Romanschriftstellerinnen der neuern Zeit. Ihr episches
Talent und zugleich ihr feiner
Sinn für volkstümliche
Überlieferung
in Geschichte und
Sage treten am schönsten hervor in dem
Roman
»Reimar Widdrik und
Dithmarschen im Jahr 1500« (Hannov. 1847).
Gleich lobenswert ist ein zweiter historischer
Roman: »Lucrezia Tornabuoni« (Hannov. 1846),
der eine treffliche Schilderung
des italischen
Lebens zur
Blütezeit der Mediceer entwirft. Von ihren frühern Werken nennen wir: »Die
Familie Steinfels, oder
die Kreolin« (Hannov. 1841),
»Victorine« (das. 1842),
»Waldheim« (das. 1844) und »Minona«
(das. 1844), welche sämtlich die liebenswürdige Weiblichkeit der Verfasserin widerspiegeln
und sich durch treue Schilderung der Lebensverhältnisse auszeichnen.
Man kann auch die
Flüssigkeit mit Chlorkalklösung und
Kalkwasser fällen, bis der entstehende
Niederschlag
seine
Farbe nicht mehr verändert, filtrieren und den
Niederschlag mit verdünnter
Salpetersäure, dann mit
Wasser vollständig
auswaschen und trocknen. Bisweilen wird diese
Farbe auch auf
Geweben erzeugt, indem man dieselben mit Mangansalzlösungen tränkt,
dann in warme
Natronlauge bringt, der
Luft aussetzt u. endlich durch ein schwaches Chlorkalkbad nimmt.
(ungar. Besztercze), Stadt, Sitz des ungar.
Komitats Bistritz-Naszöd
(Siebenbürgen), an der
Bistritza in
einem schönen
Thal
[* 8] an der Hauptstraße nach der
Bukowina gelegen, hat eine gotische evang.
Kirche (von 1519) mit hohem
Turm und
[* 9] Siegestrophäen
aus den Türkenkriegen, viele Neubauten, ein
Minoriten- und Piaristenkloster, mehrereSpitäler und (1881) 8063 meist
deutsche und evang. Einwohner, welche namhaften Holzhandel und starke Mühlenindustrie treiben.
hat ein evang. Obergymnasium, Lehrerpräparandie und eine
Ackerbauschule und ist Sitz eines
Gerichtshof. Westlich davon die
Ruinen eines Hunyadyschen
Schlosses. Bistritz war ehedem eine der bedeutendsten Handelsstädte
Siebenbürgens, im 15. und in der ersten
Hälfte des 16. Jahrh. sehr wohlhabend und hatte damals 22,000 Einw.
(Goldene Bistritza), goldführender
Fluß in der
Moldau, entspringt in der
Bukowina, fließt südöstlich
und mündet nach einem
Laufe von etwa 300 km unterhalb
Bakau in den
Sereth.
(lat.),
Säugetiere mit gespaltenen
Klauen, Zweihufige,
Wiederkäuer. ^[= (Ruminantia), früher eine besondere Ordnung der Säugetiere, jetzt eine Gruppe der paarzehigen ...]
[* 16]
(Behistûn), Dorf im pers.
Kurdistan, 36 km östlich von
Kirmanschahan, an der alten
Heerstraße
von
Babylon nach O., berühmt durch die an einer 550 m hohen, senkrecht abfallenden Felswand weißen
Marmors eingehauenen umfangreichen
Keilinschriften des Perserkönigs Darajawusch
(Dareios I.), worin dessen
Siege über die
Rebellen seines
Reichs verkündigt werden.
An den Seiten befinden sich wohlerhaltene
Reliefs von kolossalen
Figuren. Eine
Gruppe zeigt den König
Dareios,
begleitet von zwei Kriegern, wie
er den rechten
Fuß auf den Leib eines zur
Erde niedergeworfenen
Mannes setzt, der seine
Hände
bittend gegen ihn erhebt. Der
Inschrift nach stellt diese
[* 1]
Figur den
Magier Gaumata dar, bekannt unter dem
Namen des falschen
Smerdis (s.
Smerdis). Dem König
¶
mehr
gegenüber sind neun andre Personen hintereinander stehend dargestellt, aber je weiter nach hinten, desto mehr an Größe zunehmend,
alle die Hände auf den Rücken gebunden, mit Stricken um den Hals und bis auf den letzten, der eine spitze Mütze trägt, ohne
Kopfbedeckung. Sie stellen neun von Dareios besiegte und getötete aufständische Könige dar. Über der
Gruppe ist Ahuramasda (Ormuzd) dargestellt, welcher den König segnet und ihm mit der Linken eine Krone reicht. An Kunstwert
stehen die Skulpturen von Bisutûn hinter denen von Persepolis zurück.
Übrigens war die Bedeutung des Bildwerks schon nach einem Jahrhundert von den Anwohnern so weit vergessen,
daß Ktesias (unter Artaxerxes II.) dasselbe der assyrischen Vorzeit (der KöniginSemiramis) zuschreiben konnte. Das Verdienst,
die Inschriften (die in 100 m Höhe über der Thalebene angebracht sind) zuerst kopiert und entziffert zu haben, gebührt dem
EngländerRawlinson; eine vollständige Übersetzung derselben findet sich in Opperts Werk »Le
[* 18] peuple et
la langue des Mèdes« (Par. 1879). Die Gegend um Bisutûn ist das alte, an Pferden reiche Weideland Bagistana (altpers. Bâghastâna,
»Götterort«),
(spr. -tobé),PaulJérémie, franz. Dichter, geb. zu Königsberg
[* 23] i. Pr. als Sprößling einer Emigrantenfamilie,
studierte zu Frankfurt
[* 24] a. O. anfangs Jurisprudenz und Theologie, widmete sich dann ganz den schönen Wissenschaften und erregte
durch seine Übersetzung des Homer die AufmerksamkeitFriedrichs d. Gr., der ihn in die Berliner
[* 25] Akademie
aufnahm und ihm die Erlaubnis erteilte, sein Werk in Paris
[* 26] zu vollenden. 1795 zum Mitglied des Nationalinstituts ernannt,
starb er in Paris. Seine in Prosa abgefaßte Übersetzung der »Iliade« (1762, 1780, 2 Bde.)
und der »Odyssee« (1785) ist trocken und poesielos, hatte aber einen großen Erfolg. Außerdem schrieb
er Gedichte in Prosa: »Joseph« (Berl. 1767) und »Guillaume de Nassau« (Amsterd. 1773; neu u. d. T.: »Les Bataves«, Par. 1796),
und lieferte eine mittelmäßige Übersetzung von Goethes »Hermann und Dorothea« (1800, neue Ausg. 1865). Seine »Œuvres complètes«
erschienen 1804 zu Paris in 9 Bänden.
Vgl. Berr, Essai sur la vie et les ouvrages de Bitaubé (Nancy
[* 27] 1809).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Trier,
[* 28] 335 m ü. M., zwischen der Nims und Kyll, 6 km von der Eisenbahnstation
Erdorf-Bitburg (Köln-Trier), hat 1 Amtsgericht, 1 evangelische und 2 kathol. Kirchen, 1 Landwirtschaftsschule, 1 altes Schloß
und (1880) 2640 meist kathol. Einwohner.
Bitburg, ursprünglich ein römisches Kastell (Beda, später Bedonisburgum), von dem noch
Mauerüberreste vorhanden sind, erhielt 1262 Stadtrecht. 5 km von Bitburg bei Fließem gut erhaltene Mosaikböden, Überbleibsel
eines Jagdschlosses des römischen KaisersHadrian.
mittelhochdeutsches episches Gedicht in kurzen Reimpaaren, aus dem Ende des 12. Jahrh.,
vielleicht von dem Verfasser der »Klage« (der »Nibelungen«). Das Gedicht umfaßt 16 Abenteuer in ca. 13,500 Versen. Zu Biterolf,
dem König von Tolet (Toledo),
[* 29] dem sein Weib Dietlinde einen Sohn, Dietlieb, geboren hat, kommt ein Pilger
und erzählt von Etzels Macht und Helkens Milde so viel, daß der König sich entschließt, ins Hunnenland zu ziehen. Ohne
jemand das Ziel seiner Reise zu bezeichnen, entfernt er sich von der Heimat, kommt zu Etzel, bleibt bei ihm
und streitet unter seinen Rittern, ohne sich zu erkennen zu geben.
Indes macht sich Dietlieb, obgleich noch Kind, auf, den Vater zu suchen, trifft auch auf Etzelburg ein und sieht den Vater, ohne
ihn jedoch zu erkennen oder erkannt zu werden, bis sie selbst miteinander gekämpft haben. Nachdem alles
aufgeklärt ist, fechten Vater und Sohn noch manche blutige Fehde für Etzel siegreich durch, so daß dieser ihnen das Land
Steier schenkt. Das Werk ist wahrscheinlich eine dem höfischen Geschmack angepaßte Umarbeitung eines ältern Gedichts. FremdeSagenkreise sind in den deutschen hereingezogen, namentlich sind Einflüsse britischer Romane wahrzunehmen.
Nach der Wiener (Ambraser) Handschrift abgedruckt findet sich das Gedicht in v. d. Hagens »Heldenbuch«, Bd. 1 (Berl.
1820). Eine kritische Ausgabe besorgte O. Jänicke in »DeutschesHeldenbuch«, Bd. 1 (Berl.
1866).
Hier im W. schneiden auch zwei Meerbusen tief ins Festland ein: der von Astakos (Ismid Körfesi) und der von Kios (Indschir Liman).
Der Hauptstrom ist der Sangarios (Sakaria); außerdem der Billäos (jetzt Filias) in der Osthälfte. Als
Hauptprodukte werden Marmor, Schiffbauholz, Getreide und Hülsenfrüchte, Feigen, Wein und Käse aufgeführt. In Bithynien waren thrakische
Stämme angesiedelt, in zusammenhängender Masse und unter eignen Fürsten, Thyner und Bithyner genannt; erstere auch auf europäischem
Boden seßhaft, letztere wenig hervortretend, weil sie mehr landeinwärts wohnten in einem Gebiet,
das von den großen Verkehrsstraßen abseits lag. Unter den Städten sind zu nennen: die von Athenern und Megarern gegründete
KolonieAstakos (auch Olbia) am gleichnamigen Golf, von Lysimachos zerstört, worauf Nikomedes die Bewohner etwas nördlicher in
Nikomedia (s. d.) ansiedelte, welches das ganze Mittelalter hindurch
¶
mehr
blühte (jetzt Ismid). Daneben ist Nikäa (s. d.) zu nennen. Die von Europa
[* 32] her eingewanderten Thraker vermochten übrigens
die vorgefundenen Urbewohner keineswegs zu verdrängen. So hielten sich namentlich im O. die Mariandyner, einst Unterthanen
der dorischen KolonieHeraklea, deren SittenSpuren semitischen Einflusses zeigten. - Bithynien bildete einen Bestandteil des lydischen
Reichs und wurde mit demselben von den Persern unterworfen, unter deren Herrschaft es zur Satrapie Phrygien gehörte. Die Zerrüttung
des Perserreichs unter Xerxes' Nachfolgern ermöglichte es dem einheimischen Fürstengeschlecht, sich fast unabhängig zu
machen. Nach dem TodAlexanders d. Gr. fiel an Lysimachos. Nach dem Untergang des Reichs des letztern (281
v. Chr.) gelang es dem Fürsten der Bithyner, Nikomedes, die Selbständigkeit zu erringen und alle thrakischen Stämme zu dem
Königreich Bithynien zu vereinigen Nikomedes I. (gest. 246) kämpfte mit Glück gegen AntiochosSoter, verbündete sich 275 mit den
Galatern und erweiterte sein Reich durch die Eroberung des nordöstlichen Teils von Phrygien.
Unter seinen Nachfolgern sind hervorzuheben: Prusias I. (236-186), der die Grenzen
[* 33] des Reichs nach O. und W. erweiterte;
Prusias
II. (gest. 148), der 184 den flüchtigen Hannibal aufnahm, aber nicht schützte, die pergamenischen KönigeEumenes II. und
Attalos II. besiegte, von den Römern aber zum Frieden gezwungen wurde, und Nikomedes III. mit dem Beinamen
Philopator, der von Mithridates zweimal vertrieben, von den Römern aber zurückgeführt wurde.
Stadt im türk. Armenien, liegt malerisch am Fluß Bitlis, einem nördlichen Zufluß des Tigris, 18 km südwestlich
vom Wansee, an der großen Straße von Trapezunt und Erzerum nach Mosul, 1668 m ü. M. und gilt für die Haupthandelsstadt Armeniens.
Sie hat reiche Obstgärten, eine verfallene Bergfeste, einen Bazar nebst 7 Chanen, 32 Moscheen (darunter 3 große),
zahlreiche Medressen und 12 Tekkijeh (Klöster von tanzenden Derwischen), auch mehrere armenische Kirchen und Klöster.
Über der Stadt erhebt sich der länglich viereckige Konak (Palast des Paschas). Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 15,000
(davon etwa ⅔ Mohammedaner, ⅓ Armenier). Haupterwerbszweige sind Baumwollweberei, Färberei und Gerberei.
Bitlis, nach der Sage von Alexander d. Gr. erbaut, wurde 648 n. Chr. dem Feldherrn des KalifenOmar von dem Befehlshaber Justinus übergeben
und stand später unter eignen Chans. Sultan Ussun Hassan ließ die Festung
[* 37] drei Jahre lang belagern, ohne sie einnehmen zu
können; nachdem aber SultanMurad IV. Eriwan
erobert hatte, unterwarf sich ihm der Chan von Bitlis. Die Stadt
ist der Geburtsort mehrerer gelehrter Männer, z. B. des osmanischen Geschichtschreibers Edris, des Dichters Schukri u. a.
Stadt in der unterital. ProvinzBari, 9 km vom Meer, in herrlicher Ebene gelegen, zerfällt
in die enge, mittelalterliche Altstadt und die sie rings umgebende Neustadt,
[* 38] ist Sitz eines Bischofs, hat eine alte dreischiffige
reichverzierte Kathedrale, Ringmauern und ein Kastell, einen gotischen Palast, ein neues Theater,
[* 39] ein theologisches Seminar und
(1881) 22,726 Einw., welche vorzüglichen Weinbau (Zagarese) und
lebhaften Handel treiben. Bitonto ist das Butuntum der Römer
[* 40] (eine der alten griechischen Kolonien) und ward 975 von
den Sarazenen erobert. Im Mittelalter blühte hier die Accademia degl' Infiamnmati, und ein zahlreicher gebildeter Adel wählte
von alters her Bitonto zu seinem Lieblingssitz. Hier Schlacht zwischen den Spaniern unter Montemar
(später Duca di Bitonto genannt) und 9000 Österreichern, die sich unter dem Oberbefehl des GrafenVisconti in Bitonto eingeschlossen
hatten, aber besiegt und zur Übergabe gezwungen wurden. Zum Andenken an diesen Sieg, der Neapel
[* 41] wieder an Spanien
[* 42] brachte, ließ
Philipp V. von Spanien eine Pyramide mit Inschriften auf dem Schlachtfeld errichten.
(alsMönch Jakint, d. h. Hyacinth), einer der ersten Sinologen Rußlands, geb. 1778, erwarb
sich während seines vieljährigen Aufenthalts in China
[* 50] an der Spitze der russischen Mission daselbst eine gründliche Kenntnis
des Chinesischen und lieferte seit 1828 eine Reihe von Schriften über China, die Mongolei, Tibet etc. meist aus chinesischen Quellen,
als deren wichtigste wir nennen: »Bemerkungen über die Mongolei« (Petersb. 1828);
Auch die Verstaatlichung der großen Privateisenbahnen in Preußen fand an ihm einen thätigen Förderer. Im Juni 1882 nahm
er seinen Abschied. Ein großer Kenner und Liebhaber klassischer Musik, rief Bitter die schleswig-holsteinischen Musikfeste ins Leben,
deren erstes 1875 stattfand, und veröffentlichte eine Reihe gediegener Schriften auf musikalischem Gebiet,
als deren hauptsächlichste wir nennen: »JohannSebastianBach« (Berl. 1865, 2 Tle.; 2. Aufl. 1881, 4 Bde.);
»Beiträge zur Geschichte des
Oratoriums« (das. 1872);
»Die Reform der Oper durch Gluck und R. Wagners Kunstwerk der Zukunft« (Braunschw. 1884).
Seine »Gesammelten
Schriften« (Leipz. 1884) enthalten neben musikalischen Aufsätzen auch Essays über das Jahr 1848, den Orient, über Bismarck
u. a. Auch gab Bitter KarlLöwes Selbstbiographie (Berl. 1870) heraus.
[* 64] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 65] an der Mulde und an den Eisenbahnlinien Berlin-Halle und
Magdeburg-Zerbst-Leipzig, hat 1 Amtsgericht, 1 evang. Kirche, bedeutende Thonröhrenfabrikation, Eisengießereien und Maschinenfabriken,
ferner Fabrikation von Dachpappe, ätherischen Ölen, Spritzen und Briketts, Bierbrauerei,
[* 66] 3 Dampfsägemühlen,
Ziegelbrennerei,
eine Gasleitung, bedeutenden Braunkohlenbergbau in der Umgegend (Greppiner Werke) und (1880) 6531 meist
evang. Einwohner. Bitterfeld wird schon 1136 als Stadt erwähnt und ist von eingewanderten
Niederländern erbaut.
jene eigentümliche Empfindung der Geschmacksorgane, die sich besonders an dem hintern
Teil der Zunge und im Gaumen bemerkbar macht und länger als jeder andre Geschmack andauert. Der Süßigkeit entgegengesetzt,
erregt die Bitterkeit eine den meisten unangenehme Empfindung. Der bittere Geschmack ist entweder ein reines Bitter oder wird häufig
durch andre Beimengungen, wie Süß, Sauer u. dgl., modifiziert
und dadurch noch unangenehmer, oft ekelerregend. In der Chemie und Arzneimittellehre hat man einer Anzahl vegetabilischer
Stoffe den NamenBitterstoffe (s. d.) beigelegt.
Eduard, Maler, geb. 1834 zu Stupnicka in Galizien als der Sohn eines österreichischen Rittmeisterauditors,
der einige Jahre später nach Wien
[* 67] versetzt ward, besuchte hier das Schottenkloster, bildete sich dann unter Waldmüller zu
einem trefflichen Zeichner und Miniaturmaler aus und ging 1855 nach Venedig,
[* 68] um die Meisterwerke der dortigen
Museen und Kirchen für das Bilderwerk des Österreichischen Lloyd zu kopieren. Nach seiner Rückkehr trat er in RahlsAtelier,
arbeitete mit diesem eine Reihe von Jahren am Wiener Opernhaus und führte nach dem Tode des Meisters dessen Entwürfe mit Griepenkerl
vollends aus. Er starb Bitterlich war neben Griepenkerl der talentvollste und hervorragendste Schüler
und GehilfeRahls. Von seinen selbständigen Arbeiten sind zu erwähnen: die pompejanischen Darstellungen im PalaisYpsilanti,
die Fresken im Speisesaal des GrandHôtel, die Bilder für das Schloß des ErzherzogsLeopold in Hörnstein, die »Künste« für
das Tietzsche Haus, die Freskenkompositionen für das Guttmannsche Haus und die drei Grazien in Aquarell
(1871), bekannt durch die chromolithographische Nachbildung der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
(RhodeusAgass.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), gedrungen
gebaute, hochrückige Fische
[* 69] mit halb unterständigem Mund ohne Bärtel, über den Bauchflossen stehender,
mit der Oberflosse gleichlanger Rückenflosse, welche mit glatten Knochenstrahlen beginnt, und mit fünf Schlundzähnen in
einfacher Reihe. Der Bitterling (R. amarusBl., s. Tafel »Fische I«),
[* 70]
5-8 cm lang, in der Gestalt der Karausche ähnlich, mit glatten,
auffallend großen Schuppen, auf dem Rücken graugrün, an den Seiten silberglänzend, mit grünen, glänzenden
Längsstreifen von der Mitte des Leibes bis zum Schwanz und rötlichen, schwarz pigmentierten Flossen, bewohnt in ganz Mittel-
und Osteuropa und einem Teil Asiens reine, fließende Gewässer mit steinigem Grund, besonders die sogen. toten Arme der Flüsse
[* 71] und Bäche. In der Brunstzeit (April bis Juni) schillert das Männchen in allen Regenbogenfarben und
trägt über der Oberlippe und den Augenhöhlen kreideweiße
¶
mehr
Warzen. Beim Weibchen entwickelt sich eine rötliche, bis 5 cm lange Legeröhre, mittels welcher es seine Eier
[* 73] in die Kiemen der
Flußmuscheln legt, worauf das Männchen die Eier befruchtet. Die Eier entwickeln sich in den Muscheln;
[* 74] zu welcher Zeit aber
die jungen Fischchen ihre Brutstätten verlassen, ist noch nicht festgestellt. Der Bitterling eignet
sich vorzüglich für Aquarien, während sein bitteres Fleisch ungenießbar und nur zum Ködern der Angeln tauglich ist.
ätherisches, findet sich nicht fertig gebildet in der Natur, entsteht aus Amygdalin, welches bei Einwirkung
von meist gleichzeitig mit ihm vorkommendem Emulsin und Wasser in Bittermandelöl, Zucker
[* 75] und Blausäure zerfällt. Daher
tritt Bittermandelöl auf, wenn man bittere Mandeln, Pfirsichkerne etc. zerstößt und mit Wasser anrührt. Zur Darstellung des Bittermandelöls
werden entfettete bittere Mandeln (zerstoßene Preßkuchen von der Bereitung des fetten Mandelöls) mit Wasser der Destillation
[* 76] unterworfen.
Die Ausbeute beträgt 0,6-0,8, aus Pfirsichkernen 0,3-0,4
Proz. Das rohe Bittermandelöl enthält neben Benzaldehyd Cyanwasserstoff und geringe Mengen von Benzoesäure, Benzoin
etc.; es bildet eine gelbliche, dünnflüssige, stark lichtbrechende Flüssigkeit, riecht angenehm, etwas betäubend, an Blausäure
erinnernd, schmeckt brennend gewürzhaft, spez. Gew. 1,043, löst sich in 30 Teilen
Wasser, leicht in Alkohol und Äther, besteht aus Benzaldehyd und oxydiert sich an der Luft schnell zu Benzoesäure.
(Aqua amygdalarum amararum concentrata), pharmazeutisches Präparat, wird durch Abpressen (Entölen)
und Pulvern von 12 Teilen bittern Mandeln und Destillieren derselben mit 80 Teilen Wasser und 2 Teilen Spiritus
bereitet. Das Destillat (etwa 10 Teile) ist trübe, riecht und schmeckt bittermandelartig, enthält Bittermandelöl (Benzaldehyd)
und soll in 1000 Teilen 1 Teil Blausäure enthalten. Es dient bei schmerzhaften, von Krämpfen begleiteten Leiden
[* 78] des Herzens,
bei Lungentuberkulose, Koliken, Veitstanz, Hysterien etc. Eine Mischung mit 19 Teilen Wasser ist als Kirschwasser
(Aq. am. am. diluta, Aq. cerasorum, Aq. ceras. amygdalata) offizinell.
früher Bezeichnung aller nicht näher erkannten bitter schmeckenden Substanzen, welche aus Pflanzenteilen
isoliert worden waren. Jetzt weiß man, daß der bittere Geschmack der Pflanzen von einem Gehalt an Alkaloiden, Harzen, Ölen,
Farbstoffen und eigentümlichen vegetabilischen Säuren herrühren kann. Die zu diesen Gruppen nicht gehörigen
bitter schmeckenden, indifferenten,
farblosen, stickstofffreien Pflanzenbestandteile nennt man jetzt im engern Sinn Bitterstoffe. Sie
sind gewöhnlich schwer rein darzustellen, wenn dies gelingt, aber kristallisierbar, gewöhnlich in Wasserschwer, in Alkohol
leichter löslich und werden von frisch geglühter Tierkohle leicht absorbiert.
Trennt man dann die Kohle von der Flüssigkeit, spült sie mit Wasser ab und kocht sie mit Alkohol, so gibt sie den Bitterstoff
an den Alkohol wieder ab, aus welchem derselbe durch Kristallisation leicht rein gewonnen werden kann. Über die chemische
Konstitution der Bitterstoffe weiß man im allgemeinen noch wenig. Viele von ihnen (die Glykoside) lassen sich durch
Säuren in einen eigentümlichen Körper und Zucker spalten. Sie scheinen die Träger
[* 79] der arzneilichen Wirkungen der Pflanzen zu
sein, und manche werden auch arzneilich benutzt. Mehrere Bitterstoffe sind giftig, wie das Pikrotoxin aus den Kockelskörnern, das Antiarin
aus dem Pfeilgift der Einwohner Javas, dem Upas Antiar, etc.
(Bußgänge, Betfahrten, Rogationes, Supplicationes), Prozessionen (s. d.), welche teils an bestimmten alljährlich
wiederkehrenden Tagen (Bitt-Tagen), teils für außerordentliche Fälle von der katholischen Kirche angeordnet sind.
Istvan, ungar. Staatsmann, geb. 1822 zu
Sárosfa bei Preßburg,
[* 80] studierte hier die Rechte, ward Vizenotar des WieselburgerKomitats, dann Stuhlrichter im PreßburgerKomitat, nahm 1848-49 an der ungarischen Erhebung teil und flüchtete 1849 über Orsova ins Ausland, wo er mehrere Jahre im Exil
lebte. Von 1861 an Mitglied des Landtags, schloß er sich der Deákpartei an und zeichnete sich weniger
als Redner als in den Kommissionssitzungen als tüchtiger, scharfsinniger Arbeiter aus. 1869-72 war er Vizepräsident des
Abgeordnetenhauses und 1874-1875 Ministerpräsident. Da er aber den Zerfall der Deákpartei nicht aufzuhalten vermochte, mußte
er der neuen liberalen Partei unter Tisza weichen.
(Supplik), schriftliches, an eine hochgestellte Personoder an eine Behörde gerichtetes
Gesuch um Gewährung eines Vorteils, auf den der Bittende einen Rechtsanspruch entweder nicht hat, oder wenigstens nicht gerichtlich
geltend machen kann oder will. Vgl. Petition.
allgemeine Bezeichnung verschiedener in mehr oder weniger flüssigem Zustand aus der Erde dringender Massen,
die sich meist durch einen eigentümlichen brenzligen oder teerartigen Geruch charakterisieren, wie Erdöl,
[* 81] Bergteer, Asphalt;
(Biturĭges), großes kelt. Volk im aquitanischen Gallien, vor den großen keltischen Wanderungen um 600 v. Chr.
der herrschende Stamm in Gallien, der unter Bellovesus zum Teil nachItalien
[* 82] auswanderte. Die Zurückgebliebenen zerfielen in
zwei Hauptvölkerschaften: Bituriges Cubi, nördlich von
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mehr
den Arvernern, am linken Ufer des mittlern Liger (Loire), mit der Hauptstadt Avaricum (Bourges), welche Cäsar 52 v. Chr. zerstörte,
und bedeutenden Lagern von Raseneisenstein, welchen die Bewohner zu berühmten Schmiedearbeiten ausnutzten, und Bituriges
Vibisci, an beiden Seiten der untern Garumna (Garonne), mit der Stadt Burdigala (Bordeaux)
[* 84] und starkem Weinbau.
Hier beteiligte er sich bald lebhaft an den öffentlichen Angelegenheiten des Kantons und zwar im liberalen Sinn, indem
er sich der Opposition gegen das Familienregiment der BernerAristokratie anschloß. Als später der Radikalismus sein Haupt immer
kühner erhob, trat er demselben, ohne seinen frühern Standpunkt zu verlassen, auf das entschiedenste entgegen. Er starb Das
eigentliche Feld, welches er besonders seit 1837 als sehr fruchtbarer Schriftsteller bebaute, war das
der Erzählung im volkstümlichen Gewand.
Seine sämtlichen hierher gehörigen Schriften sind Volksbücher im eigentlichen Sinn. Sie fesseln nicht nur durch den trefflichen
Humor, der in ihnen waltet, sondern zum Teil auch durch die originelle und spannende Erfindung, die sich bei aller Einfachheit
der Motive in ihnen kundgibt und die reiche, echt dichterische Begabung des Verfassers beweist. Wenn
er auch, seinem Gegenstand und Zweck gemäß, nicht selten die Farben stark, ja oft entschieden zu stark aufträgt, so fehlen
die feinern Züge und eigentlich poetischen Stimmungen nicht durchaus, ja in Darstellung gewisser Erschütterungen und Wandlungen
des Gemüts ist Bitzius Meister.
Die sittliche Haltung seiner Erzählungen ist rühmenswert, das Vordrängen pädagogischer Tendenzen, einer energischen und
zuletzt selbst fanatischen Polemik gegen den schweizerischen Radikalismus, ebenso die aus der Tendenz entspringende grob naturalistische
Darstellung sittlicher Gebrechen und äußerer Verkommenheit aber zerstört in vielen Werken die Wirkung. Bei der Übersättigung
des Publikums mit Salonlektüre gewannen Bitzius' Erzählungen durch ihre Frische und Originalität einen weiten
Leserkreis, wurden meist wiederholt aufgelegt und fanden auch bei den höhern Kreisen der Gesellschaft Eingang und Beifall,
besonders seitdem der Verfasser die ursprünglich stark mit Schweizerdeutsch versetzte Ausdrucksweise durch hochdeutsche
Umarbeitungen verständlicher machte.
Momentan trat sogar eine gewisse Überschätzung der Gesamtthätigkeit ein, obschon Geschichten wie »Elsi«
und »Der Besenbinder von Rychiswil« kaum überschätzt werden können.
Die meisten Erzählungen haben einzelne Zustände und Gebrechen des schweizerischen, insbesondere des bernischen, Volkslebens
zum Gegenstand; so: »Wie fünf Mädchen im Branntwein jämmerlich umkommen« (Bern
1839) und »Dursli, der Branntweinsäufer«
(Burgdorf 1839; hochdeutsch, 2. Aufl., Berl.
1852). Auf Armenwesen und haus- und landwirtschaftliche Angelegenheiten bezüglich sind: »Der Bauernspiegel« (Burgdorf 1836);
die teilweise trefflichen, aber viel zu weit ausgesponnenen und auch zu kraß realistischen »Leiden
und Freuden eines Schulmeisters« (Bern
1838, 4 Bde.; hochdeutsch,
Berl. 1858),
»Hans Joggeli, der Erbvetter« und »HarzerHans, auch ein Erbvetter« (Berl. 1848). Den meisten Beifall fanden und zwar mit Recht die Erzählungen: »Käthi, die Großmutter«
(Berl. 1847, 2 Bde.);
»Uli, der Knecht« (Zürich
und Frauenfeld 1841) und die Fortsetzung dazu: »Uli, der Pachter«
(Bern
1849; beide hochdeutsch, 6. Aufl., Berl. 1878).
Satirischen Inhalts und in direkter Beziehung auf Zeitverhältnisse ist »Doktor
Dorbach, der Wühler« (Leipz. 1849) geschrieben. Auch die spätern Schriften: »Die Käserei in der Vehfreude« (Berl. 1850)
und »Geld und Geist« (das. 1851) sowie »Zeitgeist und Bernergeist« (das. 1852, 2 Tle.),
haben ein spezifisch
schweizerisches Interesse. In den letzten Jahren seines Lebens veröffentlichte Bitzius noch: »Erlebnisse eines Schuldenbauers« (Berl.
1854) und »Die Frau Pfarrerin« (das. 1855),
sein letztes Werk, welches in der Gesamtausgabe seiner Werke fehlt. Letztere erschien
in 12 Bänden (Berl. 1856-57; 2. Aufl., das.
1861, 24 Bde.). Eine Auswahl von Bitzius' »Erzählungen« gab sein Sohn Albert heraus (2. Aufl., Berl., 1878, 3 Bde.).
(franz. Bivouac, vom deutschen Beiwacht oder Biwacht), jedes militär. Lager
[* 93] unter freiem Himmel,
[* 94] mit Zuhilfenahme
von Stroh, Laub und, wo zu erlangen, Bretterhütten, im Unterschied vom Zelt- oder Barackenlager. Diese
Art, im Feld zu lagern, d. h. zu kampieren, ist von jeher die gewöhnlichste gewesen, da sie die
einfachste ist. Eingedenk dessen, daß selbst das schlechteste Quartier dem besten Biwak vorzuziehen ist, sucht man aber in der
nächsten Nähe liegende Ortschaften zur Lagerung mit heranzuziehen. Maßgebende Gesichtspunkte für Auswahl
eines Biwakplatzes sind: Nähe von Wasser, möglichster Schutz gegen Wind und Wetter,
[* 95] weshalb man sich auch gern an Wald- und Dorfränder
anlehnt, zahlreiche, gute Zugänge, womöglich große Straßen, und Vermeidung tiefliegender, feuchter Plätze. Nachdem im 18. Jahrh.
die Zelte in Aufnahme gekommen und beim Ausbruch des französischen Revolutionskriegs von den Franzosen wieder
abgeschafft waren,
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