweifelhaft auf. Eigentümlicher, anmutiger und beseelter
waren die Märchengedichte: »Ein Frühlingsmärchen« (1.-3. Aufl., Leipz.
1849) und »Die Pilgerfahrt der Blumengeister«
(Text zu
Grandvilles
»Fleurs animées«, das. 1851, 3. Aufl. 1858). Im
Drama versuchte
sich Böttger mit
»AgnesBernauer« (Leipz. 1845, 3. Aufl. 1850),
mit mehr
Glück zuletzt in der phantastischen Märchendichtung »Das Galgenmännchen«
(das. 1870),
einer Faustiade im kleinen und jedenfalls einer der sinnigsten
Produktionen des Dichters. An die erste
¶
mehr
Sammlung seiner lyrischen »Gedichte« (Leipz.
1846, 7. Aufl. 1851; neue Sammlung 1854) schließen sich die »Johanneslieder«
(das. 1847),
(spr. -tschelli), Sandro, eigentlich Alessandro di MarianoFilipepi, ital. Maler, geb. 1446 zu Florenz, lernte
zuerst bei einem Goldschmied Botticelli (daher sein gewöhnlicher Name) und widmete sich dann der Malerei bei Filippo Lippi. SeinStil
bildete sich unter dem Einfluß der Pollajuoli und des Verrocchio aus. 1478 erhielt er den Auftrag, die
Bildnisse der Teilnehmer an der Verschwörung der Pazzi an den Wänden des Palazzo Pubblico zu malen, und 1480 führte er einen
heil. Augustinal fresco in den Ognissanti aus. Um dieselbe Zeit wurde er von PapstSixtus IV. nach Rom
[* 28] berufen,
wo er bis 1484 drei Fresken in der Sixtinischen Kapelle malte.
1) Karl, Archäolog, geb. zu Nordhausen,
[* 34] widmete sich dem Baufach und bezog 1827 die Bauakademie
zu Berlin, wo er 1831 von Beuth, in dessen Auftrag er eine Sammlung von Zeichnungen zu Kirchengewändern
geliefert hatte, als Lehrer an der Dessinateurschule des Gewerbeinstituts angestellt wurde. Als solcher veröffentlichte er
seine »Dessinateurschule« (Berl. 1839),
neben welcher er noch die beiden Werke: »Die Holzarchitektur des Mittelalters« (das.
1835-41) und das »Ornamentenbuch« (das. 1834-44)
herausgab. 1832 ward er zum Lehrer an der Akademie der Künste, 1834 an der allgemeinen Bauschule, 1844 zum
Professor und
1849 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt;
1854 wurde er Direktorialassistent der Skulpturengalerie des
BerlinerMuseums, 1868 Direktor derselben und trat 1876 in den Ruhestand.
»Der Zophoros
am Parthenon, hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf das Gebäude« (das.
1875) und »Die Thymele der Athena Nike
[* 39] auf der Akropolis von Athen« (das. 1880), das Ergebnis einer zweiten Reise nach Athen.
Nachdem er 1867-70 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses gewesen, ward er 1878 im zweiten schleswig-holsteinischen
Wahlkreis zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Er schloß sich der deutschen Reichspartei an und nahm
an den Verhandlungen über die Zollreform sowohl in der Kommission wie im Plenum als Vertreter gemäßigter Schutzzölle und
der Agrarzölle hervorragenden Anteil; dies brachte ihn in nähere Beziehungen zum Reichskanzler, der im September 1880 seine
Ernennung zum preußischen Staatsminister und Staatssekretär des Reichsamts des Innern (an HofmannsStelle)
veranlaßte. Bötticher vertrat die Reichsregierung im Reichstag mit Geschick und Mäßigung. Nach Zustandekommen des Unfallversicherungsgesetzes
wurde Bötticher zum Domherrn von Naumburg
[* 48] ernannt.
1) KarlAugust, Archäolog, geb. zu Reichenbach
[* 49] im sächsischen Vogtland, studierte, aus Schulpforta
vorgebildet, zu LeipzigPhilologie, ward 1784 Rektor in Guben,
[* 50] 1790 in Bautzen
[* 51] und 1791 Konsistorialrat und
Direktor des Gymnasiums in Weimar.
[* 52] Im J. 1804 ward er als Studiendirektor der kurfürstlichen Pagen nach Dresden berufen, wo er
1814-21 als solcher bei der königlichen Ritterakademie wirkte und seit 1814 mit der Oberinspektion über die königlichen
Museen der Antiken und der Mengsschen Gipsabgüsse betraut war. Er starb Böttigers zahlreiche
Schriften sind veraltet und nur noch des gesammelten Materials wegen brauchbar. Hervorzuheben sind: »Sabina, oder Morgenszenen
im Putzzimmer einer reichen Römerin« (Leipz. 1803; 3. Ausg.
von Fischer, M.-Gladb. 1878);
»Allgemeine Geschichte von 1815-52« (Frankf. 1854).
Der biographischen Skizze seines Vaters (Leipz. 1837) ließ er aus dessen
handschriftlichem Nachlaß »Litterarische Zustände u. Zeitgenossen«
(das. 1838, 2 Bdchn.) folgen.
ließ
er eine zweite Sammlung von Gedichten (»Nyare banger«, 1833),
die viele gelungene Übersetzungen Uhlandscher Romanzen enthält,
und wenig später eine dritte (»Lyriska stycken«, 1837-39, 2 Bde.)
folgen. Auch seine »Religiösa sånger« (4. Aufl.
1841) haben großen Beifall gefunden. Für seinen »Sang öfver Carl XIV. Johan« erhielt er den von der Akademie ausgesetzten
Preis. Auch eine schwedische Übersetzung von Tassos »Befreitem Jerusalem«
[* 61] (1842-46) und Dantes »Göttlicher Komödie« (1846-51)
verdankt man ihm. Böttigers Gedichte sind durchweg anmutig und von großer Formvollendung, fallen aber nicht
selten in einen zu sentimentalen Ton. Sehr geschätzt werden seine litterarhistorischen Monographien in den Schriften der schwedischen
Akademie, wie er denn auch für die Gesamtausgabe der Werke seines Schwiegervaters EsaiasTegnér dessen Biographie (1847) schrieb.
Seine »Samlade skrifter« erschienen in 5 Bänden (Upsala 1856-74), eine Auswahl seiner Gedichte in deutscher
Sprache
[* 62] zu Stockholm
[* 63] 1844.
Sowohl auf finnischer als auf schwedischer Seite ist durch Messungen, die bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückreichen,
eine Hebung
[* 66] der Küsten konstatiert worden. Sie ist bei Sundsvall (62½° nördl. Br.) auf 1,36 m pro Jahrhundert berechnet worden
und nimmt südwärts allmählich ab; an der finnischen Küste hat man von 1755 bis 1882 eine Hebung von 1,93 m beobachtet.
Alle nordschwedischen und finnischen Gewässer münden in diesen Meerbusen, dessen Wasser daher auch einen geringen Salzgehalt
besitzt und leicht zufriert, so daß im Winter der Warentransport mit Schlitten sich quer über denselben
bewegt.
(Botsaris, Bozzaris), Markos, Held des griechischen Freiheitskampfes, geboren um 1788 zu Suli aus einem altberühmten
Suliotengeschlecht, Sohn des Häuptlings Kitsos Botzáris, der aus AliPaschas Befehl ermordet wurde, von stattlicher Gestalt, tapfer
und begabt, diente zuerst auf den Ionischen Inseln in einem französischen Regiment, schloß sich der Hetärie
der Philiker an und kehrte 1820 nach Epirus zurück, um seinem Stamm erst mit Hilfe der Türken, dann gegen dieselben im Bund
mit AliPascha die alten Wohnsitze im Suliotenland wiederzuerobern.
Nach Ausbruch des griechischen Aufstandes begab sich Botzáris Anfang 1822 zur Versammlung der griechischen Häuptlinge nach Korinth,
[* 70] veranlaßte den Zug
des Maurokordatos nach Epirus, welcher mit der Niederlage der Griechen bei Peta endigte, und verteidigte
dann 1822-23 Missolunghi mit Heldenmut. Im April 1823 von der griechischen Nationalversammlung zum Obergeneral in Ätolien ernannt,
nahm er 13. MaiLepanto, wußte geschickt die türkische Übermacht zu trennen und rückte mit 1200 Mann
dem 13,000 Mann starken türkischen Heer unter dem Pascha Mustai von Skutari nach Karpenisi entgegen. In der Nacht vom 20. zum 21. Aug. schlich
Botzáris mit 350 Sulioten in das Lager
[* 71] der türkischen Vorhut unter Dschelaleddin Bei, wo er ein furchtbares Blutbad anrichtete, während
die Griechen von außen das Lager stürmten. Botzáris bezahlte aber diese kühne That mit seinem Leben. Er wurde
mit großen Ehren in Missolunghi begraben. Der Tod des edlen, uneigennützigen
¶
mehr
und heldenmütigen Patrioten wurde tief betrauert. - SeinBruderKonstantin (Kosta) Botzáris rächte seinen Tod. 1826 war er in Missolunghi
unter den 1000 Kriegern, welche sich durchschlugen; er starb als General und Senator in Athen. Beider Oheim Notho
Botzáris focht in den Reihen der Sulioten bei der Verteidigung Sulis, warf sich (1803), von türkischer Übermacht
gedrängt, in das Kloster Vetenitza, fiel aber bei dem Versuch, sich durchzuschlagen, in türkische Gefangenschaft.
Befreit, trat er in ein französisches Regiment, wurde Major und stand dann im Befreiungskrieg seinem NeffenMarkos mit Rat und
That zur Seite. Auch er entkam glücklich mit jenen 1000 Mann aus Missolunghi und starb 1831. Markos' Sohn
Dimitri Botzáris, geb. 1813, ward Artillerieoberst, dreimal Kriegsminister unter den KönigenOtto und Georg, zweimal Mitglied der
Nationalversammlung, und galt für einen der intelligentesten Militärs; er starb in Athen.
(spr. busch-),Joseph, franz. Theaterdichter, geboren im März 1810 zu Paris aus einer Künstlerfamilie, widmete
sich zuerst der Kupferstecherkunst, wandte sich dann aber der Bühne zu, für die er, anfangs in Gemeinschaft
mit EugèneDeligny, Vaudevilles und andre Stücke schrieb. Unter den zahlreichen Dramen dieses durchaus naturalistischen und
ungebildeten, aber starken Talents fanden namentlich »Gaspard le pêcheur« (1837),
»Le
[* 77] sonneur de Saint-Paul« (1838) und »Lazare
le pâtre« (1840) großen Beifall und wurden auf den Boulevardtheatern HunderteMale hintereinander aufgeführt. Es
sind Spektakelstücke mit großem Schaugepränge und von vortrefflicher Architektonik. Bouchardy brachte später noch einige Dramen,
wie »L'armurier de Santiago« (1868) und »Philidor« (1869), zur Aufführung, aber ohne den frühern Erfolg. Er starb in
Paris.
(spr. büscheh), 1) François, franz. Maler, geb. zu Paris, Schüler von Le Moine, ging 1725 nach Rom,
ward, nach Frankreich zurückgekehrt, 1734 Mitglied
der Akademie, 1744 Professor, nach VanloosTod 1765 erster
Maler des Königs und starb Er war Maler seiner Zeit, huldigte ihrer Verdorbenheit und gebrauchte den Pinsel zur
Darstellung der niedrigsten Lüste, wie sie zu Ludwigs XV. Zeit im Schwange waren. Dabei besaß er eine leichte Erfindungskraft,
und seine Farbe ist heiter und blühend, weshalb seine Dekorationsmalereien zu seinen besten und erfreulichsten
Leistungen gehören. Zu seiner Zeit wurde er als der Maler der Grazien hoch gefeiert. hat eine große MengeÖl-, Miniatur- und
Pastellbilder und über 10,000 Zeichnungen geliefert, nach denen, vornehmlich in Frankreich, eine Menge von Stichen erschien.
Er radierte auch selbst einige Blätter.
Vgl. Mantz, Boucher, Le Moine et Natoire (Par. 1880).
2) AlexandreJean, franz. Violinvirtuose, geb. zu Paris, entwickelte sich unter Leitung Navoigilles des ältern so
schnell, daß er sich schon im sechsten Lebensjahr bei Hof
[* 78] und zwei Jahre später im Concert spirituel
hören lassen konnte. Als 17jähriger Jüngling wurde er in der KapelleKarls IV. zu Madrid
[* 79] als Sologeiger angestellt, gab jedoch
um 1806 diese Stellung wieder auf, um Kunstreisen durch ganz Europa
[* 80] zu unternehmen. Im J. 1844 zog er sich nach Orléans
[* 81] zurück,
machte aber von hier aus oft Ausflüge nach Paris, auf deren einem er daselbst starb. Boucher verdankt
seine Erfolge nicht so sehr seinen künstlerischen Leistungen als vielmehr seiner häufig an Charlatanerie streifenden Geschicklichkeit,
durch Aufwendung virtuoser Mittel die Hörer zu überraschen, zum Teil auch seiner äußern Erscheinung, da er Napoleon I. zum
Verwechseln ähnlich sah. An Kompositionen hat er zwei Violinkonzerte mit Orchesterbegleitung hinterlassen,
die jedoch geringe Verbreitung gefunden haben.
wurde aber erst durch sein späteres Werk: »De la création«, ein Versuch über den Ursprung
und die Fortentwickelung der Wesen (das. 1839-41, 5 Bde.),
bekannter. Wissenschaftlichen Ruf erwarb er sich durch seine langjährigen Forschungen über das Vorkommen alter Steinwaffen
und andrer Reste einer primitiven menschlichen Kultur in den tertiären und ältern quaternären Diluvialschichten.
Epochemachend auf diesem Gebiet ist seine Entdeckung eines fossilen menschlichen Kinnbackens in den Steinbrüchen von Moulin-Quignon
bei Abbeville (1863). Bouchers hierauf bezügliche Arbeiten sind enthalten in den »Antiquités celtiques et antédiluviennes«
(Abbeville 1846-65, 3 Bde.) und in der Schrift »De l'homme antédiluvien et de ses œuvres« (das. 1860, 2. Aufl.
1865). Außerdem veröffentlichte Boucher de Crèvecoeur de Perthes: »Emma« (Roman in Briefform, 1852);
(spr. buscheh), Frédéric Jules, franz. Architekt und Architekturmaler, geb. 1799 zu Paris, starb daselbst Er
leitete 1829-37 den Bau der großen Bibliothek zu Paris und machte sich ferner durch die Anlage des Grabmonuments Napoleons I.
1842-43 bekannt, wodurch allerdings die Benutzbarkeit des Kuppelbaues der Invalidenkirche zu Paris für
kirchliche Zwecke nahezu aufgehoben, jener aber dafür zur großartigen Grabhalle umgeschaffen wurde.
(spr. büssiko),Dion, engl. Bühnendichter und Schauspieler, geb. zu Dublin
[* 87] aus einer französischen
Familie, wurde unter der Leitung seines Vormundes, des bekannten GelehrtenDionysiusLardner, erzogen und
machte Universitätsstudien, wandte sich aber von denselben weg zur Bühne. Er trat im Coventgarden als Schauspieler auf und
veröffentlichte ein in der Gegenwart spielendes Lustspiel: »London assurance« (1841),
das großen Beifall erntete (abgedruckt
in Lewes' »Selections from the modern British dramatists«, Bd.
2, Leipz. 1861). Boucicault lieferte seitdem eine große Reihe theatralischer Arbeiten (an 140),
von denen sich
manche, z. B. »The Vampyre«, »The
Corsican brothers« und »Janet Pride«, als Zugstücke erwiesen, aber keins an Gehalt seinem Erstlingswerk gleichkam. Im J. 1853 bereiste
Boucicault die Vereinigten Staaten,
[* 88] von wo er erst 1860 nach England zurückkehrte. Glänzenden Erfolg fand hier
wieder sein dem irischen Volksleben entnommenes Schauspiel »Colleen Bawn« (1860) sowie das Drama »The Octoroon« (1861),
»Paul Lafarge«, »A dark night's work« u. a.,
haben nicht mehr gezündet. Übrigens hat Boucicault durch seine Stücke mit Bewußtsein die antienglische Agitation der Irländer gefördert,
zuletzt noch durch das irische Charakterbild »The shaughraun« (1875).
Seit 1876 hat er seinen Wohnsitz wieder in New York.
(spr. büe),Ami, Geognost, geb. zu
Hamburg
[* 91] aus einer französischen Emigrantenfamilie, studierte in
Genf,
[* 92] Paris, Edinburg
[* 93] und BerlinNaturwissenschaft, bereiste fast ganz Mittel- und Südeuropa, namentlich auch die geognostisch noch
kaum erforschte Türkei,
[* 94] lebte dann lange Zeit in Paris, war Präsident der dortigen Geologischen Gesellschaft
und siedelte später nach Wien über, wo er starb. Er schrieb: »Essai géologique sur l'Écosse« (Par. 1820);
»Geognostisches Gemälde von Deutschland« (hrsg. von Leonhard, Frankf. 1829);
»Mémoires géologiques et paléontologiques«
(Par. 1832);
(spr. bua-wijomähs),Louis Edouard, Graf, franz. Admiral, geb. auf einem Familiengut bei
Toulon,
[* 95] ward von dem Admiral Willaumez adoptiert, trat 1823 in die Marineschule, wohnte 1837 als Schiffsleutnant
dem Bombardement von Mogador bei und erhielt 1838 den Auftrag, die Westküste von Afrika
[* 96] zu untersuchen und aufzunehmen (die
Frucht hiervon ist das Werk »Description nautique des côtes comprises entre
le Sénégal et l'équateur«, Par. 1849). Er wurde 1844 Gouverneur am Senegal, wo er sehr wohlthätig wirkte, 1848 Konteradmiral
und als solcher Stabschef der Flotte, welche im Krimkrieg im Baltischen Meer operierte, hierauf Kommandant in Cherbourg
[* 97] und Toulon
(wo er Torpedos
[* 98] nach einem neuen Prinzip konstruierte), 1865 Admiral und Senator. 1870 erhielt er das Kommando über die französische
Flotte, welche gegen die deutsche Küste operieren sollte, konnte aber nichts ausrichten, weil es ihm an
Landungstruppen und der nötigen Anzahl von Schiffen fehlte. So mußte er unverrichteter Sache heimkehren; er starb in
Maisons-Laffitte. Von ihm erschienen noch: »Campagnes aux côtes occidentales d'Afrique« (Par. 1850);
»La flotte française
et les colonies« (das. 1853);
»Batailles de terre et de mer« (das. 1855) und »Tactique supplémentaire
à l'usage d'une flotte cuirassée« (das. 1855).
(spr. bufe),Marie, einer der bedeutendsten franz. Schauspieler in der Komödie und dem Drame-Vaudeville,
geb. zu Paris, betrat im Panorame dramatique die Bühne, ging dann zum ThéâtreGaîté, von da 1827 an das Théâtre
des Nouveautés, 1831 zum Gymnase, wo er sich in seiner ganzen Eigentümlichkeit entwickeln konnte, und 1844 zu dem Théâtre
des Variétés über. Nach längerer Pause trat er 1854, 1855 und 1857 noch einmal mit dem gewohnten Erfolg
auf. Bouffé war ein echt humoristischer Charakterdarsteller, der wahrhafte Porträtzeichnungen aus allen Ständen und Altersklassen
schuf und die Vermischung des Komischen mit dem Gefühlvollen, Ernsten, ja Erschütternden mit dem feinsten Takt beherrschte.
Wie er in vorgerückten Lebensjahren noch durch seine Darstellung des Straßenjungen von Paris glänzte,
so hatte er bereits in seiner Jugend humoristische Alte mit Meisterschaft dargestellt. Von Wuchs und Gestalt unbedeutend, mit
einem des Klanges entbehrenden Organ, unruhig und trippelnd in der Bewegung, in der Mimik
[* 99] durch nervöses Augenblinzeln beeinträchtigt,
wußte
¶
mehr
er doch so große Wirkungen auf den Brettern zu erzielen, daß er eine Zeitlang als der erste SchauspielerFrankreichs galt.
Zuletzt an einer Luftröhrenkrankheit leidend, entzückte er Paris durch eine stumme Rolle, die er sich selbst geschaffen.
Er schrieb: »Mes souvenirs 1800-1880« (Par. 1880).
Nach seiner Rückkehr lebte er am HofNapoleons und seines BrudersJérôme und starb Seine leichtfertigen, aber
anmutsvollen und geistreichen Gedichte haben nur für die Zeitgenossen Reiz gehabt. Von seinen Werken (Par.
1813, 2 Bde.) ist das bekannteste: »Aline, reine de Golconde« (1761),
eine der prosaischen Erzählungen, in denen er sich
neben den erotischen, leichten Poesien am meisten Ruhm erworben hat. Seine »Œuvres posthumes« erschienen Paris 1815, seine »Œuvres
choisies« daselbst 1828 in 4 Bänden; eine neue Ausgabe der »Contesen vers et contes en prose« 1878.
(spr. bugängwil), die bedeutendste und höchste Insel des Salomonarchipels, voll hoher Berge vulkanischer
Natur (BergBalbi 3067 m), fruchtbar und mit üppiger Vegetation bedeckt. Im N. endet sie mit Kap l'Averdi,
im S. mit Kap Friendship (6° 44' südl. Br., 155° 42' östl. L. v. Gr.) an der die Insel von Choiseul trennenden Bougainvillestraße.
Mit dem an der Nordwestecke gelegenen Bouka, den Shortlandinseln, Treasury u. a. mißt Bougainville 10,000
qkm (182 QM.). Die Westküste ist durch zahlreiche Riffe und Bänke sehr gefährlich, die Südküste hat
den schönen und sichern Blanchehafen.
(spr. bauten),GeorgeHenry, englisch-amerikan. Maler, geb. 1834 bei Norwich,
[* 108] zog schon in früher Kindheit mit
seinen Eltern nach Albany (New York). Er wurde für den Kaufmannsstand bestimmt, zeigte aber viel größere
Lust zur Malerei und versuchte sich 1853 mit dem Bilde: der Wandersmann, das der NewYorkerKunstverein kaufte. Dadurch ermutigt,
richtete er sich in Albany ein Atelier ein. Nachdem er auch in England landschaftliche Studien gemacht hatte,
stellte er 1858 in New York eine Dämmerung im Winter aus, die so große Aufmerksamkeit erregte, daß man ihn bewog, dorthin
überzusiedeln.
Zwei Jahre später ging er auch zu Studienzwecken nach Paris. Auf der Rückreise (1862) blieb er zunächst einige Monate in
London und stellte hier das symbolische Bild: Passing into the shade (oder der Lebensabend) aus. Es fand
solchen Beifall, daß er in London seinen Wohnsitz nahm. Hier stellte er seit 1863 eine Reihe von landschaftlichen Genrebildern
aus, die durch Einfachheit der Zeichnung, Vielseitigkeit der Gedanken, Tiefe der Empfindung und ein weiches, anmutiges Kolorit
fesseln. Als die bedeutendsten derselben nennen wir: durch die Felder und die Heimkehr der Hopfensammler
(1863), die Heuernte in der Bretagne, die Andacht am Weg (1866), die Puritaner in Neuengland auf dem Weg zum Gottesdienst (1867),
eine Hirtenszene aus der Bretagne (1868), Schnee
[* 109] im Frühling (1877), die Lastträger und das Ende der Flitterwochen (1878).
chirurg. Instrument, welches ähnlich einer Sonde aus einem soliden, schlanken,
ca. 24 cm langen Stabe besteht, der stumpf oder mit einem Knöpfchen endet. Ist die Bougie aus Metall, so gleicht sie durchaus einer
Sonde, daher man eigentlich mit Bougie nur die aus biegsamen Stoffen verfertigten Instrumente bezeichnet; man
stellt sie her aus Wachs, aus gehärtetem Kautschuk und am besten aus Seidengespinst, das mit Kautschuk getränkt ist. Vor den
Bougies aus Guttapercha muß nachdrücklich gewarnt werden, da sie sehr zerbrechlich sind und schon oft dadurch, daß Stücke in
der Harnröhre etc. stecken geblieben sind, großes Unheil angerichtet haben.
Man wendet die an 1) als Sonden, um Kanäle, z. B. die Harnröhre oder Speiseröhre, zu untersuchen und in denselben
¶