mehr
den Rat der Fünfhundert gewählt, auf Napoleons Empfehlung Kriegskommissar, dann Bataillonschef und Chef der Administration bei der italienischen Armee; im März 1797 ward er zum Gesandten der Republik am Hof [* 2] zu Parma [* 3] und im Mai d. J. zum Gesandten in Rom [* 4] ernannt. Als in Rom der Aufruhr ausbrach und der französische General Duphot (mit Josephs Schwester Pauline verlobt) getötet ward, kehrte er nach Paris [* 5] zurück, wo er den Staatsstreich vom 18. Brumaire vorbereiten half.
Napoleon ernannte ihn zum Staatsrat und Tribun und übertrug ihm 1800 die Unterhandlungen über einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit den Vereinigten Staaten, [* 6] die Friedensverhandlungen mit Österreich [* 7] zu Lüneville (1801), mit England zu Amiens [* 8] (1802) und die Verhandlungen mit dem päpstlichen Stuhl über das Konkordat. Nach Napoleons Thronbesteigung wurde Joseph zum kaiserlichen Prinzen und nach Absetzung der bourbonischen Dynastie 1806 in Neapel [* 9] zum König beider Sizilien [* 10] ernannt.
Mit Masséna und Saint-Cyr eroberte er Neapel nach kurzem Kampf, hielt seinen Einzug in die Hauptstadt und trat 30. März daselbst die Regierung an. Er führte sofort zahlreiche Reformen ein, hob die Lehnsverfassung und die Fideikommisse auf, trennte die Justiz von der Verwaltung, zog Klöster ein, gründete Schulen, verbesserte mit Hilfe des Ministers Röderer das Finanzwesen durch Einführung eines neuen und allgemeinen Steuersystems etc., überließ aber die eigentliche Regierung dem gewandten Salicetti, welcher ein willkürliches Polizeiregiment einführte.
Ehe noch der neue Staat geordnet war, ward Joseph durch Napoleons Machtwort auf den Thron [* 11] von Spanien [* 12] versetzt; doch machte er vor seiner Abreise (23. Juni) noch die eiligst entworfene Konstitution des Königreichs Neapel bekannt. Nachdem er 7. Juli Bayonne den Spaniern eine Verfassung gegeben, die von der liberalen Junta beschworen ward, hielt er 20. Juli seinen Einzug in Madrid. [* 13] Doch bestanden seine Anhänger (Josefinos) nur in den wenigen Liberalen, die von dem Napoleonischen Regiment Abschaffung der mittelalterlichen Mißbräuche und Einführung moderner Reformen erwarteten.
In der Masse des Volkes hatte sein Thron gar keine Stütze, und er behauptete sich daher in dessen Besitz nur, soweit die französischen Waffen [* 14] herrschten. Schon 1. Aug. zwang ihn des Generals Dupont Niederlage bei Baylen zur Flucht aus Madrid. Er ging nach Vittoria und kam erst im Gefolge Napoleons in seine Hauptstadt zurück. Am wurde er durch Wellingtons siegreiches Vordringen abermals vertrieben, kehrte zwar nach einigen Siegen [* 15] des französischen Heers über die Verbündeten noch einmal nach Madrid zurück, verließ aber nach der Niederlage der Franzosen bei Vittoria den spanischen Boden für immer, zog sich auf sein Landgut Morfontaine zurück und erkannte auf Befehl des Kaisers in Gemäßheit des Vertrags von Valencay (Dezember 1813) Ferdinand VII. als spanischen König an. Im Januar 1814 von Napoleon zum Generalleutnant Frankreichs und Oberkommandanten der Nationalgarde ernannt, leitete er 30. März, als die Alliierten Paris bestürmten, die Verteidigung der Stadt und begab sich nach deren Übergabe nach Blois, wohin die Kaiserin und ihr Sohn schon gegangen waren.
Nach der ersten Abdankung Napoleons zog er sich in den schweizerischen Kanton Waadt [* 16] zurück, wo er das Landgut Prangins kaufte. Nach des Kaisers Rückkehr von Elba 1815 erschien er wieder in Paris als französischer Prinz und Präsident des Regierungskonseils. Nach der Schlacht bei Waterloo [* 17] folgte er dem Bruder nach Rochefort. Auf der Insel Aix trennten sich die Brüder. Während Napoleon sich den Engländern ergab, schiffte sich Joseph nach Amerika [* 18] ein und erwarb sich bei Trenton in New Jersey ein großes Landgut und durch fünfjährigen Aufenthalt die Rechte eines amerikanischen Bürgers.
Als Graf von Survilliers lebte er sodann auf dem früher von Moreau bewohnten Landgut Point Breeze bei Bordentown am Delaware im Staat New Jersey, trieb eifrig Landbau, beschäftigte sich auch mit den Wissenschaften und ward der Wohlthäter und Beschützer aller Franzosen, die sich ihm nahten. In einer an die französische Deputiertenkammer gerichteten Adresse vom protestierte er von New York aus gegen die Thronfolge der Orléans [* 19] zu gunsten seines Neffen, des Herzogs von Reichstadt. Im J. 1832 begab er sich nach London, [* 20] um von da aus für die Aufhebung der französischen Verbannungsdekrete gegen die Napoleoniden zu wirken; aber erst 1841 erhielt er die Erlaubnis, nach Italien [* 21] überzusiedeln, wo er in Florenz [* 22] starb. Sein Leichnam ward im Juni 1862 in den Dom der Invaliden zu Paris übergeführt. Verständig, gutmütig und schlicht, besaß Bonaparte die Eigenschaften nicht, welche die ihm von seinem Bruder übertragenen hohen Stellungen erforderten.
Vgl. Du Casse, Mémoires et correspondance politique et militaire du roi Joseph (2. Aufl. 1856-58, 10 Bde.; eine sehr wertvolle, lehrreiche Sammlung);
Abbott, History of Joseph Bonaparte (New York 1869). -
Seine Gemahlin Julie Marie Clary, geb. zu Marseille, [* 23] wo ihr Vater Seidenhändler war, die Schwägerin Bernadottes, hatte dem Gatten 1815 aus Gesundheitsrücksichten nicht nach Amerika folgen können, wohnte einige Zeit zu Frankfurt, [* 24] ließ sich dann in Brüssel [* 25] nieder und ging 1823 nach Florenz, wo sie starb. Joseph hinterließ zwei Töchter: Zenaide Charlotte Julie, geb. seit 1822 vermählt mit dem Fürsten von Canino, Sohn Lucian Bonapartes (siehe unten), Mutter einer zahlreichen Familie, gest. in Neapel, und Charlotte Napoleone, geb. seit 1827 vermählt mit Ludwig Napoleon, ehemaligem Großherzog von Berg (gest. zweitem Sohn Ludwig Napoleons, Exkönigs von Holland, älterm Bruder Napoleons III., gest. im Städtchen Sarzana auf einer Reise von Rom nach Florenz.
2) Lucian Bonaparte, Fürst von Canino, der dritte Sohn von Carlo Bonaparte, geb. zu Ajaccio, besuchte das Collège zu Autun, dann die Militärschule zu Brienne, endlich das Seminar zu Aix, flüchtete gleichfalls mit den Seinigen 1793 nach Marseille, erhielt eine Anstellung beim Verpflegungswesen des Heers und ward Magazinaufseher in St.-Maximin, wo er sich mit Christine Boyer, einer Gastwirtstochter, verheiratete. Als Präsident des dortigen Klubs des Terrorismus verdächtigt, ward er 1794 verhaftet, aber auf Verwendung des Abgeordneten Chiappe wieder in Freiheit gesetzt. Ende 1795 zum Kriegskommissar in Italien ernannt, legte er den Grund zu den Reichtümern, die er seitdem emsig sammelte. Im März 1798 wurde er Mitglied des Rats der Fünfhundert, in dem er durch seine Rednergabe Einfluß gewann. Kurz vor dem 18. Brumaire zum Präsidenten desselben ernannt, half er den Staatsstreich seines Bruders vorbereiten und ausführen, indem er am Abend des 18. durch eine Anzahl Deputierter die ¶
mehr
Einsetzung des Konsulats beschließen ließ, wurde darauf Mitglied der Gesetzgebungskommission und, als er die Grundzüge der sogen. Konstitution von VIII entworfen, Minister des Innern, in welcher Stellung er mit rühmlichem Eifer Künste, Wissenschaften und öffentlichen Unterricht zu fördern suchte. Als Napoleon sein System der Militärgewalt durchsetzte, wurde Lucian, welcher immer noch an republikanischen Ideen festhielt, im Oktober 1800 als Gesandter nach Madrid geschickt, wo er den überwiegenden englischen Einfluß zu beseitigen und den König Karl IV., seine Gemahlin und deren Günstling für Frankreich zu gewinnen wußte.
Napoleon, der das diplomatische Talent seines Bruders anerkennen mußte, rief ihn nach Frankreich zurück und bemühte sich, durch glänzende Beweise seiner Zufriedenheit den begabtesten seiner Brüder von neuem an sich zu fesseln. Lucian trat ins Tribunat, wurde Mitglied des Instituts für die Klasse der politischen und moralischen Wissenschaften und erhielt bald darauf die Senatorie Trier. [* 27] Doch die Entfremdung zwischen den Brüdern wuchs, als Bonaparte sich 1802 zum zweitenmal mit der Witwe eines Wechselagenten Jouberthon verheiratete.
Als Napoleon den Kaiserthron bestieg, zog sich Lucian nach Italien zurück, wo er sich erst in Mailand, [* 28] später in Rom aufhielt und dann eine Villa bei Rom kaufte. Hier lebte er den Wissenschaften und Künsten im vertrauten Verkehr mit dem Papste, der ihn hochachtete. Vergeblich bot ihm Napoleon die Krone von Italien und die von Spanien an, indem er zugleich Trennung von seiner Gattin verlangte. Ebenso verweigerte Lucian seine Zustimmung zu der von Napoleon vorgeschlagenen Verheiratung seiner Tochter mit dem Prinzen von Asturien (nachmaligem König Ferdinand VII. von Spanien).
Der Kaiser wurde dadurch so erbittert, daß Lucian sich bewogen fand, mit seiner Familie nach Nordamerika [* 29] überzusiedeln. Wirklich segelte er von Civitavecchia ab, wurde jedoch von englischen Kreuzern aufgefangen und nach Malta und im Dezember nach England gebracht, wo er bis 1814 als Kriegsgefangener lebte, aber mit Auszeichnung behandelt wurde. Nach Napoleons Sturz 1814 freigelassen, ging er nach Italien und wurde vom Papst zum Fürsten von Canino, einem kleinen, von ihm angekauften Besitztum bei Viterbo, erhoben.
Nach Napoleons Rückkehr von Elba 1815 eilte Lucian nach Paris und nahm, vom Kaiser zum Mitglied der Pairskammer ernannt, nicht unter den französischen Prinzen, sondern als Fürst von Canino seinen Sitz ein. Vergeblich riet er seinem Bruder, sich als Konsul an die Spitze der revolutionären demokratischen Elemente zu stellen und sie zum Kampf gegen das reaktionäre Europa [* 30] aufzurufen; ebenso vergeblich war nach der Niederlage bei Waterloo sein Rat, die Kammern auszulösen und als Diktator Frankreichs vereinigte Kraft [* 31] gegen die Koalition zu führen.
Als nichts mehr zu retten war, kehrte er nach Italien zurück. In Turin [* 32] auf Befehl des österreichischen Generals Bubna verhaftet und auf die Citadelle gebracht, konnte er nur durch die dringende Fürsprache des Papstes und unter der Bedingung, daß er den Kirchenstaat nicht verlasse, im September 1815 seine Freiheit wiedererlangen. Mit seiner Rückkehr nach Rom endete seine politische Laufbahn. Er lebte von jetzt an bald in Rom, bald auf seinen Gütern. Erst nach der Julirevolution von 1830 ward er des Zwanges ledig und verweilte nun geraume Zeit in England, von wo er 1838 auch Deutschland [* 33] besuchte, später aber nach Italien zurückkehrte.
Fürstliche Pracht umgab ihn, und Beschäftigung mit Wissenschaft und Kunst füllte seine Tage aus. Er starb in Viterbo. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: der Roman »La tribu indienne, ou Édouard et Stellina« (Par. 1799, 2 Bde.);
das von ihm während seines Aufenthalts in London verfaßte und dem Papst zugeeignete Epos »Charlemagne, ou l'Église délivrée« in 24 Gesängen (1814, 2 Bde.),
worin er gegen seinen Bruder eiferte und die Bourbonen feierte;
ein andres, »La Cyrnéide, ou la Corse sauvée« (1819),
worin er die Vertreibung der Sarazenen aus Corsica [* 34] besang, und »Mémoires«, von denen nur der erste Band [* 35] (deutsch, Darmst. 1836) erschienen ist.
Die nicht ganz zuverlässigen »Mémoires secrets sur la vie privée, politique et littéraire de Lucien Bonaparte« (Lond. 1819, 2 Bde.) sollen von Alphonse de Beauchamp verfaßt sein.
Vgl. Jung, »Lucien et ses mémoires« (Par. 1882-83, 3 Bde.).
Nachkommen von Lucian Bonaparte. Aus erster Ehe Lucians mit Christine Boyer (gest. gingen hervor zwei Töchter:
a) Charlotte, geb. nach dem 1841 erfolgten Tod ihres ersten Gemahls, des Fürsten Mario Gabrielli, seit 1842 Gattin des römischen Arztes Centamori, wohnte seitdem mit ihrem Gatten in Rom, starb daselbst und
b) Christine Egypte, geb. seit 1818 Gemahlin des schwedischen Grafen Arved Posse, seit 1824 des Lords Dudley, starb in Rom. - Aus Lucians zweiter Ehe mit der Witwe Jouberthon, Alexandrine Laurence de Bleschamp (geb. 1778, gest. in Sinigaglia; Verfasserin einer Dichtung: »Batilde, reine des Francs«, 1820, neue Aufl. 1846, sowie eines gegen Thiers' »Geschichte des Konsulats« gerichteten »Appel à la justice des contemporains de feu Lucien Bonaparte«, 1845), stammten fünf Söhne und vier Töchter, von denen sich folgende einen Namen gemacht haben:
c) Charles Lucien Jules Laurent, Prinz Bonaparte, Fürst von Canino und Musignano, geb. zu Paris, besuchte verschiedene italienische Universitäten und widmete sich dann in Amerika naturhistorischen Studien. Eine Frucht derselben war die »American ornithology« (Philad. 1825, 3 Bde.; neue Ausg. 1876) als Fortsetzung zu Wilsons gleichnamigem Werk. Hierauf nach Italien zurückgekehrt, wo er in Rom seinen Aufenthalt nahm, erwarb er sich durch das berühmt gewordene Prachtwerk »Iconografia della fauna italica« (Rom 1833-1841, 3. Bde.) unter den Naturforschern eine ehrenvolle Stellung. Schon vorher hatte er eine Schrift: »Sulla seconda edizione del regno animale di Cuvier« (Bologna 1830),
sowie einen »Saggio di una distribuzione degli animali« (Rom 1831) herausgegeben, wozu später noch der »Catalogo metodico dei mammiferi europei« (Mail. 1845) und der »Catalogo metodico dei pesci europei« (Neap. 1846) kamen. Auf den meisten wissenschaftlichen Kongressen Italiens [* 36] 1830-42 wurde er zum Präsidenten erwählt. Als Liberaler war er im Anfang der römischen Bewegung ein Verehrer Papst Pius' IX., wandte sich aber später dem Radikalismus zu und trat mit Sterbini, Cernuschi u. a. an die Spitze der republikanischen Partei. Seit Januar 1848 Oberst der akademischen Legion, wurde er zum Deputierten in die römische Konstituante gewählt und fungierte mehrmals als deren Vizepräsident. Nach dem Einzug der Franzosen in Rom flüchtete er nach Paris, wo er wieder naturwissenschaftlichen ¶
mehr
Studien lebte und starb. Außer einem »Conspectus systematum mastozoologiae« (Leiden [* 38] 1850) veröffentlichte er noch den »Conspectus generum avium« (das. 1850, Bd. 1 u. 2), das Ergebnis von 25jährigen teils in der Natur, teils in den berühmtesten Museen Europas und Amerikas gemachten Studien. Bonaparte vermählte sich zu Brüssel mit Zenaide (geb. zu Paris, gest. einer Tochter Joseph Bonapartes, die sich durch die Übersetzung mehrerer Dramen Schillers bekannt gemacht hat.
Dieser Ehe entsprossen acht Kinder, drei Söhne: Joseph, Fürst von Musignano, geb. zu Philadelphia, [* 39] der als offener Gegner der politischen Ansichten seines Vaters zu Rom glücklich einem auf ihn gerichteten Attentat entging, gest. in Rom;
Lucian, geb. zu Rom, der 1853 in den geistlichen Stand trat, 1855 zum Geheimen Kämmerer des Papstes und 1868 zum Kardinalpriester ernannt wurde;
Napoleon Karl, geb. zu Rom, war Offizier der französischen Armee in Algier und nahm an der französisch-mexikanischen Expedition teil;
seit 1868 vermählt mit der Prinzessin Christine Ruspoli; - und fünf Töchter: Julie, geb. seit mit Alessandro del Gallo, Marquis von Roccagiovine, vermählt;
Charlotte, geb. zu Rom, seit mit dem Grafen Pietro Primoli vermählt;
Marie, geb. seit mit dem Grafen Paolo Campello vermählt;
Auguste, geb. seit mit dem Prinzen Placido Gabrielli vermählt;
Bathilde, geb. seit mit dem Grafen von Cambacérès vermählt, gest.
d) Lätitia, geb. vermählt seit 1821 mit Thomas Wyse, britischem Gesandten am Hof zu Athen, [* 40] lebte, von diesem 1828 getrennt, meist zu Aachen [* 41] und starb in Florenz. Ihre ältere Tochter, Marie Studolmine, geb. heiratete erst einen Elsässer, Solms, dann Rattazzi (s. d.), die jüngere, Adele, den italienischen General Türr (s. d.). -
e) Jeanne, geb. zu Rom, verheiratete sich mit dem Marchese Honorati und starb, eine Tochter, Clelia, hinterlassend, 1828 zu Jesi bei Ancona. [* 42] Sie war durch Schönheit und Milde ausgezeichnet und auch Dichterin. Ihre Mutter veröffentlichte ihre Gedichte unter dem Titel: »Inspirazioni d'affetto di una giovine musa«. -
f) Paul Marie, geb. 1808 zu Rom, ging 1827 nach Griechenland [* 43] und bewies als Unterkommandant von Lord Cochrane auf der Fregatte Hellas großen Mut. Er tötete sich unversehens durch einen Pistolenschuß im Hafen von Nauplia Ende Dezember 1827. -
g) Louis Lucien, geb. zu Thorngrove in Worcestershire während der Gefangenschaft des Vaters in England, that sich durch Studien in der Chemie und Mineralogie sowie durch sprachwissenschaftliche Forschungen hervor, ließ außer Beiträgen zur Kenntnis der baskischen Sprachen (»Langue basque et langues finnoises«, Lond. 1862) unter anderm ein »Specimen lexici comparativi omnium linguarum europaearum« (Flor. 1847) und eine Übersetzung der Parabel [* 44] vom »Säemann« in 72 europäischen Sprachen und Mundarten (Lond. 1857) erscheinen. Er ward 1849 Mitglied der französischen Nationalversammlung und 1852 Mitglied des Senats.
h) Pierre Napoléon, geb. beteiligte sich 1831 an dem Aufstand in der Romagna, ward aber verhaftet und sechs Monate in Livorno [* 45] gefangen gehalten. Er ging dann nach Amerika, wo er in das Heer der Republik Kolumbien [* 46] eintrat, kehrte aber 1834 nach Europa zurück und wohnte auf den Gütern seines Vaters. Weil er einen Offizier erstochen hatte, der ihn als des Meuchelmords an einem Polizeisoldaten verdächtig gefangen nehmen wollte, in Rom 1836 zum Tod verurteilt, aber vom Papst begnadigt, wandte er sich wieder nach Amerika, später nach den Ionischen Inseln.
Mehrerer Exzesse wegen von hier ausgewiesen, ging er nach Brüssel, und als er infolge seiner Korrespondenz mit Mazzini auch von hier verwiesen wurde, nahm er seinen Aufenthalt in der Schweiz. [* 47] Nach der Februarrevolution von 1848 begab er sich nach Frankreich, wurde in Corsica in die Nationalversammlung gewählt und nach der Thronbesteigung Napoleons III. als französischer Prinz mit dem Prädikat Hoheit anerkannt. Doch verkehrte er wenig mit dem kaiserlichen Hof. Beim Ausbruch des italienischen Kriegs 1859 erhielt er den Oberbefehl über ein Regiment der Fremdenlegion. Im J. 1869 heiratete er die Tochter eines Arbeiters, um die beiden Kinder, welche er von ihr hatte, zu legitimieren, und lebte teils in Corsica, teils in seinem Landhaus zu Auteuil bei Paris.
Hier erschoß er den Schriftsteller Victor Noir, der ihn im Namen Paschal Groussets wegen eines beleidigenden Zeitungsartikels fordern sollte, nach einem kurzen heftigen Wortwechsel, in welchem Noir den Prinzen bedroht hatte. Dieses Ereignis erregte ungeheures Aussehen und führte zu stürmischen Bewegungen in Paris. Der Prinz wurde in Haft genommen und vor den nach Tours [* 48] zusammenberufenen Staatsgerichtshof gestellt, von diesem aber nach sechstägigen Verhandlungen freigesprochen, »weil er sich im Stande der Notwehr befunden habe«. Aus des Kaisers Verlangen mußte der Prinz jedoch seinen Aufenthalt im Ausland nehmen und begab sich nach England. Später kehrte er nach Frankreich zurück und starb zu Versailles [* 49] in dürftigen Verhältnissen. Er hinterließ einen Sohn, Prinz Roland (geb. und eine Tochter, Prinzessin Johanne, mit einem Marquis von Villeneuve vermählt. Der jüngste Sohn Lucians,
i) Antoine, geb. zu Frescati, vermählt seit 1839 mit Maria Anna Cardinali, Tochter eines Advokaten zu Lucca, [* 50] geriet mit seinem Bruder Pierre 1836 in päpstliche Gefangenschaft, floh ebenfalls nach Amerika, kehrte 1838 nach Europa und 1848 nach Frankreich zurück und wurde im September 1849 in die Nationalversammlung gewählt; er starb 1883. -
k) Alexandrine Marie, geb. vermählte sich 1836 mit dem Grafen Vincenzo Valentini de Canino, aus welcher Ehe zwei Söhne und eine Tochter entsprangen, ward Witwe im Juli 1858 und starb in Perugia. -
l) Konstanze, das jüngste Kind Lucians, geb. starb als Äbtissin in Rom
3) Ludwig Bonaparte, geb. zu Ajaccio, machte seine militärischen Studien auf der Artillerieschule zu Châlons, begleitete den Bruder als Adjutant auf den Feldzügen in Italien und der ägyptischen Expedition und wurde gegen seinen Willen von demselben mit dessen Stieftochter, der schönen Hortensie Beauharnais (s. Hortensia), der Tochter Josephinens, vermählt. Da seine Gemahlin ihm aber bald untreu wurde, trennte er sich von ihr. Nach der Errichtung des Kaiserthrons erhielt er den Titel »Großconnetable«. Im J. 1805 besetzte er die Batavische Republik, wo er sich durch Milde beliebt machte, und wurde zum König der in ¶
mehr
das Königreich Holland verwandelten Republik ernannt. Er bemühte sich um Verbesserungen in der Verwaltung, suchte für die bürgerliche und peinliche Rechtspflege neue Grundlagen zu schaffen sowie den Kredit des Staats zu heben und verteidigte mit Selbstverleugnung Hollands Seehandel gegen das Kontinentalsystem. Als aber zur strengern Ausführung desselben zur Besetzung Amsterdams und der Küsten ein französisches Heer unter Oudinot heranrückte, legte er zu gunsten seines Sohns die Krone nieder, setzte seine Gemahlin als Regentin ein und ging nach Graz in [* 52] Steiermark, [* 53] wo er als Graf von St.-Leu (einer Besitzung bei Paris) bis gegen Ende 1813 lebte. Im Januar 1814 nach Paris zurückgekehrt, ermahnte er seinen Bruder zum Frieden, begleitete 29. März die Kaiserin nach Blois und begab sich dann nach Rom.
Ludwig blieb während der Hundert Tage 1815 in Rom, ließ sich von seiner Gemahlin scheiden, die den Titel einer Herzogin von St.-Leu annahm, wohnte seit 1828 in Florenz, mit wissenschaftlichen und Kunststudien beschäftigt, und starb in Livorno. Von seinen von ihm selbst anerkannten Schriften sind zu nennen ein Roman: »Marie, les peines de l'amour, ou les Hollandaises« (Par. 1814, 3 Bde.),
der wohl die Geschichte seiner eignen unglücklichen Ehe behandelt;
»Documents historiques et réflexions sur le gouvernement de la Hollande« (Lond. 1821, 3 Bde.);
»Essai sur la versification« (Rom 1825-26, 2. Bde.) und ein Band Gedichte (Flor. 1828),
worin auch eine Fortsetzung von Boileaus »Lutrin«.
Seine »Réponse à Sir Walter Scott« veröffentlichte er 1829 und fügte (Flor. 1830) der Schrift eines seiner Vorfahren, Jacopo Bonapartes, die er aus dem Italienischen übersetzte, fleißig gesammelte Nachrichten über seine Familie bei. Ferner gab er heraus: »Histoire du parlement anglais« (Par. 1820, Bd. 1) und »Observations de Louis Bonaparte sur l'histoire de Napoléon par M. de Norvins« (das. 1834). - Aus seiner Ehe mit Hortensie Beauharnais stammten drei Söhne:
a) Napoléon Louis Charles, geb. gest.
b) Charles Napoléon Louis, geb. nach dem Tod seines ältesten Bruders Kronprinz von Holland und von Napoleon I. zum Großherzog von Kleve und Berg ernannt, vermählt 1825 mit Joseph Bonapartes Tochter Charlotte, hielt sich längere Zeit in der Schweiz, zuletzt in Florenz aus, trat mit seinem jüngern Bruder 1831 in die Reihen der Insurgenten in der Romagna und starb ohne Erben zu Forli an den Masern;
c) Karl Ludwig Napoleon, s. Napoleon III.
4) Jérôme (Hieronymus) Bonaparte, Graf von Montfort, Exkönig von Westfalen, [* 54] geb. zu Ajaccio, wurde im Collège zu Juilly zum Militär gebildet und nach dem 18. Brumaire von Napoleon zum Marineleutnant befördert. Er begleitete 1801 seinen Schwager Leclerc nach Haïti, [* 55] ward, während er 1802 als Fregattenkapitän zwischen Tobago und St.-Pierre kreuzte, von englischen Kreuzern verfolgt und floh nach Nordamerika. In Baltimore [* 56] heiratete er eine Kaufmannstochter, Miß Elisabeth Patterson, trennte sich aber 1805 von ihr auf Napoleons Befehl und kehrte im Mai 1805 nach Frankreich zurück. Er beteiligte sich an der Expedition nach Algier zu Befreiung gefangener Genuesen und kommandierte dann als Konteradmiral ein Geschwader bei Martinique.
Zum französischen Prinzen, doch ohne Successionsrecht, ernannt, befehligte er 1806 im Kriege gegen Preußen [* 57] mit Vandamme das 10. Armeekorps in Schlesien [* 58] und zog in Breslau [* 59] ein. Nach dem Tilsiter Frieden erhielt er das neugegründete Königreich Westfalen, nachdem er sich im August mit der Prinzessin Katharina von Württemberg, [* 60] der Tochter des Königs Friedrich, vermählt hatte. Gutmütig, aber leichtsinnig und unbekümmert um Wohl und Wehe des Volkes, lebte er hier dem ausschweifendsten Genuß, und seine Verschwendung, verbunden mit Napoleons steigenden Forderungen, brachten den Finanzzustand des Landes dem Ruine nahe. Im J. 1812 machte er den russischen Feldzug mit, wurde aber, weil er die Vereinigung Bagrations mit Barclay de Tolly zugelassen, nach Kassel [* 61] zurückgeschickt.
Noch vor der Schlacht bei Leipzig [* 62] ward er durch Tschernitschews Kosaken (30. Sept.) aus seiner Residenz vertrieben. Am 17. Okt. kehrte er noch einmal dahin zurück, versicherte sich des Kronschatzes und flüchtete damit zum zweitenmal 26. Okt. Nach dem ersten Pariser Frieden hielt er sich einige Zeit in der Schweiz, dann in Graz und 1815 in Triest [* 63] auf. Während der Hundert Tage stand er, zum Pair ernannt, Napoleon treu zur Seite und focht tapfer bei Ligny und bei Waterloo. Hierauf lebte er, vom König Friedrich von Württemberg zum Grafen von Montfort ernannt, eine Zeitlang zu Ellwangen in Württemberg, begab sich aber 1816 nach Österreich und im Dezember 1819 wieder nach Triest; 1821 wählte er Schönau bei Wien [* 64] und 1827 Rom zum Aufenthaltsort. Seit 1831 aus dem Kirchenstaat verbannt, lebte er erst in Lausanne, [* 65] dann meist in Florenz. Im J. 1840 ging er nach Belgien [* 66] und erhielt 1847 die Erlaubnis, in Frankreich zu wohnen. Nach der Erwählung seines Neffen zum Präsidenten der französischen Republik wurde er zum Gouverneur der Invaliden und zum Marschall von Frankreich ernannt. Im J. 1852 wurde er Präsident des Staatsrats und durch Dekret vom zum eventuellen Thronfolger mit dem Prädikat eines französischen Prinzen von Geblüt ernannt Im J. 1853 vermählte er sich zum drittenmal mit der Marquise Giustine Baldelli und starb Aus seinem Nachlaß erschienen: »Mémoires et correspondance du roi Jérôme et de la reine Catherine« (Par. 1861-64, 5 Bde.). Aus Jérôme Bonapartes erster Ehe mit Miß Elisabeth Patterson, welche in lächerlicher Eitelkeit vergeblich ihre Anerkennung als Prinzessin Bonaparte zu erlangen suchte und in Baltimore starb (vgl. Didier, Life and letters of Madame Bonaparte, Lond. 1879), entsprang:
a) Jérôme Bonaparte-Patterson, geb. studierte auf der Harvard-Universität Rechtswissenschaft, verheiratete sich 1829 in Baltimore mit der reichen Miß Susan Mary Williams und lebte seitdem meist auf seinen großen Gütern. Während seiner Anwesenheit in Frankreich erregte er durch seine Ähnlichkeit [* 67] mit Napoleon I. großes Aufsehen. Er starb in Baltimore. Sein Sohn Jérôme Napoléon Bonaparte-Patterson, geb. ward in der Kriegsschule von West Point erzogen und trat als Leutnant unter die Mounted Riflemen. Vater und Sohn kamen 1853 nach Frankreich; der Sohn trat als Offizier in die französische Armee und nahm an dem Feldzug in der Krim [* 68] teil. Er lebt jetzt in Amerika. - Aus Jérôme Bonapartes zweiter Ehe mit der Prinzessin Katharina von Württemberg (geb. gest. in Lausanne) entsprangen:
b) Jérôme Napoléon Charles, Graf von Montfort, geb. zu Graz, war württembergischer Oberst und starb in Castello bei Florenz;
mehr
Wilhelmine, geb. seit 1841 zu Rom mit dem russischen Fürsten Anatole Demidow vermählt, von demselben aber 1845 getrennt, nach der Thronbesteigung Napoleons III. zur Prinzessin von Frankreich erklärt, machte am Hof die Honneurs bis zur Vermählung Napoleons III. und lebt in Paris.
d) Napoléon Joseph Charles Paul, gewöhnlich Prinz Napoleon (vom Volkswitz Plon-Plon) genannt, geb. zu Triest, verlebte seine Jugend in Italien, ward im Februar 1831 aus dem Kirchenstaat verbannt, trat 1837 in württembergische Militärdienste und bereiste seit 1840 mehrere europäische Länder. Im J. 1845 aus Paris ausgewiesen, kehrte er 1847 dahin zurück, nahm seit dem Tod seines ältern Bruders den Namen Jérôme an, trat nach der Februarrevolution von 1848 für Corsica in die konstituierende, dann an die legislative Nationalversammlung und schloß sich der demokratischen Partei an. Präsident Ludwig Napoleon schickte ihn im April 1849 als französischen Gesandten nach Madrid, rief ihn jedoch bald wegen öffentlichen Tadels der Regierungspolitik zurück. Im Juli 1849 ward er in einem Duell mit dem Redakteur des »Corsaire« schwer verwundet. Im J. 1852 wurde er zum französischen Prinzen und im Januar 1853 zum Divisionsgeneral ernannt, nahm 1854 an der Expedition nach der Krim teil, kehrte aber Anfang 1855 zurück und erhielt 1859 den Befehl über ein Armeekorps, welches Toscana besetzte, wo Napoleon III. ihn zum Fürsten einsetzen wollte.
Aber die Einwohner von Toscana wollten die Einigung Italiens, nicht die Errichtung eines Napoleonischen Throns. In Frankreich versuchte Jérôme mehrfach, sich durch Reden von radikalster Färbung im Senat populär zu machen, und entzweite sich dadurch wiederholt mit dem Kaiser. Namentlich die Kaiserin Eugenie war seine entschiedenste Gegnerin. Er residierte in Paris im Palais Royal, das der Sammelpunkt der demokratischen Bonapartisten war, und auf Schloß Meudon bei Paris. Im J. 1870 wurde er von dem Kaiser nach Italien gesandt, um ein Bündnis zu stande zu bringen, doch ohne Erfolg, da Napoleon III. den Italienern nicht Rom überlassen wollte.
Seit dem Sturz des Kaisertums lebte er auf dem Schloß Prangins bei Genf, [* 70] da Thiers seine Rückkehr nach Frankreich verbot. Erst 1875 wurde ihm diese gestattet. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, trat er wiederholt als Gegner der Ultramontanen und Jesuiten auf. Nach dem Tode des kaiserlichen Prinzen ward er auf einer Versammlung der bonapartistischen Parteiführer, allerdings unter heftigem Widerspruch der klerikalen Bonapartisten, als Haupt der Familie und Erbe der Ansprüche der Dynastie proklamiert, erklärte aber, die Republik anerkennen und nicht als Prätendent auftreten zu wollen. Erst 1883 trat er mit einem Manifest hervor, in dem er sich als Erbe der Napoleonischen Thronansprüche proklamierte. Seit ist er mit der Prinzessin Clotilde (geb. Tochter des Königs Viktor Emanuel von Italien, vermählt, lebt jedoch seit längerer Zeit von ihr getrennt. Die Kinder aus dieser Ehe sind: Prinz Viktor, geb. Prinz Ludwig, geb. und Prinzessin Marie, geb.
Die Schwestern Napoleons I.
5) Maria Anna Elisa, geb. zu Ajaccio, ward 1797 mit Felice Bacciocchi (s. d.) vermählt und 1805 zur Fürstin von Piombino und 1809 zur Großherzogin von Toscana erhoben, lebte nach dem Sturz ihres Bruders erst in Bologna, dann als Gräfin von Compigniano zu Triest und starb im August 1820 aus der Villa Vicentina bei Triest. Von ihren zwei Kindern starb der Sohn Friedrich Napoleon (geb. 1814) ihre Tochter Napoleone Elisa (geb. gest. auf ihrem Schloß in der Normandie) war seit 1825 mit dem Grafen von Camerata zu Ancona vermählt, aber seit 1830 von ihrem Gemahl getrennt, erbte von ihrem Vater den Nießbrauch seines in 8 Mill. Frank bestehenden Vermögens, das nach ihrem Ableben ohne Schmälerung an ihren einzigen Sohn, Napoleon (geboren um 1826), übergehen sollte. Letzterer widmete sich dem Seedienst, ward nach dem Staatsstreich vom Sekretär [* 71] des Staatsrats und endete in Paris durch Selbstmord.
6) Marie Pauline, früher Carlotta genannt, geb. zu Ajaccio, kam mit ihren Geschwistern 1793 nach Marseille, verlobte sich mit dem General Duphot, welcher 1797 bei einem Aufstand in Rom getötet wurde, und vermählte sich bald darauf mit dem General Leclerc, mit welchem sie 1801 nach Santo Domingo [* 72] ging, wo sie großen Mut zeigte. Nach dem Tod ihres Gemahls kehrte sie nach Frankreich zurück, wo sie sich 1803 mit dem Fürsten Camillo Borghese vermählte; doch trennte sie sich bald von diesem und lebte meist in Neuilly. Im J. 1806 erhielt sie von Napoleon I. das Fürstentum Guastalla, welches sie bis zu dessen Sturz behauptete.
Sie begleitete ihren Bruder 1814 nach Elba. Vor der Schlacht von Waterloo sandte sie ihrem Bruder ihre sehr kostbaren Diamanten zu freier Verfügung, und sie befanden sich in dem nach der Schlacht erbeuteten Wagen Napoleons I. Sie lebte dann in Rom, wo sie seit 1816 die Villa Sciarra besaß und einen glänzenden Kreis [* 73] um sich versammelte. Als sie von Napoleons Krankheit hörte, suchte sie wiederholt um die Erlaubnis zur Reise nach St. Helena nach, erhielt dieselbe aber zu spät. Nachdem sie sich mit ihrem Gemahl wieder vereinigt hatte, starb sie in Florenz ohne Nachkommen, da ihr mit Leclerc erzeugter Sohn bald nach dem Vater gestorben war. Von hoher Schönheit, aber leichtfertig, war sie Napoleons I. geliebteste Schwester.
7) Maria Annunciata, später Karoline, geb. zu Ajaccio, wurde 1800 mit Joachim Murat (s. d.) vermählt, mit welchem sie den neapolitanischen Königsthron bestieg. Nach Murats Tod begab sie sich unter österreichischem Schutze zunächst nach Böhmen [* 74] und später nach Triest, wo sie als Gräfin Lipona (Anagramm von Napoli) die Villa Campo Marzo bewohnte. Zur Rettung ihres Vermögens reiste sie im Sommer 1838 nach Paris. Die französische Regierung bewilligte ihr zum Ersatz eine jährliche Pension von 100,000 Frank. Sie mußte jedoch im Juni 1838 Frankreich verlassen und starb in Florenz. Über ihre Kinder s. Murat.