Lehrer ihrer
Konfession zugestanden werden. Die
Kammern gaben ihre Zustimmung. Auch das Pfarrdotationsgesetz wurde
mit einigen Modifikationen angenommen, ebenso das
Gesetz über die
Oberrechnungskammer und die Erwerbsteuer, worauf der
Landtag geschlossen
wurde.
Da aber inzwischen am
Hof
[* 2] eine strengere kirchliche
Richtung Einfluß erlangt hatte, welche mehrere
Zugeständnisse
Jollys bei der Schulgesetzverhandlung mißbilligte und dessen
Forderung, daß auch die evangelischen
Geistlichen
den für eine
Erhöhung der
Dotation geforderten
Revers unterzeichnen sollten, besonders übel aufnahm, so erhielt
Jolly plötzlich
seine Entlassung.
Das neue
Ministerium vereinbarte 1878 und 1879 mit dem
Landtag die umfassenden
Einführungsgesetze zur Reichsjustizreform und
das
Gesetz über die Aufbringung des Gemeindeaufwandes. Darauf trat es 1880 mit den seit langem vorbereiteten
Vorschlägen
über eine Aussöhnung mit der
Kurie hervor, indem es beantragte, die durch die
Verordnung von 1867 und
durch
Gesetz von 1874 befohlene besondere Staatsprüfung für
Geistliche fallen zu lassen und sich mit der Anwesenheit eines
Staatskommissars bei der gewöhnlichen
Prüfung zu begnügen.
Die Zweite
Kammer indes lehnte den
Antrag ab, da dieFreiburgerKurie selbst die Nachsuchung des
Dispenses
für die ältern
Geistlichen nicht erlauben wollte, und nahm einen neuen
Gesetzentwurf, welcher bloß den Nachweis des
Maturitätsexamens
und dreijährigen Universitätsbesuchs forderte, erst an, nachdem die
Kurie die Einholung des
Dispenses gestattet hatte. Die
Folge dieser
Verhandlungen war der
SturzStössers.
Indes bewirkte die nachgiebige
Haltung der
Regierung doch
ein solches Erstarken der Ultramontanen und ihr zeitweiliger Zerfall mit der liberalen Kammermajorität eine solche
Schwächung
der letztern, daß bei den Ergänzungswahlen 1881 die
Nationalliberalen die unbedingte Mehrheit verloren und die Ultramontanen
auf 22 Mitglieder stiegen. Es trat daher eine Stockung in der
Gesetzgebung ein, bis 1883 die
Nationalliberalen
sich wieder auf
Kosten der Ultramontanen auf 34 (von 63) verstärkten.
Regierung und
Landtag gingen nun an eine
Reform der innern
Verwaltung.
[* 3] 1)
(Baden-Baden) Hauptstadt des bad.
Kreises Baden (1045 qkm, 19 QM., mit [1880] 134,511 Einw.),
liegt südlich von
Rastatt
[* 5] im anmutigen
Thal
[* 6] der
Oos, durch eine Zweigbahn mit der Rheinthalbahn verbunden, und ist berühmt
als einer der glänzendsten und besuchtesten Badeorte
Europas. Die Stadt, 183 m ü. M., ist Sitz eines Amtsgerichts und eines
Bezirksamts, hat 7
Kirchen (3 kath., 1 evang., 2 russische
und 1 anglikanische), 1
Gymnasium (mit
Realgymnasium verbunden), 1 höhere Töchterschule, 1
Gewerbeschule, 1 Kranken-, 1 Armenhaus, 1 Gasanstalt
und (1888) 11,923 Einw. (2507
Evangelische). Baden ist zwar die alte
Stamm- und Hauptstadt Badens, aber jetzt seinem größern
Teil nach eine ganz moderne
Anlage, reich an prachtvollen
Hotels und in edlem
Stil gebauten
Villen und Privatwohnungen.
Die katholische Stadtpfarrkirche (aus dem 15. Jahrh.), auf dem Platz eines römischen
Tempels, enthält die
Grabmäler von 14 Mitgliedern
des markgräflich badischen
Hauses sowie neue, schöne Glasgemälde und ist seit 1864 im gotischen
Stil schön restauriert.
Die evangelische
Kirche ist nach dem
Plan von
Eisenlohr im gotischen
Stil neu erbaut; die neue
russische Kirche
von 1882 enthält herrliche
Freskomalereien; die griechische
Kapelle auf dem Michaelsberg, mit goldener
Kuppel, ist eine prachtvolle
SchöpfungKlenzes (1866 eingeweiht).
Auch die
anglikanische Kirche (im normännischen
Stil) und die Grabkapelle (von
Hübsch) auf demFriedhof
sowie das
Theater
[* 7] (seit 1863) sind neue Bauten. Als sonstige Hauptgebäude sind das Konversationshaus (1822-24 im Renaissancestil
erbaut), die großartige neue Trinkhalle (ein 85 m langer Arkadenbau, nach
Hübsch'
Plan 1839-42 ausgeführt, mit einer
Galerie
berühmter Fresken von
Götzenberger) zu erwähnen. Über der Stadt erhebt sich das sogen.
NeueSchloß,
die sommerliche Privatwohnung des
Großherzogs von Baden, vom
MarkgrafenJakob 1479 auf römischen
Fundamenten angelegt und nach
der Zerstörung durch die
Franzosen (1689) in seiner jetzigen Form hergestellt, mit prächtiger Aussicht.
Die
Thermen Badens, seit den
Zeiten der
Römer
[* 8] bekannt und immer stark besucht, entspringen in der sogen.
Hölle aus
Gneisfelsen und kommen aus einer Tiefe von etwa 1350 m (750,000
Lit. in 24
Stunden). Es sind ihrer mehr als 20, deren
Wasser
jedoch nur hinsichtlich der
Temperatur (71-47° C.), nicht ihrem chemischen
Gehalt nach verschieden ist. Sie haben warm einen
etwas salzigen, fleischbrühartigen
Geschmack. Die Hauptquelle (62,7°) enthältin 1L. 2,015 g
Chlornatrium,
0,053 g
Chlorlithium, 0,0007 g arsensauren
Kalk, auch Chlorrubidium und Chlorcäsium.
Die Hauptquelle ist der »Ursprung«, mit der durch neuere Schürfungen der
Brühbrunnen, die Felsenquelle und die Judenquelle vereinigt sind.
AndreQuellen sind die Klosterquelle, die Büttenquellen,
die
Fett-,
Murr-, Ungemachquelle etc. Die
Thermen von Baden werden benutzt als
Wasserbäder, als
Getränk, als
Douche oder als
Einspritzung
[* 9] bei
Krankheiten des Uterinsystems und in Form von Thermaldämpfen. Im allgemeinen ist ihr
Gebrauch
in allen
Fällen indiziert, wo eine kräftige, erregende Einwirkung auf
Nerven-
Neben diesen warmen Quellen hat Baden drei schwache Stahlquellen (2° C. kühler als die mittlere Temperatur der Erde), die in der
Falkenhalde (für das »Stahlbad«) und in Lichtenthal zu Tage treten und besonders zu Nachkuren beim Gebrauch
der Thermen benutzt werden. Die Saison dauert vom 1. Mai bis 31. Okt. und erreicht ihre Höhe im Juli und August. Die eigentlichen
Zentralpunkte des Badelebens bilden das Konversationshaus mit prachtvollen Sälen für die verschiedensten Zwecke (darunter
das Lesekabinett mit über 150 Zeitungen in allen Sprachen) und die Trinkhalle, wo das Wasser der Badener
Quelle
[* 13] (55° C.) genossen wird und zugleich 40 Sorten fremder Mineralwässer sowie warme Kuh- und Ziegenmilch zu haben sind.
Über dem »Ursprung« befindet sich das ältere Dampfbad; das von Dernfeld entworfene und im Renaissancestil ausgeführte Friedrichsbad
(1877 eröffnet) ist die eleganteste derartige Anstalt in Europa.
[* 14] Einrichtungen zu Wannenbädern mit Thermalwasser
finden sich in den meisten Gasthäusern; für mittellose Kurgäste ist ein Armenbad vorhanden. Unter den Anlagen im Freien
nimmt die »Promenade« mit ihren großartigen Verkaufsläden den ersten Platz ein. Die Zahl der Badegäste belief sich 1883 auf
über 50,000. Unter ihnen ist die vornehme und abenteuernde Welt aller Nationen vertreten; die Hauptrolle
aber spielten seit Jahrzehnten die Franzosen, welche Baden als einen Lieblingsausflug ansahen und dort französischen Ton und
französisches Leben mehr als wünschenswert einführten.
Mit Aufhebung der Spielbank (Ende 1872) nahm der Besuch ein wenig ab; es entwickelte sich aber dafür
eine mehr und mehr an Bedeutung gewinnende Wintersaison, und für den Schaden, welcher Baden aus dem Wegfall des Hasardspiels
zu erwachsen drohte, hat die badische Regierung die Gründung eines besondern Badefonds verfügt, aus welchem nicht nur das
neue Friedrichsbad gebaut ward, sondern auch die nötigen Mittel beschafft werden sollen, um die bestehenden
Vergnügungen zum größern Teil auch ferner durchführen zu können.
Die Umgegend Badens ist überaus schön und anmutig. Der nächste und gewöhnlichste Spaziergang ist die schnurgerade LichtenthalerAllee (gegen Abend der Korso der Badewelt); sie führt nach dem nahen, an eine steile, mit Tannen besetzte
Bergwand gelehnten Cistercienser-NonnenklosterLichtenthal, das (1245 gestiftet) sich durch alle Stürme der Zeit erhalten hat.
Ein Seitenkanal des Oosbachs leitet zum Geroldsauer Wasserfall. Unter den weitern Touren ist das Murgthal die besuchteste.
Durch den Bau des NeuenSchlosses (1479) und die Erteilung wichtiger Privilegien hob sich Baden immer mehr, bis es durch den Dreißigjährigen
Krieg und besonders durch den pfälzischen Erbfolgekrieg wieder sehr geschädigt und endlich 1689 von den
Franzosen fast gänzlich zerstört wurde. MarkgrafLudwigWilhelm der Siegreiche verlegte 1706 die Residenz nach Rastatt. Die erste
Grundlage zur heutigen Bedeutung Badens als Badeort wurde durch die zahlreichen französischen Emigranten gelegt, welche zur
Zeit der großen Revolution nach Baden kamen, das dann durch den RastatterFriedenskongreß bis
noch mehr in Aufnahme kam.
Jetzt erschienen Beschreibungen von Baden, Bauten erhoben sich, 1802 erstand die Antiquitätenhalle, 1808 das Gesellschaftshaus, 1822 das
Konversationshaus, und der Pachter der Hasardspiele bezahlte schon 29,000 Fl. jährliches Pachtgeld. Besonders seit 1814 hat
Baden seinen fast zweitausendjährigen Ruhm wieder erlangt und ist Mode- und Weltbad geblieben, auch nachdem
die Hasardspiele 1872 verboten wurden.
Vgl. Schnars, und Umgegend (3. Aufl., Bad.
[* 18] 1882);
»Baden, Wegweiser durch Stadt und Umgebung«
(10. Aufl., das. 1884);
2) (Baden bei Wien)
[* 20] Stadt und berühmter Badeort im Erzherzogtum Niederösterreich, liegt 27 km südlich von Wien an der Schwechat,
am Eingang des lieblichen Helenenthals, 212 m ü. M. und steht mit Wien durch die Südbahn in Verbindung. Baden zählt jetzt unter
die schönsten Badestädte in Österreich
[* 21] und ist reicher als andre an prachtvollen Villen, reizenden Gärten
und schöner Umgebung. Hervorragende Gebäude sind die schöne Pfarrkirche, die von van der Nüll und Siccardsburg 1848 erbaute
Mineral-Schwimm- und Badeanstalt
[* 22] mit großem Bassin, das Kaiserhaus, das Rathaus, die auf einer Anhöhe des Helenenthals vom
ErzherzogKarl 1823 erbaute Weilburg, jetzt seinem Sohn, ErzherzogAlbrecht, gehörig, mit gotischer Hauskapelle
und schönen Anlagen und die neue Villa des ErzherzogsWilhelm. Baden ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts,
hat ein Landesrealgymnasium mit Museum, gewerbliche Fortbildungsschule, Sparkasse, Theater und Arena. Seit 1866 ist die Gasbeleuchtung
eingeführt. An Humanitätsanstalten befinden sich hier: ein Wohlthätigkeitshaus für Arme aus Niederösterreich
zum Gebrauch der Bäder (mit 240 Betten), das Marienspital, das k. k. Militärspital; wo jährlich 1800-1900
Soldaten verpflegt werden, das Bürgerspital, Lazarett etc. Die Zahl der Einwohner von Baden
¶
mehr
beträgt (1880) mit den Vorstädten Gutenbrunn und Leesdorf 9645, mit der anstoßenden Ortsgemeinde
Weikersdorf 13,342, und ihre hauptsächlichste Erwerbsquelle ist der Fremdenverkehr, daneben auch ausgezeichneter Weinbau
und Weichselrohrerzeugung. Seit Jahren befindet sich bei der Stadt eine Filiale der Züricher Maschinenfabrik von Escher-Wyß.
Zu Promenaden dienen der schöne Kurpark, der Vereinigungsplatz der eleganten Welt, mit Musikpavillon,
Kursaal und Trinkhalle (in der NäheStatue des Dichters Grillparzer, gest. 1872); daran angrenzend der Kalvarienberg mit prächtiger
Aussicht und schönen Anlagen, der Doblhof- und Sauerhofgarten, die Alexandrowitschschen und Schönfeldschen Anlagen, die Anlagen
nächst der Weilburg, das Jägerhaus und die Jägerwiese, die Hauswiese etc. Die
umliegenden Berge sind mit Ruinen gekrönt (Rauheneck, Scharfeneck, Rauhenstein).
Weitere Ausflüge bilden die Krainerhütte, der Lindkogel oder das Eiserne Thor (830 m) mit Aussichtsturm und großartiger
Fernsicht, Meierling, Heiligenkreuz, Vöslau, Merkenstein, Schönau etc. Vom Bahnhof führt eine Pferdebahn durch die Stadt bis
nach Rauhenstein im Helenenthal. Die WienerWasserleitung,
[* 24] welche auch Baden mit Trinkwasser versorgt, überschreitet
dieses Thal unmittelbar hinter der Stadt mit einem großen Aquädukt. Das Klima
[* 25] ist gesund, aber scharfen Temperaturwechseln
ausgesetzt.
Die Bäder sind meist Vollbäder, in denen beide Geschlechter gemeinsam baden; doch gibt es auch Separatbäder,
ferner eine Mineral- und eine Kaltwasserschwimmanstalt, Einrichtungen für Schlammbäder, Dampfbäder und Molkenkur. Die besteingerichteten
Badeanstalten sind das 1877 umgebaute Frauen- und Karolinenbad, das Herzogs- und Antonsbad, das Johannesbad und die Mineralschwimmanstalt.
Für Winterkurgäste ist das Herzogs- und Antonsbad eingerichtet. Die Kurfrequenz belief sich 1883 auf 10,400
Personen. Bei der reizenden Lage des Orts und der Nähe von Wien ist Baden übrigens mehr Vergnügungs- als Kurort; zahlreiche Wiener
nehmen hier ihren Sommeraufenthalt, und an Sonn- und Feiertagen strömt ein großer Teil der Bewohner Wiens nach und in dessen
Umgebungen. - Die Bäder sind seit den Römerzeiten bekannt; schon Marcus Aurelius gedenkt ihrer unter
dem NamenAquae Pannonicae.
Im 11. und 12. Jahrh., als die Babenberger ihre Residenz in der Nähe nahmen, hoben sie sich wieder.
Zwar hatte der Ort (seit 1480 Stadt) durch die Ungarn
[* 27] unter M. Corvinus und 1529 und 1683 durch die Türken
viel zu leiden und wurde im letztern Jahr fast gänzlich zerstört; aber immer wieder erstand er aus den Trümmern, aus denen
die Quellen unversiegbar hervorsprudelten. Rühmlichst wird ihrer im 16. und 17. Jahrh. gedacht; 1767 und 1797 fand
man noch Überreste römischer Bäder. Im J. 1812 litt die Stadt durch einen großen Brand; seitdem aber
nahm sie einen fortgesetzten Aufschwung.
Die Quellen werden als Getränk wie in Form von Wannenbädern, Douchen, Dampfbädern und Inhalationen benutzt und besonders gegen
Rheumatismen und Gicht, chronische Kehlkopf- und Lungenkatarrhe mit Erfolg angewendet. Die Zahl der Kurgäste beläuft sich
jährlich auf ca. 20,000 Personen. Baden, wohl der älteste Badeort der Schweiz, wurde schon zur Römerzeit
um seiner Schwefelthermen willen besucht. Zur Zeit der österreichischen Herrschaft befand ich zeitweilig auf dem »Stein«
das herzogliche Hoflager, und als 1415 die Eidgenossen das Gebiet eroberten, verlegte selbst die alte Tagsatzung ihre Sitzungen
nach Baden (1424-1712). Historisch denkwürdig sind das Religionsgespräch zu Baden von 1526, wo Öcolampadius und
BadenHaller mit Eck disputierten, und der Friede zu Baden vom zwischen Frankreich und dem DeutschenReich abgeschlossen,
in welchem der zu Rastatt6. März d. J. zwischen Österreich und Frankreich vereinbarte Friede mit wenigen Abänderungen bestätigt
wurde.
Vgl. Mousson, GeologischeSkizze der Umgebungen von Baden (Zür. 1840);
Dorf und Badeort im bad. Kreis
[* 31] Lörrach, 7 km von der Eisenbahnstation Müllheim, am Fuß des Schwarzwaldes
(Blauen) unter der Ruine und 427 m ü. M. gelegen, mit 572 Einw.
Die Heilquelle, eine indifferente Therme von 27½° C., die in 16 Unzen nur 2,2 Gran
[* 32] feste Bestandteile (besonders schwefelsaures
Natron, Kali und Kalkerde) enthält, war schon den Römern bekannt und wird vorzugsweise bei beginnender Tuberkulose und Lungenkatarrh
angewendet; sie belebt die Thätigkeit der Haut und beruhigt ein allzu reizbares Nervensystem. hat auch
eine Molkenkuranstalt und wird jährlich von mehr als 4000 Fremden besucht. In der Nähe mehrere Luftkurorte. Im J. 1784 entdeckte
man daselbst ein
¶
mehr
wohlerhaltenes Römerbad, das vier große und acht kleine Bäder, dazu Schwitzbäder und zahlreiche Ankleidezimmer etc. nebeneinander
enthält; eine Inschrift widmet dasselbe der Diana des Schwarzwaldes (DianaAbnoba). Das ehemalige vielbesuchte Schloß Badenweiler, 475 m
hoch auf einem isolierten Bergkegel gelegen, wurde 1633 von den Kaiserlichen erobert, 1678 von den Franzosen
zerstört.
(lat. Balnĕator), ehedem der Besitzer und Vorsteher einer Badestube (Bademeister, Stübner), jetzt in mehreren
Staaten ein Mann, der zur Ausübung der niedern Chirurgie und zum Rasieren berechtigt ist, also s. v. w.
Barbier. Schon die Griechen hatten ihre Aleipten, Badediener, welche das Reiben und Salben im Bad besorgten, nebenher auch schröpften
und zur Ader ließen. An den öffentlichen Bädern der Römer gehörten solche Personen zur Klasse der Staatssklaven, und auch
als Aufwärter der Ärzte bei Zubereitung von Bädern kommen Bader vor.
Mit dem Römerreich verfielen auch die Badeanstalten in Italien
[* 34] wie in den Provinzen, und erst durch die Kreuzzüge kamen sie
im Abendland wieder allgemein in Aufnahme, und seitdem kommen auch besondere oder Bademeister vor (s. Bad, S. 222). Diese und
die Barbiere rissen jetzt die Chirurgiean sich und würdigten sie zu einem Gewerbe herab, welches handwerksmäßig
gelehrt und gelernt wurde. Lange Zeit bildeten die Barbiere neben den Badern eine für sich bestehende Korporation, welche erst
später, durch Reichsgesetze 1779, in Österreich 1773, mit den Badern, die sich nur mit dem Schröpfen und der
Behandlung von Verwundeten beschäftigen durften, vereinigt wurde.
Beide Klassen standen in Deutschland
[* 35] lange Zeit unter dem stärksten Druck, da sie, größtenteils Leibeigne und wendischer
Abkunft, von einer jeden Innung und Zunft ausgeschlossen blieben. KeinHandwerker nahm einen jungen Menschen in die Lehre,
[* 36] der
einem Barbier oder Bader verwandt war. Erst 1406 gab der KaiserWenzel den Badern aus Dankbarkeit, weil er von der
Tochter eines Baders aus dem Schloß Wiltberg im Österreichischen gerettet worden war, ein Privilegium, worin sie für ehrlich
erklärt und ihnen ein Wappen erteilt wurde. Da dies jedoch nicht rechtskräftig war, so gelangten sie erst zum vollen
Genuß desselben, als sie 1548 durch einen Beschluß des AugsburgerReichstags für zünftig erklärt und abermals rein gesprochen
wurden.
Von jetzt an und namentlich nach der geschehenen Vereinigung der und Barbiere wurden beide und die Wundärzte als nicht voneinander
unterschiedene Handwerker betrachtet. Seitdem wurde die Ausübung der niedern Chirurgie nur denjenigen
zugestanden, welche zunftmäßig sieben Jahre das Rasieren getrieben und im Besitz einer Barbierstube oder sogen. chirurgischen
Gerechtigkeit (Badestubengerechtigkeit) waren. Alle die Einrichtungen, welche aus der Vereinigung der niedern Chirurgie mit
dem Bader- und Barbierertum hervorgehen mußten, sind neuerdings fast überall beseitigt worden, und die Chirurgie in ihrem
ganzen Umfang wurde die ausschließliche Domäne der vom Staat approbierten und zur Ausübung der gesamten
Heilkunde berechtigten Ärzte. Das Gewerbegesetz vom gab in Deutschland die ganze ärztliche Praxis vollständig frei
(vgl. Arzt).
KarlAdam, Opernsänger, geb. zu Bamberg
[* 37] als der Sohn des dortigen Domorganisten,
trat mit 18 Jahren an
seines VatersStelle, entschloß sich aber bald darauf, zur Bühne zu gehen, um seine prachtvolle Tenorstimme
in ihrem Dienst zu verwerten. Er debütierte 1811 als Loredano in Paërs »Camilla« zu Bamberg, während dort E. T. A. Hoffmann
das musikalische Zepter führte. Nach vier Lehrjahren in München,
[* 38] die ihn zum Meister machten, wirkte er an
den Bühnen von Bremen,
[* 39] Hamburg
[* 40] und Braunschweig
[* 41] und wurde 1820 an der Berliner
[* 42] Hofbühne engagiert, wo er nach Beendigung seiner
darstellenden Wirksamkeit (1845) noch einige Jahre als Regisseur thätig war.
Nach seiner Pensionierung (1849) fungierte er noch als Leiter des musikalischen Gottesdienstes in der katholischen
St. Hedwigskirche, wo er vorzugsweise die Werke alter italienischer Meister zur Ausführung brachte. Er starb in
Berlin.
[* 43] Baders Wirksamkeit an der BerlinerOper gehört zu den ruhmreichsten Erinnerungen derselben, denn er bildete mit den Sängerinnen
Milder und Schultze und dem Bassisten Blume das den ältern Berliner Musikfreunden unvergeßlich gebliebene
Gesangsquartett der Spontinischen Zeit.
die bekannteste Art der Schwämme (s. d.), gehört zu den Hornschwämmen
und besitzt ein maschiges Gerüst von hornigen Fäden, die am lebenden Tier von dessen eigentlichem Weichkörper allseitig umgeben
sind. Frisch aus dem Wasser genommen, hat der Badeschwamm ebenso große Ähnlichkeit
[* 45] mit dem Badeschwamm des Handels wie etwa
ein lebender Mensch mit seinem Skelett.
[* 46] Durch Kneten, Auswaschen und Liegenlassen an feuchter Luft wird das Gerüst des Badeschwammes,
welches in chemischer Hinsicht der Substanz des Seidenfadens nahesteht, von den zelligen Elementen befreit. Der Badeschwamm findet
sich in den wärmern Meeren; dort ist er in der Nähe der Küste auf dem Grund an Steinen festgewachsen. Man unterscheidet mehrere
Varietäten des Badeschwammes (E. officinalis var. adriatica, var.
mollissima etc.) und als besondere Gattung den Pferdeschwamm (Hippospongia equina). - In neuerer Zeit hat man die künstliche
Vermehrung des Badeschwammes versucht.
Diese besteht darin, aus einem lebenden Badeschwamm durch Zerschneiden, Anpflöcken der Teilstücke und Versenken
derselben an geeigneten Stellen des Meers ebenso viele ganze Badeschwämme zu erzielen, als man Teilstücke geschnitten hat.
Indessen haben diese von O.Schmidt in den dalmatischen und quarnerischen Gewässern angestellten Versuche aufgegeben werden
müssen, weil alle Holzanlagen vom Pfahlwurm (Teredo) zerstört wurden, und weil die dalmatischen Küstenbewohner
die Anlagen zerstörten und beraubten.
Die Fortpflanzung des Badeschwammes durch freie, aus Eiern sich entwickelnde Larven ist eine sehr reichliche; dennoch wird der
Ertrag der Schwammfischerei beständig geringer, weil man schon in den ersten Frühlingswochen mit der
Ausbeutung beginnt und Millionen noch im Schwamm enthaltener Larven zerstört. Auch an der syrischen Küste nimmt der Ertrag ab.
Im J. 1870 wurde in England für 113,000 Pfd. Sterl. Badeschwamm von den Mittelmeerstaaten eingeführt.
Im GriechischenMeer und an der syrischen Küste gewinnt man den Badeschwamm von Mai bis Ende September durch Taucher
von einer Barke aus. Sie gehen 18 m tief und halten 1½-3 Minuten aus. An der dalmatischen und istrischen Küste fischen die
Bewohner der Insel Krapano die Schwämme mit vierzinkigen Gabeln. Der Sand, welcher sich fast stets in den Schwämmen findet,
wird ihnen erst in den Magazinen der Großhändler einverleibt, um ihr Gewicht zu erhöhen. Der
¶
mehr
feinste Badeschwamm kommt von der syrischen und kleinasiatischen Küste und von mehreren Inseln des Archipels; auch die Ostküste des
Adriatischen Meers bis Triest,
[* 48] die afrikanische Küste von Tunis
[* 49] bis Marokko und das Rote Meer liefern Schwämme. Für die östlichen
Bezirke ist Smyrna, für die westlichen Tripolis der Hauptmarkt. In Triest, Livorno,
[* 50] Genua,
[* 51] Venedig,
[* 52] Marseille
[* 53] sondert man die Ware dann noch genauer nach Form, Größe und Feinheit; am höchsten sind die regelmäßig runden, napf- oder
pilzhutförmigen geschätzt; die zartesten levantischen Schwämme werden fast ausschließlich für Paris
[* 54] angekauft.
Die groben Pferdeschwämme stammen meist von Cypern
[* 55] und der afrikanischen Küste. Die Bahamaschwämme aus
Westindien,
[* 56] seit 1841 bekannt, sind dunkelfarbig, locker und von gröberm Gefüge. Bastardschwämme heißen die harten,
in Wasser wenig aufquellenden Stücke. Die feinern Schwämme lassen sich durch geeignete Behandlung sehr veredeln, freilich
nur auf Kosten ihrer Haltbarkeit. Man behandelt sie mit heißer Sodalösung, wäscht sie sorgfältig aus und legt sie in
verdünnte Salzsäure zum Auflösen des Kalks; gebleicht werden sie in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit Salzsäure;
sie werden dadurch zugleich sehr zart, müssen aber sorgfältig ausgewaschen werden, weil der fein verteilte Schwefel, welcher
sich bei der Zersetzung des unterschwefligsauren Natrons ausscheidet, bei der Benutzung den Augen schädlich werden könnte.
- In der Chirurgie benutzte man früher viel die zusammengepreßten Schwämme (Spongiae compressae), um Wunden zu erweitern und
Eiter zu entziehen.
Man preßt feine, gereinigte feuchte Schwammstücke durch scharfes Umwickeln mit Bindfaden zusammen oder schiebt sie feucht
in Glasröhrchen hinein und läßt sie hier trocknen. Den Wachsschwamm (Spongia cerata) bereitet man,
indem man gereinigte u. trockne Schwammstücke in geschmolzenes Wachs taucht und zwischen etwas befeuchteten Brettchen schwach
preßt. Auch gebrannter Schwamm (Schwammkohle, Spongiae ustae, CarboSpongiae) fand früher medizinische Verwendung gegen den
Kropf; der wirksame Bestandteil desselben ist höchst wahrscheinlich Jod, welches jetzt mit größerer Sicherheit in andern
Formen benutzt wird.
Man benutzt auch zum Filtrieren
[* 57] von Wasser, in den sogen. Schwammlampen und zum Polstern. Er wird mittels rotierender Messer
[* 58] möglichst fein zerschnitten, gewaschen, getrocknet und dann in verdünntem Glycerin aufgeweicht. Nach dem Verdunsten des Wassers
bleibt etwas Glycerin in den Fasern zurück und hält sie elastisch.
Vgl. Eckhel, Der in Rücksicht auf
seine Gewinnung, geographische Verbreitung etc. (Triest 1874);
Simmonds, The commercial products of the sea (Lond. 1879).
gehörte ehemals
zum Kreis der »dreizehn Gemeinden« (tredici comuni) deutscher Abstammung (s. Comuni). - 2) Badia Polesine,
Distriktshauptstadt in der ital. ProvinzRovigo, an der Etsch, von der sich hier der Adigetto abzweigt, und an der EisenbahnVerona-Rovigo,
mit (1881) 2300 Einw., Gerberei und Seidenspinnerei.
Weine, die auf der badischen Bergstraße, im Main- und Taubergrund, in der Ortenau, auf dem Kaiserstuhl,
[* 69] im Breisgau,
im Markgrafentum und Seeland gewonnenen Weine, zum großen Teil vortreffliche weiße und rote Tafelweine und
einige, welche auch höhern Ansprüchen genügen. Zu den Rotweinen der Ortenau, den besten dieses Gebiets, gehört der rote
milde, burgunderähnliche Affenthaler, welcher in neuerer Zeit namentlich viel nach England geht. Nächst ihm kommt der Zeller.
Die süßen weißen Weine des Kaiserstuhls werden viel zur Champagnerfabrikation benutzt. Einer der besten badischen
Weine, der Markgräfler aus dem südwestlichen Teil des Landes, wird wegen des angenehmen Geschmacks und seiner milden, der Gesundheit
zuträglichen Beschaffenheit hoch geschätzt. Er ist besonders als guter weißer Tafelwein beliebt, aber nur bei sehr guter
Behandlung haltbar. Der Seewein besitzt eine in der Gegend beliebte eigentümliche Säure, gilt als gesund,
muß aber jung getrunken werden. SeinGeschmack, besonders der des roten, erinnert an die südlichen Weine. Der beste ist der
rote Meersburger.
ist besonders dadurch
bemerkenswert, daß sich aus von ihm gedruckten Büchern die ältesten bekannten Abbildungen von Buchdruckpressen (von 1507),
deren er sich als Druckerzeichen bediente, erhalten haben.
Gebirgsort in Britisch-Ostindien, Distrikt Gharwal, liegt in 3075 m Höhe im obersten
Gangesthal, am Fuß der 7126 m hohen gleichnamigen Berggruppe, hat einen altberühmten Wallfahrtstempel der brahmanischen
Hindu mit heißen Quellen von 54° C. und wird jährlich von ca. 50,000 Pilgern besucht.
Einer der wenigst beschwerlichen Pässe
nach dem chinesischen Tibet führt hier vorbei.
(Ennedi), Land und Volk im Afrika, nordöstlich vom Tsadsee. Das Land ist von GustavNachtigal beschrieben worden
und besteht aus mehreren nach WSW. abgedachten Thälern mit steppenartigem Charakter. Die Bewohner, den Tibbu (s. d.) verwandt
(ca. 20,000 Seelen), sind Nomaden, Besitzer großer Herden von Ziegen, Schafen und Kamelen, die sich in Sitten
und Sprache
[* 73] an ihre südöstlichen Nachbarn, die Zogâwa, eng anschließen. Im übrigen stehen sie denSudân-Nomaden nach,
wie sie denn z. B. zum großen Teil noch heidnisch geblieben sind. Sie leben in Polygamie, die durch keine religiöse Verordnung
beschränkt ist, haben eine eigentümliche Totenbestattung und beschäftigen sich mit Flechtindustrie, betreiben aber vorwiegend
Viehzucht und
[* 74] Verfrachtung von Salz, das aus ihrem Gebiet nach Wadai und Dar Fur
[* 75] ausgeführt wird.
Bezirksstadt in der span. ProvinzCordova, mit einem Palast, Schloßruinen, römischen Stadtresten und (1878)
13,336 Einw., welche Industrie, Getreide- und Ölhandel betreiben.
(Baasa), dritter König von Israel, 925 bis 901 v. Chr., ein Kriegsoberster aus dem HausIsaschar,
ermordete den König Nadab und das ganze HausJerobeams, huldigte dem Götzendienst und lebte in fortwährendem Streit mit Asa,
dem König von Juda, der gegen ihn den Syrer Benhadad zu Hilfe rief.
Inzwischen wurde Baeyer zum Chef der trigonometrischen Abteilung des Generalstabs ernannt, avancierte 1832 zum Generalmajor und
wurde 1835 Mitglied der Studienkommission. 1858 ward er als Generalleutnant zur Disposition gestellt und mit der Ausführung
des von Preußen
[* 81] übernommenen Anteils einer europäischen Längengradmessung unter dem 52. Parallelkreis betraut. Als er 1861 den
Vorschlag einer mitteleuropäischen Gradmessung
[* 82] machte, vereinigten sich alle mitteleuropäischen Staaten zu gemeinsamer Ausführung
dieses Unternehmens, das durch den Beitritt auch der übrigen europäischen Staaten (außer England) zu einer europäischen
Gradmessung sich erweiterte.
»Das Messen auf
der sphäroidischen Erdoberfläche« (das. 1862);
»Wissenschaftliche Begründung der Rechnungsmethode des Zentralbüreaus
der europäischen Gradmessung« (das. 1869-1871, 3 Hefte);
»Vergleichung einiger Hauptdreiecksketten der königlichen Landestriangulation
mit der Besselschen Methode« (das. 1879) und »Über die
Nivellementsarbeiten im preußischen Staat und die Darstellung ihrer Resultate in richtigen Meereshöhen« (das. 1881).
Baeyers zahlreiche Arbeiten haben gewisse Gruppen der organischen Chemie wesentlich ausgebaut und dem chemischen
Verständnis erschlossen. Nach einigen Untersuchungen über Kakodylverbindungen durchforschte Baeyer die Harnstoff- und Harnsäuregruppe,
die Kondensationsprodukte des Acetons etc. Eine Reihe von Arbeiten beschäftigte sich mit den Kondensationsprodukten, welche
durch Einwirkung von Aldehyden auf Kohlenwasserstoffe und Phenole und besonders von Phthalsäureanhydrid auf Phenole und Oxyphenole
entstehen. Die Bildung dieser »Phthaleine« führte zur Entdeckung des Eosins, welches jetzt in großen Mengen
für die Färberei dargestellt wird. Seit 1866 beschäftigte sich Baeyer mit der Körpergruppe, zu welcher das Indigblau gehört,
und es gelang ihm die künstliche Synthese des Indigoblaus in solcher Form,
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