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stehender gußeiserner Ringe, jeder aus einzelnen Segmenten bestehend. Diese Stücke stützen sich sämtlich mittels vorspringender Ränder gegeneinander, welche bei Senkarbeit nach innen und dann durch Schrauben [* 2] verbunden, sonst aber nach außen gekehrt sind. Die Fugen verdichtet man durch zwischengelegte dünne Holzbrettchen und Verkeilen.
Fahrung. Wetterführung. Beleuchtung.
Fahrung. Das Ein- und Ausfahren der Arbeiter erfolgt in der Regel auf Fahrten oder Leitern, die, seltener frei schwebend und nur durch Seile verbunden, meistens an den Seitenwänden der Schächte mit Haken an der Zimmerung befestigt sind und auf in Zwischenräumen von 7,5-9 m angebrachten Bretterböden (Bühnen) ruhen. Zur bequemen Fahrung müssen die Fahrten geneigt stehen, am zweckmäßigsten unter einem Winkel [* 3] von 70-75°. Diese Vorrichtung ermüdet bei großer Teufe der Schächte den Fahrenden sehr stark, nimmt viel Zeit in Anspruch und wirkt auf die Gesundheit der Arbeiter schädlich.
Treppen [* 4] oder ins Gestein eingehauene Stufen sind nur bei geringerer Neigung der Schächte anwendbar; Rutschen (nur für das Einfahren) sind geneigte runde oder zum Sitz passend bearbeitete Balken oder zwei dicht nebeneinander gelegte abgerundete Pfosten, auf welchen der Fahrende sitzend hinabgleitet, indem er sich an einem seitwärts befindlichen Seil hält (Salzkammergut). [* 5] In tiefen Schächten findet man jetzt fast überall die Fahrung am Seil, d. h. das Ein- und Ausfördern der Belegschaft mittels der gewöhnlichen Fördermaschine auf dem Fördergestell.
Allerdings wird dadurch ein Teil der Zeit der Förderung im Schacht entzogen, aber es wird ohne irgend welche kostspielige Einrichtung die Zeit und Kraft [* 6] des Arbeiters geschont, welche er nun der Gewinnung und Förderung der Mineralien [* 7] widmen kann. Hauptbedingung bei dieser Methode ist die sorgsamste Überwachung des ganzen Apparats, namentlich eine mindestens täglich einmal vorzunehmende genaue Revision aller gehenden Teile. Einen wichtigen Fortschritt bezeichnen die 1833 von Dörell erfundenen Fahrkünste (s. d.).
Wetterführung (Wetterlosung) ist die Besorgung der Gruben mit frischer Luft und die Verteilung derselben auf die Grubenbaue. In diesen letztern wird die Luft durch das Atmen und die Hautausdünstung der Arbeiter und der Tiere, durch die Lichter und Lampen, [* 8] durch die Sprengarbeiten, durch Fäulnis- und Vermoderungsprozesse, durch die Oxydation mancher Gesteinsbestandteile und durch Gase [* 9] verdorben, welche aus dem Gestein, besonders aus Steinkohlen, entweichen.
Die reine Luft (gute Wetter) [* 10] wird durch die genannten Prozesse ihres Sauerstoffgehalts teilweise beraubt (matte, schlechte Wetter) und dagegen mit Kohlensäure, aber auch mit andern Gasen beladen. Letztere sind zum Teil entzündlich (Grubengas) und explodieren, mit Luft gemischt, bei Annäherung einer Flamme [* 11] (schlagende Wetter), oder sie sind direkt giftig, wie das Kohlenoxyd (brandige Wetter), oder wirken erstickend, wie die Kohlensäure (Schwaden). Diese kohlensäurereichen (schweren) Wetter sammeln sich mehr am Boden der Strecken an, besonders in Räumen, welche wenig oder gar nicht betreten werden, und führen Unglücksfälle herbei, wenn die Arbeiter unvorsichtig in solche Räume gelangen.
Gegen die schlagenden Wetter wendet man die Sicherheitslampen an, deren Erfolg indes aus verschiedenen Gründen kein völlig befriedigender ist. Viel bedeutsamer ist die Ventilation, der natürliche und künstliche Wetterwechsel in den Gruben, welchem in neuerer Zeit die größte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Den natürlichen Wetterwechsel sucht man mit allen Mitteln zu befördern, doch bleibt derselbe unsicher, da er völlig abhängig ist von dem Unterschied der Temperatur und der Dichtigkeit der Luft über und unter Tage und bisweilen den Luftzug völlig umkehrt, so daß die Wetter dort ausziehen, wo sie zu andern Zeiten eingezogen sind.
Jedenfalls reicht der natürliche Wetterwechsel bei weitem nicht hin, um die Reinheit der Luft in den Bergwerken zu garantieren, u. man wendet daher verschiedene Mittel an, um künstlich Wetterwechsel herbeizuführen. Wetteröfen erbaut man über Tage neben dem Schacht, aus welchem ein besonderer Kanal [* 12] zum Ofen führt, welcher die Wetter aus dem Schacht zieht; zur Belebung des Zugs baut man über dem Ofen wohl noch einen Turm. [* 13] Häufiger benutzte man bisher Wetteröfen unter Tage.
Man stellt sie stets seitlich von dem ausziehenden Wetterschacht und verbindet sie mit diesem durch einen mäßig ansteigenden Kanal. Die Öfen [* 14] sind gemauert, mit Gewölben und meist sehr großen Rostflächen versehen. Indem sie eine stark erhitzte Luftsäule schaffen, erzeugen sie einen lebhaften Zug in dem Schacht. In neuerer Zeit gibt man den Wettermaschinen ganz allgemein den Vorzug, weil sie weitaus am zuverlässigsten funktionieren. Sie wirken entweder luftverdünnend, saugend oder luftverdichtend, blasend und werden meist durch Dampfmaschinen [* 15] betrieben. Der Harzer Wettersatz [* 1] (Fig. 5) besteht aus einem oben offenen Kasten a b c d, in welchem ein zweiter, unten offener, oben geschlossener Kasten e f g h durch mechanische Kraft auf- und abbewegt werden kann.
Der erste Kasten ist bis i k mit Wasser gefüllt, durch seinen Boden geht eine Röhre l m, welche nach unten mit der Lutte n verbunden, bei l durch ein sich nach oben öffnendes Ventil [* 16] geschlossen ist. Ein ähnliches Ventil o befindet sich auf dem Deckel des Kastens e f g h. Beim Aufziehen des Kastens wird Luft durch n m l angesogen und beim Niedergang ausgestoßen, der Apparat wirkt also saugend. Die Wettertrommel besteht aus einer Flügelwelle innerhalb eines Gehäuses, welches mit einer zentralen Saug- und einer tangentialen Ausblaseöffnung versehen ist, und wirkt, je nachdem man die Lutten an die eine oder die andre Öffnung anbringt, saugend oder blasend.
Man hat auch Wettertrommeln konstruiert, welche zu gleicher Zeit blasend und saugend wirken. Die Flügel können radial stehen, konvex oder konkav gekrümmt sein (Eckart, Rittinger). Ventilatoren für ganze Grubengebäude werden stets saugend angewendet, sind an der Peripherie offen und somit in der Regel ohne eigentliches Gehäuse, indem sie zwischen zwei vertikalen, parallelen Mauern aufgestellt sind. Sie haben den Vorteil, daß sie beim Stillstand den Schacht nicht verschließen, vielmehr den Wetterzug auf natürlichem Weg bestehen lassen (Guibal, Latoret). Zu den Wetterrädern gehört der Ventilator von Fabry [* 1] (Fig. 6). Derselbe entspricht den Rotationspumpen und besitzt auf beiden Seiten der Achse eines jeden Rades ein Gußstück mit drei radialen Armen und
[* 1] ^[Abb.: Fig. 5. Harzer Wetterfaß.] ¶
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Verstärkungsrippen, über welche der Länge nach, parallel mit der Achse, Bretter gelegt werden, so daß Radialschaufeln entstehen, an welchen Kreuzschaufeln aus Holz [* 18] sitzen. Das Gehäuse ist gemauert, und damit ein möglichst dichter Schluß stattfindet, bekleidet man die Innenseite desselben mit Zement. Soll der Ventilator saugend wirken, so macht man die Drehung der Räder einander zugewendet. Tiefbaue müssen mit mindestens zwei Öffnungen gegen die Tagesoberfläche versehen werden, weil nur beim Vorhandensein von zwei Luftsäulen ein ausgiebiger Luftwechsel erzielt werden kann.
Vorteilhaft wird der Wetterstrom geteilt, um jeder Bauabteilung einen besondern Zweig zu überreichen und nicht den ganzen Strom ungeteilt durch alle Abteilungen leiten zu müssen, da in diesem Fall die letzte Abteilung bereits sehr verschlechterte Wetter erhält. Zur Regulierung des Wetterstroms, der, sich selbst überlassen, den Weg einschlagen würde, welcher ihm den geringsten Widerstand bietet, dienen Wetterblenden, Wetterdämme und Wetterthüren. In Fällen, wo die gewöhnlichen Ventilationsvorrichtungen versagen, oder wenn es sich um die Rettung eines Menschenlebens handelt, muß man zu Chemikalien seine Zuflucht nehmen. Zu letztern gehören Ätzkalk und Chlor.
Mittels des Ätzkalks schafft man Kohlensäure aus Räumen weg, in denen sie sich angesammelt und von deren Anwesenheit man sich durch ein vorgeschobenes Licht [* 19] überzeugt hat. Der Kalk wird in Wasser abgelöscht und als Kalkmilch, noch besser als Kalkwasser durch besondere Gefäße mittels einer Spritze oder mittels ins Kalkwasser eingetauchter Tannenzweige in die angefüllten Gasräume gebracht. Das Chlor zerstört Miasmen, die durch Faulen von Vegetabilien und Animalien oder Zersetzung von Mineralien entstanden sind. Man senkt z. B. in ein Absinken Chlorkalk [* 20] oder ein Fläschchen mit Braunstein und Salzsäure ein und treibt später die chlorhaltige Luft durch Bewegung mittels auf- und abgelassener Tannenzweige aus (das »Büscheln«).
Zur Beleuchtung [* 21] der Gruben dienen meist Kienspäne, Fackeln, gewöhnliche Lichter, offen und in Laternen, meist aber Lampen von mannigfacher Konstruktion, welche die Mannschaften selbst bei sich führen. Als Leuchtmaterial benutzt man meist Rüböl, da die Mineralöle mancherlei Mängel zeigen, namentlich in matten Wettern und bei Zugluft nicht gut brennen, auch leicht verlöschen. Eine besondere Lampe, [* 22] die Sicherheitslampe, schützt gegen die Gefahren, welche durch schlagende Wetter entstehen. Stationäre Beleuchtung wird an Hauptfüllörtern und in Hauptförderstrecken in Anwendung gebracht und besteht ebenfalls in Lampen, die mit fettem Öl oder mit Erdöl [* 23] gespeist werden; doch sind auch Gasbeleuchtung und elektrisches Licht mehrfach eingeführt worden.
Förderungsmethoden und Wasserhaltung.
Die Förderung hat den Zweck, die gewonnenen Fossilien von einem Ort zum andern zu schaffen. Die Fortbewegung der Massen erfolgt in söhliger, in fallender und in steigender Richtung, und man teilt sie hiernach in Strecken- und in Schachtförderung. Die Streckenförderung wird auf abfallendem und söhligem, selten auf 5-6° steigendem Terrain angewandt. In Pfeiler-, Strebe-, Bruchbauen und beim Ortsbetrieb füllen die Bergarbeiter die Fördergefäße an Ort und Stelle und schaffen sie nach dem Punkt ihrer Bestimmung.
Bei Strossen-, Firsten- und Querbauen ist eine Zwischenförderung, die durch Tragen in kleinen Gefäßen, durch Stürzen in Rolllöcher und durch Ziehen mit dem Haspel bewerkstelligt wird, notwendig. Die eigentliche Streckenförderung erfolgt durch Tragen auf dem Rücken, durch Fahren im Karren, [* 24] im Schlepptrog, in Hunden, in Wagen und in Schiffen. Die Laufkarrenförderung ist für kleine Gruben, meist Erzgruben, die wenigst kostspielige. Des Schlepptroges, der aus einem auf zwei an ihren Enden sehr gebogenen Kufen von hartem Holz ruhenden Kasten besteht, bedient man sich auf sehr niedrigen Strecken in Kohlen- und Kupferschieferabbauen. Er wird mittels eines Siehlens (Tragbandes) von dem Arbeiter gezogen und dient hauptsächlich in Steinkohlen- und andern Flözbergwerken zur Förderung aus Abbauen in die eigentlichen Förderstrecken.
Hunde [* 25] und Förderwagen sind Gefäße von rechteckiger Form bei verschiedener Höhe, die vier Räder haben und entweder auf den Sohlen der Strecken selbst, oder auf Pfosten, mit welchen dieselben belegt sind, oder aus eingebauten hölzernen und eisernen Schienenwegen gestoßen werden. Die Hunde besitzen verschieden hohe Vorder- und Hinterräder, bei Wagen sind dieselben gleich. Der ungarische Hund hat zwei Paar Räder, von denen die vordern 10, die hintern 20 cm Höhe haben und 15,5 cm voneinander entfernt sind.
Die großen Räder, auf denen der Hund fortbewegt wird, müssen unmittelbar hinter dem Schwerpunkt [* 26] liegen, damit der Arbeiter durch einen leisen Druck auf den ihm zugekehrten Teil des Gefäßes die Last auf diese zu liegen bringt. Die vordern Räder werden wenig und nur von ungeübten Stößern benutzt. Die Fortbewegung geschieht auf 15-30 cm breiten und 5 cm starken Pfosten, die durch versenkte Nägel [* 27] auf die Einstriche befestigt sind. Der deutsche Hund spurt weiter, läuft auf einem besondern Gestänge auf allen vier Rädern und stößt sich deshalb leichter. Die Förderquantität, welche auf den deutschen Hund kommt, beträgt vier Kübel, die Gesamtleistung steht der des ungarischen Hundes um ¼ nach. Der Schlepp- oder Flözhund [* 17] (Fig. 7) wird in niedrigen Bauen, z. B. im Mansfeldischen, benutzt; er läuft auf vier Rädern und wird von dem Schlepper am Fuß, in höhern Strecken mit dem Sielzeug gezogen. Sowohl die deutsche als die englische Wagenförderung, durch welche die bei weitem überwiegendsten Fördermassen in den Gruben bewegt und
[* 17] ^[Abb.: Fig. 6. Ventilator von Fabry.] ¶
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aus denselben geschafft werden, bedürfen, wie die deutschen Hunde, besonderer Unterlagen (Gestänge) zur Fortbewegung und Leitung. Die deutschen Wagen dienen auf eisernen und hölzernen Bahnen zur Strecken-, Bremsberg- und Schachtförderung, fassen bis 9 Scheffel Kohlen und haben sehr verschiedene Konstruktion, bilden im allgemeinen aber ein längliches Viereck, [* 29] das von vier mit Eisen [* 30] beschlagenen, 3,2 cm starken eichenen Bohlen und einem Boden umschlossen wird.
Das vordere schmale Brett kann zur bequemen Entladung des Wagens ausgehängt werden und ist deshalb wie eine Thür geformt. Die Räder liegen größtenteils unter den Wagen, besonders dann, wenn sie sogleich durch den Förderschacht zu Tage gehen. Sind sie nur auf Stollen und Strecken im Gebrauch, so sind erstere außerhalb des Kastens angebracht. Bei dem englischen Wagen sind die Räder von Gußeisen, die aus Schmiedeeisen bestehenden Radachsen 2 cm dick, für die Fassung der Nabe 6,5 cm, im ganzen aber 65 cm lang und ruhen auf Achsenlagern, die mittels zweier Schrauben an dem Wagenkasten befestigt sind.
Die Förderung durch Schiffe [* 31] kommt selten und nur auf Strecken oder Hauptstollen vor und ist nur da anwendbar, wo sehr große Förderquantitäten fortzuschaffen und keine Tiefbaue vorhanden sind, weil die Wasser sonst denselben zufallen würden. Diese Förderungsmethode setzt genügende Tiefe der Wassersaige und eine genügende Menge Wasser voraus und schließt sich zuweilen an Wasserwege über Tage an. Die Schachtförderung ist hauptsächlich bei solchen Gruben von Wichtigkeit, in denen Tiefbauarbeiten im Umschwung sind.
Sie zerfällt in Haspel- und Göpelförderung. Die Schächte müssen, soll die Förderung immer schnell und ohne Stockung von statten gehen, sehr regelmäßig hergestellt sein. Mit der Haspelförderung, wobei ein leerer Kübel in die Tiefe geht, sobald ein voller herausgewunden wird, geht man nicht gern über 20 Lachter Tiefe. Die Förderung aus größern Teufen geschieht mittels der Göpel, [* 32] welche durch Tier-, Wasser- (Wasserräder, [* 33] Turbinen, Wassersäulenmaschinen) [* 34] und Dampfkraft in Bewegung gesetzt werden.
Die Gefäße, welche in Maschinenschächten gehen, sind entweder Tonnen von runder Form, oder viereckige Kasten, oder Förderwagen. Diese Gefäße sind entweder mittels einer eisernen Kette an dem Förderseil befestigt und werden aus mehreren andern Gefäßen am Anschlagspunkt (Füllort) gefüllt, oder die Fördergefäße ruhen auf Gestellen (Förderschalen, Rahmen, Körben) und werden beim Füllen und Leeren aus letztern transportiert, welche Einrichtung bei großen Förderungsquanten bedeutende Ersparung an Zeit und Kosten gewährt.
Die runden Gefäße der erstern Art gehen in den seigern oder vertikalen Schächten ohne Leitung; die eckigen dagegen müssen nicht nur in seigern, sondern auch in flachen Leitungen haben. Um zu verhüten, daß Stücke der Fördermasse oder ganze Gefäße beim Abhängen in die Grube hineinfallen, die Schächte beschädigen und das Leben der Arbeiter gefährden, wird die Hängebank mit Schiebern oder Fallthüren versehen, die man über den Schacht schiebt, oder die für sich zufallen, sobald die volle Tonne denselben verläßt.
Die Wasserhaltung begreift alle diejenigen Arbeiten in sich, durch welche der Bergmann die den Tiefbauen zusetzenden Wasser zu Tage bringt. Die unterirdischen Wasser entstehen durch atmosphärische Niederschläge, durch Tau, Regen und Schnee. [* 35] Ist ein Schacht noch nicht tief niedergebracht, und steht er mit keinem Stollen in Verbindung, so werden die einfallenden Tagewasser entweder in Kübeln oder in ledernen Säcken durch Haspelförderung in die Höhe gezogen (Wasserziehen).
Der Bergmann arbeitet zu diesem Behuf in den kurzen Schachtstößen Vorgesümpfe aus, in welchen sich die Wasser ansammeln, und »pfützt« sie durch Kannen in Kübel. Wird der Zugang der Wasser stärker, ohne daß die Einbauung einer Maschine [* 36] ratsam erscheint, so bedient man sich der Handpumpen. Je tiefer der Schacht niederkommt, desto mehr Handpumpen, von denen eine der andern das Wasser zuhebt, müssen eingebaut werden. Bei sehr tiefen und ausgebreiteten Bergwerken, wo die Herausschaffung durch Menschenhände nicht mehr zu bewerkstelligen sein würde, sind das beste Mittel, die Wasser wegzuschaffen, Stollen; da jedoch die Lage der Gruben nicht immer gestattet, mittels der Stollen das Tiefste der nutzbaren Fossilienniederlagen zu erreichen, so müssen Wasserhaltungsmaschinen gewählt und durch dieselben das Wasser bis zu dem tiefsten Stollen, ist keiner vorhanden, bis zu Tage ausgehoben werden.
Als solche Maschinen sind Pumpen [* 37] in Anwendung, welche einzeln (Pumpen- oder Kunstsätze) durch den ganzen Schacht hindurch übereinander ausgestellt sind. Das Auf- und Abbewegen der Kolbenstangen geschieht mittels eines Hauptgestänges (Kunst- oder Schachtgestänges), an welchem erstere mittels Stangenhaken befestigt sind. Jeder untere Satz hebt einem höhern zu, indem er in einen Kasten (Sumpfkasten) ausgießt, aus welchem letzterer schöpft. Je nach der Lage der Ventile wirkt die Pumpe [* 38] als Saug- oder Druckpumpe. Die Bewegung der Maschinen geschieht seltener durch Tierkraft (Roßkünste) als durch Dampfkraft und hydraulische Motoren (Wasserräder, Wassersäulenmaschinen).
Wasserbau und Wasserwirtschaft. Die meisten bergmännischen Arbeiten können nur mit Hilfe von Maschinen ausgeführt werden, und die billigste Umtriebskraft hierfür ist das Wasser (Aufschlagewasser), wenn dasselbe andauernd in genügender Menge zu Gebote steht. Es ist deshalb häufig ein wichtiger Gegenstand, während der trocknen Jahreszeit das Wasser geräumigen Reservoirs (Sammelteichen) durch Gräben, Wasserläufe, Wasserleitungen oder Röhrentouren zuzuführen, und die Herstellung derartiger Vorrichtungen begreift man unter Wasserbau. Es genügt aber nicht nur, das Wasser zu sammeln und zweckentsprechende Vorrichtungen hierfür zu schaffen, sondern dasselbe muß auch den einzelnen Maschinen zweckmäßig und ökonomisch zugeteilt werden. Hiermit beschäftigt sich die Wasserwirtschaft.
Geschichte des Bergbaues.
Der Bergbau [* 39] gehört zu den ältesten Gewerben. Zwar hat sich keiner der alten Schriftsteller über die Art ¶
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und Weise, wie der in der Vorzeit betrieben wurde, genügend verbreitet; wir dürfen indes annehmen, daß, wie bei den meisten andern Gewerben des Altertums, so auch hinsichtlich des Bergbaues die Regeln und erlangten Vorteile von einer Generation zur andern durch praktische Unterweisung und mündliche Belehrung übertragen wurden. Die im gediegenen Zustand auf der Erde vorkommenden Metalle kamen jedenfalls zuerst in Gebrauch, und die Beobachtung, daß sie im Feuer schmelzen, mag auf den Gedanken geführt haben, schwere Erze einer Schmelzhitze auszusetzen, um Metalle aus ihnen darzustellen.
Über die Bergwerke der Vorzeit haben wir außer der Beschreibung der ägyptischen von Agatharchides, den Strabon und Diodor benutzten, und von denen letzterer angibt, daß das Verfahren, Erze durch Feuersetzen zu gewinnen, schon bei den ältesten Königen Ägyptens bekannt gewesen sei, keine geschichtlichen Nachweise. Den großartigen und äußerst wichtigen in Kleinasien, Griechenland, [* 41] Makedonien und selbst den weit spätern in Spanien [* 42] kennen wir nur aus einzelnen Andeutungen.
Auch aus der letzten Römerzeit besitzen wir höchst ungenügende Nachrichten, und über das Verfahren der Alten bei der Ausscheidung der Metalle aus ihren Erzen ist daher so gut wie gar nichts bekannt. Die Küsten des Mittelländischen Meers, vorzüglich die syrischen, waren es, von welchen aus seit den ältesten Zeiten, zu denen nur Mythen hinanreichen, Industrie, Gewerbe und Handel nach dem Innern Asiens, Afrikas und Europas vordrangen. Dort scheint auch der Bergbau seinen Anfang genommen zu haben, und höchst wahrscheinlich brachten die Phöniker, die mit den alten Ägyptern in engen Handelsverbindungen standen, den und das Hüttenwesen auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit.
Von dort wurde er nach Griechenland, Karthago, [* 43] Italien, [* 44] Spanien, Portugal und endlich auch nach Deutschland [* 45] verpflanzt. Die Kunst der Darstellung der Metalle ging demnach von der asiatischen Küste aus und scheint daselbst schon weit ausgebildet worden zu sein, da sich nirgends eine Nachricht findet, wonach sich viele Zugutemachungsprozesse später wesentlich geändert hätten. Hierfür dürfte auch der Umstand sprechen, daß die Römer, [* 46] welche Jahrhunderte hindurch die Oberherrschaft über die bekannten Teile der Erde behaupteten, sich gar nicht um diesen Zweig der Nationalindustrie bekümmerten, sondern den Betrieb lediglich den eroberten Provinzen überließen und nur die Ausbeute an sich zogen. Sie übernahmen den großartigen, so reichen Gewinn bringenden spanischen Bergbau von den Karthagern, die ihn nach phönikischem Muster betrieben hatten. Ähnlich verhielt es sich mit dem in Makedonien, Griechenland und Kleinasien.
Die Geschichte des Bergbaues zerfällt in drei Perioden. Die erste begreift den Zeitraum vom grauesten Altertum bis zur Unterjochung Griechenlands durch die Römer; von ihm haben wir wenige und dazu nicht sichere Nachrichten. Die zweite umfaßt den Zeitraum der Römerherrschaft über alle damals bekannten Erdteile, wo der in Spanien, Italien, Illyrien, Kleinasien, Makedonien, Britannien und Gallien auf einer ziemlich hohen Stufe der Vollkommenheit stand. Infolge der Besitzergreifung Galliens von seiten der Germanen und der immerwährenden Kriege germanischer Volksstämme mit den Römern lernten auch jene den Bergbau kennen und verpflanzten ihn nach Deutschland.
Mit dem Untergang des römischen Reichs beginnt die dritte Periode des Bergbaues. In ihr ging der in Asien [* 47] mehr und mehr zurück, kam dagegen in Europa, [* 48] namentlich in den Küstenländern des Mittelländischen Meers, immer mehr in Aufnahme. Die Bergschätze Deutschlands [* 49] wurden erst dann ausgebeutet, als seine Bewohner selbst ihren Wert schätzen gelernt hatten. Beim Beginn des deutschen Bergbaues betrieb jeder Grundbesitzer entweder seine Bergwerke selbst, oder ließ sie durch Sklaven bearbeiten, ohne dazu eine Belehnung nötig zu haben.
Die fränkischen Könige zogen auch die Bergwerke, die sie als eine Quelle [* 50] des Wohlstandes erkannten, an sich und ließen sie durch ihre Landvögte und andre Beamte bewirtschaften. Von da an beginnt der Akt der Belehnung mit Berg- und Salzwerken an Vasallen, welche in besonderer Gunst standen. Soweit man nachzukommen im stande ist, hat die älteste derselben der Abt von Korvei auf Salzwerke durch den Kaiser Ludwig den Frommen 833 erhalten; die zweite empfing das Kloster Berg und zwar auf alle Metalle und Mineralien durch Kaiser Heinrich V. 1122. Der erste Herzog, der in seinem Land mit dem Bergregal durch den Kaiser beliehen wurde, war Ludwig von Bayern. [* 51]
Später erhielten es die meisten deutschen Fürsten, und es ist demnach das deutsche Bergregal ein durch Schenkung der Kaiser an die Souveräne übergegangenes Hoheitsrecht, welches dann von diesen an ihre Unterthanen in kleinerm Maß und unter der Bedingung abgetreten wurde, daß der zehnte Teil des Gewonnenen an sie abgegeben werden mußte (vgl. Bergrecht). Mit jedem folgenden Jahrhundert hob sich der in dem gegenwärtigen aber stieg er zu einer Höhe, von welcher man in der frühern Zeit nicht die entfernteste Ahnung haben konnte.
Die Anwendung großartiger Dampf- und Wassersäulenmaschinen ermöglicht es, in sehr große Tiefen der Erdrinde einzudringen. In England werden die Steinkohlenlager bereits in Tiefen von mehreren Tausend Fuß, an einigen Stellen sogar unter dem Meeresbett ausgebeutet und auf dem festen Land zu Tage gefördert. In Tirol [* 52] wird Salzsole mit Einem Hub über einen hohen Alpenkamm gepumpt. In Belgien [* 53] geht man durch sehr stark zusetzende Wasser mittels wasserdichter Zimmerung in große Tiefen nieder.
Insbesondere hat auch das Eisenhüttenwesen eine erstaunenswerte Ausdehnung [* 54] erlangt. Während die alten Völker mit großer Anstrengung in einem Tag in ihren Erzschmelzöfen 20 Pfd. Eisen erlangten, bringt man jetzt in kolossalen Hochöfen in gleicher Zeit Tausende von Zentnern aus. Während die Berber und Araber mit ihrem ungestalten Handblasebalg in der Minute dem mit Eisenerz und Kohlen gefüllten kegelförmigen Ofen nur einige Kubikfuß Luft zuzuführen vermögen, gibt bei uns ein durch starke Dampfmaschinen in Bewegung gesetztes Cylindergebläse viele Tausende derselben her.
Erstaunlich groß ist auch die Masse der Metalle und fossilen Brennmaterialien, welche in den größern Bergwerksstaaten Europas täglich der Erde entnommen, in den Hütten [* 55] verarbeitet und zu gute gemacht werden. Die vor mehreren Jahrhunderten am meisten gesegneten Bergwerksstaaten, Spanien und Portugal, verpflanzten ihre bergmännischen Kenntnisse nach der Entdeckung von Amerika [* 56] in die südlichen Gegenden jenes großen Weltteils. Die jungfräuliche Erde, von den Ureinwohnern nur auf der Oberfläche berührt, lieferte unter dem Schlägel [* 57] und Eisen des spanischen und portugiesischen Bergmannes ungeahnte Massen von edlen Metallen, die den Mutterländern in großen Flotten zugeführt wurden. Der außerordentliche Reichtum, welcher hierdurch in die Hände der Bewohner jener großen Halbinsel kam, verweichlichte das Volk; die einheimischen Bergwerke ¶
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wurden als nicht mehr lohnend vernachlässigt und verfielen endlich ganz. Auf diese Weise gingen die im Beginn der dritten Periode am blühendsten dastehenden Bergwerksstaaten, Spanien und Portugal, zu Grunde; dagegen erwachte die Thätigkeit des deutschen Bergmannes, welcher am Harz und im sächsischen Erzgebirge große Silbermassen zu Tage förderte. Er betrieb den Bergbau so regelrecht, daß sich derselbe nicht allein bis auf die Gegenwart erhalten hat, sondern auch noch viele Jahrhunderte hindurch den deutschen Nationalreichtum zu vergrößern im stande ist.
Schweden [* 59] und Norwegen blieben beim allgemeinen Fortschreiten nicht zurück und versehen einen großen Teil der europäischen und selbst der überseeischen Länder mit dem vortrefflichsten Schmiedeeisen. Obschon der Steinkohlenbergbau in England, Frankreich, Belgien, Deutschland nicht neu ist, so erlangte derselbe doch erst seit den letztverflossenen 40 Jahren seine größte Ausdehnung. Infolge der erstaunlichen Fortschritte, welche die Chemie in neuester Zeit machte, vergrößerte sich die Zahl der Metalle auf das Drei- und Vierfache. Zu den sieben, welche die Alten kannten, zu Gold, [* 60] Kupfer, [* 61] Silber, Zinn, Blei, [* 62] Quecksilber und Eisen, fanden sich noch: Chrom, Vanadin, Molybdän, Wolfram, Tantal, Titan, Osmium, Iridium, Platin, Palladium, Rhodium, Uran, Wismut, Cadmium, Zink, Nickel, Kobalt, Mangan, Cerium, Aluminium und andre weniger wichtige Metalle.
Litteratur.
Vgl. Bergbau v. Cotta, Erzlagerstätten [* 63] (Freiberg [* 64] 1859 u. 1861, 2 Bde.);
Grimm, Die Lagerstätten nutzbarer Mineralien (Prag [* 65] 1869);
Hartmann, Handbuch der Bergbau- und Hüttenkunde (Weim. 1857);
Ponson, Traité de l'exploitation des mines (Lüttich [* 66] 1854; deutsch von Hartmann, Leipz. 1856);
Rittinger, Mitteilungen über bergmännische Maschinen (Wien [* 67] 1855);
Gätzschmann, Bergbaukunde (2. Aufl., Leipz. 1866);
Lottner Serlo, Leitfaden zur Bergbaukunde (2. Aufl., Berl. 1873-74);
Gurlt, Die Bergbau- und Hüttenkunde (Essen [* 68] 1877);
Köhler, Lehrbuch der Bergbaukunde (Leipz. 1884);
Veith, Deutsches Bergwörterbuch (Berl. 1870-71, 2 Bde.);
Dannenberg und Frantz, Bergmännisches Wörterbuch (Leipz. 1882);
Haupt, Bausteine zur Philosophie der Geschichte des Bergbaues (das. 1867);
Karsten, Archiv für und Hüttenwesen (Bresl. u. Berl. 1818-31, 20 Bde.; fortgesetzt als »Archiv für Mineralogie, Geognosie, und Hüttenkunde«, Berl. 1829-55, 26 Bde.);
»Studien des Göttinger Vereins bergmännischer Freunde«, herausgegeben von Hausmann (Götting. 1824-38, 4 Bde.);
»Kalender für den sächsischen Berg- und Hüttenmann«, herausgegeben bei der Bergakademie in Freiberg (Freib. 1827-29; fortgesetzt als »Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann«, das. 1830-1872; neue Folge: »Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen« [* 69] 1873 ff.);
»Der Bergwerksfreund« (Eisleben [* 70] 1837-60, 23 Bde.);
»Zeitschrift für das Berg- und Hüttenwesen im preußischen Staat« (Berl., seit 1853);
»Der Berggeist« (Köln, [* 71] seit 1856);
»Berg- und hüttenmännische Zeitung« (Leipz., seit 1842);
»Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen« (Wien, seit 1853);
»Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Bergakademien zu Přibram, Leoben und Schemnitz« (Prag, seit 1851);
Rittinger, Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Maschinenbau- und Aufbereitungswesen (Jahrbuch, Wien, seit 1855);
»Kärntner Zeitschrift« (Klagenfurt, [* 72] seit 1869);
»Der Bergmann« (Prag, seit 1873);
»Annales des mines« (Par.);
»Annales des travaux publics« (Brüssel); [* 73]
»Mining Journal« (Lond.).