dramatischen
Dichtkunst zu. Ein äußerst fruchtbarer und geschickter Bühnendichter und einer der hauptsächlichsten Mitarbeiter
Scribes, dessen
Nichte er heiratete, hat er mehr als 200
Stücke geschrieben, die wegen ihrer liebenswürdigen und geistreichen
Komik mit großem Beifall aufgenommen wurden. Er starb Die beliebtesten seiner
Stücke, die zum Teil
auch über deutsche
Bühnen die Runde gemacht haben, sind: »La perle des maris«, »Les deux
font la paire«, »La fille de l'avare«, »Le
[* 2] gamin de
Paris«,
[* 3] »Le père de la débutante«, »Les
premières armes de
Richelieu«, »Le vicomte de Létorière«, »Un
ménage parisien«, »Le fils de famille« u. a.;
dazu die komische
Oper »La fille du régiment« (1840).
in der er auf 51 Blättern die ersten vollständigen und zweckmäßig angelegten
Himmelskarten lieferte,
die er in der »Explicatio caracterum aeneis tabulis insculptorum« (Augsb.
1654) erläuterte.
2)
Hieronymus von, bedeutender Prozessualist, geb. zu Rauris im Salzburgischen, wurde
1819, unter gleichzeitiger
Aufnahme in das Spruchkollegium, zum außerordentlichen, 1822 zum ordentlichen
Professor in der Juristenfakultät zu
Landshut
[* 10] befördert und 1826 mit der
Universität von
Landshut nach
München
[* 11] versetzt, wo
er starb. Seine
Schriften sind: »Über die Änderung des Klaglibells« (Landsh.
1819);
schied dann 1862 aus dem aktiven
Dienst aus und siedelte nach seinem
Geburtsort über, wo er noch gegenwärtig lebt. Bayer ist Romanschriftsteller; seine
Dramen: »Lady Gloster« (1869) und »Der wunde
Fleck« (1872) sind vereinzelte und erfolglose
Versuche geblieben. Das Soldatenleben hat Bayer geschildert, außer in dem
oben angeführten
Werk, in:
»Österreichische
Garnisonen« (Hamb. 1863) und »Auf der
Station« (Berl. 1865);
biographische
Bilder aus den deutschen Freiheitskämpfen, verrät den
Soldaten. In andrer
Sphäre
spielen die
Romane: »Ein deutsches Grafenhaus« (Berl.
1866);
Marie, berühmte Schauspielerin, geb. zu
Prag, Tochter des Schauspielers
FranzRud.
Bayer (1780-1860)
an der dortigenBühne, die sie 1836 zuerst betrat. Nachdem sie später drei Jahre hindurch dem Hoftheater
in
Hannover
[* 19] angehört hatte, wurde sie 1841 am Hoftheater in
Dresden
[* 20] engagiert, dem sie noch jetzt angehört. 1849 verheiratete
sie sich dort mit dem Schriftsteller
August Bürck, nach dessen
Tod 1863 mit dem
Oberstleutnant von
Falkenstein.
In orographischer Beziehung teilt sich die östliche Hauptmasse des Landes (hinsichtlich Westbayerns s.
Pfalz) in Nord- und Südbayern, d. h. in das Land nördlich und südlich der Donau, wovon Südbayern dem alpinen Gebirgssystem,
Nordbayern dagegen dem rheinischen und mitteldeutschen System angehört. Spezieller zerfällt Südbayern wieder in eine Alpen-
und eine Flachlandszone. Bayerns Alpengebiet gehört den nördlichen Kalkalpen an, Die erst von WSW. nach
ONO., dann westöstlich streichende Hauptkette besteht aus einer Anzahl von Parallelketten, dem Hauptzug, Mittelzug und den
Voralpen, welche, durch Querthäler und tief einschneidende Alpenpässe wiederholt unterbrochen, in eine Anzahl einzelner
Gebirgsstöcke zerfallen.
Zwischen Alpen und Donau erstreckt sich dann das südbayrische Flachland oder die schwäbisch-bayrische Hochebene, westlich von der
Iller gegen das oberschwäbische Plateau, östlich durch Inn und Salzach gegen das österreichische Donaustufenland abgeschlossen.
Sie hat ein mittleres Niveau von 500 m und ist die höchstgelegene aller Ebenen, die dem Alpengebirge unmittelbar
vorliegen. IhreAbdachung findet von S. nach N. und von W. nach O. statt. Man unterscheidet drei Zonen.
Darauf folgt die Zone der mittlern Ebenen (das Lechfeld, die Ebenen von Memmingen,
[* 45] München, Mühldorf, Braunau und Pocking, mit
durchschnittlicher Höhe von 400-600 m), deren Charakter als ehemaliges Aufstauungsbecken der vier Flüsse
[* 46] Iller, Lech, Isar und Inn unverkennbar ist. Im N. sind diese oft unfruchtbaren Ebenen von einem hügeligen Landstreifen eingefaßt,
von dem an sich die dritte Zone mit ihrer Tertiärformation
[* 47] bis an und über die Donau erstreckt. Der Boden des ganzen Hochlandes
besteht aus tertiären Bildungen, namentlich aus grauem Molassesandstein mit thonigen Zwischenlagerungen
und Nagelfluh, hier und da auch aus Süßwasserkalk, vielfach überdeckt von geschiebereichen Alluvionen, den bis aufs Minimum
verkleinerten Trümmern der Alpengesteine, und von breiten Moorstrecken und Torflagern.
Gegenüber in der Nordwestspitze des Landes steht die HoheRhön, eine vulkanisch-plutonische, an Basaltkuppen reiche Gebirgserhebung,
deren Hauptmasse mit dem ganzen Südost- und Osthang (Kreuzberg 930 m) Bayern angehört. Südlich von der Rhön
breitet sich in der westlichen Südbiegung des Mains zwischen Gemünden und Aschaffenburg
[* 50] der Spessart aus, eine waldreiche Hügellandschaft
von etwas über 400 m Durchschnittserhebung (Geiersberg 615 m), in welchem der Basalt allmählich verschwindet und Buntsandstein
an dessen Stelle tritt.
Auch der Odenwald reicht in seinem östlichsten Teil nach Bayern herüber. Im Innern von Nordbayern finden
sich, der Regnitz parallel, zwei andre Höhen, welche beide an den Main (bei Haßfurt und Lichtenfels) herantreten. Die Nab umsäumt
den Ostrand der östlichen, des FränkischenJura, die Tauber und Jagst den Westrand der westlichen, der Frankenhöhe. Letztere,
ein in seinen Teilen verschieden benannter Zug
von Keuperrücken, schließt sich südlich im Herdtfeld an
die Rauhe Alb an, während sie sich nordwärts in dem Steigerwald (mit dem Frankenberg 500 m) an den Main und jenseit des Flusses
in den Haßbergen noch weiter nach N. erstreckt.
Sie bildet die eigentliche Scheide zwischen dem fränkischen und schwäbischen Kesselland. Der FränkischeJura hat zwei Arme: einen vom Durchbruch der Wörnitz bis Regensburg
[* 51] nordöstlich streichenden und einen nördlich zwischen Regnitz
und Nab bis in die Mainbiegung bei Lichtenfels streichenden. Als höchster Punkt gilt der Kalvariberg (645 m) bei Thurndorf.
Zwischen Frankenhöhe und Odenwald-Spessart erstreckt sich ein Plateau aus Muschelkalk, in welchem Tauber,
Jagst, Kocher und der Main selbst in tief eingerissenen Thälern hinfließen. Dieser Plateaubildung entspricht östlich eine
ähnliche zwischen
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mehr
Jura und Böhmerwald, das Liasplateau der Oberpfalz längs der Nab. Zwischen beiden Plateaus liegt die Regnitzebene (Keupergebilde).
Der Gegenfluß der Tauber, die Wörnitz, bildet einen großen Thalkessel, das Ries. Wo die Nab mündet, bildet sich der Thalkessel
von Regensburg, und diese zirkelrunden Thalungen entsprechen symmetrisch den nördlich von ihnen langgedehnten
Hochplatten an Tauber und Nab.
Die meisten Flüsse Ostbayerns gehören den Gebieten der Donau und des Mains, nur wenige denen der Elbe und der Weser an. Zur
Elbe fließen die Saale und Eger,
[* 53] in der Nordostecke, zur Weser die Fulda
[* 54] und Ulster, im NW. entspringend, während die Südwestecke
kleine Gewässer unmittelbar zum großen Becken des Rheins (Bodensee) entsendet. In südwest-nordöstlicher
Richtung fließt die Donau bis Regensburg, wo sie durch den vorliegenden BayrischenWald in eine südöstliche gedrängt wird.
Von den vier größern Nebenflüssen der Donau von S. her, Iller, Lech, Isar, Inn, haben wenigstens die ersten drei ihre Quellen
in den Alpen verhältnismäßig nahe bei einander, strömen aber fächerartig auseinander, so daß ihre
Mündungen je 75-110 km voneinander entfernt sind. Eigentümlich ist das Flußgebiet des Mains gegliedert, dessen Ursprung
am Osthang des Ochsenkopfes im Fichtelgebirge von seiner Mündung in den Rhein nur 250 km entfernt ist, während seine gewaltige
Stromentwickelung 490 km erreicht.
SeinFlußgebiet verbreitert sich nach W. zu, da gerade an den ausspringenden Winkeln des Stromlaufs die bedeutendsten Nebenflüsse
(Rodach, Saale, Kinzig, Nidda, Regnitz, Tauber) einmünden. Main und Donau sind durch den Ludwigskanal (s. d.) verbunden. Besonders
charakteristisch für Oberbayern sind die gewaltigen Wasserstagnationen: Seen und Moose
[* 55] (Moore), beides Überreste
vorzeitiger gewaltiger Wasseranstauungen. Die Seen erstrecken sich bis ½° nördlich der Voralpen, vom großartigen Bodensee
bis zu dem pittoresken Königssee.
Alle tragen die in Europa
[* 56] vorherrschende Natur reiner Flußseen. Die höchstgelegenen trägt das innerste Gebirge, in den Querthälern
der Wettersteingruppe (obere und untere Blaue Gumpe des Rainthals, 1174 und 1118 m ü. M. gelegen),
und das Nordgehänge der Wettersteinwand. Die Seen des obern Lechbeckens liegen vom Steilrand der Alpen an nordwärts heraus
bis zu 7 km Entfernung vom Gebirge, fast alle in gleichem Niveau, ein Umstand, der sie deutlich als Überreste einer und derselben
großen Wasserbedeckung erscheinen läßt.
Von den Seen des Isargebiets zeichnen sich durch Größe der Ammer- und der Würmsee, durch schöne Lage der
Walchen-, Kochel-, Tegern- und Schliersee aus. Der größte SeeBayerns, der Chiemsee, auch wohl Bayrisches Meer genannt, 192 qkm
groß, gehört ebenso wie der malerische Königs- oder Bartholomäussee zum Gebiet des Inn. Der am tiefsten
gelegene aller Alpenseen, an denen Bayern teilhat, ist der Bodensee (398 m). Nord- und Westbayern haben nur wenige und unbedeutende
Seen aufzuweisen.
Von den zahlreichen Moosen, die alle südlich der Donau liegen, sind die umfangreichsten das Haselmoos, durch welches der Loisachkanal
geht, nördlich vom Kochelsee;
Außerdem hat auch die Rhön nicht unbeträchtliche Moorflächen.
BayernsKlima
[* 57] ist gemäßigt und gesund, wenngleich etwas kälter als das andrer deutscher Länder. Mit
Ausnahme des Rhein- und Mainthals dürfte keine Gegend Bayerns sich in der Milde des Klimas mit den nördlichen EbenenDeutschlands
[* 58] messen können, was teils von der absolut hohen Lage des Landes, teils von der mannigfaltigen Abwechselung der Gebirgszüge
und Hochebenen herrührt. Am rauhesten und durch tiefen Schneefall und lang andauernden Winter bekannt
sind die Alpen, der Böhmerwald, die Rhön und der Spessart. Das meteorologische Stationsnetz in Bayern umfaßt 34 Beobachtungsstationen
mit einer Zentralstation in München. Es beträgt die mittlere Jahreswärme von
Das Königreich Bayern umfaßt ein Gesamtareal von 75,858,40 qkm (1377,8
QM.) und hat nach der letzten Zählung vom 5,284,778 Einw.,
unter welchen sich 5,144,538 Bayern, 83,975 übrige Angehörige des DeutschenReichs und 56,265 Ausländer befanden.
Die Bevölkerung verteilt sich auf die acht Regierungsbezirke, in welche Bayern eingeteilt ist, wie folgt:
Die dichteste Bevölkerung hat demnach die Pfalz, die schwächste Oberpfalz und Oberbayern. Im allgemeinen kommen 69,7 Menschen
auf das QKilometer, so daß in Beziehung auf Volksdichtigkeit den meisten deutschen Staaten nachsteht. Die mittlere Zunahme
der Bevölkerung betrug in den Jahren von 1840 bis 1867 im Jahresdurchschnitt nur 0,38 Proz.,
weil die Zahl der Auswanderer die der Einwanderer um ein Beträchtliches überwog (in den Jahren 1834 bis 1864 um 226,703
Menschen). Die Bevölkerungszunahme ist seit jener Zeit bedeutender geworden. Nachdem sie von 1867 bis 1871 bis auf 0,202
pro Jahr weiter gesunken war, stieg sie unter dem Einfluß stärkerer Einwanderung und eines größern Geburtenüberschusses
(s. unten) von 1871 bis 1875 pro Jahr auf 0,654, in der Periode 1875-80 auf 1,049 (1,14 im DeutschenReich). Von 1818 bis 1880 ergibt
sich ein Bevölkerungszuwachs von zusammen 42,5 Proz. Die
¶
mehr
Zahl der Eingewanderten (1871 noch 1491) stieg seit 1872 erheblich und betrug 1882: 17,470. Während von 1860 bis 1873 die
Zahl der Auswanderer stets jene der Einwanderer überwog, trat von 1873 bis 1879 das umgekehrte Verhältnis ein. Die Eingewanderten
betrugen in dieser Periode zusammen 69,332, die Ausgewanderten 48,817 Personen; es ergibt sich somit ein
jährlicher Überschuß der Einwanderung von 3419 Personen. Die Jahre 1880-82 weisen jedoch bei einer Auswanderung von 63,897
Personen wieder einen jährlichen Überschuß der Auswanderer von 5391 auf. - Was die überseeische Auswanderung betrifft,
so sind in den Jahren 1881 bis 1883: 17,106, 17,641 und 17,986 Personen von Bayern aus den Häfen Bremen,
[* 61] Hamburg,
[* 62] Stettin
[* 63] und Antwerpen
[* 64] befördert worden.
Berechnet man das Prozentverhältnis zur Bevölkerung (von 1880), so sind in diesen drei Jahren durchschnittlich je 0,33 Proz.
(in der Rheinpfalz 0,44 Proz.) der Bevölkerung über See ausgewandert. Im J. 1882 betrug die Gesamtzahl der rechtlich Eingewanderten
1354, die der rechtlich Ausgewanderten 2537; außerdem waren noch 16,116 Personen faktisch zugezogen und
21,184 faktisch weggezogen. Von den Einwohnern sind 2,578,910 männlichen, 2,705,868 weiblichen Geschlechts, so daß auf 1000 Männer 1049 Frauen
kommen.
Was den Zivilstand der Bevölkerung anbetrifft, so sind 61 Proz. ledig, 33,4 Proz.
verheiratet, 5,5 Proz. verwitwet und 0,1
Proz. geschieden. Die Zahl der Trauungen, welche 1850-54 nur 28,296 betragen hatte, stieg 1867-68 auf 38,077, 1868-69 sogar
auf 59,726, nach einem kurzen Rückgang dann 1872 auf 52,045; von da sank sie stetig bis 1880 mit 34,958 und hat 1882 wieder
die Zahl 37,801 erreicht. Von Geburten kamen 1835-60 auf das Jahr durchschnittlich 156,228, 1860-68: 179,551,
dagegen 1868-69: 192,030; von da an stiegen dieselben stetig bis 1876 mit 223,356 und fallen seit dieser Zeit regelmäßig
(1882: 209,227). Darunter waren in den drei erstern Zeiträumen Totgeborne: 4793, 5900 und 6808, 1882: 7048; von den Geburten
waren unehelich 1835-60: 31,886 (21,1 Proz., d. h.
in der Pfalz nur 8 Proz., im rechtsrheinischen Bayern 23,2 Proz.),
1860-68: 38,413 (22,2 Proz.);
im J. 1858-59 hatten dieselben ihren höchsten Stand (39,116 = 23,6 Proz.) erreicht, von da
ab fielen sie stetig bis 1878 (27,420 = 12,7 Proz.) und sind bis jetzt
wieder in Steigerung begriffen, 1882: 28,528 = 13,6 Proz. Die Gesamtzahl
der Sterbefälle (einschließlich der Totgebornen) betrug in den genannten Zeiträumen durchschnittlich 129,815, 146,307
und 159,187, 1882: 160,160, somit im letztern Jahr der Überschuß an Gebornen 49,067. Ferner sind 7/10 der Einwohner Landbewohner,
3/10 Bewohner von Städten.
Rechnet
man die häuslichen Dienstboten sowie die Familienangehörigen und Kinder den einzelnen Berufsabteilungen hinzu, so
ergibt sich, daß die Landwirtschaft etc. 2,681,265 Personen (50,9 Proz.), die Industrie etc. 1,492,391 Personen (28,3 Proz.),
der Handel und Verkehr 435,701 Personen (8,3 Proz.) der Gesamtbevölkerung ernähren.
Vgl. auch unten.
In ethnographischer Hinsicht gehört die BevölkerungBayerns verschiedenen Stämmen an: außer einigen germanisierten Slawen
(Wenden) in Oberfranken bewohnen Franken die drei fränkischen Regierungsbezirke, Schwaben (Alemannen) den Südwesten des Landes,
eigentliche Bayern (Altbayern) die Regierungsbezirke Ober- u. Niederbayern und die Oberpfalz. Die Bevölkerung der Rheinpfalz ist
vorwiegend fränkisch (westfränkisch). Der Altbayer ist durchschnittlich von mittlerer Statur, kräftig,
zuverlässig, natürlich, offen und anspruchslos, aber im ganzen schwer beweglich, Neuerungen wenig zugänglich und streitsüchtig.
Charakteristisch ist ihm die rauhe bayrische Mundart sowie in Beziehung auf seine Nahrungsweise die fast ausschließliche Herrschaft
von Mehl-, Milch- und Schmalzspeisen mit einem Zusatz von Gemüsen und die Beschränkung des Genusses von
Fleischspeisen auf die höchsten Festtage des Jahrs: Fastnacht, Ostern, Kirchweih und Weihnachten, sowie eine reichliche Fülle
von Bier. Trotz des zunehmenden Einflusses der Mode bewahrt der altbayrische Bauer im allgemeinen seine ihm eigentümliche Tracht:
er trägt gewöhnlich, insbesondere in der Umgebung von München, einen breitrandigen Hut,
[* 71] Tuchspenzer
oder langen Flügelrock, einen schweren Mantel und Kniestiefel mit Lederhosen.
industriös. Die Bevölkerung der Pfalz ist im ganzen von kräftigem und schlankem Körper. Sie zeichnet sich durch Rührigkeit
und Unternehmungsgeist aus und ist vor andern Volksstämmen wanderlustig.
Dem Religionsbekenntnis nach gehört die Mehrzahl der Bewohner Bayerns zur römisch-katholischen Kirche (1880: 3,748,032); 1,474,761
Seelen sind evangelisch, 2551 reformiert und 53,526 Juden. Sonst gibt es noch 216 Griechen, 3775 Mennoniten, 45 Wiedertäufer, 379 Irvingianer, 82 Anglikaner, 29 Deutschkatholiken, 819 Freireligiöse, 243 Konfessionslose
und 320 unbekannten Bekenntnisses. Auf die einzelnen Regierungsbezirke verteilt, treffen auf:
alle andern Religionsgesellschaften, die
Gemeinschaft der Israeliten (mit 40 voneinander unabhängigen Rabbinaten) und die Mennonitenkonfession
gelten als Privatgesellschaften.
Für die Verhältnisse der katholischen Kirche sind das Konkordat vom und das Verfassungsedikt
vom für die der protestantischen Kirche ebenfalls das letztere maßgebend.
Bildungsanstalten.
Mit Anstalten für Wissenschaften und Künste, für Unterricht und Erziehung ist Bayern reichlich versehen. Für
den Elementarunterricht bestanden nach der letzten Schulstatistik von 1872: 7016 Schulen (und zwar 4893 katholische, 1938 protestantische, 124 israelitische, 61 gemischte),
zusammen mit 632,599 Schulkindern und über 10,500 Lehrern, und zwar 438,945 Katholiken, 187,387 Protestanten, 5883 Israeliten
und 384 sonstiger Konfession. Zur Heranbildung des Lehrpersonals bestehen 11 Schullehrerseminare (7 katholische,
3 evangelische
und 1 konfessionell gemischtes) und 3 Lehrerinnenbildungsanstalten mit 1882/83: 1275 Schülern und 349 Schülerinnen und 36 Präparandenschulen
(25 katholische, 11 protestantische) mit 1882/83: 2345 Schülern.
Nach den Ergebnissen bei Prüfung der Wehrpflichtigen waren von den im Ersatzjahr 1882/83 geprüften 18,422 Rekruten 33, welche
weder lesen noch schreiben konnten, = 0,18 (in Preußen
[* 78] 2,00) Proz. Außerdem gibt es 20 Taubstummenanstalten, wovon 10 mit
den Lehrerseminaren verbunden sind, 3 Blindeninstitute und zahlreiche Fortbildungsschulen (s. unten). Humanistische Gymnasien
zählt Bayern 33, jedes mit einer vorbereitenden Lateinschule verbunden (5 in Oberbayern, 4 in Niederbayern, 5 in der Pfalz, 3 in der
Oberpfalz, 3 in Oberfranken, 4 in Mittelfranken, 4 in Unterfranken und 5 in Schwaben); ferner gibt es 45 isolierte Lateinschulen
und 5 Realgymnasien.
Die Schülerzahl betrug an den Gymnasien und den damit verbundenen Lateinschulen 14,534, an den isolierten Lateinschulen
3345, an den Realgymnasien 422. Für den höhern landwirtschaftlichen Unterricht bestehen in Bayern die Zentralforstlehranstalt
in Aschaffenburg, die landwirtschaftliche Abteilung an der polytechnischen Schule in München sowie die landwirtschaftliche
Zentralschule in Weihenstephan mit 1882/83: 76 Schülern. Für Veterinärwesen besteht die Zentraltierarzneischule in München.
Für den landwirtschaftlichen Fortbildungsunterricht bestanden Ende 1882: 14 Winterschulen mit einer
Gesamtfrequenz von 389 Schülern sowie 770 Fortbildungsschulen (meist in der Pfalz und in Mittelfranken), welche von 13,191 Schülern
besucht waren. Zur Förderung der landwirtschaftlichen Interessen besteht in Bayern seit 1810 ein LandwirtschaftlicherVerein, welcher
sich in 8 Kreis- und 225 Bezirksvereine mit (1884) über 50,700 Vereinsmitgliedern teilt; Organ desselben ist
das Generalkomitee in München.
Außerdem bestehen zur Förderung der Landeskultur überhaupt oder einzelner Zweige derselben bestimmte Spezialvereine, z. B.
Verein zur Gründung landwirtschaftlicher Versuchsstationen, Rindviehzuchtvereine, Bienenvereine etc. -
Wissenschaftliche Zentralstellen sind: die Akademie der Wissenschaften in München (1759 gegründet), aus drei Klassen, der philologisch-philosophischen,
der mathematisch-physikalischen und der historischen, bestehend;
das Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen
daselbst und die Hof- und Staatsbibliothek, ebenfalls in München, die größte Deutschlands (über 800,000 Bände,
25,000 Handschriften).
Mehr als jede andre geistige Schöpfung gedieh in Bayern die Kunst zu hoher Blüte.
[* 84] Die königliche Akademie der bildenden Künste
in München, in ihrer jetzigen Gestalt 1808 gegründet, ist sowohl eine Lehr- und Bildungsanstalt mit 1882/83: 450 Schülern,
darunter 129 Nichtbayern, als eine Kunstverbindung oder Kunstgesellschaft. Unter den Kunstsammlungen sind
die Alte und die NeuePinakothek, die Glyptothek und das Nationalmuseum zu München, die Gemäldesammlungen zu Augsburg und Nürnberg
als die bedeutendsten hervorzuheben. Unter den Theatern des Landes steht das Nationaltheater in München obenan, und außerdem
ist auch das von RichardWagner für seine Tondramen begründete Bühnenfestspielhaus in Baireuth besonders
zu erwähnen.
Hinsichtlich der Mannigfaltigkeit und des Reichtums seiner Naturprodukte gehört Bayern zu den gesegnetsten LändernDeutschlands.
Das Pflanzenreich liefert in den Wäldern und dem reichen Ertrag des landwirtschaftlich benutzten Areals zwei Hauptquellen des
ReichtumsBayerns. Vom gesamten Flächenraum
des Königreichs, den die amtliche Statistik von 1883 zu 7,585,840
Hektar berechnet, kommen 4,350,732 Hektar (57,4 Proz.) auf landwirtschaftlich benutzten Boden, 437,761 Hektar (5,8 Proz.) auf
Weiden, 2,504,732 Hektar (33 Proz.) auf Waldung, der Rest auf Haus- und Hofräume, Straßen, Gewässer und unkultivierte Flächen,
die sich indessen durch Urbarmachung fortwährend vermindern.
Unter den Kulturpflanzen nimmt das Getreide,
[* 85] für dessen Anbau Bayern einen im ganzen sehr günstigen Boden besitzt, die erste Stelle
ein. Oberbayern besitzt in den den Alpen vorgelagerten Hochflächen einen fruchtbaren, von grobem Sand gebrochenen Thonboden,
der sich zum Anbau von Korn vorzüglich eignet. In Niederbayern ist nur der nördliche, gebirgige Teil
für den Ackerbau weniger günstig; das Plateaugebiet dagegen ist ein äußerst fruchtbares Kornland. Besonders berühmt wegen
ihres Getreidebaues ist die StraubingerEbene; überhaupt aber heißt Niederbayern die »Kornkammer Bayerns«.
In der Pfalz, wo die landwirtschaftliche Produktion am mannigfachsten, ist im Rheinthal der Getreidebau vorherrschend.
In der Oberpfalz sind die Bodenverhältnisse sehr verschieden. Im O. und N. findet sich nahezu unfruchtbarer Steingrund mit
ausgedehnten Sandflächen, nur der südliche Teil des Regierungsbezirks, die Ebene des Donauthals, hat fruchtbaren Boden; der
Bodenertrag dieses Landesteils ist daher verhältnismäßig gering. In Oberfranken bietet das südwestliche Gebiet die produktivsten
Flächen, besonders die Main- und Regnitzthäler, zum Teil auch die Flußthäler des Steigerwaldes.
Die landwirtschaftliche Betriebsstatistik von 1882 hat 681,521 Haushaltungen ergeben. Unter diesen sind 168,528 Haushaltungen
mit einer Pachtfläche von 213,400 Hektar, 278,943 besitzen auch Holzland, 81,473 Haushaltungen halten kein Nutzvieh. Von
den landwirtschaftlich benutzten Flächen besitzen:
Beinahe 63 Proz. aller landwirtschaftlichen Haushaltungen besitzen weniger als 5 Hektar, die landwirtschaftlich benutzte Fläche
derselben beträgt jedoch nur 745,064 Hektar oder 17,3 Proz. der
¶