Erhaltung und Beförderung der
Gesundheit angelegt und auf den
Gebrauch des natürlichen
Wassers beschränkt, so erhalten dieselben
meistens warme und kalte Wannenbäder in
Verbindung mit Douchebädern, zu welchen, wenn auch eine heilsame
Bewegung des
Körpers
ermöglicht werden soll, die Schwimmbäder hinzutreten, während bei einzelnen neuern Badeanstalten die letztern allein angelegt
sind oder wenigstens die Hauptbestandteile derselben bilden.
Sollen die Badeanstalten für Kranke und zwar zur Wiederherstellung
ihrer
Gesundheit erbaut werden, so erhalten dieselben meist Medizinalbäder ohne oder mit
Douchen, in
Verbindung meist mit Dampfbädern,
seltener mit römischen oder römisch-irischen
Bädern. Als die vielseitigsten Badeanstalten sind diejenigen zu betrachten,
bei welchen beide
Zwecke vereinigt und sämtliche genannte Bäder verbunden werden.
Zu den am meisten entwickelten Badeanstalten der neuern Zeit gehören unter andern das von
Kyllmann und
Heydenfür Rechnung
einer
Aktiengesellschaft erbaute Admiralsgartenbad in
Berlin,
[* 2] die
Bremer Badeanstalt
[* 3] und das römische
[* 4] am Praterstern in
Wien.
[* 5] Das für
Gesunde und zu Kurzwecken bestimmte Admiralsgartenbad enthält außer einer Abteilung für Wannenbäder
erster und zweiter
Klasse mit über 100
Zellen eine Abteilung für römisch-irische, russische,
Douche- und Krankenbäder sowie
ein großes, von
Zellen in zwei
Etagen umgebenes, mit
Eisen
[* 6] und
Glas
[* 7] überdachtes Schwimmbassin.
Die
Bremer Badeanstalt enthält außer dem
Kesselhaus und einer Waschanstalt Wannenbäder mit einem Douchensaal,
Medizinalbäder und Reinigungsbäder, römisch-irische und
Dampfbäder sowie eine große zweistöckige Schwimmhalle mit innern
und äußern
Umgängen, zwischenliegenden
Zellen und getrennten Treppenanlagen zur
Verbindung jener
Umgänge. Die Anstalt ist
für zwei
Klassen mit getrennten Eingängen bestimmt, wovon die erste im obern
Stockwerk untergebracht ist.
Der Betrieb der Anstalt wird mit Einschluß der
Heizung aller
Räume durch
Dampf
[* 11] bewirkt, welcher in zwei
Kesseln erzeugt und von einem mit den
Kesseln verbundenen
Dampfsammler aus in acht verschiedenen Leitungen nach der Schwimmhalle,
einem Heißwasserreservoir, in die
Räume der Wannen- und Vollbäder, der Wartesäle, Eingänge,
Treppen,
[* 12]
Umgänge und
Kasse,
in das römische und russische Bad sowie zur
Dampfmaschine,
[* 13]
Dampfpumpe und Trockenkammer geleitet wird.
Das 1872 und 1873 von
Klauß und Groß erbaute, auf
Aktien gegründete
römische Bad in
Wien bedeckt 4990 qm
Grundfläche und
hat 114 m vordere Frontlänge. Durch den an der schmalen, 19 m breiten Frontseite befindlichen Eingang gelangt
man in ein
mit pompejanischer
Malerei versehenes Vestibül mit
Kasse,
Restaurant und
Foyer, von wo eine Marmortreppe
zu den
Bädern führt. Das Männerbad besteht, ähnlich wie das Frauenbad, außer einer Vorhalle in dem mit byzantinischem
Kuppelbau
überdeckten warmen
Bassin, in den pompejanisch dekorierten warmen Luftbädern, dem
Dampfbad, dem lauen und kalten
Bassin sowie dem Douchensaal, den
Kabinen, dem
Frisier-, Hühneraugenoperations- und Abtrocknungssalon.
Überdies enthält das Gebäude für die Funktionäre u. für Kurgäste die nötigen Wohnräume.
Die in fließenden oder stehenden Gewässern
nur für den Sommergebrauch angelegten Badeanstalten beschränken sich meist
auf Zellenbäder oder auf Schwimmbäder und bestehen dann aus Holzbauten, welche auf
Flößen, auf hohlen
Tonnen oder
Pontons ruhen u.
oben offen oder mit
Segeltuch überspannt sind.
[* 4] in der chemischen
Technik eine Vorrichtung zur möglichst gleichmäßigen Erhitzung von
Substanzen.
Gefäße, welche
man direkt der
Flamme
[* 14] aussetzt, sind Temperaturschwankungen unterworfen, die auch bei Anwendung von selbstthätigen Flammenregulatoren
kaum zu vermeiden sind. Dagegen wird leicht eine sehr gleichmäßige Verteilung der
Wärme
[* 15] erzielt, wenn
man das
Gefäß
[* 16] in eine
Flüssigkeit oder in
Sand einsenkt und diese erhitzt. Ein
Sandbad besteht aus einem eisernen
Kessel über
einer
Feuerung, welcher mit trocknem und gesiebtem
Sand gefüllt ist.
Das
Wasser- oder
Marienbad ist ein Wasserkessel, der mit einer mit kreisrunden Öffnungen zum Einhängen
von
Schalen und
Büchsen versehenen
Platte verschlossen ist (Beindorfscher
Apparat). Wird das
Wasser im
Kochen erhalten, so beträgt
die
Temperatur in den eingehängten
Gefäßen stets einige
Grade weniger als 100°. Gewöhnlich tauchen aber die
Büchsen oder
Schalen nicht in das kochende
Wasser, sondern werden nur von dem aus letzterm sich entwickelnden Wasserdampf
umspült
(Dampfbad).
HöhereTemperaturen erzielt man durch siedende gesättigte Salzlösungen, und zwar erhält man mit
Man muß aber bei Anwendung solcher
Lösungen das verdampfende
Wasser ab und zu ersetzen, und die zu erhitzenden
Gefäße müssen
in die
Lösung eintauchen. Zu ähnlichen
Zwecken benutzt man
Öl- und Paraffinbäder (bis etwa 370°),
Bäder von Phenanthren,
wasserfreiem
Chlorzink (bis gegen 400°) und leichtflüssigen Metalllegierungen, wie
Roses,
WoodsMetall
etc.
(Metallbäder).
Luftbäder benutzt man besonders zum
Trocknen, indem man einen
Tiegel und eine
Röhre in einem verschlossenen
Metallgefäß, welches durch eine
Flamme erhitzt wird und mit einem
Thermometer
[* 17] versehen ist, so aufstellt, daß eine Berührung
mit den heißen Metallwänden vermieden wird.
Gebirgslandschaft in
Zentralasien,
[* 18] südöstlich von
Bochara, zwischen 36-38° nördl.
Br. und 69-72° östl.
L. v. Gr. gelegen, grenzt gegen N. an
Karategin, im O. an Wakhan und
Dardistan, im
S. an Tschitral, im
W. an Katagan (s.
Karte
»Zentralasien«). Der
Amu Darja bildet im N., der
Hindukusch im S. die natürliche
Grenze, den westlichsten
Teil durchzieht die Pandscha. Das Hauptthal wird von einem Nebenfluß des
Amu Darja, der Koktscha, durchströmt; im mittlern
und untern Teil ist das Land fruchtbar und von zahlreichen Dörfern besetzt; im
Winter fällt während einiger
MonateSchnee.
[* 19] Der
Reichtum der
Bevölkerung
[* 20] besteht in ihren
¶
mehr
Herden von Yaks, Rindern, Kaschmirziegen, Schafen mit Fettschwänzen, baktrischen Kamelen und kleinen, aber feurigen Pferden. Die
Bewohner sind schiitische Mohammedaner und vorherrschend Tadschik oder Iranier; sie machen in Anzug und Lebensweise den Eindruck
von Wohlhabenheit. Die Eisengießerei
[* 22] wird schwunghaft betrieben; der Handel ist bedeutend, Afghanen machen die Hauptgeschäfte.
Die Bevölkerung kann zu 100,000 angenommen werden. Die alte Hauptstadt Faizabad, 1564 m ü. M. gelegen,
dehnt sich zu beiden Seiten der Koktscha aus und hat keine Wälle.
Sie wurde 1820 vom Chan von Kunduz gänzlich zerstört und hat jetzt nur 400 Häuser, einen Bazar und vier Medressen. Nach jener
Katastrophe wurde das südlicher an der Koktscha gelegene, mit einem Fort aus Lehm versehene Dschiren (2000
Einw.) Hauptstadt. An einem Zufluß der Koktscha liegen die schon im Altertum bekannten Lapislazuliminen. Westlich von Faizabad
liegt Rustak, der Haupthandelsplatz des Landes und Knotenpunkt der Straßen von Kaschgar, Tschitral, Chulm, Balch etc. Übrigens
geschieht für Wege nichts, Brücken
[* 23] fehlen durchgehends, und der Übergang vom Koktscha- nach dem AmuDarja-Thal ist trotz des bedeutenden Verkehrs nicht reitbar. Seit 1869 steht der größere westliche Teil von unter der Botmäßigkeit
von Afghanistan
[* 24] und zahlt an dieses einen jährlichen Tribut. Die Bedeutung des Landes liegt in seiner Lage; es muß
durchzogen werden, wenn man aus den Oxusländern über die Wüstenplateaus der Pamir
[* 25] nach Ostturkistan gelangen will.
Stadt auf der Sklavenküste in Oberguinea,
[* 26] an einer Strandlagune westlich von Lagos, war ehedem ein Hauptsklavenmarkt
mit 10,000 Einw., wurde aber 1861 von den Engländern in Besitz genommen und ist seitdem nur auf den Handel
mit Palmöl angewiesen.
Der Hauptfluß ist der Guadiana, dessen mittlerer Lauf in diese Provinz fällt, mit den Zuflüssen des Zujar,
Matachel, Ardila u. a. Das Klima
[* 30] ist sehr heiß und regenarm; die Gewässer sind meist seicht und trocknen im Sommer fast ganz
aus. Die Bevölkerung umfaßt (1883) 446,966 Bewohner, demnach nur 20 auf 1 qkm.
Den Hauptnahrungszweig bildet die Viehzucht,
[* 31] namentlich die Zucht von Schafen, dann von Pferden, Mauleseln
und Schweinen. Mehr als ein Drittel der produktiven Bodenfläche wird auch jetzt noch als Weideland benutzt, obwohl das Weiderecht
der wandernden Schafherden, welche gerade in dieser Provinz früher ihr Winterquartier aufzuschlagen pflegten, aufgehoben ist.
Unter den Mauren war Badajoz seit 1030 Hauptort eines besondern Königreichs, das 1168 von Alfons I. von Portugal erobert, 1235 aber
durch Alfons IX. von Kastilien den Mauren für immer entrissen ward und seitdem das SchicksalAndalusiens teilte. In der Kriegsgeschichte
der Folgezeit wird die Stadt häufig erwähnt. Sie wurde 1660 von den Portugiesen und 1705 von den Alliierten
vergeblich belagert. Am wurde zu Badajoz der Friede zwischen Spanien und Portugal geschlossen, durch welchen der sogen.
Pomeranzenkrieg beendet wurde und PortugalOlivenza an Spanien abtrat. Im Februar 1811 kam es in der Nähe zwischen
den Franzosen unter Soult und den Spaniern unter Mendizabal zur Schlacht, infolge deren Badajoz von den Franzosen unter
Philippon genommen ward. Die Engländer belagerten die Stadt lange vergeblich; erst gelang es Wellington nach wochenlanger
Beschießung, den Platz zu stürmen und den GouverneurPhilippon nebst der 4000 Mann starken Garnison zu
Gefangenen zu machen. Über 3000 Tote und 7000 Verwundete kostete den Briten diese Belagerung. Die Eroberung von Badajoz sicherte
ihnen den BesitzPortugals.
(Brunnenfriesel), ein Hautausschlag, welcher infolge der Reizung der Haut
[* 39] durch Salze,
Wärme, Kälte, Abreibungen etc. bei Brunnen- und Kaltwasserkuren entsteht, völlig unschuldig ist, bald wieder verschwindet
und durchaus nicht die hohe Bedeutung für den Verlauf der Kur besitzt, welche man ihm früher zuschrieb.
¶
Karl, Buchhändler, geb. 1801 zu Essen
[* 41] an der Ruhr, wo bereits sein Vater seit 1797 eine Buchhandlung und Buchdruckerei
besaß, begründete 1827 eine eigne Buchhandlung in Koblenz
[* 42] und starb hier hat sich durch eine Anzahl trefflicher
Reisehandbücher Ruf erworben. Dieselben wurden ursprünglich nach dem Vorbild der vom EngländerMurray
herausgegebenen abgefaßt, erhielten aber in den vielen neuen Auflagen, die sie erlebten, eine Gestalt, in der sie, sowohl
was praktische Brauchbarkeit als Gründlichkeit betrifft, ihr einstiges Muster weit überflügelt haben. Gegenwärtiger Inhaber
des Geschäfts, das 1872 nach Leipzig
[* 43] verlegt wurde, ist Karl Bädekers Sohn Fritz Bädeker (geb. 1844).
der Volkszahl nach der fünfte Staat des DeutschenReichs, im schönsten,
volkreichsten und bestbebauten Teil von Süddeutschland, zwischen 7° 31' u. 9° 51' östl.
L. v. Gr. sowie zwischen 47° 32' u. 49° 46' nördl.
Br. gelegen, im N. an den bayrischen Regierungsbezirk Unterfranken und an Hessen,
[* 45] im W., wo, wie größtenteils auch im S.,
der Rhein die Grenze bildet, an die bayrische Pfalz und das Elsaß, im S. an die SchweizerKantone Basel,
Aargau,
Zürich,
[* 46] Schaffhausen
[* 47] und Thurgau,
im O. an Württemberg
[* 48] und Hohenzollern
grenzend, bildet nahezu ein geschlossenes Ganze, indem es nur einige unbedeutende Exklaven hat und nur unbedeutende fremde
Gebietsteile einschließt. Bei einer Gesamtlänge der Grenzen
[* 49] von 1531 km beträgt die Rheingrenze 415 km. Die größte Breite
[* 50] hat Baden im S. mit 143 km, dann verengert es sich bei Rastatt
[* 51] bis auf 18 km und erweitert sich darauf wieder
gegen N. bis zu 91 km.
Baden gehört größtenteils zum süddeutschenBerg- und Hügelland, zum kleinern Teil zur oberrheinischen Tiefebene (etwa 44 Proz.
gebirgig, 40 Proz. hügelig, 16 Proz. eben). Das vornehmste Gebirge ist der Schwarzwald (s. d.), welcher die südliche Hälfte
des Landes, mit Ausnahme der Rheinebene und des südöstlichen Gebiets, einnimmt und sich über die Ostgrenze auch noch nach
Württemberg ausdehnt; Baden besitzt davon den höhern und größern Teil (ungefähr vier Fünftel).
Seine größten Höhen erreicht er im südlichen Teil im Feldberg mit 1495 m und im Belchen mit 1415 m; im
mittlern Teil erhebt er sich im Kandel bis zu 1243 m, im nördlichen Teil in der Hornisgrinde bis zu 1166 m. Unmittelbar an den
nördlichen Schwarzwald schließt sich ein Hügelland an (Pfinz- und Kraichgauer oder Neckarhügelland), das sich bis zum Königstuhl
bei Heidelberg
[* 52] fortsetzt und nach N. zum Odenwald (s. d.) hinführt, der längs des Neckar und der Nordgrenze
bis gegen die Tauber hinzieht, überwiegend nach Hessen und Bayern
[* 53] gehört, aber seinen höchsten Punkt (den Katzenbuckel, 628 m)
in hat.
Die längs seines westlichen Fußes sich hinziehende Bergstraße (s. d.) liegt gleichfalls größtenteils in Hessen, nur ihr
südlicher Teil in Baden. Das Hügelland setzt sich östlich über den Neckar als sogen. Bauland zur Tauber
und zum fränkischen Hügelland fort. Noch sind an Bodenerhebungen zu nennen: der Kaiserstuhl
[* 54] (s. d.) in der oberrheinischen
Tiefebene bei Breisach, die südwestlichen Teile des DeutschenJura mit dem HohenRanden (914 m) und den Kegelbergen
des Hegaus (s. Jura) sowie der Bergzug nördlich vom Bodensee, der im Heiligenberg (870 m) seinen höchsten Punkt erreicht.
Der geognostischen Formation nach herrschen im SchwarzwaldGranit und
Gneis vor, jedoch besteht auch ein großer Teil aus Buntsandstein,
ein geringerer aus Thonschiefer, Rotliegendem und Porphyr; gegen die Rheinebene lagert an seinem Fuß der
Löß. Der Odenwald gehört wesentlich dem Granit und dem Buntsandstein an. Das nördliche Hügelland besteht hauptsächlich
aus Muschelkalk und Keuper; dem Schwarzwald lagert sich südöstlich der Jura mit der nach ihm benannten Formation vor, worauf
weiter östlich das Bodenseebecken sich mit tertiären Gebilden (Molasse) ausfüllt. Kaiserstuhl und die
Höhen des Hegaus sind vulkanischen Ursprunges. - An Gewässern ist Baden überaus reich.
Der Main berührt im NO. die Grenze und empfängt dort die Tauber, zu ihm fließen auch die Erfa und Morre. Die Donau (s. d.) gehört
mit ihren beiden Quellflüssen, der Brege und Brigach, die sich unterhalb Donaueschingen vereinigen, und
mit den Zuflüssen Aitrach und Ablach nach Baden. Von Seen ist vor allen der Bodensee zu nennen, von dem der nördliche Teil des
Unter- oder Zellersees mit der InselReichenau und ein Teil des Obersees, namentlich der Überlinger See mit
der InselMainau, zu Baden gerechnet werden.
Die wichtigsten übrigen ThälerBadens sind: das Donauthal, das obere Rheinthal zwischen Schaffhausen
und Basel,
die meist wildromantischen Thäler
des südlichen Schwarzwaldabhanges (namentlich Wutach-, Schlucht-, Alb- und Wehrathal), das anmutige und gewerbreiche Wiesethal,
das Münsterthal, das Dreisam- und das sich daran schließende enge Höllenthal, das Elzthal, das Kinzigthal
mit seinen Nebenthälern, das an Naturschönheiten und Bädern reiche Renchthal, das liebliche Oosthal mit Baden, das langgestreckte
Murgthal, das Enzthal, das schöne Neckarthal, das weinreiche Tauberthal. - Einzelne
¶
die Pfalz (die Rheinebene nördlich der Haardt nebst dem begleitenden Hügel- und Bergland
begreifend und in der bayrischen und hessischen Pfalz sich fortsetzend);
Im allgemeinen unterscheidet man zwischen Oberland und Unterland, welche
etwa zwischen Oos und Kinzig sich scheiden. Den südöstlichen Landesteil jenseit der Baar und des Randen bezeichnet man kurzweg
als Seegegend.
Für die klimatischen und Vegetationsverhältnisse ist vor allem die Höhenlage über dem Meer maßgebend. Die Höhen einiger
Berggipfel sind oben angegeben;
naturgemäß aber bietet es
zwischen der Rheinebene und den tiefen und geschützten Thälern des Mains und Neckar einer- und den Höhen des Schwarz- und Odenwaldes
anderseits bedeutende Verschiedenheiten.
Während am westlichen Saum des Schwarz- und des OdenwaldesKastanien und Mandeln reifen, erheben sich die Kuppen des Schwarzwaldes
über die Grenze des Baumwuchses und schwindet der Schnee von den höchsten derselben nur auf kurze Sommermonate.
Die kältesten Gegenden sind jedoch keineswegs die höchsten Teile des Schwarzwaldes, sondern die gegen die wärmern Luftströmungen
von W. abgeschlossene Hochebene der Baar, wo Villingen neben der genannten tiefen mittlern Wintertemperatur häufig unter 25°
C. fallende Minima zeigt.
Der Flächeninhalt Badens beträgt (ohne den Anteil am Bodensee) 15,081 qkm (273,9 QM.). Die Volkszahl,
welche sich 1815 auf nur 993,414 Seelen belief, ist 1875 auf 1,507,179, 1880 auf 1,570,254 Einw. gestiegen. Von 1816 bis 1880 hat
sich dieselbe um 58,1 Proz., auf das Jahr um 0,88
Proz., vermehrt. - Für die innere Verwaltung ist in 4 landeskommissarische Distrikte eingeteilt, welche
in
11 Kreise
[* 71] mit 52 Amtsbezirken zerfallen.
Die Zahl der in Baden befindlichen Ausländer war 1880: 97,147 (6,2 Proz. der Bevölkerung), davon 83,732 Angehörige andrer Bundesstaaten,
13,415 Reichsausländer. Die im Ausland befindlichen Badener können für Europa
[* 72] auf 95,000 geschätzt werden; in Amerika
[* 73] sind
etwa 160,000 in Baden geborne Personen. Die überseeische Auswanderung nimmt bald zu, bald ab; von 1840 bis 1880 führte
sie etwa 210,000 Menschenfort (in den Jahren 1880-1883 war sie erheblich, durchschnittlich 11,000 im Jahr; sie ist aber bereits
wieder im Abnehmen begriffen). Die Dichtigkeit der Bevölkerung betrug 1880: 104 Einw. auf 1 qkm, so daß Baden, wenn man von
den Hansestädten absieht, hierin den siebenten Rang unter den Staaten des DeutschenReichs einnimmt und überhaupt
zu den bevölkertsten LändernEuropas gehört. Hinsichtlich des Geschlechts gibt es 765,310 männliche, 804,944 weibliche Einwohner
oder auf 1000 männliche 1052 weibliche. Von den Personen über 14 Jahrenwaren:
Die Bewegung der Bevölkerung betreffend, so beträgt im Durchschnitt des Jahrzehnts 1874-83 die jährliche Zahl der Gebornen
57,601 (davon 1904 Totgeborne), der Gestorbenen 42,675, der Eheschlüsse 11,330 und der Eheauflösungen durch Tod des einen
Eheteils 9308, durch Ehescheidung 73. In der nördlichen Landeshälfte sowie in der ganzen Rheinebene
wohnt die Bevölkerung fast ausschließlich in geschlossenen Dörfern und Städten zusammen, während im Schwarzwald, südlich
der Oos und in der Bodenseegegend die Zahl der kleinern Wohnplätze (Weiler, Höfe etc.) sehr erheblich ist.
Ein großer Teil der Gemeinden des mittlern Schwarzwaldes ist vollkommen in einzelne Gehöfte und Häuser
aufgelöst. Die Zahl aller Wohnorte beträgt 7697, davon 114 Städte, 1609 Dörfer, 1733 Weiler, 642 Gruppen von Höfen und Häusern, 3599 einzelne
Höfe und Häuser. Es bestanden 1880: 322,110 Haushaltungen, welche sich auf 212,767 bewohnte Gebäude verteilten. Die Zahl
der Gemeinden ist 1583. Die Stadtgemeinden hatten 1880: 492,056, die Landgemeinden 1,078,198 Einw.;
Der Religion nach sind von den Einwohnern
992,938 (62 Proz.) Katholiken, 545,854 (35 Proz.)
¶
mehr
Evangelische, 4058 (0,26 Proz.) andre Christen, 27,278 (1,74 Proz.) Israeliten, 126 sonstige. - Die
Badener gehören im Oberland dem alemannischen, im Unterland dem fränkischen, im SO. dem
schwäbischen Volksstamm an; entsprechend verteilen sich die Mundarten. Doch treten zwischenhinein Mischungen von Stamm und
Dialekt, namentlich in der Gegend zwischen Ortenau und Pfalz, in welcher zu den alemannischen und fränkischen
auch schwäbische Elemente gekommen sind (rheinschwäbisch). Im allgemeinen sind die Badener im Vergleich zu den Deutschen ein
bewegliches, rühriges Volk; doch finden sich unter ihnen selbst große Verschiedenheiten; der Pfälzer ist lebensfroher, der
Schwarzwälder ernster. Die Neuzeit verwischt diese Gegensätze freilich immer mehr. Sie läßt eigentümliche
Sitten und Trachten nach und nach schwinden; doch hat sich noch manches erhalten, und in einigen Landesgegenden sind die Volkstrachten
bei der Landbevölkerung noch in einiger Ausdehnung
[* 75] im Gebrauch, so im Markgräfler- und Hanauerland, im Hauensteinschen und
in andern Thälern des Schwarzwaldes.
Hinsichtlich des Berufs gehören nach der Zählung von 1882: 765,575 (42,5 Proz.)
Einw. (davon 332,114 Erwerbthätige) der Land- und Forstwirtschaft, 491,957 (35,5 Proz., davon 204,542
Erwerbthätige) den Gewerben, 140,870 (10 Proz., davon 49,800 Erwerbthätige) dem Handel und Verkehr, 18,161 (2 Proz., davon 8793 Erwerbthätige)
der gemischten Tagelöhnerei, 77,785 (4,9 Proz., davon 37,496 Erwerbthätige)
dem öffentlichen Dienst und freien Beruf, endlich 64,250 (5,0 Proz.) dem Stand ohne Beruf an. Hiernach ist
die Bodenkultur und insbesondere die Landwirtschaft die am stärksten vertretene Beschäftigung.
Die Beschaffenheit und Anbaufähigkeit des Bodens betreffend, ist die Rheinebene angeschwemmtes Land und fast allgemein von
großer Fruchtbarkeit. Nur von Rastatt abwärts enthält sie sandige Längsstreifen, überhaupt Boden leichterer Art,
der aber durch Kultur in hohem Grad ertragsfähig gemacht ist. Die Seitenthäler der Rheinebene zum Schwarzwald haben auf ihrer
Sohle und an den Abhängen gleichfalls meistens fruchtbaren Boden, der im Gebiet des Granits und Gneises schwerer, vorherrschend
thonig und kalkhaltig, im Gebiet des Sandsteins (Murgthal) leichterer Art ist. Die höhern und engern Thäler
und die Hochebenen des Schwarzwaldes sind spärlicher mit ertragsfähigem Boden bedeckt und dieserhalb sowie wegen des rauhern
Klimas weniger zum Ackerbau geeignet, daher großenteils der Weidewirtschaft gewidmet.
Besonders fruchtbar ist jedoch ungeachtet der hohen Lage die Gegend der Baar; von da absteigend, treffen wir die weniger ergiebigen
Höhen des Jurakalks, dann die fruchtbaren Flächen und Hügel am Bodensee, nur hier und da von weniger ertragsfähigen Höhenzügen
unterbrochen. Meist thonigen, gegen O. mehr kalkhaltigen Boden von großer Fruchtbarkeit enthalten der Kraichgau und das Bauland,
während der Odenwald im ganzen für den Anbau wenig ergiebig ist. Als größere Gegenden von ausgezeichneter
Fruchtbarkeit sind namentlich die Ortenau und die Pfalz hervorzuheben.
Was zunächst die Bodenbenutzung angeht, so geben 96 Proz. einen Ertrag; nur 4 Proz. werden von Hausplätzen, Straßen, Gewässern
und sonstiger unproduktiver Fläche eingenommen. Von den 96 Proz. der Ertragsfläche sind 38,2
Proz. Ackerfeld, 1,4 Proz. (20,000 Hektar) Weinberg, 13,1 Proz. Wiesen, 1 Proz. Haus-, Obst- und Grasgärten,
0,1 Proz. (950 Hektar) Kastanienpflanzung, 6 Proz. Weide- und Reutefeld, 37 Proz. Wald. Die Landwirtschaft befindet sich im allgemeinen
in guter Verfassung; der Feldbau ist hauptsächlich auf Körnerbau gerichtet, welcher durch ausgedehnten Hackfrucht- und Futterkräuterbau
und meistens durch einen starken Bestand gut gehaltener Wiesen unterstützt wird; im Schwarzwald herrscht
vorwiegend Weidewirtschaft, zum Teil in der Form der Reute- oder Wechselwirtschaft, bei welcher das Gelände größtenteils
als Weide
[* 76] oder Busch liegt, in kleinern Teilen periodisch (meistens je nach 12-15 Jahren) gereutet oder umgebrochen und gebrannt
und auf kurze Zeit als Acker genützt wird. Im Bereich des Schwarzwaldes und dieser Weidewirtschaft findet
sich vielfach größerer bäuerlicher Besitz, im übrigen herrscht die Kleinwirtschaft vor; nur in der Seegegend und im nördlichen
Hügelland gibt es in nennenswerter Zahl Hofgüter, von denen jedoch keins die Größe von 500 Hektar erreicht. Am meisten
geteilt ist der Boden in der untern Rheinebene. Die Kleinwirtschaft begünstigt eine sorgfältige Felderbestellung;
besonders zeichnet sich hierin die Pfalz aus, welche neben reichlichen Korn- und Futterernten in gartenähnlicher KulturHopfen
[* 77] und Tabak,
[* 78] Gemüse und Obst baut. Der Ackerbau ist vorzugsweise auf Getreide
[* 79] (Spelz, Weizen, Roggen, Gerste,
[* 80] Hafer)
[* 81] gerichtet; das
meiste liefern die Rheinebene, die Ebenen am Bodensee, die Baar, der Kraichgau, das Bauland und die
¶
mehr
Taubergegend. Die Getreidefläche umfaßt 320,000 Hektar, worauf eine Durchschnittsernte von 375,000 Ton. Frucht erzielt wird.
Der Ertrag deckt das Bedürfnis des Landes nicht; einzelne Gegenden führen freilich aus, andre dagegen haben größern Zuschuß
von außen nötig. - Kartoffeln werden allgemein gebaut (auf 86,600 Hektar), durchschnittlich im Jahr 5-600,000 T. Wichtig
ist die Kultur der Handelsgewächse. Hanf von besonderer Güte liefert namentlich das Hanauerland; jedoch ist dessen Anbau unter
dem Druck ausländischer Konkurrenz stark zurückgegangen (von 9500 im J. 1865 auf 3000 Hektar); Tabak baut vornehmlich die Pfalz
bis gegen Karlsruhe und die Ortenau bis gegen den Kaiserstuhl (1883-84 auf 7646 Hektar). Baden übertrifft hierin
alle andern deutschen Staaten und vereinigt mehr als ein Drittel des ganzen deutschen Tabaksbaues.
Der gleichfalls vorzugsweise in der Pfalz gebaute Hopfen nimmt gegen 3000 Hektar mit einem Jahresertrag von etwa 2000 T. ein;
auch der Anbau von Zichorien auf 2700 Hektar mit etwa 30,000 T. Ertrag ist (namentlich für die Gegend von
Lahr) von Bedeutung; an Ölgewächsen werden Raps und Mohn gebaut (4700 Hektar). Bedeutend ist der Futterbau an Klee, Luzerne, Rüben
etc. (124,000 Hektar); auch der Gemüsebau ist im ganzen erheblich, im einzelnen sind jedoch nur der Spargelbau von Schwetzingen,
die Erdbeerkultur von Staufenberg bei Baden und der Meerrettichbau der Rastatter Gegend erwähnenswert.
Die Wiesen sind großenteils bewässert; sie brachten 1883: 921,000 T. Heu. - Obst (Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschen, Nüsse)
wird mit Ausnahme der höhern Gebirgsgegenden allgemein gezogen;
zum Teil sind auch die Felder mit Obstbäumen besetzt.
Wenn nun auch der Flächenverteilung nach Baden vorherrschend einen landwirtschaftlichen Charakter trägt und in manchen Strichen,
wie der Seegegend, der obern Rheinebene, dem nördlichen Schwarzwald und im gesamten Nordosten, die Industrie ganz unentwickelt
ist, so überwiegen doch im allgemeinen der Bevölkerungsverteilung nach die industriellen Handels- und Verkehrsgewerbe. Die
Gewerbthätigkeit hat in einigen Gegenden festen Fuß gefaßt und eine hohe Blüte
[* 95] erreicht.