in
Groningen, 1806
Rektor der lateinischen
Schule in
Amsterdam,
[* 2] bald darauf
Professor am
Athenäum und Mitglied des königlichen
Instituts der
Wissenschaften und starb dort Bosscha ist einer der trefflichsten lateinischen Dichter der neuern
Zeit; seine
Dichtungen erschienen gesammelt als
»Musa Daventriaca«
(Deventer 1786) und »Poemata« (das. 1820).
Weniger Beifall fand seine »Geschiedenis der staatsomwenteling der Nederlanden
in het jaar 1813« (Amsterd. 1817). Von seinen holländischen Übersetzungen sind besonders
die von
Denons
»Voyage en Égypte«,
Schillers
»Abfall der
Niederlande«
[* 3] und Plutarchs
Lebensbeschreibungen zu erwähnen. Wertvoll
ist seine »Bibliotheca classica«, ein philologisches Handbuch der
Mythologie,
Altertumskunde und Geschichte.
2)
Johannes, holländ. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1797 zu
Harderwijk, war
Professor an der
Militärakademie in
Breda, später an der
Hochschule zu
Amsterdam und 1853-59 Kultusminister.
Seitdem lebte er im
Haag
[* 4] schriftstellerisch thätig, hauptsächlich als
Historiker, und starb Sein Hauptwerk ist:
»Neêrlands heldendaden te land« (1853-56; neue Ausg.,
Leeuward. 1869-75, 3 Bde.),
dem das
»Leven van Willem II.« (4. Aufl., Amsterd. 1873) vorausging.
SeinVerdienst ist weniger in tiefer Forschung als in klarer und lebendiger
Darstellung zu suchen. Bosscha gab auch bisher ungedruckte
BriefeRousseaus an
MarcMichel Rey (Amsterd. 1858) heraus.
(spr. boss'),Abraham, Kupferstecher und Radierer, geboren um 1605 zu
Tours,
[* 5] gest. 1678, lieferte eine ungeheure
MengeBlätter mit kulturhistorisch interessanten Schilderungen von
Zeremonien,
Festen und
Szenen aus dem Volksleben. Er schrieb
auch mehrere Werke, worunter der
»Traité des manières de graver en
taille douce sur l'airain par l'eau forte et
les vernis durs et mols« (zuerst Par. 1645).
Vgl. G.
Duplessis, Catalogue de l'œuvre d'Abraham Bosse (Par. 1859).
1) CarloAurelio,Baron de, ital.
Lyriker, geb. zu
Turin,
[* 6] trat, nachdem er sich
zuerst durch einige
Tragödien und schwungvolle
Oden bekannt gemacht hatte, in die
Dienste
[* 7] seines Vaterlandes
Sardinien,
[* 8] war
bis 1792
Unterstaatssekretär im auswärtigen
Ministerium, ward 1796 sardinischer Gesandter zu
Petersburg
[* 9] und verwaltete unter
Napoleon I. mehrere Präfekturen und diplomatische
Ämter. Der
SacheNapoleons eifrig ergeben, mußte er
sich nach den
HundertTagen ins Privatleben zurückziehen. Er starb in
Paris.
[* 10] Unter seinen poetischen Werken ist
das Gedicht auf die
französische Revolution: »Oromasia«, in zwölf
Gesängen, am berühmtesten geworden. Eine Sammlung seiner
Poesien erschien in 3
Bänden (Par. 1799 bis 1801; neue Aufl., Lond.
1816).
die »Untersuchungen über
Christ.
Kolumbus« (das. 1818) und
die »Istoria d'Italia« (das.
1816-1823, 19 Bde.). Er hat außer vielen Abhandlungen über 80 größere
und kleinere selbständige Werke verfaßt, darunter auch einen
Band
[* 16]
Trauerspiele
(Turin 1805) und einige
Lustspiele.
(auch bosselieren, bosseln, v. franz. bosse,
»Buckel, rundliche
Erhöhung«),
die
Kunst, einem weichen
Stoff durch Bearbeiten mit einfachen
Werkzeugen irgend eine
zweckdienliche oder künstlerische Form zu geben. Sie wird hauptsächlich angewandt, um
Modelle für die Bildhauerei, die
Keramik
[* 17] und für den Metallguß darzustellen, oder auch, um Gegenstände
(Bosse, Rondebosse) zu formen, welche unmittelbar
selbst als
Verzierung oder zu anderm Behuf benutzt werden können. Zum Bossieren benutzt man Bossierwachs, eine beliebig
gefärbte Mischung von
Wachs mit
Terpentin,
Talg,
Baumöl etc., oder
Thon mit einem Zusatz von
Glycerin.
Runde (nach allen Seiten
frei stehende) Gegenstände werden entweder ganz aus
Wachs gebildet, oder sie erhalten einen
Kern von
Holz;
[* 18] zu halb erhabenen
Arbeiten trägt man das
Wachs auf ein flaches
Brett oder eine andre Unterlage auf
und bearbeitet es mit hölzernen, eisernen oder beinernen
Griffeln (Bossiergriffeln, Bossierhölzern), d. h. Stäbchen, welche
an ihren
Enden spitzig, rund, schaufelförmig, gebogen oder sonstwie gestaltet sind. Das in
Thon geschieht auf dieselbe
Weise.
Die Gegenstände des Bossierens stehen während der
Arbeit auf dem drehbaren Bossierstuhl, so daß der
Künstler, ohne seinen Platz zu verlassen, die zu bearbeitende
Masse nach allen Seiten hin drehen kann.
absoluten Regierungssystem Ludwigs XIV. vollständig ergeben, verfaßte er 1682 die vier Artikel der gallikanischen Kirchenfreiheit
(s. Gallikan. Kirche). Mit gleicher Entschiedenheit vertrat er aber die Einheit derLehre
[* 22] und die Interessen des Papstes den Jansenisten,
Quietisten (s. Fénelon und Guyon) und den Protestanten gegenüber. Auch wirkte er zur Aufhebung des Edikts
von Nantes
[* 23] mit. Er starb Seine zahlreichen Schriften haben ihm den Namen des letzten französischen Kirchenvaters
erworben.
Als geistlicher Redner entfaltete er den höchsten Glanz in seinen Leichenreden, die unter dem Titel: »Sermons et oraisons funèbres«
bis heute in zahllosen Ausgaben erschienen. Sein »Discours sur l'histoire universelle jusqu'à l'empire
de Charlemagne« (1681) ist der erste Versuch einer philosophischen Behandlung der Geschichte vom spezifisch katholisch-religiösen
Gesichtspunkt aus. Seine »Exposition de la doctrine de l'Église catholique sur les matières de controverse« (1671) und seine
»Histoire des variations des Églises protestantes« (1688, 2 Bde.; neue Ausg.
1844) sind Tendenzschriften, durch welche die Protestanten gewonnen werden sollten (s. Union).
Eine lange Reihe theologischer Schriften veranlaßten die Unterhandlungen des BischofsSpinola (s. d.) von Wiener-Neustadt mit
dem hannöverschen Abt von Lokkum, Gerh. WalterMolanus (s. d.), über eine Vereinigung der Protestanten und Katholiken, in welche
Bossuet aus des erstern Ansuchen sich eingemischt hat. Auch HugoGrotius und RichardSimon waren Zielpunkte seiner
Polemik. Die neueste Ausgabe seiner Schriften erschien Paris 1859-65 in 30 Bänden; »Œuvres inédites« veröffentlichte Ménard
(das. 1883, 2 Bde.). Das Leben Bossuets vom Kardinal Bausset wurde vonMich. Feder (Sulzb. 1820-21, 3 Bde.)
ins Deutsche
[* 24] übersetzt. Eine neuere Biographie schrieb Réaume (Par. 1869 bis 1870, 3 Bde.).
Bossuets pädagogische Bedeutung würdigte Floquet ( Bossuet, précepteur du Dauphin et évêque à la cour«, Par. 1864).
Vgl. auch
Tabaraud, Supplément aux histoires de et Fénelon (Par. 1822);
Libouroux, Controverse entre et Fénelon (das. 1876);
(spr. -ssüh),Charles, Mathematiker, geb. zu Tartaras bei Lyon,
[* 25] widmete sich anfangs der Theologie
und erhielt den TitelAbbé, ging aber dann nach Paris, wo Clairaut und d'Alembert ihn in seinen Studien förderten, und wurde 1752 Professor
der Mathematik zu Mézières. Durch die Revolution seiner Stelle beraubt, schrieb er in der Zurückgezogenheit
seinen sehr verbreiteten »Essai sur l'histoire générale des mathématiques«
(2. Aufl., Par. 1810, 2 Bde.;
deutsch, Hamb. 1804, 2 Bde.), wurde
unter dem Kaiserreich Professor der Pariser polytechnischen Schule, Mitglied des französischen Nationalinstituts und starb in
Paris. Bossuts sehr umfassende wissenschaftliche Wirksamkeit hatte ihren Brennpunkt in der Experimentalhydrodynamik,
welche er nachhaltig förderte; vgl. seine »Recherches sur la construction la plus avantageuse des digues« (Par. 1764; deutsch
von Kröncke, Frankf. 1798). Auch gab er Pascals Werke heraus (1779, 5 Bde.),
denen er 1781 den »Discours sur la vie et les
œuvres de Pascal« folgen ließ.
(persisch-türk.), die Gartenwache des Sultans, von Soliman I. zum persönlichen Dienst und zur Sicherheit
des Sultans errichtet.
Ihr Kommandant, der Bostandschi-Baschi, der das Steuer der kaiserlichen Barke führte, war zugleich Hafen-
und Kanalinspektor, Polizeichef der Hauptstadt und Oberaufseher der kaiserlichen Schlösser.
[* 29] ein zur Zeit des amerikanischen Freiheitskampfes erfundenes Kartenspiel. Es wird mit Whistkarte unter vier
Personen gespielt; eine zweite Karte dient zum Farbemachen. Das aufgedeckte Blatt
[* 30] gibt die beste Farbe an. Ist es z. B. rot,
so ist die andre rote Farbe die zweitbeste, und die beiden schwarzen stehen in dritter Reihe. Der Wert derKarten ist der natürliche, und die vier höchsten Blätter werden als Honneurs bezahlt, wie im Whist. Jeder erhält 13 Blätter
in zwei oder drei Würfen.
Die Vorhand meldet nun, wieviel Stiche sie zu machen glaubt, wobei fünf (Boston) das Niedrigste ist. Die
Farbe, in der sie spielen will, sagt sie aber erst dann an, wenn ihr das Spiel gelassen ist. Die Hinterhand kann entweder mit
gleicher Stichzahl in höherer Farbe oder mit größerer Stichzahl überbieten. Spielt man, wie es meist der Fall ist, allein,
so muß man es gleich melden, widrigenfalls man nicht mehr das Recht hat, einen andern, welcher »Whist«
sagt, d. h. sich zum Gehilfen anbietet, zurückzuweisen.
Alles dies sind Spiele, wo es darauf ankommt, keinen Stich zu machen. Bei PetiteMisère legt der Spieler eine Karte weg, bei Misère
troquante vertauscht er eine aus der Hand,
[* 32] bei Misère à quatre as zeigt er vier As auf und braucht dann nur
die drei letzten Stiche zu bedienen; bei Révolution decken alle vier die Karten auf, und drei beraten sich, wie dem Spieler
ein Stich beizubringen sei. Es erhellt, daß Misère à quatre das am leichtesten zu gewinnen ist. Noch wird im Fall, daß alle
vier gepaßt haben, Misère générale gespielt, wobei derjenige verliert, der die meisten Stiche bekommt.
Der Kartengeber setzt stets vier MarkenStamm; hinzugerechnet wird ein Block, den man verschieden (meistens wohl 12 oder 24)
spielt. Wer ein Spiel gewinnt, zieht Block und Stamm und setzt 2 für den Rock (Rocambole) ab. Wer ein Spiel verliert, zahlt Bete.
Der Rock geht nach dem dritten gewonnenen Spiel, und es setzt zu ihm ein jeder einen Block von 12 als Extra-Bete.
Wer auf den Rock gewinnt, zieht (außer der Bezahlung für sein Spiel) alles ein, was im Pot steht; wer darauf verliert, setzt
doppeltes Bête und zwar 1) die viermal 12, welche für den Rock zu zahlen sind, 2) die 10, welche den
Rock bilden, 3) die vier für den Stamm und 4) etwa gesetzte Passer, also mindestens 62. Auf den Rock darf man nicht allein spielen,
sobald sich ein
¶
mehr
»Whist« meldet. Auch müssen auf den Rock mindestens 6 Stiche in der besten Farbe oder 7 in einer andern gemeldet werden.
[* 29] (spr. bost'n), 1) alte Stadt in Lincolnshire (England), 8 km oberhalb der Mündung des Witham in das Wash, mit
vielen Kirchen, darunter die von St. Botolph mit 85 m hohem Turm,
[* 34] ein gotischer Prachtbau, und (1881) 14,932
Einw. Die Industrie liefert landwirtschaftliche Geräte, Ölkuchen, Federn und Tabak.
[* 35] Schiffe
[* 36] von 400 Ton. gelangen mit der Flut
bis zur Stadt, und der Handel mit dem Norden
[* 37] Englands sowohl als mit Holland ist von einiger Bedeutung. Auch der Fischfang wird
emsig betrieben. Doch war Boston früher bedeutender. Schon die Römer
[* 38] hatten hier ein Castrum, und im Mittelalter,
namentlich im 11. Jahrh., konkurrierte die Stadt mit London
[* 39] (jetzt nur 59 Schiffe von 2997 Ton.). Die Hanseaten hatten damals
hier einen Kaufhof.
2) Hauptstadt des nordamerikan. StaatsMassachusetts, eine der größten, ältesten Städte und wichtigsten
Handelshafen der Union, liegt im Innern der Massachusettsbai, nordöstlich von New York, größtenteils auf einer 5 km langen
und 1, 6 km breiten Halbinsel, welche ehedem nur durch eine schmale Landzunge(BostonNeck) mit dem Festland verbunden war, die
durch Ausfüllung zu beiden Seiten jetzt zur Breite
[* 40] der Halbinsel herangewachsen ist (s. Plan). Nordwestlich
von der Halbinsel fließt der breite CharlesRiver, Boston von Cambridge und Charlestown trennend; südwestlich davon drängt sich
die Südbai, ein Teil des Hafens, in die Stadt ein.
Das ganze Terrain der Stadt ist uneben. Aus der Halbinsel selbst erheben sich drei Hügel (daher der alte Name Tremont), von
denen Beacon Hill 45 m hoch ist. Im S. liegen die malerischen Dorchester Heights (40 m) und ParkerHill in Roxbury (70 m). Der
alte Teil der Stadt, ursprünglich ohne System angelegt und dem Terrain angepaßt, hat viele enge und krumme Straßen und hat
auch nach dem großen Brand 1872, der 800 Häuser in Asche legte, seinen Charakter bewahrt. In den neuern
Stadtteilen sind indes die Straßen breit und gerade.
Washingtonstreet ist Hauptverkehrsader für den Kleinhandel, Statestreet ist Sitz der großen Banken, Pearlstreet der Schuh-
und Stiefelhändler, während die 82 m breite, in der Mitte mit Bäumen besetzte Commonwealth Avenue eine
der schönsten Straßen der Stadt ist. Im eigentlichen Herzen der Stadt liegen die ehemalige Gemeindewiese (Boston Common), jetzt
reizender Park, und die öffentlichen Gärten, zusammen 28 Hektar groß. Hier stehen ein Kriegerdenkmal, Th. Balls Reiterstatue
Washingtons, StorysStatue E. Everetts und ein Denkmal zur Verherrlichung der Entdeckung der anästhetischen
Eigenschaften des Äthers.
zahlreichen Kirchen der Stadt ist die protestantisch-bischöfliche Christuskirche (1722 erbaut) die älteste, die katholische
Kathedrale, ein gewaltiger gotischer Bau mit 97,5 m hohem Turm, seit 1867 errichtet, die schönste. Die öffentlichen Gebäude
sind meist aus Granit ausgeführt. Unter ihnen ragen hervor: das Staatenhaus (StateHouse), 1798 vollendet, mit vergoldeter
Kuppel, unter der ChantreysStatueWashingtons steht, während BildsäulenDan. Websters und Horace Manns vor
dem Gebäude aufgestellt sind; die neue CityHall,
[* 45] 1865 vollendet, mit einer StatueFranklins vor derselben; das großartige
Postamt und das 1837-49 erbaute Zollamt.
Die Bevölkerung,
[* 48] welche 1790: 18,038, 1850: 136,881 betrug, belief sich 1880 auf 362,839 Seelen, einschließlich
von 7396 Deutschen und 64,793 Iren. In religiöser Beziehung teilt sich diese Bevölkerung, wie auch sonst in Amerika, in zahlreiche
Gemeinden der verschiedensten Richtung, unter denen die freien religiösen Anschauungen huldigenden Unitarier eine hervorragende
Stelle einnehmen. Boston war seines Reichtums wegen von jeher berühmt und verdankt denselben vorzugsweise
seinem Handel, wofür es durch seine Lage an einem vorzüglichen Hafen, den Kanäle und Eisenbahnen mit allen Teilen des gewerbthätigen
Neuengland in Verbindung setzen, vorzüglich begünstigt ist.
Seine Handelsbewegung mit dem Ausland hat sich seit 1868 mehr als verdoppelt und betrug 1883-84 für die Einfuhr 65,865,551
Doll. (davon deutsch 1,999,727 Doll.), für die Ausfuhr 63,497,829 Doll. Regelmäßige Dampferlinien verbinden
Boston mit Liverpool,
[* 49] Antwerpen,
[* 50] New York und andern Häfen Amerikas, und die Handelsverbindungen der Bostoner Kaufleute erstrecken
sich bis nach Rußland und Ostindien.
[* 51] Vom Ausland liefen 3018 Schiffe von 1,416,231 Ton. ein, dorthin gingen 2850 Schiffe von
1,305,172 T.; die Küstenschiffahrt ist fast ebenso bedeutend.
Zum Hafen gehörten 898 Fahrzeuge von 270,159 T. Zur Ausfuhr gelangen namentlich Manufakturwaren, Fleischwaren, Fische,
[* 52] Mehl,
[* 53] Vieh und Eis.
[* 54] Auch in Bezug auf Industrie behauptet Boston einen hervorragenden Rang. In seinen 3521 gewerblichen Anstalten waren
1880: 113,626 Arbeiter beschäftigt. Es bestehen namentlich Kleider- und Stiefelfabriken, Gießereien und
Maschinenbaustätten, Druckereien, Schlächtereien, Zuckersiedereien, Teppichfabriken, Gerbereien, Brauereien, Orgel- und Pianofabriken,
Gummifabriken u. dgl. In der Umgegend leuchten
zahlreiche Hochöfen, Eisen- und Stahlhütten.
Insgesamt schätzte man den Wert sämtlicher gewerblicher Produkte auf fast 123,4 Mill. Doll. Zahlreich sind die Wohlthätigkeitsanstalten.
Neben drei größern Krankenhäusern findet man eine 1831 gegründete Blindenschule (Perkin's Institution),
eine Taubstummenanstalt, eine Anstalt für Blödsinnige, ein Irrenhaus und eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher,
beide letztere auf DeerIsland im Hafen gelegen. Boston betrachtet sich nicht mit Unrecht als Sitz der Intelligenz in der Neuen Welt,
wenn es auch keinen Anspruch darauf macht, wie Spötter wollen, die »Nabe des Weltalls« (hub of the universe)
zu sein.
Seine Einwohner sind in der That feiner gebildet und von größerer geistiger Regsamkeit als die der Mehrzahl amerikanischer
Städte. Das städtische Schulwesen ist vorzüglich geregelt, und in der nahen Harvard University (s. d.) und in seinen eignen
zahlreichen Vereinen und Anstalten besitzt die Stadt zahlreiche Mittelpunkte anregenden geistigen Verkehrs.
Die medizinische Fakultät der Harvard-Universität hat in Boston ihren Sitz, und außerdem besteht die methodistische Boston-Universität
(1869 von I. ^[Isaac ] Rice ^[richtig: Rich] mit 2 Mill. Doll. gegründet) mit Schulen für Rechtspflege, Gottesgelahrtheit und
Musik.
Boston wurde 1630, wo sich John Winthrop mit seinen Genossen hier niederließ, gegründet und zuerst nach drei kleinen Erhebungen
Tremont oder Trimountain benannt, ein Name, der von Dichtern und Rednern noch jetzt zuweilen gebraucht wird, erhielt
aber später zu Ehren eines aus in England eingewanderten Geistlichen seine jetzige Bezeichnung; der indianische Name der Halbinsel
war Shawmut. Historisch ist Boston vornehmlich dadurch berühmt, daß in ihm die amerikanische Revolution zum Ausbruch kam.
Schon stießen Bürger und Soldaten zusammen (Boston Massacre), dann ereignete sich 1773 der bekannte
»Bostoner Theesturm« (tea-riot). Am ward die Schlacht von Bunker Hill geschlagen, zu deren Gedächtnisman in der
Vorstadt Charlestown ein Monument, gleichsam das Wahrzeichen von Boston, errichtete. Endlich im März 1776 wurden die britischen
Truppen durch die auf den Höhen von Dorchester aufgestellten Batterien gezwungen, Boston zu verlassen, und die
Amerikaner besetzten die Stadt. JohnHancock, der zuerst die Unabhängigkeitserklärung unterschrieb, war ein Bürger von und
BenjaminFranklin war hier geboren. Am war hier vor dem Hafen ein Seegefecht, worin die Briten eine Unionsfregatte
eroberten. Auch in der Antisklavereibewegung standen Bostoner Bürger immer voran. 1869 wurde in Boston (15.-19.
Juni) das »Friedensjubiläum« gefeiert, und Ende 1882 fand eine größere
internationale Industrieausstellung statt.
Vgl. Shurtleff, Description of Boston (2. Aufl., Boston 1875);
1) James, engl. Schriftsteller, geb. zu
Edinburg,
[* 60] war von seinem Vater, Richter am schottischen Obertribunal, für den Advokatenstand bestimmt, studierte anfangs in
Edinburg und Glasgow,
[* 61] begab sich dann nach London, wo er 1763 mit SamuelJohnson bekannt wurde, und hierauf nach Holland, um zu
Utrecht
[* 62] seine Studien fortzusetzen. Im J. 1764 unternahm er eine Reise durch Deutschland,
[* 63] die Schweiz
[* 64] und
Italien, auf der er auch Corsica
[* 65] besuchte, um den von ihm glühend verehrten Paoli kennen zu lernen, und veröffentlichte nach
seiner Rückkehr einen »Account of Corsica« (Glasg. 1768; neue Ausgabe in »Boswell's correspondence with the Hon. Andrew Erskine«,
Lond. 1879), der auch ins Deutsche (Leipz. 1769)
und in mehrere andre Sprachen übersetzt wurde.
Nach seiner Verheiratung ließ sich Boswell zu London nieder, wo er 1773 in den von Johnson errichteten litterarischen Klub trat.
Er begleitete Johnson auf seiner Reise nach Schottland und den Hebriden, deren Beschreibung das »Journal of a tour to the
Hebrides with Johnson« (Lond. 1774, neue Ausg. 1860; deutsch, Lübeck
[* 66] 1786) enthält, und beschäftigte sich seit dem Tod seines
berühmten Freundes (1784) mit der Abfassung einer Biographie desselben. Dies »Life of SamuelJohnson« (zuerst Lond. 1791, 2 Bde.;
oft aufgelegt; beste Ausg. von Croker, das. 1876; deutsch, Königsb. 1797) ist
voll von Bewunderung für den Helden und überliefert viel Unverbürgtes neben brauchbaren litterarischen Daten und charakteristischen
Einzelheiten. Seine »Letters to W. J. ^[WilliamJohnson] Temple« erschienen zu London 1856. Er starb
2) SirAlexander, engl. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 1775,
ward 1821 Baronet und starb infolge eines Duells, zu welchem er durch einige beißende Pamphlete Veranlassung
gegeben, Seine im Volkston gehaltenen schottischen Lieder zeichnen sich durch Popularität und derben Humor aus
und erschienen gesammelt in den »Songs chiefly in the Scottish dialect«
(Edinb. 1803). Sein »Edinburgh, or the ancient royalty« (Edinb.
1810) ist ein schottisches Sittengemälde in dialogischer Form; hierauf erschien »ClanAlpin's Vow« (das. 1811). Er gab auch
mehrere Denkmäler der ältern Litteratur seines Vaterlandes heraus, z. B. die Ballade »Spirit of Tintor« (Edinb. 1803)
u. a. Eine Gesamtausgabe seiner »Poetical works«
besorgte Smith (Lond. 1873). - Sein jüngerer Bruder, James Boswell, geb. 1779, gab
Malones Shakespeare neu heraus
(Lond. 1821, 21 Bde.) und wirkte litterarisch
als Mitglied des Roxburghe Club; starb 1822.
Boswellia Carterii
Birdw.
(Boswellia sacra Flück.),
kleiner Baum mit weichhaarigen oder filzigen Zweigen, wellig gekerbten, beiderseits weichhaarigen Fiederblättchen und einfachen
Blütentrauben, wächst in den Gebirgen der Somalküste und in den Gebirgen von Hadramaut und liefert Weihrauch.
Dieser stammt aber auch von Boswellia Bhau-Dajiana Birdw.
in den Gebirgen der Somalküste und von Boswellia neglecta Le
[* 68] Moore im Ahlgebirge des nördlichen Somallandes.
Boswellia papyriferaHochst.
(Boswellia floribundaRoyle), ein starker Baum mit brauner, in dünnen, festen Blättern leicht abziehbarer Rinde und rispenartigen
Blütenständen, rutenförmigen, wenig beblätterten Zweigen, wächst in Nordostafrika von der Somalküste
bis Kordofan, bisweilen mit Mimosen ganze Wälder bildend, und liefert ein ätherisches Öl enthaltendes Harz.
Boswellia glabraRoxb.,
ein hoher, starker Baum auf den Molukken, dessen hartes Holz oft zu Masten gebraucht wird, schwitzt ein sehr wohlriechendes Harz
aus, welches als Weihrauch, Pech, auch zu Fackeln und zum Ausfüllen indischer Goldwaren angewendet wird.
Boswellia serrataRoxb., ein großer Baum in Ostindien, mit spitz-ovalen, gezahnten und flaumigen Blättern und einfachen Achseltrauben,
liefert ein aromatisches Harz, welches in Indien unsern Weihrauch ersetzt, aber nicht in den europäischen Handel gelangt.
»Description of Europe and
the voyage of Ohthere and Wulfstan«, angelsächsisch mit englischer Übersetzung (1855);
»The Gospels
in Gothic of 360 and in Anglo-Saxon of 995« (mit Wiclefs und Tyndales englischer Übersetzung, 2. Aufl.
¶
mehr
1873) u. a. Die von Bosworth begonnene Neubearbeitung seines großen angelsächsischen
Wörterbuchs, nach seinem Tod von der UniversitätOxford fortgesetzt, erschien 1882.
1) Die Morphologie der Pflanzen oder Organologie ist die Lehre von der Entwickelung, von der Gestalt und vom innern Bau derGlieder
[* 79] des Pflanzenkörpers, ohne Rücksicht auf die Funktionen, welche diese im Lebensprozeß der Pflanze verrichten.
Ist sie vorzugsweise auf die äußern Formen der Pflanzenglieder gerichtet, so heißt sie Morphologie der äußern Gliederung.
Sie zeigt, daß das Pflanzenreich nur wenige Grundorgane, nämlich Wurzel,
[* 80] Kaulom, Phyllom und Trichom (s. d.), besitzt, die,
nur in der Art und Zahl ihrer Gruppierung, in der zeitlichen Folge ihrer Entwickelung und in untergeordneten
Gestaltsverhältnissen variierend, die verschiedenartigen Formen der ganzen Pflanze bedingen; sie findet, daß ein und dasselbe
Grundorgan je nach der Lebensweise der Pflanze und den daraus entspringenden Anpassungsbedürfnissen auch sehr verschiedenartige
Organisation annehmen kann, die es geschickt macht, hier diesem, dort jenem Zweck im Leben der Pflanze zu
dienen. So gelangt sie zu dem Resultat, daß es den morphologischen Charakter eines Pflanzengliedes durchaus nicht berührt,
ob dasselbe zu diesem oder jenem physiologischen Organ eingerichtet ist.
Eine thatsächliche Scheidung beider Gebiete wird gegenwärtig immer unthunlicher, indem zur morphologischen Begriffsbestimmung
der Pflanzenteile oft ein Einblick in die anatomische Struktur derselben unerläßlich ist. Die Betrachtung des Entwickelungsganges,
sowohl der äußern Formen als auch des innern Baues, pflegt man die Entwickelungsgeschichte
[* 81] zu nennen.
Aus dem Gesagten erhellt jedoch, daß letztere nur ein integrierender Teil der Morphologie der Pflanzen ist.
Auch mit der Frage nach der Molekularstruktur der Bestandteile der Pflanzenzelle und nach den molekularen
Prozessen, die in denselben stattfinden, hat sich die Pflanzenphysiologie, soweit es die Leistungsfähigkeit der in der neuern
Zeit vielfach vervollkommten physikalischen Untersuchungsmethoden gestattet, zu beschäftigen, um auch von dieser Seite her
Licht
[* 83] in die Natur des Pflanzenlebens zu bringen. Alle diese Fragen pflegt man, insofern ihre Erforschung die Anstellung von
Experimenten erheischt, unter der Bezeichnung Experimentalphysiologie zusammenzufassen, während die Schilderung der
Lebenserscheinungen als solcher in ihren allgemeinen und je nach den Arten eigentümlichen Formen und in ihrer periodischen
Aufeinanderfolge an der einzelnen Pflanze, die auf bloßer, vielfach allerdings auch mikroskopischer Beobachtung beruht, als
die Biologie der Pflanzen bezeichnet wird. - Die Pflanzenchemie, welche von den Grundstoffen der Pflanzen
und deren verschiedenen Verbindungen handelt, die in den einzelnen Teilen der Pflanzen angetroffen werden, ist eher ein Teil
der Chemie als der Botanik, zumal da ihre wichtigsten Thatsachen schon in der Lehre von der Ernährung der Pflanzen, also in einem
Abschnitt der Physiologie, zur Sprache
[* 84] kommen.
Die durch abnorme Ursachen herbeigeführten, von der gewöhnlichen Art abweichenden Lebenserscheinungen, die Krankheiten der
Pflanzen, sind der Gegenstand einer eignen an die Physiologie sich anschließenden Disziplin, der Pflanzenpathologie (Phytopathologie),
welche nicht bloß eine Beschreibung derselben zu geben, sondern auch ihre Ursachen zu erörtern hat. Unter Teratologie
der Pflanzen versteht man die Lehre von den Bildungsabweichungen. Diese behandelt man am besten im Anschluß an die Pathologie,
weil auch diese Erscheinungen die Folgen abnormer Einflüsse oder abnormer Kombinationenan sich normaler Einflüsse sind, obgleich
viele Thatsachen der Teratologie auch wichtige Beweismittel bei morphologischen Fragen geworden sind und daher
auch dort schon eine gewisse Berücksichtigung finden. Die bisher erörterten Disziplinen unterwerfen jede für ihre Zwecke
das Pflanzenreich im allgemeinen, ohne Berücksichtigung des Unterschiedes der einzelnen Arten, ihrer Betrachtung und suchen
das allen Arten oder einer Anzahl derselben Gemeinsame aus. Insofern machen sie zusammen die allgemeine Botanik aus. Im
Gegensatz hierzu hat
3) die spezielle (beschreibende oder deskriptive, systematische) Botanik, Pflanzenbeschreibung oder Phytographie, die Aufzählung,
Unterscheidung und Beschreibung der einzelnen Pflanzenarten zum Gegenstand. Sie hat es in erster Linie mit den Begriffen der
Gattung und Art überhaupt zu thun und daher auch die Frage zu prüfen, ob die existierenden Pflanzenarten
von ebenso vielen ursprünglichen Stammeltern sich herleiten, oder ob nach DarwinsLehre die Arten voneinander und in letzter
Linie von einer beschränkten Anzahl von Urtypen abstammen, welche im Lauf zahlloser Generationen und langer geologischer Perioden
durch die beiden der Pflanze¶