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Armenien unter mannigfachem Wechsel des Schicksals und die Herrschaft mit den Ardsruniern teilend. Eine Seitenlinie der Bagratiden gelangte 1080 in Kleinarmenien zur Herrschaft und behielt sie in der weiblichen Linie bis 1375.
Armenien unter mannigfachem Wechsel des Schicksals und die Herrschaft mit den Ardsruniern teilend. Eine Seitenlinie der Bagratiden gelangte 1080 in Kleinarmenien zur Herrschaft und behielt sie in der weiblichen Linie bis 1375.
(spr. -tjohn), Peter Iwanowitsch, Fürst, ausgezeichneter russ. Feldherr, geb. 1765 aus dem Fürstengeschlecht der Bagrationen in Georgien, trat 1782 in russische Dienste, [* 2] machte zuerst den Türkenkrieg 1787-91, sodann unter Suworow die polnischen Feldzüge 1792 und 1794 sowie 1799 den in Italien [* 3] mit, wo er die Siege bei Lecco (26. April) und bei Cassano (27. April) über Moreau entschied und sich an der Trebbia 17., 18. und 19. Juni auszeichnete, so daß Suworow ihn seinen rechten Arm nannte. Am hielt er mit 6000 Mann die 30,000 Mann Lannes' und Murats bei Hollabrunn so lange auf, daß der Obergeneral Kutusow unterdessen Znaim erreichen konnte. Mit gleichem Ruhm deckte er den Rückzug der Russen nach der Schlacht bei Austerlitz. [* 4] 1806 und 1807 focht er als General der Avantgarde unter Bennigsen bei Eylau, Heilsberg und Friedland und schloß 20. Juni mit Murat den Waffenstillstand, dem der Friede zu Tilsit [* 5] folgte. Am entriß er dem schwedischen General Döbeln [* 6] die Alandsinseln, befehligte dann in der Moldau, schlug den Seraskier Chosrew Pascha bei Rassowat, eroberte Matschin, Hirsowa, Ismail und Braila, belagerte aber Silistria vergeblich, verlor die Schlacht bei Tartariza (3. Nov.) und wurde 1810 durch Kamenskij abgelöst. 1812 führte er die zweite Westarmee bei Slonim. Als Napoleon I. Barclay de Tolly bei Grodno angriff, erzwang Bagration durch einen kühnen Marsch, nachdem er in Romanow ein 6000 Mann starkes polnisches Korps vernichtet und 25. Juli den Marschall Davoût bei Mohilew zurückgeworfen hatte, die Vereinigung bei Smolensk; doch war seine Eifersucht auf Barclay dem Gang [* 7] der Operationen öfters hinderlich. Nach der unglücklichen Schlacht bei Smolensk (17. Aug.) führte er die Arrieregarde glücklich aus dem Treffen. Unter Kutusow kommandierte er den linken Flügel, griff mit diesem 7. Sept. in der Schlacht an der Moßkwa die französische Artillerie an, die Napoleon auf einer schon 5. Sept. eroberten Schanze hatte auffahren lassen. Schon neigte sich der Sieg auf Bagrations Seite, als er tödlich verwundet ward. Er starb infolge davon Die Soldaten benutzten seinen Namen zu dem hübschen Wortspiel: »Bog-rati-on« (»der Gott des Heers ist er«). Seine Witwe, geborne Gräfin Skawronskij, von väterlicher Seite Großnichte der Kaiserin Katharina I., von mütterlicher Potemkins, spielte auf dem Kongreß zu Wien [* 8] unter den diplomatischen Damen eine hervorragende Rolle, machte dann in Paris [* 9] ein glänzendes Haus, vermählte sich in zweiter Ehe mit dem englischen General Lord Howden, von dem sie sich jedoch bald wieder trennte, und starb auf einer Reise nach Italien 1856. - Ein Neffe Bagrations, Peter Romanowitsch, Fürst Bagration, russischer General, war seit 1862 Gouverneur von Twer und entdeckte in den Mineralgruben von Achmatow bei Slatoust ein neues Fossil, welches nach ihm Bagrationit genannt wird. Er starb in St. Petersburg. [* 10]
Elisabeth von, russ. Schriftstellerin, s. Speranskij. ^[= Michael, Graf, russ. Staatsmann und Publizist, geb. 1. Jan. 1772 zu Tscherkutino im Gouvernement ...]
(franz., spr. bagett), Rute, Wünschelrute;
(Great Bahama), eine der brit. Bahamainseln (Westindien), [* 11] 1542 qkm (28 QM.) groß mit duftigen Wäldern und 950 Einw. Wegen starker Brandung wird die Insel von Schiffen gemieden.
s. v. w. Brasiliettholz, ^[= s. Rotholz.] s. Rotholz.
(Lukayische Inseln, s. Karte »Westindien«),
britisch-westind. Inselgruppe, die sich in einer Ausdehnung [* 12] von 1110 km von der Südostseite der Halbinsel Florida südostwärts ausdehnt bis zur Nordküste Haïtis, zwischen 21° 23' und 27° 31' nördl. Br. Im W. wird sie von Florida durch die Floridastraße (Golfstraße), im S. von Cuba durch den Bahamakanal getrennt. Sie umfaßt 20 größere Inseln, 653 Inselchen oder Cays und 2387 aus dem Meer hervorragende Klippen, [* 13] die zusammen ein Areal von 14,535 qkm (264 QM.) haben.
Die einzelnen Inseln erheben sich auf einem ausgebreiteten, aus großer Tiefe schroff ansteigenden Korallenplateau, dessen Umrisse durch über das Meer hervorragende Felsköpfe angedeutet werden, und dessen Oberfläche 5-10 m unter dem Meeresspiegel liegt. Die Inseln sind gebildet aus geschichtetem Kalkstein und lockerm Kalksand und teilweise bedeckt mit Mergel, Thon und reichem Humusboden, auf dem ein üppiger Pflanzenwuchs gedeiht, dessen frisches Grün sich grell von den weißen Sandflächen abhebt.
Auf der Kleinen Bahamabank im N. erheben sich die Inseln Bahama und Groß- und Klein-Abaco, und südlich davon, jenseit des Providencekanals, auf der Großen Bahamabank, liegen Andros, New Providence, Eleuthera, Cat Island, Exuma und Long Island. Nordöstlich von letzterer liegt die Watlingsinsel, und nach SO. erheben sich Mariguana, Inagua, die Crooked Islands, die Acklinsinsel, die Caicos- und Turkinseln. Bänke sowie Riffe und Strömungen machen die Schiffahrt zwischen den Inseln gefährlich, und das Bergen [* 14] von gestrandeten Gütern war von jeher eine der Hauptbeschäftigungen ihrer Bewohner.
Die meisten Inseln sind dicht bewaldet und liefern Mahagoni und andre geschätzte Holzarten; aber der Mangel an Trinkwasser, dem sich nur teilweise durch Zisternen abhelfen läßt, ist der Landwirtschaft und Viehzucht [* 15] hinderlich. Von wilden Tieren findet man nur Schweine [* 16] und Agutis in den Wäldern. Die Küsten wimmeln von Fischen und Schildkröten, [* 17] und schön gefiederte Vögel [* 18] sind zahlreich. Guano wird von den südöstlichen Inseln ausgeführt. Das Mineralreich liefert außer Salz [* 19] auch noch etwas Ocker.
Das Klima [* 20] der Bahamainseln ist angenehm und gesund. Die Temperatur schwankt zwischen 16 und 32° C. und beträgt (in Nassau) im Jahresmittel 24,5° C. Jährlich fallen 1057 mm Regen. Orkane richten oft große Verwüstungen an (so noch Erdbeben [* 21] sind dagegen bis jetzt nur auf Inagua beobachtet worden. Die eigentlichen (ohne Caicos- und Turkinseln) haben ein Areal von 13,960 qkm (253,7 QM.) mit (1881) 43,521 Einw., von denen 12,000 auf der Insel New Providence wohnen, und unter denen sich etwa 6500 Europäer befinden.
Angebaut werden namentlich Mais, Bataten, Yams, Baumwolle, [* 22] Ananas, Orangen, Bohnen, Erbsen und alle Arten von Gemüse; seit 1874 hat man mit Erfolg versucht, dem Anbau von Kastoröl, Tomaten, Tabak [* 23] und Kokospalmen eine größere Ausdehnung zu geben. Dies soll die Bewohner für die Einbuße in der Salzgewinnung [* 24] entschädigen, die infolge der hohen Einfuhrzölle der Vereinigten Staaten [* 25] sehr abgenommen hat. Wichtige Produkte sind ferner Fische, [* 26] Schwämme, [* 27] Perlmutter und Schildkröten; auch die Viehzucht ist nicht ohne Bedeutung, und Holz [* 28] bildet einen wichtigen Ausfuhrartikel. Die Ausfuhr (1879-1883 durchschnittlich 136,310 Pfd. Sterl.) geht zu 23 ¶
Proz. nach Großbritannien; [* 30]
von der Einfuhr (192,710 Pfd. Sterl.) kommen 21 Proz. von dorther; der Hauptverkehr ist mit den Vereinigten Staaten. An der Spitze der Verwaltung steht ein von der Krone ernannter Gouverneur; die gesetzgebende Gewalt übt eine repräsentative Versammlung von 28 Mitgliedern aus. Die Revenue belief sich 1883 auf 52,475 Pfd. Sterl., und die Kolonie hatte eine Schuld von 48,626 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist Nassau (s. d.). - Die Bahamainseln waren die ersten Eilande, auf welche Kolumbus auf seiner Entdeckungsreise 1492 stieß. Über die Insel, bei welcher er gelandet, herrschen verschiedene Ansichten; am verbreitetsten ist jene, daß der große Entdecker zuerst Guanahani (Cat Island) betreten habe, während neuerdings Becher [* 31] (»The landfall of Columbus«, im »Journal of the Royal Geogr. Society«, Bd. 26) bewiesen hat, daß die Watlingsinsel der Landungsplatz gewesen ist.
Die Spanier nahmen infolgedessen von sämtlichen Inseln der Gruppe Besitz, gaben ihnen den Namen Los Cayos (»die Klippen«) und entführten die harmlosen Bewohner in die Bergwerke von Haïti [* 32] oder zu den Fischereien von Cumana. Infolge der weit wichtigern spätern Entdeckungen schenkten die Spanier der Gruppe bald keine Beachtung mehr. Sie war völlig unbewohnt, als die Engländer 1629 New Providence kolonisierten. 1718 ergriffen diese von der ganzen Gruppe Besitz in richtiger Erkenntnis ihrer vorzüglichen maritimen Lage an den großen Hauptstraßen von Europa [* 33] nach Westindien und Zentralamerika. Im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurden die Bahamainseln auf kurze Zeit durch die Amerikaner besetzt und 1782 von Cuba aus von den Spaniern erobert, die sie jedoch im Versailler Frieden an England wieder zurückgaben. Außerordentlich wichtig wurden die Bahamainseln während des amerikanischen Bürgerkriegs, indem von Nassau aus die sogen. Blockadebrecher nach den Baumwollhäfen der Südstaaten fuhren.
Vgl. Bacot, The Bahamas (2. Aufl., Lond. 1871).
s. Bahman. ^[= (ursprünglich Vohumano, "die gute Gesinnung"), in der Religionslehre Zoroasters ...]
(Behar, Bhar, Barre), Handelsgewicht im Ostindischen Archipel, auf Ceylon, [* 34] s. Kandi;
auf Java der kleine à 3 Pikuls = 185 kg, der große à 3½ Pikuls = 277,5 kg;
arab. Name für Unterägypten.
Dynastie der Mamelucken in Ägypten, [* 36] Syrien und einem Teil von Arabien, regierte 1254 bis 1382, gegründet von Moos Ibek, erhielt durch den Kampf mit den Mongolen, die von ihnen 1260 über den Euphrat zurückgedrängt wurden, und durch die gänzliche Verdrängung der Franken aus Syrien und Ägypten eine weltgeschichtliche Bedeutung.
(Bhawalpur), ein Schutzstaat in der indobrit. Provinz Pandschab, erstreckt sich 480 km lang auf der linken Seite des untern Satledsch und des Indus und umfaßt 38,850 qkm (705,5 QM.), wovon jedoch höchstens zwei Drittel kultivierbar sind. Die Bevölkerung, [* 37] deren Zahl 1881: 573,494 betrug, nährt sich vorwiegend vom Ackerbau;
die Bewässerung findet durch natürlichen Austritt der Flüsse, [* 38] durch Kanäle und aus Quellen statt.
Die Industhalbahn durchzieht das Land. Die Regierung wird seit 1866 an der Stelle des minderjährigen Nawabs von englischen Beamten geführt. Das Land hat sich bedeutend gehoben; es bringt 1,4 Mill. Pfd. Sterl. ein gegen 1,2 Mill. Ausgabe. In der gleichnamigen Hauptstadt, 144 m ü. M. gelegen, mit (1881) 13,635 Einw., wirkt eine Missionsschule mit gutem Erfolg für Schulbildung.
[* 39] (span. u. portug.), Bucht, Bai. ^[= eine Einbiegung des Meers in das Land, kleiner als der Meerbusen, größer als die Bucht, besonders ...]
(spr. baia), eine Provinz Brasiliens, grenzt im W. an die Provinz Goyaz, im N. an Sergipe, Pernambuco [* 40] und Piauhy, im S. an Minas Geraës und Espirito Santo, im O. an den Atlantischen Ozean und umfaßt ein Areal von 426,427 qkm (7745 QM.) mit (1883) 1,655,403 Einw., darunter 165,403 Sklaven. Der 45-75 km breite Küstenstrich ist sehr fruchtbar und gut bewässert; besonders zeichnet sich aber das Reconcavo, das Land an der Bai, aus, welches große Marktflecken, viele Dörfer und reiche Plantagen besitzt, auf denen man Zucker, [* 41] Tabak, Baumwolle, Reis, Maniok und Kaffee baut.
Nach innen steigt das Land in Terrassen auf bis zu der 200-230 m hohen Hochebene des Sertão, deren harter, dürrer Boden für den Anbau nicht geeignet ist. Überhaupt ist in diesem gebirgigen Teil die Form der Plateaus am meisten vertreten (Chapada). Nur im südlichen Teil des Gebiets nimmt das Gebirgsland entschiedener die Form von mittelhohen Kettengebirgen an, so namentlich in der Serra dos Aimorés oder do Mar. Bewässert wird die Provinz durch den Rio [* 42] São Francisco und mehrere kleinere, in den Ozean fallende Flüsse.
Das Klima ist heiß, im Küstenland durch die Seewinde gemäßigt und feuchter, im Innern viel trockner und drückender. Die Bevölkerung lebt im Ostteil überwiegend vom Landbau und zwar vornehmlich vom Tabaksbau, im Westteil hauptsächlich von der Viehzucht. Manche Teile des Innern scheinen äußerst reich an Erzen zu sein. Berühmt geworden ist seit 1844 der Diamantdistrikt der Serra da Chapada und der Serra de Sincorá. Der Handel ist sehr bedeutend; zu seiner Förderung dienen mehrere Eisenbahnen: die Bahia-São Franciscobahn (von der Stadt Bahia nach Joazeiro am Rio São Francisco projektiert, 571 km), von der 1881: 110 km in Betrieb waren;
die Zentralbahn (von Cachoeira nach Chapada Diamantina projektiert, 347 km), auf 129 km eröffnet, und die kleine Bahia-Nazarethbahn (8 km).
Die Hauptstadt Bahia (Ciudad de São Salvador da Bahia de Todos os Santos) war bis 1763 Hauptstadt von ganz Brasilien [* 43] und ist gegenwärtig nach Rio de Janeiro die größte und reichste Stadt dieses Landes. Sie liegt auf dem Abhang einer Hochfläche an der Ostküste der Einfahrt in die Allerheiligenbai (Bahia de todos os Santos, s. Plan), welche eine Menge schiffbarer Flüsse aufnimmt und einen sehr geräumigen, trefflichen Hafen bildet, und gewährt von der See aus einen herrlichen Anblick.
Sie besteht aus Ober- und Unterstadt (Cidade alta und C. baixa). Die Unterstadt bildet nur eine von N. nach S. sich am Strand entlang erstreckende Straße; sie ist der Sitz des Handels und enthält die Warenmagazine, Kaufläden, das Zollhaus, den Bahnhof der São Francisco-Eisenbahn, die Börse, das Seearsenal, die Schiffswerfte. Die Oberstadt liegt auf einem steilen, 200 m hohen Abhang, hat enge und zum Teil abschüssige Straßen, hohe steinerne Häuser, gegen 30 Kirchen (darunter die Kathedrale, die schönste Kirche Brasiliens) und die öffentlichen Gebäude, den erzbischöflichen Palast und die Citadelle.
Außerdem hat ein Gymnasium, ein theologisches Seminar, eine chirurgische Schule, ein Theater, [* 44] eine öffentliche Bibliothek, eine Naturaliensammlung, einen prachtvollen Spaziergang (Passeio publico) mit einem Obelisken zum Andenken an die Landung des Prinz-Regenten, eine Zettelbank, ein Militärhospital, Waisenhaus und mehrere Krankenhäuser. An die Oberstadt schließen sich die Vorstädte: im N. Bomfim, im O. Barril, im S. Victoria [* 45] mit der Kapelle da Graça, der ältesten ¶
Kirche Bahias. Am Eingang der Bai steht ein Leuchtturm. Die Einfahrt zur Bai ist durch die fruchtbare, dicht bevölkerte Insel Itaparica in zwei Straßen geteilt und durch eine Menge Forts geschützt, die sich jetzt in schlechtem Stand befinden. Mit der Umgegend, dem sogen. Reconcavo, hat die Stadt 200,000, ohne jene (1883) 140,000 Einw., darunter gegen 60,000 Weiße, außerdem Mestizen, Mulatten und Neger. Sie ernähren sich von Handwerken (Steinschleifer, Juweliere, Gold- und Silberschmiede etc.), zum Teil von Fabriken (Baumwoll-, Schnupftabaksfabrikation, Eisengießerei [* 47] etc.) sowie vom Handel, der sehr bedeutend ist und eine Menge portugiesischer, französischer, britischer und deutscher Kaufleute hierher zieht.
Die Ausfuhrartikel sind dieselben wie die zu Rio de Janeiro, vorzüglich Zucker, Baumwolle, Kaffee, Rum, Tabak, Zigarren (sogen. Charutos, jährlich 40-60 Mill. Stück), eingesalzene und trockne Häute, Hörner sowie Diamanten, Reis, Sago, Kakao, Brasiliettholz, Piassavafasern etc. Die Hauptgegenstände der Einfuhr bilden Weine und englische Manufakturwaren, die zum Teil durch den Küstenhandel weiter nach den südlicher liegenden brasilischen Häfen oder durch Maultierkarawanen in das Innere Brasiliens gehen. Der Verkehr ist daher immer noch bedeutend, zumal Bahia zugleich den Handelshafen für die umliegenden kleinern Provinzen bildet; aber er wird von dem von Rio de Janeiro und in neuester Zeit selbst von dem von Pernambuco übertroffen. Bahia ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Bahia, 1549 auf Befehl des Königs Johann III. von Portugal [* 48] von Thoma de Souza gegründet, ist eine der ältesten Städte Brasiliens und war als der frühere Sitz der Regierung zugleich diejenige Stadt, welche die alte Aristokratie mit Vorliebe zum Wohnsitz erwählte.
Die Holländer bemächtigten sich der Stadt 1624, wurden aber sehr bald wieder vertrieben. Hier landete 1808 im Januar der Prinz-Regent (der spätere König Johann VI.) bei der Verlegung der königlichen Residenz nach Brasilien. Jetzt hat an Glanz verloren, seitdem Rio de Janeiro Mittelpunkt des Staats geworden ist; allein es haben sich dafür in der weniger von europäischen Kulturelementen berührten Stadt mehr alte nationale Eigentümlichkeiten erhalten.
s. Rotholz. ^[= bei niedriger Temperatur verkohltes Buchenholz (Röstholz), zeigt die unveränderte Struktur ...]
Honda, befestigter Seehafenplatz auf der Nordküste von Cuba, südwestlich von Havana, [* 49] seit 1779 erbaut, mit einer Kavalleriekaserne und 1500 Einw. In der Nähe Kupferbergwerke und Steinkohlengruben und südlich die Schwefelquellen von Aguacate.
(Bahaman, ursprünglich Vohumano, »die gute Gesinnung«),
in der Religionslehre Zoroasters der Name des ersten der Amschaspands (s. d.), der als Sohn des Ormazd betrachtet wird, die lebenden Wesen beschützt, Friede und Freundschaft unter den Menschen erhält, im Himmel [* 50] die ankommenden Seelen der Seligen empfängt und ihnen ihre Plätze anweist.
Ihm ist der zweite Tag jedes Monats heilig;
das ihm gefeierte Fest heißt Bahmangeh.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, [* 51] Kreis [* 52] Greifenhagen, am nördlichen Ende des Langen Sees und an der Thue, 17 km vom Bahnhof Pyritz, [* 53] mit einem Amtsgericht, einer schönen Kirche und (1880) 3146 meist ev. Einwohnern.
s. Eisenbahnen. ^[= (Schienenweg, engl. Railway, Railroad, franz. Chemin de fer, ital. Strada ferrata oder di ferro, ...]
Eisenbahnbeamte, welchen die Überwachung einer Bahnstrecke von ca. 15 km, die Beaufsichtigung von Bahnarbeitern, Bearbeitung von Plänen etc. obliegt.
(Eisenbahnpolizei), die Fürsorge für die Ausführung und Aufrechterhaltung der im Interesse des Eisenbahnbetriebs dem Publikum auferlegten Beschränkungen und Verpflichtungen. Der Inbegriff der hierüber erlassenen Vorschriften ist das Bahnpolizeirecht. Im weitern Sinn bezeichnet man so auch die den Eisenbahnen selbst im Interesse der öffentlichen Sicherheit auferlegten Beschränkungen und Verpflichtungen. Für das Deutsche Reich [* 54] ist ein ausführliches Bahnpolizeireglement erlassen worden und in Kraft [* 55] getreten (»Zentralblatt für das Deutsche Reich« 1875, Nr. 2). Gleichzeitig ist eine Eisenbahnsignalordnung publiziert worden.
Julius Friedrich August, Philosoph, geb. zu Tondern in Schleswig-Holstein, [* 56] studierte seit 1847 zu Kiel [* 57] Philosophie und (unter Nitzsch) Philologie, kämpfte als Freiwilliger 1849 gegen die Dänen, flüchtete infolge der Entwaffnung der schleswig-holsteinischen Armee nach Tübingen, [* 58] wo er für sich Schopenhauersche Philosophie studierte, wurde 1858 Lehrer am Gymnasium zu Anklam [* 59] und 1862 am Progymnasium zu Lauenburg [* 60] in Pommern, [* 61] wo er starb. hat als Jünger und Fortbildner Schopenhauers im Gegensatz zu E. v. Hartmann, welcher dessen Monismus mit dem Idealismus Hegels verschmolz, eine Verbindung desselben mit dem Individualismus versucht.
Derselben zufolge ist zwar (wie bei Schopenhauer) der blinde und vernunftlose Wille das einzige Reale, jedoch nicht so, daß derselbe in den vielen (nur scheinbaren) Individuen derselbe, sondern so, daß derselbe ebenso vielfach wie die vielen (wirklichen) Individualitäten ist, deren (unveränderliches) Wesen in deren (unveränderlicher) Willensnatur, in ihrem (intelligibeln) Charakter besteht. Dieser charakterologischen und charakterographischen Seite seiner Lehre [* 62] sind Bahnsens »Beiträge zur Charakterologie. Mit besonderer Berücksichtigung pädagogischer Fragen« (Leipz. 1867, 2 Bde.),
die Abhandlung, »Zum Verhältnis zwischen Willen und ¶
Motiv« (Stolp [* 64] 1870) und die »Mosaiken und Silhouetten. Charakterographische Situations- und Entwickelungsbilder« (Leipz. 1877) gewidmet. Da nun das Wesen der Unvernunft im Widerspruch, jenes des unvernünftigen Willens insbesondere in dem gleichzeitigen Bestehen einander anschließender Willensrichtungen besteht, so folgt, daß nicht nur die Realität ein ununterbrochener Kampf realer Gegensätze (Realdialektik), sondern auch das Innere jedes Individuums unlöslichem Zwiespalt entgegengesetzter Willensrichtungen (Willenskollision) verfallen, das Gesetz dieser Welt daher eine tragische Weltordnung sei. Die realdialektische Seite seiner Lehre hat in der Abhandlung »Zur Philosophie der Geschichte« (Berl. 1871) und in seinem Hauptwerk: »Der Widerspruch im Wissen und Wesen der Welt« (das. 1880-82, 2 Bde.),
die tragische Frucht derselben in seiner Festschrift zum Tübinger Jubiläum: »Das Tragische als Weltgesetz und der Humor als ästhetische Gestalt des Metaphysischen« (Leipz. 1877) niedergelegt, welche, wie seine frühern Schriften, durch Paradoxie des Gedankens und barocken, oft schneidigen Humor des sprachlichen Ausdrucks bemerkenswert sind.
Vgl. Hartmanns (eines Gegners von Bahnsen) Aufsatz: »Ein Jünger Schopenhauers« (in »Unsre Zeit« 1876).
ein zuerst von Airy vorgeschlagenes astronom. Instrument zur Aufsuchung von periodischen Kometen [* 65] bei ihrer erwarteten Wiederkehr, wo man oft nur die Lage der Bahn am Himmel, nicht aber den genauen Ort des Kometen in derselben kennt. Zu dem Zweck läßt sich das Fernrohr [* 66] nicht bloß wie beim Äquatorial [* 67] (s. d.) um die Stunden- und Deklinationsachse drehen, sondern man kann noch eine dritte, senkrecht auf der letztern befestigte Achse zur Wirkung bringen und damit das Fernrohr einen beliebigen größten Kreis am Himmel (die Projektion [* 68] der Kometenbahn) beschreiben lassen. Das erste derartige Instrument mit einem Fernrohr von 16,3 cm Öffnung und 2,5 m Brennweite hat Repsold für die Sternwarte [* 69] zu Straßburg [* 70] gebaut.
(arab.), s. v. w. Fluß, Wasser;
kommt in arabischen Fluß- und Meeresnamen häufig vor, z. B. Bahr Lut, das Tote Meer;
Bahr Oman oder Bahr Hind, das Arabische Meer;
Bahr Tabarijeh, See von Genezareth;
el Gazal, der Gazellenfluß, etc.
1) Georg, Baumeister, geb. 1666 zu Fürstenwalde, [* 71] gest. 1738 in Dresden [* 72] als Ratszimmermeister, hat sich durch den Bau der im Barockstil kühn konstruierten und malerisch wirkenden Dresdener Frauenkirche einen Namen gemacht.
2) Christian, Philolog, geb. zu Darmstadt, [* 73] Sohn des spätern badischen Prälaten Johannes Bähr, studierte seit 1815 in Heidelberg, [* 74] habilitierte sich daselbst 1819, ward 1821 außerordentlicher, 1823 ordentlicher Professor der klassischen Philologie, 1832 Oberbibliothekar, 1845 nach Creuzers Rücktritt Direktor des philologischen Seminars, 1846 Geheimer Hofrat und starb in Heidelberg Seine bedeutendsten Werke sind die stoffreiche »Geschichte der römischen Litteratur« (Karlsr. 1828, 2 Bde.; 4. Aufl. 1868-70, 3 Bde.); dazu als Supplemente: »Die christlichen Dichter und Geschichtschreiber Roms« (das. 1836, 2. Aufl. 1872),
den vierten Band [* 75] der neuen Ausgabe bildend, »Die christlich-römische Theologie« (das. 1837),
»Geschichte der römischen Litteratur im karolingischen Zeitalter« (das. 1840) und die durch Sacherklärung hervorragende Ausgabe des Herodot (2. Aufl., Leipz. 1855-61). In den Anfang seiner Thätigkeit fallen die Ausgaben von Plutarchs »Alkibiades« (Heidelb. 1822),
»Philopömen«, »Flamininus«, »Pyrrhos« (Leipz. 1826) sowie der Fragmente des Ktesias (Frankf. 1824). Auch führte er seit 1834 mit Schlosser und Muncke, seit 1847 allein die Redaktion der »Heidelberger Jahrbücher«.
eine die Oasengruppe an der Westseite des Nilunterlaufs berührende chorartige Einsenkung, von welcher seit der französischen Expedition behauptet wurde, sie bilde das alte Flußbett des Nils. Diese Hypothese ist aber durch die Rohlfssche Expedition in die Libysche Wüste unhaltbar geworden.
Karl Friedrich, berüchtigter protest. Theolog und Freigeist, geb. 1741 zu Bischofswerda, Sohn des dortigen Diakonus, der bald darauf als Superintendent nach Leipzig [* 76] berufen wurde, studierte in Leipzig und wurde bereits 1766 ordentlicher Professor der biblischen Philologie daselbst. Als ihn eine sinnliche Verirrung 1768 um sein Amt brachte, verhalf ihm Klotz in Halle [* 77] zu einer Professur der biblischen Altertümer in Erfurt; [* 78] jedoch erregte er hier durch seine heterodoxen Lehren [* 79] bald großen Anstoß, infolgedessen er 1771 einem Ruf als Prediger und Professor nach Gießen [* 80] folgte.
Wegen der hämischen Polemik seiner Schriften gegen den herrschenden theologischen Lehrbegriff erhielt er 1775 auch hier seinen Abschied. Nach einem kurzen Aufenthalt in Graubünden ging er 1776 als Generalsuperintendent nach Dürkheim [* 81] a. d. Haardt und gründete auf dem ihm überlassenen Schloß zu Heidesheim bei Worms [* 82] ein Philanthropin, welches aber den Erwartungen nicht entsprach. Infolge einer Schrift gegen den Weihbischof v. Scheben wurde er durch einen oft angefochtenen Beschluß des Reichshofrats für unfähig erklärt, irgend ein geistliches Amt zu verwalten, erhielt jedoch 1779 vom preußischen Ministerium die Erlaubnis, in Halle zu leben, woselbst er eifrig schriftstellerte und in der philosophischen Fakultät Vorlesungen hielt.
Bald jedoch legte er mit seiner Dienstmagd aus einem bei Halle gekauften Weinberg eine Gastwirtschaft an, die viel Ärgernis erregte. Im J. 1789 geriet Bahrdt als Verfasser des Lustspiels »Das Religionsedikt«, eines die preußische Regierung verspottenden Pasquills, in Untersuchung und wurde nach fast achtmonatlicher Inquisitionshaft zu einjährigem Festungsarrest in Magdeburg [* 83] verurteilt. Nach einer halbjährigen Haft begnadigt, kehrte er nach Halle zurück und starb auf seinem Weinberg daselbst Seine Schriften (im ganzen 102, darunter auch mehrere Romane) zeichnen sich durch Reinheit und Gefälligkeit der Sprache [* 84] aus, schadeten aber durch den in ihnen herrschenden leichtfertigen Ton. Erwähnt seien davon: »System der Moraltheologie« (Eisenach [* 85] 1770);
»Briefe über die systematische Theologie« (das. 1770-72, 2 Bde.) und die vielberufenen »Neuesten Offenbarungen Gottes in Briefen und Erzählungen« (Riga [* 86] 1773-75, 4 Tle.),
eine angebliche Übersetzung des Neuen Testaments, die vom jungen Goethe in dem bekannten satirischen »Prolog« (1774) verspottet und vom Reichshofrat verboten wurde.
Eine »Geschichte seines Lebens«, von Bahrdt selbst während seiner Haft geschrieben, erschien Berlin [* 87] 1790, 4 Bde.
Vgl. Leyser, Karl Friedr. Bahrdt (2. Aufl., Neustadt [* 88] a. d. Haardt 1870).
mit der eisernen Stirn, Titel einer von A. v. Kotzebue (s. d.) unter dem Namen Knigges 1790 veröffentlichten Schmähschrift.
eine zu Arabien gehörige Inselgruppe mit ca. 70,000 Einw. im Persischen Meerbusen, in der von der Halbinsel Katar gebildeten ¶
großen Bucht gleichen Namens. Die bedeutendste derselben ist Samak, die sich 52 km von N. nach S. mit einer größten Breite [* 90] von 15 km erstreckt, im Innern fruchtbar, reich an Quellwasser und Dattelpflanzungen ist und in 15 Dörfern und der Hauptstadt Menameh (am Nordostende) über 40,000 Seelen zählt. Nordöstlich vor derselben liegt die kleine Insel Arad oder Moharrak. Die Bahreïninseln sind besonders wichtig durch Perlenfischerei, welche in ausgiebiger Weise hier seit alten Zeiten und noch immer, wie es Edrisi vor 700 Jahren schilderte, betrieben wird.
Sie dauert vom Mai bis Ende September, beschäftigt 2000-2500 Boote und hat einen durchschnittlichen jährlichen Wert von 5 Mill. Mk. Die Perlenbänke der Bahreïninseln liegen 8-30 Faden [* 91] unter der Meeresfläche und ziehen sich durch einen beträchtlichen Teil des Meerbusens bis zu den Biddulfsinseln hin. Die Taucher sind gewöhnlich Neger, welche nach Palgraves (wohl übertriebener) Angabe bis zu 2 Minuten unter Wasser bleiben können, aber von den reichen indischen Kaufleuten, in deren Händen sich die Fischerei [* 92] befindet, schlecht bezahlt werden. Die Bahreïninseln waren schon den Alten als Tylos und Arados bekannt. Die Portugiesen besetzten sie bald nach der Eroberung von Ormus. Nachdem ihnen Schah Abbas Ormus entrissen hatte, mußten sie auch Samak ausgeben; 1784 bemächtigten sich die Araber der Insel, die sie noch heute im Besitz haben. Seit 1861 steht der Fürst unter englischem Protektorat.
el Gazal, s. Gazellenfluß. ^[= (Bahr el Ghazal), 1) großer Strom des Nilsystems in Zentralafrika, dessen Zusammenfluß am ...]
(Jus feretri, Jus cruentationis), im Mittelalter eine Art der Gottesurteile zur Entdeckung oder Überführung eines Mörders. Der des Mordes Verdächtige, in Gegenwart des Gerichts vor den auf einer Bahre liegenden Leichnam des Getöteten geführt, mußte die Wunden desselben berühren und dabei in einer vorgeschriebenen Formel Gott um Entdeckung des Schuldigen anrufen. Fingen die Wunden zu bluten an, so galt der Angeklagte für überwiesen oder doch stark verdächtig; der entgegengesetzte Fall war ein Beweis seiner Unschuld.
Schon Kriemhild im Nibelungenlied wartet des Bahrrechts bei der Leiche ihres erschlagenen Gemahls Siegfried. Das Bahrrecht erhielt sich unter allen Ordalien am längsten. In einigen Gegenden Norddeutschlands bestand auch das sogen. Scheingehen. War nämlich einem Mörder gar nicht auf die Spur zu kommen, so behielt man bei der Beerdigung ein Glied [* 93] des Ermordeten zurück und hing es im Gerichtshaus oder Gefängnis auf, überzeugt, daß bei Annäherung des Mörders auch nach Jahren noch die verräterische Blutung erfolgen werde.
(Fomentatio), die Anwendung kalter oder warmer, trockner oder feuchter Umschläge auf leidende Teile des Körpers, um denselben Wärme [* 94] zuzuführen oder zu entziehen und verschiedenartige Heilzwecke zu erreichen. Feuchtwarme Bähungen in Form von breiigen Substanzen werden Kataplasmen (Breiumschläge) genannt und gewöhnlich aus pflanzlichen Stoffen, wie Leinsamen, Semmel, Grütze, schleimhaltigen Pflanzenblättern, welche am besten mit Wasser (nicht Milch) gekocht werden, bereitet.
Eine zusammenziehende Wirkung besitzen Kataplasmen aus Eichen- oder Chinarinde oder Galläpfeln; eine schmerzstillende solche aus Schierling, Bilsenkraut, Tollkirsche oder frischen Mohnköpfen; zu den reizenden Kataplasmen dienen die aromatischen Kräuter, denen man noch Wein, Essig oder Salmiakgeist zusetzt. Die feuchtwarmen Bähungen dienen besonders bei entzündlichen Zuständen, teils um den Ablauf [* 95] der Entzündung, namentlich die Eiterbildung, zu befördern, teils um die vorhandenen Schmerzen zu mildern, ferner bei Kolik, bei Unterleibsentzündungen, Hautkrankheiten, [* 96] namentlich Geschwüren, welche schlecht eitern, nach Verbrennungen etc. Sie sind überall angezeigt, wo die krankhafte Affektion eines regen Stoffwechsels bedarf, um zu heilen.
Die Temperatur der Umschläge soll zwischen 30-40° R. betragen, und der Umschlag muß, sobald er sich abgekühlt hat, wieder erneuert werden, was längstens alle ½-1 Stunde geschehen muß. Die breiförmigen Massen streicht man fingerdick auf Leinwand (oder Mull), schlägt diese von allen Seiten her ein und legt das Päckchen auf den leidenden Teil. Stets muß man ein zweites Kataplasma vorrätig halten, um dasselbe unmittelbar nach der Wegnahme des ersten aufzulegen. Um die Wärme desselben länger zurückzuhalten, bedeckt man das Kataplasma mit warmen wollenen Tüchern, mit Wachstaft oder Kautschuktuch, welches insofern sehr zweckmäßig ist, als es auch die Vertrocknung hindert. Wo es nur auf die feuchte Wärme ankommt, genügen in warmes Wasser getauchte Kompressen, welche sorgfältig vor rascher Abkühlung zu schützen sind.
Trockenwarme Bähungen werden benutzt, um die natürliche Wärme des Körpers zurückzuhalten, weshalb denn auch schlechte Wärmeleiter, wie wollene Tücher, Watte aus Baumwolle, Pelz etc., hierzu verwendet werden. Die trockenwarmen Kräutersäckchen und ähnliche Mittel leisten nicht mehr als jede andre warme Bedeckung des kranken Teils. Kalte Umschläge haben eine Verminderung des Säftezuströmens zur Folge, und man bedient sich ihrer, um erhöhte Wärme, Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit sowie die Blutüberfüllung zu vermindern.
Daher finden sie Anwendung bei entzündlichen Krankheiten der Haut [* 97] (Hautjucken), des Auges, des Gehirns und seiner Häute, der Gelenke, nach Verstauchungen, Verwundungen, Brüchen, bei leichtern Graden der Verbrennung. Die sogen. Prießnitzschen Umschläge üben eine kompliziertere Wirkung aus. Wenn nämlich einem Teil durch Applikation kalter Umschläge seine Wärme entzogen, der Blutumlauf in demselben vermindert worden ist, diese Umschläge aber, wenn sie anfangen, sich zu erwärmen, nicht erneuert, sondern liegen gelassen werden, so entsteht infolge der Reizung ein um so lebhafterer Blutumlauf, es erfolgt eine Reaktion, welche man in vielen Fällen mit gutem Erfolg zu Heilzwecken benutzt hat. Diese nachfolgende Erwärmung wird noch gesteigert, wenn man über die aufgelegten Kompressen Wachstaft oder wollene Tücher legt und dadurch den entstehenden Wasserdampf zurückhält.
(franz., spr. ba-ü), Koffer, Truhe. ^[= langer, niedriger hölzerner Kasten mit Deckel, welcher seit den frühsten Zeiten des Mittelalters ...]
eine Einbiegung des Meers in das Land, kleiner als der Meerbusen, größer als die Bucht, besonders an Küsten mit Parallelgebirge, von welchem Seitenäste mit Vorgebirgen ins Meer gehen.
Hauptstadt eines Liwas im türk. Armenien, Wilajet Erzerum, liegt 1638 m ü. M. an einem Zufluß des Tscharuk, an der Straße von Erzerum nach Trapezunt, mit etwa 5000 Einw.; dabei Kupfergruben. In den nahen Bergen hausen troglodytische Lasen, fast noch so wild wie zur Zeit Xenophons. Im Mittelalter sollen die Genuesen hier, wie in Erzerum, Handelsstationen gehabt haben. Baiburt ist bekannt durch die Schlachten [* 98] 1473 (878 der Hedschra) zwischen dem siegreichen Mohammed II. und Uhum Hassan sowie zwischen den siegreichen Russen unter Paskewitsch und den Türken. ¶
(Mehrzahl Baidaki, russ.), Flußschiff mit größerm Steuerruder. ^[= (Ruder), Vorrichtung zum Lenken des Schiffs, bestehend aus einem hölzernen oder eisernen Blatt, ...]
fruchtbares Thal [* 100] an der Südküste der Halbinsel Krim [* 101] im O. von Balaklawa, mit dem Hauptort Baidar, mehreren Tatarendörfern und vielen russischen Landsitzen.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Erlangen, [* 102] an der Regnitz, dem Ludwigskanal und der Linie München-Ingolstadt-Bamberg-Hof der Bayrischen Staatsbahn, mit Tabaks- und wichtigem Meerrettichbau, Bierbrauerei [* 103] und (1880) 1382 Einw. In der Nähe die Ruinen des Schlosses Scharfeneck, das 1634 zerstört wurde.
Jean Antoine de, franz. Dichter, geb. 1532 zu Venedig, [* 104] ward zu dem sogen. poetischen Siebengestirn Frankreichs gezählt; starb 1589 als königlicher Kammersekretär in Paris. Sein Versuch, quantitierende, reimfreie Verse (vers baïfins) in die französische Poesie einzuführen, mißlang vollständig; besser wurden seine Übersetzungen griechischer und römischer Dramen aufgenommen. Die in seinem Haus tagenden litterarischen Vereinigungen wurden 1570 durch königliches Patent in eine »Académie de poésie et de musique« umgewandelt; dieselbe zerfiel jedoch mit dem Tode des Stifters. Seine »Œuvres en rime« gab Marty-Laveaux (Par. 1885, 2 Bde.), eine Auswahl Becq de Fouquières heraus (das. 1874).
(franz., spr. bänjör), ein sich Badender, Badegast, auch Bademeister, Besitzer einer Badeanstalt [* 105] und danach auch das Kostüm [* 106] der badenden Herren und Damen;
Baigneuse (spr. -jöhs), eine sich Badende, ein Badehäuschen.
(franz., spr. bänjŏahr), Badewanne, in Wannenform vorspringende Theaterloge.
einige kleine, überaus fruchtbare Inseln an der Nordküste des Staats Honduras [* 107] in Mittelamerika: Roatan, die bedeutendste und am stärksten bewohnte, Bonacca oder Guanaja, Utilla, Elena etc. Von Kolumbus auf seiner vierten Fahrt entdeckt, dienten sie geraume Zeit Seeräubern (Flibustiern) als Schlupfwinkel, wurden 1650 von den Spaniern, 1742 von den Engländern besetzt, bis sie 1782 der Vizekönig von Guatemala [* 108] mit Gewalt nahm. 1822 kamen sie infolge des Abfalls der mittelamerikanischen Kolonien von Spanien an die Republik Honduras; 1838 bemächtigte sich der Direktor der englischen Niederlassung, Belize, der Inseln, worauf die englische Regierung sie für eine Kolonie der britischen Krone erklärte. Erst durch Vertrag vom wurden die an die Republik Honduras zurückgegeben.
(russ. Sswjátoje More, chines. Pehai, »Nordmeer«, mongol. Dalai Nor, »heiliges Meer«, später Baikul, »reicher See«, tungus. Lan), eins der größten Wasserbecken der Erde, im südlichen Sibirien, Gouvernement Irkutsk, zwischen 51° 28'-55° 50' nördl. Br. und 103° 45'-110° 20' östl. L. v. Gr., in langgestreckter, fast sichelförmiger Gestalt von NO. nach SW., zwischen meist schroff aufsteigenden Felswänden liegend, in der Meereshöhe von 408 m. Seine Längenausdehnung beträgt 623 km, seine Breite zwischen 15 und 82 km; seinen Umfang schätzt man auf 1974 km, der Flächeninhalt beträgt 34,932 qkm (635,1 QM.). Ähnlich wie beiden Schweizerseen, denen der auch in der Gestalt gleicht, ergießen sich in denselben eine Menge von Gewässern (über 200), während ein großer Strom, die schiffbare, aber reißende Untere Angara im SW., zum Jenissei abfließt.
Die Hauptzuflüsse bilden die Obere Angara, die am Nordende in mehreren Mündungen einfällt, der Bargusin und die Selenga, beide auf der südlichen Ostseite. Unter den stark bewaldeten Gebirgen, welche den Baikalsee einschließen, unterscheidet man das östlich von der Untern Angara lagernde malerische Baikalgebirge, welchem die Quellflüsse der Lena entspringen. Syenite und Gneise streben in Steilwänden oft 100 m an, und mächtige Konglomerate erheben sich aus dem See 180-210 m. Die Gipfel des Baikalgebirges erreichen eine Höhe von nahezu 2000 m, aber nicht die Grenze des ewigen Schnees.
Die Kamardabankette umlagert den Süden des Sees; im NO. bildet das Bauntische Gebirge (ca. 1800 m hoch) die Wasserscheide zwischen dem und dem Witimfluß und setzt sich als östliches Randgebirge des Sees fort. An den Ufern des Sees gibt es verschiedene heiße Quellen, so am Bargusin und an der Turka, letztere von einer Temperatur von 44° R. und mit Badeeinrichtung versehen. Das Wasser des Baikalsees ist süß, durchsichtig und kalt, von fern gesehen tiefblau. Im Sommer bedeckt es sich mit Konserven, und das Meer blüht, wie die Anwohner (Buräten und Tungusen) sagen. Um diese Jahreszeit vermitteln Dampfer der Kiachtakompanie, die auf diese Weise ihren Thee verfrachtet, den Verkehr zwischen Bojarsk am Südufer und der Irkutsk zunächst gelegenen Station Listwennitzwaya. Im allgemeinen machen heftige Winde [* 109] die Schiffahrt gefährlich.
Von Ende Oktober bis ins Frühjahr ist der See zugefroren, und der Verkehr wird dann durch Schlitten vermittelt. Um die südliche Spitze des Sees führt seit kurzem eine etwa 200 km lange, an landschaftlichen Schönheiten reiche Straße. Im übrigen sind die Ufer wild und öde. Unzählige Scharen von Möwen, Seeraben (Baklan) und höher von Turmschwalben nisten in den Felsen. An Fischen, namentlich Herbstlachsen (Salmo omul) und Stören, ist der Baikalsee sehr reich und versorgt beinahe das ganze Gouvernement.
Ein dem Baikalsee eigentümlicher Fisch ist der einem fliegenden Fisch ähnliche Callonimus baical (Glomynka). Von größern Wassertieren findet man nur Robben [* 110] (Nerpa). Muscheln [* 111] gibt es im B. nicht, aber auf den Steinen am Grunde des Sees wächst eine eigentümliche Art Schwamm, der hinsichtlich der Form den Korallen [* 112] gleicht, von gelbgrauer Farbe und im Wasser weich ist, an der Luft aber rauh und spitzig wird und von den Silberarbeitern in Irkutsk zum Polieren der Metalle gebraucht wird. In der Bucht zwischen der Insel Olchon und dem festen Land gibt es auch Mollusken. [* 113] - Der Ursprung des Sees ist auf vulkanische Thätigkeit zurückzuführen; Erderschütterungen und Seebeben bei ganz ruhiger See kommen jetzt noch vor.
Die größte Tiefe des Sees beträgt 1248 m und liegt am südwestlichen Ende. Eine merkantile Bedeutung kommt dem Baikalsee dadurch zu, daß die große Karawanenstraße von Kiachta durch das von S. her ausmündende Selengathal ihn berührt; dies bringt vielen Bewohnern seiner Ufer bedeutenden Erwerb, und berücksichtigt man die Ausbeute an Pelztieren, den Herdenreichtum im obern Selengathal, die Fischerei im See sowie den Überfluß an Bauholz, so erscheint der Baikalsee um so bedeutender in seiner Einwirkung auf den russisch-sibirischen Handel.
Vgl. Radde, Beschreibung des Baikal und seiner Uferländer (in »Extraits des publications de la Société géographique de Russie en 1856-57«).
(spr. behki), William Balfour, engl. Afrikareisender, geb. 1824 zu Arbroath in Schottland, studierte Medizin und leitete 1854 die Expedition, welche durch den Niger zum Binuëfluß aufwärts drang, um diesen in seinem obern Laufe von Heinrich Barth entdeckten Fluß näher zu ¶