Tracht der
Bauern und
Arbeiter; während der belgischen
Revolution vertrat sie sogar die
Montierung (Blusenmänner). Die
SoldatenGaribaldis trugen rote Blusen. Auch in
Deutschland
[* 2] ist die Bluse als ein bequemes, um die
Taille durch einen
Gürtel
[* 3] zusammengehaltenes
Kleidungsstück in allgemeinen
Gebrauch gekommen, besonders bei
Jägern, Touristen u. dgl. Bluse heißt
auch ein bequemes Damenkleid, welches, um den Leib herum in kleine Falten gehegt, um den
Hals fest anschließt, sonst aber
nach
Stoff und Form sehr verschieden ist.
(Sanguis), eine
Flüssigkeit, welche in einem geschlossenen Röhrensystem in beständigem
Kreislauf
[* 4] den tierischen
Körper durchströmt, hierbei den einzelnen Körperteilen ihr Nährmaterial liefert, aber auch die
durch den
Stoffwechsel unbrauchbar gewordenen Gewebsbestandteile aufnimmt
und sie zum
Zweck der
Ausscheidung in besondere
Organe
leitet. Das Blut bildet somit gewissermaßen den
Mittelpunkt der gesamten
Ernährung. Seine Verluste ersetzt es durch Ausnahme
neuer
Stoffe aus der aufgenommenen
Nahrung sowohl als aus derLuft.
Das Blut zeigt bei den verschiedenen Tierklassen große
Abweichungen; das der
Wirbeltiere besitzt eine rote
Farbe (nur der auf
der niedersten
Stufe der
Entwickelung stehende
Amphioxus lanceolatus hat farbloses Blut), das der Wirbellosen hingegen zeigt nur
in wenigen Abteilungen einen ähnlichen
Farbstoff, in der
Regel ist es farblos oder gelblich (sogen. weißes
Blut). Das Blut der
Wirbeltiere ist eine rote, alkalisch reagierende
Flüssigkeit, welche selbst in den dünnsten
Schichten undurchsichtig
ist und welche aus einer farblosen, klaren
Flüssigkeit (plasma sanguinis) und zahlreichen mikroskopischen Körperchen, Blutkörperchen,
besteht. Das frische hat meistens einen eigentümlichen
Geruch, der je nach den Tiergattungen verschieden
und für einzelne, z. B.
Katze,
[* 5]
Hund,
Schaf,
[* 6]
Ziege, ziemlich charakteristisch ist. Das
spezifische Gewicht des Bluts schwankt
zwischen 1,040 und 1,075.
Die Blutkörperchen.
Man unterscheidet zwei
Arten von Blutkörperchen, nämlich die roten und die farblosen; die letztern sind im B. gesunder
Wirbeltiere
nur in spärlicher
Menge enthalten. Die roten Blutkörperchen oder Blutscheiben (1658 von
Swammerdam entdeckt)
bilden beim
Menschen
[* 1]
(Fig. a) und bei den
Säugetieren runde, in der Mitte verdünnte (bikonkave)
Scheiben, während sie bei
den übrigen
Wirbeltieren
[* 1]
(Fig.
b-e) eine elliptische Form besitzen. Der
Gehalt des Bluts an Körperchen beträgt normal 30-40
Proz. seines Gesamtvolumens. Die
Größe der roten
Scheiben schwankt auch bei einem und demselben
Individuum,
wie sich das aus folgender
Tabelle ergibt:
Neben diesen Blutscheiben werden noch besonders kleine, mehr rundliche, nicht scheibenförmige Körperchen angetroffen. Man
bezeichnet sie als
Mikrocyten. Bei erwachsenen gesunden Individuen finden sie sich nur spärlich, reichlicher bei jugendlichen
Individuen sowie bei anämischen Erkrankungen.
Die roten Blutscheiben sind so zahlreich vertreten, daß z. B. 1 cmm
Menschenblut
ca. 5 Mill. dieser Gebilde enthält. Trotz der geringen
Größe eines einzelnen Blutkörperchens repräsentieren
die sämtlichen im
Organismus vorhandenen
Scheiben eine ganz enorme Oberfläche. Schätzt man die Blutmenge eines
Menschen auf 440
ccm,
und veranschlagt man mit
Welcker die Oberfläche eines jeden Blutkörperchens auf 0,00012 qmm,
so beträgt diejenige der gesamten Blutkörperchen 2816 qm oder eine Quadratfläche, welche auf kürzestem Weg zu durchschreiten 80
Schritt
kostet. Die roten Blutscheiben erteilen dem Blut seine
Farbe und machen es zugleich undurchsichtig. Einzeln unter dem
Mikroskop
[* 7] betrachtet, erscheinen sie
¶
mehr
blaßgelb, mehrfach übereinander geschichtet aber rot. Von oben gesehen, erscheinen sie als runde Scheiben
[* 8]
(Fig. a 1), welche
in der Mitte ihrer Oberfläche eine Vertiefung zeigen und von einem dickern Rand umgeben sind. Von der Kante gesehen
[* 8]
(Fig.
a 2), erscheinen sie biskuitförmig, woraus ihre bikonkave Gestalt erkannt ist. Im mikroskopischen Präparat
findet man zahlreiche geldrollenähnliche Aggregate von Blutscheiben
[* 8]
(Fig. a 3). In der Gestalt der roten Scheiben sind zwei
mechanische Grundformen repräsentiert, nämlich diejenige der Scheibe und die des Ringes. Letztere tritt uns in der Peripherie
entgegen. Diese Kombination ist die denkbar günstigste, um bei Anwendung einer möglichst geringen Masse
eine große Oberfläche und zugleich eine bedeutende Festigkeit
[* 9] zu erzielen.
Die roten Blutkörperchen sind im frischen Zustand außerordentlich geschmeidig und beweglich und deshalb im stande, schon
bei sehr mäßigem Druck Öffnungen zu passieren, welche geringern Durchmesser als sie selbst haben. So ist man z. B. nicht
im stande, die Blutscheiben durch Filtration mittels Fließpapiers von dem Plasma zu trennen; die frischen
Blutkörperchen vermögen vielmehr selbst die engen Poren des Papiers zu passieren. Hat man aber die Körperchen durch Glaubersalzlösung
gehärtet, so bleiben sie jetzt auf dem Filter zurück, und es fließt ein fast farbloses Filtrat ab. Neben der großen Geschmeidigkeit
kommt den frischen Blutkörperchen eine bedeutende Elastizität zu, vermöge deren sie sofort in ihre alte Form zurückkehren,
sobald sie durch Schleudern gegen die Gefäßwand oder beim Durchpressen durch die Kapillaren die absonderlichsten Gestalten
angenommen haben.
Die Blutscheiben enthalten einen roten Farbstoff, das Hämoglobin (s. d.), welcher für die Atmung von außerordentlicher
Bedeutung ist. DiesenFarbstoff vermag man von den Körperchen zu trennen; er tritt dabei in das Plasma über und färbt dieses
rot. Bei dieser Trennung verliert das Blut seine undurchsichtige Beschaffenheit, es hört auf, Deckfarbe zu sein, und wird durchsichtig
und lackfarbig. Eine derartige Beschaffenheit erhält das Blut beim Erwärmen auf 60°, beim öftern Gefrierenlassen
und Auftauen, beim Verdünnen mit Wasser, beim Versetzen mit Galle oder Gallensäuren, mit Äther, Alkohol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff
und auf zahlreiche andre Arten.
Der rote Farbstoff, das Hämoglobin, ist ein kristallisierbarer und eisenhaltiger Eiweißkörper, dessen Kristalle
[* 10] zu den prachtvollsten
Gebilden der organischen Chemie zählen. Sie sind in Wasser, leichter noch in schwach alkalischen Flüssigkeiten
löslich. Diese Lösungen zersetzen sich nach einigen Tagen, besonders in der Wärme,
[* 11] und erscheinen dann bei auffallendem Licht
[* 12] schmutzig braunrot, bei durchfallendem Licht aber grün. Das Hämoglobin, dem überhaupt nur eine sehr geringe Beständigkeit
zukommt, zerfällt hierbei in Eiweißkörper und Hämatin, einen Farbstoff, dem man sehr häufig in alten
Blutextravasaten begegnet.
Die farblosen Blutkörperchen (weiße Blutkörperchen, Lymphkörperchen, Wanderzellen, Leukocyten,
[* 8]
Fig. f g) wurden 1770 von
Hewson entdeckt. Sie bestehen aus leicht beweglichen Protoplasmamassen, die in den verschiedensten Gestalten erscheinen,
und denen nur im Zustand starker Reizung oder nach dem Absterben eine bestimmte Form, die sphärische,
zugeschrieben werden kann. Die Gebilde sind ohne jede Umhüllungshaut und bergen in ihrem Innern einen, mitunter auch mehrere
Kerne und zahlreiche kleine, stark lichtbrechende Körnchen.
IhreGröße schwankt innerhalb weiter Grenzen, doch sind sie im B. der Säugetiere fast stets größer als
die roten Blutscheiben. IhreMenge ist nur gering, unter normalen Verhältnissen dürfte ein farbloses Körperchen auf 350-500
rote Scheiben kommen. Der chemische Bau und die Lebensthätigkeit der farblosen Blutkörperchen sind uns nur sehr mangelhaft
bekannt. Besonders in die Augen springend ist die Fähigkeit der Körperchen, ihre Gestalt zu verändern
und Bewegungen auszuführen. In passenden Nährflüssigkeiten und bei Temperaturen von 30 bis 40° kann man beobachten, wie
das Körperchen einen oder mehrere Fortsätze ausschickt, die allmählich an Umfang zunehmen und sich derartig flächenhaft
ausbreiten, daß sie nach einiger Zeit der übrigen Zellmasse an Umfang nicht nachstehen.
Bald erblickt man die ganze Zelle
[* 14] da, wo früher nur ein schmaler Fortsatz beobachtet wurde. Indem Protoplasmafäden
sich bald hier, bald dahin ausbreiten und den übrigen Körper nachfließen lassen, kommen Ortsveränderungen zu stande, welche
lebhaft an diejenigen der auf der niedersten Stufe der Lebensformen stehenden Amöben erinnern, und welche man deshalb als
die amöboiden Bewegungen der farblosen Blutkörperchen bezeichnet hat. Die Körperchen vermögen auch feste Partikelchen
ihrem Zellleib einzuverleiben, indem dieselben zunächst von Protoplasmafortsätzen umfaßt werden.
Kraft
[* 15] ihrer amöboiden Bewegungen vermögen die farblosen Blutkörperchen selbst die anscheinend ganz impermeabeln Wandungen
der feinsten Blutgefäße zu durchbohren, ein Vorgang, den man als Auswanderung der farblosen Blutkörperchen
bezeichnet hat, und der zuerst von Waller, später von Cohnheim beobachtet worden ist. Der nähere Vorgang bei dieser Auswanderung
(Diapedesis) gestaltet sich folgendermaßen: Die farblosen Blutkörperchen haben im allgemeinen die Eigentümlichkeit, sich
nicht im Achsenstrom fortzubewegen, sondern längs der Gefäßwandung in ruhigerer Bewegung dahinzugleiten;
oftmals sieht
man, wie ein farbloses Blutkörperchen gar nicht mehr vom Strom fortgerissen wird, sondern wie es sich
der Wandung des Gefäßes fest anlegt. Es verliert nun bald die bis dahin mehr oder weniger sphärische Gestalt und beginnt
aktive Bewegungen auszuführen.
(Zinnober)
[* 17] gefüttert, so sieht man nach einiger Zeit sehr deutlich, wie es den Protoplasmafortsätzen des Körperchens gelungen
ist, sich durch die Gefäßwand hindurchzubohren. Bald erscheint außerhalb des Gefäßes eine unregelmäßig gestaltete Protoplasmamasse,
welche nach und nach an Umfang zunimmt, während in demselben Verhältnis der im Innern des Gefäßes noch rotierende
Teil des Körperchens an Masse einbüßt. Schließlich ist innerhalb des Gefäßes nur noch ein kleiner, runder Punkt anzutreffen,
endlich wird auch dieser von dem außerhalb des Gefäßes liegenden Zellleib angezogen, und das Blutkörperchen liegt jetzt
außerhalb des Gefäßes in den Lymphspalten oder in den Maschen des Bindegewebes, um von hier aus weiter
zu wandern.
Welche Bedeutung die Diapedesis für die Physiologie hat, ob das farblose Blutkörperchen bei seiner Wanderung den Geweben Ergänzungs-
oder Nährmaterialien bestimmter Art zuträgt, oder ob es bei seiner WanderungFunktionen andrer Art ausübt, ist noch völlig
dunkel. Wie die farblosen, so vermögen auch die roten Blutkörperchen die Gefäßwandung zu durchwandern;
indessen ist die Diapedesis dieser Gebilde innerhalb der physiologischen Grenzen nur unbedeutend. Übrigens wird die Diapedesis
der roten Blutkörperchen immer erst nach dem Austritt der farblosen angetroffen.
Die von den Blutkörperchen befreite Blutflüssigkeit bildet das Blutplasma. Die Gewinnung desselben hatte früher mit großen
Schwierigkeiten zu kämpfen, ist aber seit der Entdeckung, daß man durch Injektion
[* 18] kleiner Mengen von Pepton in die Blutbahnen
eines lebenden Tiers dem Blut seine Gerinnungsfähigkeit vorübergehend vollständig zu rauben vermag, außerordentlich einfach.
Sammelt man peptonhaltiges in Cylindergläsern auf, so senken sich die Blutkörperchen, und es sammelt sich oben
eine Schicht einer ganz klaren Flüssigkeit von mehr oder weniger bernsteingelber Farbe an, welche reines Plasma darstellt.
Dieses besitzt eine alkalische Reaktion und enthält ca. 90 Proz. Wasser, 7-9 Proz. Eiweißstoffe verschiedener Art, geringe
Mengen von Harnstoff, Kreatin und andre stickstoffhaltige Zersetzungsprodukte, Traubenzucker, Fett, Cholesterin, Lecithin und mineralische
Bestandteile. Unter letztern befindet sich besonders Natrium in Verbindung mit Chlor und Kohlensäure. Auf
anderm als auf dem eben beschriebenen Weg ist reines Plasma nur mühsam zu gewinnen wegen der schnell eintretenden Gerinnung
des Bluts.
Kurze Zeit nach dem Aufsammeln des Bluts erstarrt es nämlich zu einer weichen, roten Gallerte. Dieser Prozeß
beruht darauf, daß gewisse Eiweißkörper in den festen Zustand übergehen, wodurch das Fibrin (Faserstoff) gebildet wird.
Nach einiger Zeit beginnt das Gerinnsel sich zusammenzuziehen und fester zu werden, wobei es eine völlig klare Flüssigkeit,
das Blutwasser (Serum), austreibt. Der feste, rote Kuchen heißt Blutkuchen (placenta sanguinis), er besteht aus vielfach
sich durchkreuzenden, mikroskopisch seinen Fäden von Faserstoff (Fibrin), in dessen Zwischenräumen Nester von Blutkörperchen
angetroffen werden.
Reiner als auf diesem Weg erhält man das Fibrin durch Quirlen von frisch gelassenem Aderlaßblut mit einem Glas- oder Holzstäbchen
(Defibrination des Bluts); der Faserstoff scheidet sich hierbei in Form langer, elastischer Fäden aus,
die, von eingeschlossenen roten Blutscheiben durch längeres Auswaschen völlig befreit, weiß und im feuchten Zustand höchst
elastisch sind. Der Fibringehalt des Bluts ist überraschend gering; er beträgt höchstens 7, meistens
aber nur 2 pro Mille.
Die Schnelligkeit und Vollständigkeit der Gerinnung wird durch zahlreiche Einflüsse vielfach modifiziert.
Verzögern läßt sich die Gerinnung: durch Abkühlung des Bluts, Auspumpen des Sauerstoffs, Sättigung
des Bluts mit Kohlensäure, Zusatz gewisser Salze, wie schwefelsaures, borsaures und kohlensaures Natron, Chlornatrium, schwefelsaure Magnesia,
salpetersaures, essigsaures und kohlensaures Kali, Chlorkalium, weiter durch Zufügen geringer Mengen von kaustischem Kali oder
Ammoniak, durch schwaches Ansäuern mit Essig- oder Salpetersäure und durch Zusatz von Zuckerwasser oder
Gummilösung.
Völlig aufheben läßt sich die Gerinnung während des Lebens durch Injektion von Pepton in die Blutbahn, bei Aderlaßblut
durch genaues Neutralisieren des angesäuerten Bluts mit Ammoniak oder durch andauernde Einwirkung von Ozon. Beschleunigen läßt
sich die Gerinnung durch Erwärmen des Bluts über seine normale Temperatur hinaus. Eine eigentümliche
Modifikation im Vorgang der Blutgerinnung ist die Bildung der sogen. Speckhaut (crusta phlogistica, Entzündungshaut) im Aderlaßblut.
Wenn nämlich die Ausscheidung des Faserstoffs aus irgend welchen Gründen sehr verzögert wird, so haben die Blutkörperchen
Zeit, sich zu senken, bevor die Gerinnung eintritt. Erfolgt die letztere endlich, so wird die obere Schicht
des Faserstoffs keine Blutkörperchen einschließen, also weißgrau erscheinen und sich stärker zusammenzieht. Diese weißgraue,
über dem Cruor liegende Gerinnselschicht nennt man Speckhaut. Früher legte man der Erscheinung der Speckhaut große Bedeutung
bei, indem man sie als pathognomonisches Zeichen einer im Körper bestehenden Entzündung auffaßte und darin
eine Aufforderung sah, den Aderlaß vorzunehmen.
Neuerdings hat man sich allgemein davon überzeugt, daß die Speckhautbildung von gar keiner praktischen Bedeutung ist. In der
Schnelligkeit, mit der das den Gefäßen entnommene Blut bei den verschiedenen Säugetieren gerinnt, bestehen übrigens so große
Verschiedenheiten, daß z. B. beim Pferde
[* 19] die Bildung einer umfangreichen Crusta ein durchaus physiologischer
Vorgang ist. Hinsichtlich der Ursachen der Blutgerinnung hat erst die neuere Zeit ermittelt, daß der Faserstoff nicht als
solcher in dem zirkulierenden Blut vorhanden sei, sondern aus einem gelösten Eiweißkörper (Fibrinogen) hervorgeht sobald
ein zweiter Eiweißkörper, die fibrinoplastische Substanz, und ein dritter Körper, das Fibrinferment, zugegen
sind.
Die fibrinoplastische Substanz ist identisch mit dem Paraglobulin. Das Fibrinferment ist im lebenden Blut nicht enthalten, sondern
erst einProdukt der abgestorbenen farblosen Blutkörperchen. Das seines Faserstoffs beraubte Plasma heißt Serum. Dieses läßt
sich sehr einfach aus defibriniertem Blut gewinnen, indem man nur nötig hat, das Senken seiner geformten
Bestandteile abzuwarten. Letzteres geschieht sehr schnell, wenn man die Flüssigkeit der Wirkung der Zentrifugalkraft
[* 20] aussetzt.
Das Serum enthält alle Stoffe des Plasmas mit Ausnahme des Fibrins. Es stellt eine alkalische Flüssigkeit dar, die bei nüchternen
Tieren völlig durchsichtig erscheint und schwach gelblich gefärbt ist. Nach reichlichem Fettgenuß nimmt das Serum
eine mehr oder weniger starke milchige Trübung an; es enthält alsdann zahlreiche feine Fettkörnchen, die sich bei ruhigem
Stehenlassen aus der Oberfläche in Form einer mehr oder weniger starken Rahmschicht absetzen. Von den gelösten Stoffen des
Serums sind die Eiweißkörper in erster Linie zu nennen. Wir kennen als solche: Serumalbumin,
¶
Hinsichtlich der natürlichen Verbindungsweise der verschiedenen mineralischen Bestandteile unterliegt
es keinem Zweifel, daß das Chlor, ein Teil der Phosphorsäure und der Kohlensäure fast ausschließlich an das Natrium gebunden
sind. Der Gehalt des Serums an Chlornatrium zeigt eine höchst überraschende Unveränderlichkeit. Gleichgültig, ob mit der
Nahrung viel oder wenig Kochsalz aufgenommen wurde, stets findet man im Serum annähernd 0,5 Proz. Chlornatrium.
Jeder Überschuß an Kochsalz, der dem Blut vom Darm
[* 26] aus zugeführt wird, gelangt schnell in den Harn, während bei mangelhafter
Zufuhr dieses Körpers das Blut seinen Kochsalzgehalt mit außerordentlicher Zähigkeit zu wahren sucht. Zur Würdigung dieser
Erscheinung sei bemerkt, daß das Chlornatrium im B. in einer Konzentration enthalten ist, in der es die
bedeutungsvolle Fähigkeit besitzt, sämtliche Formbestandteile des Körpers in ihrer natürlichen Gestalt zu erhalten.
Lösungen geringerer Stärke
[* 27] bewirken Quellung, solche größerer Konzentration aber Schrumpfung der Gewebe,
[* 28] Veränderungen,
die beide schwere Funktionsstörungen nach sich ziehen wurden. Entzieht man einem Frosch
[* 29] sein Blut bis auf den
letzten Tropfen, und ersetzt man dasselbe durch eine ½proz. Kochsalzlösung (Cohnheimsche Salzfrösche), so bewahrt der Organismus
längere Zeit hindurch noch vollständig seine Lebensfähigkeit. Selbstverständlich vermag
das Kochsalz hierbei den Geweben
die zur Kraftentfaltung nötigen Spannkräfte nicht zuzuführen, die Funktionen geschehen vielmehr auf Kosten der in den Organen
aufgespeicherten Spannkräfte und hören auf, wenn diese verzehrt sind.
Das in den Gefäßen kreisende Blut ändert ununterbrochen seine physikalischen und chemischen Eigenschaften.
Unaufhörlich sehen wir auf der einen Seite eine durch die Speisung der Gewebe bedingte Abgabe von Nährstoffen und eine Ausfuhr
unnützer Zerfallsprodukte, während uns auf der andern Seite eine ununterbrochene Zufuhr neuer Nährstoffe, aber auch eine
neue Aufnahme von Zerfallsprodukten aus den Geweben entgegentritt. Durch diese Veränderungen ist die Zusammensetzung
des Bluts so großen Schwankungen unterworfen, daß es kaum zwei Stellen im Organismus geben dürfte, an denen das Blut von genau
gleicher Beschaffenheit wäre.
Sieht man von den feinern Differenzen ab, so hat man wegen besonders großer Verschiedenheiten in der Beschaffenheit zwei Arten
von Blut zu unterscheiden, nämlich arterielles und venöses. Ersteres trifft man im linken Herzen, den gewöhnlichen Arterien
und den Lungenvenen, letzteres im rechten Herzen, den übrigen Venen und in der Lungenarterie an. Die gröbern Differenzen zwischen
den beiden Blutarten beziehen sich besonders auf Farbe, Gasgehalt, Gerinnungszeit und Temperatur.
Der Unterschied in der Farbe ist nicht so groß, wie man häufig angibt; es ist falsch, das arterielle
Blut als hellrot, das venöse als blauschwarz zu bezeichnen; in Wirklichkeit sind beide Blutarten kirschrot, doch
ist das venöse um einige Töne dunkler gefärbt als das arterielle. Bleibt übrigens venöses Blut einige Zeit an der
Luft stehen, so nimmt es durch Aufnahme von Sauerstoff bald eine hellere Farbe an. Hinsichtlich der Verschiedenheiten im Gasgehalt
ist festgestellt, daß arterielles Blut mehr Sauerstoff als venöses enthält, während letzteres ersteres im Kohlensäuregehalt
übertritt. 100 Volumen enthalten bei 0° und 7601 mmLuftdruck:
Arterielles Blut gerinnt schneller als venöses, was auf die Differenzen im Gasgehalt zurückzuführen ist, denn man vermag
die Gerinnung arteriellen Bluts durch Zuführung von Kohlensäure zu verlangsamen, die des Venenbluts aber
durch Vermehrung seines Sauerstoffgehalts zu beschleunigen. Die Verschiedenheiten in der Temperatur der beiden Blutarten sind
viel weniger regelmäßig, denn während in Organen mit sehr lebhaftem Stoffwechsel (z. B. Drüsen und Muskeln)
[* 33] das abfließende
Blut wärmer ist als das eintretende, zeigen Organe mit nur unbedeutenden
¶
mehr
Wärmebildungsvermögen (z. B. die äußere Haut)
[* 35] ein umgekehrtes Verhalten.
Die Blutmenge hat man auf sehr verschiedene Weise zu bestimmen gesucht, und je nach der in Anwendung gezogenen Methode sind
die Resultate sehr verschieden ausgefallen. Erst in der Neuzeit hat man durch vollkommnere Untersuchungsmethoden übereinstimmendere
Werte erhalten, und es wurde ermittelt, daß das Verhältnis des Bluts zu dem Körpergewicht beim Menschen
etwa 1:13 beträgt, beim Hund 1:11-1:18, bei der Katze 1:11-1:20, beim Kaninchen
[* 36] 1:12-1:22. Hungernde Tiere erleiden eine schnelle
Abnahme ihrer Blutmenge. Ganz junge Tiere besitzen relativ weniger Blut als ältere. In der ersten Hälfte der Schwangerschaft
sah man bei Tieren die Blutmenge nicht wesentlich verändert, während sie in der letzten Hälfte eine
bedeutende Zunahme erfuhr.
Selbst sehr große Blutverluste pflegt der Körper ohne dauernde Störungen zu ertragen, da sehr bald ein Wiederersatz des
verlornen Bluts stattfindet. Wie dieser Vorgang in seinen Einzelheiten erfolgt, ist uns noch unbekannt. Denn ist auch ein
Ersatz des Wassers, der Salze und der übrigen gelösten Bestandteile durch Resorption von der Darmhöhle aus leicht zu erklären,
so haben wir doch gar keine Vorstellung davon, wie die gesamten Bestandteile gebildet werden.
Auch die Entwickelungsgeschichte
[* 37] vermag uns hier keine sichere Auskunft zu geben. Zu einer bestimmten Zeit erscheinen bei
den Embryonen die ersten Blutscheiben, gruppenweise den Wandungen der Gefäße anliegend (Blutinseln) und später in das Innere
derselben eindringend. Nach der Vereinigung der Gefäße mit dem Herzen werden diese Gebilde, die auch jetzt noch zahlreiche
Vorsprünge und Auswüchse zeigen, weggeschwemmt. Diese Körperchen sind alle mit Kernen versehen, welche nach der
Geburt der Tiere sich nicht mehr vorfinden, und man beobachtet an ihnen zahlreiche auf Teilungsvorgänge zu beziehende Bilder.
Später treten diese Formen mehr in den Hintergrund, und es gelangen zahlreiche farblose Blutkörperchen in das Blut, aus denen
Kölliker farbige, kernhaltige Blutkörperchen hervorgehen läßt. Andre Beobachter wollen auch den Übergang der
farblosen in rote Blutkörperchen im B. entwickelter Tiere wahrgenommen haben. Bestätigt sich dieses Verhalten einer reichern
Erfahrung gegenüber, so würde die Frage nach dem Ursprung der roten Blutkörperchen untrennbar verknüpft sein mit der Entwickelungsgeschichte
der farblosen.
Hinsichtlich der letztern ist bis zur Stunde nichts Sicheres ermittelt. Buntzen hat die Zeit zu bestimmen
gesucht, welche zur Wiederherstellung des Bluts nach Aderlässen erforderlich ist. Nach Aderlässen bis zu 2 Proz. des Körpergewichts
fand er bereits nach 3-4 Stunden das alte Blutvolumen wieder vor, während zur Restitution der Formbestandteile ein Zeitraum
von 7 Tagen erforderlich war; nach maximalen Aderlässen (ca. 4 Proz. des Körpergewichts) war das Volumen
erst in 24-40 Stunden wieder das alte, während zur Herstellung der frühern Zusammensetzung der Zeitraum von 4-5 Wochen verstrich.
(Kongestion), die Überfüllung einzelner Gefäßabschnitte mit Blut.
Der Blutandrang ist entweder rein nervöser
Natur oder Begleiter einer Entzündung.
Nur im erstern Fall, z. B. beim Blutandrang zum Kopf oder zum Herzen, wobei
Angstgefühl und Beklemmung aufzutreten pflegen, wird der Blutandrang Gegenstand spezieller Behandlung, die gewöhnlich in Darreichung
kühler Getränke, von Eisumschlägen, Abführmitteln und zuweilen Aderlässen besteht, aber niemals ohne genaue Prüfung des
Falles verordnet werden darf.
(griech. Anämie), im weitesten Sinn sowohl eine Verminderung der normalen Blutmenge als Ganzes (Oligämie)
als besonders eine Verminderung der roten Blutkörperchen (Oligocythämie), welche z. B. nach großen Blutverlusten eintritt
wenn das Blutwasser ersetzt ist, bevor die normale Zahl roter Blutzellen gebildet worden. Im letzten Fall kreist demnach ein
zu wässeriges Blut in den Gefäßen, und man nennt diese Art der Blutarmut deshalb auch Hydrämie. Blutarmut entsteht
2) als Folge mangelhafter Nahrungs- und schlechter Luftzufuhr,
3) auf Grund einer Erkrankung der blutbildenden Organe oder
4) aus einer abnormen Anlage und unvollständigen Thätigkeit der Kreislaufsorgane, besonders des Herzens.
Man nennt die Blutarmut, welche aus einer der beiden ersten Entstehungsursachen beruht, sekundäre, die auf den beiden
letzten beruhende essentielle oder primäre Blutarmut. Da sich aber in Wirklichkeit eine so strenge Scheidung nur selten aufrecht
erhalten läßt, weil häufig mehr als eine Ursache der Blutarmut vorliegt, so behandeln wir die akute Blutarmut, bei
welcher Blut als solches durch äußere oder innere Ursachen aus den Adern herausströmt, unter Blutung (s. d.), die mehr abgeschlossene
vierte Gruppe von Störungen, welche vorwiegend Mädchen in der Entwickelungsperiode befällt, unter Bleichsucht (s. d.), die
örtliche und die vorübergehenden Zustände dieser Art unter Blässe (s. d.). Es bleibt demnach übrig
1) die Blutarmut durch Säfteverlust, schlechthin auch chronische Anämie genannt, welche dadurch entsteht, daß dem Blut fortdauernd
so viel seines wichtigsten Bestandteils, des Eiweißes, entzogen wird, daß dasselbe auch bei guter Ernährung nicht ersetzt
werden kann. Dies tritt ein bei Personen, welche an lang andauernden Eiterungen leiden, bei Frauen nach
langem Stillen des Kindes, bei Nierenkranken, welche viel Eiweiß mit dem Harn verlieren, bei Schwindsüchtigen, bei übertriebenen
Ausschweifungen und bei allen schweren Fiebern, bei welchen die Eiweißstoffe im Körper schneller verbrannt werden als im normalen
Stoffwechsel. Bei langem Bestehen dieser Krankheiten wird die anfangs einfache Blutarmut schließlich zur Kachexie
(s. d.). Die Behandlung richtet sich lediglich auf das Grundleiden. Ganz verschieden
hiervon ist
2) die Blutarmut solcher Personen, welche ohne anderweitige Krankheiten schlechten hygieinischen Einflüssen ausgesetzt sind. Diese
Art der Blutarmut befällt beide Geschlechter ohne Unterschied des Alters, und zwar wird der Keim zu derselben
häufig schon im frühsten Kindesalter gelegt, wenn das Kind, anstatt mit Muttermilch, mit allerhand künstlichen Surrogaten
gefüttert wird, wenn es, anstatt in freier Natur aufzuwachsen, in dumpfigen Kellern und schmutzigen Höfen verdorbene Luft atmet,
oder wenn in bessern Verhältnissen jede Stunde, welche die Schule freiläßt, durch privaten Nachhilfeunterricht ausgefüllt
¶
mehr
wird. In letzterm Fall kann die körperliche Entwickelung mit der geistigen nicht Schritt halten, die Kinder werden schlaff,
abgespannt und müde, verlieren den Appetit und werden anämisch; besonders bei den ärmern Klassen entwickelt sich außerdem
sehr häufig noch die englische Krankheit, und bei beiden tritt sehr häufig das ganze Heer der auf skrofulöser
Basis beruhenden Krankheiten hinzu. Aber nicht allein das jugendliche Alter leidet an der Blutarmut, sondern auch Erwachsene werden
durch unzureichende Bewegung in frischer Luft und Sonnenschein, wie die Strafgefangenen, durch mangelhafte Nahrung sowie durch
geistige und körperliche Überanstrengung anämisch.
Die Krankheit äußert sich in allgemeiner Blässe der Haut, Schlaffheit im Denken und Handeln, Daniederliegen
der Darmthätigkeit und deshalb Appetitlosigkeit, ebenso in allgemeiner nervöser Schwäche und Reizbarkeit, wozu auch Schwindel
und Herzklopfen treten können. Hieraus ergibt sich die Behandlung dieser Blutarmut von selbst. Man wirke in den Arbeitervierteln
auf immer weiter greifende Verbesserungen der hygieinischen Verhältnisse, man schicke die Kinder in die
als höchst segensreich anerkannten Ferienkolonien auf das Land oder an die See.
Man beaufsichtige die Fabriken in Bezug auf Überanstrengung ihrer Arbeiter, auf Ventilation, Lichtzutritt, Heizung,
[* 39] sorge für
gute Kost und Erholung namentlich der jugendlichen Arbeiter. Man achte darauf, daß die Kinder weder in der Schule
noch im Haus frühzeitig überanstrengt werden, sondern beachte, daß eine gedeihliche geistige Entwickelung nur mit normaler
körperlicher Schritt halten darf; man empfehle den heranwachsenden Mädchen anstatt der Romanlektüre die Turnanstalten und
kräftige die Knaben durch Turnen, Schwimmen, Fechten und Retten. Bei bereits ausgebildeter Blutarmut sind zunächst ebenfalls die schädlichen
äußern Umstände zu beseitigen, die Verdauung ist durch geeignete Mittel anzuregen, ein Luftwechsel durch
eine Badereise an die See oder in die Berge zu bewerkstelligen und auch innerliche Gaben von China
[* 40] und Eisen sowie Bäder, welche
Eisen enthalten, anzuraten. -
3) Die gewöhnlich als essentielle Anämie bezeichneten Zustände der Blutarmut, welche auf mangelhafter Blutbildung
beruhen, lassen sich zuweilen aus voraufgegangene tiefgreifende Störungen des Stoffwechsels nach Typhus, nach langem Saugen
etc. zurückführen, zuweilen kennt man die Ursache nicht. Die blutbildenden Organe, Milz, Lymphdrüsen und Knochenmark, bilden
zwar Zellen; allein diese Wucherung ist mehr entzündlicher Natur, die Zellen werden zuweilen überhaupt nicht zu
roten Blutkörpern, sondern überschwemmen entweder das Blut mit farblosen Zellen (Leukämie), oder sind so wenig zahlreich,
daß eine völlige Verarmung des Bluts an roten und weißen Blutzellen eintritt. Im letzten Fall tritt der Tod unter den Erscheinungen
allgemeiner Verfettung des Herzens, der Nieren, der Leber ein, oft ist auch das Fettpolster der Haut sehr
dick, nicht selten erfolgen Blutungen in die Haut, in die Netzhaut des Auges, in den Herzbeutel etc. Wie der Name perniziöse Anämie
sagt, ist diese Blutarmut nicht heilbar.
in der Viehzucht
[* 41] die Wiederanwendung eines Zuchttiers von derselben Landesart, Rasse und Zucht oder
von demselben Stamm, von dem die Veredelung ihren Anfang genommen, bezweckt die Wiederanzüchtung der in
dem veredelten Tier nach mehreren Generationen allmählich erloschenen guten Eigenschaften oder die
Erhaltung und Vermehrung derselben.
Soll die Blutauffrischung von günstigem Erfolg begleitet sein, so müssen nicht nur die weiblichen, sondern auch
die männlichen Zuchttiere mit den besten Züchtungseigenschaften ausgerüstet sein.
Die Blutauffrischung wird zur vollendeten Kreuzung, wenn sie durch acht Generationen mit den nämlichen männlichen Tieren und den in den
vorhergehenden Generationen gefallenen weiblichen Tieren konsequent fortgesetzt wird. Es vermindert sich in diesem Fall das
ursprüngliche Blut der zu veredelnden Rasse bis aus 1/256. Da diese Operation indessen einen Zeitraum von
mindestens 16 Jahren erfordert, so finden sich selten Landwirte, welche Ausdauer genug haben, die vollendete Kreuzung zu erstreben.
Daher kommt es, daß fast alle sogen. Kreuzungen nur Blutauffrischungen sind. Da diese lediglich durch männliche Zuchttiere
bewirkt werden, so sollten letztere eine vollkommene Vererbungsfähigkeit ihrer guten Eigenschaften und
diese selbst in demjenigen Grade der Vollkommenheit besitzen, den man bei der in betreff der zu erzielenden Nachkommenschaft
bezweckt. In allen denjenigen Gegenden, in welchen keine wohl ausgeprägte Rasse von Tieren vorkommt, ist die ein wesentliches
Mittel zur Hebung
[* 42] der Viehzucht.
Ursprünglich
nur dem Kaiser und König inDeutschland zustehend, mußte der Blutbann den Territorialherren besonders verliehen werden, bis er mit
der Erstarkung der Landeshoheit den Reichsunmittelbaren allgemein eingeräumt ward.
Das Blut des lebenden Organismus ist in ununterbrochener Bewegung durch die verschiedensten
Körperteile begriffen. Diese Bewegung erfolgt auf vorgeschriebenen Bahnen, die in ihrer Gesamtheit ein außerordentlich verzweigtes,
in sich geschlossenes Röhrensystem, das Blutgefäßsystem, darstellen. Dieses besteht aus dem Herzen, aus den Arterien, den
Venen und dem zwischen diesen beiden liegenden Kapillar- oder Haargefäßsystem. Letzteres durchzieht alle Organe als
ein feines Netz von Röhren,
[* 43] indem es sich zwischen den Elementarteilen derselben ausbreitet.
Das Blut wird in dieselben durch die zuführenden Gefäße, die Arterien, mit einer Kraft Angetrieben, welche hinreichend ist,
daß es wieder aus ihnen durch feine Röhrchen abfließen kann, die sich zu immer größern Röhren vereinigen und rückführende
Gefäße oder Venen genannt werden. Diese Bewegung des Bluts wird hervorgebracht durch das Herz, welches einen sehr starken, mit
einem Klappenwerk versehenen Hohlmuskel darstellt. Nach dem Herzen fließt alles Blut aus dem Körper zurück, von ihm wird
alles Blut in die Körperteile hineingetrieben.
Das Herz aber ist durch eine Scheidewand in zwei vollkommen voneinander geschiedene Hälften geteilt,
in eine rechte und linke Hälfte, das rechte und linke Herz ef und ab (s. Figur, S. 60). In die rechte Hälfte ergießt sich
das aus dem Körper zurückfließende Blut durch zwei große Venenstämme d, um sodann infolge der Zusammenziehung des Herzens
durch die Lungenarterie g in die Lungen Angetrieben zu werden. In denLungen verästeln sich die Gefäße
sehr schnell in ein seines Gefäßnetz, das seinen Inhalt in das Lungengefäßnetz ergießt, wo derselbe mit dem in den Lungenbläschen
enthaltenen Sauerstoff der eingeatmeten Luft in Berührung kommt, diesen in
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