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häutigen und sehnigen Teile werden in Leim verwandelt.
Man trennt das Fett von der Leimlösung und dampft letztere zu einer zähen, fadenziehenden Masse ein, welche immer flüssig bleibt und nicht leicht fault.
häutigen und sehnigen Teile werden in Leim verwandelt.
Man trennt das Fett von der Leimlösung und dampft letztere zu einer zähen, fadenziehenden Masse ein, welche immer flüssig bleibt und nicht leicht fault.
Ruggero, ital. Gelehrter und Politiker, geb. zu Neapel, [* 2] gab bereits vor dem 20. Lebensjahr Übersetzungen des »Philebos« von Platon und der Abhandlung »Über das Schöne« von Plotinus heraus und nahm an den politischen Ereignissen der Jahre 1847-49 zu Neapel den lebhaftesten Anteil. Dann mit so vielen Gleichgesinnten gezwungen, nach Piemont zu flüchten, ließ er sich am Lago Maggiore nieder, wo er bis 1859 blieb, vorzugsweise mit philosophischen Studien beschäftigt, deren Frucht seine Übersetzung der »Metaphysik« des Aristoteles (Turin [* 3] 1857) und der Werke Platons war. Auch das wichtige Schriftchen »Lettere critiche sul perchè la letteratura italiana non è popolare in Italia« (3. Aufl., Mail. 1873) entstand damals.
Einen Lehrstuhl der Philosophie an der Universität Pavia, den ihm 1859 die österreichische Regierung hatte antragen lassen, schlug er aus, nahm ihn aber später von der italienischen Regierung an, trat jedoch schon 1860 zurück und übernahm 1864 die Professur der griechischen Sprache [* 4] an der Turiner Universität, ward 1865 Professor der lateinischen Litteratur am Institut zu Florenz, [* 5] später Professor der alten Geschichte an der neugegründeten Akademie zu Mailand [* 6] und 1870 an der Universität zu Rom. [* 7]
Seit 1860 Mitglied des Parlaments, schloß er sich der altliberalen Partei an und trat als Unterrichtsminister in das Ministerium Minghetti ein, durch dessen Sturz (März 1876) seine Bemühungen, das italienische Unterrichtswesen zu reformieren, leider zu früh unterbrochen wurden. Seit 1867 leitete er die Mailänder Zeitschrift »La Perseveranza«, seit 1872 die »Unità Nazionale« von Neapel, und 1881 begründete er die Zeitschrift »La Cultura«. Zahlreiche Aufsätze (darunter eine Zeitlang die politischen Monatsberichte) lieferte er für die »Nuova Antologia«.
Von seinen Schriften sind bemerkenswert: »La vita e i tempi di Valentino Pasini« (Flor. 1867);
»Storia della finanza italiana 1864-68« (das. 1868);
»Frati, papi e re; discussioni tre« (Neapel 1873);
»Discorsi e saggi sulla pubblica istruzione« (1877, 2 Bde.);
»Pio IX e il papa futuro« (1877; deutsch, Wien [* 8] 1878);
»Leone XIII e l'Italia« (1878);
»Ritratti contemporanei: Cavour, Bismarck, Thiers« (1878);
»Disraeli e Gladstone« (1882);
»Il congresso di Berlino« (1878);
»La storia antica in Oriente e in Grecia« (1879);
»Horae subsecivae« (1883);
»Storia di Roma« [* 9] (1884, Bd. 1);
»Arnoldo da Brescia« (1884);
»Opere di Platone« (Übersetzung und Kommentar, 1880-85, 5 Bde.) u. a.
Negerstamm, s. Dor. ^[= ein Negervolk in Innerafrika zwischen den Zuflüssen des Dembo im NW. und des Dschur ...]
gré, mal gré (franz.), gern oder ungern, wohl oder übel, s. v. w. nolens volens.
(spr. -hamm), Insel, s. Jaluit. ^[= (spr. dschalut), die größte und wichtigste der Marshallinseln in der Südsee, zur Ralikkette ...]
(Bänhase, Beenhase, in Süddeutschland auch Bühnhase), in der Handwerkssprache, besonders bei den Schneidern, ehedem derjenige, welcher ein Handwerk trieb, ohne es zünftig erlernt und das Meisterrecht erlangt zu haben, und daher aus Furcht, ertappt zu werden, heimlich aus dem Hausboden (niederdeutsch Bön) arbeitete, wie ein gejagter Hase [* 10] auf den Boden flüchten muß;
also s. v. w. Pfuscher;
in Handelsstädten auch ein Makler, der nicht als solcher verpflichtet war.
(franz., spr. bonör), Glück, Glückszufall.
(spr. bonör), Rosa, franz. Malerin, geb. zu Bordeaux, [* 11] machte zuerst 1841 mit zwei kleinen Tierstücken in ihrer Vaterstadt Aufsehen. Ihr Ruf stieg durch das Bild: die Rinderherde, welches im Pariser Salon von 1848 zur Ausstellung kam. Bedeutender war das Bild des folgenden Jahrs: die pflügenden Ochsen (jetzt im Luxembourg). Der Pferdemarkt war 1853 das Hauptbild des Salons (Nationalgalerie in London). [* 12] Die Heuernte (im Luxembourg) 1855 nähert sich mehr der Landschaft, welche sie später auf ihren Bildern starker hervortreten ließ.
Freilich ist das Landschaftliche nicht ihre Stärke, [* 13] und manche ihrer spätern Bilder, je mehr sie an Flächengehalt wachsen, verlieren an Energie und Leben. Ihre Meisterschaft zeigt sich am besten in der einzelnen Tierfigur, und diese Seite ihrer Kunst hat sie durch tüchtiges Studium zu hoher Vollkommenheit durchgebildet. Daß der Nachdruck hier aus dem Realistischen der Erscheinung, der ungeschminkten und von jeder Realisierung fernen Naturwahrheit ruht, muß besonders betont werden. Linienschönheit und die Poesie des Tierlebens sucht man vergebens, und auch an echt koloristischer Auffassung können sich ihre Gemälde nicht mit denen Troyons messen. Die Künstlerin bevorzugt stets die schweren bäuerlichen Rassen, was ihren Werken einen hervorragend männlichen Charakter verleiht. Ihre Bilder sind besonders in England geschätzt.
Vgl. Laruelle, Rosa Bonheur, sa vie, ses œuvres (Par. 1885). -
Ihr Bruder Auguste Bonheur (1824-84), eigentlich Landschafter, hat auch einzelne Tierstücke gemalt; seine Tiere aber sind glatt und charakterlos, während er im Landschaftlichen der Schwester überlegen war.
Stadt in Schottland, s. Dumbarton. ^[= Hauptstadt der nach ihr benannten schott. Grafschaft, einstmals Hauptstadt des Königreichs ...]
(franz., spr. bonnomih), Gutmütigkeit, Biederkeit;
Bonhomme (spr. bonomm), gutherziger Mensch, Biedermann (auch im spöttischen Sinn).
(Bone), unter Oberhoheit der Niederländer stehendes Fürstentum auf der Insel Celebes, an der Bai von Boni, nimmt den mittlern Teil der Ostküste der südlichen Halbinsel ein und wird von etwa 200,000 Bugisen bewohnt, einem tapfern und freiheitliebenden, aber auch rachsüchtigen und leicht erregbaren Volk, das Handel und Schiffahrt, gelegentlich auch Seeräuberei treibt. Wie anderwärts auf Celebes, wird auch in Boni die weibliche Erbfolge bevorzugt (gegenwärtige Fürstin seit 1872: Fatima Banvi Aru Timurung).
Empörungsversuche der Bewohner gegen die Oberherrschaft der Niederländer 1858 und 1859 hatten Expeditionen der letztern gegen Boni zur Folge, die mit der Eroberung der Hauptstadt und Absetzung der regierenden Fürstin endeten, worauf die niederländische Regierung einen neuen Fürsten ausstellte, der durch Vertrag vom die Souveränität der Niederlande [* 14] über Boni von neuem anerkannte. Die Stadt Boni liegt in fruchtbarer Umgebung etwa 4 km vom Meer; das Dorf Badschoa an der Küste ist der Mittelpunkt des Verkehrs.
(spr. -fätscho), Stadt auf der Südspitze der Insel Corsica, [* 15] an der Bonifaciusstraße (s. d.), Arrondissement Sartène, Kriegsplatz dritter Klasse, auf einem 60 m hohen Kalkfelsen gelegen, mit alten Befestigungen, mehreren Kirchen, einem tiefen und sichern Hafen mit Leuchtturm, (1876) 3166 Einw., Schiffahrt, Fisch-, Austern- und Korallenfang.
1) neben Aetius der letzte große Heerführer des weströmischen Reichs, ward nach vielen Kriegsthaten 422 Befehlshaber der römischen Truppen in Afrika, [* 16] wo er durch Gerechtigkeit und Eifer für das Christentum die Freundschaft des ¶
Kirchenvaters Augustinus gewann. Von seinem Nebenbuhler Aetius beim kaiserlichen Hof [* 18] zu Ravenna verdächtigt, rief er 429, um sich zu behaupten, die Vandalen unter Genserich aus Spanien [* 19] nach Afrika, welche aber sich selbst in den Besitz Afrikas setzten. Bonifacius wollte sie nun vertreiben (430), ward aber von ihnen geschlagen, in Hippo Regius belagert und entkam nur mit Not nach Italien. [* 20] Wieder ausgesöhnt mit dem kaiserlichen Hof, erhielt er von der Kaiserin Placidia, die im Namen ihres Sohns Valentinian III. regierte, aufs neue die Würde eines Patriziers und Oberbefehlshabers des römischen Heers. Im Kampf mit seinem Nebenbuhler Aetius wurde Bonifacius tödlich verwundet und starb 432.
2) Bonifacius der Heilige, Apostel der Deutschen, eigentlich Winfried, geboren um 680 zu Kirton in Devonshire im südwestlichen England aus edlem angelsächsischen Geschlecht und in den Benediktinerklöstern zu Exeter und Nhutscelle erzogen, widmete sein Leben dem Missionsberuf. Nach einem ersten vergeblichen Versuch, das Evangelium in Friesland zu verkündigen (716), begab er sich 718 nach Rom, wo er seinen lateinischen Namen (eigentlich Bonifatius, von boni fati) annahm, ward von Papst Gregor II. als Missionär für Deutsch land autorisiert und wirkte zunächst in Thüringen und Bayern, [* 21] dann von neuem in Friesland in Gemeinschaft mit Willebrord, seit 722 in Hessen, [* 22] wo er die Klöster Amöneburg u. Fritzlar gründete.
Bei einer zweiten Anwesenheit in Rom 723. zum Bischof geweiht, setzte er sich das Ziel, Deutschland [* 23] nicht bloß dem Christentum, sondern auch zugleich mit dem fränkischen Reich der römischen Hierarchie zu gewinnen. Wenig begünstigt von Karl Martell und Pippin dem Kleinen trotz päpstlicher Empfehlungen, aber unterstützt von Karlmann in Austrasien, gelang es ihm endlich, nachdem auch seine Missionswirksamkeit durch die Fällung der Donnereiche bei Geismar einen neuen Aufschwung genommen und der Papst ihn 732 zum Erzbischof ernannt hatte, in Bayern die Bistümer Passau, [* 24] Freising [* 25] und Regensburg [* 26] zu stiften, Salzburg [* 27] wiederherzustellen und in Ostfranken die Bistümer Erfurt, [* 28] Würzburg, [* 29] Buraburg und Eichstätt [* 30] zu errichten.
Auf verschiedenen Synoden wurden dann die Grundzüge römisch-katholischer kirchlicher Ordnung festgestellt und widerstrebende Elemente überwältigt und ausgestoßen, wie denn überhaupt seine Thätigkeit weniger der Ausbreitung des Christentums in Deutschland als der Romanisierung der fränkischen Kirche gegolten hat. Bei einer dritten Anwesenheit in Rom 739. ward er zum Legaten des römischen Stuhls in Deutschland ernannt. 747 wurde ihm als Erzbischof und Primas des fränkischen Reichs Mainz [* 31] als Sitz angewiesen. 754 übertrug er seine Würde seinem Freund Lullus, um noch eine Missionsreise nach Friesland zu machen, wurde aber am Fluß Borne bei Dockum von einer Schar heidnischer Friesen erschlagen (nach gewöhnlicher Annahme 5. Juni 755). Seine Gebeine wurden im Kloster Fulda, [* 32] seiner Lieblingsschöpfung (742), beigesetzt; 1842 wurde daselbst seine von Henschel gearbeitete Statue errichtet.
Ein Denkmal steht auch bei dem Dorf Altenbergen (s. d.) im Gothaischen. Bei der Säkularfeier seines Todes 1855 ward die Bedeutung seines Wirkens für die römisch-hierarchische Entwickelung der deutschen Kirche katholischerseits von neuem ins Licht [* 33] gestellt, und wiederholt hielten die deutschen Bischöfe ihre Versammlungen zu Fulda am Grab des Begründers des römisch-katholischen Episkopats in Deutschland. Bonifacius' Briefe wurden am besten herausgegeben von Giles (Lond. 1844, 2 Bde.) und von Jaffé in der »Bibliotheca rerum germanicarum«, Bd. 3 (Berl. 1866),
in deutscher Übersetzung von Külb (Regensb. 1859). Sein Leben beschrieb zuerst, bald nach dem Tode des Apostels, der Mainzer Priester Willibald: »Vita S. Bonifatii«, abgedruckt in Pertz' »Monumenta«. Bd. 2, und neuerdings herausgegeben von Jaffé (Berl. 1866), deutsch von Bonnell (das. 1856).
Vgl. Seiters, Bonifacius, der Apostel der Deutschen (Mainz 1845);
A. Werner, Bonifacius, der Apostel der Deutschen, und die Romanisierung von Mitteleuropa (Leipz. 1875);
O. Fischer, Bonifacius (das. 1881);
Ebrard, Bonifacius, der Zerstörer des Columbanischen Kirchentums auf dem Festland (Gütersloh 1882).
3) Bonifacius II., Markgraf von Montferrat, der dritte Sohn Wilhelms des ältern, Bruder des Grafen Konrad (gest. 1192), nahm teil an dem Kriege gegen Saladin und ward 1187 in der Schlacht bei Hittin gefangen, schloß sich 1202 dem vierten Kreuzzug an, zeichnete sich bei der Eroberung Konstantinopels 1203 aus, erhielt 1204 Makedonien und Thessalien unter dem Titel eines Königreichs Thessalonich und fiel 1207 im Kampf gegen die Bulgaren.
1) St. Bonifacius I., 418-422, sprach zuerst den Satz aus, daß der römische Bischof der oberste Bischof der Christenheit sei, und wurde kanonisiert; Tag: 25. Dezember. -
2) Bonifacius II., ein in Rom geborner Gote, regierte 530-532, erließ ein Gesetz, wonach der Papst seinen Nachfolger selbst wählen solle, widerrief es aber bald wieder. -
3) Bonifacius III., ein Römer, [* 34] vom Februar bis November 607 Papst, erhielt vom griechischen Kaiser Phokas den Titel eines »allgemeinen Bischofs der Christenheit«. -
4) Bonifacius IV. regierte 608-615. -
5) Bonifacius V. regierte 619-625. -
6) Bonifacius VI. war 896: 15 Tage Papst. -
7) Bonifacius VII. ward 974 als Gegenpapst gegen Benedikt VI. und Johannes XIV. ausgestellt, an deren Ermordung er beteiligt war, wurde 974 vertrieben und ging nach Konstantinopel, [* 35] von wo er 984 zurückkehrte, um den päpstlichen Stuhl einzunehmen; er starb 985. -
8) Bonifacius VIII., vorher Benedikt Gaetani, geboren in Anagni, ein rechtsgelehrter, geschäftskundiger Mann und päpstlicher Notar, seit 1281 Kardinal, ward 1294 nach Cölestins V. Rücktritt zum Papst gewählt. Sein Ziel war, die päpstliche Gewalt zur höchsten auf Erden zu erheben und sich nicht bloß die Kirche, sondern auch alle weltlichen Herrscher unterthan zu machen. Er verfolgte dasselbe mit leidenschaftlicher und rücksichtsloser Energie. Da die Kardinäle aus der Familie Colonna gegen seine Wahl Widerspruch erhoben hatten, vertrieb er das ganze Geschlecht der Colonna aus Rom. Er erlaubte sich in die Rechte der Fürsten und Völker die anmaßendsten Eingriffe.
Den neapolitanischen Prinzen Robert ernannte er zum König von Ungarn, [* 36] dem Herzog von Großpolen, Przemysl, erteilte er den Königstitel, den König Jakob von Aragonien belehnte er mit Corsica und Sardinien, [* 37] den Königen von Frankreich und England gebot er Frieden, die deutsche Krone erklärte er für ein päpstliches Lehen und war daher Gegner Kaiser Albrechts I., der dieselbe trug, ohne von ihm anerkannt worden zu sein. In der berüchtigten Bulle Unam sanctam vom trieb er die hierarchische Anmaßung aufs Äußerste, indem er den Papst für den Inhaber der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt und die Quelle [* 38] alles Rechts erklärte. Als er mit König Philipp IV. von Frankreich in Streit geraten war (1301), weil er in den Bullen Clericis laicos und Ausculta fili die Besteuerung des französischen Klerus verboten und Philipp vor seinen Richterstuhl gefordert hatte, ¶
und den Bann über diesen und das Interdikt über Frankreich verhängte (April und September 1303) sowie die französischen Unterthanen vom Eid lossprach, ließ Philipp die Bullen verbrennen, appellierte an ein allgemeines Konzil und an seine Reichsstände und ließ durch seinen Kanzler Nogaret und den vertriebenen Sciarra Colonna den Papst zu Anagni gefangen nehmen Zwar wurde Bonifacius durch das Volk zu Anagni befreit und gelangte nach Rom, starb aber, 80 Jahre alt, aus Kummer Bonifacius veranstaltete das erste römische Jubeljahr 1300 mit vollkommenem Ablaß auf das ganze Leben für alle Besucher Roms. Dante hat ihm als Simonisten seinen Platz in der Hölle angewiesen.
Vgl. Drumann, Geschichte Bonifacius' VIII. (Königsb. 1852, 2 Bde.);
»Registres de Boniface VIII« (hrsg. von Dicard u. a., Par. 1884 ff.). -
9) Bonifacius IX., vorher Peter Tomacelli, aus Neapel, ward, während Clemens VII. zu Avignon residierte, in Rom Nachfolger Urbans VI. Er trieb den unverschämtesten Wucher mit geistlichen Ämtern und Pfründen, Dispensationen und Ablässen und wandelte 1392 die Annaten in eine regelmäßige Steuer um. Dem jungen Wladislaw von Ungarn verhalf er zur Krone von Neapel und wirkte der Übermacht der Visconti in Mailand entgegen, ohne es aber zu großer politischer Bedeutung zu bringen. Um Wladislaw gegen Ludwig von Anjou zu schützen, mußte er einen großen Teil seines Gebiets an mächtige Herren in Lehen geben, bei welcher Gelegenheit Ferrara [* 40] an das Haus Este kam. 1391 und 1394 aus Rom vertrieben, kehrte er erst 1399 zurück. Er starb aus Zorn über die ihm von dem Avignoner Benedikt XIII. gemachten berechtigten Vorwürfe der Simonie.
s. Enkriniten. ^[= fossile Reste von Krinoideen (s. d.) oder Seelilien, einer Gruppe der Echinodermen. Das ganze ...]
(Straße von San Bonifacio, im Altertum Fretum Gallicum), die an der engsten Stelle 11 km breite Meerenge zwischen den Inseln Corsica und Sardinien.
Sie enthält zahlreiche Klippen [* 41] und ist wegen heftiger Strömung von O. nach W. gefährlich zu befahren, bietet aber dem Thunfischfang wie der Korallenfischerei ergiebige Stellen dar.
Dabei die Stadt Bonifacio (s. d.).
s. Piusverein. ^[= im April 1848 zu Mainz entstandene und über das ganze katholische Deutschland verzweigte Verbindung ...]
Name von drei wohl Einer Familie angehörigen italienischen Malern, von denen der älteste den Beinamen Veronese, der jüngste den Beinamen Veneziano hatte. Bonifazio I., wahrscheinlich Schüler von Palma Vecchio, war besonders in Verona [* 42] thätig, wo er um 1540 starb. Bonifazio II., ebenfalls nach Palma gebildet, starb 1553 in Venedig. [* 43] Sein Sohn ist vermutlich Bonifazio III., welcher bis nach 1579 in der Art von Bonifazio I. und Tizian thätig war. Die Werke der drei Bonifazio lassen sich noch nicht mit Sicherheit voneinander scheiden. Die Hauptwerke von Bonifazio I. sind die Findung Mosis in der Brera in Mailand und die Anbetung der Könige in der Akademie zu Venedig, von Bonifazio II. das Gastmahl zu Emmaus in Mailand (Brera) und der thronende Christus in Venedig (Akademie). Bonifazio I., einer der glänzendsten Koloristen der venezianischen Schule, war der bedeutendste der drei.
(neulat.), Vergütung, Entschädigung;
bonifizieren, vergüten, entschädigen. Im Zoll- und Steuerwesen heißt Bonifikation die bei der Ausfuhr erstattete Rückvergütung von bereits entrichteten Einfuhrzöllen oder innern Aufwandsteuern.
Dieselbe kann leicht zur Ausfuhrprämie ausarten.
Vgl. Zölle, Ausfuhr und Exportbonifikation.
homines (lat., franz. Bons hommes, »gute Leute«),
in der fränkischen Kanzlei- und Volkssprache Freie oder Edelleute;
dann Beiname des englischen Ordens der Sackbrüder (gestiftet 1259 durch Prinz Edmund), der Mönche von Grammont, der französischen Minimen, der Waldenser, Albigenser und andrer Sekten.
(franz., spr. -mang), marktschreierische Rede, um das Publikum anzulocken;
auch Redensart, um jemand hinters Licht zu führen.
1) Eduard von, preuß. General, geb. zu Stolp [* 44] in Hinterpommern, trat 1806 in das Regiment des Herzogs von Braunschweig-Öls und wohnte dem Feldzug in Sachsen [* 45] und dem Rückzug Blüchers nach Lübeck [* 46] bei, wo er gefangen ward. Auf Ehrenwort entlassen, kehrte er in seinen Garnisonsort Prenzlau [* 47] zurück und besuchte hier das Gymnasium. Im August 1809 aber trat er als Fähnrich in das 1. Garderegiment, ward 1810 Leutnant, machte als Adjutant bei der Gardebrigade die Schlachten [* 48] von 1813 bis 1814 mit und erhielt vor Paris [* 49] das Eiserne Kreuz erster Klasse. 1817 ward er Hauptmann, 1829 Major im Alexanderregiment, 1842 Oberst desselben und 1848 Kommandeur der 16. Infanteriebrigade. Im schleswig-holsteinischen Feldzug von 1848 übernahm er 26. März das Kommando der preußischen Linienbrigade, wirkte an deren Spitze mit Auszeichnung in den Gefechten bei Schleswig [* 50] und Düppel [* 51] mit und ward nach Abschluß des Malmöer Waffenstillstandes zum Oberbefehlshaber des schleswig-holsteinischen Heers erwählt, das er im Winter 1848-49 reorganisierte und ansehnlich verstärkte.
An der Spitze desselben kämpfte er 20. und siegreich bei Kolding, konnte aber Fredericia nicht einnehmen und ward 6. Juli zurückgeschlagen. Nach dem zweiten Waffenstillstand zwischen Preußen [* 52] und Dänemark [* 53] legte er im April 1850 sein Kommando nieder und trat in die preußische Armee zurück. Er wurde nun Kommandant von Berlin, [* 54] erhielt dann den Oberbefehl über die 16. Division in Trier [* 55] und ward im März 1852 zum Generalleutnant und Kriegsminister ernannt. Als solcher bemühte er sich um Einführung größerer taktischer Beweglichkeit bei der Infanterie, betrieb eine innigere Verschmelzung der Landwehr mit der Linie durch Errichtung der gemischten Linien- und Landwehrbrigaden, gab der Landwehrreiterei eine vorteilhaftere Organisation und setzte die verbesserte Bewaffnung der Infanterie durch. 1854 trat er zurück, weil er während des Krimkriegs die preußische Politik von dem russischen Einfluß zu befreien suchte, erhielt das Kommando der 12. Division in Neiße [* 56] und wurde Vizegouverneur von Mainz. 1858 ward er vom Prinz-Regenten wieder mit dem Kriegsministerium betraut, aber im Dezember 1859 wegen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Reorganisation der Armee wieder entlassen und zum kommandierenden General des 8. Armeekorps in Koblenz [* 57] ernannt, wo er starb. Als Militärschriftsteller machte er sich durch die »Grundzüge für das zerstreute Gefecht« (Berl. 1839) vorteilhaft bekannt.
2) Gustav von, preuß. Staatsmann, geb. zu Heeren in Westfalen, [* 58] widmete sich nach Vollendung seiner Studien zu Berlin und Göttingen [* 59] dem Verwaltungsfach, war erst Regierungspräsident zu Magdeburg [* 60] und Köln [* 61] und wurde 1845 zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen ernannt. In dieser Stellung wußte er mit großer Mäßigung die extremen Parteien nach rechts und links in Ordnung zu halten, wie er denn auch, nachdem er in das Ministerium Pfuel im September 1848 als Finanzminister eingetreten war, bei den parlamentarischen Verhandlungen durch seine Ruhe und maßvolle Haltung ¶
Popularität gewann. Nach Entlassung des Ministeriums trat er in sein früheres Amt in der Provinz Sachsen zurück, wo er die Politik des Ministeriums Brandenburg [* 63] unterstützte, wie auch später als Mitglied der Ersten Kammer. 1851 zum Oberpräsidenten der Provinz Posen [* 64] ernannt, richtete er sein Streben vornehmlich auf die Aussöhnung der so lange verfeindeten Nationalitäten. Im Mai 1851 mußte er die Stelle niederlegen, weil er nicht bei der Wiederherstellung der Kreis- und Provinzialstände sich beteiligen wollte, und war nun außer Aktivität, bis er 1859 unter dem Ministerium Schwerin [* 65] in sein früheres Amt als Oberpräsident der Provinz Posen wieder eintrat.
Während des Aufstandes im russischen Polen nahm er aufs neue seine Entlassung, weil er sich nicht zu den Repressivmaßregeln verstehen wollte, die das Ministerium Bismarck für nötig hielt. Er lebte seitdem auf seinem Rittergut Brettin bei Genthin und war ein eifriges und hochangesehenes Mitglied des Abgeordnetenhauses und des deutschen Reichstags, in dem er zur altliberalen Partei gehörte. Hervorragend war seine Thätigkeit im preußischen Abgeordnetenhaus bei der Beratung des Schulaufsichtsgesetzes im Februar 1872. Er starb
3) Adolf von, preuß. General, geb. trat 1821 als Sekondeleutnant in das 2. Garderegiment zu Fuß und wurde 1838 noch als Premierleutnant zum Flügeladjutanten des Königs ernannt. Er durchlief rasch die militärische Laufbahn, wurde 1851 Oberst, 1854 Generalmajor, 1858 Generalleutnant und Generaladjutant des Königs, 1863 kommandierender General des 1. Armeekorps und 1864 General der Infanterie. Im Krieg von 1866 war er bei seinem Angriff auf Gablenz bei Trautenau 27. Juni nicht glücklich, wirkte dann aber durch rechtzeitiges Eintreffen auf dem Schlachtfeld zum Sieg von Königgrätz [* 66] mit. Nach Herstellung des Friedens wurde er als Oberkommandierender der preußischen Truppen in das Königreich Sachsen gesendet. Während des deutsch-französischen Kriegs war er Generalgouverneur von Lothringen (August 1870 bis März 1871) und trat dann in sein früheres Verhältnis als dienstthuender Generaladjutant des Königs und Präses der Generalordenskommission zurück. Er starb in Berlin.
(spr. bonningt'n), Richard Parkes, engl. Maler, geb. im Dorf Arnow bei Nottingham, [* 67] bildete sich seit 1816 in Gros' Schule und dann im Umgang mit Delacroix in Paris, studierte die niederländischen und venezianischen Meister, bereiste später Italien und starb in London. Seine geschätztesten Bilder sind: eine Ansicht des Dogenpalastes und andres von Venedig;
mehrere nordische Landschaften mit (Kathedrale von Rouen) [* 68] und ohne Architektur, worin er namentlich als der bahnbrechende Künstler auf dem Gebiet naiver Naturauffassung und eines frischen, durch die Niederländer beeinflußten Kolorits erscheint;
im historischen Genre glänzende Gruppen aus dem häuslichen Leben der Fürsten der Renaissancezeit, so: Franz I. mit seiner Schwester am Fenster, Karl V. und die Herzogin von Etampes, Heinrich III. den spanischen Gesandten empfangend, für welch letzteres Bild 1860: 49,500 Frank bezahlt wurden.
Prächtige Kostüme [* 69] im vollen Lichtschimmer bilden oft den Hauptwert dieser Werke. Durch seine Landschaften hat er einen bedeutenden Einfluß auf die französische Schule geübt.
eine Inselgruppe östlich von Japan, [* 70] zuerst von spanischen Seefahrern gesehen und Arzobispo benannt; zuverlässig entdeckt von den Holländern Quast und Tasman 1639, die sie mit dem Namen Gracht belegten. Es sind drei durch tiefe Kanäle getrennte kleine Gruppen, 84 qkm (1,5 QM.) groß mit (1881) 151 Einw. Die Inseln sind nur klein, voll nicht hoher, aber sehr steiler Berge von vulkanischen Gesteinen, der Boden ist in den Thälern sehr fruchtbar und gut bewässert.
Fauna und Flora zeigen große Übereinstimmung mit der der indischen Inselwelt. Ursprünglich waren diese Inseln unbewohnt; 1830 entstand zu Port Lloyd auf der Peelsinsel eine kleine Niederlassung von europäischen Seeleuten und Eingebornen von Hawai, [* 71] hauptsächlich zur Versorgung der Walfischfänger mit Lebensmitteln. Seit 1876 zogen die Japaner die Verwaltung der Inseln, welche jetzt die Provinz Ogasawarajima bilden, an sich, um hier eine Strafkolonie anzulegen.
avibus (lat.), »mit gnädigen Vögeln«, d. h. unter günstigen Vorbedeutungen, in Beziehung auf die Augurien der Römer (s. Augurn).
zedieren (lat.), sein (überschuldetes) Vermögen (an die Gläubiger) abtreten (s. Cessio bonorum).
(lat.), Güte, gute Beschaffenheit. ^[= s. Eigenschaft.]
Bischof, s. Bonizo. ^[= seit 1078 Bischof von Sutri, 1082 durch Heinrich IV. von dort verjagt, schrieb 1085 ...]
s. Thunfisch. ^[= (Thynnus C. V.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Makrelen (Scomberoid ...]
(lat., Bodenschätzung), die Wertschätzung von Landgütern oder einzelnen Grundstücken durch Privatpersonen, durch besondere Kommissionen oder durch amtlich bestellte Taxatoren oder Boniteure. Die Bonitierung ist der schwierigste Teil der Geschäfte eines Landwirts und erfordert neben den umfassendsten Kenntnissen auch die Fertigkeit, die Objekte mit allen auf ihren Ertrag einflußreichen Verhältnissen richtig beurteilen zu können. Eine überall anwendbare, auch für minder Geübte leicht zu erlernende und klar zu durchschauende, möglichst sichere und mit möglichst geringem Kostenaufwand auszuführende Taxationsmethode gibt es nicht.
Die empfohlenen und gebräuchlichen Methoden sind nur für lokale Verhältnisse anwendbar; das praktische Geschick des Boniteurs muß das Beste dabei thun. Bei der Bonitierung ganzer Landgüter muß man die Größe des dazu gehörenden Areals (auf Grund genauer Flurkarten und Vermessungen), die Baulichkeiten, das gesamte tote und lebende Inventar, die etwa vorhandenen Gerechtsame oder auf dem Gut haftenden Dienstbarkeiten, die dazu gehörenden Pertinenzien, vorhandene Schulden und Forderungen, die bisherigen Erträge, die Häufigkeit klimatischer Störungen (Frost, Hagelschlag u. dgl.), die Beschaffenheit des Bodens mit Lage und Umgebung, die gesamten wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse des betreffenden Landes, die Marktorte und deren Entfernung, die Arbeiterverhältnisse, kurz alle nur irgend auf die Höhe des Ertrags einwirkenden Umstände genau prüfen und möglichst in Geldwert festzustellen suchen.
Dies geschieht durch die Fertigung eines Ertragsanschlags (s. d.). Bisher ging man von dem Gedanken aus, die Grundstücke nach dem bei ihrer Bewirtschaftung zu erwartenden Reinertrag zu bonitieren. Da aber auf diesen die persönliche Befähigung des Bewirtschafters, dessen Fleiß, Kapitalkraft und vieles andre vom wesentlichsten Einfluß sind, so kann diese Methode nicht empfohlen werden. Bei den bisherigen Bonitierungen legte man einen Durchschnittsmaßstab für den Betrieb zu Grunde, die Dreifelderwirtschaft in einfachster Form, und berechnete danach in bestimmt vorgeschriebener Schablone den zu erwartenden Ertrag. Obwohl diese Wirtschaftsform längst nicht mehr existiert, so beruht doch ¶
oft die Taxation noch auf dieser Grundlage, ähnlich, wie man z. B. zur Ermittelung der Gewerbesteuer die Fabrikanten nach der Pferdekraft ihrer Dampfmaschinen [* 73] besteuert in der Meinung, daß eine Maschine [* 74] von bestimmter Größe auch einen bestimmten Gewinn abwerfen müsse. Bei Errichtung der sogen. Landschaften (ritterschaftlichen Kreditinstitute) suchte man behufs der Beleihung zu unterscheiden zwischen der temporären und der Sicherheits- oder Kredittaxe und verstand unter dieser den Wert, welchen ein Gut unter allen Umständen an sich haben müsse, unter jener den, welchen es durch die Kunst des Bewirtschafters erlangen könne.
Ausführliches hierüber s. bei Block, »Mitteilungen landwirtschaftlicher Erfahrungen, Ansichten und Grundsätze« (Bresl. 1829, 3. Aufl. 1841). In einem Beispiel wird, nach damals üblicher Rechnungsmethode im sogen. Roggenwert, die temporäre Taxe eines größern Guts zu 47,262 Scheffel, die Kredittaxe aber zu nur 22,714 Scheffel Roggen berechnet. Bei Veranschlagung von Gerechtsamen muß man die dadurch erhaltenen Vorteile in Geldeswert richtig zu berechnen suchen, die zur Erlangung der Vorteile anzuwendenden Kosten in Abzug bringen und die übrigbleibende Summe als Jahresertrag entsprechend kapitalisieren; Dienstbarkeiten werden ebenso taxiert, sind aber mit der berechneten Kapitalsumme gleichsam als eine auf dem Gut haftende Schuld zu betrachten.
Gebäude kann man leicht durch Sachverständige mit Zugrundelegung der Brandkataster nach ihrem momentanen Werte, den Unterhaltungskosten und den etwanigen Fonds für notwendige Reparaturen und Ergänzungen taxieren lassen. Vieh, Gerätschaften, Vorräte u. dgl. werden leichter zu schätzen sein; auch hier muß die etwanige Nachbeschaffung des Fehlenden, der Aufwand für Reparaturen und Unterhalt in Betracht gezogen werden. Die erforderlichen Barmittel ergeben sich nach Maßgabe des zu wählenden oder des gewählten Betriebes. Die Grundstücke endlich bilden den Gegenstand der eigentlichen und sind für sich zu taxieren. Ist dies alles richtig geschehen, so kennt man den zu zahlenden Kaufpreis oder den Tauschwert des Ganzen; will man prüfen, ob derselbe auch die zu erwartenden Einnahmen sichert, so muß ein spezieller Anschlag über die auf Grund eines bestimmten Wirtschaftsplans zu erwartenden Ausgaben und Einnahmen gefertigt werden.
Bis jetzt bonitierte man die Grundstücke in der Art, daß man eine beliebige Zahl von Bonitätsklassen mit bestimmten Merkmalen aufstellte und jedes einzelne Grundstück prüfte, um zu erfahren, welcher Klasse es zuzurechnen sei. Dabei unterschied man die ökonomische Klassifikation, als die auf Reinertragsberechnungen fußende, von der natürlichen oder physikalischen Klassifikation, d. h. der, bei welcher äußerlich sichtbare Merkmale zu Grunde gelegt werden sollten.
Einige glaubten die geologische Klassifikation empfehlen zu können, z. B. Hundeshagen, Fallou. Die Ausdrücke Granit-, Porphyrboden etc. sind aber zu nichtssagend für die Wertsbeurteilung. Die Hauptbestandteile: Thon, Sand, Kalk, Lehm, Humus, mit entsprechenden Unterabteilungen bilden die Grundlage einer in Norddeutschland und bei vielen Landwirten gebräuchlichen Klassifikation;
sie ist für gegebene klimatische Verhältnisse verständlich, weil jene Begriffe ein genügendes Bild von den zu bauenden Pflanzen, der zu gebenden Bearbeitung und Düngung etc. bieten, nicht aber anderwärts brauchbar und nicht sicher zur Wertschätzung.
Die mechanische Analyse oder die Zerlegung des Bodens in Feinerde und Skelett, [* 75] welche Knop zur in Verbindung mit der Prüfung auf die Absorption verwerten will (s. dessen »Bonitierung der Ackererde«, Leipz. 1871), kann ebenfalls und zum mindesten jetzt noch nicht genügen, da bis jetzt nur feststeht, daß 1) Erden von hoher Fruchtbarkeit eine hohe Absorption (viel Feinerde) haben und 2) die Absorption mit der Zunahme der aufgeschlossenen Silikatbasen steigt, keineswegs aber Klassenabstufungen zum Zweck der Wertschätzung sich darauf begründen lassen.
Von den Methoden der ökonomischen Klassifikation ist am gebräuchlichsten die nach den Hauptfrüchten mit den Bezeichnungen: Weizen-, Gerste-, Roggen-, Haferboden mit Unterabteilungen, so ziemlich entsprechend den Bezeichnungen Thonboden etc. Schönleutner wollte die Kleefähigkeit zu Grunde legen und unterschied kleefähigen und nichtkleefähigen Boden, bei ersterm Luzerne-, Rotklee-, Esparsetteboden mit Unterabteilungen. Andre meinten die Graswüchsigkeit (den natürlichen Grasertrag beim Liegenlassen zur Wiese) gebrauchen zu können.
Die Kreszenz soll also als Maßstab [* 76] dienen, entweder die wirklich vorhandene, oder die mögliche, oder die der Beschaffenheit des Bodens angemessene, gleichgültig ob vorhanden oder nicht. Jede dieser Bezeichnungen sagt natürlich nicht, daß nur die gewählten Pflanzen, z. B. Weizen oder Rotklee, wachsen können, sondern daß diese hier ihren besten Standort haben, und damit hat der Landwirt einen ihm verständlichen Maßstab zur Beurteilung. Auch die wild wachsenden Pflanzen suchte man dazu zu verwerten und teilte sie in bodenstete oder bodenholde und bodenvage (den Boden fliehende, nicht hier wachsende) Pflanzen oder in Kalkpflanzen etc. Zur Reinertragsbonitierung gab Block eine Instruktion mit 40 genau zu beantwortenden Fragen und ein Schema der Abstufung, wonach z. B. Klasse 1 als die beste 10 Scheffel Roggen Brutto- und 5 Scheffel Reinertrag geben sollte, die letzte Klasse, die 10., aber nur 2 Scheffel Brutto- und ½ Scheffel Reinertrag. Die beste dieser Klassifikationen ist die in Sachsen gebräuchliche, weil sie aus alle möglichen Momente mit Bedacht nimmt; sie ist eine der jüngsten Arbeiten und stützt sich auf die Vorarbeiten von v. Flotow (vgl. Runde, Die sächsische Landesabschätzung, Dresd. 1850).
Birnbaum will die wichtigsten der auf den Ertrag einflußreichen Momente zu Grunde legen, für jedes zehn Klassen mit möglichst genauen Abstufungen zeichnen und bei jedem Grundstück die Bonitierung für jedes Moment für sich vornehmen, so daß schließlich die Durchschnittszahl die Klasse bestimmt und damit, wenn der höchste und niedrigste Geldwert, welcher in der betreffenden Gegend gezahlt wird, bekannt ist, die Wertbestimmung sich von selbst ergibt. Thaer, Koppe, v. Flotow und deren Nachfolger zeichneten umgekehrt zehn Klassen mit allen Merkmalen und überließen es dem Boniteur, ein Grundstück richtig in irgend eine dieser Klassen einzuschätzen.
Thaers erste Klasse z. B. war der Thonboden mit vier Unterabteilungen:
1) schwarzer Klei-, fetter Weizen-, Marsch-, Polderboden;
2) starker Weizen-, weißer Weizenboden;
3) schwacher Weizen-, zäher Letten-, träger, kalter Lehmboden;
4) magerer Weizen-, kalter Hafer-, schliffiger Boden, Bergboden, roher Lehmboden. Für jede Klasse werden genau beschrieben a) die physische Beschaffenheit, b) die Bestandteile, c) die Tiefe der Ackerkrume, d) der Untergrund, e) die Lage, f) das Klima, [* 77] g) die Bearbeitung, h) die Düngung, i) die Verbesserung, k) die Hauptfrüchte, l) der Ertrag. Birnbaum will bei ¶
Wiesen und Ackerland zuerst diejenigen Grundstücke ausgeschieden wissen, welche sich dazu (für lohnende Kultur) überhaupt nicht eignen, dann bei den Wiesen die Momente: Krume, Untergrund, Lage, Bestand, Meliorationsaufwand, Heuertrag, bei den Äckern die Momente: Mächtigkeit, Untergrund, Zusammenhalt der Krume, Bearbeitungsfähigkeit, Absorption, Feuchtigkeit (Wärme), [* 79] Bestandsmischung, Reichtum, Kulturzustand, Anbaubeschränkung (Hauptfrüchte) und Meliorationsaufwand berücksichtigt haben. Er zeichnet für jedes dieser Momente das Normale (Klasse 1) und dann die Abstufungen bis zum ungünstigsten Verhältnis (Klasse 10). Bei jedem Grundstück kann dann mit Leichtigkeit die Klasse für jedes Moment bestimmt werden, und schließlich bestimmt die Durchschnittszahl die Klasse, in welche die Wiese oder der Acker (Weinberg etc.) einzuschätzen ist.
In den einzelnen Ländern hat man besondere Instruktionen für die Boniteure. Eine vollständige Zusammenstellung über die wichtigsten Klassifikationen findet sich in Kirchbach-Birnbaums »Handbuch für Landwirte« (9. Aufl., Berl. 1880).
Vgl. außerdem: Pabst, Landwirtschaftliche Taxationslehre (3. Aufl., Wien 1880);
Knop, Bonitierung der Ackererde (2. Aufl., Leipz. 1871);
Birnbaum, Landwirtschaftliche Taxationslehre (Berl. 1877);
Derselbe, Taschenbuch zum Bonitieren (Leipz. 1884).
(lat.), im Wollhandel Beurteilung eines Vlieses in seinen einzelnen Teilen mittels technischer Ausdrücke und Zeichen, also kunstgerechte Beurteilung eines Vlieses.
Hermann, verdienter Schulmann und Philolog, geb. zu Langensalza, [* 80] besuchte Schulpforta, studierte seit 1832 in Leipzig [* 81] unter G. Hermann, dann zu Berlin unter Böckh und Lachmann, wurde 1836 Lehrer am Blochmannschen Institut in Dresden, [* 82] 1838 Oberlehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium zu Berlin, 1840 am Gymnasium zum Grauen Kloster daselbst, 1842 Professor am Gymnasium zu Stettin, [* 83] 1849 Professor an der Universität zu Wien, gleichzeitig Mitdirektor des philologischen Seminars und Mitglied der Prüfungskommission, 1854 Mitglied der kaiserlichen Akademie und 1864 Mitglied des Unterrichtsrats.
Sein bereits 1849 mit Exner ausgearbeiteter »Organisationsentwurf für die österreichischen Gymnasien« wurde 1854 angenommen und ist noch jetzt in Geltung. 1867 kehrte er als Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster nach Berlin zurück, wurde daneben Direktor des pädagogischen Seminars für gelehrte Schulen, auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften und trat an Stelle Wieses als vortragender Rat für das höhere Schulwesen in das preußische Unterrichtsministerium. In wissenschaftlicher Beziehung hat sich Bonitz besonders durch bedeutende Leistungen zu Aristoteles und Platon verdient gemacht.
Seine Hauptwerke sind die Ausgabe von Aristoteles' »Metaphysica« (Bonn [* 84] 1848-49, 2 Bde.),
vorbereitet durch »Observationes criticae in Aristotelis libros metaphysicos« (Berl. 1842),
und die Ausgabe von »Alexandri Aphrodisiensis commentarius in libros metaphysicos Aristotelis« (das. 1847); außerdem erschienen zu Aristoteles »Über die Kategorien des Aristoteles« (Wien 1853),
»Aristotelische Studien« (1862-67, 5 Tle.) und »Index Aristotelicus« (Berl. 1870). Über Platon veröffentlichte er »Disputationes Platonicae duae« (Dresd. 1837) und »Platonische Studien« (Wien 1858-60, 2 Hefte; 2. Aufl., Berl. 1875). Sonst nennen wir: »Beiträge zur Erklärung des Thukydides« (Wien 1854);
»Beiträge zur Erklärung des Sophokles« (das. 1855-1857, 2 Hefte);
»Über den Ursprung der Homerischen Gedichte« (das. 1860, 5. Aufl. 1881; engl. durch Packard, New York 1880) und »Zur Erinnerung an F. A. Trendelenburg« (Abhandlungen der Berliner [* 85] Akademie 1872).
Er gründete 1850 die »Zeitschrift für österreichische Gymnasien« und war 1869-75 Mitredakteur der Berliner »Zeitschrift für das Gymnasialwesen«.
(spr. -war),
Franz von, der »Gefangene von Chillon«, aus einer angesehenen savoyischen Familie 1496 geboren, war seit 1513 Prior zu St.-Victor in Genf. [* 86] Neben Philippe Berthelier und Bezanson Hugues eins der Häupter desjenigen Teils der Genfer Bürgerschaft, welcher die Selbständigkeit der Stadt gegen den Herzog von Savoyen verteidigte, wurde er 1519 von diesem gefangen genommen, erhielt aber 1520 durch die Vermittelung des Bischofs Pierre de la Beaume die Freiheit und sein Priorat wieder.
Da er sich durch die lockenden Anerbietungen des Herzogs nicht gewinnen ließ, bemächtigte sich dieser 1530 seiner zum zweitenmal und warf ihn in die unterirdischen Kerker des Schlosses Chillon, aus denen er erst 1536, als die Berner das Schloß eroberten, befreit wurde. Statt seines mittlerweile durch die Reformation aufgehobenen Stiftes erhielt der durch die lange Kerkerhaft an Leib und Geist geschwächte Mann das Genfer Bürgerrecht samt Jahrgeldern und schrieb im Auftrag der calvinischen Regierung seine »Genfer Chronik« (»Les chroniques de Genève«, Genf 1831, 2 Bde.),
in welcher er die Gegner Calvins möglichst schwarz malte. 1551 legte er dadurch, daß er seine Büchersammlung der Stadt vermachte, den Grund zur Genfer Stadtbibliothek und starb 1570. Bonivard ist der Gegenstand von Byrons »The prisoner of Chillon«. Erst neuerdings ist sein geschichtliches, weniger erbauliches Bild wieder ans Licht getreten.
Vgl. Merle d'Aubigné, Geschichte der Reformation, Bd. 1 (a. d. Franz., Elberf. 1863).
(Bonitho),
seit 1078 Bischof von Sutri, 1082 durch Heinrich IV. von dort verjagt, schrieb 1085 ein der Markgräfin Mathilde von Tuscien gewidmetes Werk: »Liber ad amicum«, auch »De persecut one Ecclesiae« genannt, worin er als eifriger Anhänger Papst Gregors VII. alle Bedrückungen der Kirche durch die weltlichen Mächte von 312 bis 1085 zusammenstellt und, wenn auch entschieden parteiisch für seine Zeit, doch über die ihr vorausgehende Epoche wertvolle Nachrichten überliefert; dasselbe ist neuerdings abgedruckt in Jaffés »Bibliotheca rerum germanicarum«, Bd. 2 (Berl. 1865, auch Separatdruck). 1089 wurde Bonizo von den Patarenern zum Bischof von Piacenza erwählt, aber alsbald von seinen Gegnern verjagt und verstümmelt. Er starb in Cremona, die Zeit ist unbekannt.
jour! (franz., spr. bong schuhr), guten Tag! ^[= # (lat. Diës), entweder die Dauer eines scheinbaren Umlaufs des Fixsternhimmels oder der Sonne ...]
(franz., spr. bongmoh), ein gutes, d. h. treffendes, Wort, Witzwort.
[* 84] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Köln, liegt in reizender Gegend, 44 m ü. M., am linken Ufer des Rheins (hier 560 m breit) und an den Eisenbahnen Köln-Bingerbrück, Bonn-Euskirchen und Bonn-Oberkassel (mit Trajekt über den Rhein im Anschluß an die Linie Niederlahnstein-Speldorf), hat 2 evangelische (seit 1872) und 5 kath. Kirchen, 1 englische Kirche und 1 Synagoge (1877-78 erbaut). Unter den katholischen Kirchen ist das Münster, [* 87] ein imposanter Tuffbau mit fünf Türmen (der Mittelturm 95 m hoch), die älteste und ausgezeichnetste. Es ist teils im romanischen, teils im sogen. Übergangsstil ¶