Blutgerüst,
s. Schafott. ^[= (franz. Échafaud), die erhöhte Richtstätte, auf welcher die Enthauptung von ...]
s. Schafott. ^[= (franz. Échafaud), die erhöhte Richtstätte, auf welcher die Enthauptung von ...]
s. Blutung. ^[= (Haemorrhagia), das Austreten von Blut aus den natürlichen Röhren und Gefäßen, welches, ...]
(Blutnetzen, griech. Hämaturie, lat. Mictus cruentus), im allgemeinen jede Entleerung von Blut oder mit Blut gemischtem Urin aus der Harnröhre, mag das Blut nun aus dieser selbst oder aus der Blase, den Harnleitern oder den Nieren stammen. Man unterscheidet wahres Blutharnen, sofern Blut mit seinen unter dem Mikroskop [* 2] erkennbaren Bestandteilen, den roten Blutkörperchen, [* 3] dem Urin beigemischt ist, und falsches Blutharnen, sofern die rote oder braune Farbe des Harns nur durch gelösten Blutfarbstoff hervorgerufen ist; im letztern Fall ist der Nachweis von Blut, anstatt mit dem Mikroskop, durch die Spektralanalyse [* 4] zu erbringen, und man nennt den Zustand auch Hämatoglobinurie. Er wird bedingt durch Zerfall roter Blutkörper im Kreislauf [* 5] selbst unter Bedingungen, welche bis jetzt noch nicht aufgeklärt sind.
Nierenblutungen werden hervorgerufen durch Stoß, Schlag, überhaupt durch Verletzungen der Nierengegend, ferner durch akute Entzündung der Nierensubstanz, durch Steine und Parasiten (Strongylus gigas, selten) im Nierenbecken, durch Verstopfung der Nierenvenen und durch Krebsgeschwülste der Nieren. Die Menge des aus der Niere stammenden Bluts ist bald sehr beträchtlich (namentlich bei Krebs- und Steinbildung in der Niere), bald gehen nur geringe, in dem Harn gleichmäßig verteilte Blutmengen ab. In manchen Fällen ist ein eigentümliches Gefühl von Druck, Spannung oder Schmerz am untern Teil des Rückens zu beiden Seiten der Wirbelsäule beim Eintritt von Nierenblutungen vorhanden.
Die Blutungen aus der Blase beruhen, wenn man von den Verletzungen der Harnblase absieht, am häufigsten auf der Anwesenheit eines oder mehrerer Steine in der Blase. Auch der Krebs [* 6] der Blase, namentlich der Zottenkrebs, sowie die gutartigen Zottengeschwülste der Blase sind mit oft sehr reichlichen Blutergüsse verbunden. Entzündungen der Blase gehen zuweilen, auch wenn sie nicht durch Harnsteine veranlaßt sind, mit Blutungen einher. Endlich sind die Blasenhämorrhoiden hier zu erwähnen, d. h. Blutungen aus den übermäßig gefüllten kleinen Venen der Blasenschleimhaut, welche ohne anderweite Krankheit der Blase nur durch Blutstockung in den Unterleibsorganen, durch sitzende Lebensweise etc. entstehen.
Diese Blasenhämorrhoiden sind ganz schmerzlos, die Blutung kann aber dabei eine sehr bedeutende werden. Die Bedeutung des Blutharnens für den Organismus ist eine sehr verschiedene und richtet sich ganz nach den Ursachen, welche der Blutung zu Grunde liegen. Nur in seltenen Fällen wird der Blutverlust an sich, d. h. durch die Menge des verlornen Bluts, dem Körper gefährlich, obschon durch lang anhaltendes und massenhaftes Blutharnen, z. B. bei Nierenkrebs, ein höchst bedrohlicher Grad von Blutarmut entstehen kann.
Bei Nieren- und Blasensteinen ist dem Patienten die strengste Ruhe des Körpers zu empfehlen, während bei Blasenhämorrhoiden das entgegengesetzte Verhalten sowie der Gebrauch von Abführmitteln, Regulierung der Diät und der gesamten Lebensweise angezeigt erscheinen. Es gibt auch ein endemisches, in gewissen Gegenden, z. B. in Ägypten [* 7] und am Kap der Guten Hoffnung, bei sehr vielen Personen vorkommendes Blutharnen, welches auf einen im menschlichen Körper schmarotzenden kleinen Saugwurm, das Distomum haematobium, zurückzuführen ist. Dieser Wurm [* 8] legt seine Eier [* 9] in der Schleimhaut der menschlichen Harnwege ab und versetzt dadurch die Schleimhaut in Entzündung, welche mit Blutungen einhergeht. Die an solchem Blutharnen. Leidenden, vorzugsweise Männer, tragen die Zeichen hochgradiger Blutarmut an sich.
Alle Haustiere können ebenfalls von der Ruptur eines Blutgefäßes in den Nieren oder in der Harnblase betroffen werden und infolgedessen Blut mit dem Harn entleeren. Man beobachtet dies namentlich bei Geschwülsten und bei Steinbildung in den Harnorganen, außerdem bei Verstopfungen der Blutgefäße durch Gerinnsel. Die Heilung von Geschwülsten und die Beseitigung von Blasensteinen können nur auf operativem Weg erreicht werden. In andern Fällen ist eine sorgfältige diätetische Pflege der Tiere angezeigt, der Gebrauch von Arzneimitteln dagegen nicht empfehlenswert.
Das Blutharnen bei Schafen ist fast immer ein Symptom des Milzbrandes und deshalb äußerst lebensgefährlich. Die Rinder [* 10] erkranken häufig in größerer Zahl am Blutharnen, wenn sie auf schattige Weiden (Wald- und Buschweiden) getrieben werden. Bei diesem enzootischen Blutharnen liegt die Ursache in reizenden Substanzen, welche sich in den Gräsern, die im Schatten [* 11] wachsen, entwickeln. Die Tiere drängen häufig zum Harnen und entleeren geringe Mengen schwarzroten Urins; das Haar [* 12] ist gesträubt, der Puls klein und frequent und die Kotentleerung verzögert.
Hier empfiehlt sich besonders die Stallfütterung. Mindestens dürfen die erkrankten Tiere die schädliche Weide [* 13] nicht mehr besuchen. Trinkwasser ist den Tieren zur beliebigen Aufnahme zu reichen. Zum innerlichen Gebrauch sind täglich dreimal je 5 g Kampfer mit Leinsamenschleim oder 10 g Terpentinöl mit Schleim zu reichen. Die Verstopfung wird mit großen Gaben von Glaubersalz bekämpft. Zur Verhütung des enzootischen Blutharnens ist die Drainage [* 14] der Weiden erfolgreich befunden. Einigen Nutzen gewährt auch die eigne Zuzucht von Rindern, denn die Erfahrung lehrt, daß die aus fremden Gegenden in die betreffenden Wirtschaften eingeführten, noch nicht akklimatisierten Rinder dem am meisten erliegen.
Viktor, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Zörbig bei Halle, [* 15] studierte in Halle Theologie, ging später nach Marburg, [* 16] wo sein Versuch, sich für die akademische Laufbahn zu rüsten, an seiner Mittellosigkeit scheiterte, führte 1876-77 die Redaktion der »Krefelder Zeitung« und trat nach E. Keils Tod vorübergehend (bis Herbst 1880) in die Redaktion der »Gartenlaube« in Leipzig, [* 17] welche schon vorher seinen Roman »Aus gärender Zeit« (Sonderausgabe, Lichterfelde 1885, 2 Bde.) veröffentlicht hatte, um sich dann ganz der freien litterarischen Thätigkeit zu widmen. hat besonders als anmutiger Jugendschriftsteller mit dem »Schelmenspiegel« (Leipz. 1876),
»Froschmäusekrieg« (das. 1878),
einem Band [* 18] Märchen: »Hesperiden« (das. 1879),
und seinen Begleitversen zu Bilderbüchern von O. Pletsch rasch Anerkennung gefunden. In seinen »Bunten Novellen« (Leipz. 1880, 2 Bde.),
den Romanen: »Ein Friedensstörer« (Berl. 1883),
»Der Preuße« (das. 1884),
»Poirethouse« (Lichterfelde 1884) und seinen »Gedichten« (Leipz. 1880) bewährt er sich als lebendiger Erzähler und für Formschönheit empfänglicher Dichter.
s. Andropogon. ^[= L. (Bartgras), Gattung aus der Familie der Gramineen, ein- oder mehrjährige Gräser mit fingerartig ...]
Ferdinand Julius, ausgezeichneter Pianofortebauer, geb. zu Falkenhain bei Merseburg, [* 19] eröffnete 1853 in Leipzig mit drei Arbeitern eine Werkstatt für Pianofortebau, die sich mit der Zeit zu dem umfangreichen Etablissement dieser Branche auf dem Kontinent entwickelt hat und, mit Dampfbetrieb, Maschineneinrichtung und sonstigen Anlagen der Neuzeit ausgestattet, gegenwärtig ¶
530 Arbeiter beschäftigt. Die jährliche Produktion beläuft sich auf ca. 1200 Pianinos und 900 Flügel, die nach allen Gegenden der Erde gehen (bis 1885: 25,000 Instrumente). Edler, voller Ton und gefällige Spielart sind die Hauptvorzüge der Blüthnerschen Fabrikate, die auch bei den weitesten Transporten den ungünstigsten Witterungsverhältnissen trotzen. Besonders zu erwähnen sind noch eine 1856 patentierte Mechanik, welche mit Erfüllung aller Anforderungen an Repetition und elastischen Anschlag größte Einfachheit verbindet; ferner die 1863 patentierten sogen. symmetrischen Flügel, mit doppelten Resonanzböden und schrägüberliegenden Baßsaiten; endlich die Aliquotflügel (s. Klavier). Die Modelle und Zeichnungen seiner Instrumente fertigt Blüthner bis in die kleinsten Teile selbst an. Auch gab er in Gemeinschaft mit Gretschel ein »Lehrbuch des Pianofortebaues in seiner Theorie, Geschichte und Technik« (Weim. 1872) heraus.
Pariser, s. Bartholomäusnacht. ^[= oder Pariser Bluthochzeit, die Ermordung der Protestanten (Hugenotten, s. d.) in Paris 24. Aug. ...]
s. v. w. Kampescheholz (s. d.). ^[= (Campecheholz, Blauholz, Logwood), das von Haematoxylon Campechianum (s. Tafel "Farbe ...]
s. Haematoxylon. ^[= L. (Blut- oder Blauholzbaum), Gattung aus der Familie der Cäsalpiniaceen, mit der einzigen ...]
(Blutspeien, Blutspucken, Haemoptoe), im weitesten Sinne des Worts jedweder unter Husten, Räuspern, Schnäuzen oder Erbrechen erfolgende Blutabgang; im engern Sinne dagegen Blutungen, welche aus den Lungengefäßen herstammen. Die Blutungen erster Art können herrühren aus der Nase, [* 21] aus dem Rachen, wo besonders bei Herzkranken das weiche, schwammige Gewebe der [* 22] Rachentonsille ein häufiger Sitz der Berstungen ist, aus Geschwüren der Speiseröhre und des Magens.
Die Magenblutungen, das Blutbrechen, werden am häufigsten mit dem eigentlichen Bluthusten verwechselt; es ist dabei zu beachten, daß das Blut des Magens meist sehr reichlich, dunkel geronnen, mit Speisebrei vermischt ist, während die Lungen ein hellrotes, schaumiges Blut liefern. Der Bluthusten im engern Sinne ist ein Sympton, welches jedesmal auf eine Zerreißung von Blutgefäßen hindeutet; von der Größe derselben hängt es ab, ob nur Spuren von Blut den Auswurf roten, oder ob größere Mengen ausgehustet werden, oder ob gar der Blutsturz (Pneumorrhagie) den Kranken bis zur Entkräftung, ja bis zum Tode seines Lebenssaftes beraubt.
Kleinere Blutungen haben als Grundleiden (von Verletzungen durch Schuß oder Stich abgesehen) entweder Herzfehler, welche eine dauernde überladung und Stauung des Lungenkreislaufs bedingen, oder geschwürige Gewebszerstörungen. Die letztern können durch Verschlucken bedingt, sie können brandiger Natur sein oder im Verlauf der Lungenschwindsucht (s. d.) sich gebildet haben. Die größern und äußerst reichlichen Ergüsse treten beinahe ausschließlich auf, wenn eine Verschwärung einen größern Arterienast oder eine aneurysmatische Aussackung eines solchen angemessen (arrodiert) hat.
Der Beginn des Bluthustens kündigt sich gewöhnlich durch eine sogen. Aura an, durch ein warmes Gefühl in der Herzgegend, das dann nach oben aufsteigt, wobei ein salziger Geschmack im Munde folgt. Nach dem Anfall bemächtigt sich des Kranken in der Regel große Mattigkeit und Niedergeschlagenheit. Die Prognose richtet sich nach der Heftigkeit der Krankheit, nach der Menge des auf einmal kommenden oder nach und nach ausgeleerten Bluts, nach der Teilnahme des Gefäßsystems an der Krankheit selbst, nach den kürzern oder längern Zwischenräumen zwischen den Anfällen und hauptsächlich nach den verschiedenen Ursachen und nach dem ermittelten Sitz der Blutaustretung.
Sei aber die Ursache, welcher Art sie wolle, so ist vor allem der Kranke in die vollkommenste körperliche wie geistige Ruhe zu versetzen; Arzt und Umgebung müssen alles thun, um die Gemütsbewegung des Kranken zu besänftigen; jede Bewegung, alles Sprechen muß unterbleiben, selbst der Atem darf nicht angestrengt, namentlich muß das Husten möglichst unterdrückt werden. Der Oberkörper werde etwas erhöht gelagert, beengende Kleidungsstücke entferne man alsbald.
Auf die Brust lege man einen kalten Umschlag, während die Füße warm eingehüllt werden. Innerlich reiche man kleine Gaben kaltes Wasser oder Eispillen, überhaupt nur kühle Speisen und Getränke. Im Notfall, wenn nicht sogleich ärztliche Hilfe zur Stelle ist, lasse man den Kranken 2-3 Theelöffel voll fein gepulvertes Kochsalz nehmen; hat man Hallersches Sauer zur Hand, [* 23] so mische man 10-15 Tropfen zu einem Glas [* 24] Zuckerwasser und lasse dieses trinken. Man säume aber niemals, sogleich den Arzt zu rufen, der das Weitere anzuordnen hat, was in der Darreichung beruhigender, zerteilender, zusammenziehender und blutstillender Mittel besteht. Da die Ursache des Bluthustens in den meisten Fällen in einer tiefen Gewebszerstörung der Lunge [* 25] besteht, so ist besonders darauf zu sehen, daß alle schädlichen Einflüsse vermieden werden.
Gleichmäßige Temperatur, Verhütung von Erhitzung und Erkältung, Aufenthalt in warmer, reiner, staubfreier Atmosphäre, Genuß nahrhafter, aber reizloser Speisen, Vermeidung namentlich aufregender Getränke, der Spirituosen, des Kaffees, Thees etc., sorgfältige Abhaltung von Gemütsbewegung, Unterlassung anstrengender Arbeit sind angeraten. Zugleich aber empfiehlt sich zeitweise eine dem Kräftezustand angemessene Bewegung im Freien, zumal in wärmerer Jahreszeit. Ferner gehört der Wechsel des Klimas, wo es die Verhältnisse erlauben, die Wahl südlicherer Himmelsstriche während des Winters, zu denjenigen Mitteln, welche in neuester Zeit mit Recht als die wirksamsten angesehen werden.
s. Blutegel. ^[= # (Discophori Gr., Hirudinei auct.), Ordnung der Anneliden oder Ringelwürmer, langgestreckte, ...] [* 26]
s. Blutung. ^[= (Haemorrhagia), das Austreten von Blut aus den natürlichen Röhren und Gefäßen, welches, ...]
wird durch Verkohlen von eingetrocknetem Blut mit dem dritten Teil seines Gewichts an kohlensaurem Kali und Auswaschen mit angesäuertem Wasser erhalten;
dient zum Entfärben.
s. v. w. Dyskrasie. ^[= (griech.), "fehlerhafte Mischung" der Körpersäfte, insbesondere des Bluts und der ...]
s. Geranium ^[= L. (Storchschnabel), Gattung aus der Familie der Geraniaceen, einjährige und ausdauernde Kräuter ...] und Sanguisorba.
[* 27] s. Blutbewegung. ^[= Das Blut des lebenden Organismus ist in ununterbrochener Bewegung durch die verschiedensten ...]
s. Blutflecke, ^[= Die Ausmittelung von Blutflecken stützt sich auf die Eigenschaften der Blutbestandteile und ...] Hämatin und Hämatoglobin.
s. Aderlaß ^[= (Venaesectio, Phlebotomīa), die kunstgemäße Eröffnung einer Vene, die man macht, um schnell ...] und Blutentleerung.
s. Ferrocyankalium. ^[= (Kaliumeisencyanür, gelbes nsalz, gelbes Cyaneisenkalium, blausaures Eisenoxydulkali, ...]
gelbes (Kaliumeisencyanür), s. v. w. Ferrocyankalium. ^[= (Kaliumeisencyanür, gelbes Cyaneisenkalium, blausaures Eisenoxydulkali, ...]
rotes (Kaliumeisencyanid), s. v. w. Ferridcyankalium.
s. Blattläuse. ^[= (Pflanzenläuse, Aphidina Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Halbflügler, kleine Tiere ...]
künstliche, s. Amputation. ^[= (lat.), das Abnehmen eines Gliedes durch blutige Operation. Die A. wurde schon in der Hippokratische ...]
s. Gehirn. ^[= (Hirn), bei den Wirbeltieren (mit Ausnahme der Leptokardier) der vorderste, im Kopf gelegene ...] [* 28]
s. Muttermal. ^[= (Naevus maternus, Macula materna), Name verschiedener Arten von angebornen, örtlich begrenzten, ...]
s. Blutarmut. ^[= (griech. Anämie), im weitesten Sinn sowohl eine Verminderung der normalen Blutmenge als Ganzes ...]
s. Blutdünger. ^[= wird meist durch Eindampfen des Bluts aus Schlachthäusern etc. gewonnen und enthält ...]
(Lac cruentum), ein Fehler der Milchkühe, welcher aus Zerreißung eines Blutgefäßes in den Milchgängen des Euters beruht und meist in den ersten Tagen nach dem Kalben entsteht. Die Milch erscheint rötlich gefärbt, und beim Aufstellen derselben bildet sich ein roter Bodensatz. Fast immer leidet am Blutmelken nur ein Euterviertel. Der Fehler verheilt wesentlich deshalb so schwer, weil der kranke ¶
Euterteil täglich mehrere Male ausgemolken wird. Die bluthaltige Milch ist nicht schädlich, aber wegen ihres Aussehens widerlich. Außer Waschungen mit Spiritus [* 30] oder Essig läßt sich gegen das Blutmelken arzneilich nichts thun. In der Praxis wird gewöhnlich die Milch aus dem kranken Euterviertel allein ausgemolken und dem Viehfutter hinzugefügt, während die Milch der gesunden Euterteile in üblicher Weise zu verwerten ist. Das Blutmelken kommt ausnahmsweise als ein Symptom sehr schwerer Euterentzündungen und bei den heftigsten akuten Blutvergiftungen vor. Die Thatsache, daß durch Verfüttern von roten Farbstoffen (Krappwurzel) eine Rötung der Milch künstlich erzeugt werden kann, hat für die Praxis kein Interesse.
s. Dianthus. ^[= L. (Nelke), Gattung aus der Familie der Karyophyllaceen, meist ausdauernde, oft halbstrauchige ...]
s. Blutharnen. ^[= (griech. Hämaturie, lat. Mictus cruentus), im allgemeinen jede Entleerung von Blut ...]
s. Staubregen. ^[= die meist trocknen Niederschläge der Atmosphäre, deren Substanz teils von der Erde aus mit ...]
eine alte Satzung, in welcher man den ersten Versuch zur Begründung eines Rechtsschutzes, die Urform der Rechtspflege, erblicken darf; sie ist die Wiederherstellung des durch die Tötung eines Familiengenossen zerstörten Rechtszustandes auf dem Weg des Selbstschutzes. Sie legt dem nächsten Blutsverwandten eines Getöteten die Pflicht auf, an dem Mörder oder dessen Verwandten mit eigner Hand Rache zu nehmen, wird oft jahrelang und durch eine Reihe von Geschlechtern ausgeübt und verwickelt nicht selten ganze Familien und Stämme in blutige Fehden. Das älteste Recht kennt keine Bestrafung des Totschlägers von Staats wegen. - Die Idee der Blutrache ist eine allen Völkern des Altertums ursprünglich eigentümliche (s. Ciceros »Pro Roscio Amerino« 24; Ovids »Metamorphoses« XII, 603). Wir finden sie bei ihnen in der frühsten Zeit ihrer Entwickelung, wo das Gemeinwesen noch nicht geordnet und stark genug ist, um dem Einzelnen Recht zu verschaffen; sie ist auch jetzt noch bei manchen Völkern, namentlich im Orient, üblich, z. B. bei den Arabern, Persern, kaukasischen Völkerschaften etc. Die alte Poesie der Beduinen ist durchdrungen von dieser Sitte. Bei den Hebräern wurde die Blutrache durch Anweisung von sechs Freistädten für unfreiwillige Totschläger und durch die Verordnung beschränkt, daß bloß der Totschläger selbst bestraft werden solle; in dieser Form aber bestand sie zweifellos bis zum Exil. - Bisweilen kann die Blutrache durch Geld abgelöst werden, wie z. B. bei den Persern.
Auch bei den alten Germanen hatte sie ihren Preis (s. Wergeld), blieb aber, selbst als das Christentum bei ihnen Eingang gefunden, trotz aller Verbote der Kirche und der Kaiser, trotz aller Umwälzungen in Sitte und Gesellschaft das ganze Mittelalter hindurch lebendig und erlosch erst mit der vollen Entfaltung der Territorialhoheit und dem Ersterben des Familienbewußtseins. Den Mohammedaner ist die Abfindung durch eine Lösungssumme nach dem Koran (Sur. 2, 179) gestattet.
Bei den Griechen lag in den ältesten Zeiten die Rächung eines Mordes der Familie des Getöteten ob, doch beschränkte sich die Blutrache später auf Verfolgung des Mörders bei den Gerichten. Bei den Römern wurde in den frühsten Zeiten die Blutrache nach strengem Wiedervergeltungsrecht (jus talionis) vollzogen. Allen Germanen eigen und besonders üblich in Island [* 31] waren die Blutbrüderschaften, feierlich geschlossene Verbindungen auf Leben und Tod zwischen Männern, von denen der eine für den andern die Blutrache übernahm und, wenn er sie nicht ausüben konnte oder jener starb, sich selbst tötete.
Auch bei den Slawen sowie bei den Illyriern kamen solche Verbindungen vor, und die Dajak auf Borneo schließen sie noch jetzt unter Vermittelung eines Priesters, welcher sie von ihrem Blute trinken läßt. Noch bis auf die neueste Zeit herrschte die in Corsica [* 32] (s. d.), wo alle Bemühungen der französischen Regierung um deren Beseitigung lange Zeit ziemlich erfolglos geblieben sind, während sich in Deutschland [* 33] nur bis in die Mitte des 16. Jahrh. diese Totschlagsühne nachweisen läßt.
Vgl. Eichhoff, Die Blutrache bei den Griechen (Duisb. 1873);
P. Frauenstädt, und Totschlagsühne (Leipz. 1881);
Post, Die Geschlechtsgenossenschaft der Urzeit (Oldenb. 1875).
(Rat der Unruhen), das von Alba [* 34] 1567 in den Niederlanden eingesetzte, aus zwölf Mitgliedern unter dem Vorsitz von Juan de Vargas bestehende Ausnahmegericht, welches, um die aufständische Bewegung in den Niederlanden zu unterdrücken, alle der Ketzerei oder spanienfeindlicher Gesinnung Verdächtigen vor sein Forum [* 35] zog und massenweise hinrichten ließ.
(Bluttau), s. Staubregen ^[= die meist trocknen Niederschläge der Atmosphäre, deren Substanz teils von der Erde aus mit ...] und Passatstaub.
s. Protococcus. ^[= Ktz. (Kugelalge, Urkornalge), einstmalige Algengattung, ist gegenwärtig in mehrere Gattungen ...]
Mittel (Depurantia), eine Bezeichnung gewisser Arzneimittel, welche noch aus der Zeit der alten Humoralpathologie stammt, als man die Ursache jeder Krankheit in eine Verunreinigung der Säfte, vornehmlich des Bluts, verlegte; sie ist heute aber nur noch in dem Geheimmittelkram gebräuchlich, wo unter ihrer verlockenden Flagge mancherlei abführende Mittel etc. segeln, welche gegen jedes denkbare Übel empfohlen werden und lediglich auf die Leichtgläubigkeit der Laien berechnet sind. Es wäre sehr wünschenswert, wenn wir für die große Reihe der ansteckenden Krankheiten, die nachweislich aus einer Verunreinigung des Bluts durch kleinste Pilze [* 36] beruhen, wirklich besäßen; allein die »Reinigung« geschieht durch die Nieren ganz von selbst, die Schwierigkeit beruht nur in dem Töten der lebenden Organismen, und in diesem Sinn gibt es überhaupt nicht.
s. v. w. Hämatin. ^[= s. Hämatoglobin.]
s. v. w. Inzest. ^[= (lat. Incestus), der Beischlaf zwischen nahe verwandten oder verschwägerten Personen. ...]
s. v. w. Schlagfluß ^[= (Hirnschlagfluß, Apoplexia cerebri), ursprünglich jede plötzlich eintretende Lähmung des ...] und Milzbrand (Blutseuche).
(roter Schnee, Alpenrot). An Stellen, wo der Schnee [* 37] nie schmilzt, trifft man nicht selten große Strecken desselben mit einem roten Überzug bedeckt. Saussure fand dies in den Alpen, [* 38] Ramond auf den Pyrenäen, Bravais und Martins auf Spitzbergen und Kapitän Roß in der Baffinsbai. Saussure, der diesen Überzug 1760 zuerst untersuchte, erklärte ihn teilweise für einen mineralischen roten Staub (s. Staubregen), teilweise für ein kryptogamisches Pflanzengewächs (Uredo nivalis), welches sich hier und da in der That vorfindet. Diese mikroskopische Pflanze, Protococcus nivalis Ag. ist eine einzellige Alge aus der Familie der Palmelleen. Nach Vogt wird die rote Färbung des Schnees durch ein Infusionstierchen, Disceraea nivalis, hervorgebracht.
s. Krebs. ^[= # (Krebsschade, Krebsgeschwür, griech. Carcinoma, lat. Cancer), ein von Galen in die Medizin ...]
s. Bovista; ^[= Dill (Bovist, Flockenstreuling), Gattung der Gastromyceten, von der Gattung Lycoperdon ...]
s. auch Fistulina.
s. Furunkel. ^[= (lat.en, Schwären), eine erbsen- bis pflaumengroße entzündliche Beule der Haut, ...]
(Blutstaupe, Blutschlag), eine sehr gefährliche und meist tödliche Form des Milzbrandes bei Schafen, welche in manchen Gegenden (Milzbranddistrikten), besonders in Sachsen [* 39] und Posen, [* 40] aber vereinzelt auch in andern Provinzen, große Verluste herbeiführte Vgl. Milzbrand. ¶
soll dem Sprachgebrauch zufolge eigentlich eine variköse Ausdehnung [* 42] der innern Hautvene an den Hinterschenkeln der Pferde [* 43] und zwar an derselben Gegend des Sprunggelenks, an welcher der Spat sich ausbildet, darstellen.
Ein solches Übel kommt aber erfahrungsgemäß nicht vor.
Irrtümlich wird oft eine frisch entstandene oder auch überhaupt eine geringfügige Sprunggelenkgalle Blutspat genannt.
s. Bluthusten. ^[= (Blutspucken, Haemoptoe), im weitesten Sinne des Worts jedweder unter Husten, Räuspern, ...]
s. v. w. Fronleichnamsfest (s. d.). ^[= (Sakramentstag, heiliger Prangtag, Festum corporis Christi oder bloß Corpus Christi, ...]
s. Blutseuche. ^[= (Blutschlag), eine sehr gefährliche und meist tödliche Form des Milzbrandes bei ...]
s. Roteisenerz. ^[richtig: Roteisenstein.] ^[= (Roteisenerz), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, bildet die mikro- und kryptokristallinischen ...]
Mittel (Haemostatica, Styptica), s. Blutung. ^[= (Haemorrhagia), das Austreten von Blut aus den natürlichen Röhren und Gefäßen, welches, ...]
(Stasis), eine Teilerscheinung vieler entzündlicher Vorgänge, folgt auf die der Entzündung vorausgehende Blutüberfüllung des betreffenden Organs oder Gewebes. Die Blutstockung kann aber auch längere oder kürzere Zeit bestehen, ohne daß es zu Ernährungsstörungen und zur Entzündung des betroffenen Teils kommt. Eine direkte Beobachtung der Blutstockung im Beginn der Entzündung ist möglich, wenn man die Zunge oder die Schwimmhaut oder das Netz eines Frosches mit Essigsäure betupft und dann längere Zeit mit dem Mikroskop betrachtet. Am Menschen ist sie bis jetzt nur in sehr unvollkommenem Maß durch die von Hüter angegebene Cheilangioskopie, die mikroskopische Beobachtung der Lippenschleimhaut bei auffallendem elektrischen Licht, [* 44] möglich.
s. Blutung. ^[= (Haemorrhagia), das Austreten von Blut aus den natürlichen Röhren und Gefäßen, welches, ...]
s. Bluterkrankheit. ^[= (Haemorrhaphilia), eigentümliche Krankheitsanlage, welche darin besteht, daß auf ...]
s. Cognatio, ^[= (lat., natürliche Verwandtschaft), das Verhältnis zweier Personen, die ...] Verwandtschaft.
s. Märtyrer. ^[= (Martyrer, griech.), im allgemeinen Personen, welche für irgend eine Sache, z. B. um ihrer ...]
s. Viehzucht. ^[= (Viehzüchtung), die künstliche, von bestimmten Grundsätzen geleitete Paarung derjenigen landwirts ...] [* 45]
s. Blutbewegung. ^[= Das Blut des lebenden Organismus ist in ununterbrochener Bewegung durch die verschiedensten ...]
und Eisen, [* 46] ein schon früher bei Dichtern etc. sich findender Ausdruck, der besonders seit Bismarcks Rede in der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses zum geflügelten Wort und namentlich für die Gegner der Bismarckschen Politik zum Schlagwort wurde.
(Haemorrhagia), das Austreten von Blut aus den natürlichen Röhren [* 47] und Gefäßen, welches, wenn es nur tropfenweise geschieht, Stillicidium sanguinis, wenn es aber in kurzer Zeit in bedeutender Menge stattfindet, Blutfluß oder Blutsturz wird. Jeder größere Blutaustritt setzt eine Verletzung der Blutgefäßwand voraus, so daß das Blut aus dem geöffneten Gefäß [* 48] ausströmen kann (Extravasation des Bluts). Indessen hat man neuerdings durch Versuche und direkte mikroskopische Beobachtung festgestellt, daß namentlich kleinere Blutungen auch ohne Gefäßzerreißung entstehen können, nämlich auf die Art, daß die Blutkörperchen durch die unverletzte Gefäßwand gleichsam durchsickern (Blutung per diapedesin).
Man unterscheidet arterielle, venöse und kapilläre Blutungen, je nachdem das Blut aus einer Arterie, [* 49] einer Vene oder aus den feinsten Haargefäßen austritt. Die Blutung ist im allgemeinen um so reichlicher, je größer das blutende Gefäß, je stärker der in ihm herrschende Blutdruck, je größer die Ausflußöffnung und je geringer die Widerstände sind, welche dem Abfließen des Bluts entgegenstehen; doch gibt es mannigfache Abweichungen. Reißt z. B. die Herzwand selbst oder eine krankhaft erweiterte Aorta, so tritt im ersten Fall nur so viel Blut aus, als der Herzbeutel fassen kann, während im andern Fall die Menge je nach der Lage des Durchbruchs viel reichlicher, d. h. augenblicklich tödlich, zu sein pflegt; die Verletzung einer großen Vene ist zuweilen mit weniger Blutverlust verbunden als eine auf Durchsickern beruhende sogen. parenchymatöse Blutung des Darms, wie sie bei gewissen Störungen im Pfortaderkreislauf oder bei Phosphorvergiftung nicht so gar selten beobachtet wird.
Praktisch wichtig ist ferner die Unterscheidung in innere (verborgene) und äußere Blutung. Bei der äußern Blutung kommt das extravasierte Blut zum Vorschein, indem es sich auf der Haut, [* 50] durch Nase, Mund, Mastdarm, Mutterscheide etc. entleert. Bei der innern Blutung dagegen kommt das Blut nicht zum Vorschein, sondern bleibt in den natürlichen Höhlen und Kanälen des Körpers zurück, oder es liegt in den Geweben der verschiedenen innern Organe. Das frei hervortretende Blut ist häufig gemischt mit dem Sekret gewisser Drüsen (z. B. mit Harn) oder mit dem auf den betreffenden Schleimhäuten abgesonderten Schleim, Eiter etc. Das in die Gewebe extravasierte Blut zeigt sich in verschiedenen Formen: entweder kommen zahlreiche ganz kleine, etwa nur stecknadelkopfgroße Blutaustritte (sogen. Ekchymosen oder Petechien) vor, welche gelegentlich in allen möglichen Geweben und Organen angetroffen werden;
oder es findet eine mehr flächenartige Blutunterlaufung (sogen. Suffusion, Sugillation) statt;
oder das in etwas größerer Menge ergossene Blut bildet durch Infiltration in einem weichen Gewebe sogen. Blutknoten oder hämorrhagische Infarkte;
oder das Blut drängt die Gewebe auseinander und stellt sich als Blutgeschwulst (Hämatom) dar;
oder endlich das reichlicher ergossene Blut zertrümmert die weichen Parenchyme gewisser Organe und stellt einen sogen. apoplektischen Herd oder eine Blutlache dar.
Das Blut, welches nach innern Blutungen in den Organen liegen bleibt, wird sehr häufig nach kürzerer oder längerer Zeit, nachdem die Blutkörperchen zu einem feinkörnigen Fettbrei zerfallen sind, resorbiert. Indessen bleibt nicht selten etwas körniger brauner oder kristallinischer Blutfarbstoff (Hämatoidin oder Bilirubin) an der Stelle der frühern Blutung zurück. War die Blutung größer, so trocknet das ergossene Blut ein, gerinnt, wird blaß, nimmt eine graugelbe Farbe an und zerfällt schließlich ebenfalls zu einem Detritus, der entweder gleichfalls resorbiert, oder mit Kalksalzen durchsetzt wird und als steinige Masse liegen bleibt.
Unter gewissen Umständen tritt Verjauchung, d. h. Fäulnis des ergossenen Bluts, und infolge davon später gewöhnlich der Tod ein. An der Stelle eines in ein Parenchym eingetretenen Blutergusses bleibt nach der Aufsaugung des letztern häufig eine Narbe oder ein cystenähnlicher, mit klarer, wässeriger Flüssigkeit erfüllter Hohlraum (sogen. apoplektische Cysten) zurück. Die meisten Formen der Blutung werden schon durch ihren Namen unterschieden: Blutbrechen, Bluthusten, Nasenbluten, Hämorrhoidalblutung, Blutharnen, Mutterblutfluß etc.
Was die Ursachen der Blutung anbetrifft, so sind es am häufigsten äußere, auf die Blutgefäße einwirkende Schädlichkeiten, welche dazu Veranlassung geben: vor allen Dingen Wunden und Verletzungen jeder Art, sodann Wegnahme des äußern Luftdrucks von den Gefäßen, z. B. beim Aufsetzen der trocknen Schröpfköpfe oder beim Besteigen sehr hoher Berge, weiterhin starke und plötzliche Muskelbewegungen beim Husten, Niesen, Stuhlgang etc., endlich die Eröffnung der Gefäße durch benachbarte Geschwüre, welche die Gefäßwand anfressen, etc. In andern Fällen liegt die Ursache der Blutung darin, daß die Blutgefäßwände krankhafte Texturveränderungen erlitten haben und daher dem Druck des in ihnen strömenden Bluts nicht den ¶
nötigen Widerstand entgegensetzen können, also einreißen müssen. Namentlich die spontane Zerreißung des Herzens und der großen Arterien beruht gewöhnlich aus fettiger Erweichung der genannten Organe. Aus demselben Grunde treten zur Gehirnerweichung gern Blutungen hinzu. Eine andre Ursache der Blutung beruht in der krankhaften Steigerung des Blutdrucks bei sonst gesunden Blutgefäßen, z. B. bei Herzkranken. Jede Blutüberfüllung einer Gefäßprovinz, mag dieselbe auf vermehrtem Zufluß oder auf verhindertem Abfluß des Bluts beruhen, kann zur Blutung führen.
Für manche Blutungen suchen wir die Ursache in einer krankhaften Beschaffenheit bald der Blutmischung, bald der Gefäßwände, ohne dieselbe genauer bezeichnen zu können. Wir sagen in solchen Fällen, es bestehe eine Neigung zur Blutung, eine hämorrhagische Diathese. Eine solche Krankheitsanlage besteht bei der Bluterkrankheit (s. d.), beim Skorbut, bei Typhus, Pocken, Scharlach, Masern, Leukämie etc. Die Anzeichen, welche eine Blutung erkennen lassen, sind bei äußerer Blutung zunächst das Blut selbst, welches bei arteriellem Ursprung oder bei Lungenblutung hellrot, bei Venenblutung dunkelrot und bei längerm Verweilen im Magen [* 52] schokoladenbraun bis schwarz aussieht.
Bei geringfügigem Erguß hat eine äußere Blutung keine weitere Bedeutung, während bei innerer Blutung weit weniger auf die Menge als auf den Sitz und die Lebenswichtigkeit des betroffenen Organs ankommt. Eine linsengroße in der Netzhaut des Auges kann Blindheit, eine kirschgroße Blutung im Streifenhügel des Gehirns Lähmung einer Körperhälfte, eine solche an der linken Stirnwindung Verlust der Sprache [* 53] bedingen, während eine faustgroße in den Eierstock oft ganz symptomlos verläuft.
Bei sehr reichlichen innern wie äußern Hämorrhagien treten allgemeine Zeichen ein, welche als Verblutungssymptome zu betrachten sind: Blässe der Haut, namentlich des Gesichts, große Schwäche, leichtes Zittern der Glieder; [* 54]
der Puls wird klein und weich, aber sehr frequent, der Kranke atmet schneller, er klagt über heftigen Durst und Übelkeit, es wird ihm schwarz vor den Augen, die Ohren klingen ihm, endlich wird er ohnmächtig und stürzt bewußtlos zusammen.
Wenn jetzt die Blutung noch gestillt wird, so kann der Kranke wieder zur Besinnung kommen und am Leben erhalten bleiben. Hört die aber nicht auf, so schließt sich unmittelbar der Tod an. Der Blutende gewährt das Bild eines Sterbenden, sein Antlitz ist verfallen, äußerst bleich, es stellen sich krampfartige Zuckungen der Glieder ein, der Kranke thut einen Schrei, und im nächsten Moment ist er tot. Die Gesamtmenge des Bluts beträgt etwa 1/13 des Körpergewichts; hiernach richtet sich das Maß dessen, was für jedes Individuum gefährlich ist, denn 1 kg wird von einem robusten Mann von 100 kg ohne allen Schaden ertragen, während es für eine Person von 50-60 kg schon höchst bedrohliche Erscheinungen der Verblutung hervorrufen würde; ein Verlust von der Hälfte des Gesamtbluts im Körper ist unter allen Umständen tödlich.
Kleine Kinder und Greise vertragen Blutverluste schlecht. Bei Neugebornen ist ein Blutverlust von 60-70 g mit Lebensgefahr verbunden, ebenso bei einem einjährigen Kind ein Blutverlust von 250 g. Frauen ertragen große Blutverluste besser als Männer. Wenn die Blutungen nach und nach, also in größern Pausen, erfolgen, so vermindert sich die Gefahr derselben, weil inzwischen immer ein Wiederersatz des Bluts im Körper stattfindet. Es ist übrigens nicht zu leugnen, daß die Blutungen zuweilen einen günstigen Einfluß auf den zeitweiligen Körperzustand ausüben, daß z. B. eine eintretende Hämorrhoidalblutung die vorausgegangenen unangenehmen Gefühle von Spannung und Druck im Unterleib, von Ziehen im Rücken etc. heben, daß ein Nasenbluten zuweilen einen heftigen Kopfschmerz rasch verschwinden machen kann.
Insofern solche Blutungen diese Wirkung äußern, kann man sie wohl mit allem Recht, wie von Hippokrates' Zeiten an schon geschehen, als kritische bezeichnen. Es muß aber doch nachdrücklich davor gewarnt werden, in der ein Bestreben der Natur mit der Tendenz zu heilen sehen zu wollen. Denn dergleichen Blutungen werden häufig habituell, wiederholen sich periodisch, und oft leidet dann die Ernährung des Körpers unter dem Einfluß ihrer häufigen Wiederkehr.
Das Aufhören oder Stehen der Blutung findet bei parenchymatösen oder venösen Ergüssen in der Regel ohne Kunsthilfe durch Gerinnung und dadurch bedingten Verschluß der Gefäße statt. Schwieriger ist dies schon bei kleinern Arterien, sofern nicht durch Ansammlung des ausgetretenen Bluts im umliegenden Gewebe ein mechanischer Widerstand gegen den innern Blutdruck geschaffen wird. Bis zur Unmöglichkeit erschwert wird das freiwillige Stehen des Bluts bei Verletzung größerer Arterien oder solcher Gefäße, deren Wandungen durch Kalkeinlagerung starr geworden oder in starrem, knorpelhartem Gewebe eingebettet sind.
Ohne Blutgerinnung ist eine Blutstillung absolut unmöglich. Durch gewisse Einrichtungen des Körpers wird die Blutstillung unterstützt, z. B. dadurch, daß der Blutdruck innerhalb der Gefäße mit der wachsenden Größe des Blutverlustes abnimmt, sowie dadurch, daß das Blut um so schneller gerinnt, je mehr Blut der Mensch bereits verloren hat. Andre Umstände erschweren die Blutstillung und müssen daher vermieden werden. Der blutende Teil darf nicht herabhängen, sondern muß horizontal liegen;
der Blutende darf nicht gehen und stehen, sondern muß ruhig liegen;
er darf nicht tief atmen;
der blutende Teil darf nicht warm, sondern muß kühl gehalten werden etc.
Die Behandlung, das Stillen der Blutung, bezieht sich nach dem Gesagten also in der Regel auf ausgiebige Blutungen. Das erste und naturgemäß Mittel ist der Verschluß der zerrissenen Gefäße, sei es, daß man sie zudrückt oder mit einem Tuch verbindet, Feuerschwamm auflegt, das Glied [* 55] oberhalb der verletzten Stelle umschnürt oder in blutende Höhlen, z. B. Nase oder Scheide, bis zum festen Verschluß Pfröpfe von Scharpie und Watte einstopft. Diese einfache Vorschrift wird von Laien, die bei heftiger Blutung den Kopf verlieren, in kaum glaublicher Weise außer acht gelassen.
Alle Mittel, welche durch Zusammenzieht kleiner Gefäße blutstillend wirken, wie Kälte in Form von Umschlägen, Eisblasen, Eispillen oder heißes Wasser bei Blutung nach Entbindung oder wie die adstringierenden Mittel, Tannin, Bleizucker, Liquor ferri sesquichlorati, oder Mutterkorn und das wirksame Ergotin, sind zur Mithilfe oder für Fälle, in denen die Blutung nicht direkt zugänglich ist, gewiß höchst schätzenswert, aber sie sind eben nur ein Ersatz für den mechanischen Verschluß.
Wenn eine Pulsader spritzt, so soll man zunächst den Daumen auf die Stelle fest aufdrücken und, bis der Arzt kommt, vor allem sorgen, daß das Blut nicht heraus kann. Ist jemand zur Hilfe da, so umgreift er das Bein oder den Arm dicht oberhalb der blutenden Stelle und übt hier und womöglich noch außerdem in der Schenkelbeuge, bez. in der Achselhöhle einen dauernden, möglichst kräftigen Druck aus. Mit Kälte und Hoffmanns Tropfen ist dabei nichts gethan! Der Arzt ¶
unterbindet später das Gefäß, wenn irgend möglich. Im äußersten Notfall, namentlich bei sogen. parenchymatösen Blutungen und bei den unstillbaren Blutungen der sogen. Bluter, macht man von dem Glüheisen Gebrauch. In diesem Fall ist es der Brandschorf, welcher die Quelle [* 57] der Blutung verschließt. Wenn Verdacht einer innern Blutung vorliegt, so hat man zunächst für größte Ruhe und kühles Verhalten des Patienten zu sorgen. Alles Weitere überlasse man dem Arzte. Treten Erscheinungen von Verblutung auf, oder verfällt der Kranke in Ohnmacht, so lagere man ihn sofort horizontal, gebe ihm einige Tropfen Äther oder Hoffmanns Tropfen auf einem Stückchen Zucker [* 58] oder einige Löffel voll Wein, spritze ihn mit kaltem Wasser an, lasse ihn an Salmiakgeist, Kölnischem Wasser u. dgl. riechen.
Bei hochgradiger Blutleere, wo der Tod einzutreten droht, ist die sogen. Transfusion (s. d.) schleunigst vorzunehmen. Die nach größerer Blutung zurückbleibende Blutarmut erfordert eine kräftige, gut nährende Diät: Fleisch, Eier, Milch, Fleischbrühe etc. Daneben kann man noch die stärkenden Arzneimittel, namentlich die China- und Eisenpräparate, reichen. Individuen, welche an Blutung litten und überhaupt zu Blutung hinneigen, müssen eine gut geregelte Lebensweise beobachten. Sie sollen zwar eine kräftige, aber reizlose und leichtverdauliche Nahrung genießen, dagegen der aufregenden Getränke, des Thees, des Kaffees, Weins etc., sich enthalten, sich angemessene, aber nicht übertriebene körperliche Bewegung machen, geistige Anstrengungen und Gemütserregungen jeder Art möglichst vermeiden sowie für regelmäßigen, leichten Stuhlgang sorgen.
s. v. w. Sugillation. ^[= (lat.), der Austritt von Blut in die Gewebe nach Zerreißung kleinerer Gefäße. Der Ausdruck ...]
bezeichnet gewöhnlich nicht die Aufnahme eines genossenen Gifts ins Blut, somit den Anfang der Vergiftungserscheinungen überhaupt, sondern die Aufnahme fauliger zersetzter Wundsekrete, welche an kranken Körperstellen gebildet werden und durch Blut- und Lymphgefäße in den Kreislauf gelangen.
Die Blutvergiftung beginnt bei Wundfiebern oder Wochenbettfiebern meist mit einem Schüttelfrost und hohem Fieber.
Durch Zersetzung des Bluts und der Gewebe geht die in die eigentliche Septichämie oder Pyämie über. Vgl. Wunde, Kindbettfieber.
s. Tormentilla. ^[= L. (Tormentill), Gattung aus der Familie der Rosaceen, nur durch die Vierzahl der Teile der ...]
s. v. w. Viehzehnte; ^[= (Fleischzehnte, Uchtpenning, Schmalzzehnte, Wirtschaftszehnte), ein früher vielfach ...]
s. auch Bauer, S. 464.
s. v. w. Märtyrer. ^[= (Martyrer, griech.), im allgemeinen Personen, welche für irgend eine Sache, z. B. um ihrer ...]
s. v. w. Ruhr. ^[= # (Dysenteria), eine schwere, endemisch oder epidemisch herrschende Krankheit, welche sich anatomisch ...]
(mittelhochd. Blye), s. v. w. Balliste. ^[= (lat., v. griech. ballein, "werfen"; deutsch ), Wurfmaschine der alten Römer, ...] [* 59]
(spr. bleith), Seestadt in Northumberland (England), an der Mündung des Blyth, mit (1881) 1983 (der Bezirk 20,971) Einw., von Steinkohlengruben umgeben. Blyth ist Sitz eines deutschen Konsuls.
moll (ital. Si bemolle minore, franz. Si bémol mineur, engl. B flat minor), s. v. w. B mit kleiner (weicher) Terz. B moll-Akkord = b des f. Über die B moll-Tonart, 5 b vorgezeichnet, s. Tonart.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis [* 60] Schrimm, südlich bei Kurnik am See von Bnin, mit (1880) 1270 vorwiegend kath. Einwohnern.
schlangenförmige Halsbekleidung aus Pelzwerk [* 61] für Damen. ^[= s. Damen Unsrer Lieben Frau von der christlichen Liebe.]
Boidae, Riesenschlangen, Familie aus der Ordnung der Schlangen, [* 62] s. Riesenschlangen.
s. v. w. Baobab; ^[= s. Adansonia.]
s. Adansonia.
(Abu Abullah), letzter maur. König von Granada, [* 63] entthronte 1481 seinen Vater Abul Hassan, wurde von den Kastiliern 1483 bei Lucena geschlagen und gefangen, zwar gegen einen jährlichen Tribut und Geiseln wieder freigelassen, verlor aber infolgedessen alles Ansehen und ward 1490 von den Spaniern in Granada eingeschlossen. Er übergab die Stadt und erhielt eine Herrschaft in den Alpujarras, siedelte aber bald nach Fes über, wo er in einer Feldschlacht den Tod fand. Die Stelle, von welcher Boabdil zum letztenmal aus Granada zurückblickte, heißt noch heute »Der letzte Seufzer des Mauren«.
(engl., spr. bohrd), eigentlich Tisch, Tafel, daher Boarding-house, eine Pension, wo man wohnt und ißt; dann auch Bezeichnung eines Kollegiums, einer Behörde, daher z. B. Board of control, die Behörde, welche als oberste Instanz in politischen, militärischen und finanziellen Angelegenheiten der britisch-ostindischen Besitzungen 1784 bei der von Pitt durchgesetzten veränderten Verfassung der Ostindischen Kompanie, wobei die Regierung mehr Einfluß erhielt, eingesetzt wurde und die bis 1858 fungierte;
ferner Board of visitors, bei den nordamerikanischen Universitäten der Senat;
Board of Trade, Handelsamt, Handelsministerium;
Poor Law Board, Armenkommission;
Board of Green Cloth, die zur Verwaltung des königlichen Haushalts in England bestimmte Behörde;
Local Government Board, Gemeindeverwaltungskollegium.
Eduard, Schriftsteller, geb. zu Landsberg [* 64] an der Warthe, war erst Kaufmann, wandte sich später der litterarischen Thätigkeit zu, bereiste den Süden und Norden [* 65] Europas, lebte dann teils in Dresden [* 66] und Berlin, [* 67] teils in Weimar [* 68] und starb in seiner Vaterstadt. Von seinen Werken verdienen die Reiseschilderungen »In Skandinavien. Nordlichter« (Leipz. 1845),
der komische Roman »Des Kriegskommissars Pipitz Reise nach Italien« [* 69] (Stuttg. 1841, 4 Bde.) Erwähnung. Die genannten Werke sowie eine Auswahl seiner übrigen poetischen und prosaischen Werke stellte in seinen »Schriften« (Leipz. 1846-48, 5 Bde.) zusammen. Bedeutender als seine dichterischen Produktionen waren seine litterargeschichtlichen Arbeiten. Besonders hat er sich durch seine »Nachträge zu Schillers sämtlichen Werken« (Stuttg. 1838-40, 3 Bde.; neue Ausg. 1853),
»Nachträge zu Goethes sämtlichen Werken« (Leipz. 1841, 3 Bde.) und »Schiller und Goethe im Xenienkampf« (Stuttg. 1851, 2 Tle.) verdient gemacht. Aus seinem Nachlaß wurden »Schillers Jugendjahre« (Hannov. 1856, 2 Bde.) und »Schillers und Goethes Xenienmanuskript« (Berl. 1856) von W. v. Maltzahn herausgegeben.
(oder Bobby), Spitzname der Konstabler in London, [* 70] welchen sie dem Reorganisator der englischen Polizei, Sir Robert Peel, verdanken.
Der Londoner Mob nannte nämlich nach demselben die Konstabler zuerst Peelers, später Bobbies (Bob ist die in England beliebte Abkürzung für Robert).
s. Murmeltier. ^[= (Arctomys Gmel.), Gattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Eichhörnchen (Sciurina ...]
[* 71] (englischer Tüll), dem geklöppelten Spitzengrund ähnliches, leichtes, durchsichtiges Gewebe, welches (s. Figur, S. 92) durch eine Umeinanderdrehung zweier Fäden in der Weise gebildet wird, daß Maschen von verschiedener, gewöhnlich sechseckiger Form entstehen. Zur Erzeugung des Gewebes werden drei Reihen von Fäden gebraucht, deren eine in senkrechter Richtung von unten nach oben läuft, während die zweite in schräger Richtung nach rechts, die dritte in schräger Richtung nach links aufwärts gehen und beide sich um die vertikalen Fäden schlingen ¶