Gasen und
Dämpfen durchströmt wurde, wie denn unter solchen Umständen auch künstliche Schmelzprodukte nicht selten bimssteinähnliche
Gläser liefern. Diese
Gase
[* 2] und
Dämpfe können sehr verschiedener Art gewesen sein, in den meisten
Fällen dürfte aber wohl
Wasserdampf dabei die Hauptrolle gespielt haben. Das
Glas
[* 3] ist ein trachytisches
Magma, und unterirdischeTrachyte
mögen bei der Schmelzung zuweilen in Mitleidenschaft gezogen worden sein; aber es ist kein
Grund vorhanden, die Bimssteine
(und ebenso die
Obsidiane) deshalb im allgemeinen für umgeschmolzene
Trachyte anzusehen.
Wie die
Obsidiane und
Perlsteine, so enthalten auch die Bimssteine zuweilen kristallinische
Ausscheidungen, welche in dem flüssigen
Glasmagna bereits vorhanden waren und mit demselben mehr oder weniger aufgebläht sind. So enthalten
die sogen. Bimssteinporphyre aus der
Tokayer Gegend viele große, durchaus poröse Feldspatkristalle.
In den Bimssteinen vom
Laacher See findet man
Augit,
[* 4]
Glimmer,
Hauyn und andre
Mineralien.
[* 5] Von den ungarischen zeigen manche trotz der
Porosität noch
eine Perlitstruktur (Perlitbimsstein).
Mit dem
Obsidian steht der Bimsstein zuweilen in direktem Zusammenhang, indem der obere Teil der Obsidianströme
zu Bimsstein aufgebläht ist
(Teneriffa). Im allgemeinen finden sich Bimssteine aber mehr als lose
Auswürflinge, in größern und
kleinern, rundlichen
Stücken, und diese Bimssteinlapilli bilden, mit losen
Kristallen und Gesteinfragmenten untermischt, oft
ausgedehnte und mächtige Tuffschichten (Bimssteintuff, Bimssteinkonglomerat). Der Bimsstein ist
in seinem Vorkommen an eigentliche
Vulkane,
[* 6] thätige oder erloschene, gebunden; unter den historischen
Phänomenen sind aber
massenhafte Bimssteineruptionen nur sehr selten beobachtet worden.
Der meiste Bimsstein kommt von der
Insel Lipari
(Monte Pilato und
Monte Chirica); auch in
Ungarn,
[* 7] in der
Auvergne und inDeutschland
[* 8] in dem vulkanischen Gebiet des
LaacherSees, in der Gegend von
Koblenz,
[* 9] findet sich viel Bimssteintuff. Auf dem linken und rechten
Rheinufer von
Mayen
[* 10] im W. bis
Marburg
[* 11] im O. ist ein elliptisches Gebiet von 2200 qkm mit Bimssteintuff mehr oder weniger bedeckt,
der jedenfalls von einer der letztenEruptionen in jener Gegend herrührt und sich besonders in dem Thalbecken
zwischen
Neuwied und
Andernach in mächtigen
Schichten ausbreitet. Aus welchem
Krater
[* 12] dieser Bimsstein stammt, ist nicht bekannt, wahrscheinlich
aber nicht aus den
Vulkanen des
LaacherSees, der hart an der westlichen
Grenze des Verbreitungsgebiets liegt. In
Mexiko,
[* 13]
Quito
und den ostindischen vulkanischen Gebieten ist der Bimsstein ebenfalls nicht selten. - Bimsstein dient
als
Material zu leichten
Ziegeln, als sehr gutes
Polier- und Schleifmittel für
Elfenbein,
Holz,
[* 14]
Marmor,
Metalle,
Glas,
Leder,
Pergament,
Pappe,
Zeuge und andre Materialien, wobei man ihn entweder als
Pulver oder in ganzen
Stücken anwendet.
Schon die Alten bedienten sich seiner zum
Glätten der
Häute und zum
Schärfen der Schreibrohre. Er ist
ferner ein gutes Radiermittel für
Pergament und
Papier und wurde im spätern
Altertum und im
Mittelalter benutzt, auf
Pergament
alte
Schrift zu vernichten, um neuer Platz zu machen (codex rescriptus). Als Zahnpulver
ist er zu scharf,
weil er die
Glasur der
Zähne
[* 15] zerstört. Für
Handarbeiter schmelzt man 1-2 Teile Bimsstein mit
Seife zusammen und benutzt diese Bimssteinseife
zum Reinigen der
Hände. Ein künstlicher Bimsstein zum
Schleifen des
Holzes besteht aus einer scharf gebrannten Mischung von feinem
scharfen
Quarzsand und
Thon.
(Fascia), in der
Anatomie die sehnenhäutigen Umhüllungen der
Muskeln
[* 28] (s.
Bänder), welche die einzelnen
Muskeln
und Muskelgruppen zusammenhalten und zu ihrer
Befestigung an den
Knochen
[* 29] beitragen. Viele Binden besitzen einen besondern Spannmuskel
(tensor fasciae), ein Überbleibsel von früher wirksamer gewesenen
Muskeln und in Bezug auf
Stärke
[* 30] und Vorkommen häufigen
Schwankungen unterworfen.
BeimMenschen ist wichtig der
Spanner der breiten Binde (tensor fasciae latae) am Oberschenkel (s. Tafel
»Muskeln des
Menschen«),
welche die freie
Fläche aller dort gelegenen
Muskeln überzieht. - In der
Chirurgie bedient man sich
der Binden, d. h. langer, schmaler
Streifen von
Leinwand, Baumwollzeug,
Flanell u. dgl., um entweder
nur andre Verbandstücke zu befestigen, oder auch, um einen gewissen
Druck auf einen Körperteil auszuüben, wodurch getrennt
gewesene Teile zusammengehalten oder krankhaft angeschwollene Teile auf ihren normalen
Umfang zurückgeführt und auf diesem
erhalten werden sollen. Ein einfach aufgerollter
Streifen heißt eine einfache Rollbinde; ist das andre Ende ebenfalls gerollt,
so entsteht die doppelte Rollbinde; ist ein
Stück senkrecht an das andre genäht, so bezeichnet man diese Binde als T-Binde. Die
besten Binden sind die aus
Leinwand, aus welcher von größern
Stücken dem
Faden
[* 31] nach
Streifen geschnitten werden. Sind diese
Streifen nicht lang genug, so müssen allemal zwei
Enden glatt übereinander gelegt und mit einigen
Stichen¶
mehr
(sogen. überwendliche Naht) befestigt werden, so daß keine dicken Säume entstehen. Am besten wählt man daher zu Binden
das gewirkte, ungeglättete Zwirnband, da dieses, lang genug, nirgends einer Naht bedarf. Ein sehr vortreffliches Material
zu Binden ist auch der Flanell. Dieser ist sehr elastisch und weich, hält die Teile warm, verrutscht
nicht so leicht und ist doch nachgiebig genug. Die Breite
[* 33] der Binde schwankt zwischen 3 cm breiten Fingerbinden und 8-10 cm breiten
Binden für große Oberschenkel- oder Schlüsselbeinverbände, die Länge zwischen 1 und 8 m. Das Anlegen der Binde erfordert
eine besondere Technik, welche bezweckt, daß an jeder Stelle der Verband
[* 34] genau anliegt, nicht zu lose noch
zu fest ist. Vgl. Verband.
früher auch Zellgewebsentzündung genannt, kommt bei allgemeiner Fassung des Begriffs Bindegewebsentzündung überall
vor, wo sich im KörperBindegewebe findet; denn die große Zahl der interstitiellen Entzündungsprozesse, die an Leber, Herz,
Nieren etc. auftreten, gehören alle in das Gebiet der Bindegewebsentzündung. Sie
führen allesamt in akuten Fällen zur Eiterung (s. d.), in chronischen Fällen zu Neubildung von Bindegewebe (Narbe). Speziell
als Zellgewebsentzündung bezeichnet man durch Bakterien bewirkte fortschreitende Eiterungen im Binde- und Fettgewebe (Phlegmone),
welche im Fettpolster der äußern Haut
[* 36] oder zwischen den Muskeln aller Körperstellen auftreten, ähnlich
der Rose mit Schwellung und Rötung beginnen und höchst gefahrdrohend sind, da sie unter hohem Fieber zu Pyämie (s. d.) und
Tod führen können. Zum Begriff der akuten oder Phlegmone gehören auch die gefahrbringenden Schwellungen der Halsgegend bei
Diphtheritis und die als Wochenbettfieber gefürchteten Entzündungen der breiten Mutterbänder. Die Behandlung
der Bindegewebsentzündung ist nur bei äußerlich zugänglichen Teilen möglich, sie erfordert große Einschnitte und fäulniswidrige Verbände
wie bei einer Wunde (s. d.).
(lat. Fibroma), s. Geschwulst. ^[richtig:
Geschwür.] ^[= (Ulcus), ein durch Gewebszerfall herbeigeführter Substanzverlust äußerer oder innerer Organoberfl ...]
zum An- und Aufbinden von Pflanzen an Pfahl, Stab,
[* 38] Spalier, Schirm u. a. besteht aus
Jahrestrieben der Weidenarten (Salix purpurea und p. uralensis, S. Lambertiana, vitellina u. a.), die im Winter zu schneiden
und trocken aufzubewahren, vor dem Gebrauch aber in Wasser aufzuweichen sind, ausLinden-, Raffiabast, getrockneten Binsen, Blättern
der Schwertlilie, Erdbeerranken u. a. Bei Veredelungen benutzt man als Bindematerial Kautschukpapier und Wollfäden. Bei
Anwendung des Bindematerials muß darauf gesehen werden, daß dasselbe in die weiche Masse der Rinde des Baums nicht einschneidet,
indem man Stroh, Moos, Papier u. a. unterlegt und mit festbindet.
Über der Stadt die Burgruine Klopp mit vortrefflicher Aussicht auf den Rhein und den Rheingau;
[* 51] darüber liegt der Rochusberg
mit den Aussichtspunkten Scharlachkopf und Rochuskapelle, auf der Südseite der durch seinen Wein berühmte
Scharlachberg. Unterhalb der Stadt ist das BingerLoch, ein für die Schiffahrt sonst sehr gefährlicher Punkt. Hier steht mitten
in dem brausenden Strom auf einem Felsen der sogen. Mäuseturm (nach einigen s. v. w. Mautsturm, nach neuerer Forschung aber
von Muserie, »Geschütz«, abzuleiten), in welchem der Sage nach der ErzbischofHatto II. von Mainz
[* 52] 969 von
den Mäusen gefressen ward. Der Strom drängte sich hier mit Gewalt durch die Felsen des eingeengten Flußthals. Schon die Römer
[* 53] eröffneten daselbst für die Schiffahrt durch Sprengung der Felsen am linken Ufer eine Bahn; doch war dieselbe noch schmal
und vielfach gefährdet und ist erst seit den von der preußischen Regierung 1832 ausgeführten Sprengungen hinlänglich sicher
geworden. - Bingen (Vincum oder Bingium) gehörte zur Römerzeit zum belgischen Gallien und war eine Stadt der Vangionen.
Der römische FeldherrDrusus erbaute hier 13 v. Chr. ein Kastell, das letzte in der Verteidigungslinie der
Römer am Rhein, dessen Reste sich noch heute an der östlichen, westlichen und südlichen Seite der RuineKlopp zeigen. Gleichzeitig
schlug Drusus über die Nahe eine Brücke,
[* 54] die 71 n. Chr. zerstört, 368 aber wiederhergestellt wurde. Die Stadt, im Rheingau
belegen, war zunächst als Lehen den Rheingrafenübertragen, von denen sie 1281 an das Erzstift Mainz kam.
In der BurgKlopp wurde KaiserHeinrich IV. 1105 von seinem Sohn gefangen gehalten. 1254 trat Bingen dem rheinischen Städtebund
bei. 1301 wurde es vom König Albrecht I. und 1495 vom PfalzgrafenPhilipp belagert, 1639 vom Herzog¶
mehr
Bernhard vonWeimar,
[* 56] 1640 von den Kaiserlichen und 1644 von den Franzosen erobert, welch letztere 1689 die Burg nochmals nahmen
und sprengten, die Stadt selbst aber in Asche legten. Durch den Frieden von Campo Formio kam Bingen 1797 an Frankreich, bei welchem
es bis 1814 verblieb. Seit 1815 gehört es zum Großherzogtum Hessen.
[* 57] Nach der Sage liegt bei Bingen der Nibelungenhort
im Rhein verborgen.
(spr. bíngli), Fabrikstadt im West Riding von Yorkshire (England), am Aire, 8 km nordwestlich
von Bradford, hat (1881) 9465 Einw. und Fabrikation von Kammgarn (Worsted) und Wollwaren.
einer der linkseitigen Oberwalliser Zuflüsse des Rhône, der Abfluß eines ganzen Fächers hoher Alpenthäler.
Hauptort am FlußistBinn. Weiter oben im Binnenthal, bei Imfeld, scheiden sich die Bergwege nach dem wenig
betretenen Albrunpaß (2410 m) und nach dem Geißpfadpaß (2475 m), während ein Seitenthal zum Ritterpaß (2700 m) ansteigt.
das in einem durch Deiche geschützten Land sich ansammelnde Regen- oder Schneewasser, welches zur Verhütung
des Anschwellens desselben, wenn das außerhalb des Deiches befindliche Strom- oder Seewasser eindringen sollte, so schnell
wie möglich abgeleitet werden muß.
(Binnenfleet, Wettern), Graben innerhalb eines Deiches, welcher das Wasser zur Deichschleuse leitet und, vom
Sammelbassin ausgehend, dieselbe Breite und Tiefe wie die Schleuse haben muß, da er im entgegengesetzten Fall nicht so viel
Wasser in die Schleuse führen würde, wie diese wegnimmt, was leicht Überschwemmung verursachen würde;
der Ableitungsgraben, welcher das durch das Binnertief dem Kanal zugeführte Wasser in die See oder den Strom befördert, heißt Außer-
oder Butentief, Außenfleet.
(Binom, lat. und griech.), ein aus zwei Gliedern bestehender Ausdruck, z. B. a ± b, √a+b etc. Binomischer
Lehrsatz (Binomialtheorem) ist eine Formel, welche eine beliebige Potenz eines Binoms in Form einer Reihe
darstellt. Während für ganze positive Exponenten schon der MathematikerStifel in seiner »Arithmetica integra« (1544) die
Formel kannte, wies Newton nach, daß sie für alle Exponenten, positive und negative, ganze und gebrochene, Geltung habe. Binomialkoeffizienten
nennt man die in der binomischen Reihe vorkommenden, lediglich von den Exponenten¶
AntonJoseph, gelehrter kathol. Theolog, geb. zu Düsseldorf,
[* 71] trat 1796 in den Franziskanerorden
und studierte erst zu Düren
[* 72] Philosophie und Physik, nachher zu Aachen
[* 73] Theologie. 1805 ward ihm die Pfarrei
in der Vorstadt Bilk zu Düsseldorfübertragen, die er bis zu seinem Tod, verwaltete. In weitern Kreisen machte er
sich durch seine heftige Polemik in den kirchlichen Zeitfragen der gemischten Ehen, des heiligen Rockes etc. bekannt, die ihm
einmal eine sechsmonatliche Festungsstrafe zuzog. Bleibenden Wert haben von seinen Schriften: »Die alte
und neue Erzdiözese Köln« (Mainz 1828-31, 4 Bde.; mit Mooren zusammen bearbeitet);
(Benuë, »Mutter der Gewässer«, Tschadda), Nebenfluß des Niger, dessen Quelle
[* 74] Flegel im September 1882 nördlich
von Ngaundere im südlichen Adamáua unter 7° 30' nördl. Br. und etwas östlich von 13° östl. L. v. Gr.
entdeckte. Von dort zieht der Fluß in großem, nach W. offenem Bogen nordwärts, empfängt bei Gewe den von O. kommenden Mao-Kebbi,
wendet sich nun westwärts und vereinigt sich 206 m ü. M.
mit dem aus S. kommenden reißenden und wasserreichen Faro (der Hauptfluß ist hier 1000, der Nebenfluß 700 m breit); am
rechten Ufer nimmt er den Gongola, Kadera und Ssungo auf.
In der Regenzeit steigt das bei gewöhnlichem Stand 3-4 m tiefe Wasser um 10-15 m und verursacht gewaltige
Überschwemmungen. Von Adamáua ab bildet der Binuë die Grenze zwischen dem Fulbereich Sokoto und den südlich gelegenen kleinen
heidnischen Negerstaaten. Der Strom durchzieht hier majestätisch ein breites Thal mit ansehnlichen Thalrändern; das Innere
des Landes ist im S. meist mit Walddickichten erfüllt, von Schluchten zerrissen und unzugänglich, im
N. besser kultiviert.
Unter 7° 46' nördl. Br. fließt der Binuë gegenüber von Lokodja in den Niger. Der Binuë wurde vonBarth 1851 und wieder von Vogel 1854 entdeckt;
Baikie war der erste, der ihn 1854 und 1857-58 mit einem Dampfschiff
[* 75] bis nahe an die Grenzen von Adamáua befuhr. Seither
ist sein Unterlauf sehr häufig befahren worden, so von Rohlfs, Burdo, Flegel. Durch weite fruchtbare und reiche Länder fließend,
wird dieser Strom einst eine der wichtigsten Eingangspforten Innerafrikas werden. Der bedeutendste Ort an seinen Ufern ist Jola inAdamáua, der eigentliche Hafen für
Elfenbein (60-80 Ton. jährlich); weiter westlich, etwas südlich vom
Binuë, liegt das gleichfalls bedeutende Wukari.
(griech.), Berechnung der durchschnittlichen Lebensdauer der Menschen. ^[= (Homo sapiens L.), das höchst entwickelte organisierte Wesen, unterscheidet sich in seiner ...]
der Hauptfluß der RepublikChile,
[* 86] entspringt unter 38° südl. Br. aus dem 6 km langen und 12 km breiten Andessee
Huchueltui und mündet unterhalb Concepcion in den StillenOzean. Seine Länge beträgt an 300 km. Ungeachtet
seines Wasserreichtums ist der Biobio von der See aus nur fürSchiffe
[* 87] mittlerer Größe zugänglich bis nach Santa Juana (10 Leguas
von der Mündung). Oberhalb Santa Juana breitet sich der Fluß in der Ebene bis auf 2700 m aus, wodurch seine
Tiefe so verringert wird, daß er selbst für kleine Fahrzeuge kaum mehr schiffbar ist. Trotzdem wird derselbe jetzt ziemlich
viel durch flache, bedeckte Boote (Lanchas) für den Weizentransport zwischen Concepcion und Nacimiento und auch durch Dampfschiffebefahren. - Von dem Fluß hat die 1875 gebildete Provinz Biobio der RepublikChile, zwischen dem Rio
[* 88] Laja bis zur
Vereinigung mit dem Rio Biobio im N., der Cordillera de Nahuelbota im W. und dem Renaico im S., ihren Namen erhalten. Sie umfaßt
bei einem Areal von 10,769 km (215,4 QM.) drei Departements: Laja, Nacimiento und Mulchen, mit (1882) 81,128
Einw. Die Hauptstadt ist Los Angeles (Anjeles), mit (1883) 8000 Einw.
(griech.), eigentlich die Lehre vom Leben, wird gegenwärtig in zweierlei Bedeutung gebraucht: einmal als Lehre
von den belebten Wesen (Organismen), also Pflanzen und Tieren, und entspricht dann der Zoologie und Botanik zusammengenommen;
1) griech. bukolischer Dichter aus Smyrna, lebte meist in Sizilien,
[* 92] wo er vergiftet worden sein soll, um 133 v. Chr.
Außer einer Anzahl kleinerer, zum Teil fragmentarischer Gedichte besitzen wir von ihm ein größeres episches Gemälde,
die »Adonisklage« (hrsg. von Ahrens, Leipz. 1854). Er zeichnet sich mehr durch Feinheit des Ausdrucks und
Zartheit des Gefühls als durch Einfachheit und Naturtreue aus. Seine Gedichte sind meist mit denen des Theokrit (s. d.)
zusammen herausgegeben und übersetzt; mit Moschos gaben sie heraus G. Hermann (Leipz. 1849) und Ziegler (Tübing. 1868).
2) Bion von Borysthenis in Skythien (daher Borysthenites genannt), Philosoph, blühte um 276 v. Chr., anfangs
Cyniker, dann Kyrenaiker, Schüler des Theodoros, bekämpfte den polytheistischen Volksglauben und ward zu den Atheisten gezählt,
obgleich nicht erwiesen ist, daß er alles Göttliche leugnete. Fragmente gesammelt in Mullachs »Fragmenta philos.«, Bd. 2 (Par.
1867).
Vgl. Hoogvliet, De vita doctrina et scriptis Bionis (Leid. 1821).
Mit Arago führte er die genaueste Messung der Schwerkraft zu Paris aus; von ihm rührt die einzige vorliegende direkte Messung
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in einem festen Körper her. Mit Arago zusammen maß er zuerst die Brechungsexponenten
der Gase, er entdeckte den Unterschied in der Doppelbrechung
[* 97] der einachsigen Kristalle,
[* 98] beschäftigte sich
viel mit den Farbenringen, welche dünne Kristallplatten im polarisierten Licht
[* 99] zeigen, und wurde der Begründer der optischen
Saccharometrie.
»Traité de physique expérimentale et mathématique« (das. 1816, 4 Bde.);
»Traité élémentaire de physique expérimentale« (das. 1818 bis 1821, 2 Bde.;
deutsch mit Zusätzen von Fechner, 2. Aufl., Nürnb. 1828-29, 5 Bde.).
Biot wurde ferner durch seine optischen Untersuchungen zu einer Theorie der Bewegung der Äthermoleküle
geführt, welche er in den »Recherches expérimentales et mathématiques sur les mouvements des molécules de la lumière
autour de leur centre de gravité« (Par. 1814) niederlegte. Als Historiker veröffentlichte Biot »Mélanges scientifiques et
littéraires« (Par. 1858, 3 Bde.),
worin er das Leben hervorragender Mathematiker und Physiker schilderte. Auch beschäftigte er sich mit der
Astronomie
[* 103] der Ägypter, Inder und Chinesen und veröffentlichte darüber: »Recherches sur plusieurs points de l'astronomie égyptienne«
(Par. 1829);
»Recherches sur l'ancienne astronomie chinoise« (das. 1840) und »Études
sur l'astronomie indienne et sur l'astronomie chinoise« (das. 1862).
Mit Arago verfaßte er »Recueil d'observations
géodésiques, astronomiques et physiques« (Par. 1824).
»Essai sur l'histoire de
l'instruction publique en Chine« (das. 1845, 2
¶
mehr
Bde.) und »Chine et Indo-Chine« (das. 1846). Von seinen Übersetzungen chinesischer Schriften verdient die Bearbeitung der
chinesischen Reichsgeographie »Tcheou-Li« (Par.
1851, 2 Bde.) Hervorhebung.
Karl, Freiherr von, österreich. Militäringenieur, Erfinder des nach ihm benannten Brückensystems,
geb. zu Cascina d'Olmo bei Mailand, studierte in PaviaMathematik, trat 1812 in die Militärschule zu Pavia und wurde 1816 zu
dem militärisch-geographischen Institut in Mailand kommandiert, wo er bis 1821 bei den Aufnahmen beschäftigt
war. Von 1823 bis 1826 war er Lehrer der Mathematik an der Pionierschule in Mailand. 1825 trat er mit der von ihm erfundenen
Kriegsbrücke hervor, welche 1828 eingeführt wurde. 1831-35 war er als Hauptmann beim Bau derBefestigungen von Linz thätig
und erfand hier eine neue Lafettierung für die in den Türmen aufgestellten Haubitzen. Im J. 1835 leitete
er die Befestigungen des Poüberganges und trat 1836 als Major wieder in das Pionierkorps, für welches er mehrere Reglements
und Abhandlungen verfaßte. Im J. 1839 baute er bei Brescello eine Militärbrücke über den Po, welche alle Erwartungen übertraf,
und 1840 wurde nach seinem System ein größerer Brückentrain angefertigt und die Manöver damit eingeübt.
Im August wurde er Oberstleutnant.
Fast alle europäischen Armeen sandten Offiziere nach Wien,
[* 109] um die neuen Brückeneinrichtungen kennen zu lernen. Nach Entwerfung
des Studienplans für die neuerrichtete lombardisch-venezianische adlige Leibgarde wurde Birago 1840 Premierwachtmeister dieser
Garde und 1841 Oberst. Im J. 1844 wurde ihm das Brigadekommando der 1843 vereinigten Pionier- und Pontonierkorps
übertragen und er zugleich in den Freiherrenstand erhoben. Er starb Über den von Birago erfundenen
Brückentrain, der nach und nach in fast allen ArmeenEuropas Eingang gefunden hat, s. Feldbrücken.
[* 110]
Bezirk in der englisch-ind. PräsidentschaftBengalen, 4547 qkm
(82,6 QM.)
groß mit (1881)
794,428 Einw., liegt zwischen den Plateau von Zentralindien und dem Gangesthal und wird von der Gangesthalbahn durchschnitten.
Der Boden ist fruchtbar und wird wegen des leichten Absatzes immer besser ausgenutzt. Die Landschaft hat eine große geschichtliche
Bedeutung; sie war über 2000 Jahre der Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen den Ariern, die von Hindostan
aus nach Bengalen vorrückten. Es galt für die Arier, die Pässe aus Zentralindien nach dem Ganges offen zu halten, und die Erinnerung
an die hartnäckigen Kämpfe spricht sich im Namen Birbhum aus, der für einen Teil dieses in alter Zeit umfangreichern Gebiets
Mallabhumi (»Land der Ringer«) lautete.
Birchs wissenschaftliche Thätigkeit erstreckt sich nicht nur über griechische, römische und britische Antiquitäten, Numismatik
und Ethnographie,
[* 113] sondern er war auch bei der Herausgabe der Keilinschriften thätig, veröffentlichte
im »Asiatic Journal« Übersetzungen aus dem Chinesischen und widmete schließlich den ägyptischen Hieroglyphen das eingehendste
Studium. Infolgedessen mit Bunsen in Verkehr tretend, bearbeitete er für dessen Werk über Ägypten
[* 114] den die Hieroglyphen betreffenden
philologischen Teil.
Namentlich der erste und fünfte Teil der englischen Ausgabe dieses Werkes, welche 1867 nach BunsensTod
erschienen, sind durch Birchs Beiträge wertvoll. Der letzte Band enthält außer einer hieroglyphischen Grammatik und einem
reichhaltigen hieroglyphischen Wörterbuch auch die erste vollständige Übersetzung des Totenbuchs der alten Ägypter. Außer
vielfachen Beiträgen zu den verschiedenartigsten Zeitschriften und gelehrten Werken hat er folgende Hauptwerke
veröffentlicht: »Hieroglyphics on the coffin of Mycerinus found in the third pyramid of Gizeh« (Lond. 1838);
»Inscriptions in
the hieratic and demotic character from the collections of the British Museum« (1868);
»Ancient history
from the monuments: Egypt« (1875);
»Egyptian texts edited for the use of students« (1877).
Auch an der Herausgabe der »Select papyri in the hieratic character« (1841-60)
hat Birch hervorragenden Anteil. Birch ist Präsident der Society of Biblical Archaeology und Ehrenmitglied der verschiedensten gelehrten
Gesellschaften.