mit Sammlung von Gräberfunden und andern Altertümern. Unter den
Theatern Bolognas ist das Teatro Comunale als Haupttheater
hervorzuheben; bemerkenswert sind ferner die
Theater
[* 2] Contavalli und del Corso.
Musik wird hier sehr kultiviert. Dem
Zweck der
Wohlthätigkeit dienen ein großes
Krankenhaus
[* 3] (1801 gegründet), ein Findelhaus, ein
Institut zur Unterstützung herabgekommener
Familien
(Opera Vergognosi, 1495 gegründet), drei
Waisenhäuser, ein
Institut für erwachsene Waisen, das
Armeninstitut
Vittorio Emmanuele (1735 gestiftet) u. a.; auch besitzt die Stadt ein Taubstummeninstitut
und eine
Irrenanstalt (seit 1560). Bologna ist auch der Sitz eines
Erzbischofs und eines Appellationsgerichts sowie eines deutschen
Konsuls.
Auf einem benachbarten
Hügel im
SW. vor derPortaSan Manoelo liegt
SanMichele in
Bosco, bis 1797 ein Olivetanerkloster
und jetzt ein königliches Lustschloß, mit Resten schöner Fresken im Klosterhof, und auf einem andern
Hügelvor derPorta
Saragozza die Wallfahrtskirche
Madonna di
SanLuca, zu der ein bedeckter Säulengang von 635
Bogen
[* 4] führt. Vom ersten
Dritteil desselben führt ein neuer Arkadengang zu der 1335 erbauten
Kartause
(Certosa), die 1797 aufgehoben und 1801 zum öffentlichen
Friedhof
(Campo santo) von Bologna geweiht wurde, mit schönen
Denkmälern aus alter Zeit und neuen Grabmonumenten. In Bologna wurden 8
Päpste, 200
Kardinäle,
sehr viele
Gelehrte und berühmte
Künstler geboren, z. B.
Francia, die
Caracci,
Albani, die Gebrüder
Reni,
Galvani etc.
Bologna, ursprünglich Felsina als etrurische Stadt, wurde sodann
Bononia genannt als Hauptstadt der
Bojer und 189
v. Chr. von den
Römern erobert, welche eine starke Bürgerkolonie dahin führten. Im J. 43
v. Chr. ward in der
Nähe auf einer
Insel des
Reno das zweite
Triumvirat abgeschlossen. Durch
Augustus hob sich die in den
Bürgerkriegen herabgekommene Stadt
zu neuer
Blüte
[* 5] und war öfters die
Residenz von
Kaisern. Nach dem
Untergang des ostgotischen
Reichs kam Bologna zum
Exarchat und dann
an die
Langobarden, welchen sie
Karl d. Gr. entriß, der sie zur
Freien Stadt erklärte.
Als solche gewann sie eine nicht unbedeutende Macht; großes Ansehen genoß sie durch die angeblich schon
von
Theodosius II. 425 begründete
Universität, namentlich ihre
Rechtsschule, die besonders durch
Irnerius (gestorben um 1140)
gehoben ward. Als
Glied
[* 6] des Lombardischen
Bundes nahm Bologna teil am
Kampf gegen die
Hohenstaufen;
KaiserFriedrichs H. Sohn
Enzio starb daselbst in der Gefangenschaft. Nach wechselnden
Kämpfen der dortigen adligen
Familien, der Geremei, Lambertazzi,
Guidi,
Pepoli, Bentivoglio u. a., um die Herrschaft unterwarf sich die Stadt 1506 dem
Papst und wurde nun päpstliche
Legation,
behielt jedoch noch viele
Freiheiten. Am wurde in Bologna
Karl V. von
PapstClemens VII. zum römischen
Kaiser gekrönt. 1547 wurde das
Konzil von
Trient
[* 7] nach Bologna verlegt und hielt hier zwei
Sitzungen.
Nachdem die Stadt 1796 von den
Franzosen genommen worden war, wurde sie nebst ihrem Gebiet ein
Bestandteil der
Cisalpinischen Republik,
später (als
DepartementReno) des
KönigreichsItalien;
[* 8] 1815 kam sie wieder zum
Kirchenstaat. 1821 war Bologna der
Hauptherd des republikanischen
Aufstandes, der 4. Febr. ausbrach und sich schnell bis nach
Ancona
[* 9] verbreitete, worauf der
Kardinal-Legat
flüchten mußte und eine provisorische
Regierung eingesetzt wurde. Zwar ward der
Aufstand durch die
Österreicher unter
GeneralFrimont bald unterdrückt, doch brachen dieUnruhen schon von neuem aus, und die päpstliche
Regierung wurde nochmals
gestürzt. Aber auch diesmal stellten im
Januar 1832 die österreichischen
Waffen
[* 10] die alte
Ordnung in
kurzem wieder her. An den
Bewegungen seit 1848 nahm Bologna lebhaften
Anteil und lieferte zu den italienischen Unabhängigkeitskriegen
eine große Anzahl Freiwilliger; ein österreichisches
Korps, das Bologna durch einen Handstreich
besetzen wollte, wurde durch einen
Aufstand in
Masse gezwungen, die Stadt zu verlassen.
Als jedoch die
Österreicher nach
Abschluß des
Friedens mit
Sardinien
[* 11] und im Einverständnis mit dem
Papst von neuem
anrückten, mußte sich Bologna nach achttägiger Gegenwehr und wiederholtem, jedoch ziemlich
unschädlichem
Bombardement16. Mai ergeben, wurde in
Belagerungszustand erklärt und blieb der Sitz eines österreichischen
Armeekommandos bis zum österreichisch-italienischen
Krieg von 1859, infolge dessen die Stadt vom
Kirchenstaat abfiel und im
März 1860 mit der
Romagna ihren Anschluß an das
KönigreichSardinien proklamierte.
Vgl. Savioli, Annali
della
città di Bologna
(Bassano 1788-95, 3 Bde.);
Guidicini (geb. 1763), Cosenotabili della
città di Bologna (Bologna 1869-74, 6 Bde.).
die Bronzereliefs für die Hauptthür des
Doms in
Pisa;
[* 21]
die Reiterstatue
Ferdinands
I., aus dem Annunziataplatz in
Florenz, und die von seinen
Schülern vollendete, aber 1792 eingeschmolzene Reiterstatue
Heinrichs
IV. für
Paris.
[* 22] Bologna starb 1608 in
Florenz. Er verband die Kühnheit
Michelangelos mit einer geläuterten,
wenn auch etwas oberflächlichen Formengebung und war besonders hervorragend in der
Eleganz und dem Schwung des
Aufbaues bewegter
Gruppen.
Vgl. A.
Desjardins, La vie et l'œuvre de
Jean Bologne (Par. 1884).
Flasche,
[* 23] ein von Asmadei 1716 erfundenes und von dem BologneserBalbi beschriebenes kleines,
kolbenförmiges, etwa 8
cm langes und in der Höhlung des gerundeten
Bodens einen
Daumen breites,
oben offenes und sehr dickwandiges
Glas,
[* 24] wird gleich nach der Herstellung nicht, wie andre gläserne
Gefäße, im
Kühlofen allmählich, sondern rasch an der
Luft
abgekühlt; dabei erhalten die schneller sich abkühlenden Oberflächenteilchen eine andre
Spannung als
die innern, und dies hat zur
Folge, daß durch die geringste
Verletzung der Oberfläche der
¶
mehr
Zusammenhang aufgehoben wird. Das dicke Ende einer solchen Flasche widersteht einem ziemlich starken Hammerschlag; aber die
Flasche zerspringt zu kleinsten Trümmern, sobald man ein kleines, scharfes Steinchen in die Höhlung fallen läßt.
von Langley konstruiertes Instrument, welches als Ersatz der Thermosäule dienen
soll, besteht aus einer sogen. Wheatstoneschen Brücke, in deren beide Zweige je eine Anzahl (etwa 20)
äußerst dünner Streifen aus Stahl, Platin, Palladium etc. eingeschaltet sind. Beide Streifensysteme sind so in einen Hohlcylinder
eingeschlossen, daß nur das eine von einfallenden Wärmestrahlen getroffen werden kann. Sobald nun eine Bestrahlung der
einen Streifenpartie eintritt, erwärmt sich dieselbe und vermehrt demzufolge ihren Leitungswiderstand. Das in die Brücke
[* 28] eingeschaltete Galvanometer
[* 29] wird also infolge der Verschiedenheit der Stromstärken in den beiden Zweigen
der Leitung ausschlagen und dadurch eine Messung der stattgehabten Erwärmung ermöglichen. Das Instrument ist äußerst empfindlich,
so daß eine Temperaturveränderung von 1/100000 Grad noch wahrgenommen wird.
Tagh (»blaues Gebirge«, bei den Chinesen Tsungling, »Zwiebelpässe«),
Name, der von den Anwohnern
der Ebene den unbewohnten, unwirtlichen Hochthälern beigelegt wird, die am Westrand Zentralasiens, östlich von der Kisiljart-
und Pamirkette begrenzt, den Raum zwischen den Gebirgssystemen des Himalaja im S. und des Thianschan im N. ausfüllen. Er scheidet
die Stromgebiete des Jarkandflusses und des Amu Darja (Oxus). HohePässe führen über dieses Gebirge auf
das Wüstenplateau der Pamir.
[* 30] Unter den Hochgipfeln fällt am meisten auf der Taghalma, 79 km südwestlich von Janghissar,
von 7617 m Höhe. Die Arier hatten ihre Ursitze zu beiden Seiten dieser von Nomadenvölkern noch heute abgeweideten Hochthäler.
Die Gegend wurde 1879 von dem EngländerTrotter bereist.
Hieronymus, Gegner Calvins, war früher Karmelitermönch in Paris gewesen, studierte zu Genf
[* 31] Medizin, trat daselbst 1551 öffentlich
als Bestreiter der von Calvin vorgetragenen Prädestinationslehre auf, worauf er eingekerkert und aus
Genf
verwiesen wurde.
alte, früher sehr bedeutende Stadt in der niederländ. ProvinzFriesland, 24 km südwestlich
von Leeuwarden, hat eine schöne gotische Martinikirche mit Grabmälern der ältesten friesischen Grafen sowie des friesischen
Volksdichters Gysbert Jacobsz (gest. 1666) und (1883) 5939 Einw.,
Leinen- und Wollenindustrie, Ziegeleien, Butter-, Käse- und Viehhandel. Bolsward war ehedem befestigt und gehörte zu den Hansestädten.
1) Boetius a, niederländ. Kupferstecher,
geboren um 1580 zu Bolswert in Friesland, hielt sich zuerst in Holland auf und ging 1619 nach Antwerpen, wo er 1620 Meister wurde.
Bolswert wurde in Antwerpen durch den Einfluß Rubens', nach welchem er mehrere Stiche ausführte, zu größerer und breiterer Auffassung
der Formen gebracht, mit der er immer eine bestimmte und saubere Zeichnung verband. Er starb 1633 in Brüssel.
[* 36]
2) Schelte a, niederländ. Kupferstecher, jüngerer Bruder des vorigen, geboren um 1586, trat 1625 oder 1626 in die AntwerpenerGilde und starb daselbst im Dezember 1659. Unter Rubens' Leitung bildete er sich zu dem größten Stecher der vlämischen Schule
aus, welcher die malerische Kraft,
[* 37] die Kühnheit und die Größe jenes ebenso gut wiederzugeben wußte wie die weiche Anmut
und Zartheit van Dycks. In der Abstufung von Licht
[* 38] und Schatten,
[* 39] welche besonders den Stichen nach Landschaften zu gute kam, hatte
er eine außerordentliche Virtuosität erreicht.
Amely, Romanschriftstellerin, geb. zu Rehna in Mecklenburg-Schwerin als die Tochter des dortigen Bürgermeisters,
wurde nach dem Tod ihres Vaters, kaum 17 Jahre alt, Erzieherin auf einem adligen Gut und begab sich später (1839) nach England,
wo sie eifrig Englisch studierte und auch für deutsche Zeitschriften litterarisch thätig war. Nach ihrer
Rückkehr nach Deutschland
[* 40] (1852) ließ sie sich in Dresden,
[* 41] später in Wiesbaden
[* 42] nieder. Bölte begann als verständige Schriftstellerin
von gesunder Lebensauffassung und guter Beobachtungsgabe. IhrenRuf begründete sie mit den »Erzählungen aus der Mappe einer
Deutschen in London«
[* 43] (Leipz. 1848) und dem
¶
mehr
»Visitenbuch eines deutschen Arztes in London« (Berl. 1852),
»Liebe und Ehe«, Erzählungen (Hamb. 1857, 3 Bde.),
u. a. folgten, welche Werke vorzugsweise Schilderungen aus dem Leben der englischen Aristokratie, freilich mit greller Farbenauftragung,
enthalten. Später wandte sie sich dem biographischen Roman zu, worin sie zur künstlerischen Gestaltung
sowenig wie andre durchdrang, und sank auch in ihren Schilderungen aus dem modernen Leben zum Niveau der bessern Leihbibliothekenromane
herab. Wir nennen von ihren Werken dieser Art: »Frau von Staël« (Prag 1859);
(spr. bohlt'n), eine der blühendsten StädteLancashires (England), am Flüßchen Croach, inmitten malerischer
Moorstrecken, hat (1881) 105,414 Einw., unter denen wohl noch Nachkommen
der Vlämen, Pfälzer und Hugenotten sind, die hier gegen religiöse Verfolgung Schutz fanden. In jüngster Zeit ist
die Stadt bedeutend verschönert worden, und Stadthaus, Markthalle, städtische Bibliothek und Museum, Kranken- und Waisenhaus
sind sämtlich stattliche Gebäude.
Seit 1508 war die lichtbraune Siegelerde von Striegau,
[* 57] später die bläulichgraue sächsische Siegel- oder
Wundererde von Stolpen wie schon vorher eine weiße von Malta im Gebrauch. Hiernach werden unter dem Namen Bolus Thone von wesentlich
verschiedener Beschaffenheit und Zusammensetzung begriffen. Die Mineralogie beschränkt den Namen auf die mehr oder weniger fettig
anzufühlenden, schwach fettglänzenden, auf dem Strich glänzendern, in muschelige, scharfkantige Stücke
brechenden Thone, welche, ins Wasser geworfen, unter Zerknistern in eckige Stücke und endlich in eine feinerdige, plastische
Masse zerfallen.
Der braune Bolus (braune Erde von Siena) wird namentlich in der Freskomalerei und für braune Kupferstiche benutzt. Der rote Bolus von
Sinope und aus Nordafrika (Sinopis) wurde von den Alten viel zum Bemalen der Täfelchen, womit die Wände belegt wurden,
benutzt und zeigt sich noch in Pompeji
[* 70] in seiner vollen Farbenpracht. Der rote Bolus (Bolus rubra) dient als Anstrichfarbe und wird
besonders aus Nürnberg
[* 71] bezogen. Der armenische oder morgenländische Bolus, die feinste Sorte des vorigen, ist höchst feinerdig
und fettig.
Oft hat seine rote Farbe einen Stich ins Gelbe. In Frankreich reinigt man ihn oft schon in den Gruben, formt
ihn in kleine, runde Scheiben und drückt ein Zeichen darauf. Schon die Alten wendeten das Leukophoron als Bindemittel für das
Gold,
[* 72] wenn es auf Holz
[* 73] aufgetragen wurde, an, und so tragen ihn noch jetzt die Vergolder als Untergrund auf das
Holz. Ebenso wird er zur Grundierung des Gold- und Silberpapiers gebraucht. Aus Armenien selbst kommt dieser Bolus nicht mehr, wie
in ältern Zeiten, nach Europa; wohl aber geht er von da stark nach Indien, wo er noch medizinische Anwendung findet. Der gelbe
Bolus (Bolus lutea) wird von den Vergoldern dem armenischen Bolus vorgezogen. Die
Holländer holen ihn aus Berry, brennen ihn, wodurch er schön rot wird, und verkaufen ihn als Englisch- oder Berliner Rot.
[* 74] Außerdem
dient er als Kitt, zur Anfertigung von Formen für Metallguß, zu Gefäßen und Pfeifenköpfen und geschlämmt als Poliermittel
für Glas, Metalle u. Steine sowie früher in der Medizin als absorbierendes Mittel.
welches in einem von seinem Sohn Johann geschriebenen Appendix die neue Darstellung der Parallelentheorie enthält, welche Bolyai hauptsächlich
berühmt gemacht hat. Auszüge aus diesem Appendix hat Hoüel (»Essai critique sur les principes fondamentaux
de la géométrie élémentaire«, Par. 1827) veröffentlicht. - Von seinen zwei Söhnen hat sich der eine, Johann, geb. zu
Klausenburg, gest. 1860 als pensionierter Hauptmann, gleichfalls als scharfsinniger Mathematiker bewährt.
Bernhard, kathol. Theolog, Philosoph und Mathematiker, geb. zu Prag aus einer ursprünglich italienischen
Familie, zeichnete
sich schon als Student durch Aufstellung einer der später von Legendre gegebenen sehr ähnlichen Parallelentheorie
(Prag 1804) aus, wurde, noch sehr jung, 1805 Professor der Religionsphilosophie an der Universität seiner Vaterstadt und
geriet durch seine freimütigen Vorträge wie durch seine von Personen aller Stände eifrig gesuchten Predigten bald so sehr
in den Ruf der Heterodoxie, daß infolge einer von jesuitischer Seite ausgegangenen Denunziation nach Rom, die ihn des Rationalismus
und der Hinneigung zum Protestantismus beschuldigte, eine Untersuchung über ihn verhängt, der Widerruf
vier als ketzerisch bezeichneter Punkte gefordert und, da er denselben verweigerte, 1820 unter dem Eindruck der allgemeinen
Furcht vor Studentenverschwörungen seine Entsetzung vom Lehramt ausgesprochen wurde.
Seitdem lebte er zurückgezogen und nur mit seinen Studien und der Abfassung zahlreicher theologischer, philosophischer und
mathematischer Werke beschäftigt, die der in Österreich
[* 77] damals bestehenden Zensur wegen teils gar nicht,
teils nur auf Umwegen und größtenteils ohne seinen Namen zum Druck gelangten, aus dem Landgut einer ihm befreundeten Familie
bis an seinen Tod der ihn gerade in dem Augenblick hinwegraffte, als in seiner Heimat ein freierer Geist sich gewaltsam
Bahn brechen zu wollen schien. Bolzano gehörte als Theolog der moralistisch-rationalen Richtung der Sailer,
Reinhard, Ammon
[* 78] u. a. an; bei dem Inhalt der Glaubenslehre galt ihm dessen historische Glaubwürdigkeit weniger als dessen theoretische
und praktische Vernunftmäßigkeit.
Als Philosoph fand er sich am meisten von Leibniz befriedigt, dessen Lehre
[* 79] von den ewigen Wahrheiten er seiner
Logik, wie dessen Monadenlehre seiner Metaphysik zu Grunde legte. Als Kanzelredner erinnerte er durch seine mehr philosophisch
analysierende als homiletische Vortragsweise sowie durch die freie Behandlung der Schrifttexte an Schleiermacher, nur daß
ihm dessen glänzende oratorische Begabung abging. In Bezug auf Kirchenverfassungschloß er sich den freisinnigen Bestrebungen
der Wessenbergschen Schule an, an deren Organ, den »Freimütigen Blättern«, er fleißig mitarbeitete.
(Wien 1849); die »Erbauungsreden« (Prag 1815; 2. Aufl., Sulzbach 1839), von welchen nach seinem Tod weitere 4 Bände (Prag 1849-52)
und eine neue Folge (Wien 1884, Bd. 1) erschienen.
Vgl. Bolzanos Selbstbiographie, herausgegeben von seinem Schüler und Schicksalsgenossen
M. J. ^[Michael Josef] Fesl (neue Ausg., Wien 1875);
Wißhaupt, Skizzen aus dem Leben Bolzanos (Leipz. 1849);
Befestigungsmittel, sind teils Schrauben-, teils Nietbolzen und bestehen meist aus Schmiedeeisen, seltener
aus Kupfer
[* 83] oder Messing. Die Schraubenbolzen dienen zur Verbindung von hölzernen oder metallischen Teilen, während die
Nietbolzen zur Verbindung von Teilen aus sprödem Material (z. B. Gußeisen) nicht verwendet werden, weil dieses bei der Herstellung
der die Befestigung schließenden Nietköpfe durch Hammerschläge leicht zerspringen könnte. Die Steinbolzen dienen zur Befestigung
von Holzwerk oder Eisenteilen an Steine und werden an dem einen Ende gestaucht, aufgehauen und mit dem
letztern durch Blei
[* 84] oder Schwefel vergossen, während ihr andres, mit Mutter versehenes Ende zum Anpressen der mit dem Stein
zu verbindenden Teile dient. Bolzen heißt auch ein rundes, vorn mit Eisen
[* 85] beschlagenes, hinten zuweilen mit Flugfedern versehenes
StückHolz, welches aus einer Armbrust
[* 86] geschossen wird.
In dem kurzen
hintern Laufstück, der Flasche, liegt eine Zahnstange mit luftdicht abschließender Filzklappe, durch deren Zurückschieben
beim Aufziehen zwei Spiralfedern zusammengedrückt werden.
Durch den Luftdruck, der entsteht, wenn sie
beim Abdrücken die Zahnstange vorschnellen, wird der Bolzen fortgetrieben, der auf 30-50 Schritt noch ziemlich sicher trifft.
(franz., spr. bongbardong), ein weit mensuriertes,
der Baßtuba ähnliches Blechblasinstrument mit Cylinder oder Tonwechsel, d. h. einer der vielen verschieden
konstruierten Kontrabässe der heutigen Harmoniemusik.
(Bombassin, Bombazet, Bomazine), veralteter Name eines ursprünglich in Oberitalien,
[* 90] namentlich
Mailand, Como etc., verfertigten geköperten Gewebes aus Seide,
[* 91] dann auch eines glatten wollenen oder eines geköperten Gewebes
mit seidener Kette und kammwollenem Einschlag;
früher aus Baumwolle,
[* 92] Kamelhaar und Seide, jetzt gewöhnlich aus Schafwolle von
besondern Bombassinwebern gewebt.
Bombax malabaricumDec., in Ostindien,
[* 96] wird bis 30 m
hoch, der Stamm bis 2 m dick, ist stachlig, hat langgestielte Blätter, büschelige, rote Blüten und große, holzige Kapseln.
Die weiße, seidenartige, elastische Wolle, welche die Samen umgibt (Silk-Cotton), eignet sich vorzüglich zum Ausstopfen von
Polstern, Kissen und Matratzen. Die Rinde und Blätter braucht man in der Heimat als Arzneimittel. Auch das in
Wasser leicht lösliche Malabargummi stammt von diesem Baum. Bombax CeibaL., in Westindien
[* 97] und Südamerika, hat einen noch höhern
und dickern, stachligen Stamm, aus welchem die Kariben ihre Pirogen herstellen, und der auch zu Fässern (die 5-8000 kg Zucker
[* 98] fassen) verarbeitet wird. Die Samenwolle kommt als Paina limpa in den Handel, doch stammt ein Polstermaterial
mit gleichem Namen auch von dem südamerikanischen Bombax heptaphyllumL. Ebenso geben BombaxseptenatumJacq. und Bombax globosumAubl.
Bombaxwolle.
[* 100] britisch-ostind. Präsidentschaft, an der Westküste Vorderindiens zwischen 14-28¾° nördl. Br. und 66¾-76½°
östl. L. v. Gr., enthält 512,478 qkm (9306,8
QM.) mit (1881) 23,395,663 Seelen, wovon 321,466 qkm (5837,6 QM.) mit 16,454,414 Seelen auf die unter britischer Verwaltung
stehenden Distrikte entfallen (s. Karte »Ostindien«). Dazu kommt der
¶
die mittlere umfaßt in sechs Distrikten das alte Marathenreich mit Puna als Hauptort;
die Südprovinz,
mit fünf Distrikten, hat an der Küste nur zeitweise fließende Gewässer, dagegen entströmen ihr nach O. die Quellflüsse
der Godaweri und Krischna (Kistna).
Von den erstern Provinzen sind 20 Proz., von der Südprovinz 44 Proz. der Bodenfläche
bebaut. Der Grund und Boden gilt als Eigentum der englischen Krone und wird nach dem Raiotwarisystem auf
Pacht von meist 30 Jahren Dauer ausgethan; etwa ein Drittel der Ernte
[* 106] wird als Grundrente bezahlt. Die Pacht ist gesucht; Gelddarleiher
wußten den Bauern mittels des englisch-indischen Zivilprozesses das letzte Korn abzupressen, bis das sogen. Notstandsgesetz
von 1879 für den kleinen Mann Ausnahmsvorteile gewährte. Die Hauptkulturen sind Hirse
[* 107] (83 Proz. des
Kulturlandes), dann Baumwolle, Reis, Gemüse, Ölsorten und Weizen. Nach der Nationalität scheidet sich die Bevölkerung in Sindi,
Gudscharati (Nordprovinz), Marathen und Kanaresen (Zentral- und Südprovinz); jede Nation spricht ihre eigne Sprache und hat
ihre besondere Schrift.
Das Budget der Präsidentschaft für 1882/83 betrug 282 Mill. Mk. Einnahmen, und 150 Mill. flossen in die indische Reichskasse.
Die Armee hatte eine Stärke
[* 109] von 11,238 Europäern und 25,769 Eingebornen. Für die Landstraßen war unter der Herrschaft der
Radschas nichts geschehen; jetzt sind an Eisenbahnen ausgeführt in Sind die Industhalbahn, in der Nordprovinz
eine Küstenbahn Bombay-Ahmedabad mit mehreren Zweigbahnen und einem Anschluß an die Radschputanabahn; nach Madras
[* 110] führt eine
Bahn quer über die Halbinsel mit einem Seitengeleise nach der Bombay-Allahabadbahn. Im Bau begriffen sind endlich zwei Bahnen im
südwestlichen Teil der Präsidentschaft von Puna und Scholapur südwärts der ebenfalls noch zu bauenden
Bellari-Goabahn.
Die Bewässerungsanlagen, so wichtig für den Landbau und vielfach schon aus alter Zeit überkommen, wurden vermehrt durch
die großen Bauten des Krischnakanals (Kosten 56,735 Pfd. Sterl.), des Ekrukteichs bei Scholapur an der Bahn nach Madras (Kosten
78,837 Pfd. Sterl.) und die Aufstauung des Mutathals zur Kultivierung
der Umgebungen von Puna (Kosten 374,727 Pfd. Sterl.). Gegenwärtig werden 150,000 Hektar künstlich bewässert, 8 Mill. Hektar
werden überhaupt bebaut.
Der Viehstand beträgt 5,680,000 Rinder,
[* 111] 1,630,000 Büffel, 150,000 Pferde,
[* 112] 90,000 Esel und 3,300,000 Schafe.
[* 113] Die Haupthäfen
sind Bombay, Karatschi in Sind und Kuguela. Die öffentliche Erziehung ist noch immer sehr vernachlässigt,
obschon die Regierung bedeutende Mittel aufwendet. Im J. 1881 waren 88,9 Proz. der männlichen
BevölkerungAnalphabeten, von der weiblichen Bevölkerung sogar 99,6 Proz.; doch ist eine Besserung bemerkbar,
die höhern Schulen werden immer mehr besucht.
Die gleichnamige Hauptstadt der Präsidentschaft, seit der Eröffnung desSuezkanals für Europa der wichtigste
Handelsplatz Indiens, liegt auf der Südostspitze der 55 qkm großen, vom Festland nur durch einen schmalen Kanal
[* 114] getrennten,
gleichfalls Bombay genannten Insel, von der nach N. ein Damm und eine Steinbrücke zur InselSalsette führen, an einer herrlichen
Bai, welche den besten HafenOstindiens bildet (vgl. den Plan). Felseninseln schützen denselben im S., nämlich
die durch einen Damm mit Bombay verbundene Insel Kolaba, welche einen 49,2 m hohen Leuchtturm trägt, und die mit der Insel jetzt
gleichfalls fest verbundene »Altweiberinsel« (Oldwoman's Island).
[* 115] Der Anblick Bombays vom Meer her ist äußerst malerisch.