Handel, so daß es jedenfalls geraten ist, die Verbrennungsprodukte abzuführen.
Berücksichtigt man, daß bei der Beleuchtung
[* 2] mit
Argandbrennern für 100
Kerzen praktisch 1-1,5cbmLeuchtgas
[* 3] erforderlich ist, so liefert
die gewöhnliche
Gasbeleuchtung erheblich mehr
Wärme
[* 4] als die Ölbeleuchtung, was um so weniger angenehm sein kann, als sich
gleichzeitig auch mehr
Kohlensäure, namentlich aber, was meist übersehen wird, weit mehr Wasserdampf
bildet, welcher die
Luft besonders schwül macht. Von den
Kerzen sind solche aus
Talg am unvorteilhaftesten. Bei Arbeitslampen
kommt außer dieser Gesamtwärme noch die strahlende
Wärme in Betracht, welche bei der von
Schuster u.
Baer in
Berlin
[* 5] konstruierten
hygieinischen Normallampe, deren
Cylinder in einem zweiten, weitern
Cylinder steckt, erheblich vermindert
wird.
Aus den angegebenen
Daten geht hervor, daß da, wo es namentlich auf
Billigkeit ankommt,
Solaröl und
Erdöl
[* 6] zu verwenden sind;
gewöhnliche
Gasbeleuchtung ist teurer und verunreinigt bei starker Wärmeentwickelung die
Luft mehr, ist aber bequemer und
namentlich für größere
Räume schöner, wird daher auch ferner vielfach verwendet werden, wo sie nicht
durch das
elektrische Glühlicht verdrängt wird.
Rüböl und
Kerzen können nur in seltenen
Fällen in
Frage kommen. Wo es die
sonstigen Umstände gestatten, ist jedenfalls die Beleuchtung mit sogen.
Regenerativbrennern und Abführung der Verbrennungsprodukte
oder die elektrische Beleuchtung, namentlich mit
Glühlampen unter Mitverwendung von
Akkumulatoren, welche ein ruhiges
und angenehmes
Licht
[* 7] geben, allen andern vorzuziehen, da sie die
Luft nicht verunreinigen und die geringste
Wärme erzeugen.
[* 2] in der
Malerei die Art und
Weise, in einem Gemälde
Licht und
Schatten
[* 8] zu verteilen. Die Beleuchtung gibt dem Gemälde
seine
Haltung und
Einheit, und es wurde daher erst nach der strengen
Durchführung derselben durch die Gebrüder
van
Eyck die
Ausbildung des echten malerischen
Stils möglich. Eine besondere Art der Beleuchtung ist das
Helldunkel (s. d.). Gewöhnlich
versteht man unter Beleuchtung eines Gemäldes nicht das einfache Tageslicht, sondern besondere
Effekte, die durch
Sonne,
[* 9]
Mond,
[* 10] Kerzenlicht, Feuersbrünste etc. hervorgebracht werden.
Correggio,
Rembrandt und seine
Schule, A. van der
Neer,
Schalcken,
Claude Lorrain u. a. haben sich hierin ausgezeichnet.
[* 1]medizinische. Das
Bedürfnis, die
Krankheiten innerer
Organe und zunächst der zugänglichen Körperhöhlen
einer direkten
Beobachtung zu unterwerfen, hat im
Lauf der Zeit zu
Erfindung zahlreicher Beleuchtungsapparate
geführt, bei denen die Lichtquelle entweder außerhalb des
Körpers bleibt, oder selbst an die zu beleuchtende
Stelle hingeführt
wird. Die
Apparate ersterer Art lassen durch
Spiegel
[* 11] oder einfache weiße
Metall- oder Milchglasröhren
Licht in eine tiefer
gelegene Körperstelle einfallen und bringen dem Beobachter die erhellte
Stelle direkt zurAnschauung.
Die
Bilder, welche hier durch
Spiegel oder
Linsen in das
Auge
[* 16] des Beobachters gelangen, machen vorher einen Umweg, und man sollte
annehmen, daß man durch ähnliche
Mittel auch noch tiefere und entferntere Körperhöhlen, z. B. die
Speiseröhre und den
Magen,
[* 17] zur
Anschauung bringen könnte. Hier ergibt sich aber die außerordentliche Schwierigkeit, daß
die Lichtquelle, d. h. die
Lampe, außen bleibt und die
Spiegel nicht gleichzeitig
Licht in mehrfacher
Brechung
[* 18] in die Tiefe
werfen und
Bilder aus der Tiefe reflektieren können.
Aus diesem
Grund hat der
Wiener Instrumentenmacher
Leiter, angeregt durch
Nitze, eine größere Zahl von
Beleuchtungsapparaten konstruiert, welche die Lichtquelle selbst in enge und gewundene
Kanäle einbringen lassen und durch
ein
System von
Linsen und Prismen das
Bild nach außen leiten. Dieser
Zweck wird im allen
Fällen dadurch erreicht, daß durch
den
Strom einer galvanischen
Batterie eine Platinspirale zum
Glühen gebracht wird, welche die
¶
mehr
Lichtquelle bildet, u. daß die unvermeidlich entstehende Wärme durch einen konstanten Strom kalten Wassers unschädlich gemacht
wird.
[* 19]
Fig. 1 zeigt ein Diaphanoskop, einen Apparat zur Durchleuchtung der Blasenwand. a und b sind zwei ungleich große, übereinander
gestülpte und unten durch eine Kapsel abgeschlossene Glasröhren. Durch den Zwischenraum zwischen beiden fließt
aus einem höher angebrachten Gefäß
[* 20] c durch das Rohr d kaltes Wasser zu und durch das Rohr e in das Gefäßf ab. In dem innern
Glasrohr b befindet sich der spiralig gewundene Platindraht g, dessen Enden mit den Kupferdrahtleitungen der galvanischen
Batterie h verbunden sind.
Sobald der Platindraht durch den elektrischen Strom zum Weißglühen gebracht wird, entsteht ein intensives
Licht, welches durch beide Glasröhren und die Wasserschicht hindurchleuchtet, dessen Wärme jedoch durch den Wasserstrom vollkommen
abgekühlt wird. Die hiermit beabsichtigte Durchleuchtung durch die Wand derBlase und die Bauchdecken hat sich nicht bewährt,
wohl aber gestattet ein kleiner Beleuchtungsapparat dieser Art, verbunden mit einem optischen, in ein
Rohr eingeschalteten Apparat, eine sehr vollkommene Übersicht der ganzen Harnblase.
Für die Untersuchung der Nasen- und Rachenhöhle sowie des Kehlkopfes ist die Anwendung des angeführten Prinzips dem gewöhnlichen
Kehlkopfspiegel weit überlegen; während bei dem letztern das Licht von außerhalb durch einen Reflektor
auf einen Planspiegel geworfen und von diesem durch abermalige Brechung an die zu untersuchende Oberfläche gewendet werden
muß, bedarf es hier nur geringer Verschiebungen, um jegliche Stelle mit hellem, direktem Licht zu bescheinen.
Zum zweiten wird die Technik außerordentlich erleichtert dadurch, daß der Planspiegel nicht zugleich als Reflektor dient und
man nicht genötigt ist, alle Bilder in grellster Lampenbeleuchtung zu beobachten. Die Einrichtung selbst besteht aus einem
Griff, an welchem ein Stiel mit der Wasserleitung
[* 21] und doppelter galvanischer Leitung sitzt. Im stumpfen Winkel
[* 22] an dem Stiel
ist der Spiegel befestigt, welcher durch einen besondern galvanischen Strom erwärmt und vor dem Beschlagen
geschützt wird; unmittelbar neben demselben ist die Lichtquelle, welche je nach ihrer Stellung die Nasen- oder Kehlkopfshöhle
erleuchtet, deren Bilder dann in dem Planspiegel zur Beobachtung kommen.
[* 19]
Fig. 2 erläutert an einem schematischen Bilde den Vorgang;
man sieht den Stiel längs der Zunge eingeführt, hinter dem Gaumensegel geht der Spiegel schräg nach
hinten, an seinem obern Ende befindet sich die Lichtquelle, welche die hintere Wand des Gaumensegels und die drei Nasenmuscheln
aufs deutlichste erhellt.
Die schwierigste Aufgabe von allen, die Beleuchtung des Magens, ist gleichfalls durch Einführung eines kunstvollen gegliederten
Rohrs gelungen, jedoch wegen mancher lästiger Umstände beim Gebrauch noch nicht allgemein anwendbar.
1) die bedeutendste Handelsstadt Irlands, in der GrafschaftAntrim, nördlich von Dublin,
[* 23] im äußersten Winkel
der Bai von in welche sich hier der Lagan ergießt. Über den 236 m breiten Fluß, welcher die eigentliche Stadt
von der Vorstadt
Ballymacarret trennt, führen drei Brücken.
[* 24] Obgleich flach gelegen, ist die Stadt doch sehr gesund. Sie ist sehr regelmäßig
gebaut, hat breite Straßen, schöne Plätze, treffliches Straßenpflaster, viele palastähnliche Gebäude und schließt sich
im ganzen Äußern den glänzendsten StädtenGroßbritanniens an. Der untere (nördliche) Teil der Stadt ist Hauptsitz des
Handels undVerkehrs; hier liegen die 1839-52 mit einem Kostenaufwand von mehr als ½ Mill. Pfd. Sterl.
erbauten Docks.
Die breite Hochstraße, der Kornmarkt, die Brückenstraße und Donegallstraße enthalten die schönsten Läden. Die neue Vorstadt
Malone mit vielen schönen Gebäuden liegt gegen S., die zahlreichen Fabriken mit ihren hohen Schlöten im
NW. der Stadt. hat unter seinen fast 100 Kirchen keine einzige, die älter ist als das 18. Jahrh. Unter den öffentlichen Gebäuden
ragen hervor die Gerichtshöfe mit anliegendem Zellengefängnis, das Zoll- und Postamt bei den Docks, das Rathaus (Municipal buildings)
und die Kasernen.
Ein Glockenturm ist dem Andenken des PrinzenAlbert gewidmet. Keine Stadt Irlands hat an Einwohnerzahl und
Wohlstand so rasch zugenommen wie Belfast. Nachdem es im J. 1602 von A. Chichester gegründet war, betrug die Bevölkerung
[* 25] 1758 erst 8550 Seelen,
war 1841 auf 75,000 angewachsen und belief sich 1881 auf 208,122, wovon 71,2 Proz.
protestantisch. Diesen Aufschwung verdankt Belfast wesentlich seiner Leinenindustrie und dem durch sie genährten
Handel. Neben großartigen Flachsmühlen und Leinenfabriken hat aber Belfast noch Baumwollfabriken, Eisengießereien, Maschinenbauwerkstätten,
Werften für den Bau eiserner Schiffe,
[* 26] Seilerbahnen, Brauereien, Brennereien u. Buchdruckereien.
Zum Hafen gehören (1883) 361 Seeschiffe von 82,776 Ton. Gehalt und 4271 Fischerboote. Vom Ausland liefen
1883: 321 Schiffe, im Küstenhandel aber 8941 Schiffe ein. Insbesondere lebhaft ist der Verkehr mit Liverpool
[* 27] und Glasgow
[* 28] als
Hauptvermittler des ausländischen Handels, denn die direkte Ausfuhr Belfasts ist nur unbedeutend (sie betrug 1883: 782,244
bei einer Einfuhr von 2,171,377 Pfd. Sterl. und besteht zu zwei Dritteln aus Leinenwaren).
Zahlreich sind die Bildungsanstalten.
Ihre größte Bedeutung beruht aber auf ihrer Festung, welche den Zugang Frankreichs zwischen Jura und den
Vogesen (die sogen. Trouée de Belfort) verteidigt. Dieselbe wurde unter Ludwig XIV. durch Vauban auf und an einem schwer zugänglichen
hohen Felsenberg angelegt und in neuester Zeit durch bedeutende Verstärkungen und Errichtung großer detachierter Forts zu
einem Festungsplatz ersten Ranges umgeschaffen. Die Festung bildet ein Fünfeck,
[* 40] dessen Regelmäßigkeit
in der südöstlichen Ecke durch die vorspringende Citadelle, auf der Nordfronte durch ein mächtiges Hornwerk
[* 41] unterbrochen
wird.
Hohe Turmreduits ragen auf allen Fronten gleich der Citadelle empor. Nordöstlich von der Festung stehen auf felsigen, steil
abfallenden Höhen (459, resp. 444 m ü. M.) die
sehr starken Forts La Miotte und La Justice, welche sowohl mit Belfort als unter sich durch befestigte Linien verbunden sind und
so ein verschanztes Lager
[* 42] bilden, im W. gleichfalls zwei Forts: Des Barres (1867 erbaut), in Form eines Kronwerks und mit vielen
bedeckten Räumen versehen, und Denfert-Rochereau (früher Bellevue). Im S. und O. endlich, etwa 1600 m von der
Enceinte, liegen die FortsHautePerche und BassePerche, beide in Lünettenform. Zu diesen im letzten Krieg historisch gewordenen
Werken, die den Ort schon fast uneinnehmbar machten, ist seitdem ein neuer, noch weiter vorgeschobener Ring von sieben Forts
gekommen.
Die ganze Zernierungsarmee war etwa 18,000 Mann stark. General v. Tresckow begann die Zernierung und
eroberte in den folgenden Tagen in siegreichen Kämpfen gegen den ausbrechenden Feind, besonders 16. und 23. Nov., das nötige
Vorterrain. Das feste SchloßMontbéliard, 22 km von Belfort entfernt, wurde 9. Nov. besetzt. Am 2. Dez. begann die
förmliche Belagerung der Westseite. Jedoch wurde in der Hauptsache hier kein bedeutender Erfolg erzielt und im Januar 1871 der
Angriff auf die FortsBassePerche und HautePerche eingeleitet und zu diesem Zweck die denselben vorliegenden Dörfer Danjoutin
und Pérouse 8. und 21. Jan. unter heftigen Kämpfen besetzt.
Zwischen diese beiden Erfolge fiel der Anmarsch der Bourbakischen Armee und die dreitägige Schlacht von Belfort (s. unten). Die
Lage wurde für das Belagerungsheer äußerst mißlich, denn Tresckow mußte einen Teil seiner Mannschaft und seiner schweren
Geschütze
[* 48] an das Werdersche Korps abgeben. Doch ward in dieser Zeit die Beschießung der Festung und der
Bau derBatterien ununterbrochen fortgesetzt, und der Feind ließ die günstige Gelegenheit zu einem Ausfall unbenutzt.
Sofort nach dem Rückzug der Bourbakischen Armee wurde mit dem Angriff auf die beiden Perches begonnen, 21. Jan. die erste Parallele
[* 49] eröffnet und in der Nacht vom 26. auf den 27. der Versuch gemacht, die beiden Forts mit Sturm zu nehmen.
Der Versuch mißlang unter empfindlichen Verlusten. Der am 27. Jan. abgeschlossene Waffenstillstand betraf Belfort nicht. Unter ungeheuern
Schwierigkeiten, welche das felsige Terrain und die Witterung veranlaßten, wurden die Belagerungsarbeiten fortgesetzt, zwei
weitere Parallelen eröffnet und 8. Febr. der Sturm auf die beiden Perches wieder eröffnet. Diesmal gelang
er, die Forts wurden nach kurzem Widerstand genom-
[* 33]
^[Abb.: Kärtchen zur Belagerung von Belfort 1870-71.]
¶
Die Besatzung, noch 13,000 Mann stark, zog 18. Febr. ab, und die deutschen Truppen rückten ein. Dennoch ward Belfort den Franzosen im
Friedensvertrag zurückgegeben und von den deutschen Truppen geräumt. Um nicht die definitive Abtretung des DepartementsHaut-Rhin anerkennen zu müssen, ward Belfort nicht mit dem DepartementHaute-Saône vereinigt, sondern zur Hauptstadt
eines besondern Arrondissements Belfort, welches den französisch gebliebenen Teil des Elsaß umfaßt, gemacht und zu einer großartigen
Festung umgewandelt.
Dies waren zusammen etwa 150,000 Mann. Zweck der Expedition war, die Aufhebung der Belagerung von Belfort zu
erzwingen, durch einen Vorstoß gegen Nancy
[* 55] die Hauptverbindungslinien der deutschen Heere zu unterbrechen und sich mit der
Nordarmee unter Faidherbe zu vereinigen. Der kühne Plan konnte nur gelingen, wenn er mit größter Energie und Präzision ausgeführt
wurde. Diese Vorbedingungen waren aber bei der Beschaffenheit der in aller Eile zusammengerafften Truppen,
bei der mangelnden Einheit der Leitung und ferner bei den durch die Kälte und die gebirgige Natur des Landes verursachten Schwierigkeiten
nicht zu ermöglichen.
Bei seinem Marsch von Besançon nach Belfort stieß Bourbaki auf das 14. Armeekorps unter Werder, welches 33,278
Mann Infanterie, 4020 Mann Kavallerie und 120 Feldgeschütze stark war. Gleich auf die ersten Gerüchte von Ansammlung feindlicher
Streitkräfte bei Besançon hatte WerderDijon verlassen und sich bei Vesoul aufgestellt; auf die weitere Nachricht, daß er
die ganze ArmeeBourbakis vor sich habe, und daß diese die Richtung nach Belfort einschlage, zog er 9. Jan., den
Feind durch den Angriff bei Villersexel um ein paar Tage aufhaltend, von Vesoul über Lure
und Bonchamp nach und erreichte am Abend
des 11. die durch die Thaleinschnitte des Lisaine- und Allaine-Baches gebildete Verteidigungsstellung Frahier-Montbéliard-Delle,
welche, von den Vogesen bis zur Schweizergrenze reichend und, 20 km lang, das obere Elsaß deckt. In aller
Eile wurde sie durch Befestigungen verstärkt, welche mit 37 schweren Geschützen von der Belforter Belagerungsartillerie armiert
wurden.
Durch das Detachement des Generals Debschitz wurde die Stärke
[* 56] der zur Schlacht verwendbaren Truppen auf etwa 43,000 erhöht.
Werder war entschlossen, der Bourbakischen Armee hier einen festen Damm entgegenzusetzen. Allerdings wurde
die Festigkeit
[* 57] seiner Stellung sehr vermindert, als in der Nacht auf den 14. Jan. die Kälte bis auf 17° stieg und sämtliche Wasser
zufroren. Infolgedessen fragte Werder am Abend des 14. telegraphisch in Versailles
[* 58] an, ob er unter den obwaltenden
Verhältnissen den Kampf bei Belfort annehmen solle. Noch ehe er die bejahende Antwort erhielt (am 15. abends), hatte der Feind
bereits angegriffen.
Der Kampf begann 15. Jan. morgens bei 14° Kälte. Vor den überlegenen feindlichen Heeresmassen wichen die deutschen Vorposten
unter hartnäckigen Gefechten auf die Hauptstellung zurück. Am ersten Tag versuchte Bourbaki das Zentrum
zu durchbrechen. Es gelang ihm, Bussurel zu nehmen, aber nicht, über die Lisaine hinüberzukommen, da die schweren Geschütze
der Deutschen ein vernichtendes Feuer gegen die französischen Batterien und Infanteriekolonnen unterhielten. Am zweiten Tag
wandte er sich vorzugsweise gegen Werders rechten Flügel und suchte denselben zu umgehen, um die von Frahier
über Châlonvillars und Essert nach Belfort führende Straße zu gewinnen, während er zugleich, mehr demonstrativ, auch auf den
andern Punkten angreifen ließ. Da auf dem rechten Flügel bei Chénebier nur wenig badische Truppen, drei Bataillone mit drei
Batterien unter GeneralDegenfeld, standen, so mußten diese, von ungeheurer Übermacht angegriffen, nach
zehnstündigem KampfChénebier räumen und bis vor Châlonvillars sich zurückziehen.
Den westlichen Teil desselben konnte sie nicht nehmen, mußte sogar, da der Feind Verstärkung
[* 60] erhielt,
auch den östlichen wieder aufgeben, stellte sich aber, 400 Gefangene und viele erbeutete Wagen mit sich führend, dem Dorf
unmittelbar gegenüber auf, alle Angriffe zurückweisend. Auf den übrigen Punkten wurden an diesem Tag die Angriffe der Franzosen
fortgesetzt, hatten aber keinen Erfolg. Man merkte den letzten Angriffen die völlige Erschöpfung der
französischen Soldaten an. Bourbaki, welcher trotz seiner ungeheuern Übermacht nirgends durchbrechen konnte, und dessen Armee
infolge des Mißerfolgs, der furchtbaren Leiden
[* 61] durch die Kälte und der mangelhaften Verpflegung demoralisiert war, mußte
sich zum Rückzug entschließen, zumal da er gleichfalls von der Annäherung der Manteuffelschen Armee Nachricht
erhielt. Der Rückzug begann schon am Abend des 17. und wurde in der Nacht und am 18. fortgesetzt; zur Deckung¶
mehr
desselben ließ er auf den Höhen des rechten Ufers der Lisaine starke Truppenabteilungen bis zum Abend des 18. zurück. Nach
einem für die erschöpften und etwas durcheinander geratenen Truppen notwendigen Ruhetag ging Werder19. Jan. zur Verfolgung
des Feindes über, dem er dadurch noch ansehnliche Verluste beibrachte, bis demselben durch Manteuffel
der Weg nach Lyon verlegt und nur noch der eine Ausweg in die Schweiz offen gelassen war. So war also die Schlacht bei Belfort die
entscheidende Thatsache auf dem östlichen Kriegsschauplatz, und GeneralWerder und sein Korps haben die Anerkennung, welche der
deutsche Kaiser ihren außerordentlichen Leistungen gezollt hat, und den Dank des ihnen zujubelnden Deutschland
mit vollem Recht verdient. Die Verluste der Franzosen in den drei Schlachttagen betrugen 6-8000 Mann, die des Werderschen Korps 81 Offiziere
und 1847 Mann.
Vgl. Wolff, Geschichte der Belagerung von Belfort im Jahr 1870-71 (Berl. 1875);
Castenholz, Die Belagerung von Belfort 1870/71
(das. 1875-78, 4 Bde.);
Thiers und de la Laurencie, La défense de Belfort (Par. 1871);
1) (Belgae) die Bevölkerung der gall. ProvinzBelgica. Nach StrabonsBericht waren die Belgen lange vor Cäsars Zeit
von Osten her eingewandert, und Cäsar schreibt ihnen germanische Abstammung zu; doch unterschieden sie
sich weder in Sprache,
[* 69] noch Sitte, noch Kleidung von den südlichern, keltischen Bewohnern Galliens, nur daß sie kriegerischer
waren als jene. Die germanischen Einwanderer hatten also die Sprache der keltischen Ureinwohner angenommen. Die Kleidung der
Belgen bestand in bunten Mänteln nach Art der schottischen Hochländer, weiten Beinkleidern und kurzen Unterkleidern
mit Ärmeln, alles aus Schafwolle; gegen die Kälte schützte ein dicker wollener Umwurf (laena).
Die Waffen waren ein langes Schwert, das an der rechten Hüfte herabhing, ein langer Schild,
[* 70] ein Speer und eine Art Wurfspieß.
Milch und Fleisch bildeten die Hauptnahrungsmittel; sehr beliebt war das Schweinefleisch, berühmt die
belgischen Schinken, welche nach Rom
[* 71] als Handelsartikel kamen. Die Häuser bestanden aus Holz.
[* 72] Die beschwerlichsten Geschäfte
verrichteten, wie bei den Germanen, die Frauen. Die Belgen zerfielen in viele Stämme und Völkerschaften, die nur in Kriegszeiten
ein gemeinsames Oberhaupt sich wählten.
Die Zahl der waffenfähigen Mannschaft des ganzen Volks betrug nach Strabon über 1 Mill. Als die bedeutendsten
belgischen Völkerschaften werden genannt: die Bellovaken mit einer Kriegsmacht von 100,000 Mann, um das heutige Beauvais;
die Aduatuker mit über 50,000 Kriegern, angeblich von den Cimbern abstammend,
durch Cäsar vernichtet und durch die Tungrer, in der Nähe von Tongern, ersetzt;
die Moriner mit 25,000 Kriegern, am Meer wohnhaft;
die Menapier, im Scheldeland, öfters als Germanen bezeichnet;
die Ambianer
mit 10,000 Kriegern, um Amiens,
[* 74] nördlich von den Bellovaken;
die Viromanduer, im heutigen Vermandois (ihre Hauptstadt das heutige
St.-Quentin).
Daß die Kraft
[* 75] Galliens auf den Belgen beruhte, beweist Cäsars gallischer Krieg 58-51 v. Chr.;
sieben Jahre lang war er fast allein mit ihnen beschäftigt. Eine römische Legion wurde dabei vernichtet, und der Sieg über
die Nervier kam den Römern teuer zu stehen. Ebenso erhielt später der Aufstand der Bataver erst nach dem Anschluß der Belgen größere
Bedeutung. S. Karte »Germanien
[* 76] etc.«
Der Bodenbeschaffenheit nach ist Belgien nördlich und nordwestlich der Maas und Sambre ein ebenes Land; der östlich der Maas belegene
^[richtig: gelegene] Teil besteht aus einer Reihe von schluchtenreichen Plateaus, die man unter dem NamenArdennen (s. d.) zusammenfaßt. Die bedeutendsten Erhebungen zeigen die ProvinzenLüttich, Luxemburg, Namur und Hennegau, wo die
von größern Flüssen bewässerten Teile oft von sehr tiefen Thälern und Schluchten durchschnitten und von Felsenwänden
umsäumt sind, deren manche sich bis zu 400 m erheben. Die bedeutendsten Höhen sind: Baraque Michel an der
preußischen Grenze (ProvinzLüttich) 680 m, Baraque Fraiture bei Houffalize (ProvinzLuxemburg) 637 m, die Tailles (ebenda) 589 m,
Odeigne 531 m, Malempré 594 m etc. Die mittlere Höhe von Belgien beträgt 163,36 m. Die unmittelbar von
¶
den Gewässern berührten Gegenden liegen an manchen Stellen so tief, daß das Land nur durch Dämme vor Überschwemmungen geschützt
werden kann. Diese an den Ufern der Nordsee wie der Binnenflüsse befindlichen dammgeschützten Strecken, Polders genannt, nehmen
zusammen einen Flächenraum von 500 qkm ein, also fast 1/60 des Gesamtareals. In den höher gelegenen
Gegenden herrschen Schiefer- und Quarzmassen vor, welche der Vegetation nur eine höchst ärmliche Entwickelung gestatten.
Der größte Teil des Bodens ist von sumpfigen, nie kultivierten Steppen oder von schlechten Weiden, die Hügelabhänge sind
von Wäldern und Wiesen bedeckt, und Feldbau wird nur an jenen wenigen Orten betrieben, wo die Nähe von
Kalkfabriken die Bodendüngung erleichtert. Mit der allmählichen Senkung des Bodens lichten sich die Wälder; Roggen-, Hafer-
und Kartoffelpflanzungen beginnen die unfruchtbaren Steppen zu ersetzen und gehen schließlich in jene fruchtbaren, von zahlreichen
Flüssen bewässerten Gefilde über, welche den Reichtum und StolzBelgiens bilden. Doch zeigt auch dieser
ebene Teil nicht durchgehends gleiche Fruchtbarkeit, vielmehr finden sich in den ProvinzenAntwerpen u. Limburg noch bedeutende
Heidestrecken, die erst allmählich in nutzbaren Boden umgewandelt werden.
Bemerkenswert sind die durch besondere Namen unterschiedenen natürlichen Landschaften hinsichtlich der Bodenerhebung;
Ihr durchgängig schiffbarer Lauf in Belgien beträgt 240 km. Die Maas durchfließt auf 128 km, ebenfalls ganz schiffbar, der
Schelde parallel laufend, den östlichen Teil Belgiens, nimmt bei Namur die gleichfalls aus Frankreich kommende Sambre, bei Lüttich
die aus Luxemburg kommende Ourthe auf und bildet dann auf 53 km die Grenze gegen Holland. Diese Flüsse sind als stark benutzte
Triebkraft von Industriewerken und zur Beförderung des Verkehrs für das Land von größter Wichtigkeit,
um so mehr, als sie durch zahlreiche
Kanäle teils unter sich verbunden, teils in ihrem Lauf reguliert werden (s. unten).
Hier ist es sehr feucht und nebelig, und die Temperatur wechselt sehr schnell. Der Sommer bringt häufig
Stürme, welche an Wut denen auf dem Meer nichts nachgeben. Nach dem Süden und Osten zu ist das Klima ein andres. Die Luft wird
reiner, weniger von Nebeln gedrückt; die Temperatur des Sommers und des Winters ist durch die Nähe der Gebirge auffallender verschieden,
die Sommer sind heißer, die Winter kälter. Noch weiter östlich in den Ardennen herrscht vollkommenes Gebirgsklima.
Das Gesamtareal beträgt 29,455 qkm (534,94 QM.),
und die Gesamtbevölkerung belief sich Ende 1883 auf 5,720,807 Seelen. Eingeteilt ist das Land in 9 Provinzen mit 41 Arrondissements,
auf welche sich Flächeninhalt u. Bevölkerung folgendermaßen verteilen: