den
Arvernern, am linken
Ufer des mittlern
Liger
(Loire), mit der Hauptstadt Avaricum
(Bourges), welche
Cäsar 52
v. Chr. zerstörte,
und bedeutenden
Lagern von Raseneisenstein, welchen die Bewohner zu berühmten Schmiedearbeiten ausnutzten, und Bituriges
Vibisci, an beiden Seiten der untern
Garumna
(Garonne), mit der Stadt
Burdigala
(Bordeaux)
[* 2] und starkem Weinbau.
Hier beteiligte er sich bald lebhaft an den öffentlichen Angelegenheiten des
Kantons und zwar im liberalen
Sinn, indem
er sich der
Opposition gegen das Familienregiment der
BernerAristokratie anschloß. Als später der
Radikalismus sein
Haupt immer
kühner erhob, trat er demselben, ohne seinen frühern Standpunkt zu verlassen, auf das entschiedenste entgegen. Er starb Das
eigentliche
Feld, welches er besonders seit 1837 als sehr fruchtbarer Schriftsteller bebaute, war das
der
Erzählung im volkstümlichen Gewand.
Seine sämtlichen hierher gehörigen
Schriften sind
Volksbücher im eigentlichen
Sinn. Sie fesseln nicht nur durch den trefflichen
Humor, der in ihnen waltet, sondern zum Teil auch durch die originelle und spannende
Erfindung, die sich bei aller Einfachheit
der
Motive in ihnen kundgibt und die reiche, echt dichterische Begabung des Verfassers beweist. Wenn
er auch, seinem Gegenstand und
Zweck gemäß, nicht selten die
Farben stark, ja oft entschieden zu stark aufträgt, so fehlen
die feinern
Züge und eigentlich poetischen
Stimmungen nicht durchaus, ja in
Darstellung gewisser
Erschütterungen und
Wandlungen
des
Gemüts ist Bitzius
Meister.
Die sittliche
Haltung seiner
Erzählungen ist rühmenswert, das Vordrängen pädagogischer
Tendenzen, einer energischen und
zuletzt selbst fanatischen
Polemik gegen den schweizerischen
Radikalismus, ebenso die aus der
Tendenz entspringende grob naturalistische
Darstellung sittlicher
Gebrechen und äußerer Verkommenheit aber zerstört in vielen Werken die
Wirkung. Bei der Übersättigung
des
Publikums mit Salonlektüre gewannen Bitzius'
Erzählungen durch ihre
Frische und Originalität einen weiten
Leserkreis, wurden meist wiederholt aufgelegt und fanden auch bei den höhern
Kreisen der
Gesellschaft Eingang und Beifall,
besonders seitdem der Verfasser die ursprünglich stark mit Schweizerdeutsch versetzte Ausdrucksweise durch hochdeutsche
Umarbeitungen verständlicher machte.
Momentan trat sogar eine gewisse Überschätzung der Gesamtthätigkeit ein, obschon
Geschichten wie »Elsi«
und »Der Besenbinder von Rychiswil« kaum überschätzt werden können.
Die meisten
Erzählungen haben einzelne Zustände und
Gebrechen des schweizerischen, insbesondere des bernischen, Volkslebens
zum Gegenstand; so: »Wie fünf Mädchen im
Branntwein jämmerlich umkommen« (Bern
1839) und »Dursli, der Branntweinsäufer«
(Burgdorf 1839; hochdeutsch, 2. Aufl., Berl.
1852). Auf
Armenwesen und haus- und landwirtschaftliche Angelegenheiten bezüglich sind: »Der Bauernspiegel«
(Burgdorf 1836);
die teilweise trefflichen, aber viel zu weit ausgesponnenen und auch zu kraß realistischen
»Leiden
[* 9] und
Freuden eines
Schulmeisters« (Bern
1838, 4 Bde.; hochdeutsch,
Berl. 1858),
»Hans Joggeli, der Erbvetter« und
»HarzerHans, auch ein Erbvetter« (Berl. 1848). Den meisten Beifall fanden und zwar mit
Recht die
Erzählungen: »Käthi, die Großmutter«
(Berl. 1847, 2 Bde.);
»Uli, der
Knecht« (Zürich
und
Frauenfeld 1841) und die Fortsetzung dazu: »Uli, der
Pachter«
(Bern
1849; beide hochdeutsch, 6. Aufl., Berl. 1878).
Satirischen
Inhalts und
in direkter Beziehung auf Zeitverhältnisse ist
»Doktor
Dorbach, der Wühler« (Leipz. 1849) geschrieben. Auch die spätern
Schriften: »Die Käserei in der Vehfreude« (Berl. 1850)
und
»Geld und
Geist« (das. 1851) sowie
»Zeitgeist und Bernergeist« (das. 1852, 2
Tle.),
haben ein spezifisch
schweizerisches
Interesse.
In den letzten
Jahren seines
Lebens veröffentlichte Bitzius noch: »Erlebnisse eines Schuldenbauers« (Berl.
1854) und »Die
Frau Pfarrerin« (das. 1855),
sein letztes Werk, welches in der Gesamtausgabe seiner Werke fehlt.
Letztere erschien
in 12
Bänden (Berl. 1856-57; 2. Aufl., das.
1861, 24 Bde.). Eine Auswahl von Bitzius'
»Erzählungen« gab sein Sohn
Albert heraus (2. Aufl., Berl., 1878, 3 Bde.).
(franz.
Bivouac, vom deutschen Beiwacht oder Biwacht), jedes militär.
Lager
[* 13] unter freiem
Himmel,
[* 14] mit Zuhilfenahme
von
Stroh,
Laub und, wo zu erlangen, Bretterhütten, im Unterschied vom
Zelt- oder Barackenlager. Diese
Art, im
Feld zu lagern, d. h. zu kampieren, ist von jeher die gewöhnlichste gewesen, da sie die
einfachste ist. Eingedenk dessen, daß selbst das schlechteste
Quartier dem besten Biwak vorzuziehen ist, sucht man aber in der
nächsten
Nähe liegende Ortschaften zur
Lagerung mit heranzuziehen. Maßgebende
Gesichtspunkte für Auswahl
eines Biwakplatzes sind:
Nähe von
Wasser, möglichster
Schutz gegen
Wind und
Wetter,
[* 15] weshalb man sich auch gern an
Wald- und Dorfränder
anlehnt, zahlreiche, gute Zugänge, womöglich große
Straßen, und Vermeidung tiefliegender, feuchter
Plätze. Nachdem im 18. Jahrh.
die
Zelte in
Aufnahme gekommen und beimAusbruch des französischen Revolutionskriegs von den
Franzosen wieder
abgeschafft waren,
¶
mehr
führten gerade die Franzosen die Zelte später wieder ein und beschwerten sich dadurch, namentlich zu Anfang des Kriegs von
1870, mit einem übermäßigen Train, wogegen sich das preußische Prinzip glänzend bewährte, die Truppen stets biwakieren
zu lassen, wo eine Verteilung derselben in Ortschaften (Kantonnement) unverträglich mit der durch die militärische
Lage geforderten Kampfbereitschaft erscheint. Im B. liegen die Truppen in taktischen Körpern geordnet zusammen, so daß sie
jeden Augenblick alarmiert und zum Gefecht verwandt werden können. Die Infanterie lagert in der Nähe ihrer zusammengesetzten
Gewehre, die Kavallerie in der Nähe ihrer zusammengekoppelten Pferde,
[* 17] die Artillerie bei den Geschützen und deren
Bespannung. Biwakieren, im B. liegen.
die sehr
schönen weißen Blüten bilden endständige, lockere, oft rispige Doldentrauben;
die rundlich-herzförmige, 5-8 cm lange Kapsel
ist dicht mit rotbraunen, steifen Borsten besetzt;
die Samen
[* 21] sind verkehrt-eiförmig, erbsengroß, zusammengedrückt, weißlich
oder rötlich, in ein teigiges, dunkel scharlachrotes, stark an den Fingern klebendes Fruchtmark eingehüllt, woraus der Orlean
(s. d.) gewonnen wird.
Die Bastfasern der Rinde werden zur Verfertigung von Seilen und Tauen verwendet.
(Bixineen, Orleangewächse), dikotyle, etwa 320 Arten umfassende, in der warmen Zone einheimische Pflanzenfamilie
aus der Ordnung der Parietalen, zunächst mit den Cistaceen verwandt.
Auch zu den Tiliaceen stehen die in naher Beziehung.
(franz. bizarre, ital. bizzarro), wunderlich,
ungereimt, seltsam. Die Bizarrerie ist vom humoristischen und launigen Wesen weit verschieden; sie sucht mit Absichtlichkeit
das Seltsame und Auffallende, strebt, sich den Schein des Außerordentlichen zu geben, und weicht, Originalität affektierend,
von allgemein gültigen Sitten und Normen ab. Der bizarre Geschmack in der Kunst verschmäht die naturgemäßen
und traditionell bestehenden Regeln und artet aus falscher Originalitätssucht ins Sonderbare, Verzerrte und Ungeheuerliche
aus; er ist nicht bloß eigensinnig, sondern geradezu formlos und, meist aus Überdruß an künstlerischer Produktivität
entstehend, stets ein Zeichen des beginnenden Verfalles der Kunst.
Von seiner italienischen Studienreise nach Paris zurückgekehrt, gelang es ihm bald, ein größeres dramatisches Werk zur
Aufführung zu bringen: die Oper »Les pécheurs de perles« (1863),
welcher einige Jahre später »La jolie
fille de Perth« (1867) folgte. In beiden Werken, wie in seinen zahlreichen gleichzeitig veröffentlichten kleinern Gesangs-
und Klavierkompositionen zeigte sich Bizet als ein entschiedener Anhänger der von RichardWagner eingeschlagenen Richtung, und
da seine Opern demgemäß vom herkömmlichen Stil abwichen, so fanden sie beim Publikum nur eine laue Aufnahme.
Das gleiche Schicksal hatte die komische Oper »Djamileh« (1872),
wogegen bald darauf seine Musik zu DaudetsDrama »L'Arlésienne«
sowohl im Theater
[* 32] als namentlich im Konzert großen Beifall fand. Als völlig gereifter Künstler trat er endlich 1875 mit der
komischen Oper »Carmen« hervor, in welcher neben höchster Originalität und Kühnheit der Tongestaltung
eine so richtige Empfindung für das szenisch Wirksame zu Tage trat, daß ihr Erfolg ein glänzender und unbestrittener war.
Sein früher Tod machte der so verheißungsvoll begonnenen Laufbahn leider ein jähes Ende. Bizet starb in Bougival bei
Paris infolge eines Herzleidens.
¶
(»die Weiße«, von der Farbe ihres Wassers), Fluß im russ. GouvernementOrenburg, entspringt
im Ural am Berg Iremel (1550 m hoch), fließt in großem, nach S. gerichtetem Bogen
[* 34] westwärts zur Kama, nachdem sie zuvor rechts
den Inzer mit Sim, die sehr bedeutende Usa und den Tanym, links den Urschak und die Dema aufgenommen; ihre Länge beträgt 1270 km.
Von Sterlitamak (53½° nördl. Br.) an ist die Bjelaja schiffbar. Am Ausfluß
[* 35] hat sie 650 m Breite
[* 36] und 5 m Tiefe;
im Frühjahr steigt sie dort um 9 m.
Kreisstadt im russ. GouvernementTula, an der Oka, hat 19 Kirchen und (1881) 9171 Einw. Die
früher lebhafte Industrie und der ausgedehnte Handel mit Lederwaren, Lichten, Eisen-, Kupfer- und Stahlwaren (Tischmessern) sind
neuerdings sehr zurückgegangen.
Die Stadt gehörte bis Ende des 14. Jahrh. zu Litauen und kam dann an das Großfürstentum
Moskau.
[* 37] In Bjélew starb auf der Rückkehr von Taganrog die KaiserinElisabeth;
das Todeshaus ist zu einem Witwenasyl
umgewandelt und der Kaiserin ein Denkmal errichtet worden.
1) Kreisstadt im russ. GouvernementKursk, am Donez und an der EisenbahnKursk-Charkow, hat
mit seinen drei Vorstädten einen Umfang von mehr als 9 km, gerade, regelmäßige Straßen, 2 Klöster, 13 Kirchen, 2 Kreisschulen
und (1879) 16,097 Einw., welche Lederfabrikation, Seifen- und Talgsiederei, Lichtzieherei, Ziegelei, Kalkbrennerei
und Handel mit Wolle, Leder, Honig, Wachs, Talg und Schweineborsten treiben. Bjélgorod ist Sitz eines Erzbischofs und hat drei wichtige
Märkte.
Die Stadt wurde um 980 erbaut, stand anfangs auf einem Kreideberg (daher der Name) am linken Ufer des nördlichen Donez, wurde
durch die Tataren zerstört und darauf 1597 in das Thal auf dem rechten Ufer des Flusses verlegt, wo Sarkel
gestanden haben soll.
Von hat die Bjelgorodische Linie ihren Namen, ein unter dem ZarenMichael Fedorowitsch als Verschanzungslinie
gegen die Tataren gezogener, über 300 km langer Graben von der Ukraine bis zumDon.-
Bezirksstadt im NW. von Bosnien
[* 38] (Kreis
[* 39] Zvornik), mit (1879) 6090 Einw. (darunter 4560 Mohammedaner),
ist Garnisonsort und Sitz eines Bezirksgerichts.
In der Nähe der Stadt Steinkohlengruben und eine Fabrik zur Gewinnung von Schwefel aus Schwefelkies. Bjelosersk wurde 862 gegründet
und war vom 10. bis 14. Jahrh. Sitz eines Fürstentums.
Kreishauptstadt im russ. GouvernementGrodno, in einer getreidereichen Gegend an der Bjelianka und an der Russischen
Südwestbahn, hat 5 Kirchen, (1879) 9763 Einw., mehrere Fabriken und ein kaiserliches Salzmagazin. Auf den drei großen Märkten,
welche Bjelsk abhält, werden besonders Geschäfte in Korn, Vieh, Wolle, Leder, Hanf, Flachs und Leinenwaren gemacht.
Ehemals war Bjelsk die Hauptstadt von Podlachien und der Woiwodschaft Bjelsk. Es wurde 1795 durch die dritte TeilungPolens preußisch
und kam infolge des TilsiterFriedens 1807 an Rußland. Am fand hier ein Treffen zwischen Russen und Polen statt.
Kreisstadt im russ. GouvernementTwer, an der Mologa, einem Nebenfluß der Wolga, hat ein
großes Invalidenhospital, 4 Kirchen und (1880) 5866 Einw., welche Eisenwaren, besonders in
ganz Rußland berühmte Sensen und Sicheln, sodann Äxte, Beile, Nägel
[* 45] etc., fabrizieren und Handel mit Getreide,
[* 46] Hanf, Flachs und
Leinwand treiben. Bjéshezk versendet jährlich über 1 Mill. leinener Säcke. Es gehörte ehemals zum FreistaatNowgorod und kam erst
unter Iwan Wasiljewitsch, der die Stadt belagerte und eroberte, an Rußland.
6,68 Mill. finn. Mark. Björneborg ist Sitz eines deutschen Konsuls. Die dortigen Jahrmärkte sind sehr besucht. Der eigentliche Hafen
ist 33 km vom Ort entfernt bei Räffö.
Björnstjerne, namhafter norweg. Dichter, geb. zu
Kvikne in Österdalen, in öder, großartiger Gebirgsgegend, als der Sohn eines Pfarrers, der später nach
Romsdal versetzt wurde, erhielt seine Schulbildung auf der Schule zu Molde und bezog 1852 die UniversitätChristiania,
[* 52] wo er
bereits seine litterarische Thätigkeit mit Rezensionen, Theaterkritiken und feuilletonistischen Skizzen begann. Nachdem er
1857-59 als Direktor des Theaters inBergen
[* 53] gewirkt hatte, ward er Mitredakteur des »Aftenblad« in Christiania,
sah sich aber bald in endlose Polemiken verwickelt und wandte sich infolgedessen 1860 nach Kopenhagen
[* 54] und noch in demselben
Jahr von da nach Rom. Zu den bereits veröffentlichten Dorfgeschichten: »Arne« und »Synnöve Solbakken« kam jetzt eine neue:
»En glad Gut« (»Ein fröhlicher Bursche«),
nebst mehreren kleinern Erzählungen, die alle als etwas von der
konventionellen dänisch-norwegischen Litteratur völlig Abweichendes Epoche machten und seinen Ruf als Schriftsteller begründeten.
Auch im Drama hatte er sich bereits mit der Tragödie »Halte Hulda« und dem effektvollen Einakter »Mellem Slagene« (»Zwischen
den Schlachten«,
[* 55] 1858) mit Glück versucht. In Italien
[* 56] verblieb Björnson bis zum Frühjahr 1862 und verfaßte
daselbst außer lyrischen Gedichten das Drama »Kong Sverre« (1861) und die Trilogie »Sigurd Slembe« (1862), bereiste dann Deutschland
und Frankreich und kehrte im Herbst 1863 nach Norwegen zurück, wo ihm bald darauf vom Storthing als Anerkennung seiner Leistungen
eine jährliche Dichterpension zuerkannt wurde. Er führte einige Jahre (1865 bis 1867) die Leitung des
Theaters zu Christiania sowie die Redaktion des »Norsk Folkeblad«, lebte dann 1872-76
wieder im Ausland und ließ sich nach seiner Heimkehr auf dem Gut Aulestad in der Nähe von Lillehammer nieder.
Seit 1883 lebt er in Paris, was ihn indessen nicht hindert, an der Entwickelung der heimischen Verhältnisse
den regsten thätigen Anteil zu nehmen. Seinen politischen Ansichten nach gehört Björnson zu der sogen. Bauernpartei und war einer
der Führer der Bewegung, welche mit der parlamentarischen RegierungNorwegens endete. Er ist ein gewaltiger Volksredner, welcher
auf den in Norwegen üblichen politischen Massenversammlungen das Publikum mit sich fortreißt wie kein
zweiter. Auch in der religiösen Freiheitsbewegung des Nordens steht er mit an der Spitze. Von spätern Werken sind anzuführen
die Dramen: »MariaStuart i Skotland« (1864; deutsch von Lobedanz, Berl. 1876),
»De Nygifte« (»Die Neuvermählten«, 1865; deutsch
von Busch, Brem. 1871) und »Sigurd Jorsalfar« (1872);
die Erzählungen: »Jernbanen og Kirkegaarden« (1866),
»Fiskerjenten« (»Das Fischermädchen«,
1868) und »Brude-Slaatten« (»Der
Brautmarsch«, 1872);
der Romanzencyklus »Arnljot Gelline« (1870);
die Novellen: »Magnhild« (1877; deutsch von Lobedanz, Berl.
1878) und »Kaptejn Mansana« (1879);
endlich die neuern Dramen, in welchen der Konflikt dem Leben der Gegenwart entnommen ist:
»En Fallit« (1875; deutsch: »Ein Fallissement«, Münch. 1875),
und die Erzählung
»Det flager i Byen og paa Havnen« (1884).
Eine Anzahl der Björnsonschen Dramen ist auch
auf den meisten BühnenDeutschlands
[* 57] zur Aufführung gekommen. Björnson gehört zu den größten Dichtern der Gegenwart nicht nur
in Norwegen, sondern im gesamten Norden.
[* 58] Seine Bauernnovellen, namentlich die frühern, zeichnen sich nicht minder durch ein
klares Verständnis des Lebens aus, wie es in der Landbevölkerung Norwegens zu Tage tritt, als durch die ergreifende Darstellung
desselben in poetischen und charakteristischen Zügen; dabei ist der Stil, der in seiner Wortkargheit an
die alten Sagas erinnert, in höchstem Grad prägnant und bezeichnend. Die Dramen Björnsons kennzeichnet vortreffliche Charakteristik
und glänzende Behandlung der Diktion, während es an der erforderlichen Festigkeit
[* 59] in der Komposition hier und da mangelt.
Auch die lyrischen Gedichte von Björnson (»Digte og
Sange«, neueste Ausg., Kopenh. 1880) sind durchweg von hoher
Schönheit.
Erwähnung verdienen schließlich noch seine zahlreichen Broschüren und Flugschriften über politische und religiöse Fragen.
Deutsche
[* 60] Übersetzungen der Dorfgeschichten (in Auswahl) besorgten Helms (»Aus NorwegensHochlanden«, Berl. 1861-62) und Lobedanz
(»Björnsons Bauernnovellen«, Hildburgh.
1865); letzterer lieferte auch eine Übersetzung ausgewählter Dramen (»Dramatische Werke«, enthaltend
»Hulda«, »Zwischen den Schlachten« und die Trilogie »König Sigurd«, das. 1866, 3 Bde.).
Einzelne Erzählungen und Dramen erschienen deutsch auch in Reclams »Universalbibliothek«.
Nach der Vollendung des Arsenals in Wien erhielt Blaas den Auftrag, die Ruhmeshalle darin mit Fresken aus
der österreichischen Geschichte zu schmücken, welche er in elf Jahren beendigte. Blaas ist in Fresko und Öl, in der Historien-,
religiösen und mythologischen Malerei wie im Porträtfach tüchtig; seine Zeichnung ist solid, und dabei ermangelt
er auch nicht der koloristischen Begabung. Er ist Professor an der WienerAkademie. Seine »Selbstbiographie 1815-76« wurde von
A. Wolf (Wien 1876) herausgegeben.
3) Julius, Maler, geb. 1845 zu Albano, Bruder des vorigen, kultiviert besonders die Tiermalerei. Selbst ein
gewandter Reiter und tüchtiger Pferdekenner, trug er mit einem ziemlich gewagten Vorwurf: betrunkene slowakische Bauern, die
auf der Heimfahrt einander zu überholen trachten (Museum des Belvedere), durch den kecken Humor und die glückliche Durchführung
des Gegenstandes den ersten Erfolg davon. Dann malte er mit VorliebeFuchs- und Hetzjagden, Reiterhetzen
und Reiterporträte sowie eine Reihe von Genrebildern aus der römischen Campagna.
d'Aulps (spr. blacka doh),PierreLouis, Herzog von, franz. Diplomat, geb. auf dem Schloß Vérignon
bei Aulps in der Provence aus altadliger Familie, war beim Ausbruch der RevolutionHauptmann in einem Dragonerregiment,
emigrierte 1790 und diente später in dem Condéschen Korps und dann in der Vendée. Nachdem er sich zu Ludwig XVIII. nach Verona
[* 83] begeben, ward er von demselben als Gesandter nach Petersburg
[* 84] geschickt, um den Bourbonen ein Asyl in Rußland auszuwirken, was
ihm auch gelang. 1799 focht er
unter Suworow in Italien, folgte 1800 Ludwig XVIII. nach England und wurde
oft zu geheimen und wichtigen Sendungen gebraucht. 1814 begleitete er Ludwig XVIII. nach Paris, ward Haus- und Staatsminister,
überhaupt der geheime Berater des Königs und erwarb sich durch Verkauf seiner Protektion große Reichtümer, machte sich aber
dadurch viele Feinde, weshalb ihn Ludwig XVIII. nach der zweiten Restauration nicht mehr ins Ministerium eintreten ließ, sondern
als Gesandten verwendete, zuerst in Neapel,
[* 85] dann in Rom, wo er 1817 das berüchtigte Konkordat abschloß.
Auch wohnte er dem Kongreß von Laibach
[* 86] bei. Seit 1817 Pair, ward er 1821 zum Herzog ernannt. Er genoß
auch Karls X. volles Vertrauen, verweigerte nach dem Sturz der BourbonenLudwigPhilipp den Eid, wurde deshalb aus der Pairsliste
gestrichen und folgte Karl X. in die Verbannung. Nach dessen Tod 1836 lebte er mit dem Herzog von Angoulême auf dem SchloßKirchberg
in Niederösterreich, wo er starb. Blacas d'Aulps besaß außer sonstigen großen
Reichtümern, die er dem GrafenChambord vermachte, sehr wertvolle Kunstsammlungen, besonders an orientalischen Medaillen, über
welche Reinaud in der »Description des monuments musulmans du cabinet de M. le duc
de Blacas d'Aulps« (Par. 1828, 2 Bde.)
berichtet.
Eine höchst wichtige Bereicherung der Wissenschaft war seine Lehre von der gebundenen oder latenten Wärme,
[* 90] durch die z. B.
Watt auf seine großen Verbesserungen der Dampfmaschine
[* 91] geleitet worden ist, und welche für die Entwickelung der
wissenschaftlichen Chemie von tiefgreifendstem Einfluß wurde. Blacks »Lectures on the elements
of chemistry« gab Robinson nach Blacks Handschrift (Edinb. 1803, 2 Bde.)
mit einer Biographie des Verfassers heraus (deutsch von Crell, Hamb. 1804 bis 1805, 4 Bde.;
neue Aufl. 1818).
2) William, engl. Romanschriftsteller, geb. 1841 zu Glasgow, ward in Privatschulen erzogen und wandte sich
früh der Arbeit an Zeitschriften zu, zunächst in seiner Vaterstadt, dann in London. Sein erster Roman: »Love or marriage«, fand
keinen Anklang. Black ging als Berichterstatter für den »Morning Star« auf den Kriegsschauplatz von 1866, und seine deutschen
Erlebnisse lieferten ihm auch Stoff für sein zweites Buch: »In silk attire« (1868),
wovon ein großer
Teil im Schwarzwald spielt. Dann folgte »Kilmeny« (1870),
eine Schilderung des niedrigern Künstlerlebens in London. Aber bedeutenden Erfolg hatte er erst mit dem Roman »A daughter
of Heth« (1871, 17. Aufl. 1880),
dem die ebenfalls ansprechenden »Strange adventures of a phaethon« (1872)
folgten, bis er sich mit »A princess of Thule« (1873), seinem
¶
mehr
populärsten Werk, zum ersten Rang der englischen Romanschriftsteller erhob. Dasselbe entwirft ein höchst anziehendes Gemälde
der Hebriden und wurde ins Deutsche (von Lehmann, Berl. 1878),
Russische
[* 93] und Schwedische übersetzt. Auch die folgenden Werke:
»The maid of Killeena« (1874),
»Shandon bells«, »Adventures
in Thule« und »Yolanthe« (1883) und
»JudithShakespeare« (1884).
Für Morleys »English men of letters« lieferte Black eine vortreffliche Biographie Oliver Goldsmiths.
Seit 1874 lebt er, von aller journalistischer Thätigkeit zurückgezogen, in Brighton.
(spr. bläckbörn), eine der freundlichsten Fabrikstädte in Lancashire (England), liegt
in engem Thal, hat stattliche öffentliche Bauten (ein Stadthaus, eine Börse, Markthalle, Freibibliothek, ein Museum, einen
schönen Park und (1881) 104,014 Einw. Der Ort war schon im 17. Jahrh. durch seine gemischten Leinen- und Baumwollgewebe bekannt;
jetzt ist Spinnen
[* 94] und Weben
[* 95] grober Baumwollstoffe Hauptindustriezweig, der über 25,000 Arbeiter beschäftigt;
daneben werden der Bau vonMaschinen und Strumpfwirkerei betrieben. In der Umgegend liegen reiche Kohlengruben und Papiermühlen.
Der ältere SirRobertPeel und Hargreaves, Erfinder der Jennyspinnmaschine, wurden hier geboren.
(spr. bläckfīt, »Schwarzfüße«, franz. Pieds noirs), ein Indianervolk im westlichen Nordamerika,
[* 98] das zum
Stamm der Algonkin gehört, zwischen 46 und 52° nördl. Br. an den Zuflüssen des Saskatschawan wohnt,
bis an den obern Missouri und Yellowstone River sich hinabzieht und in vier Gruppen zerfällt: die eigentlichen Blackfeet (Satsikaa,
Sitsekai), die Kahna (Kena, Blutindianer), die Piekan (Picaneux) und die Kleinröcke (Small Robes). Sie wohnen in Britisch-Amerika
in Manitoba und Assiniboia (4-5000), in der Union in Dakota (1883: 936) und Montana (4500). Ackerbau und Erziehung
haben noch wenig Fortschritte bei ihnen gemacht. S. Tafel »AmerikanischeVölker«,
[* 23] Fig. 7. Ein Vokabular ihrer wohlklingenden
Sprache
[* 99] gab G. Catlin in seinen »Manners, customs and condition of the North American Indians«, Bd. 2 (neue
Ausg., Lond. 1876).
Eine Reise durch Griechenland,
[* 104] die er 1853 unternahm, veranlaßte ihn zu der Schrift »On the living language of the Greeks«
(Edinb. 1853), worin er das Studium des modernen Griechisch auf das wärmste empfahl. Die klassischen Studien bilden erst, seitdem
er ein Lehramt übernommen hat, den Mittelpunkt seiner Thätigkeit. Aus ihnen sind hervorgegangen: die
Übersetzung des Äschylos (Edinb. 1852);
»Pronunciation of Greek, accent and quantity« (1852);
»Discourse on beauty, with
an exposition of the theory of beauty according to Plato« (1858);
»Homer and the Iliad« (1866, 4 Bde.; der 2. und 3. Bd.
enthalten eine Übersetzung der »Ilias« im Balladenversmaß);
»Horae hellenicae, essays and discussions
on some important points of Greek philology and antiquity« (1874).
Aber auch sonst erwies er sich als trefflicher Übersetzer
und Dichter. Er veröffentlichte eine Übersetzung von Goethes »Faust« (1834);
»Lays and legends of ancient Greece with other
poems« (2. Aufl. 1880);
Daneben beteiligte er sich schon in Aberdeen
lebhaft an den Bestrebungen für Reform der schottischen Universitäten und war ebenso bei der Reformbill von 1867 thätig.
Das Pamphlet »On democracy« (1867) erlebte in 14 Tagen sechs Auflagen. Ferner hingen damit zusammen: »The constitutional association
on forms of government« (Manchester
[* 105] 1867) und die »Political tracts« (1868). Später ist auch mit Vorlesungen
in der RoyalInstitution zu London gegen StuartMillsAnsichten über Moralphilosophie, Grotes Beurteilung der Sophisten und MaxMüllers
allegorische Erklärung alter Mythen ausgetreten; es sind dies die »Four phases of morals: Socrates, Aristotle,
Christianity, Utilitarianism« (1871, 2. Aufl. 1874). Daran schlossen sich: »Essay on self-culture, intellectual,
physical and moral« (1873, 2. Aufl. 1880);
»The wise men of Greece, a series of dramatic
dialogues« (1877) und »Lay sermons« (1881).
Seinen schottischen Patriotismus bewies er durch »Language and literature of the Scottish highlands«
(1876); »Altavona. Fact and fiction from life in the
highlands« (3. Aufl. 1883) und »The
Scottish highlanders and the landlaws« (1884).¶