läßt; später entsteht auch die erste
Anlage des Bandwurmkörpers in Form einer hohlen
Röhre
[* 1]
(Fig. 5). Gelegentlich stülpt
sich wohl auch der
Zapfen
[* 2] aus und gleicht dann vollständig einem Bandwurm
[* 3] mit ungegliedertem
Körper und anhängender Schwanzblase
[* 1]
(Fig. 6). Dieser
Ähnlichkeit
[* 4] wegen hat man, ehe man den Zusammenhang kannte, dieFinnen als verirrte Bandwürmer, die
»wassersüchtig« geworden, betrachtet. Bei den meisten
Arten bildet sich nur ein Bandwurmkopf (echte
Finnen,
Cysticercus), bisweilen
aber, z. B. beim
Drehwurm (s. unten), wachsen aus der einen
Larve durch
Knospung allmählich einige
HundertKöpfe hervor.
Bei dem
Hülsenwurm oder Echinokokkus
[* 1]
(Fig. 7), welcher von der
Taenia echinococcus des
Hundes abstammt,
bilden sich auf der Innenfläche des Blasenkörpers besondere Tochter- und Enkelblasen, und von diesen aus entwickeln sich
allmählich zahlreiche Bandwurmköpfe (s. unten). Die
Finnen stellen somit in der
Entwickelungsgeschichte
[* 5] der Bandwürmer eine besondere
Stufe dar, sind gewissermaßen die
Puppen derselben; als solche können sie auch einige Jahre hindurch
unverändert am
Leben bleiben und gehen, wenn ihr Wirt stirbt, mit ihm zu
Grunde.
Wird jedoch nicht allzulange nach ihrer
Einwanderung das betreffende
Organ von einem andern und zwar wiederum einem ganz bestimmten
Tier gegessen, so entwickelt sich im
Darm
[* 6] des letztern die
Finne zum Bandwurm. Der Leib stülpt sich aus
der
Blase hervor, diese selbst wird durch den Verdauungsprozeß entfernt, und nun sprossen rasch hinter dem
Kopf des jungen
Wurms die
Glieder.
[* 7] Hiermit ist der
Kreislauf
[* 8] der
Entwickelung geschlossen. Man hat also dabei die geschlechtlich erzeugten
Larven
und
Finnen als die erste, die ungeschlechtlich gebildeten
Glieder als die zweite
Generation zu betrachten.
Indessen gibt es Bandwürmer, welche zeitlebens ungegliedert bleiben (z. B. Caryophyllaeus),
und noch andre (die
Familie der Amphilinidae), welche auch durch ihre Gestalt an die
Trematoden erinnern und früher zu ihnen
gerechnet wurden. Somit darf
man es als höchst wahrscheinlich betrachten, daß die Bandwürmer von
Haus aus
Trematoden
waren und sich erst durch ihr ausschließliches Schmarotzerleben im Innern andrer
Tiere allmählich in ihrer
Organisation vereinfacht
haben. Ähnlich den
Trematoden, machen sie ihre Jugendzustände in besondern Zwischenwirten ab, und nur die eigentümliche
Form der
Vermehrung mittels der
Proglottiden scheint von ihnen selbständig erworben zu sein.
Die beimMenschen schmarotzenden Bandwürmer verteilen sich auf zwei
Familien. Zu der einen gehören mehrere
Arten
der
GattungTaenia, von welcher im ganzen über 200
Arten bekannt sind, zur zweiten der
Bothriocephalus latus und Bandwürmer cordatus.
Diese
Bandwürmer wohnen sämtlich im
Dünndarm. Außer ihnen beherbergt der
Mensch noch einige
»Blasenwürmer« aus der erstern
Familie (darunter die gewöhnliche
Finne,
Cysticercus cellulosae). - Der gemeine Bandwurm
(TaeniasoliumL.), im entwickelten
Zustand 2-8 m lang, enthält bis zu 800
Glieder von 9-10
mmLänge und 6-7
mmBreite.
[* 9] Der kugelige
Kopf
[* 1]
(Fig. 1
a u.
[* 1]
Fig. 8) hat
die
Größe eines Stecknadelkopfes, ziemlich stark vorspringende Saugnäpfe und einen doppelten Hakenkranz
zum Festhalten in der Darmwandung; der fadenförmige, fast 2,5cm lange
Hals erscheint dem unbewaffneten
Auge
[* 10] ungegliedert.
Die reifen
Glieder (etwa vom 650. an), welche nur selten für sich abgehen, sind den Kürbiskernen nicht unähnlich
[* 1]
(Fig. 2 h);
ihre Geschlechtsöffnung liegt hinter der Mitte. Der zugehörige Blasenwurm
(Cysticercus cellulosae) bewohnt
mit Vorliebe das Muskelfleisch des
Schweins
(Finne,
[* 1]
Fig. 9), findet sich gelegentlich aber auch an andern
Orten und in andern
Tieren
(Hund,
Katze,
[* 11]
Reh),
[* 12] auch im
Menschen. Etwa 2½
Monate nach Einführung der Bandwurmembryonen in das
Schwein
[* 13] ist die
Entwickelung
der
Finnen abgeschlossen, und 3-3½
Monate nach
Genuß von finnigem Schweinefleisch gehen beim
Menschen die
ersten reifen Bandwurmglieder ab. Dieser Bandwurm erreicht ein
Alter von 10-12
Jahren und mehr.
Man hat ihn überall in
Europa,
[* 14] in
Indien,
Nordamerika
[* 15] und
Algerien
[* 16] beobachtet und zwar am häufigsten bei Erwachsenen, besonders
bei
Frauen,
Fleischern und
Köchen, welche leicht durch rohes
Fleisch infiziert werden können. Gewöhnlich
kommt er einzeln vor, doch sind 2 und 3 bei demselben
Individuum nicht selten, und man hat sogar 41 nebeneinander beobachtet.
Der schwarze Bandwurm
(TaeniasaginataGötze, T. mediocanellata
Küch.) wird 4 m lang und breiter und dicker als der vorige.
DieGlieder werden 16-18
mm lang, 7-9
mm breit; der ansehnliche
Kopf
[* 1]
(Fig. 10) ist ohne Hakenkranz, mit flachem
Scheitel und vier großen, äußerst kräftigen Saugnäpfen versehen; die
Glieder erreichen etwa vom 750. an ihre
Reife
[* 1]
(Fig. 2 a),
gehen dann häufig freiwillig ab und sind in der
Regel eilos und zusammengeschrumpft.
Dieser Bandwurm scheint nicht minder weit verbreitet zu sein als der vorige; der zu ihm gehörige Blasenwurm lebt aber in
Rindern, und daher findet er sich z. B. sehr häufig in den
Ländern oder den
Orten, wo viel rohes
Rindfleisch genossen wird.
Er verursacht wegen seiner kräftigern Muskulatur und größern Beweglichkeit intensivere
Beschwerden
als der gemeine Bandwurm, ist auch viel schwerer abzutreiben, weil der
Kopf sehr leicht abreißt und im
Darm zurückbleibt.
- ^[GEDANKENSTRICH!]
Noch wichtiger aber ist der Hülsenwurm, Taeniaechinococcus v. Sieb.,
welcher gleichfalls im Hund geschlechtsreif wird, mit diesem wohl über die ganze Erde verbreitet ist und als Finne, Echinococcus,
im Menschen, in den Affen,
[* 23] Wiederkäuern und Schweinen vorkommt. Er wird nur 4 mm lang und besitzt im ganzen
nur 3 oder 4 Glieder, von denen das letzte, wenn es reif ist, den ganzen übrigen Körper an Masse übertrifft
[* 17]
(Fig. 7). Der
kleine Kopf trägt Saugnäpfe und einen doppelten Hakenkranz.
In der aus dem Embryo hervorgehenden Blase bilden sich (s. oben) Brutkapseln, und in diesen entwickeln sich
12-20 Bandwurmköpfe; die Entwickelung ist eine viel langsamere als bei den Finnen, und bei einer bestimmten Form bringt die
ursprüngliche Blase Tochterblasen hervor, welche dann abermals Brutkapseln erzeugen. Diese Gebilde haben sehr ungleiche Größe,
manche bleiben sehr klein, aber die Tochterblasen können sich in ungeheurer Zahl entwickeln; so hat man einen 15 kg schweren
Echinococcus mit vielen Tausenden Tochterblasen bei einer Frau beobachtet. Er findet sich am häufigsten in den Eingeweiden,
besonders in der Leber, verschont aber kaum ein Organ des Körpers ganz und führt sehr leicht den Tod herbei.
Sehr verbreitet ist die Echinokokkenkrankheit in Island.
[* 24]
Die Bothriokephalen haben einen abgeplatteten Kopf mit je einer langen, stachen Sauggrube an den Seitenrändern. Sie leben
im reifen Zustand vorzugsweise in Kaltblütern, einige auch in Vögeln und Säugetieren. Der Grubenkopf (BothriocephaluslatusBrems.) ist bandförmig, 5-8 m lang, aus 3-4000 kurzen und breiten Gliedern zusammengesetzt, in der Mitte
10-12 mm breit, vorn fadendünn. Der Kopf ist keulenförmig, hakenlos. ReifeEier
[* 25] finden sich zuerst im 600. Glied,
[* 26] sie haben
eine einfache braune Schale mit kappenförmigem Deckelchen, entwickeln aber im Mutterleib keinen Embryo.
Dieser bildet sich nur im Wasser, schlüpft aus dem
Ei
[* 27] aus und bewegt sich 4-6 Tage lang mittels eines Flimmerüberzugs
frei umher. Die spätern Entwickelungsstufen werden im Hechte durchlaufen. Im Menschen kann er 20 Jahre lang leben, ist aber
leicht abzutreiben. Er findet sich besonders in der westlichen Schweiz
[* 28] und den angrenzenden französischen Distrikten, den
nordwestlichen und nördlichen Provinzen Rußlands, in Schweden,
[* 29] Polen, Holland, Belgien,
[* 30] Ostpreußen
[* 31] und Pommern,
[* 32] überall in wasserreichen
Gegenden.
Bandwürmer cordatusLeuck. ist bedeutend kleiner und besitzt einen kurzen, herzförmigen Kopf; er bewohnt in nördlichen
Gegenden Hunde
[* 33] und Menschen.
Im allgemeinen verursachen die Bandwürmer ihrem Träger
[* 34] nur sehr geringe oder keine Beschwerden, so daß sie oft
gar nicht bemerkt werden; beim Grubenkopf ist meist der Abgang von Gliedern das erste und einzige Symptom. Der Bandwurm reizt
die Schleimhaut, welche gerötet, geschwollen, manchmal selbst blutig infiltriert oder mit oberflächlichen Geschwüren versehen
ist. Infolge dieses Darmkatarrhs, und weil der Wurm
[* 35] einen Teil der Ernährungssäfte seines Wirts für
sich in Anspruch nimmt, entstehen manchmal Abmagerung und Blutarmut.
Diese Vegetabilien sind die wesentlichen Bestandteile fast aller Geheimmittel, welche unter den verschiedensten Namen in den
Handel und Gebrauch gekommen sind. Die Kur ist nur dann gelungen, wenn der Kopf mit entfernt worden ist,
weil sonst sich an ihm wiederum neue Glieder bilden.
Den Feldzug 1641 eröffnete ein großartig entworfener und rasch ausgeführter Zug
Banérs gegen Regensburg,
[* 52] wo sich der Kaiser
und die ihm ergebenen Stände zu einem Reichstag versammelt hatten. Am 17. Jan. erschien er plötzlich vor der
Stadt, die Wegnahme derselben wurde aber durch das unerwartete Schmelzen der Eisdecke der Donau vereitelt. Unter großen Schwierigkeiten
mußte Banér mitten im Winter sich durch Böhmen nach Sachsen zurückziehen. Schon während des Marsches war Banér von einem heftigen
Fieber befallen worden; todkrank und in einer Sänfte getragen, kam er nach Halberstadt
[* 53] und starb
daselbst 20. Mai, weniger infolge seiner Ausschweifungen als der ungeheuern Strapazen. Scharfblick, Umsicht und Besonnenheit paarten
sich in Banér mit außerordentlicher Energie und Kühnheit. Unter seinen Scharen herrschte zwar die strengste militärische Disziplin,
doch durften dieselben ungestraft sengen und brennen. Sein Sohn Gustav, der tolle Banér genannt, starb 1677 als
Generalgouverneur von Ingermanland ohne Nachkommen.
Hauptstadt von Banffshire (Schottland), an der Mündung des Deveron in den Moray Firth, hat ein schönes Rathaus,
eine wissenschaftliche Gesellschaft und (1881) 7871 Einw., welche Flachsspinnerei, Fabrikation
von künstlichem Dünger, Schiffbau sowie lebhaften Küstenhandel betreiben.
Grafschaft in Nordschottland, am Moray Firth, 1669 qkm (30,3 QM.) mit (1881)
62,736 Einw. Die Grafschaft wird großenteils eingenommen von den westlichen Verzweigungen des Cairngormgebirges (1248 m),
die sich zum Strathspey mit seinem ungestümen, lachsreichen Fluß herabsenken. Kulturfähiges Land ist fast nur auf die Küste
beschränkt (1884: 38,2 Proz. Ackerland, 2,4
Proz. Weiden, 6,8 Proz. Wald). Viehzucht
[* 55] (41,531 Rinder,
[* 56]
53,833 Schafe)
[* 57] ist von Bedeutung; Leinenfabrikation,
Garnspinnerei, Gerberei und Whiskeybrennerei vertreten die Industrie. Die Seefischerei beschäftigte 1883: 1304 Fischerboote,
von 2830 Fischern bemannt. Spey und Deveron sind lachsreiche Flüsse.
[* 58] Das Mineralreich liefert Marmor, Bausteine und Halbedelsteine
(aus dem Cairngorm).
PeterGeorg, dän. Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. zu
Kopenhagen,
[* 61] studierte daselbst die Rechte, ward 1826 Gerichtsassessor, 1830 außerordentlicher, 1834 ordentlicher Professor der
Rechte in Kopenhagen und 1836 Direktor der Nationalbank. Seit 1834 war er Mitglied der Ständeversammlung
und wurde 1848 zum Mitglied der konstituierenden Reichsversammlung erwählt. Nachdem er kurze Zeit Amtmann in Holbäk gewesen,
ward er als Minister des Innern in das Ministerium berufen, legte aber dieses Amt, zum Domänendirektor ernannt, nieder,
verwaltete vom Dezember 1851 bis Juni 1852 provisorisch das Ministerium des Kultus und vom Januar 1852 bis April 1853 das des
Innern. Am trat er an die Spitze des Kabinetts, welches das Verfassungsgesetz für den Gesamtstaat durchsetzte.
Bei seinem Rücktritt wurde er Geheimer Konferenzrat und Justitiarius beim HöchstenGericht.
Er starb Außer Monographien über dänisches Zivilrecht und politischen und finanziellen Abhandlungen schrieb er:
»Lärebog i de til den romerske private Ret henhörende Discipliner« (Kopenh. 1833-35, 2 Bde.)
und »Systematisk Fremstelling af den danske Procesmaade« (mit
Larsen, das. 1841-43, 5 Bde.).
(Bangela), afrikan. Volksstamm, am Quango in Südwestafrika, zeichnet sich durch Tapferkeit und kriegerischen
Unternehmungsgeist, der vorwiegend gegen die Portugiesen gerichtet war, aus.
Hauptstadt des unter direkter Verwaltung des Generalgouverneurs stehenden StaatsMaissur in Britisch-Ostindien, 884 m ü. M.,
mit einer mittlern Jahrestemperatur von 22,9 ° C., welche auch
im Sommer kühler ist als sonst im Dekhan. Bangalor eignet sich deshalb zur Gesundheitsstation für die zahlreich
und zweckmäßig hier kasernierten europäischen Truppen. Die Stadt zählte 1881: 155,857 Einw. (108,893 Hindu, 29,521 Mohammedaner,
17,430 Christen) und zerfällt in die dicht bewohnte Altstadt und den unter der englischen Verwaltung entstandenen Stadtteil
(Cantonment), der im Stil der englischen Großstädte mit Parken etc. eingerichtet ist. In einem Hindutempel
der Altstadt findet sich eine berühmte Statue der Göttin der Schönheit (s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 64] I«,
[* 40]
Fig. 14). Die Stadt ward 1787 von
den Engländern eingenommen, dann dem Fürsten zwar zurückgegeben, aber 1831 mit dem Land in eigne Verwaltung genommen. Sie
ist Sitz einer evangelischen Mission und des katholischen Bischofs für Südindien. Eine Zweigbahn verbindet
Bangalor mit der Madras-Kalikat-Eisenbahn.
hat bei verschiedener
Breite 252 km Länge von NW. nach SO. und bildet mit einigen in der Nähe gelegenen Eilanden (Lepar etc.)
die niederländische Residentschaft Bangka mit einem Areal von 12,681 qkm (23,7 QM.) und (1883)
70,877 Einw. (50,021 Malaien, 20,495 Chinesen, 204 Europäer, 145 Araber). Der Boden ist im allgemeinen eben oder hügelig; nur
hier und da erheben sich isoliert stehende Berge, deren höchster der Maras (700 m) ist. Die vorherrschende
Gebirgsart auf Bangka ist Granit, im übrigen besteht der Boden aus Sand und eisenhaltigemLehm. Hauptmineral ist Zinnerz, das im Granit
in reichen Gängen vorkommt, aber auch im Flachland, mehr oder weniger tief unter der Erdoberfläche, in Gestalt von Zinnsand
enthalten ist und den hohen Wert derInsel für die Niederlande
[* 68] bedingt (s. unten). In geringerer Menge kommt
auf auch Magneteisen vor.
Die Produkte des Tier- und Pflanzenreichs sind dagegen von geringerer Bedeutung, und auch der Feld- und Gartenbau ist so dürftig,
daß die Insel der Zufuhr bedarf. Weder Pferde
[* 69] noch Büffel sind auf Bangka zu finden. Von Fruchtbäumen finden
sich nur einige Bananen und der Durionbaum (Durio zibethinus). Die großen Wälder, welche ehedem Berge und Ebenen bedeckten,
sind bei dem Anlegen der Bergwerke und behufs der Gewinnung von Holzkohlen zur Ausschmelzung der Zinnerze rücksichtslos verwüstet
worden, so daß sich jetzt schon Holzmangel fühlbar macht.
Die eingebornen Malaien sind körperlich schwach, ohne Intelligenz und Betriebsamkeit; nur im Flechten
[* 70] von
Matten, Säcken etc. aus den Blättern einer Rhizophore sowie in der Verrichtung von Zimmer- und Schmiedearbeit zeigen sie sich
nicht unerfahren. Früher in den Wäldern umherschweifend, wurden sie im Lauf des 19. Jahrh. von der Regierung gezwungen,
in Dörfern (Kampongs) festen Wohnsitz zu nehmen, und widmen sich seitdem der Reiskultur. Sie sind zum Teil noch Heiden, zum
Teil zum Islam bekehrt, ohne dabei heidnischen Ansichten entsagt zu haben.
Ihre Hauptnahrung ist Reis mit spanischem Pfeffer und Drassi, ein aus Krebsen und kleinen Fischen zusammengekneteter, scharf gesalzener
Teig. Die Chinesen leben in abgesonderten Dörfern als Gewerbtreibende oder Händler, hauptsächlich jedoch
mit der Ausbeutung der Zinngruben beschäftigt, und bilden daher für die Regierung, die das Monopol des
Bergbaues hat, den
wichtigsten Teil der Bevölkerung.
[* 71] Die Zinngruben sind unter freiem Himmel
[* 72] gegraben, mitunter bis zu 13 m Tiefe und bis 260 und 280 m
Länge, und die Erzgewinnung wird nach altem Herkommen auf eigentümliche Weise durch Auswaschen des ausgeworfenen Erdreichs
bewerkstelligt.
Die jährliche Ausbeute an Zinn beläuft sich durchschnittlich auf 4-5 Mill. kg (1882: 4,294,228 kg), die überallhin, besonders
nach China
[* 73] und Indien, ausgeführt werden. Eine sonstige Ausfuhr findet nicht statt; die Einfuhr besteht
außer Reis und Salz in
[* 74] einigen europäischen und chinesischen Handelsartikeln. Hauptort und Regierungssitz ist Muntok im NW.
der Insel, mit einem schönen Fort, lebhaftem Handel und 3000 Einw. An der Südostküste liegt die Insel Lepar, am Südeingang
der Bangkastraße die von großen Bänken umgebene Insel Lucepara. Die Insel Bangka gehörte ursprünglich zum
StaatPalembang (auf Sumatra), 1608 kam sie unter die Oberhoheit der Niederländisch-Ostindischen Kompanie. Die Entdeckung des
Zinnerzes geschah 1710 durch Zufall. 1812 mußte an die Engländer abgetreten werden, kam aber durch Traktat vom an
die Niederlande zurück.
die Haupt- und Residenzstadt des ReichsSiam, liegt unter 14° nördl. Br.
und 101° 30' östl. L. v. Gr., 63 km vom Meer, und erstreckt sich über 7 km an beiden Ufern des Menam, besonders am linken
hin (s. Plan). Im Zentrum stehen die weitläufigen königlichen Palastgebäude, von einer hohen, bezinnten Mauer umgeben, die
stellenweise mit Kanonen besetzt ist. Die Häuser in der Stadt liegen meist inmitten von Gärten, sind aus Holz oder Bambus gebaut
und ruhen auf Pfählen, so daß man auf einer Treppe
[* 75] (oft nur Leiter) zu einer Veranda emporsteigt.
Steinmaterial wird außer von Europäern nur zu den Klöstern und königlichen Palästen verwendet. Unter den Wohnhäusern
gibt es schwimmende Häuser von einem Stockwerk, auf Bambusflößen ruhend, die an eingerammte Pfähle festgebunden werden,
gegen das Wasser zu offen; will der Besitzer seine Lage verändern, so bindet er das Floß los und läßt
es den Fluß hinabtreiben, bis er eine unbesetzte Stelle findet. Alle diese Wasserwohnungen sind Kramläden oder Werkstätten,
und da der gesamte Marktverkehr nur auf dem Schiffsweg stattfindet, so erhält dadurch der Fluß, auf dem sich vom Morgen bis
zum Abend die Bevölkerung im
buntesten Gewimmel umhertreibt, eine ungemeine Belebtheit. Der Fluß ist der große Markt, auf dem sich täglich der betriebsame
Teil der Bevölkerung versammelt; soviel es angeht, wird alles zu Schiff
[* 77] abgemacht. Der Verkehr stockt nur, wenn eins der hochgeschnäbelten
Staatsboote in einen Kanal
[* 78] einfährt; es galt dann bis in die neueste Zeit für ein schweres Verbrechen,
sich auf einer der zahlreichen Brücken
[* 79] zu befinden, während unten die Angehörigen einer fürstlichen Familie durchfuhren.
Die Paläste sind in chinesischem Stil gebaut, hohe Frontispize, im Innern weite Hallen, alles mit überaus reicher Ornamentik
bedeckt und von großartigem Eindruck. Die Tempel
[* 80] (Pagoden) tragen pyramidenartig immer kleiner werdende
Dächer. Ausgezeichnet vor allen ist der Palast des ersten Königs, der sich innerhalb einer hohen Umschließungsmauer von etwa 1300 m
im Umfang befindet. Der Boden im Innern ist ganz mit Marmor- und Granitfliesen belegt; in Zwischenräumen stehen Wachtposten
und aufgeprotzte Kanonen, an den Seiten verschiedene kleine, mit Gemälden und Goldschmuck versehene Gebäude.
In der Mitte des großen Hofs erhebt sich ein Viereck,
[* 81] mit Bildhauerarbeit geziert und von einem spitzen, vergoldeten Turm
[* 82] überragt:
die Halle,
[* 83] in welcher der König ausländische Gesandte empfängt, und wo auch die Leiche des verstorbenen Königs bis zur Verbrennung
aufgestellt wird. In einiger Entfernung davon ist der Saal, in welchem der König täglich in Anwesenheit
von mehr als hundert Beamten Gehör
[* 84] erteilt. Die Vorschrift, daß bei diesen Audienzen alles auf den Knieen und Ellbogen liegen
mußte, ist seit 1873 aufgehoben, so daß man jetzt stehend die Befehle entgegennimmt.
An den Saal schließen sich die Gemächer des Königs, sodann die der Königin und des zahlreichen weiblichen
Hofstaats an. Neben andern Gebäuden für Staats- und Wirtschaftszwecke findet man hier eine Anzahl buddhistischer Tempelbauten,
die von Pracht strotzen; eine Menge sehr wertvoller Erzeugnisse der Kunst und des Gewerbfleißes sind daselbst aufgehäuft.
Die Wohnungen der sonstigen Vornehmen bestehen ebenfalls aus einer größern Anzahl von Häusern und Höfen,
die mit einer Mauer umgeben sind; das Hauptgebäude dient stets dem Herrn zum Aufenthalt.
Tempel und buddhistische Klöster sind auch außerhalb dieses königlichen Quartiers durch die ganze Stadt zerstreut; die Klöster
sind von Gärten umgeben und bestehen aus einem geräumigen Saal mit engen, sehr zahlreichen Thüren und
Fenstern. Die mittlere Jahrestemperatur in Bangkok ist 27,4 ° C.;
die heißesten Monate sind Mai und April, vom März bis Dezember regnet es fast gar nicht. Der Menamfluß ist wegen einer Barre
an seiner Mündung für Schiffe mit großem Tiefgang bis Bangkok nicht fahrbar; sie ankern bei Paknam (ca. 7000 Einw.),
wo überhaupt jedes Schiff, das aufwärts geht, seine Kanonen und Munition ausladen und einen Zollbeamten an Bord nehmen muß.
Die Bevölkerung besteht aus Abkömmlingen der verschiedenartigsten Völkerschaften, die sich hier nebeneinander niedergelassen
haben. Ihre Zahl wird auf 4-600,000 geschätzt, darunter fast die Hälfte Chinesen. Der Handel Bangkoks
wuchs nach Abschluß des englisch-siamesischen Handelsvertrags, dem Verträge mit den andern Staaten folgten, außerordentlich,
ist aber später sehr gefallen; 1881 liefen 524 Schiffe von 223,131 Ton. aus mit einer Ladung im Wert von 9,865,956 Doll. (davon
britisch 6,166,976, deutsch 1,090,602 Doll.). Die Nähe von Singapur
[* 85] drückt etwas den Handel; den Europäern
machen die Chinesen empfindliche Konkurrenz. Eine
Telegraphenlinie geht nordwärts nach Zimmeh, eine Eisenbahn soll ostwärts
nach Kabin geführt werden. Bangkok ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls.
1) Stadt in Carnarvonshire (Wales), am Nordende der Menaistraße, malerisch in engem Thal,
[* 86] eins der Hauptquartiere
der Touristen. Es ist der älteste Bischofsitz in Wales, mit unansehnlicher, 525 gestifteter Kathedrale,
hat eine Lateinschule (1557 gegründet), ein Lehrerseminar und (1881) 8240 Einw. Dicht dabei liegt Penrhyn Castle, das prachtvolle
SchloßLordPenrhyns; 3 km südlich führt die Menaibrücke (1820-26 erbaut) und 1 km von dieser die Britanniabrücke (s. d.)
über die Menaistraße; 8 km südlich, im Thal des Ogwen, der bei der Stadt mündet, liegen die Penrhyn-Schieferbrüche.
- 2) Stadt im nordamerikan. StaatMaine, 30 km oberhalb der Mündung des von ihr an schiffbaren Penobscot in die Penobscotbai,
hat ein theologisches Seminar der Kongregationalisten, Schiffswerfte, ungemein lebhaften Holzhandel und (1880) 16,856
Einw. Da der Fluß mit jeder Flut 5 m steigt, so können auch große Schiffe in den geräumigen Hafen der
Stadt gelangen. Einfuhr 1883-84: 570,492 Doll., Ausfuhr (namentlich Bauholz) 118,255 Doll.
(Bembasee, auch Schuia- oder Chamasee), ein 1868 von Livingstone entdeckter großer See im Innern von Südafrika,
[* 87] liegt unter 29-30 ° östl. L. v. Gr.
und 10-11 ° südl. Br., im Reich des Cazembe, 1100 m ü. M., und erstreckt sich über 220 km von O. nach W. und 110 km
von S. nach N. In denselben mündet auf der Ostseite der Tschambesi (nicht zu verwechseln mit dem Sambesi); sein Abfluß ist
der Luapula, der den See auf der Nordseite verläßt, um nach einem Laufe von 334 km in den nördlich gelegenen
kleinern Moerosee zu münden. Livingstone wollte beide Wasserbecken mit den Nilseen in Verbindung bringen; doch sind sie zum
Quellsystem des Congo zu rechnen, da Tschambesi und Luapula (Lualaba) ohne Zweifel nur verschiedene Namen für
den Oberlauf des genannten Stroms sind (s. Congo, mit Karte).
Anton, österreich. Minister, geb. zu Micholup in Böhmen, studierte zu Prag die Rechte, trat 1848 daselbst
in den Staatsjustizdienst und rückte 1856 zum Vizehoflehnrichter auf. Er verließ 1859 den Staatsdienst, um die Leitung der
Güter des GrafenErnstWaldstein zu übernehmen, beförderte in dieser Stellung den Bau mehrerer Eisenbahnen,
ward 1867 in den böhmischen Landtag und von diesem in den Reichsrat gewählt, wenige Monate später Sektionschef im Ministerium
des Innern, 1870 Ackerbauminister und 1871 unter Potocki und dann unter Auersperg Handelsminister. Nachdem Zusammenbruch zahlreicher
Eisenbahngründungen, welche Banhans selbst befördert hatte, schritt er gegen einige solcher
Gründer mit Kriminalprozessen ein, mußte aber seine Entlassung nehmen. Seit 1881 ist erPräsident des Niederösterreichischen
Gewerbevereins.
(spr. bännim),John, pseudonym O'Hara, irischer Romandichter, geboren im Juni 1800, zuerst
Porträtmaler, suchte, von WalterScott angeregt, für Irland das zu werden, was jener für Schottland war, und schrieb eine
Reihe von Lebensbildern und Sittenschilderungen, in welchen er die Licht- und Schattenseiten des irischen Volks in kräftigen
Zügen darstellte und großes Talent, mächtige Kraft
[* 88] und lebendige Phantasie offenbarte. Zuerst erschienen:
¶
mehr
»Tales of the O'Hara family« (2 Serien, Lond. 1825 bis 1827),
darunter »Crohoore« (deutsch »Der
Zwerg«, Hamb. 1828) und »The Nowlans«
(deutsch, Leipz. 1835). Dann folgten zahlreiche andre, wie: »BoyneWater« (1828),
»The mayor of Windgap« (1835) und »Father
Connel« (1842). Trotz einer ihm von der Regierung 1837 bewilligten Pension starb er in Dürftigkeit zu
Windgap Cottage bei Kilkenny. Das Beste hat in denjenigen seiner Schriften geleistet, in welchen er auf dem Boden seiner Heimat
geblieben ist; denn keiner von jenen Schriftstellern, welche Irland in die moderne Romantik einführten, hat es in gleichem
Maß verstanden, den irischen Landmann in seiner pittoresken Originalität, in seinen Leiden
[* 90] und Verirrungen
lebendig und wahr zu schildern. Darum nannte man ihn den »JeremiasIrlands«. Plan und Verwickelung ist in Banims Romanen und
Novellen meist glücklich, aber er gefällt sich zu sehr in Detailmalerei und in Übertreibung des Schrecklichen. Auch
stören lange politische Erörterungen.
Vgl. P. JohnMurray, Life of John Banim with extracts from his correspondence
(Lond. 1857). -
SeinBruderMichael Banim, Mitarbeiter an den »Tales of the O'Hara family«, veröffentlichte unter dem Titel: »The town of the cascades«
(Lond. 1864, 2 Bde.) Szenen aus dem irischen Volksleben, in denen sich warmes Gefühl und origineller Humor
aussprechen. Er starb 1874.
befestigte Kreisstadt in Bosnien
[* 91] (Kreis
[* 92] Banjaluka), Station der Militärbahn Novi-Banjaluka, am Wrbas, in frischem Wald- und
Wiesenland, ist die schönste Stadt Bosniens, ungemein weitläufig gebaut und mißt längs des breiten, aber seichten Flusses
fast 6 km. hat 1 Schloß, 1 Citadelle, 44 Moscheen (darunter die große und prächtige Ferhad-Moschee), 2 alte
Römerbäder und (1879) 9560 Einw. (darunter 6474 Mohammedaner).
Es ist Sitz eines Platzkommandos und Kreisgerichts.
ein Lieblingsinstrument der amerikanischen Neger, das dieselben aus Afrika
[* 95] mitgebracht haben, wo es sich unter
dem Namen Bania vorfindet.
Das Banjo ist eine Art Guitarre mit langem Hals und einer Art Trommel als Schallkörper.
Es hat 5-9 Saiten, wovon die Melodiesaite mit dem Daumen gespielt wird.
niederländ. Residentschaft an der Südküste der InselJava, 5555 qkm (101 QM.) groß mit (1883)
1,046,405 Einw. (darunter 583 Europäer und 3982 Chinesen), ist gegen die Küste
hin niedrig und morastig, im N. und O. dagegen
sehr gebirgig. Im nordöstlichsten Teil liegt das Hochland Dieng (2046 m), eigentlich ein großer, alter Krater,
[* 96] der von einem
Kranz von Gipfeln bis zu 2558 m Höhe umgeben ist, und in und um welchem sich viele Kraterseen, Solfataren
und Mofetten (Guwo-upas, »Gifthöhlen«, darunter das berüchtigte »Todesthal«,
wo vulkanische Gase,
[* 97] hauptsächlich Kohlensäure, in starker Menge dem Boden entsteigen) befinden. Auf den Dieng folgt ein Strich
vulkanischer Berge gegen W. bis an den Vulkan Slamat (3439 m). Am Fuß dieser Berge zieht sich gegen W. das
reiche Thal des Seraju hin, der zur Südküste abfließt. Der Boden ist gut angebaut, und die Residentschaft gehört zu den
ergiebigsten Javas. Die Hauptstadt Banjumas liegt am Seraju. An der Küste ist der Hafenort Tschilatschap zu erwähnen. Auch die
Küsteninsel Kampangan gehört zu Banjumas.
in der physischen Geographie eine Erhöhung des Meeresgrundes, entweder bis zur Oberfläche des Wassers reichend,
oder in verschiedener Tiefe unter derselben liegend und oft den Schiffen gefährlich. Dergleichen Bänke
(Sandbänke) entstehen überall da, wo sich zwei Wasserströme begegnen und einander in ihrer Bewegung, also auch in ihrer
Fähigkeit, den mitgeführten Sand und Schlamm weiter zu tragen, hemmen, so daß derselbe niederfällt. Die Bänke sind auch
häufig Sammelplatz von Austern, Perlenmuscheln (Muschelbänke) etc. -