und 1872 zum
Generalarztà la suite des
Sanitätskorps ernannt. Seit 1869 wandte er in seiner
Klinik die Listersche antiseptische
Wundbehandlung an und führte eine vereinfachte Form derselben ein, mit welcher vortreffliche
Resultate erzielt wurden.
Sein
litterarischer
Ruf gründet sich besonders auf sein »Lehrbuch der
Chirurgie und Operationslehre« (Berl. 1852; 8. Aufl.
1879-82, 4 Bde.). Für
Canstatts »Jahresbericht« liefert er seit 1851 die
Referate über die Fortschritte der
Chirurgie.
Nach ihren
Funktionen zerfielen sie in Priveirdds (Erfinder), Posveirdds (Fortbildner der
Kunst) und Arwyddveirdds (Kriegsherolde);
nach dem
Rang unterschied man Arwennyddions
(Lehrlinge), Bardd Faleithiawg (Bardenaufseher für besondere
Distrikte) und den
Bardd ynys Pryadain (Bardenpräsidenten), welch letzterer ein himmelblaues
Kleid, aber nie ein
Schwert
trug. Der Ursprung der Barden verliert sich, wie der der
Druiden, mit denen sie in engster
Verbindung standen, in die frühste
Geschichte der
Kelten; als ihr
Stifter wird der mythische
Merlin genannt.
Ihr Hauptsitz war nach ihrer Vertreibung aus
Gallien durch die
Römer,
[* 2]
Goten und
VandalenWales, von wo aus
sie sich in
Irland und
Schottland festsetzten. Sie bildeten eine erbliche
Zunft, die nach Art eines
Ordens geregelt war und bedeutenden
Einfluß auf
Volk und
Fürsten übte. In
Wales wurden ihre Privilegien und
Freiheiten um 940 durch den König fest begrenzt und
aufgezeichnet, der ganze
Orden
[* 3] aber von Gryffyth ap Conan 1078 reformiert und neu geregelt. Zu
Caerwys
(s. d.), auch zu Aberfraw, Mathraval etc. fanden
von Zeit zu Zeit große Wettkämpfe in
Gesang und
Poesie, die sogen.
Eisteddfods, statt, wobei von der
Krone ernannte Kampfrichter
die
Preise verteilten.
Die
Eroberung von
Wales durch
Eduard I. 1283 brachte dem
Orden Verfolgung und drohte ihm den
Untergang; doch
wußte er bis auf
Elisabeth noch seine politische und soziale Geltung zu bewahren. In der
Folge jedoch wurde die Abhaltung
der poetischen Wettkämpfe verboten und unterblieb, bis sich in neuerer Zeit zur Wiederbelebung der altkeltischen
Sprache
[* 4] Vereine bildeten, welche auch die
Eisteddfods erneuerten. Die dichterische
Phantasie der alten Barden hatte
durch die frühzeitige Einführung des
Christentums einen neuen Aufschwung genommen, indem sie altnationale
Traditionen mit
Vorstellungen des neuen
Glaubens vermischte.
Die bedeutendste
Schöpfung dieser keltisch-christlichen
Dichtung ist der
Sagenkreis von König
Artus und in
Verbindung damit
der
Mythus vom heiligenGral. Die Zahl der wallisischen Barden bildet von Myrddin Wyllt
(Merlin der Wilde),
Taliesin
Aneurin und Cadwallon (6. Jahrh.) bis herab auf Dafydd ab Gwilym, welcher nach Unterjochung
der
Walliser dichtete, eine lange
Reihe. Sammlungen ihrer durch glühenden
Patriotismus ausgezeichneten
Gesänge (bis zum 14. Jahrh.
herab) finden sich in
Evans'
»Specimens of the ancient
Welsh poetry«
(Lond. 1764) und besonders in der von
Jones,
WilliamsundOwen herausgegebenen »Myvyrian archaiology of
Wales« (das. 1801-1807, 3 Bde.;
neue Ausg. 1862),
welche
Lady Charl.
Guest herausgegeben (Lond. 1841-50, 3 Bde.).
- In
Irland zerfiel die
Zunft der Barden nach ihrem
Beruf in drei Hauptklassen: die Filedha, welche inSchlachten
[* 5] und beim
Kultus vom Harfner begleitet sangen und sich in der Umgebung und im
Rate der
Fürsten als deren Sprecher und
Herolde
befanden;
die Breitheamhaim, welche in gewissen
FällenRecht sprachen, und die Seanachaidhe, die Geschichtskundigen und Genealogen
der fürstlichen
Geschlechter.
Durch zahlreiche Privilegien geschützt, gewannen sie indessen mit der
Zeit so viel Landbesitz und ein so lästiges Übergewicht, daß es wiederholt zur Auflehnung des
Volks gegen die Bardenorden,
ja selbst zu teilweiser Vertreibung derselben kam. Die Fertigkeit der
Iren im Harfenspiel zu jener Zeit war allgemein anerkannt.
Nach der
EroberungIrlands durch
Heinrich II. begann das Bardentum zu sinken. Indessen erhielten sich in
größern irischen
Familien, und ihre
Lieder und geschichtlichen
Erinnerungen dienten noch ferner zur
Erhaltung derVaterlandsliebe
der
Iren, ein Umstand, welcher mehrfache
Verordnungen der englischen Herrscher gegen die irischen und
Sänger veranlaßte, bis
durch die
Schlacht am
Boyne das Bardentum vollständig vernichtet wurde. Für den letzten irischen Barden
gilt Turlough O'Carolan (gest. 1738).
Irische Bardenlieder übersetzte
MißBrooke in ihren »Reliquies of
Irish poetry« (Dubl.
1789; neue Aufl. von
Seymour, 1816) und Hardiman in
»Irish minstrelsy« (das. 1831, 2 Bde.).
Das bedeutendste dieser Überbleibsel ist die
Ballade von König
FinesJagd.
Vgl.
Walker,
[* 6] Memoirs of the
Irish bards (Lond. 1780). -
La Villemarqué,
Einleitung zu »Barzaz-Breiz« (Sammlung altbretonischer
Bardengesänge, 2. Aufl., Par. 1846). -
Den
Germanen war der
NameBarde völlig unbekannt; die
Annahme deutscher Barden durch
Klopstock,
Kretschmann,
Denis u. a. ist eine
poetische
Fiktion.
Klopstock benannte ein vorzugsweise religiöses und kriegerisches
Lied, gedichtet in dem fingierten
Charakter
eines Barden, oder einen Schlachtgesang in dem wildkräftigen
Ton der germanischen Urzeit, ein
Bardiet,
mit Rücksicht auf eine
Stelle in der
»Germania«
[* 9] des
Tacitus, wo einige
Handschriften unrichtig für baritus (»Schlachtgeschrei«)
barditus lesen.
syr.
Gnostiker, am
Hofe von
Edessa lebend und um 224 gestorben,
stand in der Form seiner
Gnosis der Kirchenlehre näher als seine Vorgänger.
¶
mehr
Ephraem hat Bruchstücke von seinen Hymnen gegen die Ketzer aufbewahrt, und es sollen dieselben durch ihre Mystik und Poesie
wie durch ihre wechselnden Singweisen viel zur Verbreitung seiner Lehren
[* 11] beigetragen haben. Das im syrischen Original erhaltene
»Buch über die Gesetze der Länder« rührt zwar nicht von ihm, aber aus seiner Schule her. Sein Sohn Harmonius
suchte das System seines Vaters ebenfalls durch Hymnen weiter zu verbreiten.
Seine bedeutendste, gegen die Kantsche Vernunftkritik gerichtete und zugleich sein eignes System enthaltende Schrift: »Grundriß
der ersten Logik« (Stuttg. 1800),
bezeichnete Bardili auf dem Titel als eine medicina mentis »hauptsächlich für Deutschlands
[* 13] kritische
Philosophie«. Er erklärte darin das Denken für ein Rechnen, welches wie dieses in einer unendlichen Wiederholung des Einen
als des Einen und desselben im Vielen bestehe, und wollte aus dieser Identität des Denkens als Denkens und der Anwendung desselben
auf die Mannigfaltigkeit des Stoffs alles mögliche Reale (Mineral, Pflanze, Tier, Mensch, Gott) durch eine
fortschreitende Steigerung nach Art der mathematischen Potenzen (b¹+b²+b³) ableiten.
(spr. -nekkia; franz. Bardonnèche), Ort in der ital. ProvinzTurin,
[* 15] Kreis
[* 16] Susa, nordwestlich von Oulx, im
Thal
[* 17] gleichen Namens prächtig gelegen, 1318 m ü. M., mit einem alten Römerturm und (1881) 780 Einw.
Bardonecchia ist südlicher Ausgangspunkt des MontCenis-Tunnels.
Mit großer Entschiedenheit trat er für die Republik und liberale Grundsätze auf, befürwortete aber ein schonendes Verfahren
gegen die Kirche und brachte daher 1879 einen Gegenentwurf gegen die Ferryschen Unterrichtsgesetze ein, der aber abgelehnt
wurde. Er schrieb: »Les légistes et leur influence sur la société française«
(Par. 1877),
»Dix années de vie politique« (1882) und unter
dem Namen A. Brady ein Bändchen Gedichte: »Loin du monde« (1857).
Marktflecken im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Lüneburg,
[* 18] an der Ilmenau und der Hannover-HarburgerEisenbahn, mit einer großen Domkirche im gotischen Stil und (1880) 1700 Einw., die Gemüsebau
und Sämereihandel treiben. - Bardowiek, dessen Name an den alten Bardengau erinnert, war schon zu Karls d. Gr. Zeit, der hier eine
Kirche erbaute, ein wichtiger Platz für den Grenzhandel nach dem Slawenland. Bischofsitz ist es nie gewesen, doch bestand
daselbst ein Dom- und Kollegiatstift.
(spr. bardsi),Insel, dem steilen Vorgebirge Braich y pwll gegenüber, in Carnarvonshire (Wales), 3 km lang, mit
Leuchthaus, Abteiruine und 60 Bewohnern.
Die Insel galt zur Zeit der Druiden, die hier ihre großen Mysterien
feierten, für heilig.
der Westen ist steriler und weniger dicht bevölkert.
Zwei Linien derEastIndia-Eisenbahn
durchziehen das Land. Die gleichnamige Hauptstadt liegt 28,3 m ü. M.
am Vereinigungspunkt beider Bahnlinien und hat (1881) 34,080 Einw.
(23,683 Hindu, 10,263 Mohammedaner).
(amharisch, s. v. w. Sklaven), eine Völkerschaft im nördlichen Abessinien, welche von Barka an westwärts bis
zum Lebi ihre Wohnsitze hat und von den Beni Amer im N. und O. begrenzt wird. Ihre Abkunft ist bis jetzt
nicht ermittelt; aus ihren frühern Wohnsitzen in Bogos und Takun wurden sie durch die Geezvölker (Abessinier) vertrieben.
Ihre körperlichen Eigentümlichkeiten sind eine markierte, oft adlerartig gebogene Nase,
[* 27] ein großer Mund ohne aufgeworfene
Lippen, eine gelb bis schwarz nüancierte Hautfarbe, weiches, bisweilen ans Rote streifendes Haar.
[* 28] Ihre¶
mehr
Religion ist ein gleichgültiger Deismus ohne Festtage, mit viel Aberglauben verbunden. Großen Einfluß haben die Alfai oder
Regenmacher, deren Amt erblich ist. Die Beschneidung ist von alters her üblich. Die Barea gehören zu den Stämmen, die von den
Mohammedanern mit dem gemeinsamen Namen Schankala (Schangalla, »Heiden«) bezeichnet werden; doch macht der
Islam unter ihnen bedeutende Fortschritte. Das Zusammenleben ist ruhig und friedlich; es gibt keine Leibeigenschaft, es herrscht
vollkommene Gleichheit.
Tribut müssen sie entrichten, sowohl an den Fürsten der abessinischen Provinz Adiabo als an die Ägypter in Nubien; doch begnügen
sich beide Mächte damit und mischen sich nicht in die innern Angelegenheiten des Volks. Die Zahl der
Barea wird auf 20,000 geschätzt. Der Hauptmarkt Mogelo, im östlichen Teil des kaum 1380 qkm (25 QM.)
großen Gebiets, liegt im ThalAmida gegen 800 m hoch. IhreSprache (Grammatik von Reinisch, Wien
[* 30] 1874) zeigt viele Anklänge an
die hamitischen Sprachen, die aber nur auf Entlehnung beruhen.
(spr. behrbon-), das von Cromwell nach der Auflösung des LangenParlaments 1653 berufene Parlament
von 150 puritanischen Notabeln, welches nach einem seiner eifrigsten Mitglieder, Preisegott Barebone (»Totenknochen«),
den Spottnamen Barebone-Parlament erhielt.
Dasselbe trat in Whitehall zusammen, wurde aber, weil es in Kirchensachen
zu radikal vorging und Cromwell nicht willfährig genug war, 12. Dez. wieder aufgelöst.
Anfang Oktober kehren die Einwohner wegen der Kälte und der drohenden Lawinen (die letzte überschüttete im Januar 1868 den
Ort) in die niedern Thäler, wo sie eigentlich ansässig sind, nach Luz, Esquièze etc., zurück, und nur
wenige Bergbewohner bewachen den im Winter tief verschneiten, von Bären und Wölfen heimgesuchten Ort. Die Quellen von Barèges (acht
an der Zahl) gehören zu den stärksten Schwefelwässern, welche Frankreich besitzt. Sie variieren in ihrer Temperatur zwischen 31 und
45° C., weichen in betreff ihres Gehalts an Schwefel- und Chlornatrium wenig
voneinander ab und sind sehr
reich an Alkalien.
Die heißeste und berühmteste Quelle
[* 39] ist Le
[* 40] Tambour, die kühlste und zugleich ergiebigste La Chapelle. Der Reichtum an organischer
Materie, die wie mit einem Häutchen die Oberfläche des Wassers bedeckt und sich an die Seiten und den Boden der
Bäder ansetzt, hat dieser Substanz den besondern NamenBaregin (s. d.) gegeben. Das Wasser schmeckt ekelerregend und widerlich;
die Wirkung ist eine entschieden stark excitierende. Es wird in Schwimmbassins und Douchen namentlich angewendet bei allen
Blessuren, Gelenkrheumatismus, veralteter Syphilis u. dgl. hat ein großes Badeetablissement,
ein Militärspital und ein Zivilhospiz. Die Zahl der Kurgäste beträgt jährlich 1000-1200. Das Klima
[* 41] ist sehr veränderlich und springt auch im Sommer von großer Hitze oft zu empfindlicher Kälte über. Obwohl schon den Römern
bekannt, sind die Bäder von Barèges doch erst zur Berühmtheit gelangt, als der junge Herzog von Maine, Ludwigs XIV. Sohn, sie
mit Erfolg gebrauchte.
Vgl. Armieux, Études médicales sur Barèges (1871).
von den verschiedenen Bärenarten, bilden einen wichtigen Artikel im Rauchwarenhandel.
Die wohlfeilsten Bärenfelle zu Decken und ordinären Pelzen liefert der braune Bär; sie werden um so höher geschätzt, je dunkler
sie sind. Sehr selten sind weiße mit langer, weicher Behaarung; die kostbarsten liefert Sibirien, besonders die Gegend am
Jenissei, wo tiefschwarze mit gelben oder weißen Haarspitzen vorkommen, die im Sonnenschein gold- oder
silberartig glänzen (Gold- und Silberbären).
unter Kubbären versteht man eine kleine, feinhaarige
und feinlederige Gattung für feine, leichte Pelze, deren Kostbarkeit im umgekehrten Verhältnis zu ihrer
Größe steht.
Britisch-Nordamerika liefert auch braune Bärenfelle, die heller oder dunkler isabellfarbig, mitunter sehr feinhaarig
sind und zur Fransenbereitung für Damenshawls oft mit 300 Mk. pro Stück bezahlt werden. Eisbären zu Decken, Betten etc. kommen
nur wenig in den Handel; man kann sie in dem nordischen Klima nicht trocknen, und durch Einsalzen werden
sie fleckig. Am schönsten bleiben sie, wenn man sie, am Schiff
[* 44] befestigt,
¶
Leute, gewöhnlich Polen, welche zum Tanzen und zu andern Kunststücken abgerichtete Bären (Tanzbären,
meist Ursus arctos) nebst Affen,
[* 49] Kamelen und andern Tieren umherführen und unter Trommel- u. Pfeifenbegleitung
sich produzieren lassen.
Bezeichnung eines faulen Nichtsthuers, der obendrein sein Äußeres vernachlässigt;
vielleicht von
den germanischen Helden hergenommen, die, vom Kampf heimgekehrt, der Ruhe auf der Bärenhaut pflegten und
die kampflosen Tage mit Nichtsthun verbrachten.
Daher »auf der Bärenhaut liegen«, s. v. w.
ein Faulenzerleben führen.
Insel im S. von Spitzbergen, zwischen 74 und 75° nördl. Br. und unter 19° östl.
L. v. Gr. gelegen, merkwürdig durch das einzige Lager
[* 53] der produktiven Steinkohlenformation, welches im Polargebiet existiert.
Sie wurde 1596 von Barents entdeckt, von Keilhau 1827 geognostisch untersucht, vonL. v. Buch (Berl. 1847) beschrieben und 1868 von
einer schwedischen Expedition aufgenommen. Danach bildet ihren nordwestlichen Teil eine Hochebene mit
vielen kleinen Seen. Im SO. erhebt sich der Mount Misery bis 544 m. Die Insel besitzt infolge ihrer eigenartigen Lage (»im Rachen
des Golfstroms«) ein auffällig mildes Klima: Jahresmittel -5,2° C. (Beecheyinsel unter 74° 41' nördl.
Br. -16° C.). S. Karte »Nordpolarländer«.
[* 54]
[* 45] (auch Ochsen-, Kuhmäuler genannt), die aus den Entenschnäbeln, den Nachfolgern der spitzen Schnabelschuhe,
[* 57] im Anfang des 16. Jahrh. hervorgegangenen Schuhe, die, mit breiten Sohlen, an der Seite und hinten kaum einen
Finger breit hoch waren, vorn aber aus einem mehrmals geschlitzten und unterpufften Sack bestanden (s. Figur).
ein Halbaffe von 25-30 cmLänge, mit großen Augen und
Ohren, zu einer Warze verkümmertem Zeigefinger, kaum wahrnehmbarem Schwanz und langem, wolligem, im Gesicht
[* 59] und auf dem Rücken der Hände und Füße spärlich stehendem und sich verkürzendem Haarkleid;
das Tier ist rostbräunlichgrau,
auf Unter- und Innenseite hellgrau, im Gesicht, auf Händen und Füßen dunkelbraun. Es bewohnt das Land am Alt-Calabarfluß,
über seine Lebensweise aber ist wenig bekannt.
Willem, berühmter holländ. Seefahrer, geboren um die Mitte des 16. Jahrh.,
lief 1594 von Amsterdam
[* 61] mit zwei Schiffen aus, um die nordöstliche Durchfahrt nach China
[* 62] aufzufinden. Er
erreichte 10. JuliNowaja Semlja, als dessen Entdecker er gilt, unter 73° 25' nördl. Br. und setzte seine Fahrt längs der West-
und Nordküste der Insel fort, bis er in Sicht der Oranieninseln beim Eiskap unter 77° nördl. Br. vom Eis
[* 63] an der Weiterfahrt gehindert
wurde. Auf der Fahrt nach der inzwischen entdeckten Jugorstraße kam Barents abermals nach Nowaja Semlja
und 19. Aug. an dessen Nordostspitze, die er das Ersehnte Kap (Hoek van begeerte) taufte.
Abermals hinderten Eismassen sein Vordringen in die Karische See; er fand im Eishafen der Südküste eine Zuflucht, wo er
mit seinen Gefährten alle Bedrängnisse eines arktischen Winters zu überstehen hatte. Da im nächsten Frühjahr 1597 ihr
Fahrzeug aus seiner Eisgefangenschaft nicht erlöst wurde, mußten sie es zurücklassen und in zwei offenen Booten14. Juni um
das Ersehnte Kap herum zunächst nach der Petschora, dann nach Lappland flüchten, wo holländische Schiffe
[* 64] sie aufnahmen. Fünf Teilnehmer an der Expedition waren aber den Qualen erlegen, darunter Barents 20. Juni, der an der Küste¶
mehr
Nowaja Semljas begraben wurde. Die übrige Mannschaft erreichte mit großer Not endlich die HalbinselKola, wo sie Cornelis trafen,
der sie nach Holland zurückbrachte. Seit jener Zeit wurde der nordöstliche Teil Nowaja Semljas erst wieder in unsern Tagen
von den Norwegern Johannesen und Karlsen erforscht, und der letztere fand 1871 das noch wohlerhaltene Winterhaus
des Barents mit vielen Geräten, Büchern (darunter die schlichte Erzählung Gerrit de Veers über ihre Erlebnisse) etc., die er
nach fast 300jähriger Vergrabenheit im Eis zurückbrachte. Dem kühnen Seefahrer zu Ehren heißt ein Teil des Nördlichen
Eismeers die Barentssee (s. d.) und die nördliche der beiden Inseln, welche die Ostseite Spitzbergens (s. d.)
bilden, die Barentsinsel.
im südlichen Teil bei der HalbinselKola auch Murmanskisches Meer
genannt, Teil des Nördlichen Eismeers, zwischen dem europäischen Festland, der InselNowaja Semlja, dem Franz Joseph-Land und
Spitzbergen, eine vollkommene Flachsee, deren größte Tiefen wenig über 200 Faden
[* 66] betragen. Der nördliche
Teil ist mit Treibeis angefüllt, der südliche bleibt unter dem Einfluß der Nordkapströmung selbst im Winter weithin eisfrei.
Das nördliche Treibeis gehört nicht zu den schwersten Sorten, und in günstigen Sommern öffnen sich Kanäle durch dasselbe,
welche mehrfach zur Wiedererreichung des FranzJoseph-Landes benutzt worden sind (1879, 1880 und 1881).
(Barret, früher gewöhnlich Biret; franz. Barrette, ital. Berretta, neulat.
Biretum), schirmlose, runde oder nach oben viereckige, flache Mütze aus Samt oder anderm Stoff, oft bei
den Stutzern mit Stickereien, Schleifen und Federn verziert, auch mit geschlitztem Rand, buntfarbig, meist aber schwarz, bei
den höchsten Ständen als flache, buntfarbige Kappe mit wulstig anliegender Krempe, durch Stickereien reichverziert, bei den
Bürgern und Gelehrten als niedrige, schwarze Mütze mit gerade abstehendem oder herunterhängendem Rand
[* 65]
(Fig. 1). Noch in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrh. gewöhnliche Kopfbedeckung für Männer und Frauen
[* 65]
(Fig. 2), gehört
das Barett noch jetzt zu der sogen. altdeutschen Tracht und von runder oder viereckiger Gestalt zur Amtstracht der Geistlichen,
besonders der protestantischen, ferner der Dekane und Rektoren der Universitäten sowie seit neuester Zeit
auch wieder des Richterstandes. Ritter und Landsknechte
[* 71] des 16. Jahrh. gaben ihren Baretten einen Federschmuck; welcher mit
der Zeit immer größere Ausdehnung
[* 72] annahm
[* 65]
(Fig. 3). Mittels eines Sturmriemens konnte das Barett auf den Rücken herabgelassen
werden
[* 65]
(Fig. 4).
Giuseppe Marcantonio, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Turin, war von seinem Vater zum Rechtsgelehrten bestimmt, entfloh aber aus Widerwillen gegen dieses Studium dem elterlichen
Haus und trat als Kommis in ein Handlungshaus zu Guastalla. Hier befreundete er sich mit einem der Geschäftsteilhaber, welcher
ihm Geschmack an Litteratur und Poesie einflößte. 1740 ging er nach Venedig,
[* 74] wo er zu Gozzi und andern
Schriftstellern in nähere Beziehungen trat.
Eine Zeitlang bekleidete er das Amt eines Verwalters des Militärmagazins in Cuneo. Nachdem dasselbe aber eingegangen war,
führte er ein herumstreifendes Leben und hielt sich abwechselnd in Turin, Mailand
[* 75] und Venedig auf, indem
er von Zeit zu Zeit in periodischen Schriften Gedichte veröffentlichte, die großen Beifall fanden. Auch erschien um diese
Zeit seine Übersetzung des Corneille (Vened. 1747-48, 4 Bde.). 1751 begab
er sich nach London,
[* 76] wo er sich anfangs seinen Lebensunterhalt durch Unterricht im Italienischen erwarb und später
die Leitung des ItalienischenTheaters übernahm.
Besondern Ruf erwarb er sich durch sein »Dictionary of the English and Italian languages« (Lond. 1760 u. öfter, 2 Bde.;
mit Zusätzen 1854, 2 Bde.; zuletzt 1873),
welches noch jetzt sehr geschätzt wird. 1760 verließ er England und kehrte, nachdem
er Portugal,
[* 77] Spanien und Frankreich durchstreift hatte, nach Italien
[* 78] zurück, wo er seine »Lettere familiari«
herausgab (Mail. 1762-63, 2 Bde.),
deren Fortsetzung jedoch auf Betreiben des portugiesischen Gesandten unterdrückt wurde.
Er wandte sich nun nach Venedig und gründete dort unter dem Namen Aristarco Scannabue die kritische Zeitschrift »Frusta letteraria«,
in welcher er den schlechten Geschmack seiner Zeit scharf geißelte, und die neben manchen einseitigen
und ungerechten Urteilen auch sehr viel gesunde Kritik enthält. Die Angriffe und Verfolgungen, welche dieses Blatt ihm zuzog,
bewogen ihn, Italien aufs neue zu verlassen und nach London zurückzukehren, wo er starb.
Von seinen zahlreichen Werken ist die »Frusta letteraria«
das bedeutendste und kann als epochemachend in der italienischen Litteratur betrachtet werden. Sie erschien 1763-65 in 33 Nummern
zuerst in Venedig (unter dem Druckort Roveredo),
später zu Ancona
[* 79] (unter dem Druckort Trento) und ist öfters wieder gedruckt
worden (zuletzt in den »Classici italiani del secolo XVIII.«, Mail. 1838-39, 2 Bde.). Unter seinen englischen
Werken ist besonders sein »Account of the manners and customs of Italy«
(Lond. 1768-69, 2 Bde.; deutsch von
Schummel, Bresl. 1781) berühmt geworden. Außer dem italienisch-englischen Wörterbuch hat man von ihm auch ein »Dictionary
of the English and Spanish languages« (Lond. 1778 u. öfter;
am besten das. 1837, 2 Bde.). Eine
Gesamtausgabe seiner »Opere italiane« erschien Mailand 1813-19, 6 Bde. (zuletzt das.
1838, 4 Bde.). Seine »Scritti
scelti inediti«, mit Biographie, gab Custodi heraus (Mail. 1822-23).
Vgl. Garizio, »Giuseppe e i suoi tempi« (Tur. 1872).
(spr. -flör), kleine Seestadt im franz. DepartementManche, ArrondissementValognes, mit
teilweise versandetem Hafen, wo einst Wilhelm der Eroberer seine Expedition vorbereitete, 2 Leuchttürmen, Seebädern, Austernbank
und (1881) 1304 Einw. 2 km nördlich die Pointe de Barfleur, aus steilen Felsen bestehendes nordöstliches Vorgebirge der HalbinselCotentin, welches den westlichen Eingang in den Busen der Seine bezeichnet, durch seine heftigen Flutströmungen,
das
sogen. Raz de Gatteville, berüchtigt ist und deshalb den höchsten (75 m) LeuchtturmFrankreichs trägt.
Nach dem TodFriedrichs VI. bekannte er sich rückhaltlos zu ultraradikalen Ansichten und wurde einer der leidenschaftlichsten
Vorkämpfer des nordischen Einheitsgedankens oder der skandinavischen Idee. In diesem Sinn gründete er 1839 die Quartalschrift
»Brage og Itun«, die großes Aufsehen erregte, aber nur bis 1842 bestand. Sein bekanntestes Werk sind die
»Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte« (»Fortällinger
af Fädrelandets Historie«, 4. Aufl. 1873, 2 Bde.).
Später erschienen von ihm: »KongChristian IX. Dagbog« (1869); »Billeder af Nordens Historie« (1874); »Seks Foreläskinger
om Nordens Oltid« (1876) und »Ledetraad i Danmarks
Historie« (9. Aufl. 1879).