konservative Mehrheit im
Reichstag zu stande zu bringen. Wegen der schroff oppositionellen
Haltung der
Fortschrittspartei mußte
Bismarck sich daher auf das
Zentrum stützen und diesem in dem kirchlichen Streit manche Zugeständnisse machen. Nur mit Mühe und
nach langen
Verhandlungen wurden das Krankenkassengesetz und das Unfallversicherungsgesetz im
Reichstag angenommen, dasTabaksmonopol
aber abgelehnt.
Die auswärtige
Politik leitete Bismarck nach wie vor mit gewohnter Meisterschaft, so daß ihm die
Nation in dieser Beziehung unbedingtes
Vertrauen schenkte.
Erhaltung des
Friedens war sein
Ziel, und während des russisch-türkischen
Kriegs waren seine Bemühungen
mit Erfolg darauf gerichtet und wurden dadurch anerkannt, daß
Berlin
[* 2] 1878 zum Sitz des
Friedenskongresses
und Bismarck zum
Präsidenten desselben erwählt wurde. Von Rußland wendete er sich mehr und mehr ab und
Österreich
[* 3] zu, mit
dem er
im
September 1879 ein Schutzbündnis schloß.
Dasselbe führte zu einer dauernden gemeinschaftlichen
AktionDeutschlands
[* 4] und
Österreichs und ward 1883 erneuert. Es befestigte
sich so, daß auch
Italien
[* 5] sich ihm anschloß und Rußland seine
Eifersucht unterdrückte. Selbst das
Verhältnis
zu
Frankreich wußte Bismarck durch weise Mäßigung zeitweilig freundlicher zu gestalten. Gestützt auf das gute
Verhältnis des
DeutschenReichs zu den Kontinentalmächten, unternahm es Bismarck 1884, deutsche
Kolonien zu erwerben; den
WiderstandEnglands wußte er mit großer diplomatischer
Kunst zu beseitigen.
Schwieriger war es, die klerikal-fortschrittliche
Opposition gegen die Kolonialpolitik und den
Plan, Dampferlinien nach den
fremden
Erdteilen zu subventionieren, im
Reichstag zu überwinden.
Um so mehr Beifall fand die erfolgreiche Thätigkeit Bismarcks
auch auf diesem Gebiet bei den Mächten, wie der Verlauf der von Bismarck nach
Berlin berufenen
Congokonferenz
bewies, und bei dem deutschen
Volk. In seiner
Gesundheit durch eine glückliche
Kur gekräftigt, hielt Bismarck 1885 im
Reichstag mehrere
Reden über seine auswärtige und Kolonialpolitik, die im
Volk einen mächtigen
Widerhall hervorriefen. Der 70jährige
Geburtstag
Bismarcks wurde daher unter glänzenden
Ovationen aus allen Teilen
Deutschlands und allen
Schichten
der
Bevölkerung
[* 6] gefeiert; der
Tag gestaltete sich zu einem allgemeinen
Volksfest. Aus den reichen
Erträgen der »Bismarckspende«
wurde dem
Reichskanzler das 1830 der
Familie verloren gegangene Hauptgut
Schönhausen geschenkt.
Bismarck ist von hohem Wuchse; sein markiger Körperbau, die hohe
Stirn, die scharf ausgeprägten Gesichtszüge, der
lebhafte
Blick seiner unter den buschigen
Brauen stark hervortretenden
Augen lassen auch äußerlich die geist- und kraftvolle
Persönlichkeit erkennen. Durch ritterliche Übungen hat er von
Jugend auf seinen
Körper gestählt;
Reiten und
Jagen waren stets
seine liebste Erholung. Die körperlichen und geistigen
Kräfte sind seinem
Willen unterthan; auch in den
Momenten der größten Erregung erscheint er ruhig und kalt, sein tiefes
Gefühl und die Leidenschaftlichkeit seiner starken
Natur kommen nur selten zum Durchbruch.
Als Redner hat Bismarck mit der Überfülle der ihm zuströmenden
Gedanken zu kämpfen, oft scheint er in der
Rede zu stocken,
weil er
sorgfältig abwägend dieWorte auswählt, welche seinen
Gedanken den genauesten
Ausdruck geben und nicht
mehr sagen, als er sagen will; deshalb machen seine
Reden auf den Lesenden noch größern
Eindruck als auf den, der sie hört.
IhreWirkung reicht durch die
Kraft
[* 7] der
Gedanken und die oft durch den frischesten
Humor
gewürzte Anschaulichkeit der
Darstellung weit über den
Kreis
[* 8] hinaus, an den sie zunächst gerichtet ist.
Eine vollständige Sammlung seiner
Reden (seit 1847) gab
Böhm (Stuttg. 1885),
die
»Reden in den
Parlamenten
1847-51«
Riedel (2. Aufl., Berl. 1885) heraus. »Ausgewählte
Reden Bismarcks 1862 bis 1881« erschienen (Berl. 1877-81) in 3
Bänden.
Von hier wurde er zum
Generalgouverneur des Elsaß berufen, wo er durch
Milde und
Gerechtigkeit die
Bevölkerung zu
gewinnen suchte. Selbst streng kirchlich gesinnt, begünstigte er die
Geistlichkeit in ihren Ansprüchen auf die Herrschaft
über die
Schule, leitete aber sonst mit vielem
Takte den Übergang des Elsaß in deutsche Verhältnisse
ein. Am von seinem
Posten abberufen, zog er sich mit dem
Rang eines
Generals der
Kavallerie auf seine
Güter in Vorpommern
zurück.
Mineral aus der Ordnung der Karbonate, findet sich amorph, derb, eingesprengt, ist gelblichgrün, grau, strohgelb,
schwach glänzend, undurchsichtig, Härte 4-4,5, spez. Gew. 6,12-6,27,
besteht aus kohlensaurem Wismut Bi16CO11+aq.
(Bissau), portug. Fort an der Westküste Afrikas, unter 11° 51' nördl. Br. auf einer Insel an der Mündung
des Geba, mit gutem Hafen, wird von etwa
600 Freien und 800 Sklaven bewohnt.
Henriette von, geborne Krohn, Romanschriftstellerin, geb. zu Warin in Mecklenburg-Schwerin, verheiratete
sich frühzeitig mit dem Leutnant v. Bissing, dem sie nach den verschiedenen Garnisonsplätzen folgte, bis
er 1837 als Oberstleutnant seinen Abschied nahm und sich nach Nienburg
[* 45] a. d. Weser zurückzog. Nach seinem Tod lebte sie in Anklam,
[* 46] wo sie starb. Frau v. Bissing ist eine der begabtern
¶
mehr
Romanschriftstellerinnen der neuern Zeit. Ihr episches Talent und zugleich ihr feiner Sinn für volkstümliche Überlieferung
in Geschichte und Sage treten am schönsten hervor in dem Roman »Reimar Widdrik und Dithmarschen im Jahr 1500« (Hannov. 1847).
Gleich lobenswert ist ein zweiter historischer Roman: »Lucrezia Tornabuoni« (Hannov. 1846),
der eine treffliche Schilderung
des italischen Lebens zur Blütezeit der Mediceer entwirft. Von ihren frühern Werken nennen wir: »Die Familie Steinfels, oder
die Kreolin« (Hannov. 1841),
»Victorine« (das. 1842),
»Waldheim« (das. 1844) und »Minona«
(das. 1844), welche sämtlich die liebenswürdige Weiblichkeit der Verfasserin widerspiegeln
und sich durch treue Schilderung der Lebensverhältnisse auszeichnen.
Man kann auch die Flüssigkeit mit Chlorkalklösung und Kalkwasser fällen, bis der entstehende Niederschlag
seine Farbe nicht mehr verändert, filtrieren und den Niederschlag mit verdünnter Salpetersäure, dann mit Wasser vollständig
auswaschen und trocknen. Bisweilen wird diese Farbe auch auf Geweben erzeugt, indem man dieselben mit Mangansalzlösungen tränkt,
dann in warme Natronlauge bringt, der Luft aussetzt u. endlich durch ein schwaches Chlorkalkbad nimmt.
(ungar. Besztercze), Stadt, Sitz des ungar. Komitats Bistritz-Naszöd (Siebenbürgen), an der Bistritza in
einem schönen
Thal
[* 53] an der Hauptstraße nach der Bukowina gelegen, hat eine gotische evang. Kirche (von 1519) mit hohem Turm und
[* 54] Siegestrophäen
aus den Türkenkriegen, viele Neubauten, ein Minoriten- und Piaristenkloster, mehrere Spitäler und (1881) 8063 meist
deutsche und evang. Einwohner, welche namhaften Holzhandel und starke Mühlenindustrie treiben.
hat ein evang. Obergymnasium, Lehrerpräparandie und eine Ackerbauschule und ist Sitz eines Gerichtshof. Westlich davon die
Ruinen eines Hunyadyschen Schlosses. Bistritz war ehedem eine der bedeutendsten Handelsstädte Siebenbürgens, im 15. und in der ersten
Hälfte des 16. Jahrh. sehr wohlhabend und hatte damals 22,000 Einw.
(Goldene Bistritza), goldführender Fluß in der Moldau, entspringt in der Bukowina, fließt südöstlich
und mündet nach einem Laufe von etwa 300 km unterhalb Bakau in den Sereth.
(lat.), Säugetiere mit gespaltenen Klauen, Zweihufige, Wiederkäuer. ^[= (Ruminantia), früher eine besondere Ordnung der Säugetiere, jetzt eine Gruppe der paarzehigen ...]
[* 61]
(Behistûn), Dorf im pers. Kurdistan, 36 km östlich von Kirmanschahan, an der alten Heerstraße
von Babylon nach O., berühmt durch die an einer 550 m hohen, senkrecht abfallenden Felswand weißen Marmors eingehauenen umfangreichen
Keilinschriften des Perserkönigs Darajawusch (Dareios I.), worin dessen Siege über die Rebellen seines Reichs verkündigt werden.
An den Seiten befinden sich wohlerhaltene Reliefs von kolossalen Figuren. Eine Gruppe zeigt den König Dareios,
begleitet von zwei Kriegern, wie er den rechten Fuß auf den Leib eines zur Erde niedergeworfenen Mannes setzt, der seine Hände
bittend gegen ihn erhebt. Der Inschrift nach stellt diese
[* 47]
Figur den Magier Gaumata dar, bekannt unter dem Namen des falschen
Smerdis (s. Smerdis). Dem König
¶
mehr
gegenüber sind neun andre Personen hintereinander stehend dargestellt, aber je weiter nach hinten, desto mehr an Größe zunehmend,
alle die Hände auf den Rücken gebunden, mit Stricken um den Hals und bis auf den letzten, der eine spitze Mütze trägt, ohne
Kopfbedeckung. Sie stellen neun von Dareios besiegte und getötete aufständische Könige dar. Über der
Gruppe ist Ahuramasda (Ormuzd) dargestellt, welcher den König segnet und ihm mit der Linken eine Krone reicht. An Kunstwert
stehen die Skulpturen von Bisutûn hinter denen von Persepolis zurück.
Übrigens war die Bedeutung des Bildwerks schon nach einem Jahrhundert von den Anwohnern so weit vergessen,
daß Ktesias (unter Artaxerxes II.) dasselbe der assyrischen Vorzeit (der KöniginSemiramis) zuschreiben konnte. Das Verdienst,
die Inschriften (die in 100 m Höhe über der Thalebene angebracht sind) zuerst kopiert und entziffert zu haben, gebührt dem
EngländerRawlinson; eine vollständige Übersetzung derselben findet sich in Opperts Werk »Le peuple et
la langue des Mèdes« (Par. 1879). Die Gegend um Bisutûn ist das alte, an Pferden reiche Weideland Bagistana (altpers. Bâghastâna,
»Götterort«),
(spr. -tobé),PaulJérémie, franz. Dichter, geb. zu Königsberg
[* 67] i. Pr. als Sprößling einer Emigrantenfamilie,
studierte zu Frankfurt a. O. anfangs Jurisprudenz und Theologie, widmete sich dann ganz den schönen Wissenschaften und erregte
durch seine Übersetzung des Homer die AufmerksamkeitFriedrichs d. Gr., der ihn in die Berliner
[* 68] Akademie
aufnahm und ihm die Erlaubnis erteilte, sein Werk in Paris
[* 69] zu vollenden. 1795 zum Mitglied des Nationalinstituts ernannt,
starb er in Paris. Seine in Prosa abgefaßte Übersetzung der »Iliade« (1762, 1780, 2 Bde.)
und der »Odyssee« (1785) ist trocken und poesielos, hatte aber einen großen Erfolg. Außerdem schrieb
er Gedichte in Prosa: »Joseph« (Berl. 1767) und »Guillaume de Nassau« (Amsterd. 1773; neu u. d. T.: »Les Bataves«, Par. 1796),
und lieferte eine mittelmäßige Übersetzung von Goethes »Hermann und Dorothea« (1800, neue Ausg. 1865). Seine »Œuvres complètes«
erschienen 1804 zu Paris in 9 Bänden.
Vgl. Berr, Essai sur la vie et les ouvrages de Bitaubé (Nancy
[* 70] 1809).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Trier,
[* 71] 335 m ü. M., zwischen der Nims und Kyll, 6 km von der Eisenbahnstation
Erdorf-Bitburg (Köln-Trier), hat 1 Amtsgericht, 1 evangelische und 2 kathol. Kirchen, 1 Landwirtschaftsschule, 1 altes Schloß
und (1880) 2640 meist kathol. Einwohner.
Bitburg, ursprünglich ein römisches Kastell (Beda, später Bedonisburgum), von dem noch
Mauerüberreste vorhanden sind, erhielt 1262 Stadtrecht. 5 km von Bitburg bei Fließem gut erhaltene Mosaikböden, Überbleibsel
eines Jagdschlosses des römischen KaisersHadrian.
mittelhochdeutsches episches Gedicht in kurzen Reimpaaren, aus dem Ende des 12. Jahrh.,
vielleicht von dem Verfasser der »Klage« (der »Nibelungen«). Das Gedicht umfaßt 16 Abenteuer in ca. 13,500 Versen. Zu Biterolf,
dem König von Tolet (Toledo),
[* 72] dem sein Weib Dietlinde einen Sohn, Dietlieb, geboren hat, kommt ein Pilger
und erzählt von Etzels Macht und Helkens Milde so viel, daß der König sich entschließt, ins Hunnenland zu ziehen. Ohne
jemand das Ziel seiner Reise zu bezeichnen, entfernt er sich von der Heimat, kommt zu Etzel, bleibt bei ihm
und streitet unter seinen Rittern, ohne sich zu erkennen zu geben.
Indes macht sich Dietlieb, obgleich noch Kind, auf, den Vater zu suchen, trifft auch auf Etzelburg ein und sieht den Vater, ohne
ihn jedoch zu erkennen oder erkannt zu werden, bis sie selbst miteinander gekämpft haben. Nachdem alles
aufgeklärt ist, fechten Vater und Sohn noch manche blutige Fehde für Etzel siegreich durch, so daß dieser ihnen das Land
Steier schenkt. Das Werk ist wahrscheinlich eine dem höfischen Geschmack angepaßte Umarbeitung eines ältern Gedichts. FremdeSagenkreise sind in den deutschen hereingezogen, namentlich sind Einflüsse britischer Romane wahrzunehmen.
Nach der Wiener (Ambraser) Handschrift abgedruckt findet sich das Gedicht in v. d. Hagens »Heldenbuch«, Bd. 1 (Berl.
1820). Eine kritische Ausgabe besorgte O. Jänicke in »DeutschesHeldenbuch«, Bd. 1 (Berl.
1866).
Hier im W. schneiden auch zwei Meerbusen tief ins Festland ein: der von Astakos (Ismid Körfesi) und der von Kios (Indschir Liman).
Der Hauptstrom ist der Sangarios (Sakaria); außerdem der Billäos (jetzt Filias) in der Osthälfte. Als
Hauptprodukte werden Marmor, Schiffbauholz, Getreide und Hülsenfrüchte, Feigen, Wein und Käse aufgeführt. In Bithynien waren thrakische
Stämme angesiedelt, in zusammenhängender Masse und unter eignen Fürsten, Thyner und Bithyner genannt; erstere auch auf europäischem
Boden seßhaft, letztere wenig hervortretend, weil sie mehr landeinwärts wohnten in einem Gebiet,
das von den großen Verkehrsstraßen abseits lag. Unter den Städten sind zu nennen: die von Athenern und Megarern gegründete
KolonieAstakos (auch Olbia) am gleichnamigen Golf, von Lysimachos zerstört, worauf Nikomedes die Bewohner etwas nördlicher in
Nikomedia (s. d.) ansiedelte, welches das ganze Mittelalter hindurch
¶
mehr
blühte (jetzt Ismid). Daneben ist Nikäa (s. d.) zu nennen. Die von Europa
[* 75] her eingewanderten Thraker vermochten übrigens
die vorgefundenen Urbewohner keineswegs zu verdrängen. So hielten sich namentlich im O. die Mariandyner, einst Unterthanen
der dorischen KolonieHeraklea, deren SittenSpuren semitischen Einflusses zeigten. - Bithynien bildete einen Bestandteil des lydischen
Reichs und wurde mit demselben von den Persern unterworfen, unter deren Herrschaft es zur Satrapie Phrygien gehörte. Die Zerrüttung
des Perserreichs unter Xerxes' Nachfolgern ermöglichte es dem einheimischen Fürstengeschlecht, sich fast unabhängig zu
machen. Nach dem TodAlexanders d. Gr. fiel an Lysimachos. Nach dem Untergang des Reichs des letztern (281
v. Chr.) gelang es dem Fürsten der Bithyner, Nikomedes, die Selbständigkeit zu erringen und alle thrakischen Stämme zu dem
Königreich Bithynien zu vereinigen Nikomedes I. (gest. 246) kämpfte mit Glück gegen AntiochosSoter, verbündete sich 275 mit den
Galatern und erweiterte sein Reich durch die Eroberung des nordöstlichen Teils von Phrygien.
Unter seinen Nachfolgern sind hervorzuheben: Prusias I. (236-186), der die Grenzen
[* 76] des Reichs nach O. und W. erweiterte;
Prusias
II. (gest. 148), der 184 den flüchtigen Hannibal aufnahm, aber nicht schützte, die pergamenischen KönigeEumenes II. und
Attalos II. besiegte, von den Römern aber zum Frieden gezwungen wurde, und Nikomedes III. mit dem Beinamen
Philopator, der von Mithridates zweimal vertrieben, von den Römern aber zurückgeführt wurde.
Stadt im türk. Armenien, liegt malerisch am Fluß Bitlis, einem nördlichen Zufluß des Tigris, 18 km südwestlich
vom Wansee, an der großen Straße von Trapezunt und Erzerum nach Mosul, 1668 m ü. M. und gilt für die Haupthandelsstadt Armeniens.
Sie hat reiche Obstgärten, eine verfallene Bergfeste, einen Bazar nebst 7 Chanen, 32 Moscheen (darunter 3 große),
zahlreiche Medressen und 12 Tekkijeh (Klöster von tanzenden Derwischen), auch mehrere armenische Kirchen und Klöster.
Über der Stadt erhebt sich der länglich viereckige Konak (Palast des Paschas). Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 15,000
(davon etwa ⅔ Mohammedaner, ⅓ Armenier). Haupterwerbszweige sind Baumwollweberei, Färberei und Gerberei.
Bitlis, nach der Sage von Alexander d. Gr. erbaut, wurde 648 n. Chr. dem Feldherrn des KalifenOmar von dem Befehlshaber Justinus übergeben
und stand später unter eignen Chans. Sultan Ussun Hassan ließ die Festung
[* 80] drei Jahre lang belagern, ohne sie einnehmen zu
können; nachdem aber SultanMurad IV. Eriwan
erobert hatte, unterwarf sich ihm der Chan von Bitlis. Die Stadt
ist der Geburtsort mehrerer gelehrter Männer, z. B. des osmanischen Geschichtschreibers Edris, des Dichters Schukri u. a.
Stadt in der unterital. ProvinzBari, 9 km vom Meer, in herrlicher Ebene gelegen, zerfällt
in die enge, mittelalterliche Altstadt und die sie rings umgebende Neustadt,
[* 81] ist Sitz eines Bischofs, hat eine alte dreischiffige
reichverzierte Kathedrale, Ringmauern und ein Kastell, einen gotischen Palast, ein neues Theater,
[* 82] ein theologisches Seminar und
(1881) 22,726 Einw., welche vorzüglichen Weinbau (Zagarese) und
lebhaften Handel treiben. Bitonto ist das Butuntum der Römer
[* 83] (eine der alten griechischen Kolonien) und ward 975 von
den Sarazenen erobert. Im Mittelalter blühte hier die Accademia degl' Infiamnmati, und ein zahlreicher gebildeter Adel wählte
von alters her Bitonto zu seinem Lieblingssitz. Hier Schlacht zwischen den Spaniern unter Montemar
(später Duca di Bitonto genannt) und 9000 Österreichern, die sich unter dem Oberbefehl des GrafenVisconti in Bitonto eingeschlossen
hatten, aber besiegt und zur Übergabe gezwungen wurden. Zum Andenken an diesen Sieg, der Neapel
[* 84] wieder an Spanien brachte, ließ
Philipp V. von Spanien eine Pyramide mit Inschriften auf dem Schlachtfeld errichten.
(alsMönch Jakint, d. h. Hyacinth), einer der ersten Sinologen Rußlands, geb. 1778, erwarb
sich während seines vieljährigen Aufenthalts in China
[* 90] an der Spitze der russischen Mission daselbst eine gründliche Kenntnis
des Chinesischen und lieferte seit 1828 eine Reihe von Schriften über China, die Mongolei, Tibet etc. meist aus chinesischen Quellen,
als deren wichtigste wir nennen: »Bemerkungen über die Mongolei« (Petersb. 1828);
Auch die Verstaatlichung der großen Privateisenbahnen in Preußen fand an ihm einen thätigen Förderer. Im Juni 1882 nahm
er seinen Abschied. Ein großer Kenner und Liebhaber klassischer Musik, rief Bitter die schleswig-holsteinischen Musikfeste ins Leben,
deren erstes 1875 stattfand, und veröffentlichte eine Reihe gediegener Schriften auf musikalischem Gebiet,
als deren hauptsächlichste wir nennen: »JohannSebastianBach« (Berl. 1865, 2 Tle.; 2. Aufl. 1881, 4 Bde.);
»Beiträge zur Geschichte des
Oratoriums« (das. 1872);
»Die Reform der Oper durch Gluck und R. Wagners Kunstwerk der Zukunft« (Braunschw. 1884).
Seine »Gesammelten
Schriften« (Leipz. 1884) enthalten neben musikalischen Aufsätzen auch Essays über das Jahr 1848, den Orient, über Bismarck
u. a. Auch gab Bitter KarlLöwes Selbstbiographie (Berl. 1870) heraus.
[* 100] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 101] an der Mulde und an den Eisenbahnlinien Berlin-Halle und
Magdeburg-Zerbst-Leipzig, hat 1 Amtsgericht, 1 evang. Kirche, bedeutende Thonröhrenfabrikation, Eisengießereien und Maschinenfabriken,
ferner Fabrikation von Dachpappe, ätherischen Ölen, Spritzen und Briketts, Bierbrauerei,
[* 102] 3 Dampfsägemühlen,
Ziegelbrennerei,
eine Gasleitung, bedeutenden Braunkohlenbergbau in der Umgegend (Greppiner Werke) und (1880) 6531 meist
evang. Einwohner. Bitterfeld wird schon 1136 als Stadt erwähnt und ist von eingewanderten
Niederländern erbaut.
jene eigentümliche Empfindung der Geschmacksorgane, die sich besonders an dem hintern
Teil der Zunge und im Gaumen bemerkbar macht und länger als jeder andre Geschmack andauert. Der Süßigkeit entgegengesetzt,
erregt die Bitterkeit eine den meisten unangenehme Empfindung. Der bittere Geschmack ist entweder ein reines Bitter oder wird häufig
durch andre Beimengungen, wie Süß, Sauer u. dgl., modifiziert
und dadurch noch unangenehmer, oft ekelerregend. In der Chemie und Arzneimittellehre hat man einer Anzahl vegetabilischer
Stoffe den NamenBitterstoffe (s. d.) beigelegt.
Eduard, Maler, geb. 1834 zu Stupnicka in Galizien als der Sohn eines österreichischen Rittmeisterauditors,
der einige Jahre später nach Wien
[* 103] versetzt ward, besuchte hier das Schottenkloster, bildete sich dann unter Waldmüller zu
einem trefflichen Zeichner und Miniaturmaler aus und ging 1855 nach Venedig,
[* 104] um die Meisterwerke der dortigen
Museen und Kirchen für das Bilderwerk des Österreichischen Lloyd zu kopieren. Nach seiner Rückkehr trat er in RahlsAtelier,
arbeitete mit diesem eine Reihe von Jahren am Wiener Opernhaus und führte nach dem Tode des Meisters dessen Entwürfe mit Griepenkerl
vollends aus. Er starb Bitterlich war neben Griepenkerl der talentvollste und hervorragendste Schüler
und GehilfeRahls. Von seinen selbständigen Arbeiten sind zu erwähnen: die pompejanischen Darstellungen im PalaisYpsilanti,
die Fresken im Speisesaal des GrandHôtel, die Bilder für das Schloß des ErzherzogsLeopold in Hörnstein, die »Künste« für
das Tietzsche Haus, die Freskenkompositionen für das Guttmannsche Haus und die drei Grazien in Aquarell
(1871), bekannt durch die chromolithographische Nachbildung der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
(RhodeusAgass.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), gedrungen
gebaute, hochrückige Fische
[* 105] mit halb unterständigem Mund ohne Bärtel, über den Bauchflossen stehender,
mit der Oberflosse gleichlanger Rückenflosse, welche mit glatten Knochenstrahlen beginnt, und mit fünf Schlundzähnen in
einfacher Reihe. Der Bitterling (R. amarusBl., s. Tafel »Fische I«),
[* 106]
5-8 cm lang, in der Gestalt der Karausche ähnlich, mit glatten,
auffallend großen Schuppen, auf dem Rücken graugrün, an den Seiten silberglänzend, mit grünen, glänzenden
Längsstreifen von der Mitte des Leibes bis zum Schwanz und rötlichen, schwarz pigmentierten Flossen, bewohnt in ganz Mittel-
und Osteuropa und einem Teil Asiens reine, fließende Gewässer mit steinigem Grund, besonders die sogen. toten Arme der Flüsse
[* 107] und Bäche. In der Brunstzeit (April bis Juni) schillert das Männchen in allen Regenbogenfarben und
trägt über der Oberlippe und den Augenhöhlen kreideweiße
¶