(Glycium)
Be,
Metall, findet sich als
Kieselsäuresalz im
Beryll, Phenakit,
Euklas, Helvin und
Gadolinit, als
Aluminat
im
Chrysoberyll, wird wie
Aluminium dargestellt und bildet ein weißes, hämmer- und dehnbares
Metall vom spez. Gew. 2,1,
Atomgewicht
9,2, ist an der
Luft unveränderlich, schmilzt etwas leichter als
Silber, oxydiert sich auch beim Erhitzen
an der
Luft nur oberflächlich, löst sich in
Salzsäure,
Schwefelsäure
[* 7] und
Kalilauge,
schwer inSalpetersäure, ist zweiwertig
und bildet mit
Sauerstoff das Berylliumoxyd,Beryllerde,
Süßerde BeO, die wie das Berylliumhydroxyd BeH2O2 farb-
und geruchlos und in
Wasser unlöslich ist. DieBerylliumsalze sind farblos, schmecken zusammenziehend,
sehr süß, sind teilweise in
Wasser löslich und werden beim Erhitzen zersetzt. Das
Chlorid BeCl2 entsteht,
wenn man
Beryllerde, mit
Kohle gemengt, im Chlorstrom erhitzt, und sublimiert in farblosen, zerfließlichen
Nadeln.
[* 8] Berylliumoxyd
wurde 1797 von Vauquelin zuerst von der
Thonerde unterschieden, und 1827 wurde das Beryllium von
Wöhler dargestellt.
JohannJakob,
Freiherr von, Chemiker, geb. zu Väfversunda Sorgård im schwedischen
StiftLinköping,
wo sein
VaterSamuel Berzelius
Kaplan war, studierte seit 1796
Medizin in
Upsala,
[* 11] widmete sich jedoch bald vorzugsweise der
Chemie, untersuchte 1799 das
Wasser der
Heilquellen von Medevi und schrieb darüber:
»Nova analysis aquarum Medeviensium«
(Upsala 1800).
Nachdem er eine neue
Dissertation:
»De electricitatis galvanicae in corpora organica effectu«
(Upsala 1802), herausgegeben,
wurde er 1802 zum
Adjunkten der
Medizin und
Pharmazie in
Stockholm
[* 12] ernannt, welches
Amt das Sanitätskollegium eigens für ihn
errichtet hatte. Er gab nun Privatunterricht in der pharmazeutischen
Chemie, hielt aber auch öffentliche
Vorträge in der Experimentalchemie. Im J. 1806 wurde er
Lehrer der
Chemie an der
Kriegsakademie zu Karlberg, 1807
Professor der
Medizin und
Pharmazie in
Stockholm, 1808 Mitglied der königlichen
Akademie der
Wissenschaften in
Stockholm, 1810 deren Vorstand
und 1818 deren beständiger
Sekretär.
[* 13] 1815 erhielt er die Professur der
Chemie an dem medikochirurgischen
Institut zu
Stockholm. 1818 ward in den Adelstand und 1835 in den Freiherrenstand erhoben. Im J. 1832 übergab er seine
Professur
an seinen
Schüler Mosander, um sich ganz seinen Untersuchungen widmen zu können.
Als
Abgeordneter in der
Ständeversammlung sowie seit 1838 als
Reichsrat hat er keine bedeutende Thätigkeit
entwickelt. Er starb in
Stockholm, wo ihm 1855 ein ehernes Standbild errichtet wurde. Berzelius' zahlreiche
Arbeiten waren
epochemachend und für lange Zeit maßgebend auf dem gesamten Gebiet der
Chemie. Er schuf das elektrochemische
System, untersuchte
die
Atomgewichte der einfachen
Körper mit großer Sorgfalt und entdeckte
Selen,
Thorium und
Cerium.
Ganz besondere
Verdienste hat er sich auch um die chemische
Analyse, die
Nomenklatur und die
Klassifikation der chemischen
Verbindungen
erworben. Besonders hervorzuheben ist, daß er es nicht bei der
Aufstellung vereinzelter Untersuchungen
bewenden ließ, sondern immer die durchgreifendsten
Erörterungen über größere Gebiete gab, wodurch die chemische
Wissenschaft
als
Ganzes außerordentlich gewann. Chemiker aller
Länder haben seinen
Unterricht gesucht.
die in
Gemeinschaft mit mehreren andern
Gelehrten herausgegebenen
»Afhandlingar i fysik, kemi och mineralogi« (das.
1806-18, 6 Bde.);
die »Föreläsningar i djurkemien« (das. 1806-1808, 2 Bde.),
an welche sich die »Öfversigt om djurkemiens framsteg« (das.
1812; deutsch von Siegwart, Nürnb. 1815) anschließt;
»Försök att genom anvendandet af den elektro-kemiska
theorien, samt läran om de kemiska proportionerna, grundlägga ett rent vetenskapligt system for mineralogien«
(Upsala 1814; 2. Aufl.,
deutsch von
Rammelsberg u. d. T.:
»Versuch, durch Anwendung der elektrochemischen
Theorie ein
System der
Mineralogie zu begründen«,
Nürnb. 1847);
»Essai sur la cause des proportions chimiques
et sur l'influence chimique de l'électricité« (das. 1819, 2. Aufl.
1835; deutsch von Blöde,
Dresd. 1820);
»Om blåsrörets användande i kemien och mineralogien« (Stockh.
1820; deutsch von
Rose u. d. T.: »Von der Anwendung des
Lötrohrs in der
Chemie und
Mineralogie«, Nürnb. 1821, 4. Aufl. 1844);
Ȇber die
Zusammensetzung der Schwefelalkalien« (deutsch von Palmstedt, das.
1822);
»Untersuchung der
Mineralwässer von
Karlsbad,
Teplitz und
Königswart« (deutsch von
Rose, Leipz. 1823-1825) u. a.
Sein
Hauptwerk ist aber das »Lärebok i kemien« (Stockh.
1808-18, 3 Bde.; 2. Aufl. 1817-1830, 6 Bde.,
deutsch von
Wöhler; 3. und 4. Aufl. nur deutsch von
Wöhler; die 5. Aufl. deutsch von Berzelius, Leipz.
1843-48, 5 Bde.; in fast alle lebenden
Sprachen übersetzt).
Als
Sekretär der
Akademie der
Wissenschaften gab Berzelius die
»Ars berättelser
om framstegen i fysik och kemie« (Stockh. 1820-47, 27 Jahrg.)
heraus, die von
Gmelin,
Wöhler u. a. als »Jahresberichte über die
Fortschritte der
Chemie und¶
mehr
Mineralogie« (Bd. 1-27, Tübing. 1821-48) ins Deutsche
[* 16] übersetzt wurden.
(spr. berschenji),Daniel, einer der vorzüglichsten ungar. Dichter, geb. zu
Hétye im EisenburgerKomitat, besuchte die Schule zu Ödenburg,
[* 19] zeigte hier aber keine besondere Neigung
zum Studium und ward daher zum Landwirt bestimmt. Seit 1802 zu Nikla lebend, erwarb er sich durch Privatstudium ein bedeutendes,
namentlich philosophisches, Wissen und pflegte die Dichtkunst mit solchem Eifer und Erfolg, daß ihn 1830 die ungarische Akademie
zu ihrem Mitglied ernannte. Er starb in Nikla, wo ihm 1869 ein Denkmal errichtet wurde. Berzsényi gehört
mit zu den Begründern der nationalen Lyrik der Ungarn.
Seine ersten dichterischen Produktionen (»Versei«, in 3 Büchern) erschienen 1813, von Helmeczy ohne des Dichters Vorwissen
herausgegeben (2. vermehrte, von Berzsényi selbst besorgte Ausg. 1816),
und wurden von der Nation mit enthusiastischem
Beifall aufgenommen. Sie berührten zum Teil auch die politischen Verhältnisse des Landes in bedeutsamer Weise; namentlich
fand die »Klageode über den VerfallUngarns« bei der malkontenten und zum nationalen Chauvinismus aufgestachelten Jugend lebhaften
Widerhall. Neuere Ausgabe der Dichtungen Berzsényis besorgten Döbrentei (zuletzt Pest 1862) und Toldy (das. 1864, 2 Bde.).
[* 15] Gott der alten Ägypter, von zwerghafter, verkrüppelter und grotesker Gestalt, mit einem
Pantherfell bekleidet und mit hoher Federkrone geschmückt (s. Abbildung). Er ist jedenfalls fremden Ursprungs u.
erscheint in Ägypten
[* 22] häufiger seit der 20. Dynastie. Besa ist namentlich ein Gott der Kunst, des Gesangs und des Tanzes, überhaupt
der Freude; er spielt aber auch als Gott der Entbindung eine Rolle und hatte als solcher in den Tempeln besondere
Gemächer, die man Mommisi (Geburtsort) u. wohl weniger korrekt Typhonia genannt hat. Sein häufiges Vorkommen bei den Phönikern
u. Cypriern spricht dafür, daß er mit dem pygmäenhaften Vulcanus-Patäk im Zusammenhang steht, wie er denn auch
mit Venus in Beziehung gesetzt wird. Frühere Forscher haben Besa für den Typhon der Griechen gehalten; er ist aber von ihm verschieden.
Der Doubs hat hier nämlich durch eine Serpentine ein hohes, fast kreisförmiges Plateau ausgeschnitten, das überall steil
zum Fluß abfällt und nur durch einen schmalen Isthmus, der aber einen noch höhern Felsen (und darum jetzt die die
Halbinsel absperrende Citadelle, 125 m über dem Fluß) trägt, mit dem Land verbunden ist. Auf dieser natürlich festen Halbinsel
steht die Oberstadt, während sich, als der Raum zu eng wurde, am Scheitel der Schlinge und auf dem rechten Flußufer die Unterstadt
entwickelt hat.
Wie zahlreiche römische Altertümer und namentlich ein jetzt als Thor (Porte noire) dienender Triumphbogen
zeigt, war die Stadt unter dem NamenVesontio schon unter den Römern wichtig; bereits vor 1870 durch detachierte Forts verstärkt,
wurde sie in der jüngsten Zeit zu einem gewaltigen verschanzten Lager
[* 27] ausgebaut. Unter den Gebäuden ragen hervor: das Präfekturgebäude;
die Magdalenenkirche mit herrlichem Schiff;
[* 28]
der Justizpalast (aus dem 16. Jahrh.);
der ehemalige Palast des Kardinals Granvella
(von 1534), jetzt Sitz der gelehrten Gesellschaften von Besançon. Die Stadt zählt (1881) 47,332 Einw.,
hat zahlreiche Fabriken, darunter Eisenwerke, Maschinenfabriken und Brettsägen, und ist namentlich Mittelpunkt
der Uhrenindustrie des Departements, welche 13,000 Arbeiter beschäftigt und jährlich 335,000 Uhren
[* 29] (darunter ca. 114,000 goldene)
im Wert von mehr als 14 Mill. Fr. (d. h. über drei Viertel der gesamten Uhrenproduktion Frankreichs) liefert.
die mit der Verteidigung und sonstigen Erhaltung einer Festung oder eines Feldwerks beauftragte Truppe. Die
Stärke
[* 35] der Besatzung berechnet sich bei einem Feldwerk auf einen Mann für jedes Meter der zu besetzenden Feuerlinie. Für hartnäckige
Verteidigung nimmt man eine doppelte in Rotten zu zwei Mann an und wohl noch außerdem eine Reserve von
⅕-⅓ der ganzen Besatzungsstärke. Artillerie, Pioniere, Ärzte, Verpflegungsbeamte etc. sind in derselben mit inbegriffen.
Hieraus ergibt sich der Umfang eines zu erbauenden Werkes für eine bestimmte oder die Stärke der Besatzung für ein
anzulegendes Werk. Die Stärke der Kriegsbesatzung für eine Festung richtet sich sowohl nach der Größe der letztern als nach
deren politischer und strategischer Bedeutung. Während die Stärke der Fußartillerie sich aus der Anzahl und Art der Festungsgeschütze
berechnen läßt, wobei, mit wenigen Ausnahmen, sechs Mann auf ein Geschütz, für die eigentlichen Kampfgeschütze
die doppelte Bedienung, kommen (Aushilfsmannschaften der Infanterie sollen zwar nicht mehr bei der Geschützbedienung zur
Verwendung kommen, werden aber doch erforderlich sein, weil in keinem Lande die Stärke der Festungsartillerie der Zahl der
Festungen entspricht), wird die Stärke der Infanterie durch deren erforderliche Gefechtsstärke neben dem von ihr
zu versehenden Wacht- und Sicherheitsdienst (s. d.) bestimmt.
Dieser Irrtum führte den raschen Fall so vieler französischer Festungen in jenen Jahren herbei, welche
vorwiegend durch die mittels kurzen Bombardements bewirkte Einschüchterung jener Besatzungen zur Ergebung gezwungen wurden.
Dennoch werden auch künftig für die Besatzung einer Festung zu Beginn eines Kriegs kaum andre Truppen zur Verfügung stehen, da die
Linienregimenter zur Aufstellung der Feldarmee herangezogen werden müssen, weil sie die Offensivstärke eines
Heers bilden und nur dann in größerer Zahl in die Besatzung einer Festung geraten, wenn sie sich nach verlorner Feldschlacht dorthin
zurückziehen. Vgl. Festungskrieg.
Nach Aufgebung der Ionischen Inseln von seiten Englands und der Räumung Belgrads (1867) von seiten der
Türken ward das Besatzungsrecht von europäischen Staaten nur noch vorübergehend als Garantie für im Friedensschluß eingegangene Verbindlichkeiten,
so durch die Spanier in Tetuan, durch das Deutsche Reich bis Mitte 1873 in französischen Festungen, ausgeübt. Das Besatzungsrecht wurde
früher auch wohl eingeteilt in das ordentliche, welches dem Landesherrn in mit mehr oder minder gemeinderechtlichen
Freiheiten bevorzugten Städten zustand, und das vorgenannte außerordentliche einem fremden neutralen oder verbündeten Staat
gegenüber. Neben dem Besatzungsrecht kam noch das Öffnungsrecht vor, welches die Berechtigung zum Durchzug und zur Besetzung der Stadt
bei besondern Vorfällen, doch nicht zu fortdauernder Einlegung einer Garnison gab.
derPflanzen zum Schutz vor zu grellem Sonnenlicht in Gewächshäusern geschieht bisweilen durch Anstreichen
des Glases mit Kalkmilch, viel vorteilhafter aber, weil der Anstrich bei bedecktem Himmel
[* 48] zu sehr dunkelt
und bei heiterm Himmel eine zu starke Steigerung der Temperatur im Haus nicht verhindert, durch auf- und abzurollende Leinwanddecken,
durch ebenso bewegliche Decken aus Holzdraht oder durch Decken, welche aus fingerstarken, runden, mit Bindfaden zusammengeflochtenen
Holzstäben bestehen.
Diese letztern Decken sind haltbar und leicht zu reparieren, am dauerhaftesten aber sind Decken aus flachen
Stäben von Buchen- und Kiefernholz, die durch verzinnte eiserne Ringe und Ösen verbunden werden. Gewächshäuser aus weißem
Glas
[* 49] erfordern frühere, längere und stärkere Beschattung als die aus grünem Glas erbauten. Im allgemeinen fordern auch solche Pflanzen,
die im Freien an sonnigen Orten wachsen, bei der Kultur in Gewächshäusern Beschattung; wenn letztere aber zu lange
und zu stark gegeben wird, so verweichlichen die Pflanzen. Je öfter und stärker gelüftet wird (z. B. in Mistbeeten), um
so geringer ist das Schattenbedürfnis. Sukkulenten werden nie beschattet.
(kontemplativ), diejenige Gemütsbeschaffenheit oder Lebensweise, welche sich ausschließlich
der Betrachtung widmet, sei es der sinnlichen, wie es bei Natur und Kunst, sei es der denkenden Betrachtung, wie es bei religiösen
und wissenschaftlichen Gegenständen der Fall ist. S. Kontemplation.
(von: sich bescheiden), im allgemeinen die freiwillige teilweise oder gänzliche Verzichtleistung auf
äußere Beweise fremder Achtung (obgleich, wie sich von selbst versteht, nicht auf die Achtung selbst). Wer keine Verdienste
hat, aber durch den Anschein der Bescheidenheit sich den Schein geben will, er besitze welche, oder wer jene nur aus
Feigheit nicht geltend macht, aber den Schein anstrebt, er verzichte auf Bescheidenheit, ist nach des Dichters bekanntem Kraftwort allerdings
ein »Lump«, aber »bescheiden« ist er nicht, sondern will es nur scheinen. Gegenstück der Bescheidenheit ist die Höflichkeit, welche nicht
gebührende Ehrenbezeigungen andern bereitwillig entgegenbringt, indem sie die Achtungswürdigkeit derselben
stillschweigend voraussetzt.
(spr.
besch'rell),Louis Nicolas, franz. Grammatiker, geb. zu Paris,
[* 50] erhielt seine Bildung am CollègeBourbon, wurde 1828 Bibliothekar des Louvre; starb Er richtete seine Thätigkeit besonders auf das Studium des Sprachgebrauchs
und verfaßte zuerst: »Le
[* 51] participe passé ramené à sa véritable origine« (1820). Später folgten die
Schriften: »Revue grammaticale, ou réfutation des principales erreurs des grammairiens« (1829) und »Réfutation complète de
la grammaire de MM. Noël et Chapsal« (6. Aufl. 1852), worin er zeigte, daß die willkürlichen Regeln solcher Elementargrammatiker
in fortwährendem Widerspruch mit dem allgemeinen Gebrauch und der Autorität der großen Schriftsteller
ständen. Am bekanntesten ist Bescherelle durch seine Grammatiken und Wörterbücher, obschon dieselben keine wissenschaftliche Bedeutung
beanspruchen können: »Grammaire nationale« (14. Aufl.
1870);
»Dictionnaire usuel de tous les verbes français« (1842-43, 2 Bde.);
Beschickungsproben
werden in Tiegeln oder in kleinen Öfchen unternommen, um zu ermitteln, in welchem Verhältnis man die
Erze beim Verschmelzen zusammensetzen und welche Erdarten man ihnen zuschlagen muß, um eine leichtflüssige Schlacke zu erhalten,
aus welcher sich das Metall oder die Metallverbindung gut ausscheiden kann.
Überzug auf Glas- oder Porzellangeschirr, um es vor dem Zerspringen, auf eisernen Gefäßen, um sie bei der
Anwendung hoher Hitzegrade vor dem Verbrennen zu schützen. Bei Glas und Porzellan leisten Drahtgeflechte, Sand-, Öl- und Metallbäder
gute Dienste,
[* 55] insofern sie eine sehr gleichmäßige Erhitzung ermöglichen; aber man hat dabei meist die
Regulierung der Temperatur nicht genügend in der Gewalt, und außerdem verbrauchen diese Vorrichtungen sehr viel Brennmaterial.
Die Beschläge, welche in diesen Verhältnissen ihre Berechtigung finden, müssen das Glas und Porzellan möglichst auch vor
rauher Behandlung schützen, und vor allem dürfen sie beim Erhitzen sich nicht ablösen und abblättern.
Zur Bereitung eines guten Beschlags zerstoße man gewöhnliche Ziegel im eisernen Mörser zu Pulver, schlage das letztere durch
ein feines Sieb, mische es mit dem gleichen Volumen von ebenso fein gepulverter, gesiebter Bleiglätte und zerreibe die Mischung
unter starkem Druck mit gekochtem Leinöl zum zähen, dicklichen Brei. Diesen trage man mit einem Pinsel
auf die Retorte oder Porzellanschale auf und besiebe den Überzug dann noch reichlich mit einem grobkörnigen Sande. Der so
¶
mehr
hergestellte Beschlag erhärtet in wenigen Tagen und wird in einem heißen Trockenofen zu einer steinharten Masse, die sich selbst
mit dem Messer
[* 57] schwer entfernen läßt. Natürlich darf man das Gefäß
[* 58] nicht eher in Gebrauch nehmen, bis der Beschlag ganz abgetrocknet
ist; dann kann man es aber über der Spirituslampe oder über Kohlenfeuer ohne Gefahr erhitzen, wenn es
nicht aus ganz schlechtem Glas besteht. EiserneRetorten oder Cylinder schützt man vor dem Verbrennen, wenn man gleiche Teile
graublauen Thon und Töpferlehm erst sehr gut mit Wasser zusammenknetet und dieser Mischung nachher so viel Sand einverleibt,
daß sie ihre Elastizität ganz verliert. Mit dieser Masse umgibt man das eiserne Gefäß, umwickelt es
womöglich noch mit Eisendraht und läßt es vor dem Gebrauch gut trocknen.
von Gegenständen kann in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten sowohl zur Sicherung einer künftigen Zwangsvollstreckung
als auch zum Zweck der Aus- und Durchführung einer solchen verfügt werden, wofern die gesetzlichen Voraussetzungen
einer derartigen Maßregel begründet sind. Im erstern Fall spricht man von einem Arrest (s. d.), während die Beschlagnahme als Zwangsvollstreckungsmittel
im modernen Prozeßrecht als Pfändung bezeichnet wird, gleichviel ob es sich um die Beschlagnahme von Mobilien oder von Forderungen handelt
(s. Pfändung). Im Strafverfahren kann eine Beschlagnahme solcher Sachen, die für eine Untersuchungssache von Bedeutung
sind, in der Regel nur durch den Richter stattfinden; nur wenn Gefahr im Verzug ist, auch durch die Staatsanwaltschaft und durch
diejenigen Polizei- und Sicherheitsbeamten, welche als Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft den Anordnungen der letztern Folge
zu leisten haben (deutsche Strafprozeßordnung, § 98 ff.). Ist eine
ohne richterliche Anordnung erfolgt, so muß der Beamte, welcher sie anordnete, binnen drei Tagen die richterliche Bestätigung
nachsuchen, wenn bei der Beschlagnahme weder der davon Betroffene noch ein erwachsener Angehöriger anwesend war,
oder wenn der Betroffene und im Fall seiner Abwesenheit ein erwachsener Angehöriger desselben gegen die Beschlagnahme ausdrücklichen
Widerspruch erhoben hatte.
Der Betroffene kann jederzeit auf gerichtliche Entscheidung antragen. Solange die öffentliche Klage noch nicht erhoben ist,
erfolgt die Entscheidung durch den Amtsrichter, in dessen Bezirk die Beschlagnahme erfolgte. Auch können Briefe und sonstige Sendungen
auf der Post sowie Telegramme an einen Beschuldigten auf den Telegraphenanstalten mit Beschlag belegt werden.
Zur Beschlagnahme ist hier der Richter und, wenn die Untersuchung nicht bloß eine Übertretung betrifft, auch die Staatsanwaltschaft
befugt.
Die letztere muß jedoch den ihr ausgelieferten Gegenstand sofort und zwar Briefe und sonstige Postsachen uneröffnet dem
Richter übergeben. Wird die von der Staatsanwaltschaft verfügte Beschlagnahme binnen drei Tagen vom Richter nicht
bestätigt, so tritt dieselbe außer Kraft.
[* 59] Eine Beschlagnahme des ganzen Vermögens ist nach deutschem Strafprozeßrecht, außer in Schöffengerichtssachen,
gegen den abwesenden Beschuldigten durch richterlichen Beschluß zulässig, wofern die Voraussetzungen eines Haftbefehls
vorliegen. Auch können, insoweit es zur Deckung einer den Beschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und
der Kosten der Untersuchung erforderlich ist, einzelne zum Vermögen des Angeschuldigten gehörige Gegenstände
mit Beschlag belegt werden, so namentlich flüchtigen Militärpersonen gegenüber.
(Acceleration),
die für die Zeiteinheit geschätzte Änderung der Geschwindigkeit eines ungleichförmig
bewegten Körpers, mag dieselbe mit der Bewegung des Körpers gleichgerichtet oder ihr entgegengerichtet
sein, in welch letzterm Fall sie die Geschwindigkeit des Körpers vermindert und dann auch Verzögerung (Retardation) genannt
wird. Ändert sich die Geschwindigkeit eines Körpers in gleichen Zeitabschnitten um den gleichen Betrag, so nennt man seine
Bewegung gleichförmig beschleunigt (oder verzögert); in diesem Fall bleibt die Beschleunigung immer unverändert
dieselbe oder konstant und stellt sich dar als das Verhältnis der in einem beliebigen Zeitabschnitt erlittenen Geschwindigkeitsänderung
zu der Größe dieses Zeitabschnitts. Bei ungleichförmig beschleunigter (oder verzögerter) Bewegung ist die Beschleunigung jeden Augenblick
eine andre, oder sie ist veränderlich; um dieselbe für irgend einen Zeitpunkt kennen zu lernen, muß
man das Verhältnis ermitteln zwischen der verschwindend kleinen Änderung, welche die Geschwindigkeit von jenem Zeitpunkt
an erleidet, und der verschwindend kleinen Zeit, während welcher jene Änderung stattfand.
Das bekannteste Beispiel einer gleichförmig beschleunigten Bewegung ist der freie Fall eines schweren Körpers im luftleer gedachten
Raum; nach der ersten Fallsekunde beträgt seine Geschwindigkeit 9,81 m und nimmt in jeder Sekunde um denselben Betrag von 9,81
m zu. Man nennt diesen Betrag, welcher durch Pendelversuche (s. Pendel)
[* 60] ermittelt worden ist, die Beschleunigung der Schwere. Da nach den
Grundgesetzen der Dynamik (s. Bewegung) die Beschleunigung proportional ist der Kraft, durch welche sie hervorgebracht
wird, so kann die Beschleunigung als Maß für die Kraft selbst dienen; man gibt daher, um die Größe der Schwerkraft für irgend einen
Ort der Erdoberfläche auszudrücken, die an, welche ein frei fallender Körper an diesem Ort erleidet. Die Beschleunigung der Schwere und
mithin auch die Schwerkraft nimmt von den Polen der Erde gegen den Äquator hin ab; sie beträgt z. B. am Pol 9,831 m, unter 45°
Breite
[* 61] 9,806 m, am Äquator 9,780 m. Diese Abnahme hat ihren Grund teils in der Zentrifugalkraft
[* 62] beim täglichen Umschwung, teils
in der Abplattung der Erde an den Polen.
die Befugnis eines Kollegiums oder einer sonstigen Körperschaft, vollwirksame
Beschlüsse innerhalb ihres Kompetenzkreises zu fassen, hängt geschäftsordnungsmäßig in der Regel davon ab, daß eine
bestimmte Anzahl von Mitgliedern anwesend ist. Die meisten Verfassungsurkunden der deutschen Einzelstaaten verlangen zur
Beschlußfähigkeit der Kammern die Anwesenheit der Mehrheit der Mitglieder, während im preußischen Herrenhaus die Anwesenheit von 60 Mitgliedern
zur Beschlußfähigkeit erforderlich ist. Der deutsche Reichstag (Reichsverfassung, Art. 28) ist beschlußfähig, wenn die
Mehrheit der gesetzlichen Anzahl der Mitglieder (397), also wenn 199 Mitglieder zugegen sind. Für den Bundesrat bestehen
keine Vorschriften hinsichtlich seiner Beschlußfähigkeit.
im Gegensatz zu Verwaltungsstreitsachen, die reinen Verwaltungssachen, welche lediglich im Instanzenzug
der Verwaltungsbehörden erledigt werden (s. Verwaltung).
¶
Auch beschneidet man Koniferen, wenn die danach sich entwickelnden jungen Triebe zu Stecklingen oder Edelreisern benutzt werden
sollen, die meist, wie die Mutterpflanzen, pyramidal wachsen. Bäume und Sträucher werden, wenn sie zu
hoch geworden, durch das Beschneiden verjüngt, indem man sie bis zur gewünschten Höhe verkürzt, stets aber mit Beibehaltung
zahlreicher Seitenzweige, die immer zuerst austreiben und dadurch das Leben der Pflanze verbürgen. Einzelne Arten mit Gipfelblütenknospen
werden erst nach der Blüte
[* 65] (im Frühjahr) stark zurückgeschnitten, z. B. Prunus triloba, wonach sie gewöhnlich
noch Blütenknospen fürs nächste Jahr bilden.
Ebenso beschneidet man zwei- und mehrmal blühende Rosen gleich nach der Blüte, indem, wie im Frühjahr bei beinahe sämtlichen
Rosen, die Hauptzweige um ⅓-½ verkürzt, schwache Nebenzweige aber ganz entfernt werden. Einzelne Sorten, wie die
gelbe Rose, Persian Yellow, und die Apfelrose, Rosa pomifera, bei denen die Blütenknospen stets an der Zweigspitze sich befinden,
dürfen nicht beschnitten werden. Allen Sträuchern, deren Blüten sich an den jungen Trieben entwickeln, werden jährlich die
jungen Zweige um ¼-½ verkürzt, so bei Deutzia, Spiraea u. v. a. Im allgemeinen soll meist im Frühjahr
und stets dicht über dem Auge
[* 66] geschnitten werden; nur bei Pflanzen mit starkem Mark, z. B. Rosen, geschehe der Schnitt mitten
zwischen zwei Augen, weil sonst das Endauge vertrocknet. Am leichtesten schneidet man quer durch das Holz, nur wenig nach oben,
mit einer scharfen Schere,
[* 67] größere Äste mit der Säge;
[* 68] die durch diese verursachten Wunden müssen aber
mit dem Messer glatt geschnitten und durch Steinkohlenteer gegen Einwirkung der Luft geschützt werden.
Die meisten Topfpflanzen werden beim Versetzen beschnitten, an den Wurzeln, wenn diese am Topfrand einen dichten Filz gebildet
haben, der aufzulösen ist, an Stamm und Zweigen, wenn sie durch zu dichten Stand oder zu hohe Temperatur
im Überwinterungsraum zu lang, »spillerig«, geworden sind und nun wieder
kräftige Seitenzweige bilden sollen. Am sichersten erreicht man seinen Zweck, wenn das Beschneiden (und das Verpflanzen) beim
Beginn des Wachstums ausgeführt wird. Dicke, fleischige Wurzeln dürfen nur mit Vorsicht, die von Palmen
[* 69] und Cykadeen aber nicht geschnitten werden. Die Wunden bei Pflanzen mit starkem Saftfluß (Oleander u. a.) sollte man durch Bestreichen
mit Kollodium schließen.
(hebr. Milah, lat. Circumcisio, griech. Peritome), der bei mehreren Völkern, namentlich den Ägyptern,
Westasiaten, Hebräern, Arabern, Kopten,
[* 70] Abessiniern, Kaffern, auch auf einigen Südseeinseln herrschend
gewesene und teilweise noch herrschende Gebrauch, die Haut, welche die Eichel des männlichen Gliedes bedeckt, die Vorhaut (praeputium),
mittels einer Operation durch das Messer hinwegzunehmen. Bei den Juden wird die Sitte auf den
an Abraham ergangenen göttlichen
Befehl
(1. Mos. 24, 4). zurückgeführt; thatsächlich ist sie durch das mosaische Gesetz (3. Mos. 12,
3). eingeführt worden. Es wurden ihr auch alle Leibeignen und Fremde unterworfen, die sich in Israel niederließen und am Passah
teilnehmen wollten; nur in Zeiten des religiösen und nationalen Verfalles ward sie unterlassen (1.
Makk. 1, 15;. Josephus, Ant.,
12, 5, 1) oder durch Herabziehen der beschnittenen Vorhaut über die Eichel gegen Spott und Verfolgung zu
verheimlichen gesucht, was man Epispasmus (griech., lat. recutitio) nannte.
Was den Ursprung und Zweck der Beschneidung anlangt, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Hebräer dieselbe von den Ägyptern entlehnt
haben, bei denen sie aber nur in der Priester- und Kriegerkaste eingeführt war. IhreErklärung aus medizinischen
und ähnlichen Gründen ist abzuweisen und ihre rein religiöse Bedeutung festzuhalten und zwar schon deshalb, weil die Beschneidung als
Bundeszeichen gilt, als die Weihe und das Siegel der Zugehörigkeit zu dem erwählten priesterlichen Volk.
Die Beschneidung, welche vielleicht mit dem Phallosdienst der Ägypter zusammenhing, war den Israeliten
als Zeichen des Bundesmit Gott ein Reinigungsakt. Den Idumäern zwang Hyrkanos, als er sie mit den Juden vereinigte (129 v. Chr.),
den Ituräern Aristobul die Beschneidung auf. Bei den Arabern, die von Ismael, Abrahams Sohn von Hagar, den Ursprung der Beschneidung herleiten,
war sie von jeher gebräuchlich; Mohammed behielt sie bei, und so fand sie als religiöse Satzung auch
bei den Persern und Türken Eingang.
Hier wird sie zwischen dem 6. und 15., am häufigsten aber im 13. Lebensjahr vollzogen
(1. Mos. 17, 25),. während die gesetzliche
Vorschrift der Juden den achten Tag nach der Geburt dazu festsetzt. Die Beschneidung ward bei Juden und Ägyptern früher
mit steinernem Messer ausgeführt, jetzt vollzieht dieselbe ein besonders dazu Angestellter (Mohel, »Beschneider«),
in vielen
Ländern unter Assistenz eines Arztes nach geordnetem Ritus. Außer den Juden und Mohammedanern üben die Beschneidung heutzutage die meisten
afrikanischen Völker und Eingebornen Australiens sowie einzelne amerikanische Stämme, im ganzen ca. 200 Mill.
Menschen.
Johannes, Männergesangskomponist, geb. zu Bockau in Schlesien,
[* 71] lebte in Stettin
[* 72] und starb daselbst Von seinen Männerchören sind mehrere (»Ossian«, »Lethetrunk vom Rhein«, »Mein Schifflein«)
weit verbreitet;