Narbenscheibe t stoßen müssen, an der sie festhaften und die
Befruchtung
[* 2] bewirken. Man kann die Thätigkeit der blumenbesuchenden
Insekten
[* 3] in diesem
Fall durch einen einfachen
Versuch nachahmen, indem man mit einer Bleistiftspitze
[* 1]
(Fig. 8) gegen das Beutelchen
einer noch nicht besuchten
Blüte
[* 4] stößt; dadurch werden die
Pollinien sofort auf die Bleistiftspitze
übertragen (III in
[* 1]
Fig. 8), haften an derselben fest und führen auch die
oben beschriebene Drehung (IV in
[* 1]
Fig. 8) aus. Eine
besonders merkwürdige Bestäubungseinrichtung, die als Kesselfalle bezeichnet wird, kommt bei den langröhrigen
Blüten der
Osterluzei
(Aristolochia Clematitis) vor. Diese
[* 1]
(Fig. 9) haben einen weiten
Schlund s, einen dünnen, innen
mit einwärts gekehrten
Haaren h ausgekleideten
Hals r und unten einen weiten, kesselartigen
Raumk, in welchem direkt unter
der
Narbe n sich sechs
Staubbeutel a befinden. Die Blütenbestäubung
[* 5] wird hier durch winzige Mückenarten bewerkstelligt, die in den
Kessel hineinkriechen und auf der
Narbe den von frühern Besuchen mitgebrachten
Blütenstaub absetzen, da
die
Staubbeutel der
Blüte anfangs noch geschlossen sind. Am Hinauskriechen werden sie durch die reusenartig gestellten
Haare
[* 6] verhindert, welche erst nach Öffnung der
Staubbeutel und gleichzeitiger
Umdrehung der
Blumenkrone (III in
[* 1]
Fig. 9) einschrumpfen
und auf diese
Weise den zuerst gefangenen, mit
Blütenstaub beladenen Blumengästen den
Austritt wieder
gestatten.
Neben der Fremdbestäubung, welcher die bisher beschriebenen Einrichtungen der
Blumen dienen, spielt die Selbstbestäubung
eine sehr untergeordnete
Rolle. Es gibt jedoch eine
Reihe von
Pflanzen, bei denen außer den gewöhnlichen, für Fremdbestäubung
eingerichteten, offenen
Blüten noch andre, stets geschlossene und daher auf ausschließliche Selbstbestäubung angewiesene
Blüten (kleistogame
Blüten) vorkommen. Derartige durch Verkümmerung der
Blumenkrone entstehende und daher
unansehnliche
Blüten, z. B. von Lamium amplexicaule,
Oxalis Acetosella,
Viola odorata, befruchten sich meist dadurch, daß
die Pollenkörner
[* 7] direkt aus den
Staubbeuteln ihre
Schläuche nach der
Narbe hin treiben, während die großen, mit
Blumenblättern
versehenen
Blüten
(chasmogame Blüten) derselben Art in der
Regel unfruchtbar bleiben.
Darwin, Die verschiedenen Einrichtungen,
durch welche
Orchideen
[* 8] von
Insekten befruchtet werden; Derselbe, Die
Wirkungen der
Kreuz- und Selbstbefruchtung im
Pflanzenreich
und »Die verschiedenen Blütenformen bei
Pflanzen der nämlichen Art« (deutsche
Ausgabe der »Werke«, Bd. 9 u.
10);
Delpino, Ulteriori osservazioni sulla dicogamia nel regno vegetale
(Mail. 1868-69);
Die das
Pigment bildenden
Bakterien stellen sehr kleine, kugelige oder ovale, blaßrötliche, durch
Schleim kolonienweise vereinigte
Zellen dar und gehören zu
MicrococcusprodigiosusCohn
(Monasprodigiosa Ehrbg.).
Im engsten Zusammenhang mit dem Rotwerden steht das
Blauwerden der Speisen. Der blaue
Farbstoff unterscheidet sich in keiner
einzigenReaktion von demjenigen Anilinblau, welches als Triphenylrosanilin zu betrachten ist, während
der rote
Farbstoff dem
Rosanilin jedenfalls sehr nahe steht.
Die Färbung der Blumenblätter wird entweder durch ihren Zellsaft oder durch feste, im Zellsaft befindliche
Körner veranlaßt. In vielen Fällen gehen aus den grün gefärbten Chlorophyllkörnern direkt gelb oder orange gefärbte
Körner hervor, die dann die gelbe oder Orangefärbung der Blüten hervorbringen; nur selten treten gelbe, rote oder blaue
Körner auf, die nicht durch Umwandlung aus dem Chlorophyll hervorgegangen sind. Gefärbtem Zellsaft verdanken die meisten
rosa gefärbten Blüten, manche rote und die Mehrzahl der violetten und blauen ihre Farbe. Wo der Zellsaft, wie in den meisten
Fällen, farblos bleibt, erscheint die Blüte weiß.
Mischfarben entstehen, wenn sich der Zellsaft und die festen Körner verschieden färben. Bisweilen werden
die Blüten dadurch leuchtend, wie bei Canna, Tropaeolum u. a., in deren Blütenzellen gelbe Körner in einem roten Saft schwimmen,
oder sie erscheinen schmutzig, wie bei AtropaBelladonna, durch grünliche Körner und violetten Saft. Auch durch Bastardierung
können Farbennüancen erzeugt werden. Ein schönes Beispiel dafür bieten zwei Arten von Leptosiphon:
die eine (L. roseum) mit violetten Zellsaft in den Blumenblättern, die andre (L. luteum) mit gelben Körnchen. Der Bastard
zwischen beiden Arten bildet die verschiedensten Nüancen zwischen Braun und Orange, weil bei ihm in den Zellen der Blumenblätter
gelbe Körner in violetten Zellsaft in verschiedener Menge auftreten.
Die Ursachen der so verschiedenen Ausbildung der Blütenfarben können teils direkte, durch das Licht,
[* 12] die Temperatur und die Bodenverhältnisse
herbeigeführte, teils indirekte, durch die natürliche Zuchtwahl zur Geltung kommende sein. MancheBlütenfarbstoffe sind unabhängig
vom Licht und bilden sich daher im Dunkeln ebenso aus wie bei normaler Beleuchtung.
[* 13] Das Licht kann sogar
auf die verschiedenen Teile einer und derselben Blüte einen verschiedenen Einfluß ausüben. Im Dunkeln erzogene Blüten von
Orchis ustulata waren an den Blättern der Oberlippe ungefärbt, an der Unterlippe dagegen hatten sich die roten Punkte wie
sonst im Licht ausgebildet.
Ist also im allgemeinen der direkte Einfluß des Lichts ebenso wie der der Temperatur aus ein sehr eingeschränkter,
so hat man doch aus den vorherrschende Blütenfarben innerhalb der Pflanzenwelt größerer Distrikte einen Schluß daraufhin zu ziehen
versucht, daß bestimmte Licht- und Temperaturverhältnisse auch bestimmte Blütenfarben hervorbrächten. In der FloraEnglands z. B. erscheinen,
nach Prozenten berechnet, die blauen Blüten zuerst, dann folgen die weißen und purpurroten und zuletzt
die gelben und hochroten.
Solche statistische Ermittelungen haben aber für die Frage, ob Licht und Temperatur auf das Erscheinen bestimmter Blütenfarben einen
Einfluß haben, gar keine Bedeutung, denn diese Verhältnisse sind in den verschiedenen Jahreszeiten
[* 14] an
ungleichen Standorten unter Umständen ganz dieselben. Auch blüht bisweilen eine Pflanzenart an einem und demselben Standort
gleichzeitig blau, weiß und rot. Ebenso wie der Einfluß des Lichts und der Temperatur ist auch die Wirkung der Bodenbeschaffenheit
auf die Blütenfarbe eine sehr eingeschränkte.
Dagegen können alle diese Faktoren insofern einen bedeutenden Einfluß ausüben, als durch starke Änderungen
aller derselben jede Pflanze, wie aus den Erfahrungen der Blumenzüchter hervorgeht, mehr als sonst zum Variieren geneigt gemacht
wird und dabei auch in der Blütenfarbe abändern kann. Jedoch besteht die wesentlichste Ursache, welche die Blüten von dem
ursprünglichen Grün zu allmählicher Annahme andrer Farben
gebracht hat, in der Anpassung an blütenbesuchende
Tiere, besonders an Insekten. Teils sind bestimmte Blütenfarben zur Anlockung von Tieren zum Zweck der Bestäubung nützlich, teils können
sie als Schutzmittel zur Abhaltung schädlicher Tiere dienen.
Bestimmte Insektenarten besuchen nur leuchtende Blüten, andre solche, die unscheinbar und schmutzig gefärbt sind. Im allgemeinen
müssen die am meisten ins Auge
[* 15] fallenden Blüten, die weißen, gelben und leuchtend roten, im Vorteil gegen die weniger sichtbaren
violetten und blauen Blüten sein, wenn das Insektenauge die Farben ähnlich sieht, wie es das menschliche thut.
In der That werden die blauen Blüten nur von verhältnismäßig wenigen Insektenarten besucht. Diese
geringe Anlockungskraft der blauen Farbe erklärt es, warum weiß oder gelb blühende Pflanzen so selten zum Blau hin variieren.
Auf die größere oder geringere Sichtbarkeit der Blüten hat auch der Standort einen gewissen Einfluß. Auf Wiesen, die lange
Zeit hindurch grün bleiben, sind gelb oder weiß gefärbte Blüten besser sichtbar als blaue oder rote,
die wieder in Umgebungen im Vorteil sind, wo das Grün derGewächse in bleiche oder gelbe Farbentöne übergeht.
Auch das Erscheinen mancher Blüten vor den Blättern, wie bei den Weiden, der Kornelkirsche, der Hepatica u. a., muß hier
als eine Einrichtung zum Zweck der bessern Sichtbarmachung der Blüten genannt werden. Sehr schöne Anpassungsverhältnisse
liegen ferner bei den mißfarbenen Blüten vor, die oft ihre Kronen
[* 16] erst während der Nacht öffnen und meist von Dämmerungs-
und Nachtfaltern bestäubt werden. Bei ihnen bildet starker Geruch ein ähnliches Anlockungsmittel wie bei den Tagblüten die
grelle Farbe.
Untersucht man die Floren verschiedener Länder auf die Blütenfarbe, so ergibt sich im allgemeinen eine
Zunahme der weißen Blüten nach Norden,
[* 17] was andeutet, daß bei abnehmender Zahl der Bestäuber eine desto hervortretenden
Blütenfarbe zur Anlockung jener notwendig ist. In der Flora von Deutschland
[* 18] sind unter den einfarbigen Blüten die gelbe und
die weiße Farbe am häufigsten und zwar die gelbe etwas überwiegend vertreten; dann folgen Rot, Blau,
Violett. Mehrfarbige Arten sind ungefähr an Zahl den Arten gleich, die in der Farbe im wilden Zustand variieren; diese Zahl
ist aber im Vergleich mit der der einfarbigen und konstanten Blüten ziemlich gering.
Eine bedeutendere Anzahl von PflanzenDeutschlands
[* 19] entbehrt überhaupt des farbigem Blütenschmuckes. Übrigens
haben diese Angaben keine große Bedeutung, da sie nicht die Zahl von Individuen an bestimmten Standorten, sondern nur die
Zahl der überhaupt vertretenen Arten betreffen. Die in manchen Blüten auftretenden eigenartig gefärbten und gezeichneten
Flecke und Streifen, die Saftmale, haben den Zweck, den blumenbesuchenden Insekten den Weg zu den Honig absondernden
Stellen anzuzeigen, und sie verschwinden in der Regel, wenn die Blüten durch gärtnerische Kunst »gefüllt« werden, weil bei
gefüllten Blüten die Bestäubung und damit der notwendige Insektenbesuch fortfällt.
Die Blütenfarben der heute lebenden Pflanzen befinden sich in zwei verschiedenen Zuständen, einem stationären
und einem variabeln. MancheArten und Gattungen sind in ihrer Blütenfarbe völlig fixiert, sie erscheinen vollkommen ihren
Bestäubern angepaßt, während bei andern ein möglichst günstiges Verhältnis zu den Blumenbesuchern offenbar noch nicht
erreicht ist. Die in der Blütenfarbe variabeln Spezies können nicht jede beliebige Farbe annehmen, sondern bewegen sich
¶
mehr
in dem Farbenkreis, den ihre nächsten Verwandten zeigen. Bei der Gartennelke (DianthusCaryophyllus) treten z. B. die verschiedensten
Nüancen zwischen dem dunkelsten Rot und dem reinen Weiß, daneben gelbe Farben auf; niemals aber ist eine blaue Gartennelke
trotz aller von den Nelkenzüchtern aufgewendeten Mühe erzeugt worden. Denselben Kreis
[* 21] der Farbenvariationen finden
wir bei den wild lebenden Arten der GattungDianthus; vorherrschend sind rot und weiß gefärbte Arten, seltener gelbe; blaublütige
existieren nicht.
Ähnlich verhalten sich die Blüten der Stockrose (Althaea rosea), bei denen sich zwar vielfache Nüancen zwischen dunklem, fast
schwarz erscheinendem Violett und Weiß, aber niemals ein reines Blau findet. In diesen und vielen ähnlichen
Fällen zeigt sich, daß, wenn eine rote oder gelbe Spezies variiert, die Variation sich danach richtet, welche Farbe die Mehrzahl
der verwandten Spezies derselben Gattung oder der ganzen Familie zeigt. Herrscht in der Gattung das Rot vor, so kann in der Variation
eine Annäherung zum Blau eintreten; herrscht dagegen Gelb vor, so findet eine solche Annäherung nicht statt.
Die meisten blaublütigen Pflanzen, wie Salvia pratensis, die Kornblume, das Immergrün, die Scilla, variieren wohl zwischen Violett,
Rot undWeiß, aber nicht zum reinen Gelb hin; nur bei der Gartenhyazinthe treten die drei Hauptfarben, Blau, Rot undGelb,
in voller Reinheit nebeneinander auf. Wenn eine Pflanzenart in der Farbe variiert, so findet sich stets Weiß unter den Variationsfarben.
Viele Pflanzen ändern nur nach Weiß als der am leichtesten zu erreichenden und zugleich am häufigsten vorkommenden Blütenfarbe.
Auch bei farbenwechselnden Blüten, wie den zuerst weißen, dann gelblichen und endlich roten Blüten von
Hibiscus mutabilis oder den zuerst gelben, dann blauen Blüten von Myosotis versicolor, sowie bei Blüten, die an demselben Pflanzenstock
an verschiedenen Sproßgenerationen mit wechselnder Farbe, wie bisweilen bei Hyazinthen und Nelken, auftreten, kommen ähnliche
Gesetze zum Vorschein.
gefüllte, stellen eine Abweichung von der normalen Bildung dar, eine Ausartung, die sich zum Teil geschlechtlich
fortpflanzt, meist aber nur durch ungeschlechtliche Vermehrung erhalten werden kann. In der Regel entstehen g. Blüten, durch Versetzen
der Pflanzen in ungewöhnliche, bessere Verhältnisse; doch kommt es auch vor, daß eine Füllung der Blüte eintritt,
wenn die Pflanze aus bessern Wachstumsbedingungen in schlechten übergeht. Als Seltenheit findet man g. Blüten, bei wild wachsenden
Pflanzen, z. B. bei Cardamine pratensis, Saxifraga
[* 23] granulata, Chelidonium majus, Caltha palustris, Ranunculus etc. Die gefüllten
Blüten spielen in der Gärtnerei eine große Rolle, und manche Pflanzen, vor allen Rosen, Nelken, Levkojen, Gänseblümchen,
haben in der That erst den jetzigen gärtnerischen Wert
erhalten, seitdem man gefüllte Varietäten von ihnen züchtet; andre
dagegen, wie Datura, Ipomoea, sind durch die Füllung häßlich geworden. Manche Blüten büßen bei der Füllung an Geruch ein,
wie das Veilchen und manche Rosen, während andre stärker, anhaltender, sogar anders riechen als die nicht
gefüllten. Gefüllte Blüten finden sich in sehr vielen Familien.
Sie entstehen durch Umbildung und Vermehrung der einzelnen Teile der Blüte, und zwar kann sich der Blätterkreis einer Blumenkrone
verdoppeln, ohne die Befruchtungsorgane zu benachteiligen; in andern Fällen verwandeln sich die Staubgefäße
[* 24] und selbst der
Griffel in Blumenblätter, auch kann sich die normale Zahl der Blumenblätter durch ungewöhnliche Erzeugung
ähnlicher Korollengebilde ungemein stark vermehren, und die Staubfäden und Pistille können dadurch unterdrückt werden.
Bisweilen wird auch der Kelch blumenkronenartig, wie bei der halbgefüllten CampanulaMedium calycanthemum, wo er, von derselben
Farbe wie die Blüte, diese flügelartig gelappt wie eine Manschette umschließt. Bei Kompositen
[* 25] verwandeln
sich die kurzen Scheibenblumen in verlängerte Röhrenblüten oder in blatt- oder zungenförmige Strahlenblüten, wie bei
Astern, Georginen, Zinnien, Tagetes, und wie es sich schon von Natur bei manchen Kompositen, am schönsten bei Taraxacum und
Hieracium, findet.
Bei Centaurea und Gaillardia mit kleinen, trichterförmigen Randblüten besteht das Gefülltwerden darin,
daß sich auch in der Mitte ähnliche Blüten mit geteilter Korolle bilden. Bleibt wenigstens ein Teil der Befruchtungsorgane
erhalten, so können die gefüllten Blüten Samen
[* 26] tragen, wenn auch weniger reichlich als die einfachen Blüten. Blieb das
Pistill unverwandelt, während die Staubfäden zur Befruchtung unfähig wurden, so kann man Samen durch
künstliche Befruchtung mit fremdem Pollen erzielen. Dies geschieht z. B. bei den gefüllten Petunien, deren Narben man mit
dem Pollen andrer halbgefüllter Sorten befruchtet.
Sehr oft bringt Überfluß an Nahrung jene üppige Wucherung der Blütenteile hervor, indes sind die hier waltenden Verhältnisse
noch wenig erforscht, da z. B. die am üppigsten Bewachsenen Levkojen einfache, absichtlich kümmerlich
im Topf gezogene, gegen Regen und Tau geschützte Pflanzen aber meist gefüllte Nachkommenschaft liefern. Es ist bisher, außer
bei Levkojen und dem nahe verwandten Goldlack, auch noch nicht gelungen, durch besondere Kultur einen Samen zu erziehen, aus
welchem gefüllte Pflanzen erwachsen; vielmehr erzielt man diese Eigenschaft immer nur durch sorgfältige
Auswahl und Absonderung der Samenträger.
Die Erlangung gefüllter Blüten ist zunächst Sache des Zufalls. Ist aber einmal ein Ansatz dazu aufgefunden, dann schreitet
der Gärtner ein und bringt es in der Regel bald zu dem gewünschten Erfolg. Gärtner, welche sich mit Neuzüchtungen
beschäftigen, haben an einfachen Blumen gewisse Anzeichen für das Gefülltwerden und widmen solchen besondere Aufmerksamkeit.
Bei vielfarbigen Blumen sind es bisweilen gewisse Farben, welche unter Sämlingen besonders viele g. Blüten, bringen; in andern Fällen
ist eine ungewöhnliche Vergrößerung der Blüten einzelner zwischen andern stehender, gleich behandelte Pflanzen oder die
Verdoppelung und Vergrößerung der grünen Kelchblätter das Zeichen bald eintretender Füllung. Aus
Sämlingen solcher Pflanzen, die schon der Größe der Blumen wegen mit besonderer Sorgfalt behandelt werden, bilden sich zuweilen
in der folgenden Generation oder später die ersten Ansätze der Füllung aus. Ob diese dann in spätern
¶
mehr
Generationen fortschreitet, ist ungewiß; das meiste bleibt vom Zufall abhängig, und das den Züchtern gespendete Lob ist
oft ein wenig verdientes. In vielen Fällen freilich repräsentiert eine schöne gefüllte Blüte eine außerordentliche Summe
von Fleiß, Beharrlichkeit und Intelligenz, welche der Gärtner viele Jahre hindurch auf die Anzucht derselben verwandte.
die bei den einzelnen Pflanzen meist verschiedene, aber stets bestimmte Dauer des Geöffnetseins der
Blüte behufs der Bestäubung sowie der Zeitpunkt des Eintritts und Endes dieses Zustandes. Viele Blüten
öffnen sich nur einmal, um dann für immer sich zu schließen oder ihre Blume abzuwerfen. Die Blütenperiode dauert hier gewöhnlich
mehrere Tage, sie kann aber auch schon in wenigen Stunden vollendet sein, wie z. B. beim Flachs in einem Vormittag, bei der
Königin der Nacht (Cereus grandiflorus) in wenigen Nachtstunden.
Bei manchen Pflanzen hingegen öffnet und schließt sich eine und dieselbe Blüte mehrmals und zwar zu bestimmten Stunden an
mehreren aufeinander folgenden Tagen. Die Bewegungen, welche die Blumenblätter oder die ganzen Blüten hierbei ausführen, hängen
teils vom Lichte, teils von der Temperatur ab und werden durch ungleiches Zellenwachstum an den beiden
Seiten des sich bewegenden Organs veranlaßt (s. Pflanzenbewegungen). Je nachdem das Geöffnetsein auf Stunden des Tags oder
der Nacht fällt, unterscheidet man Tag- und Nachtblüten.
Der Zeitpunkt des Öffnens und Schließens fällt meistens mit bestimmten Stunden, die bei den einzelnen Pflanzenarten verschieden
sind, zusammen. SchonLinné hat den regelmäßigen Wechsel des Öffnens und Schließens der Blüten zur Aufstellung einer Blumenuhr
benutzt; so blüht nach ihm z. B. um 3 Uhr
[* 28] früh Tragopogon pratensis, um 4-5 UhrCichorium Intybus, um 5-6 UhrTaraxacum officinale
auf; letzteres schließt dann seine Blütenköpfe wieder um 8-9 Uhr. AndrePflanzen blühen erst nachmittags
auf: MirabilisJalapa z. B. um 5 Uhr, Cereus grandiflorus um 6-7 Uhr, Mesembryanthemum
[* 29] noctiflorum um 7-8 Uhr. Irgend welche Genauigkeit
kommt diesen Angaben übrigens nicht zu.
ein zum Blütenstand gehöriges Hochblatt (s. Blütenstand). ^[= (Inflorescentia), in der Botanik derjenige Teil des Stengels einer Pflanze, dessen Seitenachsen ...]
[* 27] (Inflorescentia), in der Botanik derjenige Teil des Stengels einer Pflanze, dessen Seitenachsen unmittelbar
zu Blüten sich entwickeln oder auch erst
an ihren Verzweigungen diese Bildung annehmen, mit der Beschränkung jedoch, daß
an diesem Teil des Stengels und bez. an seinen weitern Verzweigungen keine
eigentlichen Laubblätter mehr, sondern nur Hochblätter (s. Blatt,
[* 32] S. 1016) vorhanden sind. Durch dieses letztere Merkmal stellt
sich der Blütenstand als ein von den übrigen Regionen der Pflanze schärfer geschiedenes Ganze dar, als die eigentliche Hochblattregion.
Hiernach kann z. B. ein mit Zweigen versehener Stengel,
[* 33] welcher selbst und an seinen Zweigen mit grünen
Laubblättern besetzt ist und an den Enden der Zweige mit einer oder mehreren Blüten abschließt, nicht als Blütenstand bezeichnet werden;
es ist dann vielmehr jedes die Blüten tragende Ende der Zweige ein Blütenstand für sich Die zum Blütenstand gehörigen Hochblätter treten meist
in unvollkommenen Gestalten auf, indem sie in der Regel als ganze, ungestielte Blätter, bisweilen nur scheiden- oder schuppenförmig
erscheinen; manchmal sind sie jedoch blumenartig gefärbt.
Diejenigen Blätter, in deren Achseln die Blüten stehen, die Deckblätter (bracteae), haben entweder eine längere Dauer, können
sogar zur Fruchtzeit noch vorhanden sein, oder sie fallen frühzeitig ab; bisweilen schlagen sie ganz
fehl, so daß die Blütenstiele nackt aus dem Stengel entspringen, wie bei den Kreuzblütlern. Außer den Deckblättern sind
aber in vielen Fällen auch noch andre Hochblätter vorhanden, welche weder eine Blüte noch überhaupt ein Organ in ihrer Achsel
erzeugen.
Diese Vorblätter (bracteolae) sind auch hinsichtlich des Ortes, an welchem sie stehen, von den Deckblättern
verschieden, indem sie entweder am Blütenstiel selbst unterhalb der Blüte sich finden, dieser also vorausgehen, oder auch
am Grunde des ganzen Blütenstandes auftreten, diesem ebenso vorausgehend wie sonst der einzelnen Blüte. Einer Blüte oder
einem Blütenstand können ein oder zwei Vorblätter sowie verschiedenartige Formen von Hochblättern vorangehen,
und wir erhalten so eine Reihe verschiedener Bildungen, die mit besondern Namen belegt werden.
Die an den Blütenstielen stehenden Vorblätter sind häufig kleine, schuppenartige, paarweise stehende Organe, wie bei den
Nelken und Veilchen. Ein flügelartiges Vorblatt steht am Stiel des Blütenstandes bei der Linde
[* 27]
(Fig. 1),
ein großes, scheidenartiges Gebilde (Blütenscheide, spatha) bei der Narzisse, dem Lauch und bei vielen Aroideen, deren Blütenstand von
einer großen, bisweilen blumenartig gefärbten Blütenscheide umgeben ist
[* 27]
(Fig. 2). Wenn einer Blüte oder einem Blütenstand eine größere
Anzahl sehr genäherter, nämlich quirlig oder spiralig geordneter Hochblätter vorausgeht, so spricht
man im allgemeinen von einer Hülle (involucrum). Hierher gehören: das aus zahlreichen dachziegelartig sich deckenden, kleinen
Blättern gebildete Involukrum der Kompositen und Dipsaceen
[* 27]
(Fig. 3), das aus einem Quirl von Blättern bestehende Involukrum
an der Basis des Kelchs bei den Malvaceen,
¶
mehr
desgleichen die sogen. Becherhülle (cupula) in der Familie der Kupuliferen, welche hier die weiblichen Blüten einfaßt, als
zerschlitzte, häutige Hülle bei der Haselnuß, als dicker, außen stachliger Becher
[* 35] bei der Rotbuche und als holzige Schüssel
bei der Eiche austritt. Der einfachste Blütenstand, die Einzelblüte (flos solitarius), ist achselständig, indem sie
aus den Achseln eines Laubblattes entspringt, wie beim Wintergrün (Vinca), oder endständig, indem sie denStengel der Pflanze
abschließt, wie bei der Tulpe. Dasjenige Stengelglied, welches unmittelbar die Blüte trägt, heißt Blütenstiel (pedunculus),
und je nachdem derselbe deutlich entwickelt ist oder nicht, heißen die Blüten gestielte (flores pedunculati) oder sitzende
(flores sessiles). Der eigentliche, aus mehreren Blüten bestehende Blütenstand läßt eine Reihe verschiedener Formen unterscheiden.
I. Einfache Blütenstände (inflorescentiae simplices) heißen alle diejenigen, bei welchen die aus der Hauptachse
(Spindel, rhachis) entspringenden Seitenachsen mit einer Blüte abschließen. Diese unterscheidet man zunächst wieder in zwei
Kategorien. Bei den einen ist die Zahl der Seitenachsen unbestimmt, die Hauptachse wird meist nicht
von einer Blüte abgeschlossen und erscheint daher unbegrenzt und den Nebenachsen ungleichwertig. Bei den andern dagegen ist
die Zahl der Seitenachsen bestimmt, gewöhnlich zwei oder eine; die Hauptachse wird durch eine Blüte abgeschlossen, ist begrenzt
und den Nebenachsen gleichwertig.
Jene werden traubige oder botrytische (inflorescentiae botryoides), diese trugdoldige oder cymöse Blütenstände
(inflorescentiae cymoides) genannt. Zu den erstern gehören folgende besondere Arten:
1) Bei der Ähre (spica) ist die Hauptachse verlängert, während die Seitenachsen in der Art unentwickelt sind, daß die
Blüten sitzend erscheinen
[* 34]
(Fig. 4). Die Ähre der Weiden, Birken und verwandten Gewächse mit meist schlaffer,
oft hängender Spindel heißt Kätzchen (amentum), die mit dicker,
fleischiger Spindel bei den AroideenKolben (spadix).
2) Bei der Traube (racemus) ist die Hauptachse verlängert, während die Blütenstiele auch deutlich entwickelt sind
[* 34]
(Fig. 5 u.
6). 3) Bei dem Köpfchen (capitulum) ist die Hauptachse derart verkürzt, daß sämtliche sitzende Blüten
gleichsam von Einem Punkt aus zu entspringen scheinen
[* 34]
(Fig. 7). Das Köpfchen der Kompositen (Blütenkörbchen, calathium s.
anthodium,
[* 34]
Fig. 8) besteht aus einer verdickten, meist scheibenförmigen Spindel (Blütenlager, receptaculum s. clinanthium,
[* 34]
Fig. 9), die auf ihrer Oberseite mit den zahlreichen kleinen Blüten besetzt ist, während sie an der
Seite u. unterwärts das Involukrum (s. oben) trägt. Jede Blüte steht meistens hinter einem meist trockenhäutigen Deckblatt
(Spreublatt, palea).
Die den Rand einnehmenden Blüten sind mit langen, zungenförmigen Blumenkronen versehen (Strahlblüten), während alle übrigen
Blüten kurze, regelmäßig röhrenförmige Korollen besitzen (Scheibenblüten). Der Blütenkuchen (coenanthium) stellt eine
flach ausgebreitete, fleischige Achse dar, in deren Oberfläche zahlreiche kleine Blüten eingesenkt sind,
wie bei Dorstenia, während bei der verwandten Feige die ausgebreitete Achse der Infloreszenz durch Einkrümmung ihrer Ränder
zu einem hohlen, am Scheitel durchbohrten, birnförmigen Körper wird, der auf der Oberfläche seiner Innenwände mit den Blüten
besetzt ist. Die gewöhnlich sogen. Frucht der Feige ist somit der ganze vergrößerte und saftig gewordene
Blütenstand, der die nußartigen, kleinen Früchtchen erst in seinem Innern birgt.
4) Bei der Dolde oder dem Schirm (umbella) ist die Hauptachse ebenfalls verkürzt, aber die Blütenstiele sind entwickelt und
scheinen demnach von Einem Punkt aus zu entspringen
[* 34]
(Fig. 10 u. 11).
Dabei sind entweder die äußersten Blütenteile die längsten, so daß die Blüten in gleicher Höhe zu stehen kommen und
die Dolde wirklich schirmförmig erscheint, oder die Blütenstiele¶
mehr
haben nahezu gleiche Länge, und die Dolde wird kugelig, wie bei Allium.
[* 37] Die zweite Kategorie der einfachen Infloreszenzen, die
der cymösen, unterscheidet sich hauptsächlich dadurch von der ersten, daß die Zahl der Seitenachsen eine gesetzmäßige
ist und letztere sich in der Regel in derselben Weise wie die Hauptachse weiter verzweigen. Dazu gehört
5) die zweistrahlige Trugdolde (Dichasium) mit zwei Seitenachsen. Sie tritt in voller Reinheit bei den Karyophylleen
[* 36]
(Fig. 12)
auf.
Hier bringen die beiden unterhalb der Endblüte sich erhebenden Blütenstiele, die ebenfalls mit einer Blüte abschließen,
unterhalb der letztern ebenfalls zwei gegenständige Zweige hervor, die gleichfalls mit einer Blüte endigen
u. unter dieser zwei neue Stieleerzeugen u. s. f.
[* 36]
(Fig.
13). Dabei ist bisweilen der eine von zwei gleichwertigen gegenständigen Zweigen minder entwickelt, fährt insbesondere in
seiner Verzweigung minder weit fort als der andre, und es wird namentlich in den letzten Verzweigungen oft der eine ganz
unterdrückt. An den beiden zusammengehörigen Seitensprossen hat die Spirale (s. Blüte, S. 65) der Kelchblätter
in der Regel eine entgegengesetzte Richtung; ist sie an einem Sproß linksläufig, so ist sie am andern rechtsläufig. In diesem
Fall sind die beiden Sprosse gegenwendig (antidrom), bei gleicher Richtung der Blattspiralen dagegen gleichwendig (homodrom).
6) Die Schraubel (bostryx, cyma helicoides s. monosticha) ist ein einseitig ausgebildetes
Dichasium. Zur Erläuterung ihrer Entstehung vergleiche man die schematische
[* 36]
Fig. 14 mit dem vollständig ausgebildeten
Dichasium
[* 36]
(Fig. 13). Die Hauptachse erzeugt unter ihrer Endblüte nur den einen der beiden Äste, dieser schließt wieder mit
einer Blüte ab, entwickelt aber ebenfalls nur den einen seiner beiden Zweige u. s. f. Es entwickeln sich
hierbei stets nur die gleichwendigen Seitensprosse, und es haben daher im Grundriß
[* 36]
(Fig. 15) des Blütenstandes alle Spiralen
dieselbe
Richtung.
Schraubeln finden sich besonders schön bei den Hypericum-Arten. Sehr gewöhnlich treten an den Schraubeln die aufeinander folgenden
untern Stücke der Seitensprosse zu einer scheinbar einfachen Achse (Scheinachse, Sympodium) zusammen und
drangen die blütentragenden Achsenteile zur Seite. Weichen die aufeinander folgenden Sprosse genau um 180° voneinander ab,
so entsteht der Fächel (rhipidium), der z. B. bei Juncus maritimus vorkommt. Ein entgegengesetztes Verhältnis wie bei der
Schraubel tritt ein
7) bei dem Wickel (cincinnus, cyma scorpioides s. disticha). Dieser ist ein einseitig
ausgebildetes Dichasium, bei welchem allemal der antidrome Zweig zur Entwickelung kommt und daher die auseinander folgenden
Blütenstiele abwechselnd an der rechten und linken Seite des ältern entspringen, so daß die Blüten in zwei Reihen zu liegen
kommen
[* 36]
(Fig. 16). In diesem Fall zeigen die auseinander folgenden Blattspiralen abwechselnd eine entgegengesetzt
Richtung
[* 36]
(Fig. 17). Auch hier bildet sich eine Scheinachse aus den sich aneinander schließenden
untern Stücken der Blütenstiele, welche in den jüngern Teilen mehr oder weniger eingerollt ist.