Umstimmung des öffentlichen
Urteils zu gunsten der Nordstaaten beitrugen. Wie ein entschiedener Gegner der
Sklaverei, so ist
Beecher stets auch einer der hervorragendsten Befürworter der Temperanzsache und der
Frauenemanzipation gewesen. Seit 1870 gab
er »The christian
Union« heraus; die in
Brooklyn gehaltenen
Predigten erschienen gesammelt unter dem
Titel: »ThePlymouth
[* 2] pulpit«
(New York 1859-1872, 10 Bde.);
eine Auswahl seiner geistlichen
Reden in deutscher Übersetzung gab Tollin (Berl. 1870)
und
Kannegießer (das. 1874) heraus.
(spr. bihtschi), 1)
SirWilliam, engl.
Maler, geb. zu
Burford
(Oxfordshire), gest. in
Hampstead,
bildete sich seit 1772 auf der
LondonerAkademie zum Bildnis- und Genremaler aus und arbeitete zuerst eine Zeitlang
in
Norwich.
[* 3] Nach 1783 begann er in
London
[* 4] lebensgroße
Porträte
[* 5] zu malen und wurde bald so beliebt, daß ihm die englische
Aristokratie und die Mitglieder des
Hofs saßen. Er wurde zum Hofmaler ernannt, 1798 zum Mitglied der
Akademie gewählt und
erhielt die Ritterwürde. Das Reiterporträt
Georgs III. mit demPrinzen von
Wales und von
Generalen umgeben
bei einer Truppenrevue
(Hampton Court Gallery) wird als sein bestes Werk bezeichnet.
Sein Hauptvorzug bestand in der großen
Ähnlichkeit
[* 6] und der bestechenden
Anordnung seiner Bildnisse.
2)
FrederickWilliam, berühmter engl. Reisender, geb. zu
London, Sohn des vorigen, diente seit 1808 in der britischen
Marine. Er machte 1818 unter
Franklin die Expedition nach
Spitzbergen und 1819 als
LeutnantParrys die nach dem Nordpolarmeer
mit, untersuchte 1821 die
NordküsteAfrikas und beschrieb seine
Reise in dem Werk »Proceedings of the expedition to explore
the northern coast of Africa« (Lond. 1828). Im J. 1825 schickte ihn
die britische
Admiralität als
Kapitän eines Proviantschiffs zur Unterstützung einer Expedition
Franklins nach dem
GroßenOzean ab, damit er nach der
Beringsstraße segle und daselbst die Ankunft
Franklins erwarte. Er verfolgte die
NordküsteNordamerikas
bis zum
Eiskap; eine
Schaluppe konnte selbst bis zum
KapBarrow vordringen.
Spitzname der
Engländer, besonders bekannt durch den
AusspruchWellingtons, der in der
Schlacht von
Vittoria seinen
Soldaten zurief:
»Ihr Beefeaters werdet euch doch nicht von Zwiebelfressern schlagen lassen!«
In
England ist Beefeaters scherzhafte Bezeichnung der 100 Mann Leibgardisten, welche in der
Tracht des 16. Jahrh.
im
Tower von
London
Wachtdienste thun und bei großen Staatsfeierlichkeiten erscheinen.
die besonders in der Philisterstadt
Ekron verehrt wurde.
Als in der
Vorstellung der
Juden später die heidnischen
Götter zu
Dämonen geworden waren, bezeichnete Beelzebub (als
Beelzebul »Hausherr«) den Obersten der bösen oder unreinen
Geister,
und in dieser Bedeutung finden wir ihn im
Evangelium.
Polder in der holländ.
ProvinzNordholland, nordwestlich von
Edam, 1608-1612 entstanden, über 7200
Hektar haltend,
ist regelmäßig abgeteilt, von geraden, mit
Bäumen bepflanzten Wegen durchschnitten und hat (1879) 4269 Einw.,
welche
Ackerbau,
Viehzucht
[* 10] (hauptsächlich
Schafe),
[* 11]
Wolle- und Käsebereitung treiben.
Als
Resultat derselben erschienen
»PhysischeBeobachtungen des
Mars in der
Erdnähe« (Berl. 1830). Wichtiger und umfangreicher
waren die wiederum mit
Mädler angestellten
Aufnahmen der Mondoberfläche, welche die erste vollständige und genaue Generalkarte
des sichtbaren Teils der Mondscheibe lieferten. Sie erschien unter dem
Titel: »Mappa selenographica« (Berl.
1834-36, 4
Blätter) und ward von der französischen
Akademie mit dem Lalandeschen
Preis gekrönt.
Später erschienen von und
Mädler noch einzelne Abhandlungen über verschiedene
Körper des
Sonnensystems und »Der
Mond
[* 16] nach seinen kosmischen und individuellen
Verhältnissen, oder allgemeine vergleichendeSelenographie« (Berl. 1837, 2 Bde.
mit
Karte). Beer starb in
Berlin.
Wirklich poetischen Wert hat erst sein
»Paria«, ein einaktigesTrauerspiel (Leipz. 1823), weil nicht nur
seine
Sprache
[* 19] schwungvoll und kernhaft, sondern seine
Idee groß und bedeutend ist: es ist die ideal gehaltene Tragik des Proletariats,
dessen
Darstellung schon durch die Verlegung in weite
Ferne gleichsam verklärt wird. Beers glückliche äußere Verhältnisse
waren der
Entwickelung seines Dichtertalents höchst günstig; er besuchte
Italien
[* 20] und
Frankreich und nahm
dann seinen Aufenthalt abwechselnd in
München,
[* 21]
Bonn,
Düsseldorf
[* 22] und
Paris;
[* 23] nur zuweilen und auf kurze Zeit kehrte er in seine
Vaterstadt zurück. Auf seiner dritten
¶
mehr
italienischen Reise 1826 dichtete er die »Elegien aus Genua«,
[* 25] die ausgezeichnetsten unter seinen lyrischen Poesien. Das Jahr 1827 verlebte
er größtenteils in München, wo er seine Tragödie »Struensee« (Stuttg. 1827; neue Ausg., Leipz.
1871), seine formell vollendetste dramatische Arbeit, verfaßte, zu der sein BruderJakob (der bekannte KomponistMeyerbeer) eine
vorzügliche Musik schrieb. Die Tragödie steht in der Mitte zwischen den Iambentrauerspielen der 20er Jahre und den spätern
charakteristisch-realistischen dramatischen Anläufen, enthält auch einzelne große Momente und Züge, vermag aber für den
Helden nicht zu gewinnen.
ist in Bezug auf Charakterzeichnung und dramatisches
Interesse weit schwächer und fand so wenig Beifall wie sein Lustspiel »Nenner und Zähler«. Beer starb in München.
Seine »Sämtlichen Werke« gab Eduard v. Schenk mit einer Biographie heraus (Leipz. 1835). Von dem bescheiden-liebenswürdigen
Wesen des Dichters zeugt sein »Briefwechsel mit Immermann und Schenk« (hrsg. von letzterm, Leipz.
1837).
Seit Mai 1873 ist Beer korrespondierendes Mitglied der Wiener, seit 1871 auswärtiges Mitglied der Leidener
[* 33] Akademie. Ausgebreitete
Reisen durch die Hauptländer Europas dienten historischen Studien und der Kenntnisnahme des Unterrichtswesens. Als Geschichtschreiber
hat sich Beer namentlich um die Zeit Maria Theresias und Josephs II. verdient gemacht. Außer mehreren Abhandlungen
in dem »Archiv für österreichische Geschichte« und in Sybels »HistorischerZeitschrift« veröffentlichte Beer: »Geschichte des
Welthandels« (Wien 1860-84, 3 Abtlgn. in 4 Bdn.);
»Die Fortschritte des Unterrichtswesens in den Kulturstaaten Europas« (mit Hochegger, das. 1867-68, 2 Bde.);
(Großer), höchster Gipfel des ThüringerWaldes, nördlich von Suhl,
[* 38] auf gothaischem Gebiet gelegen, 984 m
hoch, ein breiter und ausdrucksloser, dazu dicht bewaldeter Flachkopf, der keine Aussicht gewährt und
daher nicht besucht wird.
(lat. Bacca), mehr oder minder fleischige und saftige, im Zustand der Reife nicht aufspringende
Frucht, bei der die innern Schichten des Fruchtgehäuses ebenfalls aus fleischigem oder saftigem Gewebe
[* 40] bestehen, während die
äußern Schichten derselben derber sind, zum Unterschied von der Steinbeere oder Steinfrucht, bei welcher der innere Teil hart und
trocken ist, wie bei der Kirsche. Beeren sind z. B. die Früchte der Weinrebe, der Stachel- und Johannisbeere,
des Nachtschattens etc. Die Beere ist bald ein-, bald mehrfächerig, bald ein-, bald
zwei-, drei-, bald vielsamig.
Ihr saftiges Zellgewebe wird entweder vorzugsweise vom Fruchtgehäuse und von den Scheidewänden oder hauptsächlich vom Samenträger,
wie z. B. beim Nachtschatten (Solanum), gebildet, oder es besteht vornehmlich aus einem erst während des
Reifens innerhalb der Fruchtfächer erzeugten neuen Zellgewebe (Fruchtbrei, pulpa), wie bei der Gurke und Zitrone. Oft nennt
man im gewöhnlichen Sprachgebrauch eine Frucht Beere, welche im botanischen Sinn keine solche ist, wie z. B. die Erdbeere, bei
welcher der größere Teil der aufgeschwollene und saftig gewordene Fruchtboden ist, in welchem die kleinen
Früchte stecken, oder wie die Maulbeere, welche einen ganzen Blütenstand
[* 41] darstellt, indem die Perigone der kleinen Blüten
eine fleischige Masse bilden, in welcher erst die kleinen, nußartigen Früchte eingesenkt liegen. Derartige Früchte und Fruchtstände
heißen Scheinbeeren. Dagegen ist im botanischen Sinn manche Frucht eine Beere, welche der gewöhnliche Sprachgebrauch
nicht so nennt, z. B. der Granatapfel, die Kürbis- und Gurkenfrucht u. a.
der blaue Farbstoff, welcher sich in vielen blauen Beeren, z. B. in Heidelbeeren, findet, durch Säuren rot,
durch Alkalien grün wird, und den man bisweilen in der Färberei benutzt.
(lat. Galbulus), Fruchtzapfen der Nadelhölzer,
[* 42] welcher, anstatt zu verholzen, ein weiches, saftiges Gewebe
bekommt und dadurch einer echten Beere äußerlich gleicht, wie beim Wacholder.
(Beskow, Besekau), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, an der Spree, Sitz des Landratsamtes für
den Kreis Beeskow-Storkow und eines Amtsgerichts, hat eine große Kirche, Wollspinnerei, Mehl- und Schneidemühlen mit Dampfbetrieb,
Stärke-, Sirup- und Tuchfabrikation, Kalk- und Ziegelbrennereien und (1880) mit der Garnison (2 EskadronsUlanen Nr. 3) 4323 Einw.
Die Herrschaft Beeskow kam 1555 durch Kauf an Brandenburg.
[* 44]
Ludwig van, der größte deutsche Tondichter, nach wahrscheinlicher Annahme zu Bonn geboren. Sein
Großvater Ludwig, ein Belgier aus Antwerpen,
[* 45] war seit 1761 Hofkapellmeister in Bonn (gest. 1773), sein VaterJohannTenorist in der
kurfürstlichen Kapelle (gest. Letzterer war ein gutmütiger, aber reizbarer Mann; seine mit
den Jahren wachsende Neigung zum Trunk machte ihn zuletzt zur Wahrnehmung seiner Stellung untauglich und unfähig, auf das Gemüt
des begabten, aber von früher Zeit an in sich verschlossenen Knaben einen günstigen Einfluß zu üben.
Ein Gegengewicht gegen diese traurigen Eindrücke bildete die sorgsame und liebevolle Mutter (eine geborne
Kewerich aus Ehrenbreitstein), die aber schon 1787 starb. Den ersten Unterricht erhielt Beethoven von seinem Vater, der in richtiger
Erkenntnis des bedeutenden Talents sich in ihm möglichst rasch eine Stütze für den Erwerb zu erziehen bestrebt war.
In der Folge wechselte der junge Beethoven seine Lehrer mehrfach, so daß er noch in spätern JahrenGrund zu haben glaubte, über den
ungenügenden Musikunterricht seiner Jugend zu klagen.
Unter den Musikern, deren Unterweisung er genoß (sie gehörten meist der Kapelle seiner Vaterstadt an), ist der Hoforganist
Neefe hervorzuheben, der ihn im Klavierspiel und in der Komposition unterrichtete. Durch sein Klavierspiel
und seine freien Phantasien erregte Beethoven früh die größte Bewunderung. Schon 1781 machte er eine Reise nach Holland, wo er seine
Fähigkeiten produzieren mußte; 1782 und 1783 wurden seine ersten Kompositionen (Variationen und drei Sonaten für Klavier)
gedruckt, denen 1785 drei Klavierquartette folgten.
Für seine wissenschaftliche Ausbildung wurde leider nicht in einer der künstlerischen entsprechenden Weise gesorgt. Im J. 1784 wurde
der 13jährige Knabe bereits als zweiter Hoforganist angestellt und 1787 auf einige Zeit nach Wien geschickt, wo er mit Mozart
in Berührung kam und einigen Unterricht von ihm erhielt. Nach seiner Rückreise besserten sich seine
Verhältnisse allmählich, und an dem GrafenWaldstein wie an der Familie Breuning erwarb er sich einflußreiche Gönner und
Freunde.
In der vorzüglichen Bonner Hofkapelle spielte er Bratsche, während er gleichzeitig sich im Klavierspiel immer weiter ausbildete;
auch als Komponist war er thätig, doch ist das meiste damals Entstandene ungedruckt geblieben. Da in
den kleinen Verhältnissen Bonns die Vollendung seiner künstlerischen Ausbildung nicht möglich war, so begab er sich im Winter
1792, unterstützt vom KurfürstenMaxFranz, dem BruderKaiserJosephs II., nach Wien, um dort den UnterrichtHaydns zu genießen.
Aus dem nur als vorübergehend beabsichtigten Aufenthalt wurde ein dauernder, da nicht bloß Beethovens
Vater um diese Zeit starb, sondern auch das Kurfürstentum und damit Beethovens amtliche Stellung 1794 durch die französische
Invasion ihr Ende erreichte. In Wien war er der Reihe nach SchülerHaydns, Schenks, Albrechtsbergers, um bereits nach zwei Jahren
ganz auf eignen Füßen zu stehen. Empfehlungen und Talent verschafften ihm Zutritt in den
ersten HäusernWiens; Baron van Swieten und die Fürstin Lichnowski wurden seine besondern Gönner. Im J. 1795 trat er zuerst als fertiger Künstler
vor die Öffentlichkeit, als Virtuose mit dem Vortrag seines ersten Klavierkonzerts, als Komponist mit der
Herausgabe seiner drei ersten Trios (Op. 1) und der drei Haydn gewidmeten Klaviersonaten.
Das Aufsehen, welches seine Leistungen schon jetzt erregten, wurde noch erhöht durch eine 1796 unternommene Kunstreise nach
Prag, Dresden
[* 46] und Berlin. An letzterm Ort suchte man, wie es scheint, ihn zu fesseln; da er sich aber in
Wien als Künstler eine geachtete und gesicherte Stellung erworben und in dieser sein reichliches Auskommen fand, blieb er seiner
neuen Heimat jetzt und sein ganzes späteres Leben hindurch treu. FernereReisen, um als Virtuose auftreten zu können, wurden
ihm unmöglich gemacht durch sein Gehörleiden, welches um 1798 begann und in allmählicher Steigerung
zuletzt in völlige Taubheit überging.
Dieses harte Schicksal wirkte bestimmend auf Beethovens ganzen folgenden Lebensgang, da die produktive Thätigkeit von nun
an immer ausschließlicher sein Leben ausfüllte und die ausübende in den Hintergrund trat. Seit etwa 1800 nahm auch das äußere
Leben des Künstlers eine regelmäßige Gestalt an. Den Winter hindurch widmete er sich in der Hauptstadt
geselligen Unterhaltungen und der Sorge für Aufführung seiner Werke; im Sommer lebte er meist mehrere Monate zurückgezogen
in einem der Dörfer von Wiens Umgebung, nur mit Ausarbeitung seiner Kompositionen beschäftigt.
Ein zahlreicher Kreis von Freunden umgab ihn, unter denen F. Ries, mehrere Jahre hindurch sein Schüler,
genannt zu werden verdient. KleinereReisen innerhalb des österreichischen Staats unterbrachen zeitweise die Gleichmäßigkeit
seines Lebens. Im J. 1809 erhielt er einen Ruf als westfälischer Kapellmeister nach Kassel;
[* 47] damals vereinigten sich mehrere
seiner hochgestellten Gönner, unter ihnen sein Schüler, ErzherzogRudolf, ihn durch eine lebenslängliche
Rente an Wien zu fesseln. Im J. 1814 war er noch einmal Gegenstand der Aufmerksamkeit für die durch den Wiener Kongreß herbeigezogenen
Gäste; von da an aber wurde infolge zunehmender Taubheit und Unterleibsleiden, mit welchen hypochondrische Verstimmungen verbunden
waren, sein Leben ein immer mehr isoliertes.
Nach dem Tod seines BrudersKarl (1815) entschloß er sich, den Sohn desselben zu sich zu nehmen und dessen
Erziehung zu überwachen; dies brachte ihm langjährige Streitigkeiten mit dessen Mutter, während auch die Aufführung des
Neffen selbst der liebevollen Sorge Beethovens keineswegs immer entsprach, Umstände, die ihm seine spätern Lebensjahre
noch mehr verbitterten. Nach schweren Leiden,
[* 48] unter welchen jedoch seine produktive Kraft
[* 49] nicht erlahmte,
sondern eher zu noch ausgeprägterer Eigenart sich entwickelte, starb er an den Folgen der Wassersucht im 57. Jahr
seines Alters.
Das WienerPublikum, welches ihn über der Rossinischen Oper während der letzten Jahre seines Lebens fast vergessen
hatte, erinnerte sich jetzt seines langjährigen Lieblings und gab ihm auf seinem letzten Gang
[* 50] ein zahlreiches Geleit; ein
Obelisk mit seinem Namen schmückt sein auf dem WähringerFriedhof befindliches Grab. Eine Bronzestatue (von Hähnel modelliert,
von Burgschmiet gegossen) wurde ihm 1845 in seiner Vaterstadt, eine andre (von Zumbusch) 1880 in Wien errichtet.
Beethoven war von mittlerer, kräftiger Statur; sein Gesicht
[* 51] war voll, gesund, etwas pockennarbig, von dichtem, meist ungeordnetem
Haar
[* 52] umgeben, mit unruhigen,
¶
mehr
leuchtenden Augen. Seine Gesichtszüge, in der Regel gutmütig, nahmen bei geistiger Erregung, zumal wenn er von Musik sprach,
einen ungemein bedeutenden und fesselnden Ausdruck an. SeinCharakter war von Natur edel und wohlwollend und durchaus zum Sittlich-Guten
und Wahren angelegt; doch mag die ungeregelte Erziehung in seiner Jugend den Grund zu jener Reizbarkeit,
jenem Mangel an Selbstbeherrschung, jenen oft unvermittelten Übergängen aus einer Stimmung in die andre gelegt haben, die
er in seinem spätern Leben bekundete.
Die völlige Unerfahrenheit und Ungeschicklichkeit in allen Angelegenheiten des äußern Lebens wurzelte in demselben Mangel
seiner Erziehung. In der Unterhaltung war er meist wortkarg, jetzt hastig ein freies Wort hinwerfend und
im nächsten Moment wieder in düsteres Schweigen versinkend; doch konnte er sich bei rechter Laune auch in possenhaften Einfällen
und Witzworten lustig ergehen. Seine liebste Erholung waren einsame, oft weit ausgedehnte Spaziergänge, auf denen ihm, frei von
allen störenden Einwirkungen der gewohnten Umgebung, die musikalischen Gedanken am vollsten und reichsten
zuströmten; viele seiner Hauptwerke sind im Freien konzipiert, zum Teil sogar ausgearbeitet worden.
Beethovens unermeßlich hohes Verdienst als Komponist besteht im wesentlichen darin, daß er als der erste die absolute oder
Instrumentalmusik, welche seinen Vorgängern nur zum Ausdruck allgemeiner Empfindungen gedient hatte, zur
Darstellung eines bestimmten dichterischen Inhalts verwendet und demgemäß ihre Formen und Ausdrucksmittel zu ungeahntem Reichtum
erweitert und vermehrt hat. Dabei stellte er sich aber keineswegs von vornherein in einen Gegensatz zu den ältern Meistern;
vielmehr schloß er sich in der ersten Periode seines Schaffens aufs engste an Haydn und Mozart an. Ebensowenig
darf man glauben, daß er sich in seinem Drang, die der Tonkunst bis zu seiner Zeit gezogenen Grenzen
[* 54] zu erweitern, über die
Notwendigkeit einer strengen Beobachtung ihrer Gesetze im einzelnen hinweggesetzt hätte. Seine Skizzenbücher beweisen es,
wie er bestrebt gewesen ist, durch unermüdliche Arbeit und wiederholte Versuche seinen Tonbildern endlich
diejenige Gestalt zu geben, in welcher sie ihm zum Ausdruck seiner Empfindungen völlig geeignet erschienen. Man staunt, wie
O. Jahn (»Gesammelte Aufsätze«, S. 243) sagt, über seine Art, »nicht bloß einzelne Motive und Melodien, sondern die kleinsten
Elemente derselben hin und her zu wenden und zu rücken und aus allen denkbaren Variationen die beste Form
hervorzulocken; man begreift nicht, wie aus solchem musikalischen Bröckelwerk ein organisches Ganze werden könne... Und
machen diese Skizzen nicht selten den Eindruck unsichern Schwankens und Tastens, so wächst nachher wieder die Bewunderung vor der
wahrhaft genialen Selbstkritik, die, nachdem sie alles geprüft, schließlich mit souveräner Gewißheit
das Beste behält.« Nur auf einem Gebiet seiner Kunst war es ihm nicht immer beschieden, den Kampf mit der widerstrebenden Materie
siegreich zu bestehen: auf dem der Vokalmusik.
Schon in seiner Oper »Fidelio«, noch deutlicher aber in den großen Gesangswerken seiner
letzten Schaffensperiode zeigt es sich, daß Beethoven, durch die Fügsamkeit der Instrumente gewöhnt, sich
im Flug seiner Phantasie keinerlei Beschränkung aufzuerlegen, es häufig versäumte, den Bedingungen Rechnung zu tragen, unter
denen die menschliche Stimme allein zu voller Wirkung gelangen kann. Dagegen hat er denInstrumenten eine zu keiner spätern
Zeit übertroffene Ausdrucksfähigkeit verliehen,
derart, daß sie, sowohl einzeln (namentlich das Klavier)
als zum Orchester vereint, die höchsten Ideen und geheimsten Regungen der Menschenseele zu offenbaren vermochten.
Wenn wir in diesem Sinn als den Schöpfer der modernen Instrumentalmusik bezeichnen, so haben wir ihm zugleich seine Stellung
zur Entwickelung der Tonkunst in ihrer Gesamtheit angewiesen. Denn freilich ist der Gesang, d. h. die Verbindung
des Tons mit dem Wort, zu allen Zeiten der Ausgangspunkt der Musik gewesen; wenn aber die Musikin sich selbst die Fähigkeit besitzt,
Gefühlszustände verständlich auszudrücken, während ja das Wort in erster Linie nur unserm Denkvermögen dient, dann muß
es als ein Kennzeichen ihrer höchsten Entwickelung betrachtet werden, daß es dem Komponisten gelingen
konnte, auch ohne Mithilfe des oft vieldeutigen Worts sich verständlich zu machen und uns zu rühren.
Bei Beethoven lag in seiner persönlichen Entwickelung noch ein besonderer Antrieb, die Instrumentalmusik diesem Höhepunkt zuzuführen.
Selbst ausübender Künstler in der höchsten Bedeutung, in und mit dem Orchester aufgewachsen, fand er
sich immer am ehesten diesem Kunstmittel zugeführt, um seinen poetischen IntentionenAusdruck zu geben. Was ihn nun in dieser
von ihm mit besonderer Liebe gepflegten und entwickelten Gattung vor seinen Vorgängern Mozart und Haydn auszeichnet, welche
ja ihrerseits schon die Sprache der Instrumente zu so reicher Entwickelung geführt hatten, ist zunächst
die weitere Ausgestaltung der übernommenen Formen zu größern, den neuen Ideen angemessenen Dimensionen.
Unter seinen Händen erweitert sich das Menuett zum vielsagenden Scherzo, das Finale, bei seinen Vorgängern meist nur ein heiter
und lebhaft sich verlaufender Ausgang, wird bei ihm zum Gipfelpunkt der Entwickelung des ganzen Werks und
übertrifft an Wucht und Breite
[* 55] nicht selten den ersten Satz. Dann aber ist ihm namentlich schon jenes oben berührte (wir nennen
es das poetische) Moment eigentümlich, jene überall erkennbare Einheit eines zusammenfassenden Gedankens. Was er in einzelnen
Werken (z. B. in der »heroischen« und in der
Pastoral-Symphonie) schon durch die Aufschrift bezeichnete, wird sich auf die große Mehrzahl seiner Instrumentalwerke
anwenden lassen: daß die in den einzelnen Teilen poetisch dargestellten Seelenzustände in einer innern Beziehung zu einander
stehen und daher die Werke recht eigentlich als Tondichtungen zu bezeichnen sind.
Weisen wir noch in der Kürze auf die wichtigsten Werke Beethovens im einzelnen hin, so müssen wir dabei
vor allem die Epochen namhaft machen, in welchen sich erkennbarer als bei vielen andern Künstlern sein Genius entwickelt hat.
Äußerlich umfassen seine gedruckten Werke, zu denen noch eine ziemliche Reihe (namentlich Klavierkompositionen) ohne Opuszahl
hinzukommt, 138 Nummern. Es gehören zu denselben 9 Symphonien, 7 Konzerte, 1 Septett, 2 Sextette, 3 Quintette, 16 Streichquartette, 36 Klaviersonaten, 16 Sonaten
für Klavier mit Begleitung, 8 Klaviertrios, 1 Oper, 2 Festspiele, 1 Oratorium, 2 große Messen und zahlreiche kleinere Kompositionen
für Klavier und für ein- und mehrstimmigen Gesang. In diesen Werken lassen sich nun die Epochen der Beethovenschen
Produktion ziemlich deutlich nachweisen, deren man allgemein und mit Recht drei annimmt, zu denen als Vorbereitungsepoche die
der jugendlichen Entwickelung Beethovens kommt. Die letztere Epoche ist bei ihm ungewöhnlich lang im Vergleich zu der raschen
Entwickelung eines Mozart u. a. Erst mit dem Jahr 1795, seinem 25.
¶
mehr
Lebensjahr, also nicht lange nach seiner Abreise aus Bonn, können wir dieselbe abschließen; denn erst in diesem Jahr veröffentlichte
er sein »erstes Werk«, welches er selbst dieser Bezeichnung wert hielt
(die drei Trios Op. 1). In jene Jugendepoche gehören als seine ersten Kompositionen: 9 Nummern Klaviervariationen und 3 Sonaten
für Klavier (1782 und 1783),
dann 3 Klavierquartette (1785), ein Trio, einzelne Lieder, verschiedene Sammlungen
von Variationen für Klavier (darunter die bereits sehr schönen und eigentümlichen über »Vieni
Amore« von Righini) und von den ungedruckten ein Klavierkonzert, eine Sonate für Klavier und Flöte, ein Ritterballett (1789)
und einzelnes andre. In diesen Werken verfolgt man mit Interesse den erkennbaren Fortschritt, den der junge
Künstler von den ersten noch ganz gebundenen und unselbständigen Schritten an NeefesHand zu allmählicher Befreiung und Selbständigkeit
macht; man gewahrt im Verlauf den entschiedenen Einfluß Mozarts, ohne daß dessen Fülle und Klarheit zunächst erreicht würden.
Vor allem aber gewahrt man von der ersten Zeit an das sicherste Gefühl für das formelle Ebenmaß und
prägnante Ausprägung des wenn auch noch nicht tiefen musikalischen Gedankens; kein geniales Überschreiten der hergebrachten
Form, kein subjektives Versuchen, sondern vor allem das Streben nach dem sichern Besitz des Überlieferten kennzeichnet ihn.
Dabei begegnen uns auch in dieser Zeit schon einzelne Arbeiten, in denen wir den vollen und warmen Herzschlag
Beethovenschen Empfindens gewahren, entsprechend den Nachrichten, die wir über den Reichtum seiner freien Phantasien schon
in jener Zeit erhalten. Zu bemerken bleibt hier schließlich noch, daß viele der erst im Verlauf der folgenden Jahre erschienenen
Werke ihrem Entwurf, teilweise auch ihrer Ausarbeitung nach jedenfalls dieser vorbereitenden Epoche angehören.
Die erste Epoche des eigentümlich Beethovenschen Schaffens, in welcher er nach vollständiger Überwindung aller Vorstufen
in individueller Selbständigkeit auftritt, beginnt mit der Herausgabe der ersten drei Klaviertrios Op. 1 (1795)
und endigt etwa mit den Jahren 1800-1802. Sie umfaßt diejenigen Werke, in deren Gestaltung und Form der
Einfluß Mozarts und Haydns noch durchweg erkennbar bleibt. Außer den genannten ersten Trios gehören hierher die Haydn gewidmeten
Klaviersonaten Op. 2, die Sonaten Op. 7, 10, 13 (»S. pathétique«),
das Lied »Adelaide«
[* 57] (1796) sowie
eine Anzahl kleinerer Instrumental-, hauptsächlich Klavierwerke. Es versteht sich von selbst, daß bei einzelnen dieser
Werke die Zugehörigkeit zu der einen oder andern Epoche unsicher erscheint; im ganzen wird man es bestätigt finden, daß
hier Beethoven bei aller Individualität in Melodieführung und Modulation doch noch auf dem Mozartschen Boden steht.
Nur auf einem Gebiet (freilich dem ihm eigensten) zeigt er sich auch in dieser Epoche schon bahnbrechend; es ist dies die
Klavierkomposition, sowohl in der Form des Konzerts als der Sonate und Variation.
Nicht nur in der Technik, sondern auch im Zuschnitt der Sätze und des Ganzen erscheint er hier schon vielfach
selbständig und neu, und deutlich erkennbare Zeichen weisen schon in diesen frühern Werken auf des Komponisten Absicht hin,
ein Ideenganzes zur
deutlichen Erscheinung zu bringen, z. B. wenn er zwei allerdings über die Grenzen der Sonatenform hinausschweifende
Sonaten als »gleichsam Phantasien«, eine andre als die »pathetische« bezeichnet. Aber
auch ohne Fingerzeige solcher Art empfindet man in diesen Werken sowohl im einzelnen als im ganzen jenes
Streben nach einheitlichem Ausdruck, welches ihren Autor als den einstigen Schöpfer der modernen Instrumentalmusik schon jetzt
erkennen läßt.
Die zweite Periode beginnt etwa in den Jahren 1800-1802; sie zeigt uns den Meister in der vollen und reichen
Entwickelung seiner erstarkten Künstlerpersönlichkeit, welche ihn zur Hervorbringung von Werken befähigte, die, während
uns jedes eine Welt reichsten Empfindungslebens eröffnet, zugleich die schönste Harmonie von Inhalt und Form erkennen lassen.
Hierher gehört vor allem die stattliche Reihe der Symphonien: die von Lebensfreudigkeit und Heiterkeit überströmende in
D dur (1802);
die »Eroica« (1804), ihrer Konzeption nach zur Verherrlichung NapoleonBonapartes bestimmt,
das deutlichste Beispiel jener Beherrschung des Ganzen durch einen poetisch zusammenfassenden Gedanken;
die
siebente in A (1812), welche alle Stufen der Freude, von leiser Träumerei bis zum dithyrambischen Jubel,
durchläuft;
endlich noch die liebliche achte in F (1812).
Hierzu kommen eine Reihe andrer, gleich vollendeter und jedes für
sich eigentümlicher Gebilde: die drei Quartette Op. 59, dem Grafen Rasumowski gewidmet (1806), sowie die beiden folgenden
Op. 74 (1809) und 95 (1810);
die große Reihe der fernern Klavierkompositionen: die Konzerte in C moll, G dur und das großartigste
von allen in Es dur (letzteres 1809);
das Triplekonzert für Klavier,
Violine und Violoncell Op. 56;
die Phantasie für Klavier, Orchester und Chor (1808) u. a. Dieser Periode gehören auch die ersten
größern Chorkompositionen Beethovens sowie seine Oper »Fidelio«, welche leider die einzige bleiben sollte, an. Zu jenen
rechnen wir das Oratorium »Christus am Ölberg« und die erste, durch einfache, edle Auffassung und milde
Würde sich auszeichnende Messe in C (1807).
In seiner Oper »Fidelio«, die in erster Bearbeitung (als »Leonore«)
1805, in zweiter 1806, in dritter und bleibender (mit der E dur-Ouvertüre) 1814 auf die Bühne kam, hat Beethoven keineswegs neue
Wege dramatischer Gestaltung versucht. Der Form nach den Rahmen der Mozartschen Oper nicht überschreitend, dankt diese Oper
eben nur dem reichern und tiefern, in diesem Fall noch durch einen menschlich interessanten und rührenden Stoff angeregten
Geist Beethovens ihre besondere Stellung. Neben ihr erwähnen wir noch seine übrigen mit Bühnenwerken verbundenen
Kompositionen: die Gesänge und Zwischenakte zu
¶
mehr
Goethes »Egmont« (1810) und die beiden Festspiele »König Stephan« und »Die Ruinen von Athen«
[* 59] (1812). Ganz besonders hervorragend,
als Seelengemälde der ergreifendsten Art zu bezeichnen sind die meisten der zu diesen Werken gehörigen oder auch einzeln
geschriebenen Ouvertüren, am vollendetsten die große »Leonoren-Ouvertüre«, die
zum »Egmont« und die zu CollinsTrauerspiel »Coriolan«. Noch erwähnen wir hier die zum großen Teil dieser
Zeit angehörigen Lieder, wie »Herz, mein Herz etc.«, »Kennst du das Land etc.«
und namentlich die wahrhaft klassischen, tief ergreifenden und doch aufs einfachste konzipierten Lieder »An die ferne Geliebte«,
freilich schon einer etwas spätern Zeit angehörig (1816). Der Übergangszeit von der zweiten zur dritten
Periode gehören die zahlreichen Bearbeitungen schottischer, irischer und andrer Volksmelodien (mit Klavier-, Violine- und Cellobegleitung)
an, die Beethoven meistenteils für den englischen Verleger Thompson übernommen. Endlich veranlaßten die politischen Ereignisse
mehrere größere und kleinere Gelegenheitskompositionen, wie das Instrumentalwerk »Die
Schlacht bei Vittoria«, Op. 91 (1813),
Die Jahre 1814-18 bezeichnen einen relativen Stillstand in Beethovens Produktion. In diesem kurzen Zeitraum traten nur ganz
vereinzelt größere Kompositionen, z. B. die Sonate in A (1815), der schon genannte »Liederkreis« u. a.,
hervor; Krankheit und bitteres häusliches Leid hemmten seine Phantasie. Nach Überwindung dieser Periode
der Entmutigung erscheint er uns in mancher Beziehung verändert. Sein Empfinden ist bei völliger Abgeschlossenheit gegen
die Außenwelt noch mehr verinnerlicht, infolgedessen der Ausdruck desselben häufig weit ergreifender, unmittelbarer als jemals
früher, dagegen die Einheit von Inhalt und Form mitunter nicht so vollendet wie sonst, sondern von einem
subjektiven Moment stark beeinflußt.
Die Hauptwerke dieser dritten Epoche sind die »Missa solemnis« (1818-22) und die neunte Symphonie in D moll (1823-24). Erstere,
zur Feier der Installation des ErzherzogsRudolf als Bischofs von Olmütz
[* 60] bestimmt, ist die reichste und unmittelbarste Offenbarung
seines von dem religiösen Gegenstand tief erregten Innern, ausgezeichnet durch selbständige, tief eindringende
Auffassung der Textesworte, durch eine überwältigende Wärme
[* 61] und Innigkeit des Ausdrucks, durch eine Fülle der edelsten und
schönsten Gedanken. Beethoven hielt sie für sein vollendetstes Werk. In andrer Weise drückt die neunte Symphonie (mit dem Schlußchor
über Schillers »Lied an die Freude«) das Ringen eines Menschenherzens aus, welches sich aus Mühen und Leiden
nach dem Tag reiner Freude sehnt, der ihm doch in voller Klarheit und Reinheit nicht beschieden ist.
Außerdem gehören dieser Zeit noch an: die Ouvertüre »Zur Weihe des Hauses«, Op. 124 (1822), die Klaviersonaten Op. 106 in
B (1818), Op. 109 in E, Op. 110 in As (1821) und Op. 111 in C moll (1822), mehreres Kleinere für Klavier
und Gesang und endlich die letzten großen Streichquartette Op. 127 in Es (1824), Op. 130 in B dur und Op. 132 in A moll (1825),
Op. 131 in Cis moll und Op. 135 in F dur (1826), deren Verständnis erst in neuerer Zeit weitern Kreisen
erschlossen worden ist. Viele Entwürfe, darunter der zu einer zehnten Symphonie, befanden sich in dem Nachlaß des Komponisten.
Die erste vollständige kritische Gesamtausgabe von Beethovens Werken erschien 1861-65 bei Breitkopf u. Härtel in 24 Serien
unter
Revision von Rietz, Nottebohm, Reinecke, David, Hauptmann u. a., welche durch Zuziehung der Manuskripte
und Originalausgaben überall eine sichere Grundlage für ihre Arbeit gewannen. Ein chronologisches Verzeichnis der Werke
Beethovens veröffentliche A. W. Thayer (Berl. 1865), ein thematisches mit historischen Nachweisungen über die Entstehung
der Werke Gust. Nottebohm (Leipz. 1868). Von den zahlreichen Schriften über Beethovens Leben und Werke
nennen wir: Wegeler und Ries, Biographische Notizen (Koblenz
[* 62] 1838, Nachtrag 1845);
Eine Ausgabe von »Beethovens Briefen«
besorgte Nohl (2 Samml., Stuttg. 1865-68); »Briefe Beethovens an ErzherzogRudolf« veröffentlichte Köchel (Wien 1865). Von Einzelaufsätzen
über Beethoven sind besonders hervorzuheben: die beiden in O. Jahns »Gesammelten Aufsätzen« (Leipz. 1866) enthaltenen
(»Leonore oder Fidelio?« und und
die Ausgabe seiner Werke«) und der von Ambros: »Das ethische und religiöse Moment in (in dessen »Kulturhistorischen Bildern«, 2. Aufl.,
das. 1865). Von den zum Jubiläum 1870 erschienenen Schriften ist RichardWagners Abhandlung »Beethoven« (Leipz.
1870) weitaus die wertvollste.
Vgl. außerdem Breuning, Aus dem Schwarzspanierhaus.
Erinnerungen an Beethoven aus meiner Jugendzeit
(Wien 1875); Nohl, Beethoven nach den Schilderungen seiner Zeitgenossen (Stuttg. 1876).
das Pflügen des Bodens in Beete oder Gewende, d. h. in verhältnismäßig schmale (4-8- oder 10-20 furchige)
Streifen mit schwach gewölbter Oberfläche, wird angewandt, um schnelle Ableitung des Niederschlagwassers
durch die Furchen zwischen den Beeten und schnelles Abtrocknen des Bodens zu bewirken. Da man aber diesen Zweck viel vollständiger
durch Drainage
[* 64] erreicht, und da überdies der Beetbau die Bestellungsarbeiten vermehrt und die Anwendung der Drill- und Mähmaschine
sowie das Einfahren der Ernte
[* 65] sehr erschwert, so findet man ihn jetzt nur noch auf bindigem, flachgrundigem
Boden oder auf Boden, welcher sich nicht leicht auf andre Weise entwässern läßt.