daß dieselbe praktisch im großen ausgeführt werden kann. Im
Lauf dieser Untersuchungen hat Baeyer das
Indol, Oxindol und Dioxindol
dargestellt und den Zusammenhang dieser
Körper sowie des
Isatins mit dem
Indigblau aufgeklärt. Er führte auch die Benutzung
des
Zinkstaubes als Reduktionsmittel ein und entdeckte das
Skatol. In seinem
Laboratorium
[* 2] stellten
Grabe
und Liebermann das
Alizarin aus
Anthracen dar, und
Fischer entdeckte das Bittermandelölgrün.
Bezirksstadt in der span.
ProvinzJaen, auf dem zwischen
Guadalquivir und
Guadalimar sich erhebenden Bergrücken
Loma de
Ubeda 600 m ü. M. gelegen, nahe der
EisenbahnMadrid-Cordova, sehr alt, aber herabgekommen, hat mehrere
Kirchen, darunter
die
Kathedrale, und ehemalige Klöster, meist mit gotischen
Türmen versehen, ein
Seminar als Überrest
der vormaligen
Universität (1533 gestiftet) und (1878) 14,377 Einw., die vornehmlich
Handel mit landwirtschaftlichen
Produkten und
Wein, dann
Gerberei betreiben. Baëza (Beatia) war bereits zur Römerzeit ein ansehnlicher
Ort, später
Residenz mehrerer maurischer
Kalifen und
Könige, die 1228 vonFerdinand III. vertrieben wurden.
Damals soll die Stadt über 150,000 Einw. gezählt haben. Baëza ist Geburtsort des Künstlers
Becerra.
William, engl. Seefahrer, geb. 1584, nahm
als
Steuermann unter den
KapitänenJamesHall
[* 4] (1612),Hudson,
Thomas, Button, Gibbins und Bylot (1615 und 1616) an mehreren
Reisen
zur
Entdeckung einer Durchfahrt durch die
Davisstraße an der
NordküsteAmerikas vorbei in den
StillenOzean teil, gelangte 1616 bis
zum
Smithsund unter dem 78.° nördl.
Br., beobachtete hier die größte damals bekannte westliche
Abweichung
der
Magnetnadel von 56' und suchte dann vergebens die gewünschte Durchfahrt. Auf seine
Autorität hin nahm man nördlich von der
Davisstraße eine große
Bai an, die seinen
Namen erhielt (s.
Baffinsbai). Baffin war einer der gründlichst gebildeten Seefahrer
seiner Zeit, der erste, welcher auf der
See Längenbestimmungen durch Monddurchgänge machte.
SeinSchiffsjournal
wurde vollständig von Rundall
(»Voyages towards the
NorthWest«, Lond. 1849) veröffentlicht.
Die
Erklärung Baffins, daß eine
nordwestliche Durchfahrt nicht vorhanden sei, war die
Ursache, daß die zuletzt von ihm durchforschten
Seestriche zwei volle
Jahrhunderte (bis 1818) nicht wieder besucht wurden. Der Entdecker selbst aber zog
sich dadurch, daß er jede
Hoffnung auf eine Durchfahrt abschnitt, den
Haß aller
Liebhaber der Nordwestfahrten zu, so daß
seine
Verdienste erst in neuester Zeit vollständig anerkannt wurden. Baffin fand seinen
Tod 1622 bei der
Eroberung von
Ormus durch
die
Engländer u.
Perser.
ein Teil des nördlichen
Polarmeers, der sich zwischen
Grönland im O. und den nördlich von der
Hudsonbai gelegenen Inselmassen im W. als ein breiter
Kanal
[* 6] von der Diskobai und Homebai
an in nordwestlicher
Richtung ausdehnt bis zum 78.° nördl.
Br., wo er in den
Smithsund übergeht. Südwärts
steht die Baffinsbai durch die
Davisstraße mit dem Atlantischen
Ozean, westwärts durch den
Jones- und
Lancastersund mit dem westlichen
arktischen Inselmeer in
Verbindung; im N. führt der
Smithsund in das Kanebassin. Die
Ufer sind steil und
felsig; ihre seltsamen
Felsformationen werden
»Monuments« genannt. Entdeckt wurde die Baffinsbai 1562 vonBears, benannt jedoch nach
Baffin
(s. d.), der sie 1616 befuhr und untersuchte und, da er sie, soweit er kam, überall
mit Land umgeben fand, für eine
Bai erklärte. Erst
KapitänParry gelang es 1819, durch den
Lancastersund in die Bariowstraße
und durch diese in den
Melvillesund einzudringen.
einer der Hauptquellströme des
Senegal, entspringt in
Futa Dschallon in der Nachbarschaft
der Stadt
Timbo, läuft anfangs westlich, dann nordwestlich und zuletzt 556 km weit in nördlicher
Richtung, nimmt von O. her
den andern Quellstrom des
Senegal, den Kokoro oder
Ba Wulima, auf, durchbricht, große
Katarakte bildend,
das
Felsengebirge und fließt dann, nach
NW. sich wendend, tief und dunkel dahin, bis er nach seiner Vereinigung mit dem
Faleme,
dem dritten großen Quellstrom, oberhalb des
FortsBakel den
NamenSenegal (s. d.) annimmt.
(franz., spr. -gahsch), Reisegepäck überhaupt;
besonders verstand man früher unter Bagage die für die Schlagfertigkeit einer
Armee erforderlichen Bedürfnisse an Lebensmitteln,
Munition, Bekleidungsstücken etc., die der
Armee auf Fahrzeugen oder Tragtieren nachgeführt wurden. Nach der heutigen
Organisation
hat man zwischen und
Train zu unterscheiden. Während im weitern
Sinn zu letzterm alle die zu selbständigen
Truppenteilen formierten Fahrzeuge gehören, z. B.
Munitions-, Proviantkolonnen,
Sanitätsdetachements etc., zählen zur Bagage die
unmittelbar den
Truppen angehörenden Fahrzeuge (Truppenfahrzeuge).
Sie werden in eine erste und zweite
Staffel oder in die kleine und große Bagage formiert. Zur ersten
Staffel gehören alle Fahrzeuge
mit den Gefechtsbedürfnissen der
Truppen, also die Medizinkarren und
Patronen- oder Munitionswagen, die
deshalb bei Kriegsmärschen den
Truppen unmittelbar angeschlossen sein müssen, um bei eintretendem
Gefecht sofort zur
Hand
[* 8] zu sein; die zweite
Staffel besteht vorzugsweise aus den Packwagen, Vorratswagen,
Feldschmieden, Verpflegungs- und Marketenderwagen.
Sie werden divisionsweise, bei der
Artillerie abteilungsweise vereinigt von einem
Offizier in größerm
Abstand den
Truppen nachgeführt und kehren erst nach Beendigung des
Marsches zu ihren Truppenteilen zurück. Strengste
Ordnung
in
Führung dieser Bagage ist zur Vermeidung von Straßensperrungen geboten. Seit der französischen
Revolution ist nach dem Vorgang
der
Franzosen, besonders
Napoleons I., die Bagage bei allen europäischen
Heeren sehr verringert und die Beweglichkeit
der
Truppen dadurch nicht wenig gefördert worden.
(Causae minutae), solche Zivilrechtsstreitigkeiten, bei welchen die Geringfügigkeit des Streitgegenstandes
mit der für den gewöhnlichen, ordentlichen
Prozeß eingeführten Behandlungsweise und dem regelmäßig
dabei stattfindenden Aufwand an Zeit und
Kosten im Mißverhältnis stehen würde. Es ist daher für diese
Rechtssachen ein
einfacheres und schleunigeres gerichtliches
Verfahren (Bagatellprozeß) angeordnet; so namentlich im deutschen Gerichtsverfassungsgesetz
für
¶
mehr
diejenigen Prozeßsachen, welche in erster Instanz nicht vor die Kollegien der Landgerichte, sondern vor die Amtsgerichte (Einzelrichter)
gehören, also namentlich für die vermögensrechtlichen Ansprüche bis zu dem Betrag von 300 Mk.
gallische Bauern, die unter dem KaiserDiokletian infolge der Bedrückungen römischer Statthalter sich empörten,
mehrere Städte eroberten und vom Cäsar Maximian nur mühsam besiegt, aber nicht gänzlich unterdrückt
wurden.
Sie tauchten später an verschiedenen Orten wieder auf;
Hauptstadt des gleichnamigen asiatisch-türk. Wilajets, unter 33° 20' nördl. Br. zu beiden
Seiten des Tigris gelegen, die weltberühmte Kalifenstadt, einst die Metropole der mohammedanischen Herrschaft, die einzige
noch übriggebliebene der großen Städte dieses Landes. Der neuere und größere Teil derselben liegt am östlichen Ufer des
Tigris und ist mit den Ruinen des alten an der Westseite des Flusses durch eine 200 m lange Schiffbrücke
verbunden.
Vom Fluß aus gewährt Bagdâd noch heute einen großartigen Anblick; allein die Täuschung verliert sich, sobald
man das Innere der Stadt betritt. Sie hat einen Umfang von etwa 14 km und ist von einer 13 m hohen, zum Teil verfallenen, von
halbkreisförmigen Türmen überragten Ziegelmauer und einem tiefen, trocknen Graben umgeben. Gegen den
Tigris hin liegt die nicht sehr umfangreiche Citadelle. Die Bauwerke der Kalifen sind meist verschwunden, nur einzelne Moscheen
sowie die Türme und die drei Thore erinnern noch an die einstige Größe der Stadt.
Üppige Dattelpflanzungen und Gärten erscheinen zwischen den mit bunten Ziegeln gedeckten Kuppeln und schlanken
Minarets der Moscheen. Die Häuser sind um einen Hof
[* 12] herum, mit Hallen gegen denselben, fast durchgängig aus kleinen Lehmziegeln
erbaut, die Straßen, wie in allen Städten des Orients, eng, krumm und ungepflastert, zu beiden Seiten kahle Wände darbietend,
mit schmalen Thoren und spärlichen, vergitterten Fenstern. Bagdâd besaß einst eine unglaubliche MengeMoscheen,
Kapellen und Bethäuser, viele moslemische Klöster (Tekkie), besonders vom Derwischorden, sowie zahlreiche berühmte Koranschulen
(Medressen).
Letztere sind nur noch dem Namen nach vorhanden; von den Klöstern bestehen noch zwei, und auch von den Moscheen liegen die meisten
längst in Trümmern. Unter den (30) noch vorhandenen verdienen die Dschamah el Suk el Gazel als die
älteste und die Dschamah el Merdschamiah mit Resten von altem Arabeskenwerk Erwähnung. Chane (Karawanseraien) besitzt Bagdâd gegen
30, die jedoch hinsichtlich ihrer Bauart denen in Diarbekr und Orfa nachstehen. Die berühmten Bazare Bagdâds bilden lange,
ziemlich breite, mit gewölbtem Mauerwerk gedeckte Gänge und enthalten einen großen Reichtum an orientalischen
Waren (s. unten).
Die öffentlichen Bäder (mehr als 50), einst aufs beste eingerichtet, sind gegenwärtig weniger gut als in andern StädtenMesopotamiens. Reich ist an Grabstätten berühmter und heiliger Personen, die es von alters her zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort
gemacht haben. Vom alten Palast der Kalifen ist keine Spur mehr vorhanden; aber noch wölbt sich malerisch der Dom des Grabmals
der Zobeide, der Gemahlin Harun al Raschids, ein einzelner Rest aus der alten glorreichen Zeit.
Die Zahl der Einwohner Bagdâds betrug um 1650 nur an 15,000, dagegen in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts an 100,000. Durch eine furchtbare Pest 1773
verlor die Stadt an 60,000 Menschen, hob sich darauf wieder bis auf
150,000 Einw., bis sie 1831 von neuem durch eine schreckliche Pest heimgesucht ward, welche, verbunden mit Hungersnot und einer
Überschwemmung des Tigris, die Einwohnerzahl wieder auf weniger als ein Drittel herabbrachte. Gegenwärtig
wird dieselbe auf 50-80,000 geschätzt.
gegenwärtig
verfertigt man für den auswärtigen Handel nur noch grobe Baumwollzeuge für die Beduinen und seidene Umschlagtücher.
Dagegen
behauptet Bagdâd als Handelsplatz immer noch eine große Bedeutung, wiewohl sich dieselbe während
der letzten Jahrzehnte beträchtlich vermindert hat. Die Bazare und Chane der Stadt enthalten eine reiche Auswahl an Waren,
insbesondere auch persische Shawls und Teppiche, indische Stoffe von Seide und Baumwolle und europäische Manufakturwaren (gestreifte
Kattune, Garne, Waffen,
[* 18] besonders Doppelflinten und lange Flintenläufe, Kupfer- und Tuchwaren). Die große
Anzahl von persischen Pilgern, die jährlich nach den unfern Bagdâd liegenden Wallfahrtsorten Kerbela und Meschhed Ali sowie nach
Mekka ziehen, machen daselbst starke Ankäufe.
VonBagdâd nachBasra gehen
Handelsdampfer, welche dort an die Dampferlinie zwischen dieser Stadt, Karatschi und Bombay
[* 23] Anschluß haben.
Bagdâd wurde 762-766 von Almansor, dem zweiten abbassidischen Kalifen, als Residenz erbaut. Harun al Raschid
erweiterte die anfangs auf das westliche Tigrisufer beschränkte Stadt und verband beide Stadtteile durch eine Schiffbrücke.
Auch als Sitz höchster Bildung und Gelehrsamkeit war das glänzende und reiche Bagdâd bald berühmt. Der KalifAl Mostanser stiftete
eine reich ausgestattete Akademie, namentlich für Heilkunde, Alchimie und Apothekerkunst, die das Muster
aller islamitischen Akademien ward.
Zur Zeit seines Glanzes (10. und 11. Jahrh.) soll Bagdâd 12,000 Mühlen,
[* 24] 12,000 Karawanseraien, 100,000 Moscheen, 60,000 Bäder und
80,000 Bazare und 2 Mill. Einw. gehabt haben. 1258 wurde mit dem Kalifat auch Bagdâd durch
den Mongolenfürsten Hulagu, Dschengischans Enkel, zerstört. Zwar blühte es wieder auf, wurde aber 1401 von
Timur erstürmt und von neuem völlig verwüstet. Außer den Imamen, Richtern und Professoren wurde niemand verschont; aus den
gefallenen 90,000 Köpfen wurden vor den Thoren Schädeltürme als Trophäen errichtet. Später kam in die Gewalt¶
mehr
persischer Herrscher und zuletzt in die der Sufi. 1534 ward es von den Osmanen unter dem GroßwesirSuleimanIbrahim Pascha erobert,
aber 1623 unter Suleiman I. wieder von den Persern genommen. Vergeblich suchten die Türken es zurückzuerobern. Eine Belagerung
der Stadt durch den GroßwesirHafisPascha 1627 scheiterte an dem Todesmut der »todgeweihten
Schar« von 1500 Persern und einer Empörung des türkischen Heers. Erst SultanMurad IV. nahm Bagdâd mit Sturm. Bagdâd ist
seitdem im Besitz der Osmanen geblieben. Vergeblich versuchte NadirSchah im 18. Jahrh., es ihnen wieder zu entreißen
Vgl. Wellstedt,
Travels to the city of Caliphs (Lond. 1840; deutsch, Pforzh.
1841, 2 Bde.);
die Reiseberichte von H. Petermann (Bd. 2, Leipz. 1861),
Schäfli (Zür. 1864);
J. ^[Julius] Braun, Gemälde der mohammedanischen Welt (Leipz. 1870);
Rivoyre, Les vrais Arabes et leur
pays. Bagdâd etc. (Par. 1884).
Die Einwohnerzahl beläuft sich gegenwärtig auf nur 800. Im Oktober 1869 wurde Bagdad von einer Springflut
bei heftigem Sturm vollständig hinweggespült.
(spr. bäschot),Walter, engl. Nationalökonom, geb. besuchte das University
College zu London
[* 28] und war später längere Zeit daselbst Herausgeber der Zeitschrift »The Economist«. Seine berühmteste Schrift
ist »The Engllish constitution« (Lond. 1867, 3. Aufl.
1878; deutsch, Berl. 1868),
ein Werk von eigentümlicher Frische und Anschaulichkeit der Darstellung. Außerdem
schrieb Bagehot:. »Physics and politics« (1872; deutsch: »Der Ursprung der Nationen«, Leipz. 1874),
worin er DarwinsSelektions- u.
Vererbungstheorie auf die Bildung politischer Gemeinwesen anwendet);
»A practical plan for the assimilation of English and
American money« (1869);
eine lehrreiche Darlegung des englischen Geldmarktes.
Seine im »Economist« veröffentlichten Aufsätze über die Entwertung
des Silbers wurden 1876 in einer Separatausgabe zusammengefaßt. Bagehot starb in London. Aus seinem Nachlaß erschienen:
»Litterary studies« (1879, 2 Bde.);
»Economic studies« (1878);
»Biographical studies« (1881) und »Essays on parliamentary reform« (1883).
niederländ. Residentschaft auf der InselJava, zwischen den Residentschaften Kadu, Banjumas, Dschokdschokarta
und dem IndischenOzean gelegen, 3427 qkm (62,3 QM.) groß mit (1883)
1,282,386 Einw. (darunter 576 Europäer und 2922 Chinesen), ist im N. gebirgig (der Vulkan Sindoro 3203 m hoch), im S. eben,
reichbewässert, teilweise morastig. Längs der Küste zieht sich hinter Dünen ein dicht bewohnter und
sorgfältig bebauter Landstrich, über 70 km lang, hin mit großen Strandseen.
Die reichliche Bewässerung erklärt es, daß
diese Ebene einer der reichsten und ergiebigsten Distrikte von Java ist und Reis, Kaffee, Indigo,
[* 29] Thee und Zimt in Menge
liefert. Im W. geben die Nesterhöhlen der Halbinsel Karangbolong viele eßbare Schwalbennester; an der Südküste wird Seesalz
gewonnen. Der Sitz des Residenten ist die Stadt Purworedscho mit der Chinesenstadt Brenkelen und einem Truppenkantonnement.
Von 1863 bis 1868 hatte er seinen Wohnsitz in Leipzig
[* 32] und bethätigte sich hier als Redakteur der »Allgemeinen musikalischen
Zeitung«, vertauschte jedoch im letztgenannten Jahr seine schriftstellerische Wirksamkeit wieder mit der praktischen,
indem er die Stelle des Direktors der Baseler Musikschule übernahm, welche er noch gegenwärtig bekleidet.
Bagge veröffentlichte neben kleinern Abhandlungen und Vorträgen ein »Lehrbuch der Tonkunst« (Leipz. 1873).
[* 25] (Baggermaschine), Maschine
[* 33] zum Lösen, Heben und Ausschütten (Baggern) von Erdreich (Steine, Kies, Sand, Schlamm)
unter oder über Wasser. Die gänzlich im Trocknen arbeitenden Bagger heißen Trockenbagger oder Exkavatoren
[* 34] (s. Erdarbeiten), die
unter Wasser Erdreich lösenden und über Wasser hebenden Bagger werden zuweilen zum Unterschied von erstern
Naßbagger, gewöhnlich aber kurzweg Bagger genannt. Die durch letztere auszuführenden Arbeiten sind: a) Baggerungen zur Materialgewinnung
(z. B. Kies aus Flußbetten), b) Baggerungen beim Grundbau
[* 35] (Ausheben von Baugruben unter Wasser und Absenken von Fundamentbrunnen),
c) Baggerungen zur Herstellung und Erhaltung von Fahrrinnen in Flußläufen, Kanälen, Häfen.
1) Für Baggerungen geringen Umfangs (meist nur bei Fundierungen) verwendet man die Handbagger (Stielbagger). Diese bestehen,
je nachdem sie in gröbern Steinen, Kies, mittelfestem Boden oder Sand zu arbeiten haben, aus einer Stange mit einer daran befestigten
Zange
[* 36] (Zangenbagger), einem daran befestigten Rechen (Baggerrechen), mit einer eisernen durchlöcherten
Schaufel (Baggerschaufel) oder einem an einen scharfrandigen, verstählten Ring angenähten Leinwandsack (Baggersack, Sackbohrer,
s. d.). Diese Bagger werden meist direkt mit der Hand, selten noch mit einer Winde
[* 37] vom Schiff
[* 38] aus bewegt.
2) Schaufelbagger oder Schaufelkettenbagger dienen nur dem unter c) genannten Zweck und zwar ausschließlich
für weichen, schlammigen Boden. Sie werden auf einem eigens dazu gebauten Schiff aufgestellt
[* 25]
(Fig. 1) und bestehen aus einer
mit Schau-
feln besetzten, schräg liegenden Kette ohne Ende s (Schaufelkunst, s. Paternosterwerke), deren unteres Trum das Erdreich in
einem darunterliegenden Trog m zu Tage fördert. Je nach der Tiefe des Bodens läßt sich die Schräge der Schaufelkette mittels
einer Winde mit Kette w einstellen. Diese Art der Bagger war schon im 17. Jahrh.
in Holland unter dem Namen Modder-molen in Anwendung (für Hand- oder Pferdebetrieb) und ist in vollkommnerer Konstruktion in
den Häfen von Geestemünde und Bremerhaven im Gebrauch.
3) Eimerbagger, jetzt nur als Eimerkettenbagger (statt der veralteten Eimerradbagger) konstruiert, gestatten die Anwendung
für alle drei genannten Zwecke und sind von allen Baggern die bei weitem gebräuchlichsten. Wie bei einer
Kastenkunst (s. Paternosterwerke), sind an einer Kette ohne Ende, die über zwei vier- oder sechsseitige Trommeln geht, Blechkasten
mit scharfem Rand (Eimer) oder auch wohl für grobes GeschiebeKörbe aus zugespitzten Eisenstäben befestigt.
Die obere Trommel wird mit Menschen- oder Dampfkraft betrieben; dadurch entsteht ein Bewegen der Kette,
deren Gefäße in der Nähe der am Flußboden etc. befindlichen untern Trommel mit der scharfen Kante Erdreich lösen, in sich
aufnehmen, mit heraufholen und, an der obern Trommel angekommen, ausschütten. Man unterscheidet hier Eimerbagger mit senkrechter
Kette und mit schräg liegender Kette. Die erstern werden meist nur fürGründungen verwendet und, wenn
sie auf einem Schiff ausgestellt sind (bei Gründung von Brückenpfeilern etc.), gewöhnlich mit Menschenkraft, auf festem
Gerüst (zur Ausbaggerung von Senkbrunnen) dagegen zweckmäßig mittels Lokomobile
[* 40] angetrieben.
Von ausgezeichneter Konstruktion sind die senkrechten Bagger von Waltjen in Bremen.
[* 41] Sie bestehen aus einem
fahrbaren Gestell, welches einen pendelnd aufgehängten Rahmen (Gatter) trägt, zwischen dessen oberer und unterer Trommel die
Eimerkette (mit nur kleinen Eimern) straff ausgespannt ist. Die obere Trommel wird von einer Lokomobile aus bewegt und setzt
die Eimerkette in Bewegung. Während der Arbeit pendelt das Gatter, mittels Räderwerks und Kurbel
[* 42] von Hand
bewegt, in einer vertikalen Ebene
und wird auch das Gestell senkrecht zu dieser Ebene verschoben, so daß die ganze Grundfläche
des Brunnens um ein Geringes vertieft wird. Darauf wird das Gatter gesenkt und nun wieder eine Schicht Erdreich ausgebaggert
u. s. f. - Eimerbagger mit geneigter Kette, für Fluß- und Hafenbau, werden stets vom Schiff aus und meist
mit Dampf
[* 43] betrieben.
Die Eimer sind groß (Inhalt bis 0,5 cbm).
[* 39]
Fig. 2 und 3 zeigen Eimerbagger mit Dampfbetrieb (sogen.
Dampfbagger). A ist das Schiff, B der Dampfkessel,
[* 44] C die Dampfmaschine,
[* 45] D das Räderwerk zum Betrieb der Eimerkette E. Letztere
befindet sich in einem Längsschlitz des Schiffs. Ihre obere Hälfte wird durch einen mit Leitrollen besetzten
Rahmen F (die sogen. Leiter) geführt, welcher zugleich die obere und untere Trommel (G und H) trägt. Die Leiter ist um die
Achse der obern Trommel drehbar, am untern Ende durch eine Winde K mittels der Kette J je nach der Tiefe
des Flusses mehr oder weniger zu senken und zwar bei großen Baggern möglichst rasch von der Dampfmaschine aus nach Einrückung
eines Zahnrades.
Die Leiter wird durch Gleitschienen L seitlich geführt und erhält am untern Ende einen bis über das Wasser reichenden Maßstab.
[* 46] Die untere Kettenhälfte hängt lose in einer schwach gekrümmten Linie herab, so daß etwa 2-3 Eimer den
Boden berühren. Unter der obern Trommel befindet sich eine um ca. 45° geneigte, seitlich bis über das Schiff hinausragende
Schuttrinne, von welcher das Baggergut in daneben befindliche Schiffe
[* 47] (Prahme) geleitet wird. Der hat fünf Anker,
[* 48] gegen den Stromist er verankert mit einer langen Kette N, die oben erst etwas angewunden wird, wenn der Bagger quer durch die zu
durchbaggernde Rinne (Fahrwasser) gegangen ist; nach jeder Seite hin hat er zwei Querankerketten M, welche mittels einer von der
Dampfmaschine aus getriebenen Welle O mit vier Trommeln abwechselnd auf- oder abgewunden werden, wodurch
der Bagger eine langsame Seitenbewegung erhält. Auf diese Weise ist es möglich, eine Fahrrinne von vorgeschriebener Länge, Breite
[* 49] und Tiefe auszubaggern.
pumpenbagger) sind hauptsächlich für weichere Bodenarten (Schlamm, Sand, auch Thon) und wegen ihrer großen Leistungsfähigkeit
bis jetzt ausschließlich zur Reinigung von Hafen und ähnlichen Arbeiten von großer Ausdehnung
[* 51] im Gebrauch. Sie bestehen aus
einer bis zum Boden einerseits und bis über das Schiff anderseits reichenden Rohrleitung, in welche eine Zentrifugalpumpe
(Kreiselpumpe) eingeschaltet ist, welche das Wasser vom Boden des Hafens etc. mit bedeutender Geschwindigkeit in dem Rohr aufwärts
bewegt; dabei werden die vom Boden durch ein besonderes, in der Nähe der Rohrmündung liegendes Rührwerk losgelösten Erdteile
mit dem Wasser vermischt und mitgerissen. Das Mischungsverhältnis von Bodenmaterial und Wasser ist hier
im günstigsten Fall wie 1:2.
[* 50]
Fig. 4 zeigt einen Zentrifugalpumpenbagger: S das Schiff, B das Saugrohr mit dem Saugkopf C, K
Kette zum Senken und Heben des untern Saugrohrteils, D das Rührwerk, durch die Welle A gedreht, E Zentrifugalpumpe, H Druckrohr
zur Weiterbeförderung des Wasser- und Schlammgemisches.
5) Kolbenpumpenbagger, ebenfalls für Hafenanlagen etc., sind den
Zentrifugalpumpenbaggern ähnlich eingerichtet; jedoch ist der arbeitende Teil eine Kolbenpumpe.
Bei den Baggerungen, besonders zu dem unter 3) angeführten Zweck, bedarf man zur Fortschaffung der Baggererde besonderer
Vorrichtungen. Es geschieht dieselbe gewöhnlich durch Prahme (Baggerprahme, Baggerpontons), d. h. Schiffe, die unter die Schuttrinne
der Bagger gefahren und angefüllt, dann beiseite gefahren und entleert werden. Das Entleeren
wird häufig mit Schaufeln oder Karren
[* 52] vorgenommen, ist dann aber sehr kostspielig. Statt dessen kann man besondere Baggermaschinen
zum Entleeren der Prahme anwenden, aber man verwendet auch Prahme mit Boden- oder Seitenklappen, wozu geneigte Seiten- oder
Bodenflächen und besondere wasserdichte Lufträume für die Tragfähigkeit des Prahms vorhanden sein
müssen; beim Öffnen der Klappen fällt das Baggergut heraus. Wenn seitliche Ablagerung gestattet ist, wird die Erde zur Vermeidung
von Prahmen wohl mittels Kreiselpumpe durch ein gelenkiges Rohr oder mit einer als Kette ohne Ende konstruierten beweglichen
Rinne oder mit langer, feststehender Schuttrinne direkt vom Bagger aus ans Land befördert.
Schon die ältesten Kulturvölker haben baggerartige Werkzeuge
[* 53] zur Anwendung gebracht, doch traten Baggermaschinen erst auf,
als sich das Bedürfnis geltend machte, im Interesse der SchiffahrtFluß- und Hafenvertiefungen vorzunehmen, wozu die bis dahin
gebrauchten Geräte nicht ausreichten. Die erste Baggermaschine soll von Varantius 1591 erbaut worden
sein und zwar in Form eines Stielbaggers, der von einem durch Menschen bewegten Laufrad aus betrieben wurde. Im 17. Jahrh.
fanden Modder-molen mit Pferdebetrieb (Schaufelkettenbagger) schon in Holland Anwendung, im 18. Jahrh. Eimerradbagger und
Eimerkettenbagger.
Bedeutende konstruktive Verbesserungen erhielten die Bagger seit der Anwendung der
Dampfkraft
zu ihrem Betrieb. 1796 ist der erste durch Dampf betriebene Bagger (Stielbagger) in England erbaut worden. In Deutschland
[* 54] und Frankreich
kamen erst mit dem Jahr 1840 durch Dampf betriebene in Gebrauch. Kolbenpumpenbagger kamen zuerst 1859 (beim Hafen von St.-Nazaire)
und Kreiselpumpenbagger zuerst in Amerika,
[* 55] dann 1869 in England zur Anwendung.
Vgl. Malézieux, Travaux
publics des États-Unis d'Amérique (Par. 1873);
[* 25] Carl, dän. Dichter, geb. studierte seit 1826 in
Kopenhagen,
[* 57] lebte dann daselbst, bis er 1836 nach Odense
[* 58] kam, wo er die Zeitschrift »Fyens Stiftsavis« redigierte und schon starb.
Seine trefflichen Anlagen, die infolge unglücklicher Lebensverhältnisse nicht zur vollen Entwickelung kamen, zeigen sich
am glänzendsten in einigen seiner durch Originalität und Frische ausgezeichneten Jugendgedichte, wenn dieselben auch von
einem gewissen rhetorischen Schwulst nicht immer freizusprechen sind. Sein Hauptwerk ist die nach französischen Vorbildern
verfaßte Erzählung »Min Broders Levned« (»MeinesBrudersLeben«, 1835; deutsch von Reuscher, Berl. 1847),
worin der Verfasser
zum Teil sein eignes Leben schildert. Seine »Samlede Værker« erschienen in 2 Bänden (Kopenh. 1867).
Auf dieser Reise war er in ein freundschaftliches Verhältnis zu dem PhilosophenReinhold in Jena
[* 63] getreten und hatte außer andern
litterarischen Größen auch Schiller kennen gelernt. Im J. 1793 reiste er in BegleitungFernows nach Italien,
[* 64] wurde nach seiner Rückkehr 1796 zum Propst sowie zwei Jahre später zum Schulpräpositus und Theaterdirektor ernannt, legte
aber diese Ämter, die seiner Natur wenig zusagten, bald wieder nieder und siedelte 1800 nach Paris über, wo er sich fast ununterbrochen
bis 1811 aufhielt. In diesem Jahr wurde er zum Professor der dänischen
Sprache
[* 66] und Litteratur in Kiel
[* 67] ernannt, gab aber auch diesen Posten schon nach zwei Jahren wieder auf und kehrte nach Kopenhagen
zurück, wo er alsbald in eine große litterarische Fehde mit Öhlenschläger verwickelt wurde. Dann begab er sich 1820 von
neuem auf Reisen und starb, nachdem er vergeblich Heilung von einem qualvollen körperlichen Leiden
[* 68] in den
Bädern von Teplitz, Karlsbad und Marienbad gesucht, auf der Rückreise nach der Heimat in Hamburg.
[* 69] Baggesens Hauptverdienst
liegt in seiner entschiedenen Stellung gegen die formlose Willkür der deutschen Romantiker; doch vermochte er bei der innern
Unruhe seines Gemüts selbst zu keiner einheitlichen Stimmung und Beherrschung des Stoffs zu gelangen.
Bedeutendes Talent bekundete er für die Satire, deren Geißel er namentlich gegen die Romantiker schwingt in seinem »Karfunkel
oder Klingklingelalmanach. Ein Taschenbuch für vollendete Romantiker und angehende Mystiker auf das Jahr der Gnade 1810« (Tübing.
1810); ferner in dem dramatischen Gedicht »Der vollendete
Faust, oder Romanien in Jauer«.
[* 70] Das bekannteste Werk Baggesens ist sein idyllisches Epos »Parthenais, oder die Alpenreise« (Hamb.
u. Mainz
[* 71] 1804; umgearbeitete Ausg., Hamb. 1812),
dessen Schönheiten nur durch das Hereinziehen der griechischen Mythologie
und die oft ungefüge Sprache beeinträchtigt werden. Außerdem sind zu nennen ein zweites, aber unvollendetes
Epos: »Oceania« (auf Cooks Weltumsegelung basiert),
und das humoristische Epos »Adam und Eva, oder die Geschichte des Sündenfalls«
(Leipz. 1826), worin Adam und Eva zu Personen (Typen) unsers Zeitalters gemacht werden und zwar diese zu einer Kokette, jener zu
einem spekulierenden Philosophen. Dazu paßt es vortrefflich, wenn die Schlange
[* 72] sich des feinsten PariserFranzösisch bedient, indem sie ihre gelehrige Schülerin in die Mysterien jener Weltstadt einweiht. Als dänischer Dichter
hat Baggesen nicht geringe Bedeutung.
Wenige haben es wie er verstanden, die dänische Sprache rhythmisch und melodisch so meisterhaft zu behandeln. Seine lyrischen
Gedichte sind bisweilen schwülstig, allein weit öfter fein und lieblich oder keck und frisch. Im launigen
»Reimbrief« und in den poetischen Kleinigkeiten ist er noch heute unübertroffen. Sein »Labyrinthen eller Digtervandringer«
(1792-93, 2 Bde.), eine Schilderung seiner Reiseeindrücke, durch
lebhafte Darstellung und sprudelnde Laune gleich ausgezeichnet, machte in der dänischen ProsaEpoche. In seiner allerdings oft
bittern Polemik gegen die alte wie gegen die neue dänische Dichterschule (»Giengangeren«
und »Per Vrövler«) lieferte er nicht nur Beweise seines seltenen verskünstlerischen Talents, sondern auch seines glänzenden
Witzes.
Von seinen prosaischen Schriften ist noch seine geschmackvolle Übersetzung von Holbergs »Nils Klim« (1789) besonders hervorzuheben.
Seine sämtlichen Werke in dänischer Sprache erschienen gesammelt 1827-32 (neue Aufl. 1845-48, 12 Bde.).
Die deutschen Werke gaben seine SöhneKarl und August (Leipz. 1836, 5 Bde.) heraus,
ebenso seinen »Briefwechsel mit K.L.Reinhold und Fr. H. Jacobi« (das. 1831, 2 Bde.)
und den »Philosophischen Nachlaß« (Zür. 1858-63, 2 Bde.).
Vgl. A. Baggesen, Jens Baggesen's Biographie (Kopenh. 1849-1856, 4 Bde.);
Arentzen, og Oehlenschläger (das. 1870-78, 8 Bde.).
Karl Baggowut (1761-1812) kämpfte im zweiten Türkenkrieg
unter Katharina II. in Polen
1791-94, gegen Napoleon 1806-1807, in Finnland 1808, endlich 1812. SeinNeffeAlexander (geb. 1806)
focht mit Auszeichnung im persischen Feldzug 1826-27, wurde im polnischen Krieg 1831 bei Grochow schwer verwundet, sammelte 1844 für
die russische Regierung auf einer Reise im Orient eingehende Angaben über den Zustand der türkischen Armee und siegte im Krimkrieg
im November 1853 bei Besch-Kodyklov.
die Unterraa des Kreuzmastes auf Vollschiffen, führt nur selten Segel, um die Wirkung des Großsegels und
(auf Passagierdampfern) den Reisenden die Promenade nicht zu verkümmern.
(Bagermi, Baghirmi), mohammedan. Negerreich in Zentralafrika, zwischen Bornu und Wadai, südlich vom Tsadsee,
ca. 183,400 qkm (3330 QM.) groß (ohne die Heidenländer nur etwa 50,000 qkm), wird vom
Schari bewässert, ist meist eben und hat eine durchschnittliche Erhebung von nur 300 m; doch sollen sich
im S. hohe Gebirge erheben (s. Karte »Äquatorialafrika«
[* 77] bei Art. »Congo«). Der größere Teil des Landes wird aus Kalk- und Sandboden
gebildet, die Vegetation ist die allgemeine zentralafrikanische, ebenso die Tierwelt; doch ist zu bemerken, daß hier das
Nashorn die Westgrenze seiner Verbreitung findet.
Die Bewohner (s. Tafel »AfrikanischeVölker«,
[* 78] Fig. 15), etwa 1½ Mill. an der Zahl, sind echte Neger und
vermögen 10,000 Fußgänger und 3000 Reiter zu stellen, die durch Mut und kräftigen Körperbau sich auszeichnen. Die Frauen,
proportioniert und angenehm gebaut, glänzend schwarz von Hautfarbe, werden als die schönsten des Sudân gepriesen. Die auf
Grund der lexikalischen Sammlungen Barths von Fr. Müller und Lepsius untersuchte Sprache der Bagirmi ist nach ersterm ganz isoliert,
nach letzterm entfernt mit den Bantusprachen Südafrikas verwandt. Die industrielle Thätigkeit der Bewohner ist gering;
als Geld kursieren Baumwollstreifen (Farda). Die Viehzucht
[* 79] ist hauptsächlich in den Händen der zahlreich angesiedelten Schoa.
Die Hauptstadt Massenja, östlich vom Schari, liegt gegenwärtig halb in Trümmern. - Bagirmi begann seine staatliche Entwickelung
vor etwa 3½ Jahrhunderten, zu welcher Zeit fremde Einwanderer aus fernem Osten ins Land kamen und allmählich eine Herrschaft
über die Fellata- und Araberstämme gründeten, welche das Zentrum des heutigen Bagirmi mit ihren Herden nomadisierend
innehatten.
Das kleine Reich dehnte unter der Herrschaft einiger thatkräftiger Fürsten seinen Kern bald zur jetzigen Größe aus; der Islam
wurde um die Mitte des 17. Jahrh. zur Staatsreligion erhoben, und aus den unterworfenen oder
tributpflichtig gemachten Heidenstämmen der Sokoro, Sarua, Bua, Nyillem, Sara, Massa, Ndamm, Tummok etc.,
welche Bagirmi im O. und S. umwohnen, flossen dem Land bis auf die Gegenwart reichliche Existenzmittel zu. Dennoch
ist die politische Lage Bagirmis sehr unangenehm. Mitten
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