dem sich in kürzerer Fassung die »Lettische
Grammatik«
(Mitau 1863) und als populäres Handbüchlein »Die
Elemente der lettischen
Sprache« (das. 1861) anschlossen. Seit 1864
Präsident der Lettischen litterarischen
Gesellschaft in
Mitau, veranlaßte Bielenstein die Bearbeitung eines »Lettischen
Wörterbuchs« (durch Ulmann,
Riga
[* 11] 1872, Bd. 1) und übernahm die sprachliche
und exegetische
Revision der lettischen
Bibel
[* 12]
(Mitau 1877). Daneben gibt er eine große Sammlung lettischer
Volkslieder heraus und veröffentlichte
»Tausend lettische
Rätsel, übersetzt und erklärt«
(Mitau 1881). Das
»Magazin der Lettischen
litterarischen
Gesellschaft« enthält viele wertvolle
Aufsätze von Bielenstein.
Stadt in Österreichisch-Schlesien, an der galizischen
Grenze, an der
Biala, welche Bielitz von der
galizischen Stadt
Biala trennt, und an der
LinieDzieditz-Saybusch der Ferdinands-Nordbahn gelegen, hat ein altes
Schloß des
Fürsten Sulkowskij mit schönem
Park, 1 katholische und 1 prot.
Kirche, 1 ev. Waisenhaus, 1
Handels- undGewerbebank, 1
Filiale
der
Österreichisch-UngarischenBank und (1880) mit den 3 Vorstädten 13,060 Einw.
Die industrielle Thätigkeit erstreckt sich vornehmlich auf Schafwollverarbeitung, in welcher
Branche Bielitz mit der Nachbarstadt
Biala nächst
Brunn und
Reichenberg
[* 13] den ersten
Rang in der österreichisch-ungarischen
Monarchie behauptet (56,000
Spindeln, 1600 mechanische
Webstühle,
[* 14] 3000
Arbeiter; vgl.
Haase, Die Bielitz-Bialaer Schafwollwarenindustrie, Bielitz 1874). Der Tuchhandel ist besonders
nach
Galizien,
Ungarn
[* 15] und dem
Orient sehr lebhaft. Außerdem hat Bielitz
Fabriken für
Maschinen,
Kratzen, Drahtnägel,
Schrot und
Papier, 1 Flachsspinnerei
und 1 Gasanstalt. Es ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für den Landbezirk Bielitz), eines Bezirksgerichts und
eines
Hauptzollamts.
Kreishauptstadt in der ital.
ProvinzNovara, rechts am Cervo, mit der
LinieMailand-Turin
durch Zweigbahn verbunden, amphitheatralisch an einem
Hügel hinaufgebaut und daher in
Ober- und Unterstadt geteilt, jene mit
einem großen, von Bogengängen umgebenen Platz, an dessen einer Seite sich der
Palazzo Civico, an der andern der des
Fürsten
della
Cisterna, dazwischen das unsaubere
Judenquartier befindet. Unter den zehnKirchen ist die schöne
Kathedrale hervorzuheben.
Die Einwohner, deren Zahl (1881) 11,662 beträgt, betreiben
Tuch-,
Papier- und Eisenwarenfabrikation und
Handel mit
Seide,
[* 16]
Wein,
Öl,
Hanf und
Kastanien. hat ein königliches und ein bischöfliches
Gymnasium, ein
Seminar, eine
Notariats- und eine technische
Schule und ist Sitz eines
Bischofs und zweierTribunale. 7 km nördlich liegt am
Berg Mucrone, 1250 m hoch,
die besuchte Wallfahrtskirche
Madonna d'Oropa, in welcher alle hundert Jahre ein achttägiges
Fest gefeiert wird (zuletzt 1825).
August, poln. Gelehrter und Dichter, geb. 1806 zu Krechowiec,
studierte in
Lemberg
[* 17] und begann seine litterarische Thätigkeit mit Übersetzungen serbischer
Volkslieder
(1830) und der alten kleinrussischen
Igor-Dichtung
(Lemberg. 1833). Unter seinen eignen
Dichtungen ist die historische
Rhapsodie
»Piesne o Henryku Poboznym« die bedeutendste. Erst in spätern Lebensjahren
widmete sich Bielowski ausschließlich historischen
Studien.
Sein »Wstep krytyczny do dziejów Polski« (Lemb.
1850), worin er
Dacien als die Urheimat des polnischen
Stammes bezeichnet, leidet an willkürlichen
Kombinationen
und ist von andern polnischen Geschichtsforschern, namentlich von
Bartoszewicz (1852),
aufs schärfste verurteilt worden.
Am verdienstlichsten ist die Veröffentlichung der
»Monumenta Poloniae historica« (1874 bis 1876, 3 Bde.).
Bielowski starb als
Direktor der Ossolinskischen
Bibliothek in
Lemberg.
Stalaktitenhöhle im Harzgebirge, im braunschweig.
FürstentumBlankenburg, westlich
von der
Baumannshöhle (s. d.), in der rechten Bergwand des Bodethals, 33 m über
der Thalsohle. Sie wurde schon um 1672 aufgefunden, aber erst 1788 zugänglich gemacht und nach dem
GötzenBiel, welcher vorzeiten
auf dem
Berg, in welchem sie sich befindet, einen
Altar
[* 18] gehabt haben soll, benannt. Sie hat 12-15 Hauptabteilungen
mit einer Gesamtlänge von 210 m. Unter den mehr zierlichen als großartigen Stalaktiten, welche
die
Höhle schmücken, nehmen die der sogen. Einsiedlergrotte den ersten
Rang ein.
eine Geschichte von der
Schöpfung bis auf Bielskis Zeit, und »Kronika polska« (das.
1597, von seinem Sohn
Joachim,
Sekretär
[* 21] König
Siegmunds III., bis 1597 fortgesetzt), eine Geschichte
Polens, sind für das
Entstehen der polnischen
Prosa epochemachend und die ersten eigentlichen Geschichtswerke in polnischer
Sprache. Beide
Chroniken
wurden 1617 vom
Bischof von
Krakau verboten. Sonst schrieb Bielski: »Sprawa rycerska«, eine
Darstellung des Kriegswesens alter und neuer Zeit, und zwei satirische Gedichte, in welchen er die
Polen zur Einigkeit und
Tapferkeit ermahnt.
(spr. bjenn-eme), Luigi, ital. Bildhauer, geb. 1795 zu
Carrara, trat in Rom
[* 23] in das Atelier von Thorwaldsen, welcher ihn bei mehreren seiner Werke zum Mitarbeiter wählte. Anfangs in
Rom, später in Florenz
[* 24] ansässig, schuf er meist ideale, lyrische oder auch religiöse Figuren, die er in poetischer Weise mit
Zartheit und technischer Gewandtheit ausführte. Darunter sind hervorragend: eine im Bad
[* 25] überraschte
Diana, eine Venus mit dem Apfel, Venus im Bad, eine
[* 22]
Figur der Unschuld mit der Taube, ein kleiner Christus, den ein Engel vor einer
Schlange
[* 26] warnt, eine liegende Bacchantin und ein Amor, der die Spitze eines Pfeils prüft. Er starb in
Florenz.
(Immen, Blumenwespen, ApiariaeGerst., AnthophilaLath.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler,
[* 29] gedrungen
gebaute, meist stark behaarte Insekten
[* 30] mit nicht gestieltem Hinterleib, beim Männchen längern und oft weniger deutlich gebrochenen
Fühlern als beim Weibchen, nicht ausgerandeten Augen, stets mit Nebenaugen, messerförmigen und, wie die Unterlippe (Zunge),
meist stark verlängerten Unterkiefern, kleiner, schildförmiger Oberlippe, hakenförmigen Oberkiefern, ein- bis sechsgliederigen
Kiefer- und viergliederigen Lippentastern, in der Regel verbreiterten und an der Innenseite bürstenartig behaarten Schienen
und Metatarsen der Hinterbeine, nicht faltbaren Flügeln und bei den Weibchen (und Arbeitern) mit einem
in den Hinterleib zurückziehbaren, mit Widerhaken versehenen, durchbohrten Stachel, der mit einer Giftblase in Verbindung steht
und beim Stich abbricht.
Die Bienen tragen für ihre BrutHonig und Blütenstaub ein, erstern im Innern des Körpers, letztern als Höschen an den Hinterbeinen,
und je nachdem dies geschieht, unterscheidet man Schienen- und Schenkelsammler. Bei erstern ist die ganze
äußere Seite der Hinterschienbeine und Hintertarsen dicht behaart, bei letztern außerdem noch die Unterseite der Hinterschenkel
und Hinterhüften und selbst noch die Seiten der Mittelbrust, während bei den Bauchsammlern an den Hinterbeinen die Sammelhaare
fehlen, wogegen die ganze untere Fläche des Hinterleibes mit Borstenhaaren besetzt ist.
Die Weibchen der Schmarotzer- oder Kuckucksbienen legen ihre Eier
[* 31] in die Nester andrer und die entstehenden Larven, welche sich
weit schneller entwickeln als die der rechtmäßigen Bewohner, zehren die für letztere bestimmte Nahrung auf, wodurch diese
dem Hungertod preisgegeben werden. Von den Sammel- oder Kunstbienen bauen die Weibchen der einsam lebenden
ArtenNester, die aus einem HaufenZellen bestehen, von denen jede zum Wohnsitz einer Larve bestimmt und deshalb mit einem aus
Honig und Blumenstaub bereiteten Futtersaft angefüllt ist, welcher der Larve bis zu ihrer Ausbildung als Nahrung dient.
Solche Nester werden meist in der Erde oder in Mauern angelegt, auch als klumpenartige Gehäuse an Mauern und Wänden angeklebt,
während andre Arten in altem Holz
[* 32] einen Gang
[* 33] bohren, an dessen Ende sich die in mehreren Stockwerken übereinander liegenden
Zellen befinden. Die gesellig lebenden Sammelbienen besitzen allein ein wahres Körbchen an dem ersten
Tarsalglied des Hinterfußes, worin die in einen Klumpen zusammengeballte Ladung Blumenstaub nach Hause getragen wird.
IhreGesellschaften sind bald jährig, wie bei den Hummeln, bald dauernd, wie bei den Honigbienen, und ihre Zellen werden stets
aus Wachs gebildet. Bei
beiden Arten von Gesellschaften kommen stets Männchen, größere (fruchtbare) Weibchen
und kleinere (unfruchtbare) Weibchen oder Arbeiter vor; in den Sommergesellschaften aber arbeiten die Weibchen ebenso thätig
wie die eigentlichen Arbeiter, während bei den dauernden Gesellschaften der Honigbienen in jeder nur ein einziges Weibchen
existiert.
Die GattungBiene(Honigbiene,Apis
[* 34] L.), charakterisiert durch die dornenlosen, breiten Hinterschienen, zerfällt in
zwei Gruppen. Zu der ersten Gruppe, deren Metatarsus der Hinterbeine an den Innenseiten 13 Querreihen von Borsten trägt, gehört
nur die große südasiatische Biene(A. dorsataFab.), in Ostindien
[* 35] und auf den Sundainseln. Die zweite Gruppe trägt am Metatarsus
der Hinterbeine nur zehn deutliche Borstenreihen und zerfällt in drei Arten: die südasiatische Biene(A. indicaFab.), vorzugsweise in Vorderindien;
die kleine südasiatische Biene(A. floreaFab.), die kleinste aller und unsre
Honigbiene (Hausbiene, Biene, Imme, A. mellificaL., s. Tafel »Hautflügler«).
Von dieser sind nach Farbe und Größe fünf Rassen
zu unterscheiden:
1) Die einfarbig dunkle Biene (A. mellifica im engern Sinn), im nördlichen Europa bis zum 60. und 61.°
nördl. Br., in ganz Mitteleuropa und in einigen Gegenden Südeuropas und Nordafrikas. Eine sekundäre Abänderung derselben
ist die griechische oder Hymettus-Biene (A. Cecropia).
2) Die bunte südeuropäische Biene, mit gelbem oder gelblichem ersten Hinterleibssegment und in Südfrankreich und Westasien
mit gelben Schildchen. Im Genuesischen, in Venetien und in der Lombardei hat diese Biene ein schwarzes Schildchen und ist unter
dem Namen der italienischen Biene(A. ligusticaSpin.) bekannt. Sie wurde 1853 durch Dzierzon in Deutschland
[* 36] eingeführt.
4) Die spezifisch afrikanische Biene(A. AdansoniLatr.), mit Ausnahme Nordafrikas über das ganze Innere des Erdteils bis zum
Kap hin verbreitet, von der Größe der ägyptischen Biene, aber mit graugelber Behaarung.
5) Die madagaskarische Biene(A.unicolorLatr.), auf Madagaskar
[* 39] und Mauritius, auffallend schwarz gefärbt.
Diese Rassen paaren sich erfolgreich untereinander, und die entstehenden Mischlinge sind unter sich wieder fortpflanzungsfähig.
Im normalen Zustand besteht ein Bienenvolk aus den Drohnen, der Königin (Weisel) und den Arbeitsbienen. Die Drohnen sind die
Männchen. Ihr Leib ist kurz und dick, etwas kantig. Die facettierten Augen stoßen auf dem Scheitel aneinander, so daß die
drei einfachen Augen auf die Stirn gedrängt sind. Die fadenförmigen, geknickten Fühler sind 14gliederig.
Die bewegliche Oberlippe ist zottig behaart, der Oberkiefer doppelt gezahnt, und die Vorderflügel decken den Hinterleib.
Die Königin ist das einzige vollkommene Weibchen im Volk. Sie ist die längste Biene und hat einen rundlich herzförmigen Kopf.
Die facettierten Augen sind nur schmal und lassen auf dem Scheitel eine breite Stirn, auf welcher die drei
einfachen Augen stehen. Die Fühler sind nur 13gliederig und die Oberkiefer nach hinten zu ausgehöhlt. Zwischen der Scheide
und dem After liegt der Stachelapparat, der den Drohnen gänzlich fehlt. Die Arbeitsbiene ist das kleinste Wesen im Bienenvolk.
Ihr Kopf ist beinahe dreieckig, aber oben etwas eingebogen. Die Stellung der Augen ist von der bei der Königin
nicht verschieden, und die Fühler bestehen ebenfalls aus 13 Gliedern. Sie besitzt die am vollständigsten entwickelten Mundteile
und an den Hinterbeinen den Sammelapparat. Die Außenfläche der Hinterschienen
[* 27]
(Fig. 1 a) ist grubenartig
eingedrückt, von einfachen Randborsten umstellt (Körbchen b) und dient zur Aufnahme desBlütenstaubes. Das erste Tarsalglied
c ist vergrößert, länglich vierseitig und trägt auf der innern Seite zehn Querreihen brauner Haare
[* 51] (Bürste, Hechel d).
Den Drohnen und Königinnen fehlen Körbchen und Bürste.
Jede der letzten vier Bauchschuppen der Arbeitsbiene besteht aus zwei Querhälften; die vordere ist weich,
durchscheinend, von hornigen Rändern eingefaßt und durch eine Hornleiste in zwei Seitenhälften geteilt; diese sogen.
Spiegel
[* 52] werden als die Werkstätten der Wachsbereitung angesehen. Hebt man mit einer Nadel den hintern (äußern) Teil einer
Bauchschuppe auf, so sieht man die Spiegel ganz deutlich. Den Drohnen fehlen die Spiegel
ganz, und auch
bei der Königin sind sie kaum vorhanden.
Eierstöcke und Samentasche der Arbeitsbiene sind in hohem Grad verkümmert, sie besitzt aber einen Stachelapparat, zu welchem
zunächst die Giftdrüse
[* 27]
(Fig. 2 a) gehört, deren kurzer Gang das Gift in die Giftblase b führt. Durch einen
kurzen Stiel gelangt das Gift in den Stechapparat, der aus der Stachelrinne c mit den beiden Stechborsten dd und zwei Stachelscheiden
ee besteht und im Ruhezustand eingezogen wird. Die Verdauungswerkzeuge bilden einen häutigen Schlauch, der am Mund beginnt
und sich bis zum After erstreckt; das vordere Ende bildet die Speiseröhre
[* 27]
(Fig. 3 a), die sich zu der
beutelförmigen Honigblase erweitert; an diese schließt sich der Mitteldarm oder Chylusmagen b, der sich zum Dünndarm verengert.
Auf letztern folgt endlich der den Kot absondernde Hinterdarm c. Die umfangreichen Speicheldrüsen sondern den Speichel ab.
In denDünndarm münden die fadenförmigen Malpighischen Gefäße (s. Figur 3).
Ist die junge Königin in ihrem Volk zur Alleinherrschaft gelangt (s. Bienenzucht),
[* 53] so erwacht ihre Brunst, und sie fliegt in den
schönsten Tagesstunden aus, um in der Luft eine Drohne aufzusuchen. Trifft sie auf diesen Brautausflügen nicht mit einer
Drohne zusammen, so erstirbt die Brunst und wird nie wieder rege. Nach der Begattung verläßt die Königin,
außer beim Schwärmen (s. Bienenzucht), ihren Stock nie wieder; Belustigungs- und Reinigungsausflüge hält sie nicht, sondern
gibt ihren Unrat im Stock von sich. Im normalen Zustand des Volkes legt die Königin die Eier zu allen Bienen. Sie besitzt aber das
Vermögen, die Eier willkürlich mit dem bei der Begattung aufgenommenen Samen
[* 54] zu befruchten oder nicht;
aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Drohnen, aus befruchteten weibliche Bienen. Dies ist von Bedeutung, weil die Zellen der
Männchen von denen der Weibchen verschieden sind und Männchen nur zu einer gewissen Zeit (Mai bis Juli) erbrütet werden.
Unbegattet gebliebene Königinnen legen, sobald ihre Brunst erloschen ist, auch Eier; ebenso setzen einzelne Arbeitsbienen,
wenn das Volk längere Zeit hindurch ohne Königin lebte, Eier ab; alle diese Eier sind lebensfähig, entwickeln sich aber ausnahmslos
zu Männchen, die wieder im stande sind, eine Königin zu begatten und zum Legen weiblicher Eier geschickt
zu machen. Unter besonders günstigen Umständen
[* 27]
^[Abb.: Fig. 1. Hinterbein der Arbeiterin. b Körbchen, c Tarsalglied mit dem Bürstchen (d) auf der Unterseite.]
[* 27]
^[Abb.: Fig. 2. Stachelapparat der Biene.]
¶
Den Drohnen und der Königin liegt lediglich die Fortpflanzung der Art ob; alle übrigen Geschäfte außerhalb und innerhalb
des Stockes besorgen die Arbeitsbienen. Sie lecken den Blumennektar (auch andre Süßigkeiten: Blattlaushonig, Blatthonig
etc.) auf, sammeln ihn in der Honigblase an und setzen ihn, in den Stock zurückgekehrt, in die Zellen
ab. Der Bienenhonig ist aber nicht etwa bloß durch Verdunstung von Wasser verdickter Pflanzennektar, sondern er ist ein Produkt
der Bienen, das im Honigmagen durch einen chemischen Prozeß aus Nektar erzeugt wird.
Den Pollen (Blumenstaub) sammeln die Bienen von den männlichen Blütenteilen, befeuchten ihn mit Speichel
und Honig, um ihn klebrig zu machen, und tragen ihn in ihren Körbchen als sogen. Höschen in
den Stock, um ihn in die Zellen zu stampfen. Wasser brauchen die Bienen zur Löschung ihres Durstes, und um verzuckerten Honig
wieder flüssig zu machen; sie sammeln es aber nicht in den Zellen auf, sondern teilen es sich gegenseitig mit. Von verschiedenen
Pflanzen, z. B. den Knospen
[* 56] der Erlen, Kastanien etc., tragen die Bienen Kitt ein, jedoch nicht auf Vorrat, sondern um ihn sogleich
zur Abglättung der Wohnung, zur Verstopfung aller Ritzen derselben und zur stärkern Befestigung der Waben
an der Decke
[* 57] und den Wänden zu verwenden.
Die Wachsbereitung ist in der Regel ebenfalls eine Arbeit der jüngern Bienen. Wollen die Bienen Wachs erzeugen, so
nehmen sie vielen Honig und Pollen in ihren Chylusmagen auf und lassen den bereiteten Chylus ins Blut übergehen, aus welchem
sie das Wachs in den sogen. Spiegeln abscheiden und an den vier letzten Bauchschuppen in Gestalt dünner, länglichrunder Blättchen
als Wachs hervortreten lassen. Die Wachserzeugung ist daher ein willkürlicher Akt der Bienen. Das Bauen der
Waben besorgen ebenfalls die jungen Bienen. Die bauenden Bienen ziehen mit
den Hinterfüßen sich selbst
und andern Bienen die Wachsblättchen aus den Bauchringen hervor, zerkauen und bespeicheln sie und bringen sie nun dort an, wo
sie eine Wabe beginnen oder weiterführen wollen.
Jede Wabe besteht aus einer Mittelwand, an welcher auf beiden Seiten horizontal liegende sechseckige Zellen aufgeführt sind.
Die Zellen, mit welchen die Waben an der Decke befestigt sind (Heftzellen), sind fünfeckig, damit jede derselben mit einer
flachen Seite befestigt werden kann. Die kleinen sechseckigen Zellen (Arbeiterzellen) dienen zur Erbrütung
der Arbeitsbienen und die großen sechseckigen Zellen (Drohnenzellen) zur Erbrütung der Drohnen. Übergangszellen sind da
vorhanden, wo die Bienen von Arbeiterzellen zu Drohnenzellen übergehen.
Verlängerte Arbeiter- und Drohnenzellen dienen nur zur Aufspeicherung des Honigs. Die Weiselzellen stehen isoliert, mit der
Mündung nach unten, sind eichelförmig und inwendig rund; nach dem Ausschlüpfen der Königin werden
sie in der Regel wieder abgenagt. Es gibt unter ihnen zwei Formen, sogen. Schwarmzellen und Nachschaffungszellen; die erstern
sind gleich anfänglich als Weiselzellen angelegt und haben einen runden Boden, die andern sind umgeformte Arbeiterzellen
mit einem Pyramidenboden. Die eigentliche Bauzeit der Bienen ist der Frühling, besonders die MonateMai und
Juni. Neugebaute Waben sind schneeweiß, durch die Ausdünstung der Bienen werden sie aber bald gelblich und dunkel gefärbt.
Solange die Arbeiter- und Drohnenlarven gekrümmt auf dem Zellenboden liegen, wird ihnen nur Futtersaft gereicht; sobald sie
aber das Kopfende aufwärts richten, erhalten sie bis zur Bedeckelung Honig und Pollen und müssen das
Futter nun selbst verdauen. Eine königliche Larve erhält von Anfang an bis zur Bedeckelung der Zelle
[* 58] nur feinsten Futtersaft
in überreicher Menge. Es ist also neben der geräumigen Zelle das reiche und sorgfältiger präparierte Futter, welches in der
königlichen Larve die vollständige Entwickelung der Geschlechtsorgane bewirkt. Zugleich erhellt, daß
die Larven in den Arbeiterzellen, da ihnen vom sechsten Tag an, wenn die Entwickelung der Geschlechtsorgane beginnt, unverdautes
Futter gereicht wird, sich zu Weibchen mit unentwickelten Geschlechtswerkzeugen ausbilden. In der Regel entwickelt sich aus
dem Bienenei in drei Tagen eine Larve. Die Königin ist 5½ Tage offene
[* 55]
^[Abb.: Fig. 3. Verdauungsapparat der Biene.]
¶
mehr
Larve und 8½ Tage bedeckelte Nymphe, die Arbeitsbiene 6 TageLarve und 11 Tage bedeckelte Nymphe, die Drohne 6 Tage offene Larve und 15 Tage
bedeckelte Nymphe; es entwickelt sich demnach, vom Moment des gelegten Eies an gerechnet, die Königin in 16, die Arbeitsbiene
in 20 und die Drohne in 24 Tagen. Von der Erzeugung der einzelnen Wesen, welche zur Erhaltung eines Bienenvolks
notwendig sind (Fortpflanzung im engern Sinn), ist die Erzeugung eines neuen und zweiten Bienenvolks (Fortpflanzung im weitern
Sinn) zu unterscheiden. Die Geburt eines neuen jungen Bienenvolks erfolgt im Schwärmakt (s. Bienenzucht).
Da Honig keinen Stickstoff enthält, so können die Bienen auf die Dauer von bloßem Honig nicht leben; den
Stickstoff, den sie zur Erhaltung ihres Lebens genießen müssen, liefert ihnen, wie schon erwähnt, der Pollen. Die Drohnen und
die Königin verzehren Futtersaft und Honig; sie erhalten also den nötigen Stickstoff in dem Speisesaft; rohen Pollen fressen
beide Bienenwesen nie. Die Arbeitsbienen genießen zur eignen Leibesernährung unverdauten Honig und Pollen.
Arbeitsunfähige und krüppelhafte Arbeitsbienen und Drohnen werden im Bienenvolk nicht geduldet, sondern von den Arbeitsbienen
unbarmherzig zum Flugloch hinausgetrieben. Lehrt der Instinkt ein Volk, daß die Fruchtbarkeit seiner Königin zu Ende geht, so
erbrütet es rechtzeitig eine junge und beseitigt die alte (Königinwechsel). Das Durchschnittsalter
der Königin beträgt drei, bisweilen fünf Jahre. Die Drohnen leben vom Mai bis Anfang August, wo sie von den Arbeitsbienen
in der sogen. Drohnenschlacht vertilgt werden (s. Bienenzucht).
Die Arbeitsbienen erreichen im Sommer ein durchschnittliches Alter von sechs Wochen; die im Herbst erbrüteten
Arbeitsbienen leben bis ins Frühjahr des nächsten Jahrs. Die jüngern Bienen verrichten die Arbeiten innerhalb des Stockes und
machen etwa am achten Tag ihres Insektenlebens ihre ersten Ausflüge; nach Tracht stiegen die jungen in der Regel erst vom 16. Tag
an, nachdem sie die Zellen verlassen haben. Erforderlichen Falls können die ältern Bienen die regelmäßigen
Arbeiten der jungen verrichten, nicht aber können die jungen Bienen früher als nach naturgemäßer RegelHonig, Pollen, Wasser und
Kitt eintragen; auch die Not vermag sie nicht auf die Weide
[* 60] hinauszutreiben.
Im Frühjahr halten die Bienen Reinigungsausflüge oft schon bei 6° R. Wärme
[* 61] im Schatten;
[* 62] Ausflüge nach
Tracht unternehmen sie bei mehr als 12° R. im Schatten, stark fliegen sie bei 18-20° R. Die äußere Temperatur hat auf die
Wärme im Bienenvolk nur unbedeutenden Einfluß, denn selbst bei etwa 6-8° findet man im Innern des Volkes 20 und mehr GradWärme. Im Brutnest und im bauenden Volk herrschen in der Regel 26-28° Wärme. Steigt die Wärme im Bienenstock
über 29°, so stellen die Bienen alle Arbeiten ein, setzen sich müßig vor den Stock (Vorliegen der und fächeln (ventilieren)
stark im Flugloch, um die verderbliche Hitze aus dem Stock zu treiben.
Die fächelnden Bienen sitzen die Wände entlang und auf dem Bodenbrett bis zum Flugloch hinaus, sich die
erwärmte Luft von oben nach unten gleichsam mit den Flügeln zuwerfend; dabei strömt die Luft so stark aus dem Flugloch hervor,
daß sie ein kleines Papierwindmühlchen in Bewegung setzt. FrischeLuft strömt ganz von selbst durch das
Flugloch ein. Die fächelnden Bienen gaben seit Plinius zu der Fabel von der Thorwache der Bienen Veranlassung; wenn auch die am Flugloch
fächelnden Bienen ankommende Räuber abwehren, so thun sie nur das, was jede
andre Biene thut, die sich in der Nähe des Flugloches
aufhält.
Die Drohnen besitzen, wie erwähnt, keinen Stachel, und ihre kurzen Beißzangen benutzen sie auch nicht
als Waffe. Die Königin gebraucht ihren Stachel nur gegen andre Königinnen und nie gegen Arbeitsbienen; auch den Menschen sticht
sie freiwillig nicht. Die Arbeitsbienen bedienen sich der Beißzangen als Waffen,
[* 63] um fremde Bienen festzuhalten oder ihnen sowie
den Drohnen in der Drohnenschlacht die Flügel zu verdrehen. Ihre Hauptwaffe ist jedoch der Stachel, den
sie gegen jede fremde Biene sowie gegen andre Tiere und Menschen gebrauchen.
Das Bienengift lähmt gestochene einzelne Glieder
[* 64] und tötet die Bienen. Die Arbeitsbienen fallen Menschen und Tiere an, wenn sie
ihren Stock oder ihre Königin in Gefahr glauben; sie stechen darum besonders in der Nähe ihrer Wohnung oder
beim Einfassen des Schwarmes; die sammelnden Bienen sind auf dem Feld scheu und furchtsam. Besonders stechlustig sind die Bienen bei
heißer Luft und namentlich bei Gewitterschwüle; auch weisellose Völker sind sehr stechlustig. Das Bienengift, dessen Hauptbestandteil
konzentrierte Ameisensäure ist, verursacht Schmerz, Entzündung und Geschwulst; manche Personen bekommen
schon von einem einzigen Stich das Nesselfieber.
Ein Universalmittel gegen den Bienenstich gibt es nicht. Die einzig rationelle Behandlung des gestochenen Körperteils besteht
darin, daß man den stecken gebliebenen Stachel möglichst schnell entfernt, hierauf die Stichwunde so lange ausdrückt, bis
ein Bluttröpfchen hervortritt, und schließlich die schmerzhafte Stelle mit feuchtem Lehm etc. kühlt. Viele Bienenzüchter
sind der Ansicht, daß sich der menschliche Organismus an das Bienengift gewöhnt, weil bei Personen, die häufig gestochen
wurden, endlich keine Geschwulst mehr eintrat. Zu den Bienengewächsen, d. h. den Pflanzen, welche von den Bienen gern
besucht werden, gehören alle blühenden Obstbäume, besonders Kirsch- und Apfelbäume, außerdem die Linde, Akazie, Weide, Roßkastanie
etc.; Haselnuß, Sahlweide, Heidekraut, Ginster etc.; Esparsette, Raps, Buchweizen, weißer Klee, Honigklee (Bocharaklee), Hederich,
Wicke, Pferdebohne, Sonnenblume etc.
Vgl. Huber, Nouvelles observations sur les abeilles (2. Ausg., Par. u.
Genf
[* 65] 1814, 2 Bde.; deutsch mit Anmerkungen herausgegeben
von G. Kleine, Einbeck
[* 66] 1856-59, 2 Bde.);
(Meropidae Gray), Familie der Klettervögel,
[* 67] Prachtvögel mit gestrecktem Körper, an der Wurzel
[* 68] ziemlich
starkem, nach unten sanft gebogenem Schnabel, welcher länger als der Kopf, komprimiert und zugespitzt
ist, und dessen Oberschnabel etwas länger als der untere, aber nicht hakig ist. Die Läufe sind sehr kurz, die Zehen lang,
die äußern bis zum zweiten, die innern bis ans erste Glied
[* 69] verbunden. Die Flügel sind lang, spitz, der gerade Schwanz ist
entweder gerade abgeschnitten, gegabelt oder sanft abgerundet. Die beiden Mittelfedern verlängern sich
bei vielen Arten bis auf das Doppelte der Länge aller übrigen Steuerfedern. Das Gefieder ist fast immer sehr prachtvoll und
bunt. Die Bienenfresser bewohnen meist die warmen Länder der Alten Welt als Stand- und Strichvögel, die nördlicher wohnenden wandern;
alle sind höchst gesellig und friedlich, ähneln in ihrer Lebensweise meist den Schwalben und beleben
die Gegenden, wo sie vorkommen, ungemein. Sie nähren
¶
mehr
sich ausschließlich von Kerbtieren und verzehren ohne Schaden giftstachlige Insekten. Sie nisten gesellig in tiefen Höhlen,
welche sie in steil abfallenden Erdflächen graben, und legen auf den bloßen Sand 4-7 Eier. In der Gefangenschaft sind sie
nicht zu erhalten. Die einzige europäische Art der Familie, der Bienenfresser (Bienenfänger, Bienenvogel, Bienenwolf,
Heuvogel, Seeschwalm, Merops apiasterL.), ist 26 cm lang, auf der Stirn weiß, am Vorderkopf grünlichblau, am Hinterkopf,
Hinterhals, Nacken und auf den Mittelflügeln kastanien- oder zimtbraun, auf dem Rücken gelb mit grünlichem Schimmer; ein
Zügelstreifen und die Einfassung der hochgelben Kehle sind schwarz, die Unterseite blau- oder spangrün, die
Schwingen grünblau, an den Spitzen schwärzlich; das Auge
[* 71] ist karminrot, der Schnabel schwarz, die Füße sind rötlich. Der
Bienenfresser bewohnt Südeuropa, Vorder- und Südasien, er durchstreift ganz Afrika,
[* 72] kommt in Europa bis Finnland vor, brütet aber selten
nördlich der Pyrenäen und der Alpen.
[* 73] Die Eier (s. Tafel »Eier I«) sind glänzend weiß. Seine Hauptnahrung
sind stechende Insekten, und er plündert häufig Bienenstöcke. In Griechenland
[* 74] schießt man ihn in großer Zahl wegen seines
schmackhaften Fleisches.
(BraulacoecaNitzsch), Insekt aus der Ordnung der Zweiflügler,
[* 76] der Zunft der Pupiparen und der Familie der Bienenläuse
(Braulina), 1,5 mm lang, mit sehr großem, quer-eiförmigem Kopf ohne Augen und Nebenaugen, kurzen, zweigliederigen Fühlern,
welche in tiefen Stirnhöhlen liegen, querem, ringförmigem Thorax, kreisrundem, stark borstigem Hinterleib,
sehr derben Beinen und Fußklauen in Form zweier lang- und dichtzahniger Kämme; Flügel und Schwinger fehlen.
Die Bienenlaus ist bräunlich rostfarben, lebt in Deutschland, Frankreich, Italien
[* 77] meist einzeln auf Honigbienen, am liebsten, wie es
scheint, auf der Königin, saugt sich mit dem Rüssel auf dem Rückenschild fest und stirbt, wenn man sie
von dort entfernt, in wenigen Stunden. Die Larve entwickelt sich, von einer Milchdrüse ernährt, im Innern der Mutter, welche
nur vier Keime besitzt, verhärtet und bräunt sich bald nach der Geburt und liefert dann die Fliege, welche nun auf eine Biene
zu gelangen sucht. Als Bienenläuse bezeichnet man auch die Larven gewisser Blasenkäfer, s. Maiwurm.
(Wachsschabe, Honigschabe, GalleriamellonellaL.),Schmetterling
[* 78] aus der Familie der Zünsler (Pyralidae), 20-35
mm breit, beim kleinern Männchen auf den am Hinterrand ausgefressenen Vorderflügeln aschgrau, am Innenrand braun und
schwarz gefleckt, auf den Hinterflügeln gleichfalls aschgrau; beim Weibchen erscheinen die hinten gerade
abgestutzten Vorderflügel durch schwarze Flecke und braune Wolken dunkler bis auf einen lichten Strahl vor dem Innenrand; die
Hinterflügel sind weißlich.
Sie erscheint im Mai und dann vom Juli ab. Die beinfarbene, mit borstigen Wärzchen besetzte, am Kopf und Nackenschild braune
Raupe lebt in den Waben der Honigbiene, besonders in alten Brutwaben, vom Wachs, welches sie gangartig wegfrißt,
wobei sie
eine lose Gespinströhre anlegt. Man kann sie auch mit ihrem eignen Kot, Leder, Wolle, Papier etc. füttern. Die Entwickelung
dauert nur drei Wochen, die letzte Generation überwintert als Puppe in einem dichten, gestreckten Gespinst. Die Bienenmotte kann
den ganzen Stock zerstören, so daß das Bienenvolk ausschwärmt (Mottenschwarm). Man muß daher auf Schmetterling und Raupe
fleißig Jagd machen.
der Inbegriff der die Bienenzucht betreffenden Rechtsnormen, aus welchen insbesondere folgendes hervorzuheben
ist. Nach römischem und gemeinem deutschen Recht hat der Eigentümer eines Bienenschwarms das Recht, ihn zu verfolgen,
und kann ihn auch auf eines andern Grundstück wieder einfangen. Dagegen betrachten einzelne deutsche Partikularrechte die
auf des Nachbars Grundstück geflogenen Bienen als herrenlos und gestatten deren Okkupation, so z. B. das sächsische Weichbild,
Art. 82: »denn die Biene ist ein wilder Wurm«.
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AndrePartikularrechte gestatten dem Eigentümer des fortfliegenden Schwarmes, diesen noch einige Zeit,
in der Regel drei Tage hindurch, zu verfolgen und auf fremdem Boden wieder einzufangen; so das preußische Landrecht, Teil 1,
Titel 9, § 118; das österreichische Gesetzbuch, § 384. Auf seinem eigentümlichen Grund und Boden kann ein jeder nach seinem
Belieben Bienen halten, ohne von seinen Nachbarn, mögen diese Bienen halten oder nicht, daran verhindert
werden zu können, wenn nicht öffentliche Polizeirücksichten, z. B. in Städten und in der Nähe öffentlicher Anlagen und
Straßen, dieses verbieten.
Hierüber bestehen vielfach polizeiliche Vorschriften. Ein im deutschen Reichstag 1883 eingebrachter Gesetzentwurf wollte die
Befugnis, Bienenvölker zu halten, dahin beschränkt wissen, daß Bienenstände nach der Ausflugseite
hin von der Straße oder von nachbarlichen Grundstücken bis zu 10 m entfernt bleiben oder, wenn sie näher ständen, von Gebäuden
und Einfriedigungen, Zäunen und Hecken bis zu 2½ m Höhe eingeschlossen sein müßten. In frühern Zeiten wurde bisweilen über
streitige Fälle in Sachen der Bienenzucht ein eignes Bienengericht gehalten.
Vgl. Busch, Handbuch des deutschen
Bienenrechts (Arnstadt
[* 80] 1830).
[* 53] die praktische Anwendung der aus der theoretischen Kenntnis der Bienennatur (s.
Bienen) gewonnenen Grund- und Lehrsätze auf die Behandlung dieses Insekts, um einen bestimmten Zweck mit ihm zu erreichen. Selten
betreibt man die Bienenzucht bloß zum Vergnügen oder zu bloß wissenschaftlichen Zwecken; Hauptzweck ist die Gewinnung des Honigs und
des Wachses. Da die Bienenzucht nur ein kleines Anlagekapital erfordert, so ist ihr Ertrag geradezu ein landwirtschaftlicher
Fund, und die Staaten sollten alle Mittel aufbieten, sie zu immer höherer nationalökonomischer Bedeutung zu erheben.
Man unterscheidet zwei Hauptgattungen der Bienenzucht. Die Waldbienenzucht besteht darin, daß man noch stehende Waldbäume
aushöhlt, die Höhlung mit einem Brett, in das man kleine Öffnungen zum Ein- und Ausgehen der Bienen
einschneidet, verschließt und
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