des
Auswärtigen betraut ward. In der That wollte Blittersdorff nicht bloß die Beamten zu willenlosen
Werkzeugen der jeweiligen
Regierung
herabdrücken, sondern überhaupt die ganze
Verfassung beseitigen.
Schon auf dem
Landtag von 1837 kam es zu heftigen
Auftritten
zwischen der Deputiertenkammer und dem
Minister, die sich 1841 in noch größermMaß wiederholten, da
Blittersdorff den Beamten im
Landtag den
Urlaub verweigerte. Obwohl in seiner
Geschäftsführung wesentliche Erfolge aufzuweisen hatte,
so reizte er doch die
Opposition immer wieder durch seinen junkerhaften
Hochmut.
Doch wich er erst 1843 der Mißstimmung gegen sein
System, indem er in seine frühere
Stellung als Bundestagsgesandter zurücktrat.
In dieser
Stellung mahnte
er denBundestag vergeblich zu energischen Beseitigung des gefährlichen
Konstitutionalismus; 1848 in
den
Ruhestand versetzt, starb er in
Frankfurt.
[* 2]
InteressanteBriefe und Aktenstücke aus seiner vormärzlichen Zeit
gab er heraus unter dem
Titel: »Einiges aus der Mappe des
Freiherrn v. Blittersdorff« (Frankf.1849).
L.
(Erdbeerspinat,
Beermelde),
Gattung aus der
Familie der Chenopodeen, der
GattungChenopodium sehr ähnlich. Blitum capitatumL. hat dreieckige, fast spießförmige
Blätter und nackte
Ähren, findet sich verwildert auf unbebauten
Plätzen, wird aber
auch, wie Blitum virgatumL. mit blattwinkelständigen Blütenknäuelchen, wegen der zahlreichen hochroten, erdbeerähnlichen
Früchte inGärten kultiviert. Beide
Arten wachsen in Süddeutschland wild. Die
Früchte schmecken fade
und enthalten einen roten, aber nicht dauerhaften
Farbstoff
(Schminkbeeren); die
Blätter lassen sich wie die des
Spinats als
Gemüse benutzen. Allenthalben bei uns auf wüsten
Plätzen, an Wegen,
Zäunen etc. wuchert Blitum
BonusHenricusMey.
(ChenopodiumBonusHenricusL.guter Heinrich), kenntlich an den dreieckig spießförmigen Blättern, den end- und blattwinkelständigen
Ähren und den saftlosen Blütenhüllen.
Vorrichtungen, welche die Verheerungen des Blitzschlags von gewissen
Orten abwenden sollen. Die
Ansicht,
daß bereits die
Priester der alten Kulturvölker (Ägypter) die
Gesetze der Blitzleitung gekannt hätten, hat in
neuerer Zeit mehrfache Bestätigungen erhalten. So fand
Dümichen an der
Fassade des
Tempels von
Edfu zwei
Inschriften, welche
sich darauf beziehen, daß die vier das Gebäude überragenden Flaggenmasten das Unwetter des
Himmels abwehren und das Gebäude
schützen sollen.
Auch an dem
Tempel
[* 3] von
Dendrah findet sich eine ähnliche
Inschrift, welche von den danebenstehenden mit
Kupfer
[* 4] beschlagenen und
oben zugespitzten Holzstangen von 30-40 m
Höhe aussagt, daß sie dazu bestimmt seien, »das Ungewitter
zu brechen aus der
Höhe«. Ebenso fand auch
Brugsch eine ähnliche vierte
Inschrift zu
MedinetAbu, welche noch angibt, daß die
Spitzen vergoldet und die
Masten vonRamses III. (1300
v. Chr.) errichtet seien. Durch die Auffindung dieser
Inschriften erhalten die bisher nicht besonders gewürdigten Nachrichten, daß die griechischen und römischen
Priester es
verstanden hätten, den
Blitz vom
Himmel
[* 5] herabzulocken, und daß mehrere
Priester und
Könige dabei vom
Blitz erschlagen seien,
neues
Interesse.
Auch aus dem
Mittelalter lassen sich
Spuren dunkler
Kunde der Blitzleitung nachweisen. In neuerer Zeit ist
das Herabfahren des
Blitzes an
Drähten und Eisenwerk schon lange bekannt gewesen, bevor
Franklin durch direkte
Versuche 1752 die
elektrische
Natur des
Blitzes nachwies.
Reimann beobachtete
zu
Eperies in
Ungarn
[* 6] 1717, daß der
Blitz an verschiedenen
Drähten
herab demEisen
[* 7] nachgefahren sei und nur beim Übergang aus einem
Draht
[* 8] in den andern die dazwischenliegenden
Steine zerschmettert habe. Er vermutet eine besondere
Sympathie des
Blitzes mit dem
Eisen, weil der
Blitz 1673 an demselben eisernen
Draht bis in den
Boden heruntergefahren sei. Die ersten
VorschlägeFranklins, die
Gefahr des Blitzschlags durch
Errichtung eines Blitzableiter zu beseitigen, reichen bis 1749 zurück, wo er sich in einem
Brief (s. seine
Briefe über
Elektrizität,
[* 9] übersetzt von
Winkler, S. 87) darüber ausspricht.
Später 1753 behandelte er das
Thema noch bestimmter, doch datiert der erste
Blitzableiter, den
Franklin errichtete, und der zum
Schutz des
Wohnhauses eines
KaufmannsWest zu
Philadelphia
[* 10] bestimmt
war, erst aus dem Jahr 1760. In
Deutschland
[* 11] hat
Winkler
(Programm
»De avertendi fulminis artificio«, Leipz. 1753) die ersten
Vorschläge dieser Art gemacht, während die erste Ableitungsmaschine für den
Blitz wohl von Prokopius
Divisch 1754 zu Prendiz
bei
Znaim in
Mähren
[* 12] errichtet wurde.
Die Einrichtung dieser Vorrichtung ist nicht genau bekannt, auch wurde sie bald von den benachbarten
Bauern zerstört, die sie für die Trockenheit des folgenden
Sommers verantwortlich machten (vgl. »Gartenlaube«
1878, Nr. 38). Der leitende
Gedanke, welcher der Errichtung eines Blitzableiter zu
Grunde liegt, ist immer der, dem
Blitz künstlich
eine so starke Leitung in den Erdboden hinein zu verschaffen, daß er nur dieser folgt und nicht etwa
seinen Weg durch das
Dach
[* 13] oder die
Wände etc. eines
Hauses nimmt. Die Möglichkeit, diese Aufgabe zu lösen, ist dadurch gegeben,
daß der
Blitz vorzugsweise gern seinen Weg über Metallmassen nimmt, daß er von hohen Gegenständen
angezogen wird und zuletzt das Ende seiner
Bahn in den unterirdischen
Wassern des
Bodens findet.
Jeder Blitzableiter besteht im wesentlichen aus drei Teilen: aus der Auffangstange mit der
Spitze, aus der oberirdischen
Leitung und aus der Bodenleitung.
Alle diese Teile müssen aus
Metall verfertigt sein und in ununterbrochener
metallischer
Verbindung miteinander stehen. Die Auffangstange besteht am besten aus
Eisen und endigt
oben in eine
Spitze die,
um ihre Oxydierung zu verhindern, vergoldet ist. Man thut wohl daran, die
Spitze nicht zu fein auslaufen zu lassen, damit
sie nicht leicht von einem Blitzschlag abgeschmolzen werde. Ob die
Spitze aus einem andern
Metall besteht
als die Auffangstange, ist bezüglich des
Blitzes ziemlich unwesentlich, sobald die Auffangstange überhaupt eine genügende
Stärke
[* 14] hat; indes ist der Einfluß der
Atmosphäre in Betracht zu ziehen und daher die
Spitze aus einem atmosphärischen Einwirkungen
gegenüber möglichst unveränderlichen
Metall anzufertigen.
Arago empfahl dazu das
Platin, welchem aber
Silber entschieden vorzuziehen ist. Eine solche Silberspitze
würde, wenn ihre
Basis einen
Durchmesser von 19 bis 20
mm erhält, viel länger gemacht werden können als eine Platinspitze,
ohne daß die
Kosten sich dabei höher stellen würden. Dazu ist das elektrische Leitungsvermögen des
Silbers 9,6mal so groß
als dasjenige des
Platins, und sein
Schmelzpunkt liegt bei 1000°, d. h. hoch genug. Das Vorhandensein
einer
Spitze an der Auffangstange ist aus dem
Grund erforderlich, damit, wenn eine Gewitterwolke über dem Blitzableiter schwebt, die
von ihr angezogene
Elektrizität des Erdbodens mit Leichtigkeit ausströmen kann.
Beim Mangel einer
Spitze würde sich
¶
mehr
diese Elektrizität in der Auffangstange zum größten Teil anhäufen, und man würde dann aus ihr ebenso wie aus einem geladenen
Konduktor bald schwächere, bald stärkere Funken ziehen können. Die Auffangstange hat am besten einen kreisförmigen Querschnitt,
eine Höhe zwischen 5 und 8 m und läuft nach oben konisch zu. Bei schmiedeeisernen Stangen, die dieses Maß
nicht überschreiten, ist der Durchmesser der Basis am besten 60 mm, derjenige der obern Endfläche 25-30 mm. Die oberirdische
Leitung hat den Zweck, den Blitz von der Auffangstange zum Boden zu führen, ohne daß er von ihr abspringt.
Sie muß daher vor allen Dingen eine ununterbrochene sein und einen hinreichend großen Querschnitt besitzen,
um dem Blitz eine möglichst ungehinderte Fortbewegung zu gestatten. Dieser letztere Punkt ist wohl zu beachten, denn in vielen
Fällen, wie z. B. bei dem Blitzschlag, der 1809 das Schloß des Grafen Seefeld am Ammersee verheerte, verließ der elektrische
Strahl die Leitungsstange des Blitzableiters nur infolge davon, daß deren Dicke zu gering war und sie ihm
keinen genügend schnellen Abfluß in den Boden zu gewähren vermochte.
Nach dem Ausspruch der französischen Kommission für Blitzableiter, welche 1866 ihre Beratungen hielt, soll eine quadratische Eisenstange
von 15 mm Seite genügen; man kann dieser Stärke beipflichten, wenn man die Stange rund wählt; besteht
die oberirdische Leitung aus Kupfer, so genügt ein Draht von 6 mmDurchmesser. Eine stärkere Leitung ist nur da erforderlich,
wo ein besonders hervorragendes Gebäude vermöge seiner ganzen Lage einen sehr wesentlichen Anteil an der Ausgleichung der
entgegengesetzten Wolken- und Bodenelektrizität nimmt. Um das Oxydieren und damit einen teilweisen Verlust
des elektrischen Leitungsvermögens möglichst zu verhüten, wird die ganze Leitstange mit einem Ölfarbenanstrich versehen
oder noch besser mit Lackfirnis überzogen. In neuerer Zeit sind Drahtseile, besonders aus Kupfer, vielfach empfohlen worden.
Von Zeit zu Zeit muß eine Prüfung angestellt werden, ob die metallische Leitung von der Spitze bis zum
Boden noch ununterbrochen vorhanden ist; denn wenn eine Lücke in derselben eingetreten ist, wird die Gefahr durch den Blitzableiter vermehrt,
statt daß sie vermindert wird. Eine derartige Prüfung erfolgt am besten dadurch, daß man den in die Bahn eines galvanischen
Stroms einschaltet, der auch durch ein Galvanometer
[* 16] hindurchgeht, und nachsieht, ob die Magnetnadel desselben
abgelenkt wird, wenn der Strom geschlossen wird.
Zeigt sich auf diese Weise, daß die Leitung unterbrochen ist, so wird successive immer ein kürzeres Stück der oberirdischen
Leitung des Blitzableiters in die Stromleitung eingeschaltet, bis die Strecke gefunden ist, auf welcher
sich die Unterbrechung befindet. Die Bodenleitung ist derjenige Teil des Blitzableiters, gegen dessen richtige Konstruktion
gewöhnlich am meisten gefehlt wird. Und doch hängt von der guten Beschaffenheit der Bodenleitung die Wirksamkeit des Blitzableiters
zum guten Teil ab; ein Blitzableiter mit mangelhafter Bodenleitung ist ebenso gefährlich wie ein Blitzableiter, bei
welchem die oberirdische Leitung unterbrochen ist.
Die Bodenleitung muß nämlich unter allen Umständen zu unterirdischen Wassermassen von hinreichender Quantität führen,
der stets feuchte Erdboden ist nur ein zweifelhafter Ersatz. Man kann hier nur nach der Erfahrung urteilen, und diese spricht
dafür, daß die Wassermassen, in welche die unterirdische Leitung endigt, nie beträchtlich genug sein
können. Die vielfach befolgte Methode, die Bodenleitung
in einen rings ausgemauerten Brunnen
[* 17] endigen zu lassen, ist zu verwerfen.
Man muß vielmehr unter allen Umständen möglichst große unterirdische Wassermengen zu erreichen suchen. Der Teil der Leitung,
der in den Boden hinabreicht, muß 2 cm Seite haben. Von Zeit zu Zeit ist es nötig, den Wasserstand zu
untersuchen, vorsichtigerweise selbst dann, wenn man den Stand des Wassers in benachbarten Brunnen kennen sollte. Auch muß
man von Zeit zu Zeit nachsehen, in welchem Zustand sich das ins Wasser gebrachte Eisen befindet. Zu diesem Ende hat man darauf
zu achten, daß gleich anfangs geeignete Maßregeln getroffen werden, um den untersten Teil des Blitzableiters
jederzeit leicht herausheben zu können.
Wenn unterirdische Wassermassen sich nur in bedeutendem Abstand vorfinden und man gezwungen ist, um zu ihnen zu gelangen,
mehrere Hundert und selbst tausend Meter zu durchlaufen, so ist es doch unumgänglich notwendig, die Bodenleitung
bis zu ihnen zu führen. In den bei weitem meisten Fällen hat man allerdings Grundwasser
[* 18] in der Nähe; sollte sich dies aber
in genügender Menge überhaupt nicht vorfinden, so bleibt nichts übrig, als die Leitung so tief wie möglich in das feuchte
Erdreich zu führen, aber dabei für mehrfache Abzugsquellen zu sorgen.
Man erreicht dies dadurch, daß man die unterirdische Leitung mehrfach verzweigt und an jedem Endpunkt einen Metallcylinder
anbringt, der bei großer Oberfläche möglichst tief ins feuchte Erdreich versenkt wird. Man muß aber dann noch einen Zweig
an der Leitung anbringen, der nur mit der Oberfläche des Bodens in Verbindung gesetzt wird. Nach großer
Dürre ist nämlich der Einfluß der Gewitterwolke auf trockne Erdschichten ein geringer, während des mit dem Gewitter auftretenden
Regens wird aber die oberste Erdschicht infolge der aufgenommenen Feuchtigkeit sehr gut leitend und dadurch eine hier angebrachte
Oberflächenleitung in manchen Fällen weit wirksamer als die unterirdische Leitung.
Die Frage, in wie großem Umkreis ein Blitzableiter unbedingten Schutz gewähre, ist im allgemeinen nicht zu beantworten,
denn hier richtet sich alles nach speziellen Verhältnissen. Nach alten Annahmen galt noch in der ersten Hälfte des gegenwärtigen
Jahrhunderts die sogen. Charlessche Regel, daß durch einen Blitzableiter eine kreisförmige Fläche geschützt werde,
deren Halbmesser der doppelten Höhe des Ableiters gleich sei. Seitdem sind aber so viele Fälle konstatiert worden, in welchen
der Blitz in größerer Nähe einschlug, daß die Unhaltbarkeit dieser Regel nicht zu bezweifeln ist.
Für gewöhnliche Gebäude kann man annehmen, daß der Radius des geschützten Kreises einfach gleich der
Höhe der Spitze der Auffangstange über dem Dachfirst ist; doch richtet sich, wie bereits gesagt, alles nach speziellen Verhältnissen.
Gebäude, in welchen große Metallmassen aufgehäuft sind, bedürfen z. B. mehrerer zweckmäßig
angebrachter Blitzableiter, während ebenso große Gebäude ohne besondere Metallmassen vielleicht schon durch Einen
Blitzableiter hinreichend geschützt sind.
Bei Kirchen pflegt man zwei Auffangstangen, eine auf der Turmspitze und die andre über dem Chor, anzubringen; doch richtet
sich auch hier alles nach der Größe des Baues. Die Blitzableiter der Pulvermagazine bringt man nicht an diesen selbst, sondern in einiger
Entfernung davon an, da selbst die Entstehung eines Funkens bei Blitzschlägen hier sehr verderblich wirken
könnte. Aus gleichem Grund pflegt man auch hier die Zahl der Ableiter mehr zu vervielfältigen, als man dies unter andern
¶
mehr
Umständen thun würde. Blitzableiter für Seeschiffe sind von größter Wichtigkeit in einer Zeit, in welcher das
Eisen mehr und mehr beim Schiffbau verwandt wird. Der EngländerSirWilliam Snow Harris hat einen Blitzableiter für Seeschiffe konstruiert,
der Außerordentliches leistet und der englischen MarineMillionen erspart. Blitzableiter für Telegraphenleitungen, welch letztere
vorzugsweise den Blitzschlägen ausgesetzt sind, wurden zuerst von Steinheil konstruiert. Sie gründen sich auf die Beobachtung,
daß die Luftelektrizität lieber (sehr) kleine Zwischenräume überspringt, als einen Umweg durch dünne Drahtwindungen macht,
während der zum Telegraphieren benutzte schwache galvanische Strom nicht den kleinsten Zwischenraum überspringen kann. Es
wurde nun der Leitungsdraht über das Stationsgebäude geführt, durchschnitten und an jedem der beiden
Enden eine isolierte Kupferplatte von einem halben FußDurchmesser über dem Dach des Stationshauses angebracht.
Beide Platten wurden soviel wie möglich einander genähert, aber durch eine Schicht Seidenzeug noch immer eine elektrische
Trennung bewirkt. Von diesen Platten führen sehr dünne Drähte zu den Telegraphenapparaten; während
nun der arbeitende Strom nur diesen folgen kann und so zur Station gelangt, geht die atmosphärische Elektrizität von einer
Platte zur andern über, ohne die Telegraphenapparate zu gefährden. Später ist der Steinheilsche Telegraphen-Blitzableiter von Meißner,
Siemens u. Halske sowie von Nottebohm wesentlich verbessert worden.
Letzterer hat ihn zu dem sogen. Spitzenableiter umgeändert. Derselbe besteht hauptsächlich
aus zwei Messingkegeln oder -Zapfen, zwischen denen bis zu größtmöglicher Annäherung in metallener Doppelkegel angebracht
ist, der mit der Erde in gut leitender Verbindung steht. Die beiden Messingkegel stehen einerseits mit den Hauptleitungsdrähten,
anderseits durch schwächere Drähte mit den Apparaten der Telegraphenstation in Verbindung. Der schwache
Strom, mit welchem letzterer arbeitet, kann den Zwischenraum zwischen den Zapfen
[* 20] und den mit der Erde in Verbindung stehenden
Doppelkegel nicht überspringen, während die atmosphärische Elektrizität ihren Weg gerade über diesen Zwischenraum nimmt.
Vgl. Eisenlohr, Anleitung zur Ausführung und Visitation der Blitzableiter (Karlsr. 1848);
Buchner, Die Konstruktion
und Anlegung der Blitzableiter (2. Aufl., Weim. 1876);
vonNees angegebene Vorrichtung, welche dazu dient, den Strom einer galvanischen Batterie rasch hintereinander
zu unterbrechen und wieder zu schließen (Rheotom, s. Induktion),
[* 23] besteht aus einem am Rand gezahnten metallenen
Rade, dessen Achse mit dem einen Pol derBatterie verbunden ist;
gegen den Umfang desselben drückt federnd ein mit dem andern
Pol verbundener Metallstreifen.
(Blitzsinter, Fulguriten), durch Blitzschläge im losen Sand erzeugte Verglasungen. Es sind meist hohle,
in verschiedenen Richtungen gekrümmte Röhren
[* 24] bis zu mehreren
MeternLänge, mit sehr ungleichem Durchmesser von 0,5 mm bis 5 cm,
nach dem untern Ende hin enger und spitz zulaufend. Mitunter erscheinen sie gegabelt, häufiger verästelt, äußerlich rauh
durch zusammengebackene Quarzkörner, innerlich meist vollkommen verglast zu einer harten, Glas
[* 25] ritzenden Masse.
Die Hauptrichtung der Röhren, abgesehen von den Verästelungen, ist meist senkrecht zur Oberfläche, selten schief. Auf einem
mit weißem Flugsand bedeckten Raum von etwa 2000 qm wurden bei Olkusz in Polen 26 Blitzröhren ausgegraben. Lange ihrer Entstehung
nach unerklärt, konnten später mehrere Blitzröhren direkt nach dem Einschlägen des Blitzes beobachtet werden. Auch gelang es, sie
experimentell nachzuahmen, indem man starke elektrische Entladungen auf feinen Sand einwirken ließ.
Vgl. Ribbentrop, Über
Blitzröhren (Braunschw. 1830);
Harting, Notice sur un cas de formation de fulgurites (Amsterd. 1874; Beschreibung einer direkt
nach dem Einschlagen des Blitzes in ein Heidekrautfeld entstandenen Blitzröhre);
Als Fulguriten hat man ferner oberflächliche Modifikationen andesitischer Gesteine
[* 27] genannt, die, sicher ebenfalls von Blitzeinwirkungen
herrührend, nach Abich zahlreich auf dem KleinenArarat vorkommen.
lange Zeit das einzige umfassende Werk über jene Tierklasse und noch jetzt
wertvoll (ins Französische übersetzt von Laveaux, das. 1785, 6 Bde.).
Unvollendet hinterließ er das »Systema ichthyologiae iconibus CX illustratum«,
welches J. G. ^[Johann Gottlob] Schneider (Berl. 1801) herausgegeben hat. Seine Fischsammlung wurde dem Berliner
[* 33] zoologischen
Museum einverleibt.
2) Karl, dän. Maler, geb. zu Kopenhagen,
[* 34] war anfangs für den Seedienst bestimmt, verriet aber schon früh eine
hervorragende Anlage zur Malerei und besuchte seit 1849 die Kunstakademie seiner Vaterstadt. Von 1854 bis 1859 schuf er eine
Reihe teils ernster, teils idyllischer und humoristischer Genrebilder aus dem dänischen Volksleben
(eine bei losbrechendem Gewitter die Heimkehr der Männer erwartende Fischerfamilie, Sonntagsnachmittag auf Refsnäs, die kleinen
Kartoffelesser etc.). Dann verweilte er 1859-65 in Italien,
[* 35] wo er Genrebilder verwandter Richtung aus dem italienischen Volksleben
malte, unter welchen sich ein Netze flickender Fischer in Sorrento auszeichnet. Schon während der letzten
Zeit seines Aufenthalts in Rom
[* 36] wandte sich Bloch mit seiner großen Komposition: Simson in der Mühle bei den Philistern (1863) dem
Historienfach zu. Im folgenden Jahr vollendete er die Auferweckung der Tochter des Jairus. Beide Gemälde fanden in der Heimat
des Künstlers großen Beifall und wurden für die Nationalgalerie auf dem SchloßChristiansborg angekauft.
Noch größern Ruhm erwarb ihm
¶
mehr
1865 das für die Königsburg zu Athen
[* 38] ausgeführte Kolossalbild: die Befreiung des Prometheus. Bloch wurde jetzt zum Mitglied
der Akademie erwählt und empfing gleichzeitig von einem reichen Privatmann den Auftrag, 22 neutestamentliche Süjets für
die Betkammer des nach dem Brand restaurierten SchlossesFrederiksborg zu malen. Die meisten derselben sind bereits
vollendet. Die Verkündigung Mariä, Marias Besuch bei Elisabeth, die Hochzeit von Kana sind voll tiefer, echt religiöser Empfindung.
Seit 1865 lebt Bloch wieder in Kopenhagen. Außer mehreren großen historischen Gemälden (Noels Ebbesen und GrafGerhard, Christian
II. als Gefangener auf dem Schlosse zu Sonderburg, Simson und Delila, letzteres beim Brande des SchlossesChristiansborg 1884 vernichtet)
schuf er noch eine Anzahl römischer und dänischer Genrebilder (der Hühner
[* 39] rupfendeMönch, der Straßenbarbier, der gestörte
Mittagsschlaf, das Dienstmädchen am Küchenherd, der Fischerknabe, der alte Wirtshausgast etc.)
und einige Altarbilder, von denen die AuferstehungChristi (Jakobskirche in Kopenhagen) das bedeutendste ist. Während seine
Genrebilder sehr lebendig charakterisiert sind, leiden seine religiösen Gemälde durch Steifheit der
Formengebung.
Karl Justus, namhafter Pädagog, geb. zu Reichstädt bei Dippoldiswalde, studierte in Leipzig
[* 40] Theologie,
war 1809-16 Lehrer an der Pestalozzischen Erziehungsanstalt zu Yverdon, bereiste dann Italien und wurde 1818 als Vizedirektor
an der neuen Friedrich-August-Schule in Dresden
[* 41] angestellt. Auf Veranlassung des Grafen von Einsiedel errichtete er 1824 mit
königlicher Unterstützung zu Dresden eine höhere Bildungsanstalt für Knaben bemittelter Stände, die 1828 mit dem 1638 begründeten
Vitzthumschen Geschlechtsgymnasium vereinigt wurde und lange Zeit großen Ruf genoß.
Von der Leitung der Anstalt 1851 zurückgetreten, starb Blochmann in Château Lancy bei Genf.
[* 42] Die Anstalt
ging später ganz im Vitzthumschen Gymnasium auf. Blochmanns Bedeutung lag vorzugsweise in seinem vorbildlichen praktischen
Wirken, durch welches er die GrundsätzePestalozzis, jedoch mit engerm Anschluß an das kirchliche Dogma, in den höhern Jugendunterricht
Deutschlands
[* 43] einführte. Von seinen Schriften ist zu erwähnen: »H. Pestalozzi, Züge aus dem Bilde seines
Lebens und Wirkens« (Leipz. 1846).
1) Albrecht, Landwirt, geb. zu Sagan,
[* 44] erlernte seit 1789 die Landwirtschaft, bewirtschaftete mehrere
Güter, lebte seit 1838 als Amtsrat und Intendant der schlesischen Stammschäferei in Karolath und starb daselbst Aus
seinem Gut Schierau unterhielt er bis 1838 ein kleines landwirtschaftliches Institut. Block erwarb sich große
Verdienste durch weitere Verbreitung der Fruchtwechselwirtschaft, Verbesserung des Düngerwesens, des Kartoffelbaues und der
Schafzucht. Er schrieb: »Resultate der Versuche über Erzeugung und Gewinnung des Düngers« (Berl. 1823);
»Versuche einer Wertsvergleichung
der vorzüglichsten Ackerbauerzeugnisse« (das. 1823);
Unter den Erzeugnissen derselben sind hervorzuheben: »Des charges de l'agriculture dans les divers pays de
l'Europe« (Par. 1851);
»L'Espagne en 1850« (1851);
ferner das vorzügliche »Dictionnaire de l'administration française« (2.
Aufl. 1875-79, mit jährlichen Supplementen),
dem 1858-1869 ein »Annuaire de l'administration française« zur Seite ging,
und die vom Institut de France gekrönte Preisschrift »Statistique de la France« (1860, 2 Bde.; 2. Aufl.
1875);
»L'Europe politique et sociale« (1869);
»Les communes et la liberté« (1876);
»Traité théorique
et pratique de statistique« (1878; deutsch von Scheel, Leipz. 1879);
das populäre »Petit manuel d'économie pratique« (9.
Aufl. 1880; in elf Sprachen übersetzt, deutsch von Kaven, 3. Aufl., Aachen
[* 48] 1880),
dem sich mehrere ähnliche Schriften anschlossen,
wie: »La France«, »Le
[* 49] departement«, »La
commune«, »L'impôt«, »Le
budget«, »L'agriculture«, »L'industrie«,
»Le commerce«, »Premiers principes de législation pratique appliquée au commerce« (1883) etc.
Daneben gab ein »Dictionnaire général de la politique« (1862-64, 2 Bde.;
neue Ausg. 1884) heraus und seit 1856 mit Guillaumin, J. ^[Joseph] Garnier u. a. ein »Annuaire de
l'économie politique et de la statistique«. In deutscher Sprache
[* 50] veröffentlichte er: »Die Bevölkerung
[* 51] des französischen
Kaiserreichs« (Gotha
[* 52] 1861);
(franz. Blocus, engl. Blockade, Blocking), die
Absperrung eines feindlichen Orts oder Bezirks vom Verkehr und namentlich vom Handelsverkehr durch eine kriegführende Macht.
Hiernach fällt unter den Begriff der Blockade im weitern Sinn auch die Absperrung eines Platzes, insbesondere einer Festung,
[* 53] im Landkrieg
infolge einer Belagerung durch die feindliche Macht (s. Festungskrieg); im engern und eigentlichen Sinn
aber spricht man von Blockade als von der Absperrung eines Hafens oder einer feindlichen Küste im Seekrieg, um dieselben vom Verkehr
und vom Seehandel auch mit Angehörigen neutraler Staaten abzusperren.
Das Recht einer kriegführenden Macht, auf solche Weise nicht nur einen einzelnen Hafen (Hafenblockade), sondern unter Umständen
auch einen ganzen Küstenstrich des feindlichen Landes »zu blockieren«, ist von alters her völkerrechtlich
anerkannt. Man ist jedoch geneigt, das Blockaderecht nur im Fall eines wirklichen und förmlich erklärten Kriegs anzuerkennen,
wenn vereinzelt auch in Friedenszeiten der Blockadezustand erklärt worden ist, so 1827 von England, Frankreich und Rußland
in Ansehung der türkisch-griechischen Küste, 1831 von Frankreich gegen Portugal
[* 54] und 1838 ebenfalls von
Frankreich gegen Mexiko.
[* 55] Jedenfalls hat sich in letzterer Beziehung eine völkerrechtliche Praxis noch nicht herausgebildet,
und die Einteilung der Seeblockade in Kriegsblockade und Friedensblockade (Blocus pacifique) ist kaum haltbar, denn nur die
Kriegsnotwendigkeit rechtfertigt die Blockadeerklärung auch neutralen Mächten gegenüber. Auf der andern
Seite läßt sich aber auch
¶
mehr
eine Unterscheidung zwischen einer sogen. Handelsblockade, d. h.
einer Absperrung von dem militärisch durchaus unverfänglichen Handelsverkehr, und der militärischen Blockade, d. h.
dem Abschneiden des Verkehrs mit einer Festung oder einer Seestation von militärischer Bedeutung, nicht durchführen, und
die Seemächte haben sich bisher den Versuchen gegenüber, das Blockaderecht auf das letztgedachte Gebiet
zu beschränken, ablehnend verhalten. Dagegen ist der Unterschied zwischen effektiver und fiktiver Blockade. (Blocus
sur papier, Papierblockade) von besonderer Wichtigkeit. In frühern Zeiten pflegten nämlich die Seemächte die bloße Erklärung
des Blockadezustandes für ausreichend zu erachten, um denselben auch wirklich herbeizuführen.
Obgleich die thatsächliche Schließung des feindlichen Hafens nicht erfolgt und die Seesperre thatsächlich
nicht eingetreten war, hielten sich kriegführende Seemächte gleichwohl durch jene Erklärung zur Wegnahme neutraler Schiffe
[* 57] berechtigt, welche mit dem blockierten Hafen den Handelsverkehr fortsetzten. So läßt z. B. ein Edikt der niederländischen
Generalstaaten vom die wichtigste ältere Urkunde über diesen Gegenstand, die Frage unentschieden,
ob die Blockade, um wirksam zu sein, effektiv sein müsse oder nicht, d. h. ob die Ein-
und Ausfahrt durch Kriegsschiff oder durch Landbatterien des blockierenden Staats denn auch in der That verhindert sein müsse.
Die sogen. bewaffnete Neutralität von 1780, welcher alle europäischen Mächte, mit Ausnahme von England, beitraten, stellte
dagegen den Grundsatz aus, daß ein Hafen nur dann für blockiert gelten könne, wenn das Einlaufen in denselben mit unmittelbarer
Gefahr verbunden sei, und der PariserKongreß stellte mit Zustimmung Englands den völkerrechtlichen Satz fest, daß
eine Blockade nur dann obligatorisch sei, wenn sie effektiv wäre, d. h.
aufrecht erhalten durch eine genügende Streitmacht, um wirksam das Anlegen an dem feindlichen Gestade zu untersagen.
Gleichwohl erklärte Dänemark
[* 58] 1864 Stettin
[* 59] in Blockadezustand, ohne die Absperrung durchzuführen. Es ist jedoch heutzutage
als völkerrechtlich feststehender Grundsatz zu bezeichnen, daß die Blockade eine effektive sein muß, wenn anders sie die nachteiligen
Folgen des Blockadebruchs herbeiführen soll, sei es nun, daß das neutrale Schiff
[* 60] mit Gewalt oder mit List
die Blockade zu brechen unternahm. Allerdings ist auch eine Erklärung der Blockade erforderlich und zwar zunächst eine allgemeine und
öffentliche Proklamation des Blockadezustandes in Ansehung des betreffenden Hafens oder Seegebiets.
Außerdem muß aber auch ein in gutem Glauben dem Hafen sich näherndes Schiff von der Blockade besonders benachrichtigt
werden. Macht sich dann ein neutrales Schiff gleichwohl mittels Gewalt oder List des Bruches der Blockade. Schuldig, so kann es von der
blockierenden Macht genommen und als gute Prise (s. d.) behandelt werden. Gehört die Ladung einem andern
Eigentümer als demjenigen, welchem das Schiff gehört, so erfolgt Freisprechung des erstern, wenn dem Eigentümer der Ladung
die Absicht des Blockadebruchs unbekannt und dieser ohne sein Zuthun erfolgt war. Hat das Schiff, welches einen Blockadebruch
beging, inzwischen einen neutralen Hafen erreicht, so kann es nicht noch nachträglich aufgebracht werden.
Die Mannschaft des wegen Versuchs des Bruches der Blockade aufgebrachten Schiffes verfällt in keinerlei Strafe.
Vgl. außer den Lehrbüchern
des VölkerrechtsGeßner, Le droit des neutres sur mer (2. Aufl., Berl. 1876).
die vor derErfindung des Buchdrucks mit
beweglichen Typen von Holzplatten, in welche Text und Bilder geschnitten
waren, gedruckten Bücher. Zu ihrer Herstellung diente der Reiber, nicht die Presse,
[* 61] und da sich infolgedessen das Typenbild
in das Papier tief einprägte, so bedruckte man letzteres nur auf einer Seite und klebte die weiß gebliebenen Seiten zusammen
(anapistographische Drucke). Man teilt die in solche nur mit Text, in solche mit Text und Bild auf der gleichen
Seite und in solche mit Text und Bild auf getrennten Seiten.
(franz. Blockhaus, engl. Blockhouse), in der
Befestigungskunst ein aus Holz
[* 63] errichtetes kleines Gebäude mit Schießscharten für die Verteidigung durch
Infanterie. Die Wände solcher Blockhäuser bestehen entweder aus horizontal aufeinander gelegten Balken, oder sie sind aufgeständert
und von außen mit starken Bohlen verschalt; zuweilen errichtet man auch doppelte Wände, und der 0, 6-1 m haltende Zwischenraum
ist dann mit Erde ausgestampft. Bis zu den Schießscharten hinauf deckt meist ein Erdaufwurf mit vorliegenden
Graben die Wand gegen direktes Feuer.
Gegen Vertikalfeuer sichert eine bombensichere Eindeckung (vgl. Bombensicher). Ein Blockhaus faßt 25-100 Mann und hat in der Regel
die Form eines Rechtecks. Blockhäuser fanden früher sehr häufig Anwendung als Reduits bei Feldbefestigungen
oder in detachierten Werken und in den Waffenplätzen des gedeckten Wegs sowie zur niedern Grabenbestreichung an Stelle der
Kaponnieren. Unter Beibehaltung des Namens hat man auch ähnliche, aber gemauerte Gebäude mit gewölbter Decke angewendet.
Dem heutigen Geschütz gegenüber ist aber ihr Wert nur gering, in den Festungen verzichtet man meist auf
sie. - Bei dem Blockhaus der amerikanischen Ansiedler besteht die Blockwand (Schrotwand) entweder aus Balken oder aus Ständern, die
an den Ecken und Fenstern und sonst 3 m voneinander stehen, aus Schwellen ruhen und mit Nuten (Falzen) versehen sind, in welche
16-18 cm starke Füllhölzer eingeschoben werden, oder aus 26-30 cm starken, horizontal übereinander gelegten,
an den Ecken überplatteten Hölzern. Blockhäuser halten, wenn die Fugen gut mit Moos verstopft und mit Lehm verstrichen sind,
sehr warm; sie werden sowohl aus behauenem als auch rohem Holz hergestellt.
In der Buchdruckerei: statt eines Buchstaben oder eines Worts umgekehrt (auf den Kopf) gestellte Lettern
setzen, wodurch eine noch auszufüllende Lücke angedeutet wird.
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ein altes, abgetakeltes Kriegsschiff, ohne eigentliche Masten, meist bloß mit dünnen Flaggmasten, welches
als schwimmende Batterie, Lazarettschiff, Gefangenschiff, Zoll- oder Wachtschiff, Schiffskirche benutzt
wird.
als Eigenschaft im Umgang mit andern, wirklich oder vermeintlich Höhergestellten, hat mit der gewöhnlichen
Schüchternheit (s. d.) den Wunsch, zu gefallen, aber auch den Mangel an Mut, zu dem Ende seine (wahren
oder Ungebildeten) Vorzüge geltend zu machen, gemein, dagegen den Glauben, solche zu besitzen, der bis zu innerlichem Hochmut
und geheimer Selbstgefälligkeit sich steigern kann, vor dieser voraus. Der Mut, der ihr fehlt, ist daher nur ein physischer,
jener, welcher der Schüchternheit abgeht, vielmehr ein moralischer; letztere muß erst Vertrauen zu sich
selbst gewinnen, während die Blödigkeit, die dieses innerlich längst besitzt, nur der Zuversicht bedarf, es auch äußerlich ohne
Anstoß an den Tag legen zu können. Das sogen. Mut-antrinken, welches das schon vorhandene Selbstvertrauen wohl zu stärken
und zu Handlungen fortzureißen, das mangelnde aber nicht zu erzeugen vermag, kann daher wohl der Blödigkeit, nicht
aber der Schüchternheit unter Umständen zu Hilfe kommen.
Volksausdruck sowohl für Lichtscheu als für Schwachsichtigkeit. ^[= (Amblyopie), Schwäche des Sehvermögens, geht in allen erdenklichen Abstufungen in die völlige ...]
(spr. blumart), 1) Abraham, holländ. Maler, geb. 1564 zu Gorkum, Sohn des Bildhauers und Architekten Cornelis
Bloemaert, lernte in Utrecht
[* 68] und Paris, ließ sich 1597 als Bürger in Amsterdam
[* 69] aufnehmen und war seit 1611 in
Utrecht thätig, wo er bis an seinen Tod (um 1658) seßhaft geblieben zu sein scheint. Bloemaert übte einen großen Einfluß auf
die holländische Malerei; er vermittelte gewissermaßen zwischen ihr und der vlämischen Schule und kultivierte die Historie,
das Porträt, das Genre und die Landschaft. Die zahlreichen nach ihm entstandenen Stiche und Holzschnitte
in Helldunkel geben ein reiches Bild seines künstlerischen Strebens. Seine koloristische Behandlung erinnert noch an die Manieristen
des 16. Jahrh., seine Zeichnung ist etwas stumpf, seine Farbe bunt. Werke von ihm befinden sich in den Galerien vom Haag,
[* 70] von
Berlin, München,
[* 71] Wien,
[* 72] Schleißheim, Braunschweig
[* 73] u. a. O.
2) Cornelius, Sohn des vorigen, Kupferstecher, geb. 1603 zu Utrecht, war Schüler seines Vaters und Crispins de Passe, ging um 1630 nach
Paris und dann nach Rom, wo er den größten Teil seines Lebens zubrachte und 1688 starb. Er ist recht eigentlich der Kupferstecher
des Pietro da Cortona und seiner Nachahmer gewesen; die oberflächliche Manier desselben entsprach seinem
glatten Vortrag, der nicht in die Tiefe der Formen einzudringen gewohnt
war. Seine Stiche zeichnen sich durch große Sauberkeit
und helle, angenehme Behandlung aus, die freilich den Mangel der Kraft
[* 74] und die zu gleichmäßige und rechtwinkelige Schraffierung
[* 75] nicht übersehen lassen. Er war außerordentlich einflußreich auf die Stecher aller Schulen. Seine Stiche
sind sehr zahlreich, sie sind zumeist nach Abr. Bloemaert, P. da Cortona, Romanelli, CiroFerri u. a. ausgeführt; vielbeschäftigt
war er für die »Tableaus du temple des Muses« (nach Diepenbeeck) und in der GalleriaGiustiniani (nach der Antike).
- Seine Brüder Hendrik, Adriaen (beide Maler) und Frederik (Stecher) gelangten nicht zu gleichem Ruf.
(spr. blu-), 1) Peter van, niederländ. Maler, geb. 1657 zu Antwerpen,
[* 76] erlangte 1674 das Meisterrecht, ging dann
nach Rom, wo er bis 1694 blieb und sich vollständig der italienischen Manier anschloß, und wurde 1699 Dekan
der Lukasgilde seiner Vaterstadt. Er starb 1720. Seine häufig vorhandenen Gemälde sind zumeist Landschaften und Architekturen,
mit Figuren und Pferden staffiert; gewöhnlich sind es Schilderungen des Soldatenlebens.
2) Jan Frans van, Bruder des vorigen, Landschaftsmaler, geb. 1662 zu Antwerpen, hielt sich meist in Rom auf, wo er um 1740 gestorben
sein soll. Die LandschaftenClaudeLorrains und G. Poussins haben auf ihn den größten Einfluß ausgeübt; er steht letzterm
freilich in der rhythmischen Schönheit des Linienzugs nach, übertritt ihn jedoch öfters hinsichtlich der Klarheit und Abtönung
der Fernen, was ihm den Beinamen Orizonte verschaffte.
(spr. blum-), Hauptstadt der Oranjefluß-Republik in Südafrika,
[* 77] am Modder, mit mehreren
Kirchen, Theater
[* 78] und (1880) 2567 Einw., worunter viele Deutsche.
[* 79] Bloemfontein ist
Sitz eines deutschen Konsuls.
(spr. bloa), Hauptstadt des franz. DepartementsLoir-et-Cher, am rechten Ufer der Loire, über welche eine 305 m
lange steinerne Brücke
[* 80] (von Ludwig XV. erbaut, in der Mitte mit einem Obelisken geziert) zum FaubourgVienne
führt, und an der Eisenbahn von Orléans
[* 81] nach Tours,
[* 82] zerfällt in einen modernen Stadtteil am Fluß mit schönen Kais und in
die Altstadt, welche sich mit winkeligen Gassen und alten Häusern malerisch einen steilen Abhang hinaufzieht, aus dessen einem
Ende das geschichtlich merkwürdige, jetzt trefflich restaurierte Schloß (Geburtsort Ludwigs XII.), auf
dem andern die Kathedrale steht.