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Die Volksvertretung besteht aus einem Oberhaus und einem Unterhaus. Das erstere wird in einigen Kolonien von der Krone aus Lebenszeit ernannt, in andern aus der besitzenden Klasse durch Wähler, welche gleichfalls ein bestimmtes Eigentum haben müssen, auf eine Anzahl von Jahren gewählt; für das Unterhaus haben in einigen Kolonien weder die Kandidaten noch die Wähler eine andre Qualifikation nachzuweisen als die, entweder geborne oder nationalisierte englische Bürger zu sein; in andern Kolonien ist dagegen für beides ein gewisses Eigentum oder Einkommen erforderlich.
Die Minister, welche bei dem lebhaften Parteieifer ihre Sitze sehr häufig wechseln, sind, wie in England, dem Parlament verantwortlich; der Gouverneur wird von der Königin von England für eine bestimmte Zeit, in der Regel sieben Jahre, ernannt, empfängt seine Besoldung aber aus der Kolonialkasse. Irgend welche Abgaben entrichten die Kolonien an das Mutterland nicht, das auch, abgesehen von einer Flotte von sechs Schiffen, welche die australische Station (auch für die Südseeinseln) bilden, keine Ausgaben für diese macht.
Die Gesetze bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Majoritätsbeschlüsse beider Häuser sowie der Zustimmung des Gouverneurs, in besondern Fällen der Königin von England; doch haben einige Parlamentsbeschlüsse auch ohne die Erfüllung der letzten Bedingung für die betreffenden Kolonien Gesetzeskraft erhalten. Im ganzen und großen sind die Gesetze rein englisch. Wiederholte Konferenzen von Abgeordneten sämtlicher Kolonien, auch der Fidschigruppe, um eine australische Konföderation ins Leben zu rufen, sind bisher resultatlos verlaufen.
Sämtliches Grundeigentum, soweit solches noch nicht an Private oder Korporationen überlassen ist, befindet sich im Besitz der Regierung jeder einzelnen Kolonie. Das im Anfang befolgte System von Landschenkungen, zuweilen in großem Maßstab, [* 2] hörte seit 1831 auf. Seitdem sind in allen Kolonien Gesetze erlassen worden, welche den spekulierenden Kapitalisten auszuschließen versuchen, um dem Mann, der das Land wirklich anbauen will, Platz zu machen. Der Preis von Ackerland ist je nach Güte und Lage auf 5 Schill. bis zu 1 Pfd. Sterl. pro Acre (0,4 Hektar) festgesetzt; doch kann dieser Preis, da das Meistgebot bei den Verkäufen gilt, beliebig erhöht werden.
Anderseits wird der Kaufpreis auf viele Jahre gestundet. Die Bedingung für diese Vergünstigung ist, daß der Käufer auf dem Land selber wohne und dasselbe bebaue. Denjenigen, welche ihre Überfahrt bezahlen, werden Landschenkungen gemacht. Dadurch hat sich der Ackerbau außerordentlich gehoben; von dem Gesamtareal des Festlandes waren 1883 zwar noch über 757 Mill. Hektar unverkauft, man muß aber erwägen, daß ein sehr großer, wohl der größte Teil dieses Areals höchstens für Viehzucht [* 3] tauglich ist, den Ankauf also nicht lohnen würde.
Die Finanzen der australischen Kolonien befinden sich trotz zeitweiliger Depression [* 4] in befriedigender Lage. Die Einkünfte fließen namentlich aus zwei Quellen, den Einfuhrzöllen und dem Verkauf der Staatsländereien; doch sind in einigen Kolonien auch schon andre Auflagen, wie Grundsteuer, Einkommensteuer u. a., eingeführt worden. Die Ausgaben überschritten die Einnahmen sehr häufig, und die Kolonien machten bedeutende Aufnahmen in England, um öffentliche Bauten (Eisenbahnen, Hafenanlagen, Wasserversorgung u. a.) auszuführen. Die Finanzverhältnisse aller sieben Kolonien waren 1883 in Pfund Sterling:
Einnahmen | Ausgaben | Schulden | |
---|---|---|---|
Neusüdwales | 7410737 | 6347810 | 18721219 |
Victoria | 5611253 | 5651885 | 26132275 |
Südaustralien | 2060140 | 2330079 | 13891900 |
Queensland | 2583444 | 2242971 | 14385411 |
Westaustralien | 284364 | 240566 | 607791 |
Tasmania | 562189 | 533036 | 2385600 |
Neuseeland | 3871267 | 3924005 | 34385411 |
Militär gibt es in Australien [* 5] nicht. Die früher in den Hauptstädten der Kolonien stationierten englischen Soldaten sind seit Jahren abberufen worden. Seitdem haben sich in allen Kolonien freiwillige Milizen gebildet mit kleinen permanenten Stämmen, welche von britischen Offizieren im Dienste [* 6] der Kolonien befehligt werden. Auch sind die Häfen von Sydney, [* 7] Melbourne, [* 8] Hobart, Launceston und Adelaide [* 9] mit Befestigungen versehen worden. Außer der erwähnten, von England in den australischen Gewässern unterhaltenen Flotte mit dem Hauptquartier in Sydney besitzt Victoria [* 10] elf Kriegsfahrzeuge, darunter ein Torpedoboot, Südaustralien ein Kanonenboot, Queensland ein Kanonen- und Torpedoboot, Neuseeland vier Torpedoboote und Tasmania eins. - Das Wappen [* 11] der australischen Kolonien ist ein durch ein Kreuz [* 12] mit fünf Sternen in vier Felder geteilter Schild, [* 13] auf welchem ein Vlies, Hacke und Schaufel, eine Garbe und ein Schiff [* 14] die Haupterwerbsquellen der Kolonien andeuten.
Entdeckungsgeschichte.
Der erste Europäer, der die Küste Australiens gesehen hat, war, soviel bekannt ist, der Portugiese Godinho de Eredia, der 1601 die Gegend um Kap Vandiemen besuchte, wie es denn in der Annäherung der Nordküste des Kontinents an die indischen Inseln lag, daß gerade sie zuerst von Europäern besucht wurde. Hierauf entdeckte im März 1606 das holländische Schiff Duyfken die Ostseite des Carpentariagolfs, während einige Monate später der Spanier L. V. de Torres die nach ihm benannte Straße durchfuhr.
Nach dem Duyfken haben die Holländer J. ^[Jan] Carstensz 1623 und P. Pietersz 1636 weitere Teile der Nordküste untersucht, während zugleich die Strömungen des Indischen Ozeans andre holländische Schiffe [* 15] an die Westküste des Landes führten, von der seit Auffindung der Sharksbai durch Dirk Hartog 1616 verschiedene Teile gesehen und benannt worden sind, welchen der berühmte Seefahrer Australien Tasman, dem die Bestimmung der südlichsten Ausdehnung [* 16] dieser Ländermassen übertragen war, in seinem Vandiemensland 1642 die südlichste Spitze der Insel, die jetzt nach ihm benannt wird, hinzufügte.
Nach einer Rückkehr erhielt er 1644 den Auftrag, den Zusammenhang zwischen den bisher entdeckten Landesteilen zu erforschen; diese Reise stellte zwar nicht die Inselnatur Neuguineas fest, weil Tasman die Torresstraße für einen Meerbusen hielt, bewies aber, daß alles Land von dieser an bis zu der Mitte der Südküste ein zusammenhängendes Land ist. In dem auf Tasman folgenden Jahrhundert ist überaus wenig geschehen (Vlamings Entdeckung des Schwanenflusses 1696, Dampiers Erforschung der Sharksbai und des nach ihm benannten Archipels 1699). Erst der berühmte Seefahrer J. ^[James] Cook nahm die Erforschung Australiens wieder auf und entdeckte und erforschte die ganze Ostküste (sein Neusüdwales), durchfuhr auch zum zweitenmal die Torresstraße (in der Endeavourstraße). Er und Tasman müssen als die eigentlichen Entdecker des Kontinents betrachtet werden. Nach Cook haben bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts verschiedene europäische Seefahrer ¶
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einzelne Teile des australischen Küstensaums erforscht (der Franzose Marion 1772, der Engländer Furneaux 1773, Cook auf seiner dritten Reise 1777 die Südküste Tasmanias, Bligh 1789 und Edwards 1791 die Torresstraße, Macclure 1791 einen Teil der Nordküste). Viel bedeutender waren die Forschungen des Engländers Vancouver, des Entdeckers des King George-Sundes, 1791 und des Franzosen d'Entrecasteaux 1792 im Archipel Recherche und im südlichen Tasmania. Von hohem Wert waren auch die von der inzwischen im Port Jackson gegründeten Kolonie aus unternommenen Küstenerforschungen, besonders die von Baß, dem Entdecker der Baßstraße, 1797, die von demselben und von Flinders durchgeführte Umschiffung von Tasmania 1798, die Erforschung der Moretonbai durch Flinders 1799, die Aufnahme der Küste des jetzigen Victoria durch Grant 1800. Bald darauf führte die Vermutung, daß zwischen dem so wenig bekannten Carpentariagolf und dem noch ganz unerforschten Teil der Südküste zwischen den Entdeckungen von d'Entrecasteaux und Grant ein Kanal [* 18] den Kontinent durchschneiden könne, zur Absendung zweier großer Expeditionen von Europa [* 19] aus, einer französischen unter Baudin, die von 1801 an Tasmania und die ganze.
Süd- und Westküste des Kontinents, doch größtenteils auf sehr ungründliche Weise erforschte, und einer englischen unter Flinders seit 1802, der man die trefflichen Aufnahmen der ganzen Südküste, des Teils der Ostküste von Port Stephens bis Kap Palmerston, des Barrierriffs und des ganzen Carpentariagolfs verdankt, das Glänzendste, was bisher Europäer an den australischen Küsten geleistet haben. Erst nach der Beendigung des großen Kriegs gegen Napoleon I. übertrug die englische Regierung die Fortsetzung dieser Küstenaufnahme dem Kapitän King, der 1817-24 in vier Reisen die nordöstliche, nördliche, nordwestliche und westliche Küste mit sehr anerkennenswerter Gründlichkeit erforscht hat (mit einziger Ausnahme des Golfs, in den der Victoriafluß fällt, und des Teils der Nordwestküste zwischen dem Kap Levesque und dem Dampierarchipel).
Später wurde zur Ausfüllung dieser Lücken und genauerer Aufnahme einzelner derselben besonders bedürftiger Küstenteile 1837 Kapitän Wickham, dem 1841 Kapitän Stokes gefolgt ist, abgesandt; beide haben mit dem besten Erfolg verschiedene Punkte der Nordwestküste und der nördlichen Küste erforscht (Wickham entdeckte den Fluß Victoria wie Stokes den Albert und den Flinders). Die Notwendigkeit, den nächsten Verbindungsweg zwischen den Kolonien des östlichen Australien und Indien genau kennen zu lernen, hatte später noch drei Expeditionen zur Folge, von denen die erste des Kapitäns Blackwood 1842-1845 uns mit der Nordostküste des Kontinents, dem Barrierriff und seinen Kanälen, den Pässen und Inseln in der Torresstraße bekannt gemacht hat, während die zweite des Kapitäns Owen Stanley 1847-1850, deren Hauptzweck eigentlich die Erforschung des südöstlichen Neuguinea gewesen ist, nicht unbedeutende Erweiterungen der Blackwoodschen Forschungen zur Folge hatte; die dritte endlich, von Kapitän Denham 1859-60, war hauptsächlich der Erforschung des sogen. Korallenmeers gewidmet und führte zur Feststellung des besten Wegs durch dasselbe zur Torresstraße.
Die ersten Versuche, in das Innere einzudringen, welche naturgemäß von Neusüdwales ihren Ausgangspunkt nahmen, scheiterten an der Rauheit der hinter den ersten Ansiedelungen sich erhebenden Blauen Berge; erst 1813 erfolgte die Überschreitung derselben und die Entdeckung der schönen Weidegründe von Bathurst, gleichzeitig auch der beiden größern Ströme Lachlan und Macquarie. Den fernern Lauf derselben zu erforschen, übertrug man Oxley, der 1817 dem erstern Fluß bis in die Nähe seiner Mündung folgte, 1818 den Lauf des andern entdeckte und zugleich auf der Rückkehr die Liverpoolebenen und den Hastingsfluß auffand.
Die erste Bekanntschaft, die man dabei mit der wenig anmutenden Natur eines australischen Tieflandes machte, führte die Kolonisten dahin, ihre Thätigkeit lieber der Erforschung des längs der Küste sich hinziehenden Gebirgslandes zuzuwenden, und in zehn Jahren wurde dasselbe von 27-38° südl. Br. bekannt, hauptsächlich durch die Reisen Allen Cunninghams 1827 über die Liverpoolebenen und das westliche Neuengland nach den Darling Downs, dem Küstenland des Brisbaneflusses und der Moretonbai, sowie durch die Humes, Howells und Hiltons, welche den Murrumbidschi und den Murray entdeckten und Port Phillip erreichten.
Darauf wurde Kapitän Sturt beauftragt, die Erforschung der beiden von Oxley entdeckten Gebirgsflüsse noch einmal zu unternehmen. Er fand 1828 den Sumpfsee des Macquarie vollständig trocken und drang darüber hinaus vor bis an einen viel größern Fluß, den Darling, den man sogleich und ganz richtig mit den von Cunningham gefundenen Gebirgsströmen in Verbindung setzte; 1829 befuhr er den Murrumbidschi, wobei er entdeckte, daß der Lachlan sich in denselben ergießt, bis an seine Mündung in den Murray, den er bis an seinen Ausfluß [* 20] in die Encounterbai verfolgte. Dem Major Mitchell gelang es 1831, die Entstehung des Darling aus der Verbindung der Flüsse [* 21] Namoi und Barwan nachzuweisen; 1835 erforschte er den Darling bis in die Nähe seiner Mündung, 1836 folgte er dem Murray und bestimmte seine Verbindung mit dem Darling, auf der Rückreise entdeckte er das Gebiet des jetzigen Victoria, das er Australia felix nannte.
Die Gründung der Kolonie Südaustralien und der Stadt Adelaide 1836 war eine Folge der günstigen Berichte, die Sturt von dem Mündungsland des Murray entworfen hatte. Die ersten Unternehmungen der Kolonisten führten dahin, das Land bis zur Spitze des St. Vincentgolfs kennen zu lernen. 1839 dehnte Eyre diese Untersuchungen bis zur Spitze des Spencergolfs, zum Torrenssee und westlicher bis zur Gawlerkette aus; 1840 erforschte er das nördliche Ende der Flinderskette, von der aus er das südaustralische Tiefland mit seinen Seebecken erblickte, die er irrtümlich für zusammenhängend hielt, und unternahm dann unter unsäglichen Beschwerden den Weg zu Lande längs der Küste bis zum King George-Sund. - Die 1829 am Schwanenfluß gegründete Kolonie Westaustralien ward Veranlassung einer Reihe von Unternehmungen zur Erforschung des Innern, durch welche die Darlingberge, die Bergzüge im N. des King George-Sundes, der untere Lauf des Murchison und die Küsten der Sharksbai bekannt wurden. 1858 erreichte Frank Gregory vom Murchison aus nördlicher das Thal [* 22] des Gascoyne, erforschte es bis an seine Mündung und entdeckte 1861 von der Nickolbai den ganzen nördlichen Teil des westaustralischen Berglandes und die Thäler der Flüsse Ashburton, Fortescue und De Grey.
Nachdem so die um die kolonisierten Teile der Küstenlandschaften sich ausbreitenden Gebirgsländer erforscht waren, begannen seit der Mitte dieses Jahrhunderts die mit so außerordentlichen ¶
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Anstrengungen und seltener Ausdauer unternommenen Versuche, den Kontinent und zwar zuerst in der Richtung von S. gegen N. zu durchschneiden. Der erste, welcher ebensolchen Versuch machte, war der Deutsche [* 24] Leichhardt. Durch längern Aufenthalt in den nördlichsten Teilen der Kolonie Neusüdwales mit dem Land hinlänglich bekannt, unternahm er 1844 seine große Reise von der Moretonbai nach Port Essington, das er nach 15 Monaten erreichte. Er ist dadurch der Entdecker von Queensland und Nordaustralien geworden.
Dieser Erfolg trieb ihn darauf zu einem andern Versuch, den Kontinent von O. nach W. zu durchziehen. Die erste Unternehmung 1846 schlug gänzlich fehl, auf einer zweiten 1847 wählte er das inzwischen entdeckte Thal des Barku zum Weg in das Innere; allein er kehrte nicht zurück, und alle Anstrengungen, sein Schicksal zu erforschen, sind erfolglos geblieben. Die weitere Untersuchung von Queensland ist später namentlich durch zwei Expeditionen gefördert worden. Die des Landmessers Kennedy 1848 hatte den Zweck, von der Rockinghambai aus den nordöstlichen Teil des Landes bis zum Kap York zu erforschen, endete aber mit dem Untergang des Leiters und fast aller seiner Reisegefährten. 1855 erforschte August Gregory den von Wickham entdeckten Victoriafluß, drang in das westliche Tiefland Australiens ein und kehrte am Carpentariagolf nach Queensland zurück.
Bald nach Leichhardt brach 1845 der Major Mitchell auf, um einen von den Bergen [* 25] des östlichen Australien zum Carpentariagolf führenden Fluß zu finden; er entdeckte dabei den Zusammenhang des Balun mit dem Condamine und Darling und das Thal des Belyando und glaubte den gewünschten Fluß im Barku gefunden zu haben, dem er eine Strecke gegen W. folgte. Aber Kennedys (dessen trauriges Ende oben erwähnt ist) fernere Untersuchung dieses Flusses 1847 ergab, daß er sich nach SW. wendet, und Aug. Gregory zeigte 1858, daß der Barku mit dem Cooper identisch ist.
Während diese Versuche, die Nordküste zu erreichen, von Neusüdwales ausgegangen waren, wurden auch schon früh ähnliche von Südaustralien unternommen. Gleichzeitig mit Leichhardt unternahm es Kapitän Sturt, der Entdecker des Murray und Darling, vom letztern Fluß aus nach N. in das Innere einzudringen, und kam dabei über die Berge der Stanley- und De Grey-Kette bis in die öden Gegenden am Barku (seinem Cooper) und in das Mündungsland dieses Flusses. Von größter Wichtigkeit für die Kenntnis des Kontinents waren aber zwei Reisen zur Durchquerung desselben von N. nach S. Zu diesem Zweck wurde 1860 von Melbourne aus eine Expedition unter Robert O'Hara Burke abgesandt; Burke ließ seine Reisegefährten teils am Darling, teils am Cooper zurück und gelangte, nur von drei Männern begleitet, in die Nähe des Carpentariagolfs.
Aber bei der Rückkehr fand er die Seinen am Cooper nicht mehr vor und kam mit seinem Begleiter Wills auf jammervolle Weise um. Auf die erste Kunde, daß er im Innern zurückgeblieben sei, sandte man 1861 sogleich Howitt ihm zu Hilfe, der seinen Tod erfuhr und auf einer zweiten Reise. 1862 seine und Wills' körperliche Überreste nach Melbourne brachte, den überlebenden King aber aus seiner schrecklichen Lage befreite. Fast zu gleicher Zeit sandte man drei Expeditionen (zwei aus Queensland und eine aus Südaustralien) ab, nach dem Verschwundenen zu forschen.
Die erste führte Landsborough zur See nach der Mündung des Albertflusses, untersuchte das Thal des Gregory und die Gegenden südlich davon und kehrte durch die Thäler des Flinders und Thomson zum Barku und in die bewohnten Distrikte zurück. Fast auf demselben Weg zog Walker [* 26] von Queensland aus zur Mündung des Albert in entgegengesetzter Richtung aus und durchschnitt auf der Rückreise das nördliche Queensland im Thal des Burdekin. M'Kinlay endlich begab sich von Südaustralien in das Mündungsland des Barku, dessen auffallende Bildung durch ihn zuerst bekannt wurde.
Hier von Burkes indessen erfolgtem Tod unterrichtet, setzte er dennoch die Reise fort und erreichte auf einem Weg, der nur wenig östlich von dem von Burke eingeschlagenen liegt, die Küste von Carpentaria. Fast zugleich mit Burke unternahm M'Donall Stuart vom nordwestlichen Südaustralien aus eine Durchschneidung des Kontinents. Er ging auf seiner ersten Reise mit nur zwei Begleitern vom Eyresee 1860 aus und durchschnitt das zentralaustralische Bergland bis in seine nördlichen Teile, wo ihn unter 19° südl. Br. die Feindseligkeit der Ureinwohner zur Rückkehr nötigte.
Die zweite Reise führte ihn bis an das äußerste Ende desselben Berglandes, aber erst auf der dritten Reise erreichte Stuart das Ufer des Vandiemengolfs. Das wichtigste Resultat war neben der Ansiedelung des Nordterritoriums mit Palmerston am Port Darwin die Anlage der großen Überlandtelegraphenlinie von Port Augusta am Spencergolf bis Port Darwin, welche 1872 vollendet wurde und nachmals zur Basis oder zum Ziel einer ganzen Reihe von nun folgenden Erforschungsreisen gedient hat.
Warburton, welcher schon 1866 die Ufer des Eyresees und den untern Lauf des Cooper erforscht hatte, ging 1873 im Auftrag des reichen Herdenbesitzers Sir Thomas Elder nördlich von der Alice-Telegraphenstation aus und erreichte nach unsäglichen Beschwerden den De Grey-Fluß an der Nordwestküste des Kontinents. Die von ihm durchzogene Strecke war wüst und im höchsten Grad wasserarm. Nicht besser waren die Erfahrungen, welche John Forrest machte. Derselbe hatte schon 1869 von Perth aus einen Vorstoß nach NW. über die Salzsümpfe Barlee u. a. unternommen, war dann 1871 an der Südküste entlang Eyres Route in umgekehrter Richtung gefolgt und so nach Adelaide gelangt und durchmaß nun 1874 die ganze Strecke von der Westküste bis zum Überlandtelegraphen, den er, dem Lauf des Alberga folgend, erreichte.
Parallele [* 27] Linien mit dieser letzten Reiseroute zog Giles, der 1872 in seinen Exkursionen vom Überlandtelegraphen den großen Amadeussee entdeckt hatte, zuerst 1875 im S. von O. nach W. und 1876 in umgekehrter Richtung nördlich von Forrests Reiseroute. Als Resultat hat sich ergeben, daß das ungeheure Gebiet westlich vom Überlandtelegraphen bis nahe an die Westküste hin eine trostlose, für jegliche Ansiedelung unbrauchbare Wüste ist, in welcher in weiten Entfernungen verstreute Quellen kleine Oasen bilden.
Vom untern Cooper ausgehend, erforschte Hodgkinson 1876 die an der Westgrenze Queenslands gelegenen Striche, ging vom Herbert zum Leichhardt und kehrte, diesem auswärts, später dem Diamentina folgend, zurück. Die noch völlig unbekannte Gegend westlich von dem Überlandtelegraphen bis zur queensländischen Grenze erforschten 1878 Barclay und Winnecke, von denen letzterer bis nahe an die Grenze selbst gelangte. John Forrest bereiste ebenfalls 1878 die Nordwestküste von Ashburton, Fortescue und De Grey, und Alexander Forrest entdeckte auf seiner 1879 unternommenen Reise vom Kingsund am Fitzroy ¶
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aufwärts und sodann zur Catherinestation des Überlandtelegraphen ein wohlbewässertes und grasreiches Land, das sich nicht allein zur Viehzucht, auch zum Anbau tropischer Produkte sehr wohl zu eignen scheint.
Die Litteratur über Australien ist eine außerordentlich reiche. Neben den oft sehr umfangreichen Berichten der Forschungsreisenden (Stuart, Landsborough, Forrest, Giles) und den Jahresberichten der wissenschaftlichen Gesellschaften in Sydney, Melbourne, Adelaide und Hobart nennen wir für die Entdeckungsgeschichte: Howitt, The history of discoveries in Australia, Tasmania and New Zealand (Lond. 1866, 2 Bde.);
Woods, History of the discovery and exploration of Australia (das. 1865, 2 Bde.);
für die Geographie des Kontinents und seine wirtschaftliche Entwickelung: Sidney, The three colonies of Australia: New South Wales, Victoria, South Australia (das. 1853; deutsch, Hamb. 1854);
E. Jung, Der Weltteil Australien, Bd. 1 u. 2 (Leipz. 1883);
Seelhorst, in seinen Weltausstellungjahren (Augsb. 1882);
Christmann und Oberländer, Australien (Leipz. 1880);
Wallace, Australasia (Lond. 1880);
»The Australian Handbook« (jährl. in London [* 29] erscheinend);
für die Ureinwohner: R. Brough Smyth, The Aborigines of Victoria (Melbourne 1878, 2 Bde.), das auch die übrigen Eingebornen des Kontinents und Tasmanias behandelt;
Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 5 (Leipz. 1871).
Karten: Ravenstein, General map of Australia and Tasmania (2. Aufl., Edinb. u. Mainz [* 30] 1857, 4 Blätter);
Hemkes, Kaart van Australië (Leid. 1862, 6 Blätter);
Petermann, Australien nach dem Stande der geographischen Kenntnis in 1871 (mit Text von Meinicke, Gotha [* 31] 1871, 8 Blätter);
Australien J. ^[Alexander John] Skene, Map of Continental Australia (Melbourne 1879).