ausschließlich der
Pflege des Schulgesangs. Um 1815 begann er die Lancastersche
Methode in mehrere Privatschulen einzuführen,
und sein Erfolg war ein so glänzender, daß er 1819 von den Behörden beauftragt wurde, den Musikunterricht in allen
Elementarschulen
der Stadt zu organisieren. 1839 wurde ihm seitens der
Regierung die
Aufsicht über den gesamten Schulgesangsunterricht
übertragen. Er starb in Chaillot bei
Paris
[* 2] Unter seinen hinterlassenen Werken sind
Kompositionen für
Gesang sowie
mehrere instruktive Werke zu bemerken, namentlich sein
»Manuel musical; methode graduée
pour le chant élémentaire, etc.«
(Par. 1846 u. öfter).
der
Jasmunder Bodden, im nordöstlichen Teil von
Rügen, zwischen den
Halbinseln Wittow und
Jasmund
und dem Innern der
Insel, gegen 110 qkm (2 QM.) groß;
1)
JohannJoachimChristoph, bekannter Übersetzer, geb. zu
Braunschweig,
[* 14] Sohn eines armen
Tagelöhners
aus Schöppenstedt, kam als Schäferjunge zu seinem Großvater in Barum, lernte dann seit 1745 als Musikus
in
Braunschweig und wurde 1750
Hoboist in einem
Regiment daselbst. Ein
Student in Helmstedt, wo er sich in der
Musik weiter ausbildete,
gab ihm französischen
Unterricht; auch
Englisch lernte er dort. Im J. 1752 trat er als
Hoboist zu
Celle
[* 15] in hannöversche
Dienste,
[* 16] komponierte hier mehrere
Konzerte und Solostücke für das
Fagott und gab Liederkompositionen heraus; auch
begann er hier zu schriftstellern.
Nach dem
Tod seiner
Frau ging er 1757 nach
Hamburg,
[* 17] wo er als
Sprach- und Musiklehrer wirkte, zugleich Übersetzungen aus dem
Französischen und
Englischen lieferte, für das Kochsche
Theater
[* 18] arbeitete und 1762-63 die Redaktion des »Hamburgischen
Korrespondenten«
leitete. Durch eine zweite
Heirat mit einer reichen Schülerin (Simonette Tam) kam er in den
Besitz eines
bedeutenden
Vermögens. Als dieselbe nach wenigen
Jahren ebenfalls starb, verehelichte er sich zum drittenmal mit der
Witwe
des Buchhändlers
Bohn, errichtete eine Buchdruckerei und verband sich mit
Lessing zu einer »Buchhandlung der
Gelehrten«. Er
verlegte eigne und fremde Werke
(Lessings
»Dramaturgie«,
Goethes
»Götz«,
Klopstocks
»Oden«),
sah aber, da er das kaufmännische
Geschäft so wenig wie
Lessing verstand, das Unternehmen bald scheitern und sein
Vermögen zugesetzt. Bode folgte nun 1778 der
Gräfin von
Bernstorff, der
Witwe des berühmten dänischen
Ministers, als deren Geschäftsführer nachWeimar,
[* 19] wo er als
Hofrat starb. Unter Bodes Übersetzungen, durch welche er einen nicht geringen Einfluß auf die
deutsche Litteratur
übte, sind
Sternes »Yoriks empfindsame
Reise« (Hamb. 1768, 5. Aufl. 1804),
Goldsmiths »Dorfprediger von
Wakefield« (Leipz. 1776 u. öfter) undFieldings
»TomJones« (das. 1786-88, 6 Bde.)
als die besten hervorzuheben. Auch von
Montaignes
»Gedanken und Meinungen« (Berl. 1793-97, 7 Bde.)
gab er eine treffliche Übersetzung.
Vgl.
Böttiger, Bodes litterarisches
Leben (Berl. 1796).
dann gab er seine »Anleitung
zur Kenntnis des gestirnten
Himmels« (11. Aufl., hrsg. von Bremiker, das.
1858) und die Monatsschrift »Anleitung zur Kenntnis der
Lage und der
Bewegung des
Mondes und der übrigen
Planeten«
[* 21] (1770-77)
heraus. Im J. 1772 wurde Bode Astronom der
Akademie der
Wissenschaften zu
Berlin,
[* 22] 1786 aber
Direktor der
Sternwarte
[* 23] daselbst, wo er auch starb. Er schrieb noch: »Erläuterung der
Sternkunde« (Berl. 1778, 2 Bde.; 3. Aufl.
1808);
(spr. -dell),Jean, franz. Trouvère des 13. Jahrh., aus Arras
[* 38] gebürtig, begleitete den heil.
Ludwig auf seinem Kreuzzug nach Ägypten.
[* 39] Nach seiner Heimkehr vom Aussatz befallen, zog er sich von den Seinigen zurück und
starb in der Abgeschiedenheit. Man hat von ihm ein
Abschiedsgedicht an die Stadt Arras (»Li congies«, zuletzt hrsg. von Reynaud,
Par. 1880),
ein sehr lebendiges Mirakelspiel: »La Jeus de St.-Nicolas« (hrsg. von Michel u. Monmerqué
im »Théâtre français du moyen-âge«, das. 1839),
und mehrere Pastorellen (hrsg. von Bartsch, Leipz. 1879). Von einigen wird
ihm auch das epische Gedicht »Guiteclin de Sassaigne« (hrsg.
von Michel, Par. 1839) zugeschrieben, das den KampfKarls d. Gr. gegen den Sachsenkönig Wittekind behandelt.
Mit der Revolution von 1848 hatte er keine Sympathien, nahm 19. März seine Entlassung und wurde in die preußische Zweite Kammer,
zuerst im Januar 1849 und wiederum nach dem oktroyierten Wahlgesetz von 1849, später auch ins Erfurter Volkshaus gewählt.
Er unterstützte hier die Unionspolitik des preußischen Ministeriums; auch wurde er im September 1849 zum
Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Union ernannt. In der Kammersitzung von 1850 bis 1851 war er Führer der Zentrumspartei,
welche die Politik der Regierung zwar mißbilligte, ihr aber doch die Mittel zur Fortsetzung derselben gewährte. 1852 zum Regierungspräsidenten
in Arnsberg
[* 48] ernannt, starb er auf einer Dienstreise in Medebach.
2) Karl von, preuß. Minister, Bruder des vorigen, geb. zu Velmede bei Hamm, studierte die Rechte, war 1837-45 Landrat
in Hamm, dann Oberregierungsrat in Minden,
[* 49] Regierungsvizepräsident in Münster,
[* 50] Regierungspräsident in Arnsberg, seit 1849 streng
konservatives Mitglied des Abgeordnetenhauses sowie 1851-58 unter Manteuffel und 1862-66 unter Bismarck
Finanzminister. Da er 1866 die Verantwortung für die Beschaffung der Geldmittel für den Krieg nicht übernehmen wollte, erhielt
er seine Entlassung. Er starb
(Solum), das jüngste Glied der
[* 51] festen Erdrinde, die äußerste Schicht derselben, ein erdiger Überzug über
dem festen Gestein (Grund und Boden). Oft nur wenige Zentimeter tief auf dem unterliegenden Fels haftend, oft Hunderte von Metern
hoch als Niederschlag aus Wasserfluten der Vorzeit und Gegenwart abgelagert (Deltabildungen), besteht er immer aus dem Trümmerschutt
der Gebirge, vermengt mit den Resten untergegangener tierischer und pflanzlicher Gebilde. KeinGestein vermag
auf die Dauer der Verwitterung zu widerstehen;
¶
mehr
mechanische und chemische Kräfte sind unablässig thätig, zu zertrümmern, zu lösen, zu trennen und das Vorhandene in andre
Verbindungen überzuführen, neues Bodenmaterial zu bilden. Unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen werden die einzelnen
Bestandteile des Gesteins in ungleichem Grad ausgedehnt; zahllose Risse und Sprünge entstehen, in welchen sich der wässerige
Niederschlag ansammeln kann; die ausdehnende Gewalt des frierenden Wassers erweitert die Ritzen.
Zarte Moose
[* 53] und Flechten
[* 54] haften an jedem noch so geringen Vorsprung, in der kleinsten Spalte; sie bilden die Vorläufer für
höher organisierte Pflanzen, an deren WurzelnWasser und Luft in die Spaltungsräume geleitet werden, während diese selbst
eindringend erweitern helfen und durch Ausscheidung von Kohlensäure zersetzend und umwandelnd wirken.
Regengüsse und Stürme, im Hochgebirge die Lawinen, am Meeresstrand die Sturmfluten, Vulkane
[* 55] und Erdbeben
[* 56] sind die sichtbarer
wirkenden Zerstörungsmittel der Natur; grober und kleiner Trümmerschutt kennzeichnet ihr Walten, welches, so wie die Werkzeuge
[* 57] des Landmannes, den chemischen Kräften vorarbeiten und diesen die Einwirkung durch Vergrößerung der
Berührungsflächen erleichtern muß.
Sauerstoff, Kohlensäure, Ammoniak und die Salpetersäure der Atmosphäre vollenden den Verwitterungsprozeß, sie verbinden sich
mit einzelnen Bestandteilen des Gesteins zu löslichen Salzen und hinterlassen ein loses Haufwerk pulverig-erdiger Substanz,
welches entweder auf der ursprünglichen Bildungsstätte liegen bleibt (primitiver, angestammter Boden, Grundschutt),
oder durch das Wasser anderwärts abgelagert wird (angeschwemmter, sekundärer Boden, Flutschutt).
Auch im zertrümmerten Gestein, dem rohen oder Verwitterungsboden, siedeln sich anfangs nur solche Pflanzen an, welche mit
nur wenigen Wurzeln im B. haften und ihre Nahrung vorzugsweise der Atmosphäre und dem Wasser entnehmen (Algen,
[* 58] Moose, Flechten
etc.). Absterbend bilden sie die ersten Pflanzenreste, welche dem Boden die
Fähigkeit geben, höher organisierte Pflanzen zu tragen; auch diese sterben wieder ab, und so bildet sich im jahrhundertelangen
Wechsel zwischen Leben und Sterben die fruchtbare Walderde als der Träger
[* 59] der großartigen Urwaldvegetation, in der Thalsohle
die Wiese, im Sumpfboden der Bruch, Moor oder Torf, während überall da, wo die Trümmergebilde nur Sand,
Kies oder groben Schutt enthalten, die Flora zurückbleibt oder höchstens bis zur Heide sich erheben kann.
Zahllose Tiere leben vom Ertrag des Bodens oder durchwühlen denselben; ihre Exkremente und ihre Kadaver vollenden den Bildungsprozeß,
in ihren Zersetzungsprodukten den PflanzenNahrung bietend und die Umwandlung des Bodenmaterials in Pflanzennahrung
beschleunigend. Dies geschieht auch durch mikroskopische Organismen einfachster Art, welche fermentartig wirken und z. B.
die Bildung von Salpetersäuresalzen im B. veranlassen. Der Mensch endlich sucht den irgendwo vorgefundenen Boden (Naturboden)
zu verbessern, für seine Zwecke nutzbarer zu machen und durch Bearbeitung, Düngung und geeignete Art
des Anbaues mit Pflanzen (Fruchtwechsel) seine Tragkraft zu erhalten und zu steigern, ihn zu Kulturboden, Ackererde umzugestalten.
Bodenkunde ist die Lehre
[* 60] von der Beschaffenheit der äußersten Erdoberfläche, im engern Sinn die Lehre von der Erforschung der
Beziehungen dieses Erdabschnittes zur Vegetation unter dem Einfluß der klimatischen Einwirkungen. Zweck
derselben ist
im allgemeinen die Bereicherung unsrer wissenschaftlichen Erkenntnis, im besondern deren Verwertung im Dienste
des Waldbaues, der Landwirtschaft und der Gärtnerei.
Hauptbestandteile des Bodens.
In jedem Boden sind als Hauptbestandteile folgende zu unterscheiden:
1) Luft erfüllt alle Hohlräume und stellt das belebende Agens dar, ohne welches weder ein Pflanzenwachstum
noch ein fortschreitender Verwitterungs- und Verwesungsprozeß gedacht werden kann; die Schicht, bis zu welcher der Einfluß
der Luft in wirksamer Weise gehen kann, heißt Krume im Gegensatz zum darunterliegenden Untergrund. Die Luft im B. ist reicher
an Kohlensäure als die über dem Boden, nach frischer Düngung und in Gegenwart von vielen Pflanzenresten
bis 36mal reicher; sie ist in ihrer lösenden und umwandelnden Kraft
[* 61] demnach auch stärker.
2) Wasser findet sich im B. fließend oder stehend, kapillarisch und hygroskopisch. Ersteres ist nur im nassen Boden der
Fall und zwar dann, wenn im Untergrund solche Schichten sind, welche den Abfluß des Wassers verhindern,
und wenn von höher liegenden SchichtenWasser niederfließt und im lockern Boden zu Tage treten kann. Man unterscheidet Schichtwasser,
Quellwasser, Grundwasser.
[* 62] Sein Vorhandensein deutet immer aus undurchlassenden Boden; seine Entfernung wird ermöglicht durch Durchbrechung
dieser Schichten (Ackerfontanelle, s. d.), durch Abfuhrkanäle (Drainage
[* 63] oder offene Gräben) oder durch Ableitung des
von oberhalb kommenden Wassers.
Das kapillarische Wasser ist dasjenige, welches die feinen Zwischenräume des Bodens vermöge der sogen. Haarröhrchenkraft
zurückhalten, ohne es tropfbarflüssig abgießen zu lassen. Es bildet sich aus atmosphärischen Niederschlagen oder durch
Kondensation von Wasserdampf bei Temperaturdifferenzen. Die Fähigkeit des Bodens, aus dem Grundwasser kapillarisch die Feuchtigkeit
abzuziehen und nach auswärts zu führen, ist abhängig von dessen Zusammensetzung.
Die bisherigen Untersuchungen ergaben z. B. für thonigen Lehmboden 0,627
m, für Streusand 0,209 m, für Thonboden 0,47 m, für Torf 0,8 m sogen. Erhebungszone, d. h.
die Höhe, bis zu welcher das Wasser kapillarisch über einen Wasserspiegel zu steigen vermag. HygroskopischesWasser ist dasjenige, welches die einzelnen Erdpartikelchen als feine Schicht von Wasserdampf umhüllt, angezogen aus der Luft,
aus dem Untergrund oder aus der Verdunstung der Wurzeln. Es unterhält das Wachstum bei trocknem Wetter,
[* 64] da und Luft das Bestreben
haben, ihre Feuchtigkeitszustände auszugleichen.
Bei Tage findet Verdunstung mit Wärmeverlust, bei NachtVerdichtung von Wasserdampf mit Freiwerden von Wärme
[* 65] statt. Die dadurch bewirkten Temperaturdifferenzen können sehr beträchtliche sein, 5-10° R. betragen. Das Wasser muß die
im Boden vorhandenen Nährstoffe lösen und den Pflanzen zuführen; die äußersten Wurzelenden nehmen durch Diffusion
[* 66] die Lösungen
auf, an den Blättern verdunstet das Wasser wieder. Auf 1 Hektar Land entfallen in Deutschland
[* 67] im Durchschnitt
5-7,5 Mill. kg meteorisches Wasser, am meisten zur Zeit des Stillstandes der Vegetation. Während dieser selbst verdunsten
durch die Blätter 5-12 Mill. kg Wasser, mehr also, als der Gesamtniederfall beträgt. Die Differenz repräsentiert den derAtmosphäre
entzogenen Wasserdampf. TrockneLuft entzieht dem Boden das Wasser und begünstigt das Aufsteigen aus der Tiefe,
feuchte Luft gibt Wasser ab
¶
mehr
und verhindert die Verdunstung im B. Das aufsteigende Wasser führt die in die Tiefe gespülten und dort gelösten Stoffe, zum
Teil wenigstens, an die Oberfläche, wo sie zurückbleiben, während das Wasser verdunstet.
Der Land- und Forstwirt unterscheidet im B. nur nach Hauptgemengteilen und benennt danach die einzelnen
Vorkommnisse. Unter Sand (Sandboden) versteht er die Gesamtheit aller kleinen, unzersetzten, unbeweglichen und unverbundenen
(Quarz-) Körner, entstanden aus quarzführenden Gesteinen und Sandsteinen, meist angeschwemmt als Niederschlag. Er bildet das
lockernde und erwärmende Prinzip im B., neben dem Eisen
[* 70] den schwersten Bestandteil dem Gewicht nach. Leicht
heißen aber die Sandboden deshalb, weil sie der Bearbeitung (dem Eindringen der Wurzeln, der Luft und des Wassers) keinen Widerstand
entgegensetzen.
Der Sand ist vorzugsweise trocken, weil durchlassend für das Wasser (wertvoll im Untergrund); er vermag es nicht zurückzuhalten
und begünstigt die rasche Verdunstung. Die Wärme nimmt er rasch auf und strahlt sie langsam wieder aus.
Er entbehrt des Zusammenhalts und bildet also keine Schollen. Tierischer und vegetabilischer Dünger zersetzt sich rasch im
Sand, für welchen Gründünger, Komposte, Poudretten, flüssiger Dünger und feucht-speckiger Mist am tauglichsten sind. Die
Walze muß hier fleißig zum Zusammendrücken gebraucht
werden; beschattende Pflanzen bilden die beste
Nutzungsart, Mischungen mit thoniger Erde und Humus die beste Korrektur. Je nach Klima,
[* 71] Lage und Beimischung darf der reine Sandgehalt
von 60 bis selbst 90 Proz. betragen. Ohne thonige Erde ist der Sand absolut unfruchtbar, ebenso wie der Kies (Kies-Geröllboden).
Im Gegensatz zu ihm steht der Thon (Thonboden) als der Inbegriff aller thonerdehaltigen Verwitterungsprodukte,
also vorzugsweise der Feldspate; er ist das bindende, kältende Prinzip im B., aber auch der Träger des so wichtigen Absorptionsvermögens.
Er zieht mit Begierde das Wasser an (zungenklebend), hält es mit großer Kraft zurück und hindert durch seinen festen Zusammenhalt
dessen Verdunstung. Er erwärmt sich nur langsam und erkaltet rasch. BeimRegen schwillt er an, und beim Austrocknen zieht er
sich zusammen, Risse und Sprünge bildend, wird hart und zäh.
Seine Teilchen halten fest aneinander, daher Bearbeitung und Eindringen von Luft und Wurzeln schwierig sind (schwerer Boden). In
feuchtem Zustand formbar, haftet er anWerkzeugen und am Schuhwerk und ackert sich in zusammenhängenden
Schollen und Stücken, welche nicht von selbst auseinander fallen. Durch den Frost wird er mürbe, durch Gluthitze zerfällt
er zu Pulver und wird nicht wieder fest (Bodenbrennen). Die thonige Feinerde hat vorzugsweise die Fähigkeit, die im Wasser
gelösten Stoffe zu absorbieren, Kali-, Ammoniak- und Phosphorsäure zurückzuhalten und Kalk und Natronsalze dagegen in Austausch
zu geben, sowie die, das Ammoniak der Luft zu verdichten. v. Schwerz vindizierte dem Thon das eigentliche Prinzip der Fruchtbarkeit;
wir wissen jetzt, daß ohne ihn dauerndes Wachstum nicht möglich ist. Er enthält vorzugsweise die Kaliverbindungen.
Tüchtigste Bearbeitung, unausgesetztes Lockern, Eggen und Walzen, Zerstören der krustierenden Decke
[* 72] nach Regen mit folgendem
Sonnenschein, Entwässerung, Anwendung von strohigem Mist in großen Mengen, Tiefpflügen in rauher Furche oder Aufwerfen von
tiefen Gräben vor Winter, Kalken, Mischen mit lockernden Substanzen (Mergel, Moder, Sand u. dgl.) sind die bei
Bearbeitung zu beachtenden Momente. Reihenkultur und Hackfruchtbau, mit Ausschluß der Kartoffel, finden hier lohnendste Verwendung.
Sehr eisenhaltiger Thon bedarf der tüchtigsten Bearbeitung und fleißigsten Düngung mit Mist. Clayboden ist ein an Thon sehr
reicher, kalkarmer Boden; im Thonboden kann der Kalkgehalt bis 5 Proz., der Humusgehalt
bis 20 Proz. gehen, der Thongehalt darf nicht unter 60 Proz.
betragen. Ist der Thon durch Wasser fortgeführt und anderwärts abgelagert worden, so heißt er Lehm (Lehmboden). Dessen Bestandteile
sind homogener gemischt, er ist weniger bindig und fest, milder, mürber und hat die charakteristischten Eigenschaften des
Thons verloren. Er zeigt mehr die des Kalk- und Sandbodens und heißt auch Mittelboden, zumal wenn es ihm
nicht an Humus fehlt. Der Thongehalt geht nicht über 60 Proz.; je geringer er ist, um so günstiger
ist die Mischung, um so mehr der Charakter des Lehmbodens gegeben.
Während der Sand mehr nur als Lockerungs- und Verdünnungsmittel im B. dient und die Thonerde als Trägerin
der Absorptionsthätigkeiten eine nicht minder hochwichtige Rolle spielt, ist der Kalk direkt als Nahrungsmittel
[* 76] der Pflanze
zu betrachten, aber auch durch seine gesamten Eigenschaften beachtenswert. Er entzieht der Atmosphäre nur wenig Wasserdampf,
nimmt aber viel tropfbarflüssiges Wasser auf und läßt es ziemlich rasch wieder verdunsten. Kreideboden
sind wahre Wassersauger und nur fruchtbar in feuchter Lage, Kalkfelder immer vorzugsweise trocken.
Sie erwärmen sich rasch und strahlen die Wärme rasch aus. Angenäßt werden sie breiartig, zusammenhängend, krustierend,
Schollen bildend; beim Abtrocknen lockern sie sich aber von selbst wieder. Der Kalk vermag sich mit den thonigen Bestandteilen
der Feinerde zu inkrustieren und verdrängt schwächere Basen, Magnesia, das Eisenoxyd und die Thonerde,
aus ihren Verbindungen mit der Kieselsäure des Thons. In saurem Boden wirkt der Kalk neutralisierend und auf pflanzlichen und tierischen
Dünger in hohem Grad zersetzend, so daß alle Kalkböden viel und vorzugsweise speckig-feuchten Mist brauchen.
Beschattende Pflanzen sind auch hier am Platz, und es gedeihen namentlich Klee und verwandte Futterpflanzen
vorzüglich. Farbenpracht der Blüten, Arom und Wohlgeschmack der Früchte (des Obstes), Feinhülsigkeit und Mehlreichtum der
Körner sowie Üppigkeit der Futterpflanzen und aller Leguminosen
[* 77] (Erbsen etc.) kennzeichnen den Kalkboden in guter Mischung
und Lage. Gräser
[* 78] dagegen kommen weniger gut auf ihm fort. Zur Korrektur bedarf er des Gründüngers, der
Kalisalze, thoniger Erde und vor allem des Humus (Moder, Torf etc.).
Der Humus endlich erscheint als das allgemeine Korrektiv für alle Bodenarten, ohne dessen Gegenwart ein freudiges Wachstum
nur selten möglich ist. Der Landwirt unterscheidet Wald- oder wilden Humus im fruchtbaren Boden, reich an
Alkalien, sauren Humus im Bruch- und Moorboden, kohligen Humus oder Torf, basisch trocknen Humus im Sand- und Kalkboden, pulverig,
trocken, reich an unlöslichen Salzen, und trocknen Heidehumus mit viel Gerbsäure, Wachs und adstringierenden Stoffen.
Humus findet sich oft in mächtigen Anhäufungen als Rückstand ehemaliger Lagunen. Er ist der leichteste
Bestandteil des Bodens, absorbiert am meisten Feuchtigkeit aus der Luft, zieht das Wasser begierig an und gibt es nur allmählich
wieder ab (Bedeutung des Waldes für Quellenspeisung), bläht sich bei der Aufnahme auf und zieht sich beim Austrocknen zusammen,
erwärmt sich rasch, strahlt leicht aus, hindert aber als schlechter Wärmeleiter die Erhaltung der tiefern
Schichten, lockert den Boden, erleichtert also das Eindringen der Luft und die Verbreitung der Wurzeln und verdichtet das Ammoniak
der Luft, wie der Thon, hält es aber nicht zurück. Er liefert den
Pflanzen im Maße seiner fortschreitenden Zersetzung eine
stetig fließende Quelle
[* 79] von Kohlensäure und Ammoniak und in seinen Salzen, welche schließlich zu Karbonaten
umgewandelt werden, die wichtigsten Nährstoffe, während zugleich die zahlreichen Umwandlungsprozesse im und durch den Humus
zur Quelle von Wärme werden und den Mineralbestand des Bodens rascher in Pflanzennahrung umwandeln lassen. Er begünstigt
die Verbreitung der von der Ackerkrume gebundenen (absorbierten) Nährstoffe in die Tiefe, die Ausscheidung
der Kieselsäure aus ihren schwer löslichen Verbindungen als lösliches Hydrat und die Lösung und Verbreitung der Phosphorsäure
im B. Er liefert und erhält in Summa den Pflanzen die notwendigen Bedingungen ihres Wachstums, wirkt stets verbessernd, den
Thon lockernd, den Sand bindend, den Kalk kühlend, als Regulator
[* 80] für den Wechsel und die Verteilung von
Luft und Feuchtigkeit im B. und nötigt schließlich auch die Atmosphäre zu größerer Mitwirkung beim Wachstum der Pflanzen.
Er ist aber niemals direktes Nahrungsmittel, sondern nur nützlich durch die Verbindungen, in welche er sich auflöst, und
durch seine hochwichtigen physikalischen Eigenschaften.
ReineThon- (Lehm-), Sand-, Kalk- (Gips-, Mergel-), Humusböden finden sich nur selten, in der Regel sind diese Bestandteile alle
vertreten, aber in den mannigfachsten Mischungen; der Landwirt kombiniert die Bezeichnungen, z. B.
als lehmiger Sand, sandiger Lehm etc. Derjenige Bestandteil, welcher in irgend einem Boden vorherrscht, gibt ihm vorzugsweise
seinen Charakter; solche Boden, in welchen alle Bestandteile so gemischt sind, daß keiner als solcher erkennbar ist und vorherrschen
kann, bilden die fruchtbarsten Gründe (Marschboden). Analog sind die fruchtbaren Thalgründe (Aueboden). Besondere Vorkommnisse
erklären sich schon mit den Namen: Salz-, Eisen-, eisenschüssiger, Torf-, Bruch-, Moor-, Letten- etc. Boden.
Die wissenschaftliche Forschung der Neuzeit zerlegt die Bestandteile des Bodens mittels der mechanischen Analyse in Skelett-
und Feinerde. Das Skelett,
[* 81] nur das lockernde Element enthaltend, zerfällt in Grobkies, Mittelkies, Feinkies, Grobsand und
Streusand; mit einem geeigneten Sieb- oder Schlämmapparat kann man jeden in diese Glieder
[* 82] zerlegen und das
Prozentverhältnis jedes Gliedes mit Leichtigkeit feststellen. Die Feinerde zerfällt in
Durch Austrocknen entfernt man vorher das Wasser und durch Glühen an der Luft den Humus. Die Bestandteile der Feinerde lassen
sich nur durch chemische Analyse ermitteln. Wichtig ist besonders das Verhältnis des Skeletts zur Feinerde.
Die Landwirte legen hohen Wert auf die Eigenschaften, die ein Boden als Gesamtmasse bietet, bedingt vorzugsweise
durch die vorherrschenden Bestandteile, jedoch moderiert unter dem Einfluß von Lage und Klima. Die ersten Untersuchungen über
die physikalischen Eigenschaften des Bodens wurden von Schübler gemacht. Die
¶
mehr
Agrikulturphysik macht neuerdings unter Schumacher, ihrem eigentlichen Begründer, sowie unter Wollny u. a. enorme Fortschritte.
Die Farbe kann nicht absolut als Merkmal der Fruchtbarkeit gelten, wenn schon die bessern Bodenarten meist dunkel gefärbt
sind. Das absolute und das spezifische Gewicht sind von Bedeutung für alle Erdtransporte, weniger für die Bearbeitung und
das Wachstum der Pflanzen; am schwersten wiegt der Sand, am leichtesten der Humus. Das Gefüge und die Bindigkeit (Kohäsion,
Adhäsion, Konsistenz) sind mit maßgebend für die Größe der Bearbeitungskosten und für das mehr oder minder leichte Eindringen
der Wurzeln: leichter, schwerer, strenger, lockerer, mürber, loser, zäher, schütter, bindiger Boden etc.
Reinheit (von Steinen, Gestrüpp etc.) und Neigung des Bodens sind mit maßgebend für die Bearbeitungsfähigkeit, d. h. für
die Größe der anzuwendenden Zugkraft, gehören jedoch nicht unter die eigentlichen Eigenschaften des Bodens. In Bezug auf
die Feuchtigkeit unterscheidet man a) die wasserfassende Kraft, meßbar an der MengeWasser, welche eine bestimmte
Erdmenge, vollkommen trocken, aufnehmen kann bis zum Abtropfen; es vermögen Wasser zu fassen (nach Schübler):
b) die wasserhaltende Kraft, d. h. die Fähigkeit, mehr oder weniger rasch auszutrocknen, meßbar an der Zeit,
welche vollkommen gesättigter Boden bis zum Trockenwerden braucht: hitziger, kalter, trockner und nasser c)
die Durchlässigkeit oder die Fähigkeit, das aufgenommene Wasser wieder durchsickern zu lassen; d) die
Absorptions- und Verdunstungsfähigkeit. Die gesamten Feuchtigkeitszustände kann man messen durch Probelöcher, welche
in der Richtung des Falles angebracht werden; die Höhe des Wasserstandes in denselben und dessen Steigen und Fallen
[* 84] zeigen an,
ob Regulierung notwendig oder nicht, ob kostspielig oder nicht (s. Entwässerung und Drainage).
Die Temperatur des Bodens ist abhängig von der Erwärmung desselben durch die Sonnenstrahlen, von dem Gehalt an Wasser und
Luft, ersteres Verdunstungskälte erzeugend, letztere schlechter Wärmeleiter; von den im B. stattfindenden Verwesungs- und
Zersetzungsprozessen; endlich von der Fähigkeit, mehr oder minder leicht auszustrahlen, also wieder zu erkalten (wärmehaltende
Kraft und Ausstrahlung). Bei Tage und im Sommer wird der Boden im Überschuß erwärmt, bei Nacht und im Winter
erkaltet er wieder;
die Wärme dringt nur bis zu einer gewissen Tiefe in den ein, die nach Lage und Bodenbeschaffenheit verschieden
ist;
nach der höchsten Erwärmung folgt die allmähliche Wärmeabgabe;
Ohne sie ist nachhaltiges Wachstum nicht möglich, also auch nicht ohne thonige Feinerde. Wo diese fehlt oder zurücktritt
(das Skelett überwiegt), muß die Düngung in kleinen und öftern Gaben gegeben werden. Reichtum des Bodens nennt man die Gesamtsumme
der zu irgend einer Zeit vorhandenen Pflanzennährstoffe mineralischer und organischer Art, Kraft oder
Fruchtbarkeit aber den zu gegebener Zeit assimilationsfähigen Teil derselben. Von großer Bedeutung sind noch Lage und Umgebung;
sanfte Neigung ist am beliebtesten, weil dem Wasser leichten Abzug gestattend.
Bei 15° Neigung ist die Grenze der Spannarbeit, bei 20° die Grenze der Hackarbeit, bei 30° die Grenze
der Bearbeitung überhaupt und die des geschlossenen Graswuchses und bei 45° die für Weinreben und Wald, überhaupt für
bleibende Vegetation gegeben. Je nördlicher, um so willkommener ist eine der Sonne
[* 86] zugekehrte Neigung;
feuchter, bindiger Boden ist
erwünschter da, wo die trocknen Winde
[* 87] vorherrschen, als da, wo die Regenwinde aufschlagen, und umgekehrt;
Niederungsboden (Aueboden) kann weit reicher an Sand und Kalk sein als der Höhenboden, besonders solcher in steiler Lage;
da,
wo Regenfall häufig, darf der Boden nicht zu thonig sein, da, wo er seltener, muß er Thon und Humus genug enthalten, zum mindesten
porös genug sein, um gut absorbieren zu können.
Die Umgebung endlich schützt vor rauhen Winden,
[* 88] hindert
aber auch oft die Durchlüftung und die Erwärmung durch die Sonne. Felder in der Nähe von großen Wiesenkomplexen leiden stärker
von den Frösten im Frühjahr, solche in oder am Wald haben kürzere Vegetationszeit. Nur die volle Würdigung
aller Verhältnisse gibt dem Menschen die Herrschaft über den Boden, welchen immer tragfähiger zu machen seine Hauptaufgabe
ist; sinnlose Kultur kann und muß seine Fruchtbarkeit vernichten; am ehesten geschieht dies durch Zerstörung des Waldes da,
wo er zum Schutz notwendig ist, weil damit der normale Wasserzufluß aufhört.
Empfehlenswerte Werke über Boden sind Fallou, Anfangsgründe der Bodenkunde (2. Aufl., Dresd. 1865);
Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Tetschen, an der Elbe, mit dem gegenüberliegenden Tetschen durch
eine Ketten- und eine Eisenbahnbrücke verbunden, hat eine katholische und eine protest. Kirche, zahlreiche
Villen, welche als Sommerfrischen (mit Elbbädern und schwachem Stahlbad) benutzt
¶