hauptsächlich zum eignen Vertrieb seiner
Zeitschriften und
Bücher, die Beckersche Buchhandlung in Gotha
[* 2] und wurde 1802 zum
schwarzburg-sondershäusischen
Hofrat ernannt. Wegen eines
Aufsatzes in der »Nationalzeitung« ward er durch französische
Gendarmen verhaftet und bis April 1813 in
Magdeburg
[* 3] gefangen gehalten; erst auf Verwendung des
Herzogs von Gotha
bei
Napoleon I. erhielt er seine
Freiheit wieder. Seine darauf bezügliche
Schrift
»BeckersLeiden
[* 4] und
Freuden in 17monatlicher
französischer Gefangenschaft« (Gotha 1814) ist ein interessanter Beitrag zur Zeitgeschichte. Auch der deutschen
Kunstgeschichte
hat Becker durch Herausgabe von Derschaus
»Holzschnitten alter deutscher
Meister« (Gotha 1808-1816, 3 Lfgn.) einen schätzenswerten
Dienst geleistet. Außerdem schrieb er noch »Das Eigentumsrecht
an Geisteswerken« (Frankf. 1789). Becker starb -
Sein Sohn
FriedrichGottlieb Becker, geb. vereinigte 1830 die
»Nationalzeitung der
Deutschen« und den »Allgemeinen Anzeiger« in ein täglich erscheinendes
Blatt,
[* 5] das 1850 einging. Er war 1848 Mitglied der deutschenNationalversammlung, dann bis 1860
Direktor
der
GothaerFeuerversicherung und starb
den »Erholungen« (das. 1796-1810) und
»Neuen Erholungen« (1808-1810).
Großen Beifall fand sein
»Augusteum«,
Dresdens antike
Denkmäler enthaltend
(Dresd. 1805-1809, 2 Bde.; 2. vermehrte Aufl.
von seinem Sohn W. A. Becker, Leipz. 1832-37, mit 162 Kupfertafeln).
7)
KarlFriedrich, bekannter Geschichtschreiber, geb. 1777 zu
Berlin,
[* 9] studierte in
Halle
[* 10]
Philosophie und Geschichte, war eine
Zeitlang
Hauslehrer in
Kottbus, dann 1798-1800 Mitglied des
Seminars für gelehrte
Schulen in
Berlin. Wegen
Kränklichkeit mußte er jeder unterrichtenden Thätigkeit entsagen und widmete sich ausschließlich litterarischen, besonders
geschichtlichen,
Arbeiten, denen er bis zu seinem
Tode, der erfolgte, oblag. Er ist Verfasser mehrerer sehr gelesener
Schriften: »Erzählungen aus der
Alten Welt für die
Jugend«
(Halle 1801-1803, 3 Bde.; 10. Aufl.
von
Masius, 1873),
besonders aber der bekannten, für die
allgemeine
Bildung in
Deutschland
[* 11] sehr einflußreich gewordenen
»Weltgeschichte für
Kinder und Kinderlehrer« (das. 1801-1805, 9 Bde.),
welche von
Woltmann und K. A.
Menzel fortgesetzt, später von Loebell, dann von A.Schmidt und E.
Arnd (8.
Aufl., das. 1874, 22 Bde.)
und neuerdings von W.
Müller (Stuttg. 1883 ff.) überarbeitet und fortgesetzt
wurde, wodurch sie eine größere wissenschaftliche Gediegenheit erhielt, freilich auch den eigentümlichen
Reiz der Beckerschen
Darstellung ganz einbüßte.
8)
Nikolaus, der Dichter des »Rheinliedes«, geb. zu
Bonn,
[* 12] studierte die
Rechte, ward 1838
Auskultator, später als
Schreiber bei einem
Friedensgericht angestellt, starb in
Hunshoven ^[richtig: Hünshoven].
SeinenRuf hatte er 1840 durch das
Lied: »Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen
Rhein etc.«, welches
als ein volkstümlicher
Ausdruck des deutschen
Gefühls ungemessenen Beifall fand,
erworben. Der König von
Preußen
[* 13] überwies dem Dichter ein
Honorar von 1000 Thlr., und König
Ludwig vonBayern
[* 14] übersandte
ihm einen Ehrenpokal.
Auch erschienen von dem »Rheinlied« über 70
Kompositionen, von denen jedoch keine eigentlich populär wurde. Da das
Lied dem
französischen Nationalstolz zu nahe trat, so rief es in
Frankreich Erwiderungen hervor, unter denen die
von
Alfred de
Musset: »Nous l'avons eu, votre
Rhin allemand«, sich durch Übermut auszeichnete, während
Lamartines »Friedensmarseillaise«
(1841) versöhnlichere
Saiten anschlug.
Beckers gesammelte »Gedichte«
(Köln
[* 15] 1841) erhoben sich nicht über das Gewöhnliche
und gingen spurlos vorüber.
9)
August, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Klingenmünster
in der
Pfalz, studierte 1847-50 zu
München
[* 16]
Philosophie und Geschichte, widmete sich dann ganz der Litteratur, in der er mit
einer
Reihe von Liedern und
Novellen (unter ihnen die Preisnovelle »Die Pestjungfrau«) debütierte,
und erwarb sich durch das lyrisch-epische Gedicht »Jungfriedel, der Spielmann«
(Stuttg. 1854),
das, an einen lockern
Faden
[* 17] gereiht, poetische
Bilder aus dem
Sänger-,
Wander- und Kriegerleben des 16. Jahrh.
enthält, seinen ersten
Ruf. Seit 1855 fleißiger Mitarbeiter der
Augsburger »Allgemeinen
Zeitung«, fand Becker mit dem Skizzenbuch
»Die
Pfalz und die
Pfälzer« (Leipz. 1858) den Übergang zur Publizistik. Seit 1859 gab Becker die
»Isar-Zeitung« heraus, welche der liberalen großdeutschen
Partei zum
Organ diente. Die tägliche Sorge für ein großes
Blatt
beeinträchtigte jetzt zwar seine poetische Produktionslust, doch legten einzelne
Dichtungen und
Novellen (so die Festhymne
zur
Eröffnung der
Befreiungshalle bei
Kelheim) gleichwohl
Zeugnis von seiner ungeschwächten poetischen
Kraft
[* 18] ab. Während der
beginnenden
Katastrophe der deutschen Verhältnisse ward (Juli 1864) das Erscheinen der »Isar-Zeitung«
eingestellt.
Nachdem der Dichter schon früher eine Sammlung
»Novellen«
(Pest 1856) veröffentlicht, erschienen jetzt rasch nacheinander
die
Romane: »Des
RabbiVermächtnis« (Berl. 1866-67, 6 Bde.),
ein Gemälde aus der Zeit der ersten französischen
Revolution;
»Hedwig« (das. 1868, 2 Bde.)
und »Vervehmt« (das. 1868, 4 Bde.),
welch letzteres Werk dem Verfasser viele
Anfechtungen zuzog, weil man lebende Persönlichkeiten des bayrischen
Hofs darin geschildert
glaubte. Becker siedelte bald darauf nach
Eisenach
[* 19] über, wo er noch jetzt lebt. Er wandte sich immer mehr der Romanproduktion
zu, sammelte frühere
Novellen unter dem
Titel: »Aus Dorf und Stadt« (Berl. 1869) und veröffentlichte
an neuen
Romanen: »Der
Karfunkel« (das. 1870);
realistische Richtung einschlug, seinem Talent am meisten zusagte. Sein erstes bekannteres Genrebild war die für eine augenkranke
Mutter betende Bauernfamilie. Im J. 1840 wurde er als Professor der Genre- und Landschaftsmalerei am Städelschen Kunstinstitut
nach Frankfurt a. M. berufen, wo er starb. Seine zum Teil sehr populär gewordenen
Hauptwerke sind: die Märchenerzählerin, der Rekrutenabschied, der heimkehrende Krieger, die beiden Wildschützen, der Liebesantrag,
die Schmollenden, Heimkehr vom Kirchgang, heimkehrende Schnitter, der vom Blitz erschlagene Schäfer (im Städelschen Museum in
Frankfurt a. M.), Landleute auf dem Feld sehen ihr Dorf durch einen Blitz in Brand gesteckt (in der NeuenPinakothek zu
München), die Begegnung (1871) etc. Seine Zeichnung ist korrekt und bestimmt, die Farbe leidet aber an Schwere und Trockenheit.
11) Karl, Maler, geb. zu Berlin, studierte zuerst unter A. v. Klöber, nahm 1841 an der Ausführung der Fresken in der
Vorhalle des Alten Museums unter Cornelius und 1843 an der Ausmalung der Basilika
[* 27] unter Heß in München teil.
Der in der akademischen Konkurrenz gewonnene Preis ermöglichte ihm 1844 den Besuch von Paris
[* 28] und Italien,
[* 29] wo er drei Jahre verweilte.
Nach Berlin zurückgekehrt, führte er eine Reihe von Wandgemälden aus der antiken Mythe im Niobidensaal des NeuenMuseums
aus und malte auch einige historische Bilder, die jedoch keinen Beifall fanden.
Seine Begabung wurde erst durch eine 1853 unternommene Reise nach Venedig
[* 30] in die richtige Bahn gelenkt. Unter dem Einfluß der
venezianischen Meister, insbesondere Veroneses, entwickelte sich sein Kolorit zu großer Kraft und blühender Schönheit, und
er schuf eine lange Reihe von Genrebildern aus dem altvenezianischen Leben, auf welchen er mit Vorliebe
durch novellistischen Inhalt fesselnde Szenen mit großem Reichtum der Farbe, außerordentlicher Virtuosität in der Behandlung
der Stoffe und mit glücklich entwickeltem Schönheitsgefühl, wenn auch ohne tiefe Charakteristik, darstellte.
12) August, Maler, geb. 1822 zu Darmstadt,
[* 33] empfing hier von dem Landschaftsmaler Schilbach den ersten Unterricht, bis er zu seiner
weitern Ausbildung nach Düsseldorf zog, wo er für seine Neigung zur Darstellung grandioser, imposanter Naturszenen
vielfache Anregung fand. 1844 bereiste er die Hochgebirge in Norwegen,
[* 34] in der Schweiz
[* 35] und Tirol,
[* 36] später auch die schottischen
Hochlande und verweilte aus Einladung der KöniginViktoria mehrmals an ihrem Hof
[* 37] in Balmoral, wo er die Prinzessinnen im Landschaftsmalen
unterrichtete und eine Reihe von Bildern aus den dortigen Gebirgsgegenden
malte.
»Choralmelodien zu SpittasPsalter und Harfe« (das. 1841) und ein
in den LeipzigerKirchen eingeführtes »EvangelischesChoralbuch« heraus, dazu viele eigne Kompositionen,
unter denen sich trefflich gearbeitete Trios befinden. Von seinen noch ungleich wichtigern Arbeiten auf dem Gebiet der Theorie
und Geschichte sind hervorzuheben: »Systematisch-chronologische Darstellung der musikalischen Litteratur« (Leipz. 1836, Nachtrag
1839);
»Die Choralsammlungen der verschiedenen
christlichen Kirchen« (das. 1845);
»Die Tonwerke des 16. und 17. Jahrhunderts« (das. 1847);
»Die Tonkünstler
des 19. Jahrhunderts« (das. 1849);
»Lieder und Weisen vergangener Jahrhunderte« (2. Aufl., das. 1852) u. a.
Nach Finks Abtreten redigierte Becker mehrere Jahre die »Allgemeine musikalische
Zeitung«;
17) Jean, Violinist, geb. zu Mannheim,
[* 47] trat schon im elften Jahr als Konzertspieler auf, setzte
später seine Studien in Paris fort und wurde um 1858 an Stelle seines Lehrers Kettenus zum Konzertmeister des MannheimerOrchesters
ernannt. Diese Stellung gab er jedoch bald wieder auf, um als Solospieler zu reisen, und nahm erst 1865 wieder einen bleibenden
Wohnsitz und zwar in Florenz,
[* 48] wo er sich vorwiegend der Pflege der Kammermusik widmete. Hier begründete
er mit den Künstlern Masi, Chiostri und Hilpert jenen Verein, der während der Jahre 1867-70 unter dem NamenFlorentiner Quartett
[* 49] zu europäischer Berühmtheit gelangte, und dessen Leistungen hinsichtlich der Fülle und Schönheit des Klanges, des Adels der
Auffassung und der Gediegenheit des Repertoires als unübertroffen dastehen.
19) Hans, bekannt als Schwarzer Becker, Hauptmann eines Detachements freiwilliger Jäger 1814 und 1815, dann Landwirt zu Usingen und
Rödelheim, später zu Mosbach, bekannt durch eine von ihm vorgeschlagene Kulturmethode. Der Pflug
[* 52] wird zum
Umbruch der Kleestoppeln und der Stoppeln breitwürfiger Saaten gebraucht, sonst nur der Häufelpflug in Verbindung mit dem
Markeur; das Feld bleibt bis zur Besamung in Balken liegen, die wiederholt gespalten werden. Die Saat wird gedrillt, der Dünger
mit einer Maschine,
[* 53] die der Säemaschine vorhergeht, eingestreut. Im Frühjahr wird die Erde mit einem leichten
dreizackigen Karst leicht von den Balken gegen die Pflanzen abgezogen. Zwischen das Getreide
[* 54] können noch Kleegrassaaten eingedrillt
werden. Beschrieb: »Gewerbskunde« (Gieß. 1826); »Der Bienenvater« (Frankf. 1815); »Vom
Brauen, Brennen, Essig- und Pottaschesieden« (das. 1816).
Da er damit nicht durchdrang, legte er Anfang Mai 1849 sein Mandat als Abgeordneter nieder. Er schloß sich dann der von Preußen
aufgenommenen Unionspolitik an und vertrat seine Vaterstadt als Abgeordneter im Erfurter Volkshaus. Als
Mitglied der preußischen Zweiten Kammer seit 1849 suchte er von konstitutionellen Freiheiten gegen die Reaktion zu retten,
was möglich war. Als das MinisteriumManteuffel die Union fallen ließ und im Innern freiheitsfeindlich regierte, zog sich
Beckerath 1851 vom politischen Schauplatz zurück, um seine Kraft ausschließlich seinen Geschäften und den Gemeindeangelegenheiten
seiner Vaterstadt zu widmen. 1858 ließ er sich wieder zum Landtagsabgeordneten wählen, mußte aber seiner geschwächten
Gesundheit wegen sein Mandat schon 1859 niederlegen. Zum letztenmal trat er öffentlich auf, als er auf dem Handelstag in München 1862 Preußens
[* 69] Handelspolitik erfolgreich verteidigte. Er starb in Krefeld.
Vgl. Kopstadt, H. v. ein Lebensbild
(Braunschw. 1874).
»Die Unsterblichkeitslehre Schellings« (das. 1865) und »Schellings Geistesentwickelung« (das. 1875) eingetreten
ist. Auch gab er »Cantica spiritualia« (Münch. 1845-47), eine Sammlung geistlicher Lieder älterer Zeit, in vierstimmiger
Bearbeitung heraus.
Aber als er sofort die alten Bannflüche erneuerte und drei hohe Prälaten suspendierte, stieß der König im Zorn die
Worte aus: »Ist denn unter den Feigen, die mein Brot
[* 72] essen, keiner, der mich von diesen unruhigen Priestern befreien will?« Sofort
eilten vier Edelleute aus seinem Gefolge nach Canterbury und erschlugen am Altar
[* 73] der Kathedralkirche Geistlichkeit
und Volk warfen die Blutschuld auf den König, der sich 1172 einer Untersuchung der Sache durch päpstliche
Legaten unterwerfen, den Reinigungseid schwören, die fast gänzliche Exemtion der Geistlichkeit von weltlichen Gerichten nebst
andern kirchlichen Anmaßungen zugestehen mußte. Becket ward als Märtyrer der kirchlichen Freiheit 1172 kanonisiert und bald
als der vornehmste Schutzheilige Englands verehrt.
Heinrich II. selbst unterwarf sich 1174, um sein Volk zu versöhnen, einer schimpflichen Buße auf Beckets
Grab zu Canterbury. Heinrich VIII. von England ließ 1538 die Gebeine des Heiligen als eines Majestätsverbrechers verbrennen,
die Asche in den Wind streuen und die an seinem Grab aufgehäuften Reichtümer in den königlichen Schatz bringen. Beckets Briefe
(»Epistolarum libri VI«),
für die Kirchengeschichte seiner Zeit wichtig, wurden um 1180 durch den Benediktinerabt
Alanus von Droche gesammelt und mit seinem Leben nach vier gleichzeitigen Schriftstellern (»Quadrilogus«) von
Christ. Lupus 1682 in 2 Bänden zu Brüssel
[* 74] herausgegeben. Beckets Leben beschrieben Giles (Lond. 1846, 2 Bde.),
William, engl. Schriftsteller, zugleich als Sonderling bekannt. Als Sohn eines Aldermans von London 1760 geboren,
erbte er ein kolossales Vermögen, machte ausgedehnte Reisen auf dem Kontinent und baute sich dann an verschiedenen
OrtenEnglands luxuriös ausgestattete Schlösser, auf deren einem er sein üppiges und einsiedlerisches Dasein beschloß.
Schon 1780 trat er litterarisch mit der Satire »Biographical memoirs of extraordinary painters« auf; berühmt
machte ihn der erst französisch geschriebene, dann von ihm selbst ins Englische
[* 75] übersetzte, großartig
angelegte Roman »Vathek« (1786, neue Ausg. 1868),
der einen wilden arabischen Stoff mit ungewöhnlicher Kraft und mächtiger, oft zügelloser Phantasie, aber auch mit bitterstem
Sarkasmus behandelt, und dessen Episode »The hall of Eblis« Byron für unübertrefflich erklärte. Weniger bedeutend sind seine
spätern Romane; einige Reiseschilderungen sind leicht und geschmackvoll ausgeführt.
Vgl. »Memoirs of
W. Beckford« (Lond. 1858, 2 Bde.).
zu einer pfleglichen Forstwirtschaft« (das. 1759, 3. Aufl. 1784),
enthält ein neues Verfahren der Waldertragsregelung, welches
er zuerst auf Massen- und Zuwachsberechnungen zu stützen versuchte; »Beiträge zur Verbesserung
der Forstwissenschaft« (das. 1763); »Forstkalender« (Forstwirtschaftskalender) 1764-68.
er machte zuerst den Versuch, die Beschreibung einer Anzahl von Gewerben
in gedrängter Kürze zu einem Lehrbuch zu vereinigen, und führte auch den NamenTechnologie ein. Beckmann schrieb: »Über Einrichtung
der ökonomischen Vorlesungen« (Götting. 1767);
»Beiträge zur Geschichte der Erfindungen« (Leipz. u. Götting. 1780-1805, 5 Bde.);
3) Friedrich, ausgezeichneter Komiker, geb. zu Breslau,
[* 81] machte schon als Knabe theatralische Versuche und bewies ein
ausgezeichnetes Talent für das komische Fach. Seit 1820 Chorist und dann Inspizient des BreslauerTheaters,
wurde er 1824 auf Schmelkas Empfehlung für das neuerrichtete Königsstädtische Theater in
[* 82] Berlin engagiert. Anfangs nur in
Nebenrollen beschäftigt, erhielt er später bedeutendere Partien und wurde bald der Liebling des Publikums. Die
[* 77]
Figur des
Eckenstehers in Holteis »Ein Trauerspiel in Berlin« veranlaßte ihn, die auf allen TheaternDeutschlands mit
rauschendem Beifall aufgenommene Posse »Eckensteher Nante im Verhör« (46. Aufl., Berl. 1876) zu schreiben, worin er die
Titelrolle spielte.
Durch ihn ward das Königsstädtische Theater zur Volksbühne, er selbst der treueste Repräsentant des BerlinerWitzes. 1838 verheiratete
er sich mit der beliebten SoubretteAdele Muzzarelli und folgte 1846 einem Ruf an das Hofburgtheater zu
Wien, wo er lebenslänglich engagiert wurde. Auch hier machte er sich rasch beliebt und erhob sich vom Lokal- zum Charakterkomiker.
Blieb er in allem, was er spielte, auch eigentlich immer derselbe, so zeigte er doch stets eine urwüchsige Komik und hinreißende
Laune. Er war behaglich und zugleich voll Geist und Witz. Beckmann starb in Wien.
4) Ludwig, Maler, geb. zu Hannover,
[* 83] wurde auf Wunsch seiner Eltern Wagenbauer und schrieb ein Buch über dieses Geschäft,
das mehrere Auflagen erlebte. Seine Liebe zum Weidwerk bestimmte ihn indes bald, sich der Tiermalerei zu
widmen. Zugleich machte er anatomische und zoologische Studien. Er ließ sich in Düsseldorf nieder, wo er vorzugsweise im
Auftrag englischer Kunstfreunde eine Reihe tüchtiger Ölbilder, unter denen gelungene Eber- und Bärenjagden, geschaffen
hat.
Auch liefert er zahlreiche Illustrationen für Bücher und Zeitschriften, zu denen er meist den Text selbst
schreibt. Beckmann war auch als Schriftsteller thätig und veröffentlichte: »Reinke
Fuchs«
[* 84] (Düsseld. 1856) sowie unter dem Pseudonym »Revierförster Holster« Jagdhumoresken (z. B. »Idiotismus venatorius«, das.
1858).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Münster,
[* 85] an der Werse, durch eine Zweigbahn mit der EisenbahnBerlin-Hannover-Köln
verbunden, mit Amtsgericht, katholischer Pfarrkirche, ansehnlichem Kalksteinlager, Kalkbrennerei, Zementfabrikation und (1880) 3591 fast
nur kath. Einwohnern.
Die Umgegend bildete im Mittelalter die Freigrafschaft Beckum, von der die Stadt eximiert war.
Bei Vertreibung der Jesuiten aus Österreich 1848 begab er sich nach Belgien und ward Rektor des Kollegiums in Löwen. Nach Zurückrufung
der Jesuiten nach Österreich wurde er erst Superior für Ungarn,
[* 91] dann Provinzial für Österreich. 1853 bei
der zweiten Generalkongregation in Rom anwesend, ward er hier an RoothaansStelle2. Juli d. J. zum Ordensgeneral gewählt. Die
große Regsamkeit des Ordens in neuester Zeit, die häufigen Jesuitenmissionen in protestantische Gegenden und der bedeutende
Einfluß, welchen der Orden
[* 92] besonders seit Ende der 50er Jahre gewonnen hat, sind vornehmlich seiner geschickten
Leitung der Ordensangelegenheiten zuzuschreiben. Wegen seines hohen Alters trat er Anfang 1884 zurück und erhielt AntoniusAnderledy (s. d.) zum Nachfolger. Er schrieb das in mehrere Sprachen übersetzte Erbauungsbuch »Monat Mariä« (15. Aufl., Freib.
1885). Unter seinen Auspizien wurde in Rom die »Civiltà cattolica« gegründet, das Hauptorgan der herrschenden
Jesuitenclique.
(spr. beck'rell), 1) AntoineCésar, Physiker, geb. zu Châtillon sur Loing im DepartementLoiret, besuchte
die polytechnische Schule zu Paris, trat 1808 in das Ingenieurkorps und machte 1810-12 den spanischen Feldzug mit. Hierauf
wurde er Studieninspektor an der polytechnischen Schule, doch schon 1814 dem Generalstab der Armee beigeordnet. 1815 nahm er
als Bataillonschef seine Entlassung, widmete sich ausschließlich physikalischen und chemischen Forschungen und lehrte am
Musée d'histoire naturelle. Er starb in Paris.
Ganz besonders verdankt die Lehre
[* 93] von der Elektrizität
[* 94] und dem Magnetismus
[* 95] ihm eine Anzahl wichtiger Entdeckungen.
In seinem Hauptwerk: »Traité expérimental de l'électricité et du magnétisme, et de leurs phénomènes naturels« (Par.
1834-40, 7 Bde.; 2. Aufl., das.
1855, 2 Bde.), stellte er die bisherigen Beobachtungen und Theorien kritisch und systematisch und mit seinen eignen zahlreichen
Entdeckungen bereichert zusammen. Außerdem schrieb er, zum Teil in Gemeinschaft mit seinem Sohn Edmond:
»Éléments d'électro-chimie appliquée aux sciences naturelles et aux arts« (1843; deutsch,
¶
»Éléments de physique terrestre et de météorologie« (1847);
»Résumé de l'histoire de l'électricité
et du magnétisme« (1858).
Unter Becquerels wissenschaftlichen Leistungen sind noch außerdem hervorzuheben seine Untersuchungen
über die elektrischen Eigenschaften des Turmalins, über das Leitungsvermögen der Metalle, über die Elektrizitätserzeugung
durch den Kontakt verschiedener Stücke desselben Metalls, über Magnetoelektrizität und seine elektrochemischen Untersuchungen
etc. Becquerel konstruierte zuerst ein konstantes galvanisches Element, welches dem fast gleichzeitig von Daniell hergestellten Element
sehr ähnlich war.
Vgl. Barral, Éloge biographique de A. C. Becquerel (Par. 1879). -
Sein ältester Sohn, LouisAlfred, geb. 1814, hat sich durch mehrere pathologische Schriften, darunter »Des applications de
l'électricité à la thérapeutique médicale« (2. Aufl. 1860), bekannt gemacht; er starb 1862.
2) Alexandre Edmond, Physiker, Sohn des vorigen, geb. zu Paris, war erst Assistent am naturwissenschaftlichen
Museum und lehrt seit 1853 als Professor der Physik am Conservatoire des arts et métiers. Neben seiner Beteiligung an den Arbeiten
seines Vaters lieferte er Untersuchungen, besonders über die Phosphoreszenz
[* 98] des Lichts und die chemischen Wirkungen desselben,
welche einen hervorragenden Teil seines Werks »La lumière, ses
causes et ses effets« (Par. 1867-68, 2 Bde.)
bilden. Er zeigte mit Hilfe seines Phosphoroskops, daß die Phosphoreszenz eine sehr allgemeine Erscheinung und daß das Phosphoreszenzlicht
nur eine Wiederausgabe des von den Körpern vorher absorbierten Lichts ist.
Auch untersuchte er die Leitungsfähigkeit der verschiedenen Körper für den galvanischen Strom, die Wärmewirkung
des Stroms in Flüssigkeiten und die magnetischen, resp. diamagnetischen Eigenschaften vieler Substanzen. Er schrieb noch| ^[|!]:
»Mémoires sur les lois, qui président à la décomposition électro-chimique des corps« (1849);
»Recherches sur les effets
électriques« (1852-55) und »Des forces physico-chimiques et de leur intervention
des phénomènes naturels« (1875, mit Atlas).
[* 99]
ist mit unparteiischer Treue den heimischen Chroniken entnommen. Alfred d. Gr. übersetzte
das Werk ins Angelsächsische. Die letzten Ausgaben seiner Werke sind von Giles (Lond. 1843-44, 12 Bde.)
und Migne (Par. 1858, 6 Bde.). Die »Historia ecclesiastica« gaben neuerlich Molesley (Lond. 1869) und Holder(Freiburg
[* 101] 1882),
das dritte
und vierte Buch besonders Mayor und Lumby (Lond. 1878) heraus; eine deutsche Übersetzung lieferte Wilden (Schaffh. 1860). Durch
sein Werk »De sex aetatibus mundi« führte er die Zeitrechnung des Dionysius in der Geschichtschreibung
des Mittelalters ein.
Vgl. Gehle, De Bedae Venerabilis vita et scriptis (Leid. 1838);
Jassuda, franz. Jurist, geb. zu Aix, studierte in seiner Vaterstadt die Rechte,
ward 1825 Advokat daselbst und 1848 Maire sowie Mitglied des Provinzialrats der Rhônemündungen, Stellungen, die er indes aufgab,
um sich ganz seinen juristischen Studien widmen zu können. Sein Hauptwerk ist der bändereiche Kommentar über verschiedene
Teile des Code de commerce unter dem Titel: »Droit commercial« (Par. 1843 ff., 27 Bde.).
Außerdem schrieb er: »Traité du dol et de la fraude« (4. Aufl., das. 1885, 4 Bde.);
(spr. beddōs),Thomas Lovell, engl. Dichter, geb. zu Clifton als Sohn des NaturforschersThomas Beddoes (gest.
1806), kam zuerst in die Schule zu Bath, dann in das CharterHouse zu London und trat 1820 als Student in das
PembrokeCollege zu Oxford
[* 106] ein, wo er bald durch seine später von ihm unterdrückte Gedichtsammlung »The
improvisatore« (1821) und die dramatische Komposition »The bride's tragedy« (1822) Aufsehen erregte. In letzterer
besonders bewies er trotz mancher Wunderlichkeiten dramatische Kraft, Leidenschaft und Gedankentiefe, die
zu großen Hoffnungen berechtigten; aber im Innern unglücklich und von unstetem Wandertrieb erfüllt, hat Beddoes denselben nur
unvollkommen entsprochen. Um sich ganz seinen Lieblingswissenschaften, der Physiologie und Anatomie, zu widmen, ging er 1825 nach
Göttingen, später nach Würzburg, führte dann, im Besitz eines bedeutenden Vermögens, ein Wanderleben,
bald in Straßburg
[* 107] und Zürich,
[* 108] bald in Frankfurt oder Berlin verweilend, bis er 1846 nach England zurückkehrte. 1847 war er indessen
schon wieder in Frankfurt, wo er an den freiheitlichen Bewegungen von 1848 den regsten Anteil¶